Die Realität des Glaubens im Alltag
Das wissen nur wachgewordene Christen: Wo man überall zu Schaden kommen kann und wie leicht man die große Zusage des lebendigen Gottes um ein wenig vergänglicher Güter willen verspielt.
Nun machen wir weiter mit unserem Abraham. Beim letzten Mal haben wir gehört, wie er in die Weltgeschichte eingreift, zu den Waffen greift und damit seinen Bruder Lot befreit.
Die Bibel ist kein Buch der Systeme, sondern ein Buch des Lebens und der Erfahrungen mit Gott. Das stellt immer wieder unsere ganzen Gedanken auf den Kopf – und das tut uns gut.
Ich lese nun weiter aus 1. Mose 14,17: „Als Abraham zurückkam von dem Sieg über Kedor Laomach und die Könige mit ihm, ging ihm entgegen der König von Sodom in das Tal Schave, das ist das Königstal. Melchisedek, der König von Salem, trug Brot und Wein heraus. Er war ein Priester Gottes des Höchsten und segnete ihn und sprach: ‚Gesegnet seist du, Abraham, vom höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, und gelobt sei Gott der Höchste, der deine Feinde in deine Hand gegeben hat.‘
Und Abraham gab ihm den Zehnten von allem.
Da sprach der König von Sodom zu Abraham: ‚Gib mir die Leute, die Güter behalte für dich.‘
Aber Abraham sprach zu dem König von Sodom: ‚Ich hebe meine Hand auf zu dem Herrn, dem höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, dass ich von allem, was dein ist, nicht einen Faden noch einen Schuhriemen nehmen will, damit du nicht sagen kannst, du hast Abraham reich gemacht, ausgenommen, was die Knechte verzehrt haben. Doch lass die Männer Ahner, Eschkol und Mamre, die mit mir gezogen sind, daran teilnehmen.‘
Herr, gib uns jetzt Klarheit in den Dingen dieser Welt. Amen!
Die Bibel als Lebensplan und nicht als Trostspender
Wenn wir vor dem Fernsehturm stehen, können wir sagen, dass das heute schon eindrucksvolle Bauwerke sind. Dahinter stehen Architekten und Techniker, die berechnen, dass so ein großartiges Werk auch standhält und feststeht.
Nehmen Sie nun einen ganzen Bund solcher Architekten- und Technikerpläne und benutzen Sie sie, um Butterbrot einzupacken. Dann merken Sie, dass diese großartigen Baupläne für diesen Zweck aus vielerlei Gründen ungeeignet sind. Das Papier ist zu dick, man kann es nicht richtig einknicken, es nimmt das Fett auf – und was weiß ich noch alles. Für diesen Zweck sind sie einfach ungeeignet.
Ähnlich kann man die Bibel missbrauchen. Man kann das große Wort Gottes nehmen und sagen: „Ich möchte dieses Wort gerne hören, wenn ich das Bedürfnis danach habe.“ Manche sehen das Wort Gottes als Bedürfnisbefriedigung. Einer sagt: „Wenn ich Trost brauche, dann öffne ich die Bibel.“ Doch dann macht man plötzlich die Erfahrung, dass es nicht funktioniert. Man hat es bis dahin nicht so wahrgenommen und merkt: Das eignet sich nicht. So wie ein Packen Baupläne ungeeignet ist, um Butterbrot einzupacken, ist die Bibel ungeeignet, um nur Trostfläschchen für unsere Nöte zu verteilen.
Ich weiß nicht, ob die Bibel dafür da ist, uns Trostfläschchen für unsere Nöte zu geben. Gott hat sich nirgendwo verpflichtet, uns alle Probleme wie Steinchen aus dem Weg zu räumen. Das ist nicht der Plan unseres Gottes.
Ich möchte heute Morgen so sagen, dass es auch in ganz einfacher Form verstanden wird: Gott sieht die Aufgabe nicht darin, uns zuerst unsere privaten Seelentröste wegzunehmen oder uns Seelentröste zu geben. Er will uns nicht als Seelenwärmer dienen und uns mit liebem Trost einwickeln. Er tut etwas ganz anderes: Er wickelt uns aus.
Er macht das so, dass er glaubende Menschen mitten in den Tumult dieser Welt stellt. Wer das Wort Gottes versteht, merkt plötzlich, dass es nicht das hergibt, was man so oft in ihm sucht. Viele sind enttäuscht, wenn sie das Wort Gottes danach fragen. Sie merken nicht, dass das Wort Gottes der Bauplan eines großen und wichtigen Lebens ist.
Mein Leben wird bedeutsam für andere Menschen. Es geht nicht bloß um ein bisschen Trost, sondern um den Wert eines Menschenlebens im Lauf dieser Weltgeschichte.
Christen stehen mitten in der Welt und müssen handeln
Ich möchte heute meine Predigt überschreiben und darüber sprechen, wie Christen mitten in der Welt ihren Mann stehen können.
Erstens: Wir sind ganz tief drin, wir sind ganz tief drin.
1. Wir sind ganz dick drin
Ich möchte noch einmal auf den letzten Sonntag zurückkommen. Es war so viel, was wir dort behandelt haben. Abraham sitzt in seinem Zelt, und plötzlich steht ein schweißbedeckter Bote vor ihm. Dieser erzählt ihm, was sich im Tal Sidim zugetragen hat: wie dort der Krieg tobt und wie sein Neffe Lot einfach mitgerissen wurde.
Wir haben bereits viele fromme Sprüche entdeckt, die man in solchen Situationen sagen kann. Sprüche, die scheinbar das Beste für den lieben Bruder beinhalten, aber dennoch herzlose Worte sind. Man möchte ihm guttun, dem lieben Bruder!
Wenn ein Bote kommt, kann man auch ganz anders reagieren, zum Beispiel sagen: „Ach, was gibt es doch alles für schwere Dinge in der Welt!“ Man kann auf der Stelle niederfallen, Gott auf den Knien danken und sagen: „Herr, was bin ich froh, dass du mein Leben bewahrst!“ Dabei kann man jedoch missverstehen und meinen, es sei Gottes Absicht, uns in die Stille und in den Frieden zu führen.
Man kann auch sagen: „Ach, was gibt es doch für schreckliche Sachen in der Welt, furchtbar, diese Katastrophen!“ Doch kein Wort kommt Abraham über die Lippen. Er war ein glaubender Mensch, und deshalb ist er jetzt plötzlich unterwegs. Er jagt diesen Königen nach, um seinen Bruder herauszuholen und zu befreien, weil er weiß: Dazu will mich mein Gott gebrauchen.
Es gibt viele Gründe, die uns davon abhalten. Einer der wichtigsten Gründe wurde am vergangenen Hoffartag an einer Stelle so deutlich ausgesprochen: das große Missverständnis des Friedens. Als ob wir Christen fortwährend in diesem Frieden leben und immer zu allem Ja und Amen sagen müssten.
Abraham muss doch von Anfechtungen geplagt gewesen sein. Darf ich das als Christ überhaupt? Darf ich mich in die Händel dieser Welt einmischen? Ist es nicht besser, ich bleibe hier in meinem Zelt und singe Choräle? Er weiß: Ich bin als Christ gefordert, dort einzugreifen, wo Menschen kaputtgehen, im Kampf dieser Welt.
Sehen Sie, die Bibel sagt, dass wir kämpfen müssen um den Menschenwillen, weil Menschen verloren gehen können. Es gibt noch andere Gründe. Bei vielen von uns mag es einfach die Abhaltung sein, dass wir sagen: Ich bin zeitlich so engagiert. Vielleicht klingt das jetzt ein bisschen billig, wenn ich das so sage, aber bei uns ist das meist so harmlos.
Vielleicht hätte Abraham so sprechen können: „Ich muss noch die Zeltherringe gerade klopfen, ich habe noch so viel Arbeit heute, ich muss Holz sägen für Sarah.“ Was sind denn die Abhaltungen, die uns oft so sehr mit Arbeit erfüllen, dass wir sagen: „Ich bin so belegt, ich kann das gar nicht!“
Wir spüren doch auch, wie wir oft in unseren Gemeinden, wo wir offen sein sollten für die Sendungen Jesu, mit Arbeit an den Karteien, Akten, Schreibsachen und was weiß ich noch alles angefüllt sind, sodass wir gar nicht zum Wichtigsten kommen. Ist das nicht alles so lächerlich vor dem, dass ein Bruder in Not ist?
Wenn ich in meiner Bibel aufschlage, merke ich, dass seit Gott redet, in dieser Welt ein Kampf tobt. Ein Kampf zwischen Licht und Finsternis. Christen sind in diesen Kampf hineingestellt. Jetzt verstehen Sie doch, warum in Ihrem Leben manchmal das Wasser bis zum Hals steht. Weil Christen ganz dick in der Welt drin sind und weil wir kämpfen und streiten müssen um der Sache unseres Herrn willen.
Das spüren wir doch schon in unserem eigenen Leben. Das sind die Anfechtungen. Wir stehen dauernd in Gefahr, dass wir bloß um ein paar vergängliche Dinge willen unser ganzes Leben falsch einsetzen. Das bedeutet ein ganzes Ringen, bis man sich losreißt und den Ruf Gottes hört.
Und was braucht es erst für Mühe, um einem anderen Menschen zu helfen, damit er entdeckt, welchen Plan Gott für sein Leben hat! Was war das im Leben Jesu für eine Versuchung, als der Teufel auf ihn zutrat und ihm all diese anderen Vorschläge machte, die ihm so leicht erschienen? Er sollte zu diesen Steinen sprechen, damit sie Brot werden. Doch Jesus sagt: „Ich will nur den Willen des Vaters tun.“
Wir sind im Kampf, wir sind im Kampf in dieser Welt. Wir wissen auch jetzt im Augenblick von denen, die unter uns in großer Not sind, die zuhause liegen, krank in dieser schrecklichen Hitze, die das kaum aushalten. Und wir wissen, dass wir als Christen auch das aushalten müssen – bis zum Letzten – von der Schwachheit unseres Leibes und unseres Fleisches. Wir tragen mit ihnen diese Not.
Mit unseren Alten, die in dieser Welt kämpfen und sagen: „Ich halte das gar nicht mehr durch, dass ich hier in dieser Welt lebe und doch nicht mehr die Kraft meiner Jugend habe.“ Kämpfe auf allen Seiten, an allen Fronten.
Wir wissen etwas von dem, was Paulus spricht: Wir haben nicht bloß mit Fleisch und Blut zu kämpfen. Wir wissen von diesen schweren Kämpfen in uns, sondern von den Fürsten und Gewaltigen. Wir wissen etwas von der Macht des Teufels in dieser Welt.
Deshalb müssen wir Worte sagen, die wir gar nicht sagen wollen. Deshalb müssen wir unseren Mann stehen, wo wir eigentlich am liebsten im Zelt hocken würden. Deshalb müssen wir für andere eintreten. Deshalb müssen wir, so hart das auch klingt, wie dieser Abraham dort im Streit sein und andere herausziehen, weil man verloren gehen kann.
Wir sind ganz dick drin, wir sind ganz dick drin. Ich weiß nicht, wen Sie haben, der Sie in diesem harten Kampf trägt und unterstützt. Haben Sie einen Menschen, der bei Ihnen ist und der Sie dann in diesem Kampf hält? Mit dem Sie reden können, ob das jetzt fleischliche Waffen sind oder geistliche Waffen, den Sie kritisieren kann?
Ich möchte Sie einladen: Alle, die jetzt in keiner solchen Gemeinschaft stehen – wir sitzen heute Abend in unserer Wohnung zusammen. Es sind so viele von auswärts und aus der Nähe da, die gern einmal reden möchten. Wir kommen in einem Kreis zusammen. Kommen Sie doch zu uns! Ich rede mit Ihnen über die Kämpfe meines Lebens, und wir reden über die Kämpfe Ihres Lebens.
Und dann beten wir miteinander. Einfach ein Stück Gemeinschaft und Austausch. Ich meine, das brauchen wir. Wir stehen ganz, ganz dick drin. Und es ist ein falsches Bild, wenn jemand immer meint, das Wort Gottes sei in erster Linie Trost für die Seelen. Nein, das ist Zurüstung zum Kampf.
Wir stehen ganz dick drin. Abraham war vorn an der Front. Wir müssen dort sein.
Zweitens: Wir sind reicher als die Reichen.
2. Wir sind reicher als die Reichen
Unser Thema heißt ja, wie Christen mitten in der Welt stehen. Wir sind reicher als die Reichen.
Abraham kehrt aus dieser Schlacht zurück – müde, ja, vielleicht auch umgetrieben. War es richtig, war es falsch? Denken Sie mal an sein blutverschmiertes Hemd. Das ist nicht leicht. Vielleicht haben Sie eine einfache Lösung, aber ich habe keine einfache Lösung. Wenn Sie sagen, ach, im Alten Testament stehen immer solche Blutgeschichten, dann weiß ich nicht, ob das eine Antwort ist. Ich sehe es eher als keine Antwort an.
Das Leben ist viel härter. Wir gehen durch dieses Leben und haben Schuld – Schuld überall – und kommen doch nicht drum herum, wie wir es machen.
Dann kommt der König von Sodom auf ihn zu. Abraham kommt überhaupt nicht zur Besinnung, und der König sagt zu ihm: „Du, Abraham, nimm doch die ganze Beute dieser Schlacht, lass mir nur meine Männer, meine Soldaten, aber nimm du alles.“ Das war doch so ein herrliches Angebot für Abraham. Endlich konnte er in Hütten wohnen. Bisher hatte er nur sein Zelt gehabt; er war ein heimatloser Beduine. Endlich hatte er es zu etwas gebracht – das ist doch das, was man in der Welt braucht.
Wir stehen doch mittendrin in der Welt. Ich habe es doch gerade selbst in der Predigt gesagt. Wenn man mittendrin in der Welt steht, warum soll man dann nicht die Güter dieser Welt haben? Abraham wusste doch noch nichts von Karl Marx. Warum sollte er nicht zugreifen? Es ist doch nicht böse. Gott hat ihm doch selbst später so viel Gutes gegeben und so viele Reichtümer. Warum sollte er es jetzt nicht in die Hand nehmen?
Und dann steht Abraham da und sagt: Nein. Wie Christen mitten in der Welt stehen, zeigt sich darin, dass sie verlockenden Angeboten Nein sagen. Nicht, weil sie grundsätzlich gegen Eigentum sind, sondern weil sie nie abhängig sein wollen von Menschen. Von irgendjemandem sind sie unabhängig. Achten Sie darauf, wie Christen in der Welt stehen: unabhängig und frei.
Ich glaube, dass es in dem Augenblick vielleicht noch einmal so ein Kampf war wie dort auf dem Berg, wo Abraham und Lot standen und die ganzen Reichtümer dort unten sahen und wie das in die Augen stach. Ob das nicht eine Frage war, ob er jetzt nicht zugreifen sollte. Und wie das in unserem Leben manchmal so eine verführerische Frage ist: Schau, all das kann ich haben. Hier steht die reine Karriere offen. Dort hast du Beziehungen, dort hast du Ehre – und wie diese Angebote alle heißen.
Abraham prüft nur und weiß: Ein Haken hat die Sache. Ich müsste mich vor Menschen beugen. Und ich beuge mich nicht vor Menschen, ich beuge mich nur vor dem lebendigen Gott. Ich will nie abhängig werden von Menschen, keinen Faden noch Zwirn. Man sagt von den preußischen Beamten, dass sie ihre Bleistifte getrennt aufbewahrt hätten – Amtsbleistifte und Privatbleistifte –, damit sie mit dem Amtsbleistift keine privaten Dinge schreiben.
Glaubende ziehen die Grenzlinien noch schärfer: nicht den Faden und nicht den Zwirn, damit du nicht sagen kannst: Du hast mich reich gemacht. Manchmal wird in unseren Tagen belächelt, dass es immer noch Glaubenswerke gibt, die so zurückhaltend sind und sagen: Wir wollen kein Geld von Institutionen und kein Geld von Menschen, die Auflagen damit verbinden. Denn dann kann kein Segen darauf ruhen – auf Werken, die sich ausschließlich davon leiten lassen wollen, was jetzt und dann Gottes Befehl und Wille ist.
Und nicht nur in Glaubenswerken, die sich so nennen, dass sie allein auf Glauben bauen, sondern auch bei Menschen, die allein auf Glauben bauen, ist das die Voraussetzung: Kein Faden noch Zwirn will ich haben von dir.
Abraham hat später gern seinen Faden und seinen Zwirn angenommen, dort, wo es deutlich war, dass sie von Gott ihm gegeben wurden und keine menschlichen Bedingungen daran hingen. Lieber arm durchs Leben gehen als mit Gütern belastet, die einen unfrei machen.
Es ist ja im Grunde ein lächerliches Angebot, das dieser König von Sodom macht. Und das ist typisch: Was will denn er verschenken, der König von Sodom? Er hat doch die Schlacht nicht geschlagen. Er wurde ja eben selbst rausgehauen. Das ist doch witzig, warum will er Abraham beschenken?
Im Grunde ist es so spaßig mit all den Gütern, die uns angeboten werden: Wer hat denn in dieser Welt etwas zu verschenken? Wem gehört Silber und Gold in dieser Welt? Gott oder den Menschen? Und wer kann es ihnen geben, und wer kann es uns geben?
Das ist eine Frage des Glaubens und des Planens, wie Christen mitten in der Welt stehen: keinen Faden noch Zwirn. Wir sind reicher als die Reichen. Für uns hat sich der lebendige Gott verpflichtet, und ihm gehören die Güter dieser Welt. Er wird sie uns geben, wo wir sie brauchen.
Wie ist das eine Versuchung! Denken Sie noch einmal an die Versuchungsgeschichte Jesu: Wie das alles in die Augen sticht – alle Reiche der Welt, dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. Das ist eine Frage, an der sich Leben und Tod glaubender Menschen entscheidet.
Wir sind reicher als die Reichen.
Noch ein letzter Punkt: Wir sind doch bestens behütet.
3. Wir sind doch bestens behütet
Das Thema war, wie Christen mitten in der Welt ihren Mann stehen. Erstens: Wir sind ganz dick drin. Zweitens: Wir sind reicher als die Reichen. Macht das gern ein wenig schulmäßig, damit wir es behalten können.
Drittens: Wir sind doch bestens behütet. Bischof Stelin, der Oberliturgiker der evangelischen Kirchen, hat einmal im Jahr 1938 gesagt, die Kirchen sollten weniger von der Harmonie haben und mehr von der Zurüstung zum Kampf. Dann verstehen Sie, warum ich Mut habe, auch einen Gottesdienst mehr als Zurüstung und Schulung zum Kampf zu verstehen.
Dritter Punkt: Wir sind doch bestens behütet. Ich habe ja ganz am Anfang gesagt, dass das Wort Gottes missverstanden wird, wenn man es nur als Seelenwärmer betrachtet. So viele Menschen greifen in plötzlicher Not zur Bibel wie zu einer Arzneiflasche, die auf dem Nachttisch steht, und merken plötzlich, dass es so nicht wirkt. Denn das Wort Gottes will zuerst Bekehrung, aber dann wirkt es auch Trost, Schutz und Behütung.
Sehen Sie, das ist auf einmal mittendrin, wie Abraham vom Kampf zurückkommt. Dann begegnet ihm der Bote Gottes. Ein Bibelausleger sagt: Man stelle sich vor, Abraham wäre nicht in diesen schmutzigen Kampf aufgebrochen, er wäre nie diesem Melchisedek begegnet. Nur Leute, die sich von Gott in den Kampf dieser Welt hineinwerfen lassen – in den Kampf zwischen Lüge und Wahrheit, zwischen Licht und Finsternis –, in dem Kampf, in dem sie mittendrin stehen, in ihrem Berufsleben, in ihrer Familie, in dem Kampf, den sie durchstehen müssen, begegnet dieser Melchisedek.
Wir wissen nicht viel über ihn. Der Hebräerbrief sagt, dass er ein Vorläufer Jesu war. Der König von Salem, das ist der König von Jerusalem. Damals gehörte Jerusalem noch nicht zum Volk Israel. Später wissen wir nur, dass König David eine Tradition dieser Jebusiterstadt Jerusalem aufgenommen hat, indem er – anders als sein Vorgänger Saul – nicht nur König war, sondern auch Priester.
„Du bist ein Priester nach der Weise Melchisedeks ewiglich.“ Wo kommt es sonst noch vor, dass ein König gleichzeitig Priester ist? Das war Melchisedek, der König der Gerechtigkeit. Diese geheimnisvolle Person geht Abraham entgegen und stärkt ihn, als er müde, abgespannt und umgetrieben aus diesem Kampf zurückkehrt.
In seinem Kopf all die Gedanken: War es richtig? War es falsch? Was soll ich machen? Die Versuchung vor sich. Ich weiß nie, was alles in ihren Köpfen herumgeht und sie umtreibt. Dann ist es groß, dass Gott uns zurüstet.
Und jetzt darf ich Ihnen sagen, was ich vorher so klar abgewehrt habe: Das ist nicht bloß ein Seelentrost, sondern das ist für müde, abgespannte Kämpfer die Begegnung mit dem lebendigen Gott selbst. So, wie ich es Ihnen jetzt zusprechen will, dass dieser Gott Ihnen einfach seinen Frieden gibt – der König von Salem, der König des Friedens, der König der Gerechtigkeit – und er einfach die ganze vergangene Woche mit ihrem Getümmel zu Ende bringt in seiner Vergebung und diesen Abraham neu segnet.
Wir haben uns hier in der Predigt damals viel Zeit dafür genommen, was Segen im Leben Abrahams bedeutet: dass sich Gott an diesen Mann verpflichtet und sagt, „Ich gehe mit dir jetzt.“ Wenn Sie das so verstehen, diesen Segen des Melchisedeks, dass dieser Gott mit Ihnen hineingeht in die Kämpfe der kommenden Woche, dann darf ich Ihnen das so zusprechen.
Ich habe in meiner Bibliothek viele Bücher von Menschen stehen, die den Kampf ihres Lebens gewagt haben und hineingegangen sind im Namen Gottes. Sie haben diese Erfahrung gemacht, wie Gott seine Boten schickt zur Stärkung und zur Ermutigung.
Was bekommt denn der zur Stärkung? Im Orient ist es üblich, dass man Hammel am Spieß brät. Das macht Melchisedek nicht. Brot und Wein – das ist ein Sinnbild dieser Gaben, die Jesus uns anbietet: sein Brot! Das ist der Zuspruch seines Leibes: „Ich bin bei dir“, und sein Blut ist ein Hinweis schon im Alten Testament auf diese Vergebungskraft, die Jesus wirkt, auf das Auslöschen dessen, was wir falsch gemacht haben.
Ich las gestern noch in einer Auslegung zu dieser Abrahamsgeschichte von einem Boden Gottes, der nach diesem Krieg im Dienste Jesu sein Leben verschlissen hat. Deshalb habe ich Ihnen vorher das gelesen vom Weizenkorn, das in die Erde fällt, wo Jesus sagt: Auf eurem Leben liegt nur Verheißung, wenn es hineingeschlachtet wird.
Dieser Mann, der dort zuerst schier verblutet ist – auf einer Straße bei einem Verkehrsunfall – und dann schließlich im Krankenhaus starb, weil er nicht ruhen konnte, als Tag und Nacht unterwegs war, um den Namen Jesu zu predigen, hat dort in der Auslegung zu Abraham geschrieben: Gottes Segen kann nicht bei uns sein, wenn wir gemütlich zu Hause bleiben.
Unser Heiland wohnt bei denen, die sich mit Freuden in seinen Dienst begeben, auch wenn sie dabei schon ihr Leben wagen und Nächte für ihren Herrn unterwegs sind. So hat er köstliche Stärkungen für sie bereit, dass ich tausendmal lieber bei den Kämpfern Gottes stehen möchte, als dass ich um der eigenen Bequemlichkeit willen die Gaben unseres Herrn entbehren müsste.
Welch ein Segen würde wieder unter uns anbrechen! Wie würde Jesus selbst an unserem Wege stehen, wenn wir viel mehr für ihn wagen würden!
Dann verstehen Sie, dass es in unserem Leben nicht die Frage ist, warum manche sagen: „Müssen wir das jetzt auch noch anpacken? Warum hast du so eine heilige Ungeduld? Warum pressierst du so? Es hat doch noch Zeit, warte doch noch ein paar Jahre, dann können wir die anderen Aufgaben auch noch anpacken.“
Ob Christen je still sein können, wenn sie wissen, dass heute die alten Menschen unserer Gemeinde da sitzen und keine Freude mehr haben und nichts mehr entdecken von den Führungen Gottes? Wenn junge Leute ausgeflippt sind und nicht mehr zum Leben zurückfinden? Wenn Menschen verloren gehen? Ja, in der ganzen Welt können viele das Evangelium von Jesus nicht mehr hören.
Dann genügt es uns nicht, wenn wir nur Brot geben, wenn wir nicht mehr aus unserer Mitte Boten hinaussenden können. Boten, die hineingehen in diesen Geisteskampf dieser Welt und von dem Frieden reden, der höher ist als alle Vernunft. Dazu sendet uns unser Herr.
So gebt dem Frieden gute Nacht, weil Gott den Kampf befohlen hat. Gott wird euch mitten aus der Schlacht in seinen Frieden holen. Amen.
Gemeinsames Gebet und Einladung zum Austausch
Und nun singen wir das Lied „Herr, habe Acht auf mich“ – die Verse, die vom Kampf handeln. Lass mich ritterlich den Kampf bestehen. Verse sieben bis zehn.
Wir wollen beten.
Lieber Vater im Himmel, du Herr dieser Welt, du gibst uns mitten im Sturm unseres Lebens deinen großen Frieden. So dürfen wir jetzt vor dir all das bekennen, was uns so viel Not macht: unsere Lieblosigkeit, unsere Härte, die Schuld der vergangenen Tage. Ja, all das eigenmächtige Kämpfen und Ringen, bei dem wir so oft nur für unsere eigene Ehre gestritten haben und uns selbst so wichtig genommen haben.
Aber Herr, du stellst uns nun in deinen Kampf und machst uns deine Sache so wichtig in dieser Welt, dass wir die Menschen sehen, für die wir streiten und denen wir von dir sagen müssen. Du hast uns heute dieses Wort gegeben: Du sendest uns hinein in das Getümmel dieser Welt, in jene Auseinandersetzungen, die in deinem Namen geführt werden müssen.
Herr, bewahre uns davor, mit falschen Waffen zu kämpfen. Gib uns ein gehorsames Herz und deinen heiligen Geist, damit wir das tun, was du uns gebietest. Du siehst auch die Aufgaben, in die wir eintreten müssen. Zeige sie uns und mache sie uns deutlich.
Auch die Aufgaben, die wir als Gemeinde haben – gib, dass wir sie miteinander erkennen und im Gehorchen auf deinen Willen handeln. Gebrauche du auch deine Christenheit in der Welt, damit sie Licht und Salz werde. Bewahre uns vor der Anpassung an den Zeitgeist und vor einem modischen Christentum. Lass uns immer wieder neu die Schärfe deines Wortes entdecken, das scheidet, bis in die Tiefe unseres Herzens hineinwirkt und das Verborgene aufdeckt.
Herr, wir danken dir, dass du in all dem der einzige Trost und der einzige Friede bist, der höher ist als alle Vernunft.
So bitten wir dich jetzt auch für all die Menschen um uns herum, die in diesem Kampf stehen, die allein und einsam sind. Du weißt, wie unsere jungen Menschen in Auseinandersetzungen stehen. Um das, was gültig ist, gibst du ihnen Klarheit, dass sie scheiden können, was wahr und was Lüge ist.
Sei jetzt bei den Kranken, bei den Alten und bei den Einsamen, bei den Schwermütigen. Du kennst sie alle – grüße du sie.
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Einladung zum persönlichen Austausch und Gemeindeleben
Nun singen wir noch den letzten Vers von Lied 524.
So viele junge Leute des offenen Abends treffen sich anschließend noch zu einem persönlichen Austausch. Ich möchte heute Abend alle einladen, die sonst keinen solchen Austausch haben, besonders wenn sie nicht in einer festen Gemeinschaft von Christen stehen. Dort können Sie auch sagen, was in der kommenden Woche auf Ihnen lastet oder was Sie bedrückt. Wir tauschen uns einfach aus, auch über den Weg unserer Gemeinde und manches, was anliegt.
Um acht Uhr bei mir in der Wohnung, ganz locker. Sie dürfen mitreden oder schweigen – ich freue mich, wenn Sie kommen. Wir möchten unser Haus einfach öffnen. Wir haben uns noch gefragt, ob das verstanden wird. In den Abkündigungen ist es meist so, dass das, was man hier sagt, die beste Weise ist, es geheim zu halten. So geht es oft verloren.
Ich möchte Ihnen sagen: Wenn Sie sich allein fühlen und keinen Menschen haben, ist die Tür bei uns offen. Kommen Sie einfach, damit wir einander auch besser kennenlernen. Es wäre schön, wenn wir das regelmäßig festhalten könnten. Aber kommen Sie heute Abend einmal.
Draußen liegen die neuen Bibellesezettel aus. Ich wohne in der Stitzenburgstraße 13, gegenüber bei Bäcker Frank, im dritten Stock. Diese Bibellesezettel kosten eine Mark. Außerdem haben wir noch eine Reihe Neukirchner Kalender geschenkt bekommen, die nicht mehr im Buchhandel verkauft werden konnten. Wer einen braucht, zum Weiterverschenken oder sonst wie, vielleicht kennt er jemanden in der Nähe, der ihn gern hätte, kann diese kostenlos mitnehmen. Die Bibellesezettel kosten eine Mark, die Kalender sind kostenlos und liegen dort drüben.
Dann möchte ich Sie einladen zum Ausflug am 10. Juli, einem Dienstag, also in acht Tagen, von 13 Uhr bis etwa 19 Uhr oder 19:30 Uhr. Wir fahren nach Göttelfingen zur Kopfmühle. Für alle Senioren ab 60 Jahren ist dieser Ausflug kostenlos. Wir können ihnen eine kleine Freude machen, das ist ganz schön.
Wer sonst noch mitkommen möchte und nicht zu diesem bevorzugten Kreis gehört, darf natürlich gern mitfahren. Wir freuen uns über eine Erstattung der Kosten, das ist auch nicht die Welt. Also: Am 10. Juli, Dienstag, nachmittags um 13 Uhr fahren wir hier ab.
Bericht aus Talitha Kumi und Dankbarkeit
Ich habe noch einen Dankbrief aus Talitha Kumi vorzulesen. Neulich, als der Dankbrief einging, haben wir sofort ein Opfer dafür bestimmt. Es waren 1.500 Mark, die wir noch einmal an Dschallah bei Bethlehem schicken konnten.
Nun schreibt die arabische Diakonisse Naila Saek in ihrem Brief vom 7. Juni, der uns zusammen mit anderer Post erreichte. Ihr so treues Gedenken beschämt uns. Sie versteht unsere Lage und betet für uns. Gott gebe ihnen zurück, was sie für unsere Arbeit leisten. Wir müssten noch viel dankbarer und treuer in der Fürbitte für andere sein, denn Gott zeigt uns oft die Erhörung mancher Bitten sehr deutlich.
Ihre Hilfe soll dazu beitragen, die großen Ausgaben für Reparaturen zu decken. Gott segne die Geber und ihre Gaben. Mit ihrem wichtigen Brief kamen auch Bitten um Aufnahme bedürftiger Kinder und um die Aufnahme junger Lehrerinnen, die unsere Anleitung im Unterricht dringend benötigen.
Letzteres bedeutet mehr Arbeit. Gott muss uns zeigen, wer sich unserem Geist fügt und zu uns passt. Das Internat braucht gute christliche Mitarbeiter, auf die wir uns verlassen können, wenn sie eingearbeitet sind.
Die meisten Helfer versuchen, in ihren Ferien zu arbeiten – selbst Mütter, die neben ihrer Arbeit eine Familie versorgen. Eigentlich bewegt uns, dass unsere christlichen Liebeswerke so notleiden, dass die, die dort arbeiten, in ihren Ferien Geld verdienen müssen. Sie brauchen diese Einnahmen, weil die Teuerung in unserem Land, also in Israel, sehr hoch ist. Leider kommen sie dann müde und erschöpft zu uns zurück.
Wir sind still, denn wir verstehen sie. Wir sind dankbar, treue Arbeiter zu haben, deren Not uns bewegt.
Vor zehn Wochen hatten wir die Freude, einen amerikanischen Studenten aufzunehmen, der uns im Garten hilft. Seine Reise hat er selbst bezahlt, denn das konnten wir nicht übernehmen. Er fordert kein Taschengeld, sondern nur die Verpflegung. Es ist ein stiller junger Mann, der zu unserem Geist im Haus passt. Wenn er frei hat, kann er das Land besichtigen, wozu wir ihm Gelegenheit geben.
Da unser Haus von Schülerinnen frei ist, haben wir in diesem jungen Mann eine große Hilfe gefunden. Er ist sehr fleißig, pflückt mit uns Opfer und tut alles, was nötig ist. In den nächsten Tagen wird er zusammen mit einem Hausarbeiter ein Zimmer weiß streichen.
Wir erzählen das, um zu zeigen, dass wir viel zu danken haben, trotz mancher ungelöster Fragen. Ich habe das vorgelesen, vielleicht sagt jemand, dass auch so ein diakonischer Einsatz eines jungen Mannes für eine Zeit im Orient eine Möglichkeit wäre.
Unser Opfer heute ist für das diakonische Werk unserer Landeskirche erbeten. Das heißt, in diesem Aufruf liegt auch eine Bitte an Ihre Plätze. Wir bitten die Mitglieder unserer Gemeinde um Offenheit für die Probleme der heutigen Diakonie. Das wollen wir haben, und wir danken für alle Ihre Gaben.
Segenswort zum Abschluss
Nun lasst uns um den Segen Gottes bitten.
Gott, der Herr, spricht: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir. Weiche nicht, ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch und erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“