
Die Predigt möchte ich heute unter ein Wort Gottes aus dem zweiten Timotheusbrief stellen, Kapitel drei. Ich lese uns dazu zunächst die Verse zehn bis dreizehn vor:
„Du aber bist meiner Lehre gefolgt, meinem Lebenswandel, meinem Streben, meinem Glauben, meiner Langmut, meiner Liebe, meiner Geduld, meinen Verfolgungen, meinen Leiden, die ich in Antiochia, Ikonion und Lystra erlebt habe. Welche Verfolgungen ertrug ich da! Und aus all dem hat mich der Herr erlöst. Alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden Verfolgung erleiden. Denn böse Menschen und Verführer werden es immer ärger treiben. Sie verführen und werden verführt.“
Ich habe diese Predigt unter drei Stichworte gestellt, die ich heute Morgen ein wenig entfalten möchte. Ihr werdet dann selbst sehen, was das miteinander zu tun hat.
Ich bin selbst in einem geistlichen Umfeld aufgewachsen, in dem ältere Brüder uns lehrten. Diese hatten selbst während der Zeit des Nationalsozialismus Verfolgung erlitten und waren in Gefängnissen und Konzentrationslagern gewesen.
Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich als 13- oder 14-Jähriger in einer großen Halle meiner Heimatstadt Richard Wurmbrand zuhörte. Er war nach 13 Jahren brutaler Haft unter den Kommunisten in Rumänien wieder frei geworden und gab Zeugnis von der Treue Gottes.
Deshalb beschäftigt mich dieses Thema schon immer: Verfolgung ist ein Teil unseres Christseins und könnte möglicherweise auch früher als wir denken uns hier im Westen betreffen.
Ich lese immer wieder Biografien von Menschen, die um Jesu Willen verfolgt wurden. Das ermutigt mich und fordert mich heraus, mein Leben ganz diesem Herrn zur Verfügung zu stellen.
Ich habe in den letzten Wochen ein Buch zur Hand genommen, es zum zweiten Mal angefangen zu lesen und jetzt fast fertig gelesen. Normalerweise mache ich ja nur Werbung für ein bestimmtes Buch. Ob man dafür überhaupt Werbung machen muss, denke ich bei den allermeisten Zuhörern nicht.
Aber dieses Buch, das ich gelesen habe, hat mich sehr bewegt: „Im Schatten des Kreuzes“ von Glenn Penner. Er war ein Bruder, der inzwischen schon einige Jahre beim Herrn ist. Glenn Penner hat selbst Leiden, auch körperliches Leiden, durchlebt und ist daran gestorben. Er war tätig für „Voice of Hope“, das in Deutschland durch die Hilfsaktion Märtyrerkirche vertreten wird. Dieses Werk kümmert sich um das Schicksal verfolgter Christen.
Dieses Buch ist beinahe eine Doktorarbeit. Es ist eine echte Theologie über Nachfolge und Verfolgung. Deshalb ist es ausgesprochen empfehlenswert. Ich möchte euch das sehr ans Herz legen: Lest solche Bücher, um einen tiefen biblischen Grund zu haben – auch für eine gesunde und realistische Zukunftserwartung.
Es ist erschienen bei SCM Brockhaus, man kann es aber auch direkt bei der Hilfsaktion Märtyrerkirche beziehen. Derzeit rechnet man damit, dass etwa 200 Millionen Christen in dieser Welt durch Desinformation, Diskriminierung, Ausgrenzung bis hin zu körperlicher Verfolgung unterdrückt werden.
Tatsächlich ist Nachfolge, so sagt uns Gottes Wort in unserem Text, den wir gelesen haben, ohne Verfolgung gar nicht denkbar. Paulus sagt: Alle, die gottselig leben wollen, müssen und werden Verfolgung erleiden. So wie wir einerseits Werkzeuge des Wortes Gottes sein dürfen, werden wir auf der anderen Seite auch Teilhaber dieser Verfolgung sein.
Paulus sagt das sogar einmal so im Brief an die Philipper, Kapitel 1, Vers 29: „Denn euch ist im Hinblick auf Christus aus Gnade gegeben worden, nicht nur an ihn zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden.“
Es ist also eine Gnade, sagt Paulus, wenn wir um seines Namens willen leiden. Dietrich Bonhoeffer hat es in seinem Buch „Nachfolge“ einmal so zusammengefasst: „Nachfolge ist Bindung an den leidenden Christus, und darum ist Leiden für Christen nichts Befremdliches.“
Ich denke, es war Petrus, der im ersten Brief, Kapitel 4, Vers 12, es so gesagt hat: „Geliebte, lasst euch die Feuerglut, die euch als Prüfung begegnet, nicht befremden, als widerführe euch etwas Seltsames.“
Wenn unser Glaube also Gegenwind erfährt, dann ist das nichts Ungewöhnliches. Wohlgemerkt, es geht um ein Leiden um Jesu willen, ein Leiden um des Wortes Gottes willen – nicht um ein Leiden wegen Krankheit oder womöglich wegen unserer Sünde und unseres Ungehorsams.
Glenn Penner fasste es in seinem Buch, das ich erwähnt habe, einmal so zusammen: „Die Bibel, vor allen Dingen das Neue Testament, ist von verfolgten Christen für verfolgte Christen geschrieben worden.“
„Wenn wir das bedenken“, sagt er, „hat das gravierende Auswirkungen auf das Lesen und Anwenden der Bibel.“
Nun, wie begann das? Ich denke, es begann schon ganz am Anfang, in 1. Mose Kapitel 3. Ich mache das immer so: Wenn ich sehr grundlegende Fragen zu bewerten habe, beginne ich ganz vorne zu lesen und schaue an die Quelle der ganzen Geschichte.
Wir lesen im ersten Buch Mose, Kapitel 3, Vers 15, folgende Aussage Gottes gegenüber dem Satan: „Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.“
Es war die erste Ankündigung an Menschen, dass es einen Erlöser geben würde: Jesus Christus, der sein Leben geben würde zur Rettung, zu unserer Rettung. Aber es würde ihn das Leben kosten.
Warum war das nötig? Der Mensch war unzufrieden geworden. Er war nicht mehr zufrieden, ein Träger des Bildes Gottes zu sein, nachdem Gott ihn geschaffen hatte mit den Worten: „Lasst uns Menschen nach unserem Bild machen.“ Stattdessen suchte das Abbild die Gleichheit mit Gott. Das war der Sündenfall.
Gott kündigt unfassbare Versöhnung an für diese fürchterliche Schuld – und zwar durch das Leid seines Sohnes. Wir sehen also, dass Erlösung, wie wir sie heute vielleicht als selbstverständlich ansehen, vor allem im Kontext von Leid und Kampf geschieht.
Die Ursache für alle Christenverfolgung und allen geistlichen Kampf der Christenheit liegt genau in dieser Auseinandersetzung zwischen Gott in Jesus Christus und dem Satan. Und das ging nicht ohne Leid, vor allem nicht ohne Leid für Christus.
Weil nur Leid den Menschen erretten konnte von der ewigen Verdammnis, von dem ewigen Leid, ist das auch heute die Wurzel der Feindschaft zwischen Satan und den Gotteskindern.
Denn Gott will ja retten. Er will seine Erlösung wirken, um Menschen herauszuretten aus der Macht des Satans. Und deswegen gibt es Christenverfolgung. Es kann nicht anders sein, als dass Satan die Christen auf allerlei Weise bedrängt.
Wir werden das nachher noch ein wenig näher anschauen.
Übrigens war der erste Mord der Menschheitsgeschichte gewissermaßen ein Akt der Verfolgung eines gottlosen Mannes gegenüber einem gottesfürchtigen. Es war kein Mord aus religiösen Gründen, weil Abels Opfer von Gott angenommen wurde und das seines Bruders nicht.
Wir lesen dazu im ersten Johannesbrief im Neuen Testament, Kapitel 3, wie Gottes Wort das beurteilt. Dort heißt es: „Nicht wie Kain, der aus dem Bösen war und seinen Bruder erschlug. Und warum erschlug er ihn? Weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht. Wundert euch deswegen nicht, meine Brüder, wenn euch die Welt hasst.“
Hier sehen wir den direkten Zusammenhang und die Bestätigung: Der erste Mord war eigentlich ein Akt der Verfolgung eines an Gott gläubigen Menschen durch einen, der das nicht war.
Wir sehen durch das ganze Alte Testament, wie treue Menschen Gottes immer wieder verfolgt wurden. Wir denken an Mose, der mit Steinigung bedroht wurde, und an die Verfolgung Davids durch Saul. Wir denken an Isebel, die die Propheten blutig verfolgte und am Ende Elia jagte.
Ich denke an Micha, der von Ahab eingesperrt wurde, weil er ihm aufgrund des Heiligen Geistes die Wahrheit sagte. Ebenso denke ich an Daniels Freunde, die in den Feuerofen geworfen wurden, und an Daniel selbst, der in der Löwengrube getötet werden sollte. Viele andere Propheten des Alten Testaments litten unter diesen Kämpfen.
So sagt Stephanus in seiner Rede unmittelbar vor seiner Steinigung in Apostelgeschichte 7,52: „Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben die getötet, die zuvor das Kommen des Gerechten verkündeten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid.“
Wir sehen also den Gedanken, dass die Macht der Finsternis die Diener des Lichts verfolgt, unterdrückt, diskriminiert, ausgrenzt, bekämpft und töten will. Dies ist ein Gedanke, der sich durch die ganze Bibel zieht.
Die Psalmen berichten viel über jene, die wegen ihrer Treue zu Gott litten. Wenn man die Psalmen durchliest, merkt man, wie viel zum Beispiel David oder auch Asaph gelitten haben, weil sie dem Herrn treu waren. Sie liefern auch ein Bild des leidenden Gottesknechtes. Dies sehen wir in den sogenannten messianischen Psalmen.
Im Neuen Testament sind gerade diese Psalmen, die diesen Aspekt ansprechen, eine Bezugsquelle für die Erklärung von Not, die Christen auch im Neuen Testament erleiden werden.
Wir denken an das Buch Jesaja, das uns deutlich macht, dass Gottes Pläne sogar vorrangig durch Leiden und Selbstaufopferung zum Ziel kommen – nämlich letztlich durch Jesus, den leidenden Gottesknecht.
Und damit sind wir bei Jesus selbst. Wir dürfen uns einmal anschauen: Was sehen wir an Jesus?
Gott wird Mensch in Jesus Christus, der exakten Reproduktion des Bildes Gottes. Das lesen wir gleich zu Anfang im Hebräerbrief, Kapitel 1, Vers 3: „Dieser Christus ist der Glanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens.“ Das ist Jesus, die vollkommene Darstellung Gottes hier auf dieser Erde.
Wenn wir über Jesus nachdenken, wie sieht dieses wunderbare Bild aus? Woran denken wir? Denken wir zuerst an die Wunder, an den glorreichen Jesus, den die Juden damals schon erwartet hatten? Ich erinnere an das, was der Prophet Jesaja uns im Kapitel 53 gesagt hat, als er das Ansehen oder die Ansicht Jesu Christi schildert. Er sagt in Jesaja 53, Vers 3: „Er war der allerverachtetste und von den Menschen verlassen, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg. Darum haben wir ihn nicht wertgeachtet.“
Das ist das Bild, das uns die Bibel immer wieder von Jesus zeigt: das Bild eines, der litt um unserer Errettung willen. Gott trat in Jesus in unsere Welt von Fleisch und Blut, von Tränen und von Tod.
Ich habe neulich darüber nachgedacht, angeregt durch das Buch von Norman Penner über die sogenannte Verklärung Jesu. Ein ganz wunderbares Bild. Es fällt auf, dass diese Verklärung Jesu in einen Kontext gestellt ist von sehr interessierten und vielleicht auch kritischen Fragen.
Wir lesen zum Beispiel in Lukas 8, Vers 25, unmittelbar nach der Sturmstillung: Die Jünger sagen untereinander, nachdem Jesus sie gefragt hatte: „Wo ist euer Glaube?“ Sie fürchteten sich und wunderten sich und sagten zueinander: „Wer ist er denn? Wer ist er?“
In Kapitel 9, Vers 9, stellt ein anderer fast genau die gleiche Frage: Herodes sagt: „Johannes habe ich enthaupten lassen, wer ist aber dieser, von dem ich höre? Wer ist er?“
Kurz darauf fragt Jesus seine Jünger: „Wer sagen denn die Leute, dass ich sei?“ Sie geben ihm Antwort, berichten ihm, was sie gehört hatten. Dann heißt es in Vers 20, dass Jesus sie fragt: „Für wen haltet ihr mich?“ Also die gleiche Frage wieder: „Für wen haltet ihr mich?“ Petrus antwortet: „Du bist der Christus Gottes.“
Und was sagt Jesus unmittelbar darauf, nachdem Petrus erkannt hatte, dass Jesus der Christus Gottes ist? Er sagt ihm nicht: „Super, hast du das erkannt, prima! Jetzt wirst du mal tolle Geschichten erleben, und jetzt geht unsere Geschichte richtig los.“ Nein! Im Vers 21 sagt er weiter: „Und er ermahnte sie ernstlich und befahl ihnen, das niemand zu sagen, und sprach: Der Menschensohn muss vieles erleiden und verworfen werden von den Ältesten, den hohen Priestern und Schriftgelehrten, und wird getötet werden und am dritten Tag auferstehen.“
Die Jünger sollten kein falsches Bild von Jesus bekommen. Er sollte nicht in ihren Augen einer sein, mit dem sie jetzt von Wunder zu Wunder springen und von Wohlleben zu Wohlstand. Jesus setzt noch einmal einen drauf und sagt in Vers 23: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“
Matthäus berichtet, dass Petrus ihm dazwischen grätscht und sagt: „Herr, das widerfahre dir nur nicht! Wir haben doch ganz andere Vorstellungen.“ Vielleicht hätte er ehrlicher sagen müssen: „Das widerfahre mir nicht!“
Und was antwortet Jesus ihm? Er sagt zu ihm: „Hinter mich, Satan! Du meinst nicht, was göttlich ist, sondern was menschlich ist.“
Die Vorstellung, dass Jesus da ist, um unser Leben glücklich, erfüllt und großartig zu machen, alle unsere Gebete zu erhören und alle Probleme zu nehmen, ist keine Vorstellung, die uns das Neue Testament liefert. Nein, Christus kam, um uns von der Macht der Sünde zu erlösen. Und er tat es auf dem Weg des Leidens.
So wie der Ursprung des Heils Leiden war – dass Christus leiden musste –, so wird auch der Vollzug des Heils, die Verwirklichung des Heils in meinem Leben, in meinem Charakter, nicht ohne Leiden vor sich gehen.
Die Jünger wollten das nicht hören. Sie überhörten es so konsequent, dass sie, als Jesus auferstanden war, völlig blind waren und nicht mehr in Erinnerung hatten, dass Jesus genau gesagt hatte: „Ich werde getötet werden.“ Aber das hatten sie nicht hören wollen.
Wir sollten kein falsches Bild von Jesus haben. Das war ihm wichtig. Und deswegen hat Jesus sehr oft gesagt: „Fürchtet euch nicht!“
Ich glaube, dass Nachfolge immer wieder auch mit Furcht zu tun hat, mit Überforderung, mit Angriffen durch Menschen, durch die Macht der Finsternis, mit der Furcht, vielleicht werde ich den begonnenen Weg auch bis zum Ziel durchhalten oder werde ich der Sünde wieder erliegen.
Nachfolge Jesu bringt auch Furcht mit sich. Jesus redet deswegen viel davon. Er redet von Nachfolge, vom Kampf, vom Leiden und davon, dass wir unser Leben verlieren sollen.
Wir könnten das bereits in der Bergpredigt nachweisen, wo er am Ende der Seligpreisungen sogar sagt: „Selig seid ihr“ – oder „Glückselig“ – oder manche übersetzen: „Beglückwünscht seid ihr“, „wenn sie euch verfolgen. Seid fröhlich und getrost!“
Wenn wir ein paar Seiten weiterblättern, in das zehnte Kapitel, hat Jesus sehr deutlich gesagt, dass er seine Jünger sendet. Wie? Nicht wie Gladiatoren, unbezwingbar in einer Welt, sodass alle Feinde vor Angst davonlaufen. Nein, er sagt: „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“
Und im Matthäusevangelium, Kapitel 16, Vers 21, sagt er es so: „Von der Zeit an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, wie er nach Jerusalem gehen und viel leiden müsse von den Ältesten, den hohen Priestern und Schriftgelehrten, und getötet würde und am dritten Tage auferstehen.“
Vielleicht hast du jetzt Lust, den Livestream abzuschalten. Es wäre jedoch schade, wenn du den Rest der Predigt nicht hören würdest. Auch würdest du nicht sehen, wie sich das Ganze möglicherweise noch ein Stück weit auflöst.
Denn wir kommen zu der Frage: Wird jeder Christ körperliche Verfolgung erleiden? Werden wir irgendwann gefoltert, ins Gefängnis kommen oder getötet werden wegen Jesus? Mancher könnte sich aufgrund unseres Textes fragen – und ich bitte euch, den Text noch einmal im 2. Timotheusbrief, Kapitel 3, nachzulesen – ob man dann überhaupt ein richtiger Christ ist, wenn man keine Verfolgung erlebt. Wenn man hier im Westen keine großen Bedrängnisse hat, wenn nie jemand einen Stein nach einem wirft oder wenigstens ein faules Ei.
Bin ich dann überhaupt ein richtiger Christ? Bin ich dann wirklich in der Nachfolge, wenn Jesus doch sagt: „Ihr müsst, ihr werdet“ – und zwar jeder, der gottselig leben will, der wird das erleben?
Ich glaube zunächst, dass wir diesen Vers immer im unmittelbaren Kontext lesen müssen. Paulus spricht ab Vers 1 von gräulichen Zeiten, von Menschen, die gottlos leben, auch unter einem christlichen Mäntelchen. Sie haben den Schein eines gottseligen Lebens, verleugnen aber dessen Kraft. Er redet von Verführern, die in Häuser schleichen und leichtfertige Menschen verführen.
Paulus spricht von Jannes und Jambres, die damals Mose widerstanden hatten – Menschen mit verwirrter Gesinnung. Dann sagt er in Vers 10 zu Timotheus: „Du aber stehst genau im Gegensatz zu diesen Menschen.“ Du hast es mit Verführern, Lügnern und Irrlehrern zu tun, mit Menschen, die dich versuchen.
Das ist der Zusammenhang des Textes. Es geht hier gar nicht zuerst um Ketten und Auspeitschung, sondern darum, dass uns Mächte gegenüberstehen, die uns von Jesus trennen wollen.
Deshalb ist diese Zusammenfassung vielleicht wichtig: Verfolgung und Verführung stammen aus der gleichen Wurzel und haben das gleiche Ziel – uns von Jesus zu trennen. Das ist das Ziel jeder Verfolgungssituation. Jeder Verfolger will demjenigen abzwingen, dass er Jesus lästert.
Dort, wo keine körperliche Verfolgung vorhanden ist, gibt es geistliche Verfolgung. Ich nenne das geistliche Verfolgung durch Versuchung zur Sünde, durch Verführung zu falschen Lehren und zu einem leichtfertigen Lebenswandel.
Verfolgung ist ein Mittel, Menschen von Jesus zu trennen, aber nicht das einzige. Ich sage es noch einmal: Da ist einmal die Verführung, der wir ausgesetzt sind. Das merken alle Christen, die Jesus wirklich aufrichtig nachfolgen wollen.
Plötzlich kommen Gedanken aus dem eigenen Herzen oder Menschen bringen sie an uns heran – durch ihre Predigten oder durch ihre Bücher. Das bringt uns in Leiden, in innere Kämpfe und Nöte. Bin ich auf der richtigen Spur oder völlig daneben?
Es ist der Fürst dieser Welt, der dich abbringen will vom Wort Gottes, von seiner Wahrheit. Er will dir die Wahrheiten des Wortes Gottes verschleiern und dich zu einer sehr menschenzentrierten Auslegung verführen. Nicht zu einer christozentrischen Auslegung, sondern zu einer, die sagt: Dir geht es gut, alles ist prima, und Jesus wird alle deine Gebete erfüllen.
Paulus sagt dem Timotheus angesichts der Verführung in Vers 10: „Du aber.“ Das heißt, du brauchst eine Antwort auf die Verführung unserer Tage. Und er sagt: „Du aber bist meiner Lehre gefolgt.“ Das heißt, dem, was ich dich durch den Heiligen Geist gelehrt habe an Wahrheiten Gottes.
Du bist meinem Lebenswandel gefolgt, meinem Streben, meinem Glauben, meiner Langmut, meiner Liebe und meiner Geduld.
Und wir merken, wenn wir so leben wollen – mit einem Lebenswandel, mit Streben, Glauben, Langmut, Liebe und Geduld, wie Paulus sie hatte – dann kommen wir in Not. Wir merken, dass das Kämpfen nicht einfach ist. Wir merken, wie unser Fleisch dagegen kämpft, weil wir uns gerne um uns selbst drehen.
Wir hätten es gerne, dass wir gemütlich in den Himmel geflogen werden, wie in einem Langstreckenflugzeug auf weichen Sitzen, womöglich mit einem lässigen Drink in der Hand. Aber so geht das nicht.
Wir sind Fremdkörper in dieser Welt, wie wir es schon in 1. Mose 3,15 gelesen haben.
Aber nicht nur Verführung durch falsche Lehren oder durch falsche Betonungen des Evangeliums sind eine Gefahr für Christen, um sie von Jesus zu trennen. Solche Verführungen sind ein Ausdruck von Verfolgung. Ebenso ist das, was wir im Hebräerbrief lesen, eine Form der Verfolgung.
Im Hebräerbrief, Kapitel 12, lese ich Folgendes in den Versen 1 und 2:
„Darum lasst uns doch, weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, alle Last und die Sünde ablegen, die uns immer umringt, und lasst uns mit Ausdauer in dem Kampf laufen, der uns verordnet ist, und aufsehen auf Jesus, den Urheber und Vollender des Glaubens, der um der Freude willen, die vor ihm lag, das Kreuz erduldete und die Schande nicht achtete und sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt hat.“
In Vers 3 heißt es noch:
„Denkt an den, der solchen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat.“
Und in Vers 4:
„Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden in den Kämpfen gegen die Sünde.“
Eine Form der Verfolgung ist also einmal die körperliche Verfolgung mit körperlichem Leid, Folter, Gefängnis und Tod. Eine weitere Form ist die Verführung, um von der Wahrheit des Wortes Gottes weggeführt zu werden und verloren zu gehen.
Hier sehen wir das Instrument der Versuchung zur Sünde. Das kennen wir alle bestens. Ich hoffe, dass wir es noch wahrnehmen. Ich hoffe, dass wir nicht blind geworden sind gegenüber der Sünde. Ich hoffe, dass wir nicht unempfindlich geworden sind für den Heiligen Geist, der uns auf Sünde aufmerksam macht. Ich hoffe, dass wir noch kämpfen gegen die Sünde in unserem Herzen.
Schau, Christus erduldete das Kreuz, um uns zu erretten, und ebenso entschlossen sollten wir im Kampf gegen die Sünde stehen.
Wir sehen also körperliche Verfolgung, die vielleicht im Vers 4 von Hebräer 12 als Höhepunkt angesprochen wird, als den grausamsten Ausdruck dessen, was Satan gegen die Gemeinde unternimmt: „Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden in den Kämpfen gegen die Sünde.“
Wir sehen also die körperliche Verfolgung und wir sehen die geistliche Verfolgung durch Verführung und Versuchung.
Und worum es auch immer geht, womit Satan dich auch immer bedrängt und dich von Jesus wegdrücken will, welches Mittel er auch benutzt – es sind die gleichen Elemente wichtig, wie sie hier in diesen Versen stehen.
Vers 1: Ausdauer ist nötig. Dranbleiben, wieder aufstehen, wenn wir gefallen sind, den Kampf annehmen, der uns verordnet ist. Er ist uns verordnet, er gehört dazu.
Dieser geistliche Kampf gegen die Sünde, gegen das, was du in dir spürst und dem Wort Gottes widerspricht, das ist, was zu unserem Leben gehört. Wir sollten das als natürlich annehmen.
Und wir sehen: Ob jemand verfolgt wird oder verführt oder versucht wird – Jesus hat das Kreuz und die Schmach auf sich genommen, damit du erlöst wirst von der Macht der Sünde und dem Namen Jesu widerstehen kannst.
Allen wird gesagt, sie sollten aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens.
Ob Satan heute also Christen bedrängt durch körperliche Verfolgung oder dich und mich durch geistliche Verfolgung – es stellt uns immer vor die gleiche Entscheidung.
Und der steht der körperlich Verfolgte genauso gegenüber wie ich: Suche ich mich? Suche ich mein Fleisch? Suche ich mein Vergnügen? Suche ich die Freiheit? Suche ich den einfachen Weg? Oder nehme ich den Kampf auf, der eine ebenso entschlossene Entscheidung braucht – für uns heute wie für die Geschwister in der Verfolgung?
In dem zitierten Buch von Norman Penner fand ich einen längeren Abschnitt von Richard Wurmbrand, dem bereits erwähnten lutherischen Pastor aus Rumänien. Nach seiner Freilassung schrieb er unter anderem Folgendes:
Er war mehrere Jahre körperlicher Folter ausgesetzt, wurde unter Drogen gesetzt und mit Schlafentzug gequält. Eine Hirnwäsche hatte stattgefunden. Dann wechselte der Satan plötzlich die Marschroute – und zwar durch die Versuchung. Ein Sekuritateoffizier sagte zu ihm: „Wir wollen mit dir zusammenarbeiten. Du bist ganz anders als die Bischöfe, die wir haben. So einen wie dich brauchen wir. Schau, du könntest Bischof von Rumänien werden. Du kannst deinen Glauben behalten, du musst nur mit uns kooperieren. Dann könnte deine Frau wieder aus dem Gefängnis raus, und dein Sohn hätte wieder einen Vater.“
Wurmbrand hatte seinen Sohn seit Jahren nicht gesehen. Er erbat sich Bedenkzeit. Das nagte an ihm – wir müssen diesen Zusammenhang verstehen. Er sagte, das war der schwerste Kampf in seiner ganzen Gefängniszeit: nicht die Folter, nicht die Isolation, sondern diese Versuchung, jetzt seinem Fleisch nachzugeben, dieser Verführung zur Sünde nachzugeben.
Er schreibt: „Meine Seele glich einem Schiff, das von einer Seite auf die andere geworfen wurde.“ So diskutieren wir vielleicht auch manchmal mit der Sünde, mit unserem Fleisch. Wir suchen Auswege, um nicht den ganz schmalen Weg gehen zu müssen, damit es nicht so weh tut, nicht so viel Opfer kostet und nicht so viel Nein zu mir selbst bedeutet, Christus nachzufolgen. Vielleicht wollen wir nicht gewisse Opfer bringen, so wie es Petrus gesagt hat: „Herr, das widerfahre dir nur nicht.“
Ich lese weiter von Wurmbrand: „Während dieser Stunden habe ich den Kelch Christi getrunken. Es war mein Gezemanie. Wie Jesus warf ich mich auf die Erde, betete in gebrochenen Rufen und bat Gott, mir zu helfen, diese entsetzliche Versuchung zu überwinden.“
Ihm war klar, dass, wenn er nachgibt, auf seiner Visitenkarte stehen würde: Richard Wurmbrand, der loterische Bischof von Rumänien, eingesetzt durch die Geheimpolizei. Als ihm das klar wurde, wusste er, was er zu sagen hatte. Es bedeutete ein Nein – mit der Folge weiterer Jahre der Isolationshaft, der Folter und des Getrenntseins von seiner Familie.
Merken wir etwas? Die körperliche Verfolgung ist eine Sache, die geistliche Verfolgung eine andere. Es sind nur zwei Ebenen derselben Sache. Wurmbrand beschreibt hier die Verführung, meinem Fleisch nachzugeben, meinen Wünschen nachzugeben – was schlimmer ist als die körperliche Folter.
Ich habe mich gefragt – und frage auch dich: Muss ich nicht in der Freiheit ebenso entschlossen gegen die Sünde und meine Selbstverwirklichung kämpfen? Ist es nicht wichtig, für mich und dich im Anschauen seiner Herrlichkeit eine Antwort zu geben, die seiner würdig ist?
Jesus hat den entschlossenen Kampf gekämpft und den Kelch getrunken – die Trennung vom Vater. Das musste sein, weil er meine Sünde trug. Sollte ich nicht ebenso entschlossen kämpfen, damit mich die Sünde nicht vom Vater trennt? Sollte ich nicht ebenso entschlossen kämpfen gegen die Gedanken und Empfindungen, die mich zur Sünde verleiten?
Sollte es nicht immer wieder wahr sein, was Paulus in Galater 5, Vers 24 gesagt hat: „Die aber Christus angehören, die haben ihr natürliches Wesen mit allen Leidenschaften und Begierden gekreuzigt.“
Wenn ich heute an meine Brüder und Schwestern denke, die in irgendeinem Straflager sind, die einen hohen Preis zahlen – einen Preis, den sie nur zahlen können, weil sie konsequent und bis zum bitteren Ende Nein sagen zu sich selbst und dem, was ihr Fleisch und ihre Seele wollen, und Ja sagen zu Christus – auch bis dahin, dass es sie die Freiheit kostet.
Liebe Brüder und Schwestern, sollte unser Kampf gegen die Sünde nicht genauso entschlossen sein? Wie sind wir manchmal so oberflächlich, so leichtfertig?
Paulus hat das im 1. Korinther 9,26-27 so gesagt: „Ich laufe aber nicht wie ins Ungewisse, ich kämpfe nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich beherrsche meinen Leib und knechte ihn, damit ich nicht den anderen predige und selbst verwerflich werde.“
Weißt du, manchmal will mir der Kampf gegen die Versuchung und Verführung einfach zu viel werden. Ich habe manchmal zum Herrn gesagt: „Oh Herr, wenn du mich nur endlich zunehmen würdest, damit ich nicht mehr in diesem Kampf stehen muss. Ich wäre gerne schon dort, wo kein Kampf mehr ist.“
Aber Hebräer 12 hat uns gesagt, dieser Kampf ist uns verordnet. Und im Römerbrief, Kapitel 6, Verse 1 bis 3, wird uns gesagt: „Was sollen wir nun sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, damit die Gnade umso mächtiger wird? Auf keinen Fall! Wir, die wir der Sünde abgestorben sind, wie sollten wir noch in ihr leben? Wisst ihr nicht, dass alle, die in Christus Jesus getauft sind, in seinen Tod getauft sind?“
Es ist aller Entschlossenheit und aller Opferbereitschaft heute zu leben – im Kampf gegen Versuchung und im Kampf gegen Verführung.
Und ich kann es mir nicht verkneifen, eine Anwendung für die momentane Zeit zu geben. Was predigt man uns in dieser Corona-Zeit? Ich meine jetzt von Politik und Medizinern: Abstand halten! Abstand halten, liebe Brüder und Schwestern, das ist genau richtig.
Lasst uns Abstand halten von der Sünde, soweit es nur geht. Lasst uns Abstand halten von jeder Irrlehre und von jeder Pflege unseres Fleisches. Lasst uns entschlossen Nein sagen zu jeder Form von Selbstmitleid. Gott hat uns auf dieser Erde gestellt, und er will, dass wir ein schönes Leben hier haben. Jawohl, für Seele und Körper gibt es vieles auf dieser Erde, an dem wir uns freuen dürfen.
Aber all das muss untergeordnet sein gegenüber dem Kampf gegen die Welt, die ein anderes Ziel verfolgt, nämlich sich selbst zum Zentrum zu haben. In Corona-Zeiten sagt man: Pass auf, dass du dich nicht ansteckst oder dass du andere nicht ansteckst.
Ja, die Sünde ist hoch infektiös. Sie zerfrisst die Moral, sie zerfrisst den Glauben, sie zerfrisst unsere klaren Gedanken – so wie ein Coronavirus die Lungenbläschen untüchtig zur Funktion macht. Wer diese Röntgenbilder einmal gesehen hat, der erschrickt auch als Laie.
Es kostet uns manches, diese Corona-Zeit. Es ist noch nicht ganz so schlimm, aber ich leide schon ein wenig allein daran, dass ihr jetzt nicht hier vor mir sitzt. Sind wir bereit, aus Liebe zu Jesus Nachteile zu erleiden? So wie wir heute wirtschaftlichen Schaden wahrscheinlich nicht vermeiden können: Bin ich bereit, Schaden zu erleiden für meine Selbstverwirklichung um Jesu Willen?
Und lasst uns vorsichtig sein, dass unser Wandel nicht andere ansteckt.
Ich komme zu der Frage: Wie können wir bestehen?
Ich kehre noch einmal zurück zu unserem Predigttext aus 2. Timotheus Kapitel 3. Dort sehen wir den Zusammenhang, der uns die entscheidende Hilfe ist. Wir haben im Vers 10 gelesen: „Du bist meiner Lehre nachgefolgt und meinem Lebenswandel.“
Weiter lesen wir in den Versen 14 bis 16: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und worauf du vertraut hast, da du weißt, von wem du gelernt hast. Und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die dich weise machen können zum Heil durch den Glauben an Christus Jesus.“
Lasst uns am Wort Gottes bleiben, unserer unendlichen Nahrung. Es macht uns nüchtern und ordnet unsere Gedanken. Es macht uns resistent gegenüber Irrlehren und klärt unsere Sicht auf die Welt, die Sünde und unser Herz.
Pass auf, was du liest. Lass Gottes Wort deine Hauptlektüre sein. Sei aufmerksam gegenüber Lehren, die dein Fleisch füttern. Ich meine damit sogenannte christliche Bücher, die uns sagen, dass du dich selbst lieben musst, Jesus will, dass es dir gut geht, und er will nicht, dass du leidest. Sie behaupten, er führe dich in die Freiheit. Meistens ist das Ergebnis dieser Lehren jedoch die Freiheit in der Sünde. Diese Gedanken entspringen der Phantasie, aber sicher nicht der gesunden Lehre der Schrift.
Nutze deshalb diese Zeit, um Gott in seinem Wort zu begegnen. Deine stille Zeit ist der wichtigste Moment deines Tages. Wenn wir das Wort Gottes weiter studieren – ihr kennt diese Verse ab Vers 16 – dann prägen sie uns. Sie geben uns Weisheit, und durch sie werden wir das Heil erlangen, das heißt, das Ziel erreichen.
Wir werden gesund in unserem Denken und Handeln. Wir werden überführt, wo das Corona der Sünde uns schon angesteckt hat. So lernen wir, unser Leben richtig zu gestalten – im Umgang mit unserer Zeit, unserem Geld, unseren Gaben, unseren Freunden und Familien.
Dieses Wort macht uns fähig zu guten Werken und richtet unseren Blick auf den wiederkommenden Richter, der unser Leben beurteilen wird. Es erfüllt uns mit tiefer Freude über Jesus.
Lohnt sich dieser Weg? Auch dieser Weg des Kampfes – lohnt sich das wirklich? Wenn du die Bergpredigt, die Seligpreisungen, noch einmal liest, dann steht dort jedes Mal: Glückselig sind die, die diesen Weg gehen, glückselig! Wahre Freude kommt aus der Nähe zu Jesus und aus meiner Bereitschaft, auch um seines Willens Opfer zu bringen. Wahre Freude entsteht nicht durch Selbstverwirklichung.
Ich schließe mit einem Text aus dem ersten Petrusbrief, der mich gestern in meiner stillen Zeit sehr erfreut hat. Am liebsten würde ich jetzt noch einmal 45 Minuten predigen, um euch darüber einiges zu sagen. Aber ab Vers 4 sagt uns Petrus, dass wir ein unvergängliches, unbeflecktes und unverderbliches Erbe haben, das im Himmel aufbewahrt ist. Dafür lohnt sich alles.
Er sagt in Vers 5, dass wir – nicht durch unsere eigene moralische Kraft, sondern durch Gottes Kraft – bewahrt werden, zum Heil, um ans Ziel zu kommen. Und in Vers 6 fordert er uns auf, darüber nachzudenken: in unseren Versuchungen, Verführungen und Verfolgungen. Darüber sollen wir sprechen, liebe Geschwister! Lasst uns nicht so viel von Corona reden, sondern von Jesus, von dem himmlischen Erbe und von seiner Kraft, die uns ans Ziel bringt.
Denn wer nicht an das Ziel denkt, hat keine Motivation, keine Orientierung und auch keine Kraft für den Weg. Petrus sagt – und das würde ich einem Bruder, der irgendwo in Nordkorea im Gefängnis sitzt, nicht vorzulesen wagen – in Vers 4 und 6: „Darüber freut euch, die ihr jetzt für kurze Zeit traurig seid in mancherlei Anfechtung.“
Mancher sitzt zwanzig Jahre im Gefängnis – das ist keine kurze Zeit. Aber Petrus blickt auf den Himmel, er richtet seinen Blick auf das Erbe und sagt: Im Vergleich dazu ist diese Zeit kurz. Weiter heißt es dort: „Darüber freut euch, die ihr jetzt für kurze Zeit, wenn es sein muss, traurig seid in mancherlei Anfechtung.“
Liebe Freunde, es muss sein. Es ist nicht zu vermeiden, dass wir auch traurig werden in den Anfechtungen und seufzen, weil schon wieder die nächste Versuchung lauert. Denkt an Richard Wurmbrand in seinem ultimativen Kampf gegen die Versuchung.
Doch durch diesen Weg, den wir gehen, wird unser Glaube – wie es in Vers 7 heißt – bewährt und kostbar. Er wird reifen und gereinigt, so wie Gold von Schlacken gereinigt wird. So wird auch unser Glaube gereinigt, um Gott noch mehr Ehre zu erweisen.
Schließlich bedeutet das, dass wir – wie in Vers 7 weiter heißt – bewährt werden zu Lob, Ehre und Preis. Wir werden eines Tages dastehen, und Jesus wird uns für alle Treue, die wir ihm bewiesen haben, belohnen. Er wird uns belohnen für jeden Kampf gegen die Sünde, den wir mit Blick auf ihn auf uns genommen haben. Er wird uns Lob, Preis und Ehre geben.
Denkt an das Gleichnis, in dem Jesus sagt: „Du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, geh ein zu der Freude deines Herrn.“ Die größte Verheißung, die die Schrift kennt – so hat Theologieprofessor Bengel einmal ausgedrückt – steht im Lukasevangelium, Kapitel 12, Vers 37. Dort heißt es: „Glückselig sind die Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird.“ Man könnte auch sagen: kämpfend finden wird.
„Wahrlich, ich sage euch, er wird sich umgürten und wird sie zu Tisch führen und zu sich kommen lassen und ihnen dienen.“ Für mich unvorstellbar, für euch vorstellbar – aber das ist die Verheißung.
Schaut, das ist der Trost, den Gott eines Tages denen geben wird, die den gleichen Weg gegangen sind wie er. Er hat seinen Jüngern kurz vor seinem Weggehen die Füße gewaschen und ihnen gedient. Nach der Auferstehung hat er ihnen Fisch und Brot gereicht, als sie wieder fischen gegangen waren.
So wird der Herr uns lohnen, bedienen und trösten, wenn wir eines Tages bei ihm angekommen sind, weil wir den Kampf auf uns genommen haben. Schau über den Kampf, die Anfechtungen und die Opfer, die du bringen musst, hinaus auf das Ziel.
Ich hatte früher öfter Briefverkehr mit einem Missionsleiter aus Afrika. Er unterschrieb immer mit den Worten „Because of Christ – wegen Christus – und Geschwister“. Das ist es.
Wegen Christus gehen wir diesen Weg, denn er ist ihn selbst gegangen. Das ist der Grund, warum heute unsere Geschwister in vielen Teilen der Welt bereit sind, zum Leiden bereit zu sein – zum körperlichen Leiden – um Jesu Willen.
Deshalb lasst uns bereit sein. Alles, was du in der nächsten Woche oder vielleicht schon heute an Versuchungen und Verführungen erleben wirst oder in der Zukunft an körperlicher Verfolgung, wird an dieser einen Frage entschieden: Was ist Jesus mir wert? Wer ist Jesus für mich?
An diesem Herrn will ich mich ausrichten, solidarisch mit ihm sein, ihm nachfolgen und sein Kreuz auf mich nehmen, so wie er es gesagt hat. Nicht das Urlaubsprospekt oder die Speisekarte aus dem Fünf-Sterne-Restaurant, sondern das Kreuz.
Das heißt nicht, dass du nicht gut essen darfst oder nicht in den Urlaub fahren darfst. Aber das ist der Weg, den Jesus gewiesen hat, und dem will ich solidarisch sein. Ich will auch solidarisch sein gegenüber meinen Brüdern und Schwestern, die heute um Jesu Willen leiden.
Warum sollte ich es mir leichter machen, als sie es haben? Warum sollte ich den Weg, der von Anfang der Welt bis zum Ziel denen gewiesen ist, die Jesus nachfolgen, als Sonderweg behandeln? Warum sollte ich beten: „Herr, mach es mir leichter“, statt: „Herr, mach mich treuer“?
Lass mich dich sehen und erfüllt sein von dir. Lasst uns darum beten, dass der Herr uns hilft, ihm unser Ja zu geben und heute ihm nachzufolgen, dem Weg, den er gegangen ist.
Ich meine, die Corona-Zeit will uns gerade darauf aufmerksam machen und uns eine kleine Vorahnung geben, welche Herausforderungen an unserem Glauben noch auf uns zukommen können.
Deshalb will ich heute in diesen angenehmen Zeiten üben, um in der Übung zu sein, wenn anderes von mir gefordert wird – because of Christ, wegen ihm.