Einführung in die Eroberung Kanaans
Also die Kapitel fünf bis vierundzwanzig des Buches Josua. Das wäre eine Möglichkeit, dass wir diese einfach gemeinsam lesen, reihum, wobei jeder ein halbes Kapitel liest. So würden wir die Zeit miteinander im Wort Gottes verbringen.
Wir können natürlich nicht auf alles eingehen. Ich möchte versuchen, in dieser ersten Stunde, die wir machen, bereits einige Schwerpunkte aus den Kapiteln sechs bis zwölf zu unterstreichen. In der zweiten Stunde können wir dann je nach Zeit noch verschiedene weitere Themen aus dem zweiten Teil behandeln.
Mit Kapitel sechs beginnen die eigentlichen Eroberungen. Wir lesen die ersten neun Verse von Josua Kapitel sechs:
„Und Jericho hatte seine Tore geschlossen und war verriegelt vor den Kindern Israel; niemand ging aus und niemand ging ein. Und der Herr sprach zu Josua: Siehe, ich habe Jericho und seinen König und die streitbaren Männer in deine Hand gegeben. Und ihr sollt die Stadt umziehen, alle Kriegsleute einmal rings um die Stadt her; also sollt ihr es sechs Tage tun. Und sieben Priester sollen sieben Halbposaunen vor der Lade hertragen. Am siebten Tag sollt ihr die Stadt siebenmal umziehen, und die Priester sollen in die Posaunen stoßen. Es soll geschehen, wenn man das Lärmhorn anhaltend bläst und ihr den Schall der Posaune hört, dass das ganze Volk ein großes Geschrei erheben soll. Dann wird die Mauer der Stadt an ihrer Stelle einstürzen, und das Volk soll hinaufsteigen, jeder gerade vor sich hin.“
Josua, der Sohn Nuns, rief die Priester und sprach zu ihnen: „Nehmt die Lade des Bundes auf, und sieben Priester sollen sieben Halbposaunen vor der Lade des Herrn hertragen.“ Er sprach zu dem Volk: „Geht hin und umzieht die Stadt, und die Gerüsteten sollen vor der Lade des Herrn hergehen.“
Es geschah, als Josua zu dem Volk geredet hatte, da zogen die sieben Priester hin, die die sieben Halbposaunen vor dem Herrn hertrugen, und stießen in die Posaunen. Die Lade des Bundes des Herrn folgte hinter ihnen her. Die Gerüsteten zogen vor den Priestern her, die in die Posaunen stießen, und der Nachzug ging hinter der Lade her, während sie fortwährend in die Posaunen stießen.
Gottes Verheißung und menschliche Verantwortung
Ein Bemerkenswertes aus diesem Abschnitt ist, dass der Herr erneut die Verheißung gibt, wie zu Beginn des Buches. Er sagt: „Ich habe euch diese Stadt in die Hand gegeben.“ Am Anfang des Buches sagte er: „Ich habe euch dieses ganze Land gegeben.“
Das zeigt Gottes Willen, seinen Ratschluss und seine Absicht, seinen Vorsatz. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Israeliten später nicht genau das tun mussten, was Gott verordnete. Nur so konnte sich seine Absicht erfüllen und seine Verheißung Wirklichkeit werden.
Wir sehen hier erneut zwei Seiten, die wir bereits in der Einleitung des Buches festgestellt haben. Einerseits hängt alles von Gottes Gnade ab, von seiner Treue und von der Treue Josuas, der alles für uns erworben hat. Andererseits hebt das unsere Verantwortung nicht auf. Im Gegenteil: Gerade diese Gnade macht uns verantwortlich, weil wir nun befähigt sind, Gottes Willen zu tun.
Deshalb sind wir verantwortlich, den Weg zu gehen, den Gott uns zeichnet, um die Verheißungen zu erlangen. Dieses Prinzip gilt allgemein für unser ganzes Glaubensleben und nicht nur für die Geschehnisse dieses Kapitels.
Die erste Stadt als Symbol des Widerstands
Was lernen wir an der allerersten Stadt?
Die erste Stadt, die die Israeliten auf Gottes Geheiß einnehmen, steht stellvertretend für den gesamten Widerstand, den der Feind aufbringt, um die Absichten Gottes zu vereiteln. Der Teufel hat viele Namen; im Buch der Offenbarung werden vier davon genannt. Einer dieser vier Namen ist Satan. Das Wort Satan ist hebräisch und bedeutet „widerstehen“. Er ist also derjenige, der den Absichten Gottes trotzt und sich dem Willen und den Plänen Gottes entgegenstellt.
Wenn wir nun als Erlöste Gottes gehören und seinen Willen für unser Leben angenommen haben, dann wünschen wir, dass sich sein Wille und seine Absichten durch uns entfalten. In diesem Fall wird uns der Widerstand des Satans in den Weg treten. Denn der Vater des Widerstands trotzt und widersetzt sich immer Gott und seinen Wegen.
Widerstand ist also ein Zeichen dafür, dass wir auf dem Weg Gottes gehen. Auf diesem Weg ist der Widerstand des Feindes ganz sicher. Er widersteht nicht denen, die seine Absichten ausführen. Diese lässt er ruhig schlafen, wie Johannes 5,19 sagt: Die ganze Welt liegt im Bösen. Das bedeutet, sie ruht. Die ganze Welt ruht in den Armen des Bösen wie ein schlafendes Kind. Diese Ruhe stört Satan nicht.
Aber er beginnt, Widerstand zu leisten gegen diejenigen, die in dieser Schöpfung und in dieser Welt die Berufung Gottes ausleben wollen. Die Berufung Gottes führt nach oben, in Christus Jesus. Sie leben für die Absichten des Gottes des Himmels.
Dieser Widerstand richtet sich gegen das Einnehmen unseres Erbes. Zuerst hielt die Welt uns gefangen und betäubte uns. Nachdem uns die Augen geöffnet wurden und wir herausgerettet sind aus der Welt, widersteht uns dieselbe Welt jetzt. Sie versucht, uns daran zu hindern, die Verheißungen Gottes zu erlangen und nach den Gedanken Gottes zu leben.
Der Fürst dieser Welt stellt sich uns entgegen.
Bedeutung des Namens Jericho und die Welt der Sinne
Der Name der Stadt Jericho bedeutet „Mondstadt“. Das hängt damit zusammen, dass man in dieser Stadt offenbar den Mond und andere Himmelskörper als Gottheiten verehrte. So war es bei allen kanaanäischen Religionen: Sie verehrten die Schöpfung anstelle des Schöpfers.
Die Kanaanäer verehrten jene Kraft, die im Wetter steckt, und sie nannten diese Kraft Hadad. Die Syrer bezeichneten ihn als Wettergott. Heutzutage meinen viele Menschen, diese Völker seien noch sehr primitiv gewesen, weil sie glaubten, ein Gott laufe im Himmel herum und trete auf den Wolken. Darum donnere es, und wenn dieser Gott zornig sei, blitze es.
Wir wissen heute, woher Blitze und Donner kommen – die Menschen sind jetzt klüger geworden. Dabei glaubt der moderne Mensch genau dem gleichen Aberglauben wie die Menschen der Antike. Er meint nämlich, dass die Kräfte, die unser Dasein bestimmen, diejenigen seien, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. Also die unpersönlichen Kräfte, die der Materie innewohnen. Diese betet heute noch der Gottlose an. Diese Kräfte sind sein Gott.
Diese Welt – die Welt der Sinne, die Welt, die er mit seinem Verstand erfassen kann, die Welt, die er sich denken kann, die Welt, die er sieht, tastet und fühlt – das ist seine Welt. Eine jenseitige Welt, ein jenseitiger Gott, der alles geschaffen hat, hat in seinem Denken und Herzen keinen Platz.
Genauso war es in Jericho, und darum ist der Name sehr bezeichnend: Man betete ein Stück der Schöpfung an. Der Mond ist ja nur ein Teil der Schöpfung, nicht der Schöpfer. Es ist eine Urtorheit des Menschen, dem Geschöpf mehr Verehrung und Dienst zu erweisen als dem Schöpfer, der gepriesen ist in Ewigkeit (Römer 1,25).
Der Geist der Welt ist ungeheuer stark. Darum müssen wir beständig als Gottes Erlöste und als Gottes Erwählte das Angesicht Gottes suchen. Wir müssen beständig in seinem Wort seine Stimme vernehmen und hören. In beständigem Glauben an den jenseitigen Gott, der über dieser Schöpfung steht, sollen wir unseren Weg gehen.
Nur in diesem Glauben, in diesem Vertrauen auf Gott und in dieser Abhängigkeit von ihm wird uns die Welt – das, was das Weltsystem ausmacht und uns gefangen hält – nicht hindern oder aufhalten können, unseren Weg zu gehen und unsere himmlische Berufung auszuleben.
Das Wesen der Welt und der Sieg des Glaubens
Nun, was ist das Wesen der Welt ferner? Ein weiteres, das die Apostel sagen zum Wesen der Welt, ist, dass sie anstatt des Schöpfers das Geschöpf ehrt. Anstatt Gott als Gott zu erkennen, macht sie die Schöpfung zum letzten und höchsten Prinzip.
Was ist ferner das Wesen dieser Welt? Wie dankbar sind wir, dass Gott es uns gesagt hat! Wenn wir das glauben, was er uns gesagt hat, dann verliert die Welt ihre Macht über uns. Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
Was ist ferner das Wesen der Welt? Johannes sagt, was auch Paulus diesbezüglich sagt: 1. Johannes 2,17: Die Welt vergeht. So einfach. Die Welt vergeht. Diese Welt ist nicht ewig. Die Materie ist nicht ewig, diese Welt ist nicht ewig, ich lebe nicht ewig. Und doch bewegt sich der Mensch in dieser Illusion. Verstandesmäßig weiß er zwar, dass wir alle sterben müssen, aber die Illusion, dass er und diese Welt ewig seien, dass er immer bleibe, dass sich nie etwas ändere und dass nur diese Welt gebe, hält ihn so gefangen, dass sein ganzes Leben entsprechend eingerichtet ist.
Johannes sagt: Die Welt vergeht und ihre Lust. Und was ist Lust? Ist das nicht all jene Kräfte, die uns an das Vergängliche binden? Das kann sportlicher Ehrgeiz sein, akademischer Ehrgeiz, beruflicher Ehrgeiz, aber auch grobe Lüsternheit, Geldgier oder tausend andere Dinge. Das ist die Lust, wie sie neutestamentlich gebraucht wird. Und die Welt vergeht und ihre Lust.
Paulus sagt etwas ganz Ähnliches in 1. Korinther 7,31: Denn die Gestalt dieser Welt vergeht. Das ist die Welt. Also eine riesige, aber ungeheuer imposante Seifenblase. Es ist wirklich wie Jericho. Wenn man Jericho mit den Mitteln betrachtet, die uns als Menschen zur Verfügung stehen, also mit unseren Sinnen, dann ist das eine Stadt mit hohen, unüberwindbaren Mauern, ein Bollwerk.
Aber der Glaube ändert alles. Weil die Israeliten hier im Glauben handeln, im Vertrauen auf ihren Gott, sich von ihm abhängig machen und sich auf ihn stützen, fällt mit einem Mal diese Mauer und ist nichts mehr da. Genau so ist die Welt: Wenn wir sie mit den Augen des Glaubens sehen, dann überwinden wir sie.
1. Johannes 5,4-5: Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
Die Bundeslade als Zeichen der Gegenwart Gottes
Gott will, dass die Israeliten die Bundeslade, als Zeichen der Gegenwart Gottes, von den Priestern tragen lassen und damit um die Stadt führen. So zeigen sie, wer und was ihre wahre Kraft ist und wem sie unterworfen sind. Die Bundeslade wird an einigen Stellen auch „Thron des Herrn“ genannt.
In Psalm 80, Vers 1 heißt es: „Hirte Israels, nimm zu Ohren, der du Josef leitest wie eine Herde, der du thronst zwischen den Cherubim.“ Dort thronte Gott, der Gott Israels.
Hier ist ein Volk, das dem Willen Gottes vollkommen unterworfen ist und dies auch bezeugt und bekennt. Sie glauben an den, dem sie gehorchen und untertan sind – den, der Himmel und Erde geschaffen hat und sie erlöst hat. Sie gehören ihm rechtmäßig und bekennen dies, indem sie die Stadt Jericho mit der Bundeslade siebenmal umziehen.
Durch diesen Umzug bekennen sie, wer der wahre Herr und Herrscher ist. Sie zeigen, dass über der Schöpfung ein Schöpfer steht und dass eines Tages alles ihm unterworfen sein wird. Bis zu diesem Tag, an dem er die Welt richtet, folgen sie ihm, dienen ihm, vertrauen ihm und sind ihm untertan.
Diese sieben Tage vor Jericho entsprechen gleichzeitig der ganzen Zeit, die wir noch in der Welt sind. Sieben Tage sind eine vollständige, in sich abgeschlossene Periode. Die Posaunen künden, wie wir im Buch der Offenbarung lesen, dass der Herr kommt.
Er wird kommen und diese Welt richten. Es gibt einen Tag, an dem alles Hohe und Erhabene erniedrigt werden wird – alles Machwerk des Menschen, alle Gedanken- und Werkgebilde des Menschen. All diese Dinge werden erniedrigt und niedergeworfen in den Staub vor dem, der Himmel und Erde geschaffen hat und besitzt.
Die Eroberung Jerichos als Zeugnis göttlicher Macht
Die Eroberung Jerichos ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, wer die Kraft Israels war – nicht sie selbst. Die Mauern fielen nicht durch die Ramböcke, die sie aufstellten. Die Stadt fiel auch nicht, weil die Israeliten sie so lange belagerten, bis sie ausgehungert und ausgedurstet war. Vielmehr fiel die Stadt vor ihrem Gott.
Als Grundtenor durch dieses ganze Buch sagte Gott schon einleitend zu Josua: „Ich bin mit dir.“ Darum wird niemand vor dir bestehen können, denn wer dir entgegentritt, tritt mir entgegen. Das ist aber nur dann der Fall und nur so lange, wie wir unserem Herrn untertan sind, ihm vertrauen und seinem Willen folgen. Wenn tatsächlich die Bundeslade, der Thron Gottes, uns führt, dann ist das der Fall.
Wenn die Bundeslade zeigt, dass der große Gott und Schöpfer, der Erlöser und Retter Israels, für Israel ist, dann ist seine ganze Macht und Stärke für Israel. Dann muss auch alles für ihn sein. Darum darf Israel von all dem, was zu Jericho gehört, nichts für sich nehmen. Nichts! Alles muss entweder gerichtet, verbannt oder alles Silber, alles Gold und alles Erz in den Schatz des Herrn gegeben werden. Das steht in den Versen 18 bis 20:
„Ihr aber hütet euch nur vor dem Verbannten, damit ihr nicht verbannt werdet und doch von dem Verbannten nehmt und das Lager Israels zum Banne macht und es in Trübsal bringt. Und alles Silber und Gold samt den ehrenden und eisernen Geräten soll dem Herrn heilig sein; in den Schatz des Herrn soll es kommen.“
Wenn wir ein wenig darüber nachdenken, begreifen wir, dass das ganz logisch ist. Es muss so sein. Wenn der Herr uns nicht nur erschaffen, sondern auch erkauft hat – das genügt ja schon, dass er volles Anrecht auf uns hat –, und wenn er auch noch für uns ist und unsere Feinde vor uns niederwirft, dann dürfen wir doch nichts von alledem für uns beanspruchen. Dann müssen wir alles dem Herrn wiedergeben.
Das ist wirklich so: Wir können dem Herrn nicht dienen und ihm nachfolgen und dabei Hintergedanken haben. Das geht nicht. Man kann Gottseligkeit nicht als Mittel zum Gewinn benutzen. Es geht nicht, denn dann ist das keine Gottseligkeit mehr, sondern Götzendienst des Eigenwillens, der Selbstsucht, des Suchens eigener Ziele. Es ist unmöglich.
Gott hat mit Jericho ein Zeichen gesetzt. So wie die Stadt fiel, war das ein Zeichen der Macht Gottes und auch der Absicht Gottes. Er setzte auch ein Zeichen, dass sich nur einer an diesem Grundsatz vergriff: dass Gott ihre ganze Stärke ist, dass sie ihm alles verdanken, dass er alles für sie tut und darum alles ihm gehören muss. Alles muss ihm untertan sein. Alles, was ich bin und habe, gehört ihm und sonst niemandem.
Einer vergriff sich an diesem Grundsatz, und Gott hat das zeichenhaft für alle nachfolgenden Zeiten zum Bezeugnis behandelt und die Sünde Achans gerichtet.
Parallelen zur Apostelgeschichte und das Prinzip der Ehrlichkeit vor Gott
Etwas ganz Ähnliches finden wir in der Apostelgeschichte. Die Apostelgeschichte, die in vielem dem Buch Josua ähnlich ist, wie wir gesehen haben, offenbart Gottes Macht und Stärke für die Seinen.
Wir sehen in den ersten Kapiteln, wie Gott seine Macht für die Seinen entfaltet und wie seine Feinde – die Feinde des Sohnes Gottes, Feinde der Sache Gottes, des Evangeliums Gottes – zu Schanden werden. Er öffnet sogar ein Gefängnis, die Gefängnistore, in Apostelgeschichte 5.
Dort wird uns gezeigt, wie zwei Mitglieder der Gemeinde in Jerusalem, Ananias und Saphira, etwas für sich behalten. Sie tun so, als würden sie in den Heerscharen, in den Schlachtreihen Gottes marschieren. Dabei lügen und heucheln sie, denn in Wirklichkeit marschieren sie nur, um sich selbst zu bereichern, angesehen zu sein, von anderen anerkannt zu werden und gut dazustehen. Sie suchen ihr Eigenes, und Gott richtet sie daraufhin auf der Stelle.
Das geschieht, um uns zu zeigen, wie unmöglich das ist, wie das nicht geht. Wir müssen wissen, wem wir glauben, wem wir gehören, wem wir gehorchen und wem wir dienen. Wir müssen uns in unserem Herzen entscheiden, wem wir dienen wollen. Wenn wir ihm dienen, dann gehört alles ihm. Er ist ganz für uns, aber dann gehört alles ihm. Dann ist nichts mehr für uns.
Dieser wunderbare Satz, der auf den Lippen Abrahams war und den auch erlebte, als Gott ihm Sieg gab, wird in 1. Mose 14 beschrieben. Dort sehen wir, wie Abraham mit einer Handvoll Männer fünf Könige schlägt. Das war eine beachtliche Leistung, mehr als ein Husarenstreich. Hier sehen wir, wie er einen Sieg erringt.
Der Hebräerbrief lässt uns den Hintergrund dieses Sieges erkennen. In Hebräer 7 wird der Zusammenhang deutlich, wie es möglich war, dass Abraham diese Könige schlagen konnte. Das war nur möglich, weil Gott für ihn war.
Hebräer 7,1: „Dieser Melchisedek, König von Salem, Priester Gottes des Höchsten, der Abraham entgegenging, als er von der Schlacht der Könige zurückkehrte – er hatte sie geschlagen, gedroschen in der Kraft Gottes –, segnete ihn.“
Hier wird deutlich, dass Abraham die Könige nur schlagen konnte, weil sein Gott für ihn war, weil ein Priester für ihn war und sich für ihn vor Gott verwendete.
In 1. Mose 14 sehen wir dann, wie der König von Sodom Abraham etwas geben will. Der König von Sodom war einer der Geschädigten dieser fünf Könige und will Abraham dafür belohnen.
1. Mose 14,21: „Der König von Sodom sprach zu Abraham: ‚Gib mir die Seelen, und die Habe behalte für dich.‘“
Abraham antwortete dem König von Sodom: „Ich hebe meine Hand auf zum Herrn, zu Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde besitzt: Wenn ich vom Faden bis zum Schuhriemen irgendetwas nehme von dem, was dein ist, auf dass du nicht sagen kannst: ‚Ich habe Abraham reich gemacht‘ – nichts für mich!“
Genau dasselbe sehen wir vor Jericho: nichts für euch, alles für Gott. Das ist unsere wahre Glückseligkeit. Er ist für uns, und wenn wir das im Glauben annehmen, dann wird auch von unserer Seite alles für ihn sein – nichts für mich.
Wie glückselig ist das Herz, wenn es solche Stunden, solche Zeiten erleben darf, in denen diese Wirklichkeit erfahrbar wird!
Lektionen aus der Eroberung Jerichos
Ausharren im Glauben
Die Eroberung Jerichos ist auch eine Lektion des Ausharrens. Ich weiß nicht genau, wie groß die Stadt Jericho war. Weiß das jemand? Man kennt verschiedene Phasen dieser Stadt, denn sie wurde mehrmals gebaut, wieder abgerissen und zerstört.
Nehmen wir an, die Stadt hätte einen Durchmesser von einem Kilometer gehabt – das wäre wohl zu hoch gegriffen. Vielleicht eher ein halber Kilometer als geschlossene, kanonische Stadt. Wenn der Durchmesser also etwa einen halben Kilometer beträgt, müsste man, um die Stadt herumzugehen, mindestens zwei Kilometer oder sogar etwas mehr zurücklegen, oder nicht? Ich rechne mal nach: Der Umfang beträgt ungefähr das Dreifache des Durchmessers. Man kann natürlich nicht direkt an der Mauer entlanggehen, sondern etwas weiter entfernt. Also waren es mindestens zwei, drei, vielleicht sogar vier Kilometer, die man zurücklegen musste.
Ja, das war doch immerhin ein Marsch. Am ersten Tag marschierte man einmal um die Stadt herum, und dabei redete man nicht. Joshua hatte befohlen, dass man seine Stimme nicht hören lassen sollte. Am zweiten Tag wiederholte man das, und immer noch geschah nichts. Am dritten Tag das Gleiche. Es änderte sich nichts, die Stadt stand noch genau so da.
Die Rauchschwaden stiegen aus den Küchen auf, wo gekocht wurde. Niemand ging außen rein oder heraus, aber man sah, dass noch Leben in der Stadt war. Die Mauer war wie immer noch da. Am vierten Tag war es immer noch gleich, am fünften Tag ebenfalls. Man ging wieder um die Stadt, doch die Stadt stand noch unverändert da. Am sechsten Tag legte sich abends die Ruhe über die Stadt – noch unverändert.
Dann, am siebten Tag, ging man siebenmal um die Stadt herum – etwa dreißig Kilometer zu Fuß. Das erforderte Glauben und Ausharren. Wenn wir glauben, dann zeigt sich das daran, dass wir ausharren und nicht beim ersten Anzeichen von Enttäuschung aufgeben. So ist das Leben.
Wir können nur ausharren, wenn wir Gewissheit haben. Wir müssen Gott vertrauen, seinem Wort vertrauen und uns auf seinen Willen und seine Verheißungen stützen. Er ist mit uns, sonst könnten wir nicht ausharren. Sich selbst etwas einzureden hält einfach nicht stand, das bricht ein.
Darum ist es so wichtig, dass wir das lernen – das, was Joshua hier erfuhr. Bevor diese ganze Unternehmung begann, redete der Herr zu Joshua (Josua 6,2): „Und der Herr sprach zu Joshua.“ Das zeigt sich im ganzen Buch: Vor jeder erfolgreichen Unternehmung redete zuerst Gott. Dann handelte Joshua, und schließlich handelten die Israeliten im Glauben und Gehorsam.
Wenn Gott geredet hat, dann können wir ausharren. Darum sage ich es noch einmal: Wie wichtig ist es, dass wir lernen, die Stimme Gottes durch sein Wort zu hören – sein lebendiges Reden, das unser Herz und unser Gewissen überführt.
Der Sieg durch Glauben und Gehorsam
Ausharren – und dann haben wir ein schönes Zeugnis der Gewissheit.
Am siebten Tag lesen wir die Verse fünfzehn: „Und folgendes geschah am siebten Tag: Da machten sie sich früh auf, beim Aufgang der Morgenröte, und umzogen die Stadt auf diese Weise siebenmal. Nur am selben Tag umzogen sie die Stadt siebenmal.“
Und es geschah beim siebten Mal, als die Priester in die Posaunen stießen, da sprach Joshua zum Volk: „Erhebt ein Geschrei, denn der Herr hat euch die Stadt gegeben.“
Was? Wo gegeben? Ich sehe da nur Mauern.
Doch der Herr hat euch die Stadt gegeben, und weil sie es glaubten, erhoben sie ein Geschrei – bevor die Stadt fiel, bevor die Mauer fiel. Das war der Ausdruck der Gewissheit.
Solche Gewissheit wächst, wenn wir nach Gottes Willen und im Glauben ausharren. Das ist ein Zeichen dafür, dass wir nach Gottes Willen handeln und nach Gottes Willen gehen.
Schwierigkeiten werden uns dann nicht irre machen, sondern werden uns in unserem Ausharren nur noch bekräftigen. Der Glaube wird wachsen, stärker werden, die Gewissheit wird zunehmen – auch angesichts völlig unveränderter Umstände.
„Erhebt ein Geschrei, denn der Herr hat euch die Stadt gegeben“ – und dann diese Anweisung, alles zu verbannen und Silber, Gold und ehrne Geräte dem Herrn auszusondern, nichts für sich zu behalten.
Vers 20: „Und das Volk erhob ein Geschrei, und sie stießen in die Posaunen. Als das Volk den Schall der Posaunen hörte und ein großes Geschrei erhob, da stürzte die Mauer an ihrer Stelle ein.“
Das Volk stieg in die Stadt hinein, ein jeder gerade vor sich hin, und sie nahmen die Stadt ein.
Sie verbannten alles, was in der Stadt war – vom Mann bis zur Frau, vom Knaben bis zum Greise, und bis zu den Rindern, Schafen und Eseln – mit der Schärfe des Schwertes.
Die Gerechtigkeit Gottes im Gericht über Jericho
Und jetzt stellt sich die Frage: Warum hat Gott solche Anweisungen gegeben?
Es ist etwas, woran sich Menschen sehr gerne stoßen, und das wird immer wieder hervorgehoben und einem unter die Nase gerieben. Was ist denn das für ein Gott?
Nun, die eigentliche Antwort darauf ist die, so antwortet der Glaube auf solche Fragen. Wir stellen uns selbst ja vielleicht auch solche Fragen: Gott ist gerecht, er ist der Schöpfer. Hat er nicht das Recht, mit dem Seinen zu tun, wie es ihm beliebt? Das ist mal das Erste.
Und wenn wir nicht bereit sind, das anzunehmen, dann wollen wir uns vor Gott nicht demütigen. Dann suchen wir letztlich einen Grund, eine Ursache, um in unseren Herzen einen Widerspruch gegen Gott zu haben und eine Ausrede dafür, seiner Regierung und seinem Willen nicht zu gehorchen.
Er ist der Schöpfer, er ist Gott, er ist vollkommen gerecht. Hat er nicht das Recht, mit dem Seinen zu verfahren, wie es ihm beliebt? Wer hatte denn dieses Land geschaffen? Wer hatte denn dieses Land den Kanaanäern gegeben? Wer hatte ihnen Leben gegeben und die Fähigkeit, all diese guten Gaben zu genießen? Ja, wer denn? Hatte dieser Gott nicht das Recht, ihnen wiederzunehmen, was er ihnen gegeben hat?
Wir merken, was für eine Bosheit des Herzens es ist, den Schöpfer und Geber aller Dinge mit solchen Fragen zu hinterfragen.
Nun hat uns Gott darüber hinaus noch Angaben gegeben, die auch begründen, warum die Bewohner dieser Städte verdientermassen unter solches Gericht kamen. Einen Hinweis finden wir in 1. Mose 15, Vers 16: „Im vierten Geschlecht werden sie, die Nachfahren Abrahams, hierher zurückkehren, denn die Ungerechtigkeit der Amoriter ist bis hierher noch nicht voll.“
Ungerechtigkeit! Die größte Ungerechtigkeit bestand natürlich darin, dass man alle Gaben des Schöpfers für sich in Anspruch nahm und genießen wollte, ohne dem Schöpfer dafür zu danken. Das ist die Ungerechtigkeit!
Jericho ist eine typische kanaanäische Stadt. Ihr Gott ist nicht der Schöpfer, sondern ihr Gott ist die Schöpfung. Der Mond ist ihr Gott, stellvertretend für ihr ganzes Denken. Kein Schöpfer, nur die Schöpfung, und in dieser Schöpfung machen wir, was uns beliebt. Das war die Ungerechtigkeit der Amoriter.
Darüber hinaus haben die Amoriter sich und anderen solche Schandtaten und Gräuel angetan. Davon spricht das dritte Mosebuch, in einem Hinweis in 3. Mose 18, Verse 24 und folgende: „Verunreinigt euch nicht durch all dies, denn durch all dies haben die Nationen sich verunreinigt, die ich vor euch vertreibe. Und das Land wurde verunreinigt, und ich suchte seine Ungerechtigkeit an ihm heim. Und das Land spie seine Bewohner aus.“
Dann werden einige solche Dinge genannt, die sie getan haben, zum Beispiel in Vers 21: „Von deinen Kindern sollst du nicht hingeben, um sie dem Molech durch das Feuer gehen zu lassen.“
Ich habe bis jetzt noch niemand gehört, der gesagt hat, jemand, der mit solchen Fragen kommt, was ist denn das für ein Gott, der befiehlt, dass man ganze Familien, Frauen und Kinder auch töten muss. Ich habe Sie noch nie sagen hören: Ja, die haben ja ihre eigenen Kinder verbrannt. Was haben Sie denn dem Molech ins Feuer gegeben?
Also wir sehen, dass diese Völker gerechterweise unter dem Zorn und Gericht dessen standen, der sie erschaffen hat, der ihnen alles gegeben hatte, in seiner Freundlichkeit ihnen ein Land gegeben hatte, das von Milch und Honig fließt. Und sie hatten keinen Gedanken mehr daran, ihm dafür zu danken.
Ja, Herr. Wenn es heißt, dass Rahab sagt, dass der Schrecken Gottes auf sie gefallen ist, dass Gott ihnen noch einmal Raum zur Buße gibt – das kommt dazu, richtig, das kommt dazu. Also das verdeutlicht einmal die Tatsache, dass sie gerechterweise diesem Gericht verfielen.
Und jetzt müsst ihr euch einmal in diese Lage hineinversetzen, was Rahab schon sagte: Sie hatten das alles gehört, was Gott getan hatte. Und sie wussten, der Gott Israels ist der jenseitige, der ewige Gott, nicht der Mond, nicht wir – er ist Gott. Ihre Herzen bebten davor, aber sie weigerten sich, sich diesem Gott zu unterwerfen.
Und dann saßen sie in dieser Stadt und hatten sieben Tage lang die Posaunen dieses Gottes in ihren Ohren gehört. Wir lesen davon abermals im Buch der Offenbarung: sieben Posaunen, die jedes Mal die Gerichtsschläge Gottes ankündigen, bevor sie fallen. Und dann fallen sie.
Wir sehen, dass am Ende die Menschen den Gott des Himmels nur noch lästern können. Also sie hörten es Tag für Tag, und das hat ihre Herzen nur noch mehr verhärtet.
Und jetzt ist es so, dass das zu Gottes Absichten mit seinen Erwählten, mit seinen Erlösten gehört. Er macht sie zu seinen Mitarbeitern. Das gehört zur Würde der Erlösten: Wir sind seine Mitarbeiter.
Gott hätte sie alle hinwegraffen können, sei es durch eine Pest, sei es durch eine Hungersnot oder sei es durch Feuer vom Himmel, wie Sodom und Gomorra. Das wollte er aber nicht.
Stattdessen wollte er seinen Heiligen, seinen Erlösten, die Ehre zuteilwerden lassen, dass sie sein Gericht ausüben durften. Das steht in Psalm 149.
Und das macht uns zu Mitarbeitern Gottes. Er will, dass seine Erlösten mit ihm regieren und mit ihm richten. Das ist unsere ewige Bestimmung. Das sagt uns das Buch der Offenbarung, das Neue Testament schon in 1. Korinther 6, dass das zu unserer Bestimmung gehört, dass wir einst die Welt richten sollen mit unserem Herrn.
Mit ihm Mitarbeiter Gottes, Psalm 149, Verse 6 bis 9: „Lobeserhebungen Gottes seien in ihrer Kehle und ein zweischneidiges Schwert in ihrer Hand, um Rache auszuüben an den Nationen, Bestrafungen an den Völkerschaften, ihre Könige zu binden mit Ketten und ihre Edlen mit eisernen Fesseln, um an ihnen das geschriebene Gericht auszuüben. Das ist die Ehre aller seiner Frommen. Lobet Yahweh!“
Das lehrte im Übrigen auch die Israeliten, wie furchtbar Sünde ist vor Gott. Und wir verstehen auch hieran, wie verstockt, verdreht und böse das Herz Achans gewesen sein muss.
Angesichts solcher Geschehnisse vor der Macht Gottes fällt diese Stadt flach, und seine Strenge im Gericht über die Sünde war ihnen vor Augen.
Und wir sehen, wie Achan davon offensichtlich in seinem Gewissen völlig unberührt ist. Er nimmt einfach, was ihm beliebt.
Und das erklärt sein weiteres Verhalten. Wir müssen weitermachen, Kapitel 7.
Das Versagen Israels und die Sünde Achans
Wir haben vorgestern bereits vermerkt, wie Rahab und ihre Angehörigen gerettet und verschont wurden.
Dann lesen wir in Josua 7, Vers 1: Die Kinder Israel begingen Untreue an dem Verbannten, und Achan, der Sohn Karmis, des Sohnes Saptis, des Sohnes Serachs vom Stamme Juda, nahm von dem Verbannten. Daraufhin entbrannte der Zorn des Herrn wieder gegen die Kinder Israel. Er hatte an diesem Handeln Gottes erkannt, blieb jedoch unberührt von dieser Manifestation der Macht Gottes für die Seinen, der Heiligkeit und der Gerechtigkeit Gottes gegenüber seinen Feinden.
In den Versen 2 bis 5 wird die Niederlage vor Ai beschrieben. Wisst ihr, was hier fehlt? Josua sandte Männer von Jericho nach Ai, doch der Herr hatte vorher nicht gesprochen – es gab kein Reden Gottes. So verfiel Israel in diese uns so sehr anhaftende Torheit der Selbstsicherheit. Das ist die Sünde Josuas, sein gleichzeitiges Versagen. Wir erleben den Beistand des Herrn, sein Handeln für uns und seine Macht, wie sie sich entfaltet. Doch danach denken wir, jetzt haben wir es, jetzt können wir es.
Dabei liegt unsere ganze Glückseligkeit in unserer Abhängigkeit vom Herrn. Das ist unsere Glückseligkeit, unsere Weisheit und unser wahres Glück: von ihm abhängig zu sein. Deshalb will sich das Volk demütig vor seinem Gott verneigen, weil es erkennt, dass das Einzige, was das Volk Gottes fördern oder hindern kann, ihre Beziehung zu Gott ist – seine Beziehung zu Gott. Daran liegt alles.
Daher müssen wir das Augenmerk darauf richten, das Hauptaugenmerk darauf legen, wie unsere Beziehung zu unserem Herrn persönlich und als Gemeinde ist. Nicht fragen, was wir besser einrichten, organisieren oder verteilen könnten. Das hat zwar auch seinen Platz, aber erst an zweiter Stelle. Er sucht das Angesicht des Herrn, zerreißt seine Kleider und fällt nieder vor Gott.
In Vers 10 spricht der Herr, und das bringt die Wende. Das Reden des Herrn muss zuerst die Sünde aufdecken. Wir müssen uns ganz klar vor Augen halten: Es geht nicht einfach darum, dass jemand einmal etwas gemopst hat, sondern um das Prinzip, dass jemand Gott offen herausgefordert hat, sich gegen Gott und seine Regierung erhoben hat – wissentlich – und es dann verheimlichte.
Es steht ausdrücklich da: Israel hat gesündigt und meinen Bund übertreten, also gegen diesen Grundsatz verstoßen. Wenn ich für euch bin, dann müsst ihr für mich sein. Hat er das nicht begriffen? Wir wissen zwar, dass wir nicht unter dieser Bedingung des Bundes stehen, was unsere Errettung betrifft – diese ist sicher durch die Treue des Sohnes Gottes. Aber was unser Gelingen auf unserem Weg mit dem Herrn betrifft, gilt das genauso für uns: Wenn er für uns ist, dann müssen wir für ihn sein.
Wenn wir nicht für ihn sind, dann wird er uns manchmal gehen lassen, uns stehenlassen, uns selbst überlassen und straucheln lassen. Er wird es uns spüren lassen, dass wir in dieser Welt, wenn wir uns nicht völlig auf ihn werfen, hoffnungslos unterliegen. Denn die Mächte, Kräfte und Herausforderungen, die diese Welt zusammenhalten, drängen, schieben und manipulieren, sind uns doch hoffnungslos überlegen. Was wollen wir dagegen ausrichten?
Der Herr sagt: Ihr habt den Bund übertreten, den ich euch geboten habe, und auch von dem Verbannten genommen – eben für euch genommen –, wodurch alles ihm gehört. Ihr habt gestohlen und es auch verheimlicht.
Jetzt zeigt sich die Bosheit Achans noch weiterhin. Josua lässt das ganze Volk aufstellen, und alle stehen da. Achan steht ebenfalls da, weiß, worum es geht, und hofft immer noch, dass es ihn nicht erwischt, dass niemand etwas merkt. Jetzt hätte er Gelegenheit gehabt zu kommen und zu sagen: Ich bin es. Er tut es aber nicht.
Das Los wird geworfen, und es trifft den Stamm Juda. Achan steht immer noch als Angehöriger dieses Stammes da und denkt: Vielleicht trifft es mich nicht.
Vers 16 und folgende: Josua machte sich am frühen Morgen auf und ließ Israel nach seinen Stämmen herzutreten. Das Los traf den Stamm Juda. Dann ließ er die Geschlechter Judas herzutreten, und es traf das Geschlecht der Serachiter. Es traf bereits seine Sippe. Nun ließ er die Geschlechter der Serachiter herzutreten, und noch immer meldete sich Achan nicht. Er dachte weiterhin: Vielleicht komme ich davon.
Er ließ die Geschlechter der Serachiter nach den Männern herzutreten, und es traf Sabdi. Nun war schon seine Familie dran. Er ließ sein Haus herzutreten, und es traf Achan.
Erst jetzt, wo er es nicht mehr leugnen kann, sagt er: Ja, es stimmt, ich bin es gewesen. Das erklärt mir, warum ich immer Mühe hatte zu verstehen: Ja, er hat seine Sünde bekannt, warum wurde er dann gerichtet? Das Neue Testament sagt doch: Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist Gott treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt.
Doch hier hat Achan so bekannt, wie Menschen bekennen werden, wenn sie vor dem großen weißen Thron stehen. Dann werden alle bekennen: Ich bin ein Sünder, du bist gerecht. Aber erst, weil sie müssen und nicht anders können. So auch dieser Achan.
Josua sprach zu Achan: „Mein Sohn, gib doch dem Herrn, dem Gott Israels, Ehre und tue ihm Bekenntnis. Tue mir doch kund, was du getan hast, verhehle es nicht!“
Achan antwortete Josua: „Fürwahr, ich habe gegen den Herrn, den Gott Israels, gesündigt, und so und so habe ich getan.“
Seine Familie, die das wusste, war Mitwissende. Sie hatte nämlich das, was er genommen hatte, in seinem Zelt versteckt. Josua sandte Boten hin, sie liefen zum Zelt, und siehe, das Verborgene war in seinem Zelt vergraben, darunter das Silber.
In den Versen 24 bis 26 nahm Josua zusammen mit ganz Israel Achan, den Sohn Serachs, das Silber, den Mantel, die goldene Stange, seine Söhne und Töchter, seine Rinder, Esel, Kleinvieh, sein Zelt und alles, was er hatte. Sie brachten alles hinauf in das Tal Achor.
Josua sprach: „Wie hast du uns in Trübsal gebracht?“
Wenn wir auch das bedenken: Achan wusste doch, dass seinetwegen Israel vor Ai geschlagen worden war, dass über dreißig Männer, 36 Mann, getötet worden waren. Das hat ihn nicht berührt. Wie hast du uns in Trübsal gebracht? Auch das hat ihn nicht berührt. Diese ganze Verzweiflung, die ganz Israel angesichts dieser plötzlichen Niederlage ergriff, berührte ihn nicht. Es war ihm gleichgültig.
Der Herr wird dich in Trübsal bringen an diesem Tage. Ganz Israel steinigte ihn, verbrannte ihn mit Feuer und bewarf ihn mit Steinen. Sie errichteten einen großen Steinhaufen über ihm, der bis auf diesen Tag da ist. Der Herr wandte sich von der Glut seines Zornes ab.
Jetzt taten sie nach dem Willen des Herrn. Darum gab man jenem Ort den Namen Tal Achor bis auf diesen Tag.
Mit diesem Hinweis möchte ich diese erste Stunde schließen: das Tal Achor. Erneut sehen wir, was der Römerbrief sagt: Seht die Güte und die Strenge Gottes – beides, Gottes Heiligkeit und Gottes Gnade.
Ausgerechnet Achor wird zur Pforte der Hoffnung, so nennt Hosea 2, Vers 15.
Das Gericht über Achan als Zeichen der Heiligkeit Gottes
Wurden sie jetzt alle gesteinigt oder nur der eine? Hier steht zuerst, dass sie verbrannt wurden, und dann, dass sie gesteinigt wurden. Es heißt: „Steinigte ihn“ und dann „verbrannten sie“. Also: Steinigte ihn, verbrannten sie. Ja, so steht es da. Ich weiß dazu auch nicht mehr zu sagen.
In Hosea 2,15 heißt es: „Darum siehe, ich werde sie lockend in die Wüste führen und ihr zum Herzen reden, und ich werde ihr von dort aus ihre Weinberge geben und das Tal Achor zu einer Tür der Hoffnung machen.“
Es wird ein Tag des Selbstgerichts Israels kommen, an dem ganz Israel erkennen wird: Wir sind eigentlich alle gewesen wie Achan. Ja, unser Gott, dieser große Gott für uns. Und wir haben die ganze Zeit alles nur für das genommen, was er für uns getan hat, was er für uns gewesen ist.
Sie werden darüber Leid tragen. Und so wird ihnen Achor zur Pforte der Hoffnung, Petach Dikwa auf Hebräisch. So heißt ein Kibbutz, eines der ersten, das in Israel gegründet wurde. Das ist sie aber noch nicht, die Pforte der Hoffnung, die wir Israel erst in naher Zukunft, aber dann sicher, aufgetan werden sehen.
Inmitten des Zorns gedenkt Gott stets des Erbarmens.
Wiederherstellung und weitere Eroberungen
Die Einnahme von Ai und das Reden Gottes
Bleiben wir im ersten Teil von Josua. Ich wollte nämlich noch etwas zu Kapitel sieben, nein, zu Kapitel acht sagen. Ich habe vierunddreißig Minuten Zeit bis neun nach zwölf.
In Kapitel acht wird nun die Stadt eingenommen. Das zeigt uns, dass Gott seinen Willen wiederherstellt. Wenn das Volk wieder in der richtigen Beziehung zu seinem Gott steht, kann Gott wieder Sieg schenken.
Doch auf dem Weg, der sein Weg ist, beginnt die zweite erfolgreiche Unternehmung gegen Ai mit dem Reden Gottes. Josua 8, Vers 1: „Und der Herr sprach zu Josua.“ Gott gibt Anweisungen: „Fürchte dich nicht, erschrick nicht, nimm das ganze Kriegsvolk mit dir. Mache dich auf, ziehe hinauf nach Ai. Siehe, ich habe den König von Ai und sein Volk und seine Stadt und sein Land in deine Hand gegeben.“
Josua wartet wieder auf das Reden Gottes. Das ist im Gegensatz zu vorher und auch im Gegensatz zu den Heiden. Uns Heiden bleibt ja nichts anderes übrig – ich meine, von Natur aus bleibt den Heiden nichts anderes übrig – als dem Gottlosen alles zu überlassen.
Sie handeln nach früheren Erfahrungen und verhalten sich entsprechend, nach Präzedenzfällen und so weiter. Früher hat es geklappt, also wird es das nächste Mal auch klappen. Genau so handeln die Bewohner von Ai. Dass sie so handeln, verwundert uns nicht. Sie haben keine Quelle der Offenbarung. Sie kennen Gott nicht oder wollen ihn nicht kennen und können darum seinen Mund nicht befragen.
So steht es in Josua 8, Vers 6: „Und sie, die Bewohner von Ai, werden herausziehen hinter uns her, bis wir sie von der Stadt abgerissen haben. Denn sie werden sagen: Sie fliehen vor uns wie das erste Mal.“
Wie es damals war, so wird es wieder sein. Wir haben diese Erfahrung gemacht, und so ist es und so bleibt es.
Wir dürfen das Angesicht Gottes suchen, natürlich. Sein Wort ändert sich nicht. Es gibt prinzipielle Grundsätze, die bleiben. Aber wir müssen beständig seine Gegenwart suchen, sein Angesicht suchen und von ihm abhängig bleiben, um das, was er in seinem Wort geoffenbart hat, für unseren Fall und die Umstände, die sich ändern, richtig anzuwenden.
Darauf will ich jetzt nicht näher eingehen, wie die Stadt endlich eingenommen wird. Aber was nach der Eroberung der Stadt geschieht, das wollen wir lesen.
Ab Vers 28: „Und Josua verbrannte Ai und machte es zu einem ewigen Trümmerhaufen bis auf diesen Tag. Den König von Ai ließ er an einem Baum hängen bis zur Abendzeit. Und beim Untergang der Sonne gebot Josua, und sie nahmen seinen Leichnam von dem Baum herab und warfen ihn an den Eingang des Stadttores und errichteten einen großen Steinhaufen über ihm, der bis auf diesen Tag da ist.“
Damals baute Josua dem Herrn, dem Gott Israels, einen Altar auf dem Berg Ebal, so wie Mose, der Knecht des Herrn, den Kindern Israel geboten hatte. Wie im Buch des Gesetzes Mose geschrieben ist, einen Altar aus ganzen Steinen, über die man kein Eisen geschwungen hatte.
Sie opferten darauf dem Herrn Brandopfer und Schlachtopfer und schlachteten Friedensopfer.
Der Altar als Zeichen des Opfers Christi
Das Gericht über Ai wird vollstreckt, dabei wird dessen König an einen Baum gehängt. Im fünften Mosebuch lesen wir, dass jeder, der an einen Baum gehängt ist, ein Fluch ist (5. Mose 21,23):
„Und wenn an einem Mann eine todeswürdige Sünde ist und er wird getötet und du hängst ihn an ein Holz, so soll sein Leichnam nicht über Nacht auf dem Holz bleiben, sondern du sollst ihn jedenfalls an demselben Tage begraben, denn ein Fluch Gottes ist ein Gehängter.“
Dieser Vers wird, so sollten wir bedenken, auf den Sohn Gottes angewendet. Das erklärt, warum Israel neben den schwelenden Trümmern einer von Gott gerichteten Stadt stehen kann und selbst am Leben bleibt. Israel errichtet einen Altar, und dieser Altar spricht natürlich, wie jeder Altar im Alten Testament, sofern es ein von Gott verordneter Altar ist, vom Tod des Sohnes Gottes – von dem, der zum Fluch gemacht wurde und den Zorn Gottes in seinem Tod trug.
Wie eindrücklich muss das für die Beteiligten gewesen sein: Da sehen sie die schwelenden Trümmer dieser Stadt, die im Feuer verbrannt wurde, und errichten einen Altar, auf dem eben gleiches Feuer ein unschuldiges, fleckenloses Lamm verzehrt. Der Zorn Gottes traf den allein und einzig Gerechten. Darum können die Erlösten, die Erwählten, die Heiligen Gottes dastehen, leben in Anerkennung dieses unfassbaren Werkes Gottes für uns und anbeten.
So steht Israel um den Altar gescharrt. Das ist geeignet, unsere Herzen dem Willen Gottes zu unterwerfen. Darum wird hier das Wort Gottes gelesen. Das ist der Ort, an dem das Wort Gottes unsere Herzen greift. Wenn wir das Sehen und Begreifen vor Augen haben, gewinnt das Reden Gottes eine Gewalt und Macht über unser Gewissen wie sonst nirgends. So wollte der Herr, dass hier sein Wort gelesen werde.
In Josua 8,32 und folgende heißt es:
„Und er schrieb da selbst auf die Steine eine Abschrift des Gesetzes Moses, welches er vor den Kindern Israel geschrieben hatte. Und ganz Israel und seine Ältesten und Vorsteher und seine Richter standen an dieser und an jener Seite der Lade, den Priestern, den Leviten gegenüber, welche die Lade des Bundes des Herrn trugen. Der Fremdling wie der Eingeborene, die eine Hälfte gegen den Berg Gerizim hin und die andere Hälfte gegen den Berg Ebal hin, wie Mose, der Knecht des Herrn, ihm am Anfang geboten hatte, das Volk Israel zu segnen.“
Sie haben den Segen und den Fluch im Zusammenhang mit dem Altar ausgesprochen. Dieser Fluch trifft den nicht, der gesehen hat, was dort am Altar geschah. Danach las er alle Worte des Gesetzes, den Segen und den Fluch, nach allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist. Es war kein Wort von allem, was Mose geboten hatte, das Josua der ganzen Versammlung Israels nicht vorlas, samt den Frauen, den Kindern und dem Fremdling, der in ihrer Mitte wandelte.
Kapitel 9 berichtet nach diesem Sieg von einem erneuten Straucheln – diesmal verführt durch List. Bezeichnenderweise fehlt hier etwas Wichtiges: Es wird ausdrücklich vermerkt, dass sie nicht den Mund des Herrn befragten. In Vers 14 heißt es:
„Die Männer nahmen von ihrer Zehrung, aber den Mund des Herrn befragten sie nicht.“
Das ist in diesem Buch sehr auffällig. Wann immer sie nicht zuerst auf das Reden Gottes warteten, strauchelten sie. Diesmal ist es Vertrauen auf die eigene Weisheit. Sie denken, sie seien klug genug zu urteilen. Doch unsere Weisheit, wie auch unsere Stärke, ist unsere Abhängigkeit vom Herrn. Das ist unsere wahre Weisheit: zu bekennen, dass wir in uns selbst nicht wissen, blind und töricht sind, uns im Urteil vertun. Darum ist es unsere Weisheit, uns vom Herrn abhängig zu machen.
Lesen wir einige Verse aus diesem Kapitel: Vers 3:
„Die Bewohner von Gibeon aber, als sie hörten, was Josua an Jericho und an Ai getan hatte, handelten auch ihrerseits mit List und gingen und stellten sich als Boten. Sie nahmen abgenutzte Säcke für ihre Esel und abgenutzte, geborstene und zusammengebundene Weinschläuche, abgenutzte und gepflegte Schuhe an ihre Füße und abgenutzte Kleider auf sich. Alles Brot ihrer Zehrung war vertrocknet und schimmlig. Sie gingen zu Josua in das Lager nach Gilgal und sprachen zu ihm und zu den Männern von Israel: ‚Aus fernem Land sind wir gekommen, und nun macht einen Bund mit uns.‘“
Ob die Gibeoniter wussten, dass das Gesetz vorsah, dass Städte, die fern waren, nicht zerstört, sondern mit ihnen Frieden geschlossen werden sollte, ist unklar. Sicher ist, dass die Israeliten ihnen glaubten, dass sie von fern kämen, und sie in Ruhe ließen (5. Mose 20,15).
In 5. Mose 20,10-15 steht:
„Wenn du dich einer Stadt näherst, um sie zu streiten, so sollst du ihr Frieden anbieten. Und wenn sie dir Frieden erwidert und dir auftut, so soll alles Volk, das sich darin befindet, dir dienstpflichtig sein und dir dienen. Also Frieden anbieten. [...] Also sollst du allen Städten tun, die sehr fern von dir sind, die nicht von den Städten dieser Nationen hier sind.“
In Josua 9,6-7 heißt es:
„‚Nun macht einen Bund mit uns!‘ Aber die Männer von Israel sprachen zu den Hewittern: ‚Vielleicht wohnst du in meiner Mitte, und wie sollte ich einen Bund mit dir machen?‘“
Ein gewisses Misstrauen war also vorhanden, doch sie suchten nicht das Angesicht des Herrn, sondern ließen sich von den Gibeonittern überlisten, weil sie auf ihre eigene Urteilsfähigkeit vertrauten. Wir sind nicht so weise und schlau, wie wir denken. Unsere Menschenkenntnis, auf die wir oft stolz sind, ist meist Einbildung und Eitelkeit. Der Herr Jesus allein erkennt die Herzen der Menschen. Es wäre nötig, ihn zu suchen und uns von ihm abhängig zu machen.
Die Gibeoniter sprachen zu Josua:
„Wir sind deine Knechte.“ Josua fragte: „Wer seid ihr, woher kommt ihr?“ Sie antworteten:
„Aus sehr fernem Land sind deine Knechte gekommen, um des Namens des Herrn, deines Gottes, willen; denn wir haben seinen Ruf gehört und alles, was er in Ägypten getan hat und alles, was er den beiden Königen der Amoriter getan hat, jenseits des Jordan, Sihon, dem König von Hesbon, und Og, dem König von Basan, der zu Astaroth wohnte. Da sprachen unsere Ältesten und alle Bewohner unseres Landes zu uns: ‚Nehmt Zehrung mit euch auf den Weg, geht ihnen entgegen, sprecht zu ihnen: Wir sind eure Knechte. Nun macht einen Bund mit uns!‘“
Doch in Vers 14-15 heißt es:
„Die Männer nahmen von ihrer Zehrung, aber den Mund des Herrn befragten sie nicht. Josua machte Frieden mit ihnen, schloss einen Bund, sie am Leben zu lassen, und die Fürsten der Gemeinde schworen ihnen.“
Es hatte auch seine Gründe, warum die Israeliten ihnen glaubten – sie wollten glauben. Es ist eine sehr naheliegende menschliche Regung, wenn man von Feinden umstellt ist, um jeden Verbündeten dankbar zu sein. Oft verlässt man sich auf falsche Freunde aus menschlichem Urteil und Bedürfnis heraus, das gerne Verbündete hat.
Ich erinnere mich an einen Bruder, einen Schweizer Missionar, der in Österreich unter Katholiken missionierte. Er wurde von der Presse angefeindet, als Sektierer beschimpft, und man warnte auf der Kanzel vor ihm. Doch das verdross ihn nicht, er evangelisierte weiter. Später änderte die römische Kirche ihre Taktik. Ein freundlicher Pfarrer sprach mit ihm nach einem Vortrag über die Volksmission, die dieser Missionar vertrat. Der Pfarrer stellte die Volksmission fair dar und bot am Ende an, gemeinsam das Anliegen zu vertreten.
Der Bruder, Walter Mauerhofer, dankte für die faire Darstellung und freute sich über die Worte. Doch als das Angebot kam, gemeinsam zu arbeiten, lehnte er knapp ab. Danach änderte sich das Gesicht des Pfarrers, und ihm schlug nackter Hass entgegen. Ein Mann hinter ihm drohte sogar mit Gewalt. So ist es, wenn man menschlich naheliegende Bündnisse ablehnt, besonders in einer Welt, die von Gottlosen umstellt ist.
So ließen sich die Israeliten auf diese List ein – aus menschlichem Bedürfnis nach Verbündeten. Nach drei Tagen offenbarte sich die Wahrheit:
„Es geschah am Ende von drei Tagen, nachdem sie einen Bund mit ihnen gemacht hatten, da hörten sie, dass sie nahe bei ihnen waren und mitten unter ihnen wohnten.“
Was geschieht nun mit den Gibeonittern? Ihr Bekenntnis ist praktisch wörtlich gleich wie das von Rahab (Vers 9-10):
„Wir haben seinen Ruf gehört, alles, was er in Ägypten getan hat, alles, was er den beiden Königen der Amoriter getan hatte jenseits des Jordan.“
Rahab wurde gerettet und für ihren Glauben geehrt. Die Gibeoniter jedoch werden nicht geehrt, sondern empfangen Schande und Erniedrigung. Statt Freiheit werden sie Knechte, statt Segen empfangen sie einen Fluch.
In Vers 22 und folgende heißt es:
„Josua rief sie und sprach: ‚Warum habt ihr uns betrogen und gesagt, wir seien sehr weit von euch, obwohl ihr doch mitten unter uns wohnt? Nun seid ihr verflucht und sollt Knechte unter uns sein; sowohl Holzhauer als auch Wasserschöpfer für das Haus meines Gottes.‘“
Sie antworteten:
„Weil deinen Knechten gewiss berechtigt wurde, dass der Herr, dein Gott, Moses, einem Knecht geboten hat, euch das ganze Land zu geben und alle Bewohner des Landes vor euch zu vertilgen, fürchteten wir sehr um unser Leben und taten diese Sache. Siehe, wir sind in deiner Hand; tue, wie es gut und recht ist in deinen Augen, uns zu tun.“
Josua tat ihnen also Recht und rettete sie vor der Hand der Kinder Israel, tötete sie nicht, wegen des Eides, des Schwurs. Darum mussten sie zu ihrem Wort stehen. Josua machte sie an jenem Tag zu Holzhauern und Wasserschöpfern für die Gemeinde und für den Altar des Herrn bis auf diesen Tag, an dem Ort, den er erwählen würde.
Der ganze Unterschied zwischen Rahab und den Gibeonitern ist folgender: Rahab handelte aus Glauben, und Glaube kennt keine List, Täuschung oder Betrug. Sie glaubte Gott, und dieser Glaube rettete sie. Die Gibeoniter glaubten nicht, sie redeten nur das gleiche Bekenntnis nach, von dem sie wussten, dass Josua es hören würde. Sie glaubten es aber nicht wirklich. Hätten sie geglaubt, hätten sie sich diesem Gott längst unterworfen. Sie wollten nur davonkommen, ohne sich zu unterwerfen.
Das ist ein großer Unterschied. Ein schönes Bekenntnis oder biblisch klingende Worte machen noch lange keinen echten Glauben aus. Dieses Kapitel hat uns viel zu sagen, gerade in unserer Zeit, wo man zweifelhafte Bündnisse eingeht und meint, dass solche, die nicht zum Volk Gottes gehören, doch Helfer und Verbündete seien. Können sie nicht sein! Wollen wir denn Heidenhelfer des heiligen Gottes sein? Ist denn Gott nicht ihr Helfer?
Kommen wir nun zu den Kapiteln 10 und 11, die wir kurz betrachten wollen. In Kapitel 10 sehen wir, wie ein Fehltritt zum Anlass für einen großen Sieg werden kann. Das freut mich immer wieder, gerade wenn ich den ersten Petrusbrief durcharbeite. Der ganze Dienst des Petrus begann mit einem peinlichen Versagen. Der Herr sagt: „Wenn du aber zurückgekehrt bist, dann stärke die Brüder.“ (1. Petrus 5,10)
Sein Fehltritt, die Verleugnung des Herrn, den er vor dem Herrn bekennen und in Ordnung bringen musste, wurde zum Ausgangspunkt seines Dienstes, um die Brüder zu stärken. So ist Gott: Wenn wir unsere Fehltritte bekennen, sagt der Herr: „Ich habe versagt, ich bin töricht“ – und bekennen das, dann wird daraus etwas Siegreiches.
Was ein Fehltritt war und schlechte Folgen haben kann, wird zu einem Anlass, wo Gott siegreich wirken kann.
Das sehen wir jetzt in Josua 10, Vers 1:
„Es geschah, als Adoni-Zedek, der König von Jerusalem, hörte, dass Josua Ai eingenommen und vertilgt habe, dass er Ai und seinem König ebenso getan habe wie er Jericho und seinem König getan hatte und dass die Bewohner von Gibeon Frieden mit Israel gemacht hätten, da fürchteten sie sich sehr. Denn Gibeon war eine große Stadt, wie eine der Königstädte, größer als Ai, und alle seine Männer waren Helden.“
Adoni-Zedek, der König von Jerusalem, sammelte die Könige von Hebron, Jarmut, Lachis und Eglon und ließ ihnen sagen:
„Kommt zu mir herauf und helft mir, dass wir Gibeon schlagen, denn es hat mit Josua und den Kindern Israel Frieden gemacht.“
Das klingt fast wie die arabische Liga, die auch jeden schlägt, der es wagt, mit Israel Frieden zu machen – nur so nebenbei erwähnt.
So versammelten sich die fünf Könige der Amoriter mit ihren Heerlager und lagerten sich wieder bei Gibeon, um mit Israel zu streiten.
Die Männer von Gibeon riefen Josua im Lager nach Gilgal zu sich und baten:
„Ziehe deine Hände nicht von deinen Knechten ab! Komm herauf, rette uns und hilf uns! Denn alle Könige der Amoriter, die das Gebirge bewohnen, haben sich gegen uns versammelt.“
Das führte dazu, dass sich die Könige bündelten – um dann gebündelt geschlagen zu werden. Es ist ein bisschen zynisch gesagt, aber so ist es.
Vers 7:
„Josua zog von Gilgal hinauf, er und alles Kriegsvölk mit ihm und alle streitbaren Männer.“
Er wartete wieder auf das Reden Gottes. Gott redete, und Josua konnte voller Zuversicht im Glauben handeln.
Josua sprach zum Herrn:
„Fürchte dich nicht vor ihnen, ich habe sie in deine Hand gegeben; kein Mann von ihnen wird dir standhalten.“
Josua überfiel sie plötzlich. Die ganze Nacht zog er von Gilgal hinauf. Der Herr verwirrte die Feinde vor Israel und errichtete eine große Niederlage an zu Gibeon. Er jagte ihnen nach auf dem Weg der Anhöhe von Beth-Horon und schlug sie bis Aschka und bis Makeda.
Als sie vor Israel flohen und hinunterstiegen von Beth-Horon, warf der Herr große Steine vom Himmel auf sie herab bis Aschka. Viele starben durch die Hagelsteine, mehr als durch das Schwert der Kinder Israel.
Gestern habe ich darauf hingewiesen: Gilgal ist der Ort der Kraft. Dort, wo das Fleisch gerichtet wird, wo Selbstgericht geübt wird, wo wir bekennen: „Meine Kraft taugt nicht, meine Weisheit reicht nirgends hin, meine Fähigkeiten sind völlig unzulänglich.“ Darum legen wir alles ab, was von uns kommen könnte, und bekennen: „Ich bin untauglich, nutzlos vor dir.“ Selbstgericht – das ist der Ort der Kraft, Gilgal.
Sie zogen von Gilgal aus. Josua und ganz Israel kehrten nach dem Sieg in das Lager nach Gilgal zurück – immer wieder dorthin, an den Punkt des Selbstgerichts, das Kreuz. Das ist unsere Kraft und Stärke.
Am Ende des Kapitels (Verse 28 bis zum Ende) wird beschrieben, wie eine ganze Reihe von Städten erobert wurde. Vers 42:
„Alle diese Könige und ihr Land nahm Josua auf einmal ein.“
Der Herr sammelte sie, damit er sie auf einmal erobern konnte. Denn der Herr, der Gott Israels, stritt für Israel.
Josua und ganz Israel kehrten in das Lager nach Gilgal zurück, an den Ort der Kraft.
Josua 10 beschreibt die Eroberung der südlichen Hälfte des Landes Kanaan. Josua 11 beschreibt die Eroberung der nördlichen Hälfte.
Dort kommt es wieder zu einer Koalition aller Könige der Region. In Kapitel 11, Verse 4 und 5 heißt es:
„Sie zogen aus, sie und alle ihre Heerlager, ein großes Volk wie der Sand am Ufer des Meeres, sehr viele Rosse und Wagen. Alle diese Könige trafen zusammen, kamen und lagerten sich miteinander am Wasser Mir, um mit Israel zu streiten.“
Der Herr redete zu Josua, und wir müssen uns vorstellen, dass Josua jedes Mal, wenn er eine solche Nachricht erhielt, in die Gegenwart Gottes ging, vor seinem Angesicht lag und wartete, bis der Herr redete. Das geschah nicht zufällig, sondern bewusst suchte er Führung und Weisung Gottes.
Der Herr gab einen ganz unerwarteten Befehl:
„Fürchte dich nicht vor ihnen, morgen um diese Zeit will ich sie alle erschlagen vor Israel dahingeben.“
Der Herr versprach den Sieg, sagte aber auch:
„Ihre Rosse sollst du lähmen, ihre Wagen mit Feuer verbrennen.“
Warum? Rosse und Wagen waren die militärische Stärke, vergleichbar mit den Panzern im Zweiten Weltkrieg. Die Wehrmacht war zu Beginn des Krieges unbesiegbar, weil ihre Panzer überlegen waren. Rosse und Wagen waren die Panzer der Antike.
Der Herr befahl, gerade diese Waffen auszuschalten. Israel bekam den Sieg über diese Feinde. Josua hätte sagen können: „Wir behalten die Wagen und Rosse, sie sind nützlich.“ Doch sie taten es nicht. Josua hatte gelernt, dem Herrn zu vertrauen, dass er ihre Stärke ist und vor ihm kein Feind standhalten kann.
So war Josua bereit, sich auf nichts und niemanden zu verlassen außer auf seinen Gott.
Psalm 20,7-8 sagt dazu:
„Diese gedenken der Wagen, jene der Rosse, wir aber gedenken des Namens des Herrn, unseres Gottes. Jene krümmen sich und fallen, wir aber stehen und halten uns aufrecht.“
Wir vertrauen auf den Herrn und auf nichts und niemand sonst – nicht auf menschliche Strategie, Organisationstalent, Geld, Manneskraft oder Anzahl der Leute.
Die letzten Verse von Josua 11 geben eine Zusammenfassung aller Kämpfe, die Josua geführt hatte.
Josua 11, Verse 16 und folgende:
„Josua nahm das ganze Land, das Gebirge und den ganzen Süden, das ganze Land Goschen und die Niederungen, Ebenen und das Gebirge Israel und seine Niederung, vom kahlen Gebirge, das gegen das Meer aufsteigt, bis bei Al-Gad in der Talebene des Libanon am Fuße des Berges Hermon. Alle ihre Könige ergriff er, erschlug und tötete sie. Lange Zeit führte Josua Krieg mit allen diesen Königen. Keine Stadt ergab sich den Kindern Israel friedlich außer den Hewittern, die zu Gibeon wohnten. Alles nahmen sie mit Krieg ein, denn vom Herrn war es, dass sie ihr Herz verstockten zum Krieg mit Israel, damit sie vertilgt würden, ohne dass ihnen Gnade widerfahre, sondern damit sie vertilgt würden, so wie der Herr es Mose geboten hatte.“
Diese drei Punkte wollen wir uns merken:
Erstens: Lange Zeit führte Josua Krieg. Unser Kampf wird lange dauern, bis der Herr kommt. Es ist wichtig, keine Illusionen zu haben.
Zweitens: Keine Stadt gab sich friedlich hin. Ohne Kampf wird kein Land für den Herrn eingenommen, keine Verheißungen erlangt.
Drittens: Es war vom Herrn so bestimmt. Gott hat es so eingerichtet, dass es nur durch Widerstand geht. In seiner Weisheit, Gerechtigkeit und Treue hat er es so gewollt.
Das wollen wir aus diesem Buch lernen: Vertrauen auf den großen, gewaltigen Gott, den Schöpfer von Himmel und Erde, den Erlöser und Retter, der seinen Sohn dahingab. Ihm vertrauen, dass seine Wege vollkommen sind, dass er treu ist, uns beisteht und durch uns seine Absichten verwirklicht.
Lesen wir noch Vers 23:
„So nahm Josua das ganze Land, nach allem, was der Herr zu Mose geredet hatte, und Josua gab es Israel zum Erbteil, nach ihren Abteilungen, nach ihren Stämmen.“
Der Unterschied zwischen Glauben und List
Der ganze Unterschied zwischen Rahab und den Gibeonitern ist folgender: Rahab handelt aus Glauben. Glaube kennt keine List, keine Täuschung und keinen Betrug. Sie vertraute auf Gott, und dieser Glaube hat sie gerettet.
Die Gibeoniter hingegen glaubten nicht wirklich. Sie wiederholten nur das gleiche Bekenntnis, von dem sie wussten, dass es Joshua hören wollte. Aber sie glaubten es nicht. Hätten sie es wirklich geglaubt, hätten sie sich diesem Gott längst unterworfen. Sie wollten jedoch nur entkommen und sich nicht Gott unterwerfen.
Das ist ein großer Unterschied. Ein schönes Bekenntnis oder schöne Worte, selbst wenn sie biblisch klingen, machen noch lange keinen echten Glauben aus.
Ich denke, dieses Kapitel hat uns gerade in unserer Zeit viel zu sagen. Überall werden zweifelhafte Bündnisse eingegangen. Man meint, dass solche, die nicht zum Volk Gottes gehören, dennoch Helfer oder Verbündete des Volkes Gottes sein können. Dabei können sie es gar nicht sein.
Wollen wir denn Helfer der Heiden sein, die heilig für Gott sind? Ist Gott nicht ihr Helfer?
Die Eroberung des Südens und Nordens Kanaans
Der Bund der Amoriter und die Hilfe für Gibeon
Dann die Kapitel zehn und elf – diese beiden wollen wir noch kurz miteinander ansehen.
In Kapitel zehn sehen wir, wie ein Fehltritt zum Anlass für einen großen Sieg werden kann. Das freut mich immer wieder, wenn ich den ersten Petrusbrief durchgehe. Der ganze Petrusbrief, der ganze Dienst des Petrus, nahm seinen Anfang mit einem Fehltritt, einem ganz peinlichen Versagen. Der Herr sagt: „Wenn du dann aber zurückgekehrt bist, dann stärke die Brüder.“
Seinen Fehltritt, den er natürlich vor dem Herrn bekennen musste – die Verleugnung des Herrn –, musste er in der Gegenwart des Herrn auch in Ordnung bringen. Dieser Fehltritt wurde zum Ausgangspunkt für den Dienst des Petrus, sodass er nachher die Brüder stärken konnte. So ist Gott: Wenn wir unsere Fehltritte, Missgriffe und Versagen bekennen und sagen: „Herr, ich habe versagt, ich habe mich blöd, dumm, töricht benommen, ich bekenne es, ich bin ein Narr“, und wenn wir bekennen, dann wird das, was ein Fehltritt war und was natürlich auch schlechte Folgen haben kann und hat, dennoch zu einem Anlass, wo Gott siegreich wirken kann. Es wird zum Anlass des Sieges.
Wie das aussieht, sehen wir jetzt in Josua 10. Vers 1: Es geschah, als Adoni-Zedek, der König von Jerusalem, hörte, dass Josua Ai eingenommen und vertilgt habe, dass er Ai und seinem König ebenso getan hatte wie er Jericho und seinem König getan hatte und dass die Bewohner von Gibeon Frieden mit Israel gemacht hätten, die in ihrer Mitte waren, da fürchteten sie sich sehr. Denn Gibeon war eine große Stadt, wie eine der Königstädte, und sie war größer als Ai, und alle ihre Männer waren Helden.
Adoni-Zedek, der König von Jerusalem, sammelte zu Hoham, dem König von Hebron, zu Piream, dem König von Jarmut, zu Japhia, dem König von Lachis, und zu Debir, dem König von Eglon, und ließ ihnen sagen: „Kommt zu mir herauf und helft mir, dass wir Gibeon schlagen, denn es hat mit Josua und mit den Kindern Israel Frieden gemacht.“
Das klingt fast wie die arabische Liga, die auch jeden schlägt, der es wagt, mit Israel Frieden zu machen – das nur so nebenbei vermerkt.
Da versammelten sich und zogen herauf die fünf Könige der Amoriter: der König von Jerusalem, der König von Hebron, der König von Jarmut, der König von Lachis und der König von Eglon. Sie und alle ihre Heerlager lagerten sich bei Gibeon und stritten gegen sie.
Die Männer von Gibeon sandten zu Josua in das Lager nach Gilgal und sprachen: „Ziehe deine Hände nicht ab von deinen Knechten! Komm herauf und rette uns und hilf uns, denn alle Könige der Amoriter, die das Gebirge bewohnen, haben sich gegen uns versammelt.“
Tatsächlich wird das zum Anlass, dass sich jetzt die Könige bündeln. Sie werden gebündelt – und gebündelt geschlagen. Das klingt zwar etwas zynisch, aber es ist so. Von diesem Fehltritt Israels geht doch Gutes hervor.
In Vers 7 heißt es: Und Josua zog von Gilgal hinauf, er und das ganze Kriegsvoll mit ihm und alle streitbaren Männer. Nun redete Gott zu Josua. Er wartete wieder auf das Reden Gottes. Gott redet, und dann kann Josua voller Zuversicht im Glauben, im Vertrauen auf seinen Gott handeln.
Dann steht hier: Josua sprach zum Herrn: „Fürchte dich nicht vor ihnen, ich habe sie in deine Hand gegeben. Kein Mann von ihnen wird dir standhalten.“ Josua kam plötzlich über sie. Die ganze Nacht zog er von Gilgal hinauf.
Wir sehen, dass der Himmel sogar für Israel streitet. Der Herr verwirrte sie vor Israel und richtete eine große Niederlage unter ihnen an bei Gibeon. Er jagte ihnen nach auf dem Weg der Anhöhe von Beth-Horon und schlug sie bis Aseka und bis Makeda.
Es geschah, als sie vor Israel flohen und hinunterstiegen von Beth-Horon, da warf der Herr große Steine vom Himmel auf sie herab bis Saseka, sodass sie starben. Es waren mehr, die durch die Hagelsteine starben, als die, welche die Kinder Israel mit dem Schwert töteten.
Gestern habe ich darauf hingewiesen, hier sehen wir das besonders deutlich: Gilgal ist der Ort der Kraft, dort, wo das Fleisch gerichtet wird, dort, wo das Selbstgericht geübt wird. Dort bekennen wir: „Meine Kraft taugt nicht, meine Weisheit reicht nirgends hin, meine Fähigkeiten sind völlig unzulänglich.“ Darum legen wir alles ab, was von uns kommen könnte, und bekennen, dass wir wirklich untauglich und nutzlos sind vor dir. Selbstgericht – das ist der Ort der Kraft, Gilgal.
Sie ziehen von Gilgal aus. In Vers 15 heißt es: Josua und ganz Israel mit ihm kehrten in das Lager nach Gilgal zurück. Dahin kehren sie immer wieder zurück, an diesen Punkt, den Punkt des Selbstgerichts, das Kreuz. Das ist unsere Kraft, unsere Stärke.
So auch am Ende des Kapitels. Es wird nachher beschrieben, von den Versen 28 bis zum Ende des Kapitels, wie eine ganze Reihe von Städten erobert werden. In Vers 42 heißt es: Alle diese Könige und ihr Land nahm Josua auf einmal ein. Das ist wirklich so – der Herr sammelte sie, damit er sie auf einmal erobern konnte.
Denn der Herr, der Gott Israels, stritt für Israel. Josua und ganz Israel mit ihm kehrten in das Lager nach Gilgal zurück, an den Ort der Kraft.
Die Eroberung des Nordens Kanaans
Josua 10 beschreibt die Eroberung der südlichen Hälfte des Landes Kanaan. Josua 11 hingegen berichtet von der Eroberung der nördlichen Hälfte des Landes Kanaan. Dort bildet sich erneut eine Koalition all der Könige, die in jener Region zu Hause waren.
In Kapitel 11, Verse 4 und 5 heißt es: „Sie zogen aus, sie und alle ihre Heerlager mit ihnen, ein großes Volk wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist, in Menge, und sehr viele Rosse und Wagen. Und alle diese Könige trafen zusammen und kamen und lagerten sich miteinander am Wasser Mir, um mit Israel zu streiten.“
Der Herr redete zu Josua. Man muss sich das wirklich so vorstellen, dass Josua jedes Mal, wenn er eine solche Nachricht erhielt, in die Gegenwart Gottes ging. Er lag vor seinem Angesicht und wartete, bis der Herr sprach. Das geschah nicht einfach so, nicht plötzlich und zufällig, als würde seine Stimme plötzlich aufsteigen und sagen: „Was ist das jetzt wieder? Ruft mich da jemand?“ Nein, Josua wusste, dass er Führung und Weisung Gottes bewusst suchen musste. Und genau das tat er. Gott sprach zu ihm.
Der Herr gab einen ganz unerwarteten Befehl, eine überraschende Anweisung. Er sagte: „Fürchte dich nicht vor ihnen! Morgen um diese Zeit will ich sie allesamt erschlagen und vor Israel dahingeben.“ Tatsächlich geschah das auch. Doch der Herr fügte hinzu: „Ihre Rosse sollst du lähmen, ihre Wagen mit Feuer verbrennen.“
Warum gerade das? Rosse und Wagen machten ja gerade die militärische Stärke aus. Sie hatten die gleiche Funktion und Bedeutung wie die Panzerarmeen im Zweiten Weltkrieg. In den ersten Jahren des Krieges waren die Wehrmacht und ihre Panzer kaum zu besiegen. Mit ihrer Überlegenheit führten sie Blitzkriege und Eroberungen. Die Rosse und Wagen waren sozusagen die Panzer der Antike.
Und der Herr sagt ausgerechnet: „Lähmt die Rosse und verbrennt die Wagen!“ Damit schaltet er diese mächtigen Waffen aus. Israel erhält so den Sieg über seine Feinde. Nun hätte Josua sagen können: „Weißt du was? Ich glaube, wir behalten diese Wagen und Rosse, die wären uns ganz nützlich.“ Doch das tun sie nicht.
Josua hat gelernt, dem Herrn zu vertrauen. Er weiß, dass Gott ihre Stärke ist und dass vor ihm kein Feind bestehen kann. Deshalb ist er bereit, sich auf nichts und niemanden zu verlassen außer auf seinen Gott.
Dazu lese ich nur einen Vers über Rosse und Wagen: Psalm 20, Verse 7 und 8. Ein wunderschöner Text: „Diese gedenken der Wagen, jene der Rosse, wir aber gedenken des Namens des Herrn, unseres Gottes. Jene krümmen sich und fallen, wir aber stehen und halten uns aufrecht.“
Das zeigt, dass wir auf den Herrn vertrauen sollen – und nicht auf menschliche Stärke. Nicht auf Strategie, Organisationstalent, Geld, Manneskraft oder Anzahl der Leute. Sondern allein auf den Herrn.
Zusammenfassung der Eroberungen
Und jetzt die letzten Verse von Josua 11 geben uns eine Zusammenfassung aller Kämpfe, die Josua geführt hatte. Hier wird noch einmal alles zusammengefasst, was in den vorangegangenen Kapiteln gesagt wurde.
Josua 11,16 und folgende: Josua nahm dieses ganze Land – das Gebirge und den ganzen Süden, das ganze Land Goschen und die Niederungen, Jeben und das Gebirge Israel und seine Niederung – von dem kahlen Gebirge, das gegen das Meer aufsteigt, bis bei Al-Gad in der Talebene des Libanon am Fuße des Berges Hermon. Alle ihre Könige ergriff er, erschlug sie und tötete sie.
Lange Zeit führte Josua Krieg mit allen diesen Königen. Es war keine Stadt, die sich den Kindern Israel friedlich ergab, außer den Hewittern, die zu Gibeon wohnten. Alles nahmen sie mit Krieg ein, denn vom Herrn war es, dass sie ihr Herz verhärteten zum Krieg mit Israel, damit sie vertilgt würden, ohne dass ihnen Gnade widerfuhr, sondern damit sie vertilgt würden, so wie der Herr es Mose geboten hatte.
Sie waren am Ende so verstockt wie Pharao, und da hat Gott ihre Herzen verstockt.
Aber diese drei Punkte wollen wir uns merken:
Erstens: Lange Zeit führte Josua Krieg. Es bedarf also des Ausharrens. Der Krieg dauert lange. Unser Kampf wird lange dauern – so lange, bis der Herr kommt. Es ist wichtig, dass wir uns da keine Illusionen machen.
Zweitens: Lange Zeit führte Josua Krieg, und es gab keine Stadt, die sich friedlich ergab. Ohne Krieg keine Eroberungen. Das heißt: Ohne Kampf werden wir kein Land für den Herrn einnehmen, ohne Kampf werden wir keine Verheißungen erlangen.
Drittens: Es war vom Herrn so bestimmt. Das hat Gott so verordnet. Von ihm geht das aus. Wenn wir meinen, ohne Kampf auskommen zu können, dann wenden wir uns in Gedanken und Herzen gegen das, was Gott will. Er hat es so eingerichtet, so verordnet und so gefügt, dass es nur durch Widerstand geht. In seiner Weisheit, in seiner Gerechtigkeit und in seiner Treue hat er es so gewollt.
Das wollen wir aus diesem Buch lernen – und lernen aus diesem Buch diesen großen, gewaltigen Gott, den Schöpfer von Himmel und Erde, den Erlöser und Retter, der seinen Sohn dahingab. Ihm vertrauen wir, dass seine Wege vollkommen sind, dass er treu ist, dass er uns beisteht und dass durch uns seine Absichten sich verwirklichen.
Lesen wir noch den Vers 23: Und so nahm Josua das ganze Land, nach allem, was der Herr zu Mose geredet hatte, und Josua gab es Israel zum Erbteil, nach ihren Abteilungen, nach ihren Stämmen.