Einführung: Trost als himmlische Erfahrung
Trost finden – Fünf Impulse aus dem Wort Gottes
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Trauern, Trost und Glück.
Mein bester Freund meinte vor kurzem, dass für ihn die Stelle in der Offenbarung, in der Gott am Anfang der neuen Schöpfung allen Gläubigen die Tränen abwischt, zeigt, dass überall dort, wo wir Gottes Trost erfahren, ein Stück Himmel erfahrbar wird.
Ein alter Bruder, den ich vor Jahren beerdigen durfte, sagte kurz vor seinem Tod: Die Menschen wollen immer, dass Gott ihnen hilft, aber es reicht ihnen nicht, dass er sie tröstet.
Lebensweisheit eines Achtzigjährigen, dessen Existenz zeitlebens von schwerer Krankheit gekennzeichnet war.
Die Kraft des Trostes im Glaubensleben
Und wenn mich jemand fragen würde: Jürgen, hast du so etwas wie einen Lieblingsvers? Dann würde ich wahrscheinlich antworten: Ja, Matthäus Kapitel 5, Vers 4: „Glückselig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“
Warum ist mir dieser Vers so wichtig? Weil ich irgendwann im Leben erkannt habe, dass Gottes Trost die Kraft hat, mein Innenleben zur Ruhe zu bringen. Dieser innere Friede ist in einer Welt, von der Jesus sagt, dass sie uns Angst machen wird, besonders wertvoll. Auf einem Weg, der schmal ist, das heißt, auf dem wir angefochten sein werden, ist dieser innere Friede alles andere als unwichtig.
Und ja, das ist in meinen Augen noch eine starke Untertreibung. Denn wir gehen humpelnd, als Angeknackste durchs Leben. Es ist Gnade, die uns hält, nicht unsere eigene Stärke.
Wenn Jesus in den Seligpreisungen beschreibt, wie in dieser Welt wahres Glück aussieht – Glück, das dem Charakter eines glücklichen Gottes entspricht – dann findet sich darin kein Wort von Rettung. Es gibt nicht den Vers: „Glückselig sind die, die sowieso gerettet werden, denn sie werden gerettet werden.“ Diesen Vers gibt es nicht.
Aber es gibt den Vers Matthäus 5,4: „Glückselig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“
Trost als lebensnotwendige Verheißung
Und deshalb wollen wir uns diese Woche mit dem Thema Trost beschäftigen. Trost, weil es, soweit ich es sehe, keine Verheißung gibt, dass Gott uns in diesem Leben aus jedem Schlamassel und jeder Not rettet, in die wir hineingeraten.
Ja, häufig genug tut er das, und ich bin fest davon überzeugt, dass wir fleißig um Rettung beten sollen. Aber zum einen kann Gott Not zulassen, weil sie für uns oder unsere Berufung nötig ist. Zum anderen weiß er, wann „meine Rettung“ in seinem Zeitplan dran ist.
Manche Nöte, vor allem die, die aus schwierigen Familienverhältnissen, geopolitischen Veränderungen oder einfach nur aus dem Altern resultieren – also Dinge wie Familienstreit, Krieg oder Schmerzen in der Hüfte – sind aus unserer Sicht sowieso so gut wie nicht kalkulierbar oder schlichtweg unabwendbar.
Manche Not gehört einfach zu dem Leben, das wir für Gott führen sollen, einfach mal dazu. Und vielleicht ist es mehr Not, als uns lieb ist.
Glaube, Rettung und die Rolle des Trostes
Und wer jetzt einwendet: „Jürgen, du musst nur richtig glauben, dann kann Gott alles wenden“, dem würde ich gerne antworten: Weißt du, es fehlt mir wirklich nicht am Vertrauen in Gott. Ich habe schon einige echte Wunder erlebt und weiß, was Gott möglich ist.
Aber ich will nüchtern bleiben. Ich lese meine Bibel und merke, wie leicht der Wunsch nach Rettung von dem Wunsch geleitet wird, nicht für Gott leiden zu müssen. Rettung ist wirklich Gottes Sache.
An dieser Stelle kommt aus meiner Sicht der Trost ins Spiel. Hört euch mal diese Verse an: 2. Korinther 1,3-5.
„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes. Denn wie die Leiden des Christus überreich auf uns kommen, so ist auch durch den Christus unser Trost überreich.“
Gott ist ein Gott allen Trostes. Wo die Leiden zunehmen, dort stellt Gott auch mehr Trost bereit. Deshalb liegt das Glück unseres Lebens nicht primär in der Rettung aus Notlagen, sondern in dem Trost, den Gott uns mitten in den dunkelsten Momenten unseres Lebens schenkt.
Die Sehnsucht nach Trost in der menschlichen Erfahrung
So, und jetzt wird es ein klein wenig wild. Trost kommt nämlich nicht einfach so.
Auf der einen Seite ist da diese Sehnsucht nach Trost in uns. Das zeigt der Vater Noas genauso wie David oder Salomo, wenn sie das normale, nichtige Leben unter der Sonne beschreiben.
Erster Mose 5,29: Und er, der Vater von Noah, gab ihm den Namen Noah, indem er sagte: „Dieser wird uns trösten über unsere Arbeit und über die Mühsal unserer Hände, von dem Erdboden, den der Herr verflucht hat.“
Psalm 69,21: Der Hohn hat mein Herz gebrochen, und es ist unheilbar. Ich habe auf Mitleid gewartet, aber da war keines, und auf Tröster, aber ich habe keinen gefunden.
Und als dritte Stelle von Salomo: Prediger 4,1: Und ich wandte mich und sah all die Unterdrückungen, die unter der Sonne geschehen. Und siehe, da waren Tränen der Unterdrückten, und sie hatten keinen Tröster. Von der Hand ihrer Unterdrücker ging Gewalttat aus, und sie hatten keinen Tröster.
Merkt ihr, es gibt dem Menschen eine Sehnsucht nach Trost.
Trauer als Voraussetzung für göttlichen Trost
Und wenn wir wollen, dass Gott uns tröstet, ist es meines Erachtens wichtig, Matthäus 5,4 zu verstehen. Dort heißt es: „Glückselig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“
Also, wem wird hier das Glücklichsein durch Trost zugesprochen? Genau, den Trauernden.
Und wenn es heißt „Denn sie werden getröstet werden“, meint das zunächst einmal „von Gott“. Wir haben es hier mit einem Passivum divinum zu tun, einem auf Gott hinweisenden Passiv.
Glückselig sind die Trauernden, denn sie werden von Gott getröstet werden. Trauer ist der Kanal, durch den Gottes Trost als übernatürliche Erfahrung in unser Leben hineinfließt.
Natürlich gibt es noch andere Möglichkeiten, durch die Gott uns trösten kann. Wir werden uns in der nächsten Episode mit einigen davon beschäftigen.
Heute geht es jedoch darum, dass wir zuerst verstehen, wie Gott jeden Belasteten einlädt, bei ihm Ruhe und Trost zu finden. Die einzige Voraussetzung dafür ist, dass wir trauern.
Die Herausforderung und Kraft des Trauerns
Und ganz ehrlich: Trauern ist gar nicht so leicht. Trauern fällt deshalb schwer, weil ich nur trauern kann, wenn ich mich mit dem beschäftige, was mich traurig macht. Außerdem muss ich bereit sein, meine Trauer mit Gott zu besprechen.
Ich bin seit über dreißig Jahren Christ und kann aus Erfahrung sagen, dass es einfach grandios ist, wenn ich mich im Gebet meinem Schmerz stelle und ihn betrauere. Ich tue das so lange, bis Gott mir seinen übernatürlichen Trost schenkt und mein Herz bei Gott zur Ruhe kommt.
Dabei spielt es keine Rolle, ob ich über mein eigenes Versagen trauere, ob ich darüber trauere, dass Menschen mich verraten oder enttäuscht haben, oder ob ich vergangenes Unrecht oder Defizite in der Gegenwart betrachte. Immer geht es darum, dass ich meinen Schmerz in Worte fasse.
Ich lege Gott meine unerfüllten Bedürfnisse hin, benenne, was ich mir gewünscht hätte, verbalisiere meinen Frust und beschreibe mein Versagen. Das tue ich, um zu trauern – damit Gott mich trösten kann.
Keine Trauer, kein Trost. Oder zumindest nicht dieser glücklich machende Trost, nach dem unsere Seele so sehr verlangt und der ihr Kraft gibt für die nächste Konfrontation mit dem Bösen.
Einladung zur Selbstreflexion und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Denke einmal darüber nach, ob es ungetröstete Aspekte in deinem Leben gibt.
Das können eigenes Versagen oder das Fehlverhalten anderer Menschen sein.
Das war's für heute. Falls dir die Episode gefallen hat, teile sie doch mit anderen oder hinterlasse eine gute Bewertung auf einem Podcast-Player.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.