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Prüfe deine Liebe

30.09.20182. Korinther 8,1-9

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen,

woran kann man erkennen, ob jemand gut im Glauben unterwegs ist? Was wäre ein guter Test, eine gute Prüfung, um festzustellen, wie der geistliche Zustand von jemandem ist – vielleicht auch dein eigener geistlicher Zustand?

Ein tiefes Anliegen, alles zu Ehren Gottes zu tun, ein sehr lebendiges Gebetsleben, tägliches, persönliches und intensives Bibelstudium sowie ein ausgeprägter Hunger nach Gottes Wort und nach der Gemeinschaft der Gläubigen – ich denke, all das wären gute Wege, um zu sehen, wie es dir geistlich geht.

Aber was ist mit der Frage, wofür du dein Geld ausgibst? Oder noch konkreter: Wie viel spendest du für das Werk des Herrn? Was würde das über deinen geistlichen Zustand offenbaren? Was sagt es darüber aus, wie sehr du den Herrn liebst?

Einleitung: Die Bedeutung des Gebens im Glauben

Um keine falschen Gerüchte oder Sorgen aufkommen zu lassen: Die Gemeinde befindet sich nicht in einer großen Finanzkrise. Wir können alle unsere Rechnungen bezahlen, und mein Gehalt wird nach zehn Jahren auch nicht verdoppelt. Es besteht also keine Notwendigkeit, jetzt eine große Fundraising-Aktion zu starten. Durch Gottes Gnade geht es uns finanziell ganz gut.

Dennoch haben wir im ältesten Kreis darüber gesprochen, in dieser und der nächsten Woche eine kleine Predigtserie einzuschieben. Dabei wollen wir über das Thema Geld nachdenken, oder noch konkreter: über das Thema Geben. Wir sind überzeugt, dass dies einen sehr wichtigen geistlichen Aspekt hat.

Ich habe keine Ahnung, was die einzelnen Mitglieder geben. Wenn du also das Gefühl hast, ich spreche dich heute persönlich an, dann liegt das nicht an mir. Ich gehe davon aus, dass einige von uns sehr großzügig geben, vielleicht weit über den biblischen Zehnten hinaus. Gleichzeitig vermute ich ehrlich gesagt, dass andere wenig oder vielleicht sogar gar nichts geben.

Letztendlich möchte ich aber keine Einzelpersonen ansprechen. Vielmehr möchte ich uns als Gemeinde ansprechen und herausfordern, über das Thema Geld und Geben für das Werk des Herrn nachzudenken. Dazu wollen wir uns heute und auch nächste Woche dem 2. Korintherbrief zuwenden.

Heute betrachten wir dabei Kapitel 8, die ersten neun Verse.

Hintergrund und Kontext der Predigt

Bevor ich diese Verse lese, möchte ich kurz den Rahmen zu Korinth geben. Wer zur Bibelstunde am Donnerstag um 19:30 Uhr kommt, weiß schon einiges über Korinth, weil wir dort seit vielen Monaten den ersten Korintherbrief studieren.

Alle, die das nicht tun, haben etwas verpasst. Heute bekommen sie eine kurze Erklärung dazu. Übrigens: Wer zur Bibelstunde am Donnerstag kommen möchte – ab dieser Woche beginnen wir mit Kapitel 12, in dem es um die Frage der Geistesgaben geht. Vielleicht lohnt sich das also.

Korinth ist eine Stadt – leider habe ich keinen Zeigestock dabei, der wäre heute praktisch gewesen, aber vielleicht kannst du die nächste Folie zeigen. Zum Glück habe ich lange Arme.

Korinth liegt in einer Region, die Mazedonien heißt. Dort gibt es eine Meerenge, und genau dort liegt Korinth. Es ist eine reiche Handelsstadt, pulsierend und groß, mit viel Leben, viel los und viel Reichtum – gar nicht so anders als München.

Auf seiner ersten Missionsreise war der Apostel Paulus nur in dem Bereich unterwegs, der quasi halb abgeschnitten ist – Asien. Dort war er unterwegs, und auf seiner zweiten Missionsreise war Paulus ebenfalls in Asien. Dann kam der berühmte Ruf nach Mazedonien.

Ihr seht auf der Karte Mazedonien – die Karte ist auf Englisch, aber wir können das gut übersetzen. Paulus kam rüber und war zuerst oben dort, wo das A steht, bei Philippi. Dann zog er um die "Dreifingerhand" herum, wo Thessalonich liegt, und weiter nach Beröa.

Diese Berichte kennen wir vielleicht aus der Apostelgeschichte. Danach ging er weiter Richtung Süden in den Bereich, der Achaia heißt. Dort liegen Athen und auch die Hauptstadt Korinth.

In Korinth war Paulus zum allerersten Mal nicht nur kurz an einem Ort. Bis dahin war Paulus von Ort zu Ort gezogen und hat gepredigt – meist zuerst in der Synagoge. Wenn er dort nicht mehr durfte, predigte er oft noch kurz an einem anderen Ort. Aber an all diesen Orten blieb er immer nur relativ kurz. Meist musste er fliehen, manchmal zog er einfach weiter.

Er war also Evangelist und in gewisser Weise auch Initiator von Gemeindegründungen. In Korinth aber blieb er zum ersten Mal länger – anderthalb Jahre. Paulus hat also seinen ersten Pastorendienst, wenn man so will, in Korinth verbracht. Er kannte diese Gemeinde gut und hatte einen engen Bezug zu ihr.

Später zog er weiter. Auf seiner dritten Missionsreise war er dann länger in Ephesus, das liegt noch in der Region Asien. Von dort schrieb er den ersten Brief an die Korinther, weil er einiges über das Geschehen in dieser Gemeinde gehört hatte.

Diese Gemeinde liebte er sehr und hatte eine ganz enge persönliche Beziehung zu ihr. Doch es lief nicht alles gut dort. Paulus sandte Titus aus, um Geld zu sammeln und die Korinther zu ermutigen, Kollekten zusammenzulegen. Diese Kollekten sollten einige Zeit später abgeholt werden.

Dabei handelte es sich nicht um Kollekten für die Gemeindearbeit vor Ort, sondern um Spenden für das Werk des Herrn an anderen Orten, vor allem in Jerusalem. Paulus hatte offenbar gehört, dass die Spendenbereitschaft der Korinther nachgelassen hatte.

Sie gaben nicht mehr so viel, wie sie sich eigentlich vorgenommen hatten. Bevor Paulus die Spenden abholte, schrieb er diesen Brief, um die Sammlung zu unterstützen.

In gewisser Weise ist dieser Brief also an Christen geschrieben, deren Bereitschaft, sich in das Werk des Herrn zu investieren, nachgelassen hatte. Christen, die in ihrer Liebe für den Herrn zumindest in diesem konkreten Bereich des finanziellen Engagements für den Aufbau von Gottes Reich nachgelassen hatten und nicht mehr das gaben, was sie sich ursprünglich vorgenommen hatten.

Gebet und Lesung des Predigttextes

Ich möchte jetzt für uns beten, dass der Herr uns durch sein Wort nicht nur in die Ohren spricht, sondern tief ins Herz. Dass wir unsere Liebe prüfen, sein Wort mit offenem Herzen aufnehmen und dass es gute Frucht bringt – zu Gottes Ehre.

Ich bete mit uns: Himmlischer Vater, ich danke dir für diese Gemeinde. Danke für die Jahre, in denen ich miterleben durfte, wie du Menschen in dieser Gemeinde zum Glauben rufst, sie im Glauben wachsen lässt, sie reifen lässt und sie bereit machst, sich in dein Werk zu investieren. Wir vertrauen darauf, dass dein Wort der Grund für all das ist.

Dein Wort schenkt geistliches Leben, es bewirkt Veränderung und macht uns bereit, dir zu dienen und uns in dein Werk zu investieren. So wollen wir beten, dass dein Wort auch heute unsere Herzen ausrichtet. In Jesu Namen, Amen.

Ich lese uns den Predigttext aus dem 2. Korintherbrief, Kapitel 8, ab Vers 1:

„Wir tun euch aber kund, liebe Brüder, die Gnade Gottes, die in den Gemeinden Mazedoniens gegeben ist. Denn ihre Freude war überschwänglich, als sie durch viel Bedrängnis bewährt wurden. Obwohl sie sehr arm sind, haben sie doch reichlich gegeben, und das in aller Einfalt.

Denn nach Kräften – das bezeuge ich – und sogar über ihre Kräfte hinaus haben sie willig gegeben. Sie haben uns mit vielem Zureden gebeten, dass sie mithelfen dürften an der Wohltat und der Gemeinschaft des Dienstes für die Heiligen. Und das nicht nur, wie wir hofften, sondern sie gaben sich selbst, zuerst dem Herrn und danach uns nach dem Willen Gottes.

So haben wir Titus zugeredet, dass er, wie er zuvor angefangen hatte, nun auch diese Wohltat unter euch vollends ausrichte. Wie ihr aber in allen Stücken reich seid – im Glauben, im Wort, in der Erkenntnis, in allem Eifer und in der Liebe, die wir in euch erweckt haben –, so gebt auch reichlich bei dieser Wohltat.

Nicht sage ich das als Befehl, sondern weil andere so eifrig sind, prüfe ich auch eure Liebe, ob sie rechter Art sei. Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: Obwohl er reich ist, wurde er doch arm um eurer willen, damit ihr durch seine Armut reich würdet.“ (2. Korinther 8,1-9)

Analyse des Predigttextes: Drei Schwerpunkte

Ich möchte diesen Abschnitt mit uns in drei Teilen betrachten. Zuerst die Verse eins bis fünf. Wir wollen dabei das Vorbild der armen Mazedonier betrachten.

Dann kommen wir zu den Versen sechs bis acht und der Herausforderung an die reichen Korinther.

Schließlich wollen wir uns Vers neun ansehen und dabei bedenken, warum das Werk des Herrn Jesus Christus absolut grundlegend für die Aufforderung zum großzügigen Geben ist.

Zuerst also das Vorbild der armen Mazedonier.

Das Vorbild der armen Mazedonier

Paulus beginnt seinen Aufruf an die reichen Korinther, indem er an die Großzügigkeit der Gemeinden in Mazedonien erinnert. Diese Gemeinden liegen weiter nördlich, etwa in Philippi, Thessalonich, Berea und vielleicht noch anderen Orten. Gleich zu Beginn betont er, dass das, was er über die Gemeinde Mazedonien sagt, letztendlich Ausdruck der in ihnen wirkenden Gnade Gottes ist. Es ist Gottes Gnade, die in ihnen eine überschwängliche Freude hervorbringt.

Diese Freude der Mazedonier wurde noch größer, weil sie Bedrängnis erlebten. Bedrängnis bedeutet hier große Herausforderungen oder Verfolgung. Das klingt zunächst überraschend: Freude, die durch Bedrängnis noch größer wird. Doch das ist gar nicht so unlogisch, wenn wir kurz darüber nachdenken.

Was müssen wir tun, wenn wir um des Glaubens willen Bedrängnis erleben? Auch wenn wir das selbst nicht erfahren, können wir uns hoffentlich in Menschen hineinversetzen, die für ihren Glauben echte, harte Verfolgung erleben. Was müssen wir dann tun? Wir müssen uns überlegen: Ist es das wert? Bin ich bereit, Bedrängnis zu ertragen und trotzdem an Christus festzuhalten? Oder ist es das nicht wert?

Dieses Nachdenken führt bei denen, die Christus wirklich kennen, oft dazu, dass sie ihn klarer in den Blick bekommen. Sie sehen neu, was er für sie getan hat: die Erlösung, die sie in ihm haben. Eine ewige Erlösung, eine Befreiung und ein Versprechen des ewigen Lebens – eine großartige Zukunftsperspektive.

Diese Mazedonier, die in der Bedrängnis genau darüber nachdenken und entscheiden mussten, ob sie bereit sind, an Christus festzuhalten, wurden gerade dadurch froh. Sie waren voller Freude an Jesus, eine überschwängliche Freude! Diese Freude war so groß, dass sie nicht nur gaben, sondern über ihre Kräfte hinausgaben.

Es scheint fast so, als hätte Paulus gesagt: „Es ist gut, aber es reicht nicht, übertreibt es nicht, ihr seid so großzügig.“ Doch die Mazedonier mussten ihn bitten, sie bedrängten ihn inständig, dass er ihre Gaben annimmt. Sie wollten unbedingt das gute Werk des Herrn unterstützen. Ihnen war es ein großes Anliegen, aus ihrer Freude heraus zu geben.

Paulus beschreibt dieses große Geben der Mazedonier mit den Worten: „Sie gaben sich selbst.“ Er fügt aber hinzu, dass das nicht fahrlässig war, wie man vielleicht denken könnte. Es war kein Wahnsinn der Glaubenden, sondern entsprach dem Willen Gottes, wie er am Ende von Vers 5 sagt.

Paulus fragt: „Ihr Lieben, wie steht es mit unserer Freude am Herrn? Führt unsere Freude am Herrn dazu, dass wir uns voll und ganz in das Werk des Herrn investieren? Geben wir uns quasi selbst, sind wir großzügig – auch finanziell –, damit das Wort Gottes weiter ausgebreitet werden kann?“

Wir haben einen strategischen Nachteil gegenüber den Mazedoniern: Wir erleben keine Bedrängnis. Wir müssen uns eigenmotiviert aufmachen, um darüber nachzudenken, was Gott für uns getan hat. Wir sind nicht durch Bedrängnis herausgefordert, immer wieder zu überlegen, ob es sich lohnt, an Jesus festzuhalten und wie gut das Evangelium wirklich ist.

Aber ganz ehrlich: Brauchen wir dafür Bedrängnis? Ist das notwendig, um zu sagen: Ich möchte darüber nachsinnen? Manchmal höre ich von Christen, die sagen, ihnen fehle die Freude am Glauben, als ob sie einfach vom Himmel fallen würde, so als würde sie auf uns herabrieseln und dann plötzlich ist man wieder froh.

Aber ganz ehrlich: Wenn wir nicht ab und zu mal über Dinge nachdenken und uns neu darauf konzentrieren, geht die Freude verloren. Wenn man als Ehepartner nur nebeneinander herlebt, ist die Freude aneinander oft nicht mehr so groß. Aber wenn man sich bewusst Zeit füreinander nimmt, einander betrachtet und sieht, was man am anderen hat, und darüber nachdenkt, wie der andere sich einbringt, dann wächst die Freude hoffentlich wieder.

Wenn das mit deinem Ehepartner gerade schwierig ist, vergiss das Beispiel. Oder wenn du keinen hast, hilft das vielleicht gerade nicht. Es geht mir auch gar nicht um das, sondern um Jesus. Den hast du. Er ist der Bräutigam, den wir alle haben. Nimm dir Zeit und denke neu darüber nach, was er für dich getan hat. Ich hoffe, dann schlägt dein Herz höher und du bist bereit, dich zu investieren.

Ich möchte das deutlich sagen: Ich bin dankbar, dass viele von uns das tun, dass wir mit frohem Herzen geben. Ich bin dankbar, dass wir das als Gemeinde gemeinsam tun. Wir machen keine individuelle Sammlung, sondern sammeln gemeinsam, um Dinge gemeinsam tun zu können.

Ich habe mir in der Vorbereitung dieser Predigt unser Budget vom letzten Jahr angesehen, beziehungsweise die Präsentation der Ausgaben aus dem Jahr 2017. Dabei habe ich gesehen, dass wir ein Drittel unseres Gemeindebudgets gemeinsam gegeben haben. Ein Drittel davon ging nicht für eigene Zwecke, sondern für Mission, die Unterstützung anderer Gemeinden und Gemeindegründung. Ein Drittel unseres Budgets wird bewusst nach außen gegeben.

Darüber hinaus investieren wir noch einen relativ großen Betrag in die Ausbildung zukünftiger Pastoren, sowohl hier im Haus als auch für manche, die anderswo Theologie studieren. Ich preise Gott für diese Großzügigkeit, die ich in dieser Gemeinde sehe. Dafür, dass wir nicht sagen: „Ach, die können sich um sich selbst kümmern, wir machen unser Ding“, und dann reicht auch ein bisschen weniger.

Danke, danke an alle, die das Werk des Herrn so fördern. Gleichzeitig dürfen wir als Gemeinde auch davon profitieren, dass andere wieder so denken und uns unterstützen – so wie die Mazedonier das Werk des Herrn in Jerusalem unterstützt haben.

Ein Beispiel für gelebte Großzügigkeit

Ich möchte euch eine Geschichte erzählen.

Vor knapp einem Jahr bekam ich eine E-Mail von jemandem, den ich nicht kannte. Er schrieb, dass er von mir gehört hatte, über Neuenmarks und die Gemeinde, in der ich früher in Washington war. Er meinte, er käme mit einem Kollegen, sie seien morgen in München, nur auf der Durchreise, und fragte, ob ich Zeit hätte, mich kurz mit ihnen zu treffen. Sie wollten gerne mehr über die geistige Situation in Deutschland erfahren.

Sie wollten gar nicht in Deutschland bleiben, sondern waren nur hier gelandet und würden dann weiterreisen. Ich antwortete, dass wir das machen könnten. Dann kamen sie hier ins Haus, und wir setzten uns vorne im Gottesdienstsaal zusammen. Wir unterhielten uns ungefähr eineinhalb Stunden. Sie fragten mich, wie die geistige Situation in Deutschland sei und was wir tun würden.

Unter anderem sprachen wir auch über das Trainee-Programm, nachdem einer unserer Trainees ihnen die Tür geöffnet hatte. Dann zogen sie weiter.

Ein paar Wochen später kam aus dem Nichts eine E-Mail von einem dieser beiden Pastoren. Er schrieb mir: „Matthias, ich war sehr angesprochen und bewegt von dem, was du gesagt hast über die Notwendigkeit von bibeltreuen Pastoren und dem, was ihr in der Ausbildung tut. Ich habe mit meinen Ältesten gesprochen. Wir würden euch gerne in den nächsten drei Jahren jährlich mit 25 Dollar unterstützen in diesem Programm.“

Ich konnte es gar nicht glauben. Ich kannte die Leute nicht.

Im April war ich dann in den USA bei einer Pastorenkonferenz und traf mich mit dem Pastor und seinen Ältesten. Sie luden mich zum Abendessen ein, und ich saß ihnen gegenüber. Neben dem Pastor saßen drei Hispanics, wie man so schön sagt, also Leute spanischen Ursprungs. Ganz einfach gekleidet, ganz einfache Leute, Handwerker aus El Paso, Texas, aus einer Gemeinde, die gar nicht viel größer ist als unsere Gemeinde.

Ich war total beschämt. Sie sagten, dass sie geben würden. Ohne ihre Gemeinde wirklich zu kennen – ich war nie dort. Ich bin mir sicher, dass wir eine viel reichere Gemeinde sind als sie. Aber es war für sie ein Herzensanliegen, eine Freude, und sie wollten darüber nicht diskutieren. Für sie war es völlig klar: Sie wollen sich investieren. Sie wollen, dass in der alten Welt, in Europa, in Deutschland, im Land der Reformation gesunde Gemeinden entstehen. Das ist ihnen ein Herzensanliegen.

Und das ist nicht einmal die einzige Gemeinde, die das tut. Wir werden auch von zwei anderen Gemeinden im Trainee-Programm unterstützt. Das kostet uns als Gemeinde also quasi gar nichts.

Ich war wirklich überwältigt von dieser Großzügigkeit und dieser Herzenshaltung. Ich bete, dass der Herr diese Gemeinde in El Paso, Texas, segnen möge – für ihre Bereitschaft, über ihre Kräfte hinaus zu geben, für das Werk des Herrn. Und ich bete, dass ihre Freude im Herrn immer noch überschwänglicher werde.

Das ist das, was in den Gemeinden in Mazedonien der Fall ist. Paulus sagt: Schaut euch dieses Vorbild an, liebe Korinther, und damit möchte er sie herausfordern.

Die Herausforderung an die reichen Korinther

Das bringt uns zum zweiten Punkt dieser Predigt. Wir lesen, wie Paulus Titus zu den Korinthern schickt. In Vers 6 heißt es: So haben wir Titus zugeredet, dass er, wie er zuvor angefangen hatte, nur noch diese Wohltat unter euch Vorlands ausrichte.

Schon im zweiten Korintherbrief kann man lesen, dass Titus bereits einmal in Korinth war, um Paulus Bericht zu bringen. Er war zurückgekommen zu Paulus. Bei seinem ersten Aufenthalt dort, wohl etwa ein Jahr zuvor, hatte er die Gemeinde aufgefordert, so wie andere Gemeinden anderswo auch, großzügig zu geben – insbesondere für die notleidenden Christen in Jerusalem und grundsätzlich für das Werk des Herrn.

Jetzt sollte Titus also zurückgehen. Paulus sendet ihn, um dieses Werk vollends auszurichten. Das bedeutet, dass das, was sie einmal angefangen hatten, nun auch zu Ende gebracht werden sollte. Zur Unterstützung von Titus schreibt Paulus in den Versen 7 und 8 Worte, die ihn stärken: Paulus schreibt den Korinthern: „Wie ihr aber in allen Stücken reich seid im Glauben und im Wort und in der Erkenntnis und in allem Eifer und in der Liebe, die wir in euch erweckt haben, so gebt auch reichlich bei dieser Wohltat. Nicht sage ich das als Befehl, sondern weil andere so eifrig sind, prüfe ich auch eure Liebe, ob sie rechter Art sei.“

Hier wird deutlich: Die Korinther sind reich. Sie sind nicht nur materiell reich, sondern auch reich, weil sie gut gelehrt worden sind. Sie sind eine Gemeinde, die mit vielen Gaben ausgestattet ist. Ich würde sagen, vielleicht ist das auch gar nicht so anders bei uns. Ich hoffe, wir sind eine gut gelehrte Gemeinde. Ich weiß, wir sind eine Gemeinde, in der viele Gaben vorhanden sind.

Paulus sagt den Korinthern: Gerade das sollte euch doch motivieren, als von Gott so reich beschenkte und gut versorgte Gemeinde großzügig für das Werk des Herrn zu geben. Paulus ist es aber wichtig zu betonen: Das ist kein Befehl. Nein, er möchte, dass sie nicht etwas tun, nur weil der Apostel es gesagt hat.

Und ich möchte das auch deutlich sagen: Ich hoffe, dass heute niemand mit einem gewissen Schuldgefühl nach Hause geht und denkt, wenn der Pastor so drängt, dann mache ich einfach mit. Lass es bleiben. Das will ich nicht, und das wollte Paulus auch nicht. Paulus geht es um das Herz, um die Herzenshaltung.

Er sagt: Liebst du den Herrn wirklich? Prüfe deine Liebe. Liebst du den Herrn mehr als dein Geld? Klammerst du dich an deine Finanzen oder bist du bereit, von dem, was der Herr dir gegeben hat – denn alles, was du hast, ist vom Herrn – großzügig zu geben? Bist du bereit, von dem, was er dir gegeben hat, zu geben, damit sein Werk auch woanders weiter ausgerichtet werden kann?

Diese Herausforderung möchte ich uns gerne weitergeben. Als Freie Evangelische Gemeinde haben wir uns bewusst dafür entschieden, unsere Ausgaben ausschließlich durch freiwillige Spenden zu finanzieren. Freie Evangelische Gemeinden haben sich von Anfang an dagegen entschieden, am System der Kirchensteuer teilzunehmen.

Der Gründer der ersten Freien Evangelischen Gemeinde in Deutschland, Heinrich Hermann Grave, sagte bei der Einführung der Kirchensteuer: „Das ist eine unevangelische Zwangsabgabe.“ Und ich finde, er hat Recht: Kirchensteuer ist eine unevangelische Zwangsabgabe, weil man aus Freiheit geben soll – mit frohem Herzen.

Wir sollen geben, nicht weil wir müssen, sondern aus Freiheit. Aber wir dürfen durchaus mal fragen, so wie Paulus es hier tut: Prüfe deine Liebe! Woran hängt dein Herz? Was macht dich froh? Wozu führt deine Freude am Herrn dich?

Ich wünsche mir, dass wir, ähnlich wie die Mazedonier, aus dem Überfluss unserer Freude geben. Dass wir uns investieren, weil wir sagen: Das, was mit dem, was ich gebe, geschehen kann, lässt mein Herz höher schlagen – höher als vielleicht die Freude, das Geld für mich zu behalten.

Konkrete Beispiele für Großzügigkeit in der Gemeinde

Ich möchte dir konkret ein paar Beispiele nennen, was wir tun könnten, wenn wir noch großzügiger geben. Begeistere dich an dem Gedanken, dass wir im nächsten Jahr Matthias Mockler als dritten Pastor in dieser Gemeinde anstellen könnten, wenn wir noch großzügiger geben. Lässt das dein Herz höher schlagen? Der Gedanke daran, was das hier Gutes bewirken kann! Oder ist der Gedanke an das Bankkonto mit größeren Zahlen doch attraktiver?

Am Donnerstag hatte ich ein Treffen mit einem jungen Iraner. Er ist vor 16 Monaten aus Teheran geflohen, Christ und war dort in der presbyterianischen Kirche aktiv. Er hat dort gelehrt und sich mit seinen Gaben eingebracht. Ein sehr begabter junger Mann, der schon ein bisschen Theologie studiert hat. Er kam hierher, um über ein Theologiestudium zu sprechen und zeigte Interesse am Martin-Butzer-Seminar. Gleichzeitig sagte er, dass er irgendwie auch eine Tätigkeit braucht, um sich zu finanzieren. Er ist verheiratet und hat einen zweijährigen Sohn.

In meinem Kopf wuchs der Gedanke: Wäre es nicht toll, wenn wir ihm eine zusätzliche Traineestelle schaffen könnten? So könnten wir einem Flüchtling, der sehr gut Deutsch spricht und gut ausgebildet ist, ermöglichen, nicht nur weiter Theologie zu studieren, sondern auch unserer Flüchtlingsgruppe einen Pastor geben. Lässt das euer Herz höher schlagen? Möchtet ihr euch investieren, damit das möglich ist, auch wenn ihr vielleicht einen etwas weniger luxuriösen Urlaub machen müsst?

Letzten Samstag war ich beim FEG-Bundestag und traf Raimund Puy, diesen begabten Pastor, den ihr hattet, bevor ich kam. Er erzählte mir, dass sie in der FEG Erfurt eine wachsende Jugendarbeit haben. Dort gibt es einen Raum unter dem Dach, der aber ziemlich verrottet ist und ausgebaut werden müsste. Das haben sie beschlossen und wollen es auch tun, aber sie brauchen noch Geld dafür. Raimund kann ganz gut mit dem Zaunpfeil winken und fragte auf gut Deutsch: Hättet ihr etwas übrig für uns?

Am Sonntag kamen zwei Geschwister auf mich zu. Sie fragten, ob ich von der Situation in Argentinien gehört habe. Dort arbeiten Missionare unter Bibelschülern. Die Versorgungslage wird immer schlechter. Wir wissen, dass diese Familie, um die Selbstversorgung in der Landwirtschaft auf dem Gelände zu steigern, einen Traktor bräuchte. Könnten wir dafür etwas geben?

Gute Vorschläge, lauter gute Vorschläge, die ich immer wieder höre. Ich denke, ich würde so gerne sagen: Wir haben einfach einen Überfluss an Gaben und wir geben. Lässt das dein Herz höher schlagen? Prüfe deine Liebe, und ich hoffe, wir können sagen: Ja, das wollen wir tun.

Als Gemeinde haben wir uns bewusst dafür entschieden, dass wir nicht jeder alleine irgendwo ein bisschen Geld geben, sondern dass wir uns gemeinsam zusammentun, ein Budget machen und aus diesem Budget heraus gemeinsam entscheiden, was die Prioritäten für das Reich Gottes sind. Für unseren Dienst hier und anderswo, den wir gemeinsam finanzieren wollen.

So war das auch in Korinth. Sie legten ihre Gaben zusammen, und Paulus ermutigt sie durch das Beispiel der Mazedonier: Gebt doch großzügig! Aber noch einmal: Das darf jeder für sich selbst entscheiden. Ich möchte hier keinen Druck machen, sondern euch nur zeigen, was möglich wäre. Prüft eure Liebe und schaut, was der Herr euch aufs Herz legt. Dann handelt entsprechend.

Die Bedeutung von Vers 9: Das Fundament unserer Großzügigkeit

In Vers 9 erinnert Paulus schließlich an das Werk des Herrn Jesus Christus. Diese Worte sollten unsere Liebe für den Herrn neu entfachen. Sie sollten auch die Liebe der Korinther für den Herrn neu entfachen. Ich denke, sie sollten uns alle motivieren, nicht nur dem Vorbild der armen Mazedonier zu folgen, sondern auch dem des reichen Herrn Jesus Christus.

Ich lese euch noch einmal Vers 9 vor: "Ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, obwohl er reich war, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet." Kennst du diese Gnade? Ist Jesus Christus dein Herr, Herr über dein ganzes Leben? Das ist die Grundlage für alles, was ich bisher gesagt habe.

Wenn unser großzügiges Geben nicht auf dem Wissen um Gottes freie Gnade basiert, dann kann uns unser Geben sogar schaden. Wenn du nicht klar bist im Hinblick auf die freie Gnade Gottes, wenn dir nicht völlig klar ist, was Jesus Christus getan hat, dann habe ich eine Bitte: Lass dein Portemonnaie zu! Es kann dir geistlich schaden, wenn du jetzt nach dieser Predigt denkst, du gibst mal großzügig, weil es sein könnte, dass du dir damit bei Gott etwas erkaufen kannst. Dass Gott dir dann wohl auch gnädig sein wird, wenn du gibst – und das stimmt nicht.

Das heißt, wenn du Vers 9 noch nicht wirklich verstehst, dann vergiss alles andere, was ich bisher gesagt habe. Von Natur aus haben wir alle ein Problem, das wir auch mit den großzügigsten Spenden nicht lösen können. Denn von Natur aus lieben wir Gott nicht so, wie wir es sollten. Er ist unser Schöpfer und der Herr aller Dinge. Er verdient unsere Herzen und unseren Gehorsam. Aber das verwehren wir ihm immer wieder. Die Bibel nennt das Sünde.

Die Bibel erklärt auch, was die Folge der Sünde ist. Sie sagt, das ist der Tod. Wir alle hätten den Tod verdient, weil wir unsere Liebe nicht dem geben, der sie verdient hat, und weil wir unseren Gehorsam nicht dem geben, der ihn verdient hat. Deshalb stehen wir alle unter seinem verdienten Gericht. Und aus diesem Gericht können wir uns auch durch den größten Geldbetrag nicht freikaufen.

Nein, es gibt nichts, was du zahlen könntest, um mit Gott ins Reine zu kommen. Um unsere Schuld abzutragen, musste etwas viel Größeres geschehen. Es musste jemand kommen, der bereit war, die Todesstrafe, die wir verdient hätten, auf sich zu nehmen. Und zwar einer, der selber nicht den Tod verdient gehabt hätte. Dieser eine ist gekommen – das ist Jesus Christus, von dem hier die Rede ist.

Allein aufgrund der freien Gnade Gottes verließ er, der ewige Sohn Gottes, den Reichtum und die Herrlichkeit beim Vater, die er für alle Ewigkeit schon beim Vater hatte. Er, der reich war, wurde arm. Er wurde in ärmliche Umstände, in einen Stall in Bethlehem, hineingeboren.

Nachdem er ein absolut vorbildliches Leben geführt hatte, ein Leben, das ganz auf Gottes Ehre bedacht war und geprägt von Liebe zu den Menschen, wurde er noch ärmer. Er erniedrigte sich noch weiter, ließ sich alles nehmen – seine Ehre, seine Kleider und sein Leben. So starb er den erbärmlichen Tod, den wir verdient gehabt hätten.

Damit jeder, der sich ihm zuwendet und ihn als seinen Retter und Herrn anerkennt, beschenkt wird – beschenkt mit Vergebung von aller Schuld. Das ist es, was Paulus hier meint: Er, dem als ewigen Gott eigentlich alles gehörte, wurde arm um unseres Willens.

Am dritten Tag ist er auferstanden, siegreich über Tod, Teufel und Sünde. Er ist aufgefahren in den Himmel und empfing dort vom Vater wieder Macht, Ehre und Reich. Er ist reich, der arm wurde um unseres Willens. Und jeder, der sich ihm im Glauben zuwendet, empfängt von ihm das ewige Leben und wird zu einem Miterben.

Der Apostel Paulus beschreibt dieses Erbe mit den Worten: ein unvergängliches, unbeflecktes, unverwälktes, herrliches Erbe, das für uns im Himmel aufbewahrt wird. Das ist der Reichtum, den wir schon haben.

Einladung und Abschluss

Wenn du heute hier bist und Jesus Christus noch nicht wirklich als deinen Retter und Herrn kennst, möchte ich dich einladen: Lass dein Portemonnaie beiseite und konzentriere dich voll und ganz darauf, ihn kennenzulernen.

Komm zum Christian Entdecken Kurs im November. Wir wollen auf Jesus schauen und ihn immer mehr kennenlernen. Darum geht es hier vor allem. Lerne die Gnade des Herrn Jesus Christus kennen, der, obwohl er reich war, arm wurde um unseres Willens, damit wir durch seine Armut reich werden.

Wenn du das erleben durftest, wenn du sagen kannst: „Das weiß ich, ich bin reich, weil er um meines Willens arm wurde“, wenn du weißt, dass er sich so für dich hingegeben hat und deine Schuld getragen hat, dann möchte ich dich einladen, dich wieder neu darauf zu besinnen. So kann in dir diese überschwängliche Freude wachsen, die die Herzen der Mazedonier so erfüllt hat.

Dann wirst du auch aus dem Überfluss deines Herzens, motiviert durch die Liebe für den Retter und Herrn, großzügig werden – immer großzügiger, sogar über deine Kraft hinaus. Das ist, wie wir in Vers 5 gesehen haben, der Wille Gottes.

Dafür möchte ich beten:

Himmlischer Vater, ich ahne, dass manche Herzen hier in diesem Raum dein Wort heute sehr anstrengend fanden, weil ihre Liebe noch viel zu sehr dem Mammon gilt. Herr, schenke uns das nicht, um unsere Gemeindekassen zu füllen. Herr, das kannst du in den Herzen eines jeden ausrichten. Das wirst du tun, wie du es willst.

Wir wollen nicht mehr haben, als wir brauchen, sondern nur das, was du meinst und was wir als gute Haushalter auch gebrauchen und gut einsetzen werden. Nein, ich bete um die Herzen hier in dieser Gemeinde. Schenk uns Herzen, die froh an dir sind, die dich lieben. Hilf uns, dann von dieser Freude und aus dieser Liebe heraus Raum zu geben – auch in dem, was wir tun. Amen.