Dankbarkeit für die Auferstehung und Gemeinschaft mit Gott
Dass du lebst und nicht im Grab geblieben bist, sondern am Ostersonntag auferstanden bist, erfüllt uns mit Dankbarkeit. Danke, Herr, dass du heute unter uns bist als der Erste, der von den Toten auferstanden ist.
Danke, Herr, dass dein Leben in uns bewirkt, dass auch wir auferstehen – nicht erst nach dem Tod, sondern schon jetzt. Wir treten ein in ein neues Leben, ein Leben mit dir. Wir sind nicht mehr getrennt von unserem Schöpfer und Gott, sondern leben in Gemeinschaft mit ihm.
Deshalb bete ich, dass wir dies erkennen, erleben und spüren dürfen. Lehre du uns, Herr, und lass uns die Wahrheit verstehen. Amen.
Vertrauen und das Gespräch mit Gott
Danke für das, was ihr mitgeteilt habt. Es ist schön zu sehen, wenn ein wenig Vertrauen entsteht. Dann fühlt man sich auch freier. Am Anfang ist es immer etwas peinlich, wenn jemand etwas sagen soll. Das ist auch verständlich, mir geht es ja nicht anders.
Also, das Thema heute: Gott im Gespräch – was meinen wir damit? Viele von euch haben ja eine Hand, ich habe auch eine. Heute ist das schon fast eine Seltenheit. Man ist fast schon eine Ausnahme, wenn man keine hat.
Ich bezweifle auch, oder ich glaube, dass viele sie nicht brauchen. Aber das ist eine andere Sache.
Verbindung und Kommunikation: Ein Vergleich mit dem Telefon
Wenn zwei Menschen telefonieren, zum Beispiel wenn ich dich über Handy oder Telefon anrufe, dann sind sie technisch miteinander verbunden – sei es über Kabel oder Funkquellen, wie auch immer das funktioniert, da habe ich keine genaue Ahnung.
Man ist auch dann verbunden, wenn man nichts miteinander spricht. Das mache ich mit meiner Frau oft so. Wir finden das irgendwie schön. Wir rufen uns einmal am Tag an, und wenn ich nichts höre, weiß ich, dass sie es ist. Das tun wir etwa acht Minuten lang, dann legen wir auf. Das gibt uns ein gutes Gefühl.
Doch das stimmt natürlich nicht ganz. So eine Verbindung ist zwar da – meine Frau hat den Hörer, ich auch –, aber eine Verbindung ohne Worte ist eben nur eine abstrakte Verbindung, ohne echte Realität. Es ist eine Verbindung ohne Worte.
Bei meiner Frau klingt das vielleicht noch ganz witzig, aber ich glaube, bei Gott ist es ähnlich. Ja, wir wissen, dass wir irgendwie mit ihm verbunden sind, aber es sind keine Worte. Wir finden keine Worte.
Mir ist das schon manchmal so gegangen: Ich bin frisch und fröhlich um sieben Uhr morgens aufgestanden, mache meinen Spaziergang – nicht jeden Tag, aber öfter mal – und dann fange ich an zu beten. Ich sage: „Lieber Vater“, und dann fällt mir eigentlich gar nichts ein, was ich ihm heute sagen soll. Ich muss erst direkt nachdenken.
Gottes Entscheidung für Worte als Kommunikationsmittel
Es ist interessant festzustellen, dass Gott sich von Anfang an entschieden hat, Worte zu verwenden, um sich in dieser Welt zu offenbaren. Er hat sich bewusst dafür entschieden, Worte einzusetzen, um mit Menschen zu kommunizieren. Das ist keineswegs selbstverständlich.
Warum hat sich Gott nicht eine andere Möglichkeit ausgesucht, um sich uns zu offenbaren? Ich weiß auch nicht alles und kann nicht genau sagen, was er meint. Aber ich kann mir vorstellen, dass er auch Liebe, Heiligkeit oder eine andere Form der Kommunikation hätte wählen können, um mit uns zu sprechen. Doch er hat Worte gewählt.
In Johannes 1,1 heißt es: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Das Wort war am Anfang Sprache. In diesem Vers geht es natürlich um das lebendige Wort, Jesus Christus. Er ist das Wort.
Im ersten Kapitel, Vers 1 des Buches Genesis lesen wir: „Am Anfang schuf Gott.“ Und dann heißt es: „Und er sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“ Interessant ist, dass immer, wenn Gott spricht, das Gesagte Wirklichkeit wird. Gott braucht nur zu reden, und es ist.
Übrigens, das ist auch die Definition von Wahrheit. Die beste Definition von Wahrheit ist, wenn das Wort und die Tat eins werden. Das ist Wahrheit.
Darum sagt Jesus: „Ich bin das Wort.“ Das, was ich sage, und das, was ich tue, ist genau dasselbe. Das ist Wahrheit.
Außerdem lesen wir in der Bibel immer wieder, dass Johannes betet und sich wünscht, dass seine Kinder in der Wahrheit leben. Das bedeutet, dass das, was wir sagen, und das, was wir tun, dasselbe sein soll. Das ist Wahrheit.
Die Bedeutung von Worten für den Menschen
Ohne Worte wäre es völlig unmöglich, unser Leben auszudrücken. Menschen, die stumm sind oder nicht sprechen können, tun sich sehr schwer. Sie lernen alle möglichen Techniken, um sich auf andere Weise auszudrücken.
Sogar die tiefsten Gefühle im Menschen sehnen sich danach, mit Worten ausgedrückt zu werden. Deshalb benutzen sogar Musiker Worte, um ihre Melodien zu begleiten und um Romantik oder Harmonie zum Ausdruck zu bringen.
Bei frisch Verliebten reicht oft ein Blick aus. Doch das hält nicht ewig an. Das Anschauen hat irgendwann sein Ende. Früher oder später muss man anfangen zu reden. So ist das.
Mir fällt auf, dass zwei verliebte Menschen, wenn sie speziell miteinander reden, zum Beispiel am Telefon, oft wenig Informatives sagen. Wenn es nur darum ginge, etwas Informatives zu übermitteln, wäre das reine Geldverschwendung. Tatsächlich ist das so.
Er hat nichts Konkretes, das er ihr sagen muss, und sie ihm auch nicht. Trotzdem reden sie miteinander und grinsen dabei sogar grundlos, weil sie in Verbindung sind. Sie benutzen Worte, um diese Verbindung auszudrücken. Sie teilen sich mit und tauschen ihre Gefühle mit Worten aus. So macht man das nun mal.
Die Herausforderung im Gebet: Monolog oder Dialog?
Nun, wie sieht deine Verbindung mit Gott aus? Wie reden wir mit Gott? Wie tauschen wir unsere Gefühle mit unserem Schöpfer, unserem Retter, unserem Herrn aus?
Da sind wir wieder bei der Frage, die man so oft hört: „Ich habe alles versucht, aber ich erlebe Gott nicht, ich fühle Gott nicht.“ In dieser Resignation hören dann viele Menschen auf zu beten oder wenden sich sogar vom Glauben ab.
Kennt ihr das Lied, dieses Sarkasmus-Lied: „How can it be wrong if it feels so right?“ – Wie kann etwas falsch sein, wenn es sich so gut anfühlt? Meine Frage ist umgekehrt: „How can it be right if it feels so wrong?“ – Wie kann etwas richtig sein, wenn es sich so falsch anfühlt?
Ich beziehe das jetzt aufs Gebet, denn so oft höre ich: „Ich bete, aber das ist nur ein Monolog. Mein Gebet geht bis an die Decke.“ Das macht Gott übrigens nicht. Gott ist unter der Decke, es braucht nicht weiterzugehen. Aber was Sie damit meinen, verstehe ich schon: Es geht an die Wand und kommt wieder zurück. Ich bekomme nichts zurück.
Nun, wenn ein Christ zu mir sagt: „Ich fühle nichts von Gott, wenn ich mit ihm rede, ich spüre nichts, es ist immer nur ein Monolog“, dann ist das immer schlecht. Im Zug ist mir das mal passiert, oder im Flugzeug passiert es manchmal – je nachdem, wie du drauf bist. Du redest und fragst, und er sagt halt ja, nein, ja. Nach einer halben Stunde lässt du ihn in Frieden, und dann liest du halt wieder ein Buch oder so.
Weil ein Monolog schlecht ist, wenn nur einer redet. Aber ich glaube, für viele – und da bin ich nicht ausgeschlossen – ist das Gebet oft ein Monolog. Darum wird es langweilig, und darum hören wir auf zu beten.
Christsein: Wissen versus Gefühl
Wenn Christen sagen: „Ich spüre nichts im Gebet, ich habe kein Gefühl dabei“, dann war meine schnelle Antwort oft: „Das habe ich leider auch zu oft gesagt. Christsein hat nichts oder nur wenig mit Gefühlen zu tun.“
Sondern Christsein ist einzig und allein wichtig für das, was du weißt. Nicht das Gefühl entscheidet, sondern nur das, was du weißt. Paulus hat gesagt: „Ich weiß, wem ich geglaubt habe.“ Denn wir wissen, dass weder Tod noch Leben und so weiter mich von der Liebe Gottes scheiden kann.
Diese Antwort ist auch nicht falsch. Christsein ist tatsächlich gegründet auf dem, was wir wissen, nicht auf dem, was wir fühlen. Aber das ist eben nur eine Seite der Münze. Denn eine Beziehung mit Jesus Christus zu haben, ist eine Liebesbeziehung. Und eine Liebesbeziehung ohne Gefühle ist eine schlechte Liebesbeziehung.
Du hast einen Menschen, den du liebst, aber du hast überhaupt keine Gefühle für ihn. Dann fehlt irgendwo irgendetwas. Das ist wahrscheinlich so, finde ich zumindest. Das ist ja mal da, bis der Trott uns scheidet.
Die Bedeutung des emotionalen Quotienten
Es ist heute viel die Rede vom intellektuellen Quotienten. Dieser gilt oft als ausschlaggebend. Man spricht von Intelligenztests und ähnlichem. Doch wisst ihr, wovon wenig die Rede ist? Vom emotionalen Quotienten.
Dabei ist der emotionale Quotient sehr oft ein besserer Indikator für Intelligenz als der Intelligenzquotient. Seht ihr, Emotionen sind unheimlich wichtig, wenn es um den Intellekt geht. Emotionen appellieren häufig an unsere Vernunft.
Emotionen sind wichtig – das habt ihr sicher schon erlebt. Zum Beispiel, wenn man ein Angebot bekommt und dann sagt: „Verpflichte dich nicht so schnell, mein Gefühl sagt, ich fühle mich nicht wohl dabei.“ Das ist gut, hör auf dein Gefühl. Gefühle hat Gott uns gegeben, und Gefühle sind wichtig.
Oder man sagt: „Schlaf noch einmal darüber, bevor du dich entscheidest.“ Was meint man damit? „Ich will mein Gefühl noch befragen, bevor ich mich da jetzt hineingebe.“ Und das ist gut so. Wir alle haben erfahren, wie wertvoll es ist, auch auf unser Gefühl zu hören.
Wenn ein hochintelligenter Mensch einen niedrigen emotionalen Quotienten hat, dann ist er ein sehr unweiser Mensch. Ihr kennt vielleicht den Ausdruck „Fachidiot“? Es gibt verschiedene Bezeichnungen dafür.
Unsere Gefühle sind nämlich völlig real, und sie sind gut so. Gott ist an unseren Gefühlen interessiert, nicht nur an unserem Wissen. Gott ist an Gefühlen interessiert. Er hat uns ja schließlich so gemacht. Wenn er nicht an unseren Gefühlen interessiert wäre, hätte er uns keine gegeben.
Die Gefahr der Gefühlsamputation
Und wir sind schockiert, wenn ein Mensch aus welchen Gründen auch immer gefühllos geworden ist.
Wenn man zum Beispiel hört, wie die 18-jährige Melissa Drechsler sich von der Tanzfläche entschuldigte, ohne dass jemand ahnte, was sie vorhatte. Sie entschuldigte sich, ging auf die Toilette, kam mehrere Minuten später zurück und bat die Band, ihr Lieblingslied zu spielen.
Niemand in diesem Raum wusste, dass Melissa in diesen wenigen Minuten auf die Toilette ging, ihr Baby zur Welt brachte, es in einen Plastiksack hüllte, in den Mülleimer warf und das Baby erstickte. Eine Minute später fragte sie nach ihrem Lieblingslied.
Psychiater beschreiben diese Frau als jemanden, der seine Gefühle von der Realität amputiert hat. Die Gesellschaft ist erschüttert über eine so furchtbare Tat. Warum?
Wir erkennen hier, dass wir, wenn wir unsere Gefühle unterdrücken oder amputieren, das verlieren, was uns Menschen zu Menschen macht. Deshalb sind Gefühle so ausschlaggebend.
Gott hat uns einen wunderbaren Schatz gegeben: mit unseren Gefühlen besitzen wir die Kapazität, Freude und Schmerz zu empfinden, Tränen zu vergießen – sowohl Freudentränen als auch Trauertränen.
In unserer heutigen Gesellschaft ist jedoch der Intelligenzquotient oft entscheidend. Und das ist schade. Auch unser Bildungssystem ist meiner Meinung nach nicht sehr gut.
Es gibt Menschen, die zwar hochintelligent sind, aber unbrauchbar werden. Aus welchen Gründen auch immer – das ist jetzt nicht das Thema.
Mensch versus Computer: Die Einzigartigkeit des Menschen
Sieht man es rein intellektuell, sind uns Computer bereits weit überlegen. Es ist immer wieder beeindruckend, wie schnell sie denken. Das ist ein Wahnsinn, da hat man kaum noch eine Chance. Das ist jedoch kein Wunder.
Egal, wie intelligent ein Computer auch werden mag, er wird niemals einen Menschen ersetzen können. Angenommen, du spielst gegen einen Computerschach und verlierst. Dann wirst du den Computer kaum in deinen Lieblingskaffee einladen, um eine heiße Schokolade zu trinken.
Es kann zwar sein, dass du es trotzdem tust, aber ich weiß nicht, ob der Computer dabei Freude empfindet. Es sei denn, du hast ihm eingespeichert, zu sagen: „Das ist nett von dir.“ Das ist technisch möglich.
Wenn du dann noch Liebesgefühle gegenüber dem Computer entwickelst, dann brauchst du vermutlich einen Psychiater. Doch es spielt keine Rolle, wie intelligent ein Computer werden kann. Er kann niemals einen Menschen ersetzen, denn der Mensch ist ein komplettes Wesen: Geist, Seele und Leib.
Die Extreme in Christentum und Gesellschaft
Und das Pendel schwingt leider auch in unserem Christentum heute, weil das Gefühl so stark betont wird. Das ist die andere Seite vom Gefühl – oftmals ist es interessant, dass wir in einer extremen Gesellschaft leben.
Einerseits ist Intelligenz besonders wichtig, vor allem im Bildungswesen. Andererseits muss man erkennen, was der Mensch wirklich sucht: Erlebnis, nur Erlebnis. Und das führt nur ins Emotionelle.
Leider sind auch viele christliche Gemeinden diesem Trend gefolgt, sodass es nur noch ums Emotionelle geht. Mit beiden Extremen haben wir ein Problem.
An vielen Stellen ist das Wissen und das Kennen der Heiligen Schrift bedeutungslos geworden oder zumindest zweitrangig. Das ist ein Fehler, der sich rächen wird und viele Christen noch viel frustrierter zurücklassen wird als vorher.
Die Balance zwischen Wissen und Gefühl
Lass mich das so erklären: Es geht um den Unterschied zwischen Intelligenz, Wissen und Gefühl.
Das Gefühl ist wie eine Person, die neben dir hergeht. Es ist schön, eine solche Person an seiner Seite zu haben. Zum Beispiel steht neben dir am Lift jemand. Ich hoffe, du findest das angenehm – vielleicht nicht immer, aber zumindest manchmal.
Diese Person, das Gefühl, habe ich fest im Griff. Ich bin das Wissen. Und diese zweite Person, das Gefühl, bringt Farbe, Freude und Tränen in mein Leben. Sie macht mein Leben bunt.
Wisst ihr, wann wir ein Problem haben? Wenn diese Person, das Gefühl, mich in den Griff nimmt und mich lenkt. Dann haben wir ein Problem. Denn in diesem Fall wird das Wissen vom Gefühl gelenkt – und nicht das Gefühl vom Wissen.
Dann beginnen ernsthafte Probleme.
Die drei Sprachen der Menschen
Die Frage ist nun: Wie können wir als Christen in dieser extremen Welt ein balanciertes Leben führen? Unsere Gesellschaft ist extrem. Einerseits sollen wir das Gefühl nicht verlieren, andererseits darf das Gefühl nicht Überhand nehmen. Warum fällt uns das so schwer?
Ich möchte das kurz erklären anhand der drei Sprachen, die wir Menschen sprechen. Ich erhebe dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern möchte nur einen Überblick geben. Im vorletzten Rundbrief habe ich bereits kurz darüber geschrieben.
Wir Menschen benutzen unter anderem drei Sprachen, um uns auszudrücken. Ich beginne mit der ersten Sprache, die wir lernen. Babys lernen nach der Geburt zunächst die Sprache der Vertrautheit und der Beziehung. Diese Sprache ist keine geschriebene Sprache, man findet sie in keinem Buch. Sie ist auch keine intellektuelle Sprache, sondern eine extrem einfache Sprache.
Ich bin selbst Vater von drei Kindern. Früher habe ich diese Sprache oft belächelt, muss ich ehrlich sagen. Ich dachte, ich sei cool oder wie man das nennt. Wenn jemand so vor sich hinquasselte mit „wä, wä, wä“ und so weiter, fragte ich mich, warum der Mensch nicht vernünftig reden kann. Das Kind in der Wiege ist ja kein Idiot. Doch ich habe es selbst erlebt: Man reißt sich zwar ein bisschen zusammen, aber diese Sprache, die man mit seinem Kind spricht, wenn man es liebt, kann man gar nicht anders ausdrücken.
Diese Sprache zwischen Vater und Kind, oder allgemein zwischen Eltern und Kind, ist extrem arm an Intelligenz, aber sehr reich an Bedeutung. Sie ist eine Beziehungssprache, die ein tiefes Vertrauen aufbaut. Es findet kein Informationsaustausch statt, sondern nur der Aufbau von Vertrauen. Du tauschst keine Fakten aus, aber du redest mit dem kleinen Kind.
Wenn das Kind heranwächst, dauert es nicht lange, bis es eine zweite Sprache lernt: die Sprache der Information. Sobald Kinder in die Schule kommen, lernen sie, dass die Welt aus Dingen besteht, und diese Dinge haben Namen. Es gibt carving-Ski und normale Ski, Zahnstocher, Berge, Wolken, Regen und Schnee. Sie lernen auch, dass Schnee und Wolken in Verbindung stehen, ebenso mit der Temperatur – das ist ein weiteres Wort, das sie lernen.
Diese Sprache der Information ist vor allem die Sprache der Schule. Warum gehen Kinder in die Schule? Natürlich nicht nur, aber vor allem, um informiert zu werden über das Leben, über Mathematik und all das andere Wissen.
Dann gibt es drittens noch die Sprache der Motivation. Kinder entdecken sehr schnell, dass man mit Worten Menschen bewegen kann. Worte haben große Macht. Wenn ich zu Tobias sage: „Baue Türen ein“, dann baut er sie ein – und singt dabei sogar Lieder, was wunderschön ist. Ich sage „Komm“, und er kommt. Ich sage „Geh“, und er geht – manchmal zumindest. Kinder lernen schnell, dass sie mit Worten Erwachsene dazu bringen können, Dinge zu tun, die sie eigentlich gar nicht tun wollten.
Das ist die Sprache der Motivation. Ob wir es wissen oder glauben oder nicht: Du und ich, wir werden alle von dieser Sprache bewegt. Wir kaufen Dinge wegen dieser Sprache, wir treten Vereinen bei wegen dieser Sprache, und wir werden Christen unter anderem durch diese Sprache. Natürlich braucht es mehr, aber das ist vor allem die Sprache der Politiker und der Werbung – die Sprache der Motivation.
Die Vernachlässigung der Sprache der Beziehung
Unsere westliche Gesellschaft, in der wir alle leben, ist geprägt von der Sprache der Information und der Sprache der Motivation. Wir sind alle relativ gut darin geschult, Dinge zu beschreiben und Menschen zu informieren. Außerdem haben wir gelernt, mit unserer Sprache andere zu bewegen, zu motivieren oder zu bestimmen.
Doch hier entsteht ein Problem: Die erste Sprache, die Sprache der Beziehung und der Vertrautheit, bleibt in unserer Gesellschaft oft auf der Strecke. Sie wird kaum noch gesprochen. Sobald ein Mensch in unserer Gesellschaft aus der Wiege heraus ist, findet er immer weniger Gelegenheiten, sich in dieser ersten Sprache zu üben.
Es gibt nur kurze Momente, in denen diese Sprache wiederentdeckt wird. Das passiert zum Beispiel, wenn sich zwei Menschen verlieben. Dann sprechen sie eine Sprache, die weder informieren noch motivieren will. Es ist einfach eine Sprache der Beziehung. Es ist faszinierend, ihnen zuzuhören. Manchmal hat man das Privileg, in der Nähe zu sein – im Zug, im Flugzeug oder am Bahnhof – und man denkt sich: Das ist ja Wahnsinn. Aber sie haben eine großartige Zeit dabei. Alles, was sie tun, ist Beziehung aufzubauen und Vertrauen zu gewinnen. Sie wollen nicht motivieren oder informieren, sondern sprechen die Sprache der Beziehung.
Diese Sprache lernt man auch kurzzeitig wieder, wenn man Vater oder Mutter wird und das Kind liebt. Dann erlernt man diese Sprache zumindest für eine gewisse Zeit erneut.
Die Sprache der Beziehung im Gebet
Nun, hier kommt der entscheidende Punkt: Warum erzählst du mir das? Der springende Punkt ist das Gebet. Das Reden mit dem lebendigen Gott ist Sprache Nummer eins, die Sprache der Beziehung und der Vertrautheit.
Ich habe Neuigkeiten für dich: Du musst Gott nicht informieren. Er weiß wesentlich mehr als du. Zweitens brauchst du Gott auch nicht zu motivieren, denn er ist viel besser als du. Die Menschen und die Welt sind ihm ein viel größeres Anliegen, als du ihm jemals sein wirst.
Du brauchst Gott weder zu motivieren noch zu informieren. Das Einzige, was Gott von dir will, ist, die Sprache, die Beziehung und die Vertrautheit wiederzuerlernen – mit ihm zu reden. Genau das meint Jesus, wenn er sagt: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr niemals verstehen, worum es im Himmelreich überhaupt geht.“ Es geht um die Sprache der Beziehung.
Ich glaube, die größte Aufgabe unter Lehrern, Pfarrern, Jugendleitern oder Hauskreisleitern ist, den Menschen diese Sprache beizubringen. Damit Christen wieder lernen, in der Sprache der Beziehung zu reden – nicht nur in der Sprache von Information und Motivation.
Im Großen und Ganzen sind Frauen in dieser Hinsicht wesentlich besser als Männer. Männer sind in dieser Richtung oft noch viel verarmter als Frauen. Bei uns ist es umgekehrt, aber das stimmt nicht.
Persönliche Erfahrungen mit der Sprache der Beziehung
Aber interessant: Hannelore und ich waren jetzt im Urlaub, und zwar gerade vor zwei Wochen – nein, nicht vor zwei Wochen, vor zwei Monaten, genauer gesagt im Oktober. Wir waren in Spanien, und das war unser erster Urlaub allein seit zehn Jahren. Mit drei Kindern bleibt man lieber zuhause.
Diesmal haben wir uns entschieden, wieder einmal zu zweit auf Urlaub zu fahren. Es waren zehn Tage. Am ersten Tag kommt man runter und freut sich monatelang darauf, endlich mal wieder alleine Urlaub zu machen. Am nächsten Tag stehst du auf und fragst dich: „Was machen wir heute?“ Sie antwortet: „Was willst du schon wieder machen?“ Ich sage: „Ja, wir müssen doch irgendwas tun. Ich kann doch nicht hier sitzen und wie ein Hund den ganzen Tag nur reinschauen und nichts tun.“
Das ist schwierig. Die ersten Tage des Urlaubs waren nicht schön, muss ich ehrlich zugeben, denn es gab nichts zu reden. Der Alltag war weg. Wir hatten beschlossen, mal nicht darüber zu reden: keine Mitarbeiter, keine Studenten, keine Gäste, die Kinder waren auch nicht da. Also wollten wir viel darüber reden, aber dann merkst du, dass du dir nichts mehr zu sagen hast.
Es war dann eine ganz besondere Zeit. Wir haben endlich wieder gelernt, miteinander zu reden – nur miteinander zu reden. Wir haben uns einfach angeschaut, wie zwei Kartoffeln oder Moorrüben, den ganzen Abend, und sind dann schlafen gegangen. Aber wisst ihr, das braucht Zeit. Das geht nicht von heute auf morgen, und man kann es nicht erzwingen.
Die Sprache der Beziehung braucht nämlich Zeit und Übung. Das Missverständnis, das wir haben, ist zu glauben, dass die Sprache der Beziehung von alleine funktioniert. „Mein Freund, der bleibt immer Freund“ – das muss von alleine gehen.
Jemand, den ich bei den Höhlenforschern kenne – er schreibt immer so nette Sprüche. Er ist kein Christ, aber ein ganz lieber Kerl. Er hat einmal geschrieben: „Wer keine Zeit hat für seine Freunde, dem nimmt die Zeit seine Freunde.“ Das stimmt, das stimmt ganz genau.
Aber wir haben das Missverständnis, zu glauben, dass Beziehungen einfach von alleine funktionieren müssen. Das ist falsch. Beziehungen sind nämlich die erste Priorität. Ich kenne Leute in meinem Bekanntenkreis, die sind hochintelligent und extrem erfolgreich in dem, was sie tun. Aber wenn man mal normal mit ihnen reden will, sind sie völlig unbrauchbar – so unbeholfen, so verarmt, weil sie diese Sprache nicht üben.
Die Priorität der Beziehungssprache im Glauben
Es ist interessant, wenn wir uns die Sprache der Information anschauen. Wie viele Jahre oder Jahrzehnte investieren wir, um uns zu informieren? Es ist keine Seltenheit, dass jemand fünf Jahre studiert für etwas, das er später nie braucht. Das kommt vor, keine Frage. Aber hier sehen wir eine klare Wichtigkeit: Wir arbeiten Sommer und Winter, nutzen unsere Freizeit am Abend, um uns zu informieren und ein bestimmtes Diplom zu erreichen.
Ganz anders sieht es aus, wenn es um die Sprache der Beziehung geht – besonders um die Beziehung zu meinem Schöpfer. Da soll alles in eineinhalb Minuten am Morgen erledigt sein, mit einem Vers aus dem Neuen Testament, einem Vers aus dem Alten Testament und einem Amen. Das funktioniert so nicht.
Die Sprache der Beziehung müssen wir wieder neu üben und neu erlernen. Bedeutet das, dass du genau an diesen Punkt kommst und sagst: „Weißt du was, wenn ich bete, ist das langweilig“? Oder: „Wenn ich fünf Jahre nicht mit meiner Frau rede, kann ich nicht erwarten, dass sie sich öffnet, wenn ich nach Hause komme.“ Es geht nicht so einfach. Es braucht Zeit.
Erst wenn wir diese Sprache wieder erlernen, werden wir neu entdecken, dass man Gott spüren kann, seine Liebe fühlt und eine innige Beziehung mit dem Schöpfer haben kann – mit einem erfüllten Gefühlsleben. Nicht nur abstraktes Wissen, sondern echtes Spüren.
Das geht, das ist meine tiefe Überzeugung, nur über die Sprache der Beziehung. Jesus kannte diese Sprache. Er betete mit Worten wie „Vater“ – ein Wort, das wie „Papi“ oder „Vati“ klingt. Es ist eine intime Sprache, wie Kinder sie zu ihren Eltern haben. Diese Sprache hat Jesus verwendet, wenn er mit seinem Vater sprach.
Diese Sprache müssen wir wieder lernen, wenn wir mit unserem Gott reden. Dann wirst du entdecken: Das Christsein ist real, unser Gott ist lebendig, und das Leben als Christ ist spannend.
Die Herausforderung für christliche Familien und das Gebet
Interessant ist es, wenn Kinder zum Glauben kommen und dann zu ihren Eltern sagen: „Ich gehe jetzt sechs Monate in eine Bibelschule.“ Die Eltern reagieren oft überrascht, fast schon fassungslos, und sagen: „Das bringt ja nichts.“
Das ist interessant, denn es geht hier nicht um ein offizielles Diplom. Es hat vor allem mit der Beziehung zu tun. Gerade christliche Familien sind oft die größten Hindernisse, wenn es darum geht, dass junge Leute sich geistlich entwickeln können.
Christliche Eltern wünschen sich natürlich, dass ihre Kinder gläubig werden. Aber wenn es darum geht, als Missionar nach Indien zu gehen, sagen viele: „Nein, das nicht.“
Da müssen wir uns ganz ehrlich selbst prüfen: Wo stehe ich mit meinem Herrn, und wohin soll ich gehen?
Gebet und Bitte um Beziehung mit Gott
Himmlischer Vater, wir danken dir sehr, dass wir dich beim Reden nicht informieren müssen. Du bist bestens informiert. Auch brauchen wir dich nicht zu motivieren, denn du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Alle Güte wohnt in dir.
Wir müssen dich nicht motivieren, Herr. Das Einzige, was du dir wünschst, Gott, ist, dass wir einfach mit dir reden, mit dir Kaffee trinken, mit dir spazieren gehen – einfach mit dir leben. So kannst du uns in dieser Vertrauenssprache, in dieser intimen Sprache formen. Du kannst dich durch uns spiegeln, damit andere Menschen entdecken, dass du in uns wohnst. Nicht weil wir so gut wären, sondern einfach, weil du gut bist.
Herr, vergib mir, wo ich so oft nur informiere und motiviere und dabei übersehe, dass es nicht darum geht. Ich danke dir für alle Informationen, die ich haben darf. Ich danke dir für alle Motivation, die ich erfahre. Doch ich möchte mich ausstrecken nach der Beziehung, nach dieser Vertrautheitsbeziehung, dieser Liebesbeziehung mit dir und auch mit den Menschen, die du um mich stellst.
So danke ich dir jetzt für diese Gruppe. Du weißt, wo jeder steht. Ich bitte dich für jene, Herr, die dich nicht kennen: Dass sie den Mut haben, sich auf dich einzulassen, ihre Sünde zu bekennen, vor dir zu kommen und dich in ihr Leben einzuladen, damit du Herr bist und wieder Gemeinschaft besteht zwischen Schöpfer und Geschöpf.
Ich bitte dich für jene, die dich kennen, aber frustriert und enttäuscht sind und Monologe im Gebet erfahren: Herr, dass wir wieder lernen, die Beziehungssprache zu sprechen. Herr, wir brauchen deine Hilfe dabei.
Ich bete für die Ehepaare, Herr, ich bete für meine eigene Ehe. Dass wir lernen, unsere Rechte aufzugeben, dass wir lernen, auf den anderen zuzugehen, dass wir die Ersten sind, um Vergebung zu bitten – immer die Ersten. Dass wir auf dich hören und dein Wort ernst nehmen. Dass wir uns zerbrechen lassen, damit du leben kannst in und durch uns.
Herr, ich bete für alle, dass wir lernen, dass ein Leben mit dir täglich ein neues Leben ist. Es ist nicht eine Sache, die man einmal macht und dann dahintreibt, sondern eine Sache, die jeden Tag neu ist. Deine Liebe ist jeden Tag neu, frisch, ein neuer Anfang. So wie in der Ehe, so wie in der Freundschaft, so wie mit Arbeitskollegen: Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Das bitte ich, aus deiner Gnade und Liebe erkennen zu dürfen, denn aus eigener Kraft kann ich es nicht. Herr, wir sind so angewiesen auf dich, und das ist die größte Freiheit. Auf mich selbst angewiesen zu sein, bedeutet Gefängnis, denn ich bin so beschränkt, Herr. Auf dich angewiesen zu sein, bedeutet Freiheit, denn du bist unendlich groß. In dieser Freiheit möchte ich leben – jeden Tag neu.
Ich danke dir jetzt für den Abend. Mögest du diese Menschen segnen und zu dir ziehen, wo immer sie stehen. Amen.
