Einstieg in die Suche nach Heilung
Zum Thema „Warum werde ich nicht gesund?“ können Sie sicherlich viel grübeln. Sie tun es auch. Warum werde ich nicht gesund? Sie kommen nicht weiter. Sie können endlose Diskussionen führen, bis morgens um vier. Doch Sie kommen nicht weiter.
Dann schlagen Sie die Bibel auf, das Wort Gottes, und plötzlich bekommen Sie Licht auf Ihrem Weg. So wollen wir es jetzt machen: Wir lesen Markus 2, von den ersten Versen an.
Markus 2: Nach einigen Tagen ging Jesus wieder nach Kapernaum, und es wurde bekannt, dass Jesus im Haus war. Es versammelten sich viele Menschen, so dass sie keinen Raum mehr hatten, auch nicht draußen vor der Tür. Jesus sprach zu ihnen das Wort.
Einige brachten einen Gelähmten zu Jesus. Dieser wurde von vieren getragen. Doch da sie ihn wegen der Menge nicht direkt zu Jesus bringen konnten, deckten sie das Dach auf, wo Jesus war. Sie machten ein Loch in das Flachdach, wie es damals in Israel üblich war, und ließen die Matratze, auf der der Gelähmte lag, herunter. Damals gab es keine Betten mit Füßen, sondern nur Matratzen.
Die Begegnung mit Jesus und die Reaktion der Schriftgelehrten
Als Jesus den Glauben des Gelähmten sah, sprach er zu ihm: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“
Es saßen jedoch einige Schriftgelehrte dort und dachten in ihren Herzen: „Wie redet der denn so? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer Gott allein?“
Jesus erkannte sofort in seinem Geist, was sie dachten, und fragte sie: „Was denkt ihr da in euren Herzen? Was ist leichter: dem Gelähmten zu sagen ‚Dir sind deine Sünden vergeben‘ oder zu sagen ‚Steh auf, nimm deine Matte und geh umher‘?“
Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn, wie Jesus sich selbst gern bezeichnete und der kommende Weltenrichter, die Vollmacht hat, Sünden zu vergeben, sprach er zu dem Gelähmten auf Erden: „Ich sage dir, steh auf, nimm deine Matte und geh nach Hause.“
Und er stand auf, nahm seine Matte und ging sofort hinaus, vor aller Augen. Alle waren erstaunt, priesen Gott und sagten: „So etwas haben wir noch nie gesehen.“
Die Anziehungskraft Jesu und die Bedeutung des Evangeliums
Das Erste, was erzählt wird, ist, dass sich Massen von Menschen drängen. Massen von Menschen. Was ist da los? Was wollen sie denn sehen? Die größte Attraktion, die es überhaupt gibt: Es ist Jesus. Darum drängen sich so viele Menschen.
In der Christenheit meint man oft, man müsse irgendetwas ganz Besonderes machen – Theaterstücke oder eine besondere Attraktion organisieren, jemanden einladen, den berühmten Mann oder Ähnliches. Doch im Evangelium steht, dass sich Massen von Menschen drängen, um Jesus zu treffen.
Das ist das Thema am Mittwoch, und ich freue mich darauf: Dass ein unglaublicher Hunger in der ganzen Welt besteht. Menschen wollen Jesus sehen, sie wollen Jesus erkennen. Und das Beste, was Christen haben, ist, dass sie von Jesus reden. Von was denn sonst? Mit allen anderen Themen können wir niemanden überzeugen.
Das Einzige, was Menschen interessiert, ist Jesus. Menschen haben viele Enttäuschungen erlebt – mit Christen, mit Pfarrern, mit Kirchen, mit dem Christentum, mit Glaubensdingen, mit allem Möglichen. Es ist interessant, dass, selbst wenn Menschen ihr Selbstvertrauen verloren haben und im Zweifel sind, sie sich fragen: Wo kann ich mich noch darauf verlassen?
Dieser Hunger nach Jesus, diese Sehnsucht, bringt die Menschen in Massen zusammen. Darum ist das Allergrößte, was wir tun können, den Menschen zu sagen: Wie stehst du eigentlich zu Jesus? Ein paar Worte, mehr braucht es nicht. Sie haben die entscheidende Schlüsselfrage gestellt.
Die Herausforderung des Zeugnisgebens und die Kraft des Wortes
Ich bin sehr traurig. Ich begegne immer wieder vielen Leuten – besonders heute unter jungen Menschen ist das weit verbreitet – die sagen: „Ich möchte wortlos Zeugnis geben.“ Ich weiß nicht, wie das gehen soll. Dann sagen sie: „Ich möchte meinen Klassenkameraden einfach vorleben, wie Christen sind.“ Jetzt frage ich mich immer, was das für Heilige eigentlich sein sollen. Also, ich kann das nicht.
Ich musste meinen Kindern immer sagen: „Ihr werdet viele Enttäuschungen an eurem Vater haben. Ihr könnt nicht einfach seinem Christentum zwölf Jahre folgen.“ Ich brauche einen Heiland. Und den habe ich gefunden, der mir hilft. Da muss man den Mund aufmachen.
Glauben Sie wirklich, die losen Brüder oder die Atheisten würden schlechter leben als Christen? Oft leben sie sogar noch besser. Also, unser Leben darf nicht im Widerspruch zu dem stehen, was wir Zeugnis geben, das ist klar. Aber wir haben doch eine Botschaft, und die Botschaft heißt Jesus. Vor der Welt dürfen wir nicht schweigen.
Wir können Jesus nicht attraktiv machen, wenn unser Leben so schwierig ist, was unser Zeugnis angeht. Jesus ist die Attraktion, das müssen wir den Leuten sagen: Wir brauchen ihn. Und was hat Jesus geboten? Gar keine Schau, wie es heute üblich ist, kein Event. Was hat Jesus denn gemacht? Warum kamen so viele, dass sie nicht einmal Platz im Haus hatten? Er sagte ihnen das Wort.
Welches Wort denn? Das Evangelium vom angebrochenen Gottesreich. Dass der Teufel nicht das letzte Wort hat und der Tod nicht das letzte Wort hat. Dass Jesus in dein Leben hinein will und es verändern und erneuern will – das Wort des Evangeliums. Das ist so wichtig, dieses Wort zu sagen. Das steht ganz am Anfang der Geschichte, das ist so wichtig.
Dieses Wort ist wirksam in den letzten zweitausend Jahren. Es mag viele Gründe gegeben haben, warum Leute Christen geworden sind – weil sie nur der Tradition nach in der Spur waren. Aber wenn sie wirklich Christen geworden sind, dann sind sie es immer nur geworden, weil das Wort des Evangeliums sie in ihrem Gewissen getroffen hat – erschreckend und tröstend. Das sind die zwei Wirkungsweisen des Wortes.
Darum ist eine Versammlung, in der wir zusammenkommen und Gottesdienst feiern, nie ein Jux. Das ist auch nicht irgendetwas Unterhaltsames wie ein Zirkus, sondern da geht es darum, dass der lebendige Gott in unser Herz hineinredet – durch sein Wort. Das Wort Gottes ist mächtig und kräftig, es durchdringt bis ins Innerste des Gewissens. Da wacht man auf und erschrickt.
Das Wort des Evangeliums tröstet und gibt ewigen Frieden sowie Glaubensgewissheit. Das Wort Gottes ist so wirksam, weil es voll heiligen Geistes ist. Das ist die Bibellehre, wo man den Heiligen Geist findet. „Meine Worte sind Geist und Leben.“ Der Geist Gottes ist immer ein Wort.
Wenn man den Heiligen Geist vom Wort Gottes trennt, landet man in der Schwärmerei. Im Wort Gottes aber ist der Geist Gottes lebendig. Und das war damals das Geheimnis, und das ist in unseren Zeiten so wunderbar.
Die Realität der Krankheit und Jesu Mitgefühl
Aber jetzt kommen wir zur Not der Krankheit. Was ist eigentlich Krankheit? Sie ist eine große Fessel unseres Lebens. Wir werden aus der Spur geworfen, es ist eine Katastrophe.
Warum kommt Krankheit? Plötzlich ist sie da, und wir haben gar nicht damit gerechnet. Dann werden wir daran erinnert, und das macht die Krankheit so schrecklich: Wir haben ein zerbrechliches Leben. Wir sind ein irdenes Gefäß, das schon Risse hat. Wir tragen alle schon den Todeskeim in uns, sogar die Babys.
Das ist so erschütternd, weil wir nichts dagegen machen können – ein brüchiges Leben.
In der Bibel stehen so wunderbare Geschichten von Kranken. Jesus hat ein Herz für Kranke, das müssen Sie wissen, wie niemand sonst. Andere mögen achtlos an uns vorübergehen und sich nicht dafür interessieren. Jesus aber interessiert sich für deine Krankheit, für deine Not.
So wie er damals am Teich Bethesda stehen blieb. Der hieß „Bethesda“, was Barmherzigkeit bedeutet. Aber eigentlich war es dort recht unbarmherzig. Die Leute kämpften darum, wer der Erste wäre, der in den Teich steigen konnte. Das war ein Haus des Egoismus, typisch für unsere Welt.
Man schrieb „Barmherzigkeit“ darüber, aber darunter suchte jeder nur, seine eigenen Wünsche zu erfüllen. Jesus war ganz anders. Er ging zu dem Mann, der 38 Jahre krankgelegen hatte, sprach mit ihm und suchte ihn. „Willst du gesund werden?“ fragte er ihn.
Krankheit als Herausforderung und die Frage nach Strafe
Jetzt gibt es eine große Frage, die die Menschen immer wieder beschäftigt: Ist eigentlich die Krankheit, die ich habe, eine Strafe?
Ich muss Ihnen sagen, diese Frage stammt aus dem Heidentum. Die Ungläubigen stellen sie so.
Ich habe eine ganz interessante Entdeckung gemacht, denn ich war oft im Krankenhaus. Es ist heute tragisch, dass die Kirche bei ihren Sparmaßnahmen zuerst bei der Evangelisation kürzt und dann bei der Krankenhausseelsorge. Das ist der wichtigste Bereich! Bitte lassen Sie die Kranken nicht allein, wenn Sie Kranke kennen.
Es war so schön zu sehen, wie bei uns im benachbarten Krankenhaus, als auch dort die Krankenhausseelsorge eingespart wurde, sofort Gemeindeglieder ganze Stationen übernommen haben. Sie tun seit Jahren treu ihren Dienst und haben mit dem Direktor gesprochen: Wir lassen die Kranken nicht allein, obwohl wir gar nicht geschult sind, aber mit der Freude eines Jesuszeugnisses für die Kranken. Denn die Kranken brauchen das ganz besonders. Also lassen Sie niemals jemanden allein!
Ich wollte sagen, zur Strafe: Wenn ich in die Zimmer gegangen bin und Leute getroffen habe, die mit dem Christentum, wie man sagt, nichts am Hut hatten, habe ich sie oft darauf angesprochen. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, ob die Krankheit eine Strafe ist? Dann sagten sie oft: Ja, damit habe ich mich schon oft beschäftigt.
Wissen Sie, ich habe meiner Mutter so viel Böses getan oder ich war im Krieg und es sind schlimme Dinge passiert. Dann habe ich ihnen gesagt: Die Krankheit ist keine Strafe. Sie müssen Ihre Schuld in Ordnung bringen, bevor der Tag des Jüngsten Gerichts kommt. Jesus ist gekommen, um Ihre Schuld abzunehmen. Aber die Krankheit kann jeden treffen, das wissen Sie. Warum ist der eine krank und ich bin gesund?
Ich habe oft bei Alten erlebt, dass sie sagten: Das ist ja toll, Sie sind 85 Jahre alt und so gesund. Sie sagen: Ja, man muss auch etwas dafür tun. Haben denn die Kranken nicht auch etwas dafür getan? Sicher, manche haben mit ihrer Gesundheit schlimm gehaust, aber man kann das ganze Leben nur Körner picken und im Reformhaus essen und trotzdem schon in jungen Jahren krank werden.
Verstehen Sie, das ist eine Sache, aber die Theorie ist wesentlich. Also bitte merken Sie sich: Jesus hat klargestellt, weder der Blindgeborene noch seine Eltern haben gesündigt. Das ist nicht der Grund, warum er krank ist, sondern weil Krankheit zu dieser Welt gehört.
Es ist eine Welt, die aus den Fugen geraten ist – so heißt gerade ein deutscher Bestseller von Peter Solatur: Die Welt ist aus den Fugen geraten. Ja, seit dem Sündenfall liegt der Tod über der Welt, und der Tod wirft seine langen Schatten schon über unser Leben. Da muss man mehr oder weniger dafür kämpfen.
Jesus nimmt sich der Kranken ganz besonders an. Gerade der Besuch von Jesus beim Laubhüttenfest war das Jahr, in dem er zum Teich Bethesda ging. Dort jubilierten drüben im Tempel Zehntausende, und Jesus ging zu den Kranken. Das hat absoluten Vorrang.
Lasst die Kranken nicht allein, lasst die Alten nicht allein! Sie können nicht mehr zur Versammlung gehen, aber sie können immer herrlich im Gottesdienst mitsingen. Lasst sie doch nicht allein und sucht sie auf!
Und was ist das herrlich, auch in der Adventszeit mit den Konfirmanden oder Jugendgruppen zu den Kranken zu gehen und Adventslieder bei ihnen zu singen. Trag deinen Jammer zu Jesus – darum geht es heute Abend: Trag deinen Jammer zu Jesus.
Die Bedeutung von Gemeinschaft und Glauben bei Krankheit
Da waren ein paar Leute, die hatten ein Herz für ihren gelähmten Freund. Sie wussten, dass sie ihm eigentlich wenig helfen konnten – das spürten sie immer wieder. Ich habe oft bei Krankenbesuchen gedacht: Wenn die Schwester von der Diakoniestation kommt, kann sie wenigstens das Leintuch rechts gerade streichen und die Falten glätten. Ich hingegen kann eigentlich gar nichts. Ich kann nur von Jesus reden.
Und wissen Sie, genau das haben die Freunde erkannt: Das Wichtigste ist, dass die Kranken eine Begegnung mit Jesus haben, trotz ihres Leids. Sie wussten gar nicht genau, wie sie es anstellen sollten. Sie konnten Jesus nicht einfach zu ihm bringen. Also dachten sie sich: Wir tragen den Gelähmten zu Jesus.
Sie kennen ja die andere Bibelübersetzung, in der von einem Gichtkranken die Rede ist. Stellen Sie sich vor, wie schwer es ist, einen Gichtkranken auf einer Matratze zu tragen. Der hat ja geschrien vor Schmerzen. Und dann mussten sie ihn die Leiter hochtragen – man kann es sich kaum vorstellen – und das Dach aufreißen.
Das war nötig, weil die Leute keinen Platz machten. Typisch für die Christenheit: Alle stehen da, und wenn wirklich jemand durchbrechen will, sieht er nur die frommen Rücken und kommt nie zu Jesus. Das ist schlimm, weil die Leute nur unseren Rücken sehen.
Die Freunde hatten die tolle Idee: Kost es, was es wolle, wir reißen das Dach auf und lassen diesen Gelähmten vor Jesus’ Füße hinab. Jesus, du redest doch vom Himmelreich, du redest doch von Gottes Erbarmen mit uns – hier ist so eine arme Kreatur.
Das ist der schönste Dienst, den wir tun können: Menschen zur Begegnung mit Jesus führen. Und das haben sie gemacht. Sie ließen sich durch nichts ablenken, sie waren einfach treu dabei. Das war auch das, was Jesus auffiel, als er ihren Glauben sah – diese Männer, die wussten, dass nur Jesus helfen kann.
Das erleben wir ja oft. Wir haben oft die Hoffnung, vielleicht noch einen Arztwechsel zu schaffen. Der andere Arzt war ja nicht so gut und hat sich nicht interessiert. Also probieren wir es noch, machen wir noch eine Kur. Aber irgendwann kommt die Krankheit an einen Punkt, wo Jesus ganz besonders mit uns reden will.
Diese Männer waren auch nicht unbarmherzig. Manchmal klingt es ja ganz hart, wenn man sagt: Du musst eben glauben. Jesus hat sich nicht mit dieser Frage abgegeben: Was heißt das, du musst? Du musst einmal Jesus begegnen – seiner Liebe, seinem Erbarmen.
Und es ist auch gut, wenn wir das so machen bei unseren Besuchen und sagen: Ach, wissen Sie, ich leide ganz schrecklich mit Ihnen. Es ist unvorstellbar, was Sie durchmachen müssen. Ich kann Ihnen keine Hilfe mehr geben. Aber ich möchte Ihnen sagen, dass Jesus jeden sucht. Bei Jesus gibt es keine hoffnungslosen Fälle.
Die Kraft der Begegnung mit Jesus und Zeugnisse von Heilung
Und jetzt liegt dieser Gelähmte einfach vor Jesu Füßen. Jesus hält mitten in der Predigt inne. Man schaut zuerst nach oben, sieht das Licht dort oben, und dann wird diese Matratze heruntergelassen. Alle schauen gespannt, was Jesus jetzt tut. Ich darf Ihnen sagen, dass er wunderbare Dinge tut. Was wir erlebt haben, werden Sie nie vergessen.
Mein Bruder Rolf, der am Freitag beerdigt wurde, wurde vor zehn Jahren operiert. Die Ärzte hatten ihm nur noch wenige Monate zu leben gegeben. Doch bis zu seinem Tod geschah ein Wunder: Er hatte keine Krebszellen mehr. Er konnte so wunderbar wirken, bis er in unserer Versammlung in Glaucha war. Gott tut große Dinge, aber es ist ganz unterschiedlich.
Ich war immer zögerlich, über die großen Wunder Gottes zu sprechen, auch über die Heilungen, die er vollbringt. Denn ich weiß, dass viele Menschen sagen: Warum erlebe ich das nicht? Da müssen wir vorsichtig sein, dass das Gewicht der Botschaft noch stimmt.
Doktor Fritz Laubach, der ein schönes Büchlein mit dem Titel „Herr, heile mich“ über die biblischen Heilungen geschrieben hat, sagt, dass im Neuen Testament nur 33 Heilungen von Jesus erwähnt werden. Wir tun oft so, als hätte er alle geheilt, aber das hat er nicht. Und was bedeutet das? Das ist wichtig.
Aber Sie können solche Wunder auch erleben, auch in Ihrem Leben, und Sie können davon erzählen. Meine Frau wurde dreimal von den Ärzten aufgegeben, als sie noch ein kleines Baby war. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie mitten im Jabo-Jagdbombenbeschuss geboren. Die Eltern mussten Abschied nehmen in der typischen Uniklinik, und der Arzt schnitt ihr sogar den Hals auf, damit das Kind besser sterben kann. Doch sie hat überlebt. Dafür wollen wir Gott danken.
Aber das ist nicht der Normalfall. Wir haben auch Erfahrungen in unserem Leben, die uns mit Lasten zurücklassen. Und gerade deshalb muss die Gemeinde ganz besonders wachsam sein.
Darum hat der Dienst an Kranken einen vorrangigen Platz in der Gemeinde. Ganz besonders wichtig ist die Fürsorge für die Alten, die heute in Pflegeheimen leben, für die Menschen in psychiatrischen Einrichtungen und für all jene, die in den Häusern still leiden.
Die Priorität der Vergebung über Gesundheit
Das macht Jesus: Er spricht gar nicht von der Krankheit, sondern macht zuerst einmal deutlich, dass Gesundheit nicht das Wichtigste ist. Das meinen wir ja, denn Gesundheit ist das, worauf wir heute in unserer modernen Welt oft den Fokus legen. Wir Deutschen haben ja fast alles reguliert und im Überfluss. Wir leben im Wohlstand, die Infrastruktur funktioniert, die Versorgung ist gesichert. Selbst Hartz IV bietet noch ein Auskommen, das es in dieser Form sonst nirgendwo auf der Welt gibt.
Wir haben alle Nöte geregelt: Obdachlose bekommen eine Unterkunft, es gibt Gasthöfe, alles ist im Sozialgesetz verankert – nur die Gesundheit nicht. Und da sagen viele Leute, das Wichtigste sei die Gesundheit. Nein, das Wichtigste ist nicht die Gesundheit. Und das macht Jesus deutlich: Mensch, dir sind deine Sünden vergeben.
Hat das den Mann interessiert? Ach wissen Sie, für Jesus war es gar nicht so wichtig, ob wir uns dafür interessieren. Ich sage auch immer: In der Reformation hat sich niemand um den gnädigen Gott verdient gemacht. Weder die Bauern vom armen Konrad, die den Aufstand gemacht haben, noch die Ritter, noch der Kaiser Karl, noch der Papst in Rom hat nach dem gnädigen Gott gefragt.
Martin Luther, als sein Freund tot neben ihm lag, ist aufgewacht und fragte: Was ist denn los? Wo ist denn Gott? Und das ist die Frage, die unsere Kranken stellen: Wo kann ich Gott erfahren und erleben? Bin ich denn verstoßen? Stehe ich unter einem Fluch? Hat der Teufel mein Leben in der Hand? Was ist denn passiert, dass diese Unheilsmächte mich so bedrohen können?
Und dann sagt Jesus das Allerwichtigste: Gott will die Mauer niederreißen, die zwischen dir und ihm steht. Diese Mauer ist die Mauer der Schuld. Gott will dir seine ganze, ganze Liebe zuwenden – das ist das wichtigste Wort.
Ja, und wenn ich krank bin, dann kannst du es umso herrlicher erfahren, wie es unzählige Kranke vor dir erlebt haben. Dieses Wort hat ja dieser Jesus gesprochen, dessen ganzes Leben im Glaubensbekenntnis mit dem einen Wörtlein „gelitten“ überschrieben ist. Jesus hat das Leiden dieser Welt bis zum Letzten ausgekostet, bis zum Tod am Kreuz. Und darin hat er uns das Allergrößte gezeigt: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“
Nein, Gesundheit ist nicht das Wichtigste. Uns kommt es immer wieder so vor, auch in der Christenheit, die immer wieder sagt, die wichtigste Frage sei die Heilung. Aber Sie wissen es doch: Ich will den Heilungsevangelisten immer sagen, dann geht doch mal auf die Pflegeabteilung. Macht das nicht mit jungen Leuten von 18 oder 20 Jahren, die einen sportlichen Körper haben, mit der Heilung.
Das kommt ja ganz schnell, wenn das Lüftlein des Todes weht. Und dann werden wir alle wieder auf die Füße gestellt, dass wir mehr oder weniger mit unseren Leiden zu kämpfen haben. Schon die jungen Leute sind oft belastet durch die Grenzen ihrer Kraft und müssen damit umgehen.
Auch wenn wir die Wunder Jesu immer wieder herrlich ermutigend erfahren, bleibt doch die große Not: Wir sind in diese Welt hineingebunden. Und wer von Ihnen das ganz große Glück hat und sagt: Mir fehlt nichts – wie zum Beispiel ich –, der sollte umso mehr den Kranken Raum geben. Wir wollen das mittragen, was sie mittragen müssen, und sagen, dass der Normalzustand dieser Welt, dieser Zeit, Leiden ist, das wir tragen müssen.
Darum ist es ganz wichtig, dass wir den Kranken sagen: Jesus hat dich lieb, und du kannst die Herrlichkeit von Jesus erfahren – auch in deiner Krankheit. Und das ist das Wichtigste: Du bist nicht verstoßen, sondern er ist nahe und sucht dich.
Die Nähe zu Jesus in Zeiten der Krankheit
Und jetzt machen wir plötzlich die Erfahrung, die wohl jeder von Ihnen erzählen könnte: Krankenseiten sind Zeiten, in denen wir ganz nah zu Jesus kommen.
Wenn wir im Urlaub sind, vergessen wir oft das Bibellesen und das Beten. Wenn es uns gut geht, klemmt man oft aus verschiedenen Gründen. Doch in Krankenzeiten wird unsere Suche nach Jesus ganz intensiv. Wir wollen sein Wort hören. Deshalb sind Krankenzeiten immer Wendepunkte in unserem Leben.
Hoffentlich bleiben wir in den Erfahrungen, die wir in den Krankenzeiten gemacht haben. Es gibt Augenblicke, in denen man beim Beten auf die Knie geht. Die Form ist dabei nicht wichtig. Man muss nur sagen: „Ich möchte vor Gott das aussprechen. Herr, ich kann nichts von dir fordern, aber deine Gnade muss mich tragen.“
Einmal kam ein Mann zu mir, begleitet von seiner Frau. Er war ein stattlicher Mann, aber ich merkte, dass er blind war, denn er trug eine Sonnenbrille. Er besuchte mich in meinem Pfarramt und erzählte seine Lebensgeschichte.
Er sagte: „Ich war ein richtiger Mann, der im Leben immer Glück hatte. Ich hatte Erfolg, Reitpferde, eine Yacht am Bodensee, ich habe das Leben genossen, aber ich war fern von Gott. Dann passierte das Schreckliche: Insolvenz. Ein Kunde zahlte nicht, und plötzlich musste ich Insolvenz anmelden. Das ist das Schlimmste, wenn ein erfolgreicher Geschäftsführer vor den Trümmern seiner Arbeit steht.“
Er berichtete weiter: „Es war merkwürdig. Nach ein paar Jahren kam ich wieder auf die Füße, und es klappte wieder. Ich hatte Glück, ich hatte ein tolles Geschäft. Ich war auf einer Geschäftsreise in München, fuhr mit meinem dicken Mercedes, da kam ein Autofahrer bei Roth über die Kreuzung und schloss die Tür. Ich lag sieben Stunden auf dem Operationstisch.“
Dieser Mann hat seine Geschichte auch in der Zeitschrift „Entscheidung“ veröffentlicht, einer Zeitschrift von Billy Graham in deutscher Sprache. Er sagte: „Ich lag noch im Koma, und plötzlich wurden mir Bibelworte lebendig, die ich früher einmal gehört hatte. Ich wusste, ich bin in der Hand von Jesus geborgen.“
Er erzählte mir, er sei Jesus dankbar, dass dieser Unfall passiert ist, denn sonst hätte er ihn nicht gefunden. Das kann ich nicht über die Lippen bringen, aber er hat es gesagt. Sein einziger Wunsch war, dass ich ihn beerdige, und diesen Wunsch habe ich erfüllt.
Wissen Sie, das ist so merkwürdig: Menschen erleben so etwas. Und das erleben Sie ja auch, wenn Sie Kranke besuchen. Ich hatte als Pfarrer immer Sorge, weil ich dachte: Ich kann nichts mitbringen. Was soll ich meinem Kranken mitbringen? Blumen oder Pralinen? Das hat alles keinen Wert.
Ich kann ihm nur ein Wort von Jesus mitbringen: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel fallen, meine Gnade soll nicht von dir weichen.“ Haben Sie schon erlebt, dass Menschen auf der Intensivstation oder auf dem Sterbebett sagen: „Danke, das ist das Allerschönste und Größte, was man mir jetzt zugerufen hat“?
Ich habe erlebt, dass Menschen, die ganz weit weg waren, von den herrlichen, großen Worten des Evangeliums berührt wurden. Diese Worte dringen tief hinein. Das gilt auch für Menschen, die ganz fern sind und sich fragen: „Gilt das auch für mich?“ Ja, das gilt für dich, auch auf dem Sterbebett.
Auch wenn es dort relativ wenige sind, die sich bekehren, ist es wunderbar, dass wir diesen Dienst bei Kranken tun dürfen. Wir können ihnen ein Wort zurufen und sagen: „Ich will Ihnen ein Wort zurufen, das gilt für Sie, und ich will mit Ihnen noch beten.“ Dann gehen wir wieder.
Wir wollen die Kranken nicht strapazieren, dass sie schwitzen, sondern ihnen ein kurzes Wort zurufen, das wirkt. Niemand kann aus der Hand von Jesus gerissen werden.
Dann ist Römer 8 gut für mich: „Wer soll denn jetzt noch gegen mich sein?“ Das ist das Allergrößte, gerade wenn auch die Ärzte nicht mehr helfen können. Das ist es, was uns im Leben und im Sterben durchträgt und hält.
Die Einzigartigkeit der Vergebung durch Jesus
Die damalige Situation war jedoch ganz anders. Die frommen Leute sagten, das sei ihnen ganz ungewohnt. Sie fragten: Was macht denn Jesus? Sünden vergeben? Das gibt es doch gar nicht. Sie haben ja recht: Wie kann man bereits geschehene Dinge vergeben? Das wäre doch billig. Da bringt einer den anderen um, und dann bekommt er einfach Vergebung. Und der Tod ist tot!
Wenn Gott Ihnen Ihre Schuld zeigt – und das ist ja die Wirkung des Geistes Gottes –, dann kann nur der Geist Gottes richten. Er überführt die Welt von der Sünde. Das ist das wichtigste Werk des Heiligen Geistes. Wissen Sie das? Nach Johannes 14 und Johannes 16 hat Jesus eindeutig gesagt, dass das Werk des Heiligen Geistes nicht aus irgendwelchen Extravaganz besteht, sondern darin, dass die Menschen von der Sünde ihres Lebens überführt werden. Das kann nur der Geist Gottes beleuchten.
Wenn Sie einmal sehen, wie das ist, und sagen: Ich kann das alles in meinem Leben nie mehr in Ordnung bringen, dann wissen Sie, dass das das Unerhörteste ist, was überhaupt geschieht: Sünden vergeben. Wer kann denn Sünden vergeben? In allen Religionen der Welt gibt es das nicht. Niemand kann Sünden vergeben.
Die indischen Hindus tauchen in den Fluss ein und meinen, das würde ihnen helfen. Aber man nimmt die Schuld nicht weg. Schrecklich: Im Hinduismus gibt es keine Sündenvergebung. Im Islam gibt es keine Sündenvergebung.
Ich habe so einen schönen Gesprächskreis an der naturwissenschaftlichen Fachhochschule. Der Schulleiter ist zum Glauben gekommen, bei uns in der Gemeinde. Ihr möchtet, dass die jungen Leute das haben, und deshalb machen wir immer wieder einmal im Monat so einen Gesprächskreis. Das war dann ganz nett, als wir da zusammensaßen.
Da waren muslimische Studenten, und die provozierten dann ganz lustig zwei junge Studentinnen. Die hatten sich so angezogen als Muslimas. Man denkt, das sei eine katholische Nonne, aber nein, sie trugen grün und braun, und der Kopf war ganz eingehüllt. So mussten sie Muslimas sein. Sie saßen vorne am Tisch. Was sagst du jetzt? Dann hatten wir das Thema zum Bußtag und zur Sünde.
Er fragte: Wie ist das bei Ihnen? Und sie antworteten: Wir haben keine Sünde. Die gibt es bei uns nicht. Und wenn wir etwas hätten, würden wir es mit Allah am jüngsten Tag in Ordnung bringen. Toll! Muslime haben nicht unsere Sündenerkenntnis, die wir Christen haben.
Dann haben die beiden Studentinnen gesagt: Jetzt müssen wir mal interessiert sein. Haben Sie es schon? Wie? Sind Sie so frei, uns davon zu erzählen? Gerne.
Eine Studentin sagte: Ich bin oft ungerecht, ich bin oft jähzornig, ich werde an meiner Frau schuldig, ich habe schmutzige Gedanken im Kopf. Sie gab eine ganze Liste von Dingen an. Dann sagten die anderen plötzlich: Das gibt es ja bei uns auch. Und wie werden Sie damit fertig? Das wissen wir nicht.
Was für ein herrliches Thema: Nur Jesus kann Sünden vergeben, weil er am Kreuz gestorben ist. Das ist der große Trost, auch für die Kranken. Ich bin bei Gott in Gnaden angenommen, und nichts kann mich aus der Hand von Jesus reißen. Er ist der gute Hirte, und er spricht mir das zu: Ich bin in seinem Frieden geborgen.
Ganz wunderbar: Jesus kann Sünden vergeben. Das ist das wichtigste Thema der Welt.
Die Bedeutung von Sünde und Vergebung heute
Es ist schon bemerkenswert, dass in vielen Kirchen immer wieder von der Sünde gesprochen wird. Vor etwa einem Jahr brachte das Magazin „Der Spiegel“ eine ganze Ausgabe mit dem Titelbild „Triumph der Sünde“ heraus. Darin wird beschrieben, wie heute die Wollust regiert, wie Ehescheidungen zunehmen, Banken Boni ausschütten und jeder in unserer Gesellschaft nur seinen eigenen Profit sucht. Der Spiegel schreibt: Noch nie hat die Sünde in einer Generation so gewütet wie heute.
Doch die Kirchen sprechen kaum noch über die Sünde. Ebenso selten wird das wunderbare Thema der Vergebung und der Schuld behandelt. Wie sollen Menschen im Frieden sterben? Wie können sie eine schwere Last des Leidens ertragen? Leiden gehört zu unserem irdischen Leben und zum Geborenwerden dazu.
Wenn Sie das wissen, können Sie bei Gott in Gnaden sein, auch wenn Sie manche Schmerzen und Leiden in Ihrem Leben tragen müssen. Das herrliche Lied „Unter deinem Schirmen bin ich vor dem Sturm“ drückt das so aus: „Jesu, meine Freude, bin ich vor dem Sturm aller Feinde frei. Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern, mir steht Jesus bei, ob es jetzt gleich blitzt, ob kracht, obgleich Sünd’ und Hölle schrecken, Jesus will mich decken.“
Das sind doch wunderbare Worte, die wir Kranken sagen, die wir ihnen vorsingen und die wir ihnen bezeugen können.
Es ist auch bemerkenswert, dass im Jakobusbrief eine ganz konkrete Anweisung gegeben wird, wie wir mit Kranken umgehen sollen. Wir sollen für die Kranken beten. Wenn sie auf der Matratze liegen, kommt der Besucher und steht über ihnen. Sie brauchen keine Sorgen zu haben, sondern sollen zu den Kranken gehen und ruhig handeln. Dabei sollen die Ältesten aufgesucht werden. Es wird empfohlen, in den Ältestenkreisen nur solche Personen zu wählen, die wirklich auch im Krankenbeten erfahren sind.
Dann heißt es weiter: Der Kranke soll seine Sünden bekennen, und es wird ihm besser gehen. Es steht nicht einmal da, dass er gesund wird.
Zeugnisse von Glauben und Heilung im Dienst an Kranken
Ich habe eine schöne Geschichte erzählt, bei der die Familie ganz besorgt war. Der Vater hatte den Schritt zum Glauben noch nicht gemacht. Mit 50 Jahren hatte er noch Kinder im Alter von etwa sechzehn und vierzehn Jahren. Man brauchte den Vater dringend, doch er litt an einer schweren Krebserkrankung.
Die Frau ging zur gläubigen Gemeinde und bat die Ältesten, sie zu besuchen. Dann fragten sie den Mann, der immer dazwischenstand und den letzten Schritt des Glaubens nie getan hatte, ob sie mit ihm über seine Krankheit beten dürften. Sie sagten auch, dass man seine Sünden bekennen solle. Doch sie drängten ihn nicht. Er wollte es tun, und sie beteten mit ihm. Die Krankheit verschwand zwar nicht, aber er rief die Eltern noch einmal herbei.
Dann sagte er: „Geht bitte an meinen Computer und löscht einige schmutzige Dateien, die ich abgespeichert habe. Ich bekomme sonst keinen Frieden mit Gott.“ Wissen Sie, wie das bei uns ist? Das, was uns belastet, muss einmal weg, wenn wir Gottes Wunder erleben wollen. Und dann dürfen wir wissen, dass er alles richtig macht, so wie er mich auch führt.
Friedrich Henzel, der Verleger, erzählt gern, wie er in seiner Jugend in Neuenhausen, wo er mit seinem Vater aufgewachsen ist, von einem Kranken namens Adolf Stotz gesegnet wurde. Adolf Stotz hatte ein ganz gottloses Leben geführt. Er war sportlich begabt und hatte sich in den 1930er Jahren ein Motorrad gekauft. Ganz begeistert fuhr er los, geriet in einen Straßengraben und wurde so unglücklich verletzt, dass er querschnittsgelähmt war.
Dieser junge Mann, ich glaube, er war 28 Jahre alt, verheiratet und hatte ein kleines Kind. Er fragte sich: „Wo ist denn Gott in meinem Leben, wenn er so etwas zulässt?“ Er wollte nichts von Gott wissen. Als der Pfarrer ihn besuchte, sagte er ihm, er solle fortbleiben, sonst würde er ihm den Rasierpinsel ins Gesicht werfen.
Ein Evangelist namens Heidigsmann, ein kleiner Mann, schaffte es beim Krankenbesuch, dass dieser Kranke sein Herz für Jesus öffnete. Friedrich Henzel erzählt immer, dass sie als junge Leute gepilgert sind. Das war für ihn ein ganz wichtiges Motiv.
Heute in Chemnat erzählen die Leute noch von Adolf Stotz, obwohl er schon seit Jahrzehnten tot ist. Das hat uns geprägt. So lange wie er vorher gelebt hat, war er 28 Jahre bettlägerig gelähmt. Er lernte sogar Posaune spielen – im Liegen, als Querschnittsgelähmter.
Als einmal Leute kamen und fragten, ob sie nicht doch das Wunder erbitten sollten, dass jemand mit der Gabe komme, ihn gesund zu machen, sagte er: „Ich will das gar nicht. Sonst würde mein altes Lumpenleben wieder anfangen. Da hat mich Jesus geholt, und da hat er mich gesegnet. Ich will ein Zeuge seiner Herrlichkeit sein.“ So erquickte er unzählige Menschen vom Krankenbett aus.
In Württemberg hatten wir einen Evangelisten, Dr. Paul Müller. Er schrieb gleichzeitig das große Chemiebuch für alle Gymnasien Württembergs. Dr. Paul Müller war Chemiker und mit 28 Jahren an Multipler Sklerose erkrankt. Er wurde weit über achtzig Jahre alt. Er war der tollste Evangelist im CVJM in Württemberg. Wie viele Menschen hat er zu Jesus geführt!
Bei einer der letzten großen Konferenzen in der Stuttgarter Liederhalle, der Ludwig-Hofacker-Konferenz, haben wir ihn im Rollstuhl auf die Bühne in Sankt Paul begleitet. Dort sagte er ein eindrucksvolles Wort, wie es nur ein Naturwissenschaftler kann: Die Schöpfung hat zwei Seiten. Es gibt die herrliche Schöpfung, wenn Gott Blumen sät und die Sonne scheint, die Menschen und Tiere wachsen lässt.
Aber es gibt auch eine Nachtseite der Schöpfung. Etwas Furchtbares: den Kampf der Tiere gegeneinander, die sich zerreißen, die Krankheitskeime, Bakterien und Viren. Beides hat Gott zugelassen. Mit dem Sündenfall ist das alles da. Wir dürfen überall das Anbrechen des Reiches Gottes erleben. Ganz besonders sollen wir dort Zeugnis ablegen, wo solche Not herrscht.
Ich bedaure immer, dass gewisse Lieder aus unseren neuen Gesangbüchern entfernt wurden. Es gibt nur ein Lied vom Leiden, das hat der Württemberger Karl Friedrich Hattmann gedichtet – mit zwei harten T’s. Aus unserem württembergischen Gesangbuch hat man es gestrichen: das Lied übers Leiden.
„Endlich bricht der heiße Tiegel, und der Glaube empfängt sein Siegel als im Feuer bewährtes Gold.“ Im Leiden bereitet sich Jesus etwas zu. Im Leiden versteht man das Wort Gottes in einer ganz anderen Tiefe. Und im Leiden wird die Sehnsucht nach der himmlischen Heimat, die vor uns liegt, ganz groß.
Die Sehnsucht wird groß bei mir und Paulus. „Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein.“ Leiden ist schwer, aber es wird uns zugemutet, ganz besonders als Christen. Wir leiden mit den vielen Millionen Menschen auf der Welt, die heute Abend keine Hoffnung haben.
In Mosambik hatten wir ein Gebiet mit 400 Menschen und keinem Arzt. Wissen Sie, was das bedeutet? Unsere Krankenschwestern waren mit dem Basisgesundheitsdienst unterwegs – immer mit dem Evangelium. Denn das dürfen wir niemandem verschweigen: Die Pillen sind nicht das Letzte. Das Herrlichste ist, dass Jesus tröstet.
Dieser Zeit Leiden sind nicht wert, verglichen mit der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Tragt das zu den Kranken, sprecht ihnen das zu. Wir wollen beten.
Schlussgebet um Heilung und Vergebung
Ach Herr, wir sind oft so gebrochen, mutlos und deprimiert. Dann sprich du dein Wort zu uns.
Wo wir gesunden, beginnt zunächst unser Verhältnis zu dir neu zu werden. So kannst du in unserem Herzen wirken und uns Frieden schenken.
Wir können das nur in aller Schwachheit bezeugen, aber du kannst es bekräftigen. Du hast dir von den Krankenbetten das herrlichste Gotteslob geholt. Das ist so wunderbar. Auch von den Sterbebetten – wie wunderbar ist es, wenn deine Ewigkeit schon hereinleuchtet in unsere kurze, vergehende Weltzeit.
Herr, hilf uns doch, dass wir hinüberblicken über diese vergänglichen Nöte. Und danke, Herr, dass du alles wegnimmst.
Wir wollen auch heute Abend bei dir alles ablegen. Es sind massive Dinge, die den Frieden rauben, sodass wir dein Wort gar nicht vernehmen können und gar nicht glauben können.
Es sind massive Dinge des Ungehorsams und der Sünde. Und das Wunder, Herr, ist, dass du uns ganz frei machst. Dass wir es bei dir versenken dürfen in deiner wunderbaren Vergebung.
Danke, dass du uns ganz frei machen kannst, dass du uns lossprichst. Und dass das, was du vergeben hast, nie mehr vorgeholt wird – auch nicht am jüngsten Tag.
Ganz herzlichen Dank, Herr. Amen.