Vielleicht ein kurzer Rückblick.
Überblick über die Siebenereihen in der Offenbarung
Wir haben gesagt, dass in der Offenbarung drei Siebenereien besonders hervorstechen. Das sind die sieben Siegel, die sieben Posaunen und die sieben Schalen. Diese stehen in einem bestimmten Zusammenhang zueinander: Wenn das siebte Siegel geöffnet wird, erscheinen sieben Engel mit sieben Posaunen. Diese Posaunen ertönen dann nacheinander. Danach erscheint ein Engel mit der siebten Posaune.
Bei der siebten Posaune wartet man auf das dritte Wehe. Wir haben bereits gesagt, dass die fünfte, sechste und siebte Posaune jeweils ein Wehe ankündigen. Bei der fünften und sechsten Posaune, die in Kapitel neun beschrieben werden, erwartet man das erste und zweite Wehe. Doch bei der siebten Posaune in Kapitel elf fehlt zunächst das Wehe, was Fragen aufwirft: Wo ist das dritte Wehe?
Man muss weiterlesen, um die Antwort zu finden. In Kapitel sechzehn werden sechs Schalen ausgegossen. Insgesamt gibt es sieben Schalen. In der siebten Schale wird von einer großen Stadt Babylon gesprochen. In Kapitel siebzehn folgt ein Anhang, den ich in der Gliederung zeigen möchte. In den Kapiteln siebzehn bis neunzehn gibt es einen Anhang über Babylon, die Hure. Dort kommt dreimal ein Doppelwehe vor, was darauf hindeutet, dass dies wohl das dritte Wehe ist.
Ein weiterer Anhang findet sich in den Kapiteln neunzehn elf bis einundzwanzig acht. Er beschreibt die Ankunft Christi, was diese mit sich bringt, die Besiegung der Feinde und das Herabkommen der neuen Welt. Der letzte Anhang betrifft die Neue Jerusalem, die Braut, ihre Erhabenheit und ihre Herrlichkeit. Das wird in Kapitel 21,9 bis 22,5 dargestellt.
Das ist die Gliederung: sechs Siegel plus eins, sechs Posaunen plus eins, und dann ein Abschnitt von Kapitel zwölf bis vierzehn (römisch drei), in dem ein Konflikt beschrieben wird – der Kern des Konflikts, ein Kampf.
Anschließend folgen die sieben Schalen. Das war die Gliederung, die wir uns beim letzten Mal gründlich angeschaut haben: sieben Siegel, sieben Posaunen, sieben Schalen und dann drei Anhänge, nämlich die Hure, die Ankunft Christi und die Braut.
Der Höhepunkt der Offenbarung und die Gegenüberstellung von Babylon und Neu-Jerusalem
Man erkennt im gesamten Aufbau der Offenbarung, dass alles auf einen großen Höhepunkt hinführt. Dieser Höhepunkt ist die siebte Schale beziehungsweise die Ausgießung der Schalen. Innerhalb dieses Abschnitts wird besonders Babylon, die Hure, hervorgehoben. Danach folgen der Sieg über alle Feinde und schließlich die Braut.
Beide, Babylon und die Braut, sind große Städte. Babylon, die Hure, wird mit ihrem Gericht beschrieben, während Neu-Jerusalem, die Braut, in ihrer Herrlichkeit dargestellt wird. Alles zielt also auf diesen Höhepunkt hin. Das lässt sich allein schon aus der Gliederung der Offenbarung erkennen.
Im weiteren Verlauf haben wir uns gefragt, was genau diese Hure Babylon ist, um die es so offensichtlich geht. Dabei stellten wir fest, dass sie dem neuen Jerusalem gegenübersteht. Die Hure steht also der Braut gegenüber. Das war eine wichtige Erkenntnis.
Wenn Babylon, die Hure, dem neuen Jerusalem, der Braut, gegenübersteht, dann muss Babylon das alte Jerusalem sein – vorausgesetzt, die Braut ist das neue Jerusalem. Das ist hier der Ansatz.
Entstehungszeit und Kontext der Offenbarung
Wir haben auch darüber gesprochen, wann die Offenbarung geschrieben wurde. Dabei haben wir festgestellt, dass es zwei Meinungen gibt. Die einen meinen, sie wurde zwischen 90 und 95 nach Christus verfasst. Die anderen sagen, sie wurde irgendwann zwischen 60 und 70 geschrieben.
Meine Meinung ist, dass die Offenbarung zwischen 60 und 70 entstanden ist. Die Argumente dafür sind meiner Ansicht nach sehr stark, vor allem wegen der internen Indizien. Diese habe ich beim letzten Mal bereits erwähnt. Sie sprechen dafür, dass das Buch vor dem Jahr 70 geschrieben wurde, weil das Judentum zu dieser Zeit noch sehr stark war.
In den Kapiteln 2 und 3 lesen wir von einem starken Judentum. Dort ist von der „Synagoge Satans“ die Rede, die gegen die Christen kämpft. Man kann sich das nach 70 nach Christus kaum noch vorstellen, da das Judentum dann nicht mehr so mächtig war. Es war nicht mehr der große Feind der Christen, wie es vor 70 der Fall war.
Daher ist dies wohl das stärkste Argument für eine frühe Datierung der Offenbarung. Außerdem passt alles in diesem Zusammenhang viel besser zusammen.
Überblick über die ersten Siegel und deren Bedeutung
Wenn wir den Text lesen, ergibt sich vieles fast von selbst. Beim letzten Mal waren wir gerade dabei, die Öffnung der ersten sechs Siegel zu betrachten. Außerdem haben wir die Einleitung sowie die Kapitel zwei und drei gelesen. Dort ist immer wieder die Rede von einem Kampf der Christen. Sie sollen in diesem Kampf überwinden. Wenn sie nicht überwinden, werden sie das Ziel nicht erreichen.
Das Ziel ist das neue Jerusalem und die ewige Herrlichkeit, das ewige Regieren mit Christus. Um diesen Kampf wird es vor allem in den Kapiteln 11 bis 13 gehen. Dort wird er näher beschrieben.
Mittlerweile haben wir uns die ersten Siegel angeschaut, die geöffnet wurden. Dabei haben wir auch festgestellt, dass man die Siegel, die Posaunen und die Schalen gegenüberstellen kann. Die ersten vier gehören immer zusammen, dann folgen zwei, und schließlich eins. Diese Aufteilung findet sich bei allen sieben Reihen.
Interessant ist auch, dass man manche Parallelen erkennen kann. Allerdings handelt es sich dabei nicht – wie manche Ausleger meinen – um einen chronologischen Ablauf der Geschichte. Darum geht es hier überhaupt nicht. Es sind Visionen, die jeweils etwas zeigen. Es handelt sich eher um ein thematisches Zusammenstellen.
Die ersten vier Siegel haben wir beim letzten Mal betrachtet. Dabei sahen wir vier Reiter, die auf ihren Pferden reiten. Die Reiter selbst sind nicht so wichtig, sondern das, was durch sie und ihre Pferde dargestellt wird.
Der erste Reiter sitzt auf einem weißen Pferd und hält einen Bogen in der Hand. Der Bogen steht für große Entfernungsschlachten, denn er wird genutzt, um aus der Entfernung zu kämpfen. Der zweite Reiter sitzt auf einem roten Pferd und trägt ein Schwert. Er symbolisiert gegenseitiges Abschlachten.
Der dritte Reiter sitzt auf einem schwarzen Pferd und stellt Hunger dar – eine Zeit der Hungersnot. Der vierte Reiter sitzt auf einem fahlen Pferd und symbolisiert den Tod. Im Land werden ein Viertel der Menschen getötet durch Schwert, Hunger, Seuchen und wilde Tiere.
Parallelen zu Matthäus 24 und historische Einordnung
Was interessant war: Wir haben Offenbarung 6 und Matthäus 24 gegenübergestellt. Dabei haben wir festgestellt, dass es fast so aussieht, als würden sich Offenbarung 6 und Matthäus 24 gegenseitig erklären. Das eine erklärt das andere.
Das erste Siegel entspricht dem, was Jesus Christus damals in der berühmten Ölbergrede gesagt hat. Er sprach über die Zerstörung des Tempels und darüber, wann das alles geschehen wird. Dabei sagte er, dass sich vorher Volk gegen Volk und Königreich gegen Königreich erheben werden. Dies wird hier im ersten Siegel in der Offenbarung dargestellt. Der Bogen, also eine große Invasion, kommt ins Land.
Die Geschichte kennen wir mittlerweile: Es waren die Römer, die ins Land kamen, und es begannen große Kämpfe. Das zweite Siegel war dann das Schwert als Folge davon. Normalerweise führt ein großer Krieg nicht unbedingt sofort zu gegenseitiger Abschlachtung der Bürger. In Israel war das jedoch so. Bürgerkriege waren die Folge der Invasion der Römer, die unter Vespasian im Jahr 67 mit sechzigtausend Truppen ins Land eingedrungen waren. Zuerst kämpften sie in Galiläa, dann in Judäa, in Perean, in Transjordanien und im Küstenstreifen.
Jedenfalls ist das alles der Anfang der Wehen, sagte der Herr Jesus. Kriege wird es geben. Das nächste Siegel war das dritte, die Waage, also Hungersnot. Der Herr Jesus sprach von Hungersnöten, und zwar vor dem Fall des Tempels. Das alles war die Zeit vor der Zerstörung des Tempels, wie es in Matthäus 24,7 beschrieben wird.
Dann folgt das vierte Siegel, der Tod. Hier hat der Herr Jesus vor allem den Seuchentod gemeint. Das Wort wird im griechischen Alten Testament immer so übersetzt: mit Seuchentod. Der Herr Jesus sprach von Seuchen.
Das fünfte und sechste Siegel: Märtyrer und das Gericht
Und dann haben wir im fünften Siegel die Seelen unter dem Altar gesehen. Hier sind also Menschen gemeint, die für Christus getötet wurden, weil sie das Wort des Zeugnisses Jesu Christi hatten. Das heißt, hier sind die Seelen derer beschrieben, die wegen des Wortes Gottes und ihres Zeugnisses hingeschlachtet wurden.
Die Seelen unter dem Altar sind also Gläubige, die Märtyrer. Natürlich stellt sich hier wieder die Frage: Wo genau? Manche meinen, es beziehe sich auf die ganze Welt. Doch wir müssen im Zusammenhang bleiben, und dieser Zusammenhang scheint hier der israelitische zu sein. Das zeigt auch die Parallele zu Matthäus 24, wo der Herr sagt, dass sie euch in Bedrängnis ausliefern und töten werden. „Euch“ sind die Jünger beziehungsweise die Zeitgenossen der Jünger, also die Gläubigen.
Viele von ihnen wurden in dieser Zeit getötet. Das ist das fünfte Siegel: die Seelen unter dem Altar. Diese Seelen rufen zu Gott: „Wie lange noch? Wann wirst du eingreifen? Wann wirst du richten und unser Blut rächen an denen, die im Lande wohnen?“ Gemeint ist hier wahrscheinlich das Land, denn in Kapitel 6, Vers 10, wird das Wort „Erde“ verwendet. Wenn wir „Erde“ lesen, denken wir meistens an den Planeten Erde, aber in der Bibel ist das nicht immer so. „Erde“ kann „Eretz Israel“ bedeuten, also das Land Israel. „Eretz“ heißt „Erde“ im Sinne von Land, insbesondere Israel. Es kann aber auch „Erdland“ bedeuten, das Festland, wenn es im Gegensatz zum Meer steht.
Hier könnten also die „die auf der Erde wohnen“ die Menschen meinen, die im Land wohnen. Das könnte sich durchaus auf die Israeliten beziehen, die die Christen getötet haben. Tatsächlich waren es die Israeliten, die die ersten Christen verfolgten. Die größte Christenverfolgung im ersten Jahrhundert, vor 70 nach Christus, kam von den Israeliten. Das liest man auch in der Apostelgeschichte. Sie haben die Christen getötet und ausgeliefert. Saulus war einer von ihnen, der Christen tötete und auslieferte, also vor die Gerichte brachte und zum Tode verurteilte.
Dann haben wir das sechste Siegel. Das sechste Siegel ist das, was wir auch gelesen haben: das Beben. Die Sonne wird schwarz, der Mond wird wie Blut, Sterne fallen auf die Erde, der Himmel weicht, und die Menschen verbergen sich vor dem Angesicht Gottes und vor dem Zorn des Lammes. Sie rufen: „Ihr Berge, fallt auf uns! Und ihr Hügel, bedeckt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Lamm!“ Das steht in den Versen 16 und 17.
Sie fürchten den Zorn des Lammes, weil der große Tag seines Zornes gekommen ist. Und sie fragen: „Wer vermag zu stehen?“ Hier ist also ein Endpunkt gesetzt. Das Gebet der Seelen unter dem Altar ist erhört worden. Gott richtet und greift zum Gericht ein.
Ich habe beim letzten Mal bereits erklärt und gezeigt, dass hier wahrscheinlich eine Zusammenblendung stattfindet zwischen dem Kommen Jesu am Ende der Zeiten und dem Kommen Jesu zum Gericht im Jahr 70 nach Christus. Alles wird hier so dargestellt, als spreche man vom letzten Tag, vom Tag des Zornes.
Parallelen zu Lukas 21 und das Gericht über Jerusalem
Nun, das lesen wir übrigens auch in Lukas Kapitel 21, als die Römer kamen. Lukas 21, Vers 20: „Wenn ihr Jerusalem von Heerestruppen umringt seht, dann habt Kenntnis, dass ihre Verwüstung nahegekommen ist.“
Dann sollen die in Judäa in Richtung Berge fliehen und in ihrer Mitte daraus entweichen. Das sind die Gläubigen, die sollen also fliehen. Sie sind auch damals geflohen.
Vers 22: „Denn das sind die Tage der Rache, der Vergeltung.“
Und was haben die Seelen unter dem Altar gerufen? „Wann, wie lange dauert es, wann wirst du eingreifen, um zu richten und zu rächen, zu vergelten denen, die uns um zu vergelten?“ War das in Offenbarung 6, Vers 11? Nein, Vers 10, danke. Dort heißt es: „Unser Blut an denen, die auf dem Lande oder auf dem Erdland wohnen.“
Hier sind die Tage der Vergeltung. Gott vergilt jetzt, Gott übt jetzt Rache aus. Rache für seine Gläubigen, die mit Blut getötet wurden, die im Blut liegen und getötet wurden. Damit erfüllt werde alles, was geschrieben ist.
Alles ist hier natürlich relativ. Es bezieht sich auf alles, was in Bezug auf diese Sache geschrieben ist.
„Wehe aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen!“ Denn es wird große Not sein im Land und Zorn in diesem Volk.
Hier wird auch der Zorn erwähnt – der Zorn Gottes, nämlich Gotteszorn, der hier kommt. Und hier lesen wir vom Tag des Zornes.
Das wird hier so beschrieben wie ein abschließendes Gericht, als ob jetzt die Berge einstürzen und die Inseln bewegt werden. Es ist jedenfalls ein Schluss in der Sprache eines Schlussgerichtes.
Es ist wie eine Zusammenblendung des Kommens Christi zum Schluss, am Ende der Welt, und der Zerstörung Jerusalems und des Tempels, damals im Jahr siebzig nach Christus.
Aber das gibt es öfter in der biblischen Prophetie, dass das Ferne und das Nahe zusammengeblendet werden.
Deshalb habe ich das hier so aufgeschrieben: das Ende – Zusammenblendung.
Zusammenführung mit Matthäus 24 und das Endgericht
Matthäus 29: Der Herr sprach, dass gleich nach der Drangsal jener Tage der Himmel verfinstert werden wird. Die Sonne und der Mond werden verfinstert, die Sterne fallen vom Himmel, und die Kräfte der Himmel werden ins Schwanken geraten. Die Menschen werden wehklagen und den Sohn des Menschen sehen, der mit großer Kraft und Herrlichkeit kommt.
Hier wird also das Kommen Jesu Christi am Ende der Zeit zusammengefasst. Matthäus 24,29-31 beschreibt eindeutig das Kommen Jesu Christi am Ende der Zeit und nicht das erste Kommen des Christus. Dennoch wird hier beides miteinander verbunden.
Diese Vermischung ist eine typische Art von Prophetie im Alten Testament, die man häufig findet.
Das war das letzte Mal. Nun kommen wir zu Kapitel sieben.
Kapitel 7: Die Versiegelung der 144.000 und die himmlische Schar
In Kapitel sieben lesen wir: „Und nach diesem sah ich, und siehe, vier himmlische Boten standen an den vier Ecken der Erde. Diese hielten die vier Winde des Landes zurück.“
Das Wort „Erde“ oder „Land“ kann hier unterschiedlich übersetzt werden, aber es bedeutet in jedem Fall, dass die vier Winde an den vier Ecken des Landes stehen. Sie halten die Winde zurück, damit kein Wind über das Erdland, noch über das Meer, noch über irgendeinen Baum weht.
Hier werden also das Festland, das Meer und die Bäume von den Winden bedroht, doch die Winde dürfen noch nicht wehen. Es gibt einen großen Sturm, der über das Festland, über das Meer, den Küstenstreifen und die angrenzenden Gewässer sowie über die Bäume hinwegfegen könnte.
Dann sah ich einen der anderen Engel, der vom Osten, vom Aufgang der Sonne her, aufgestiegen war. Er hatte ein Siegel des lebenden Gottes. Mit großer und lauter Stimme rief er zu den vier Engeln, denen es gegeben war, das Erdland und das Meer zu schädigen. Er sagte: „Schädigt nicht das Erdland, noch das Meer, noch die Bäume, bis wir die Knechte unseres Gottes an ihre Stirn versiegelt haben.“
Ich hörte die Zahl der Versiegelten: einhundertvierundvierzigtausend aus allen Stämmen der Söhne Israels. Es geht hier offensichtlich um Israel, denn es heißt ausdrücklich „aus allen Stämmen der Söhne Israels“. Das ist ein deutlicher Hinweis, dass es nicht einfach um die ganze Welt geht.
Die Gläubigen werden hier als Knechte Gottes bezeichnet, und sie stammen aus allen Stämmen der Söhne Israels. Anschließend werden die einzelnen Stämme aufgezählt.
Die Bedeutung der Versiegelung und der 144.000
Was interessant ist, möchte ich hier kurz ansprechen. Ich gehe nicht auf alle Details ein, denn dafür bräuchten wir drei Tage und nicht nur einen. Dennoch möchte ich auf einige Punkte aufmerksam machen.
Der Erste Johannes sieht nicht die Versiegelung, sondern er hört davon. Habt ihr das bemerkt? Er sagt nicht: „Ich sah die Versiegelten“, sondern er hört von ihnen. Das ist wichtig, denn es wird etwas gegenübergestellt: etwas, das er hört, und etwas, das er sieht. Dieses Motiv taucht mehrmals in der Offenbarung auf.
Wir hatten das bereits in Kapitel 5. Deshalb habe ich Kapitel 5 und Kapitel 7 gegenübergestellt. Dort hört er zuerst etwas. Er hört von einem Löwen, einem König aus dem Stamm Juda. Hier hört er von 144 Versiegelten.
Das Bild ist entnommen aus 4. Mose. Dort werden die Soldaten Israels gezählt. Sie werden immer aufgezählt: aus dem Stamm soundso viele, aus dem Stamm Juda soundso viele, jeweils tausend Soldaten. Die Soldaten sind wehrfähige Männer zwischen zwanzig und sechzig Jahren.
In diesem Fall sind es sogar nur ledige Männer, wie wir später erfahren. In Kapitel 14 steht, dass die 144 ledig waren. Das heißt, sie waren unverheiratet. Es waren Soldaten, die sich ganz ihrem Dienst widmeten. Sie hatten keine Zeit für Familie, waren jungfräulich, wie es dort heißt. Und sie gehen überall dorthin, wo das Lamm sie hinführt.
Hier haben wir also auf der einen Seite in Offenbarung 5 einen König aus dem Stamm Juda, und hier in Offenbarung 7 die 144 versiegelten Soldaten, Knechte Gottes, aus allen Stämmen.
Welcher Stamm wird als erster erwähnt? Natürlich Juda, Juda zuerst. Das kennen wir schon aus dem Alten Testament. Juda war der besondere Sohn Jakobs. Jakob sagte von ihm: „Du bist Juda, und aus dir werden deine Brüder danken. Aus dir wird der kommen, dem die Völker gehorchen werden.“ Juda wird mit einem Löwen verglichen. Er sagte: „Juda ist wie ein Löwe.“
Von diesem Löwen haben wir in Offenbarung 5, Vers 5 gelesen. Dort hörte er von einem Löwen aus dem Stamm Juda. Dieser Löwe ist der König. Die Soldaten, von denen hier die Rede ist, sind die Soldaten dieses Königs. Von ihnen hört er die 144 Versiegelten, angeführt von Juda.
Juda war in der Geschichte immer wieder der Anführer. Er war nicht nur der Anführer, als die zwölf Söhne Jakobs zu Joseph kamen, sondern auch derjenige, der Joseph verkauft hat. Er war also auch ein Geschäftsmann. Die Juden waren schon immer Geschäftsleute.
Doch Juda tat Buße und wurde zu einem ganz wichtigen Punkt. Aus ihm sollte das Königtum kommen. Aus Juda kam König David und später der Sohn Davids.
Juda hat die Führerstellung. Im Richterbuch lesen wir: Wer soll zuerst gegen die Feinde ziehen? Juda zuerst. Juda geht immer voran.
Aber von diesem König hat Johannes nur gehört. Was er aber gesehen hat in Kapitel 5, war ein Lamm. Er hat nicht den Löwen gesehen. Er hört vom Löwen aus dem Stamm Juda, sieht aber ein Lamm, das steht wie geschlachtet.
Zu ihm wird gesagt: „Du wurdest geschlachtet und hast uns erkauft für Gott mit deinem Blut.“ Diese Menschen, die das Lamm erkauft hat, kommen aus jedem Stamm, jeder Sprache, Volksart und jedem Volk. Das lesen wir in Offenbarung 5, Vers 9.
Das Lamm stand in der Mitte des Thrones. Dieses Lamm hat die Menschen erkauft, die aus jedem Stamm, jeder Sprache, Volksart und jedem Volk stammen.
In Offenbarung 5, Vers 10 lesen wir, dass diese Menschen zu Königen und Priestern für Gott gemacht wurden. Sie werden zusammen mit dem Löwen aus dem Stamm Juda herrschen – mit dem Lamm.
Der Löwe wurde zum Lamm. Der Löwe entpuppt sich als Lamm. Der Löwe hat seinen Sieg errungen, indem er zum Lamm wurde.
Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebührt in alle Ewigkeit Lob und Ehre. Das haben wir in Kapitel 5 gelesen.
Die 24 Ältesten fielen nieder und huldigten dem, der in alle Ewigkeit lebt. Auch das steht in Kapitel 5.
Die himmlische Schar vor dem Thron und ihre Bedeutung
In Kapitel sieben lesen wir von der Versiegelung der 144.000, doch was sieht Johannes in Kapitel 7, Vers 9? Dort sieht er eine unzählbare Menge, die niemand zählen konnte – aus jedem Volk, aus allen Stämmen, Völkern und Sprachen. Diese stehen vor dem Thron und vor dem Lamm.
Es ist also nicht einfach dasselbe wie zuvor: Dort hörte er vom Löwen und sah das Lamm, das für alle gestorben ist – aus jedem Stamm, jeder Sprache, jedem Volk und jeder Volksgruppe. Hier hört er von 144.000 versiegelten Soldaten aus dem Stamm Israel, also israelitischen Soldaten. Doch wenn er diese Soldaten nach dem Kampf sieht, dann sieht er sie in Vollendung. Er sieht nicht nur Menschen aus jedem Stamm Israels, sondern aus allen Völkern, Stämmen, Volksgruppen und Sprachen.
In Kapitel 7, Vers 9 heißt es genau: Diese Menge ist die, für die das Lamm gestorben ist. Sie stehen hier vor dem Thron, als die Seinen. Versteht man das im Zusammenhang mit Kapitel 5, Vers 9 und Kapitel 7, Vers 9, wird klar, dass es nicht nur um das Volk Israel geht.
Früher dachte ich schwer darüber nach, weil ich bei den 144.000 Versiegelten annahm, dass nur das Volk Juda, also Israel, gerettet wird. Doch in Vers 9 von Kapitel 7 ist das nicht mehr so zu verstehen. Dort sieht Johannes nach dem Sturm diese große Schar mit dem Lamm. Die Versiegelung der 144.000 geschieht vor dem Sturm, denn die Engel halten noch die Winde zurück. Der Sturm hat noch nicht begonnen.
Vor dem Sturm werden die israelitischen Soldaten des Königs versiegelt. Versiegeln heißt hier bewahren, als Eigentum kennzeichnen. Wer versiegelt ist, wird bewahrt, damit er nicht umkommt. Offenbar braut sich ein furchtbarer Sturm zusammen, doch die Engel halten die Winde noch zurück. Dann kommt der Sturm über das Land. Die versiegelten Soldaten, die Knechte Gottes, kämpfen für Gott, aber sie werden vor dem Sturm bewahrt.
Der Sturm symbolisiert den Zorn Gottes. Am Ende von Kapitel 6 wird die Frage gestellt: Wer wird bestehen vor dem großen Tag des Zorns? Der Tag des Zorns ist gekommen, und es stellt sich die Frage, wer das aushalten kann, was über Israel hereinbricht. Die Antwort lautet: die Gläubigen, die Knechte Gottes, die Versiegelten, und diese sind in Israel.
Doch es stellt sich die Frage: Warum hört Johannes von israelitischen Soldaten, sieht aber nach dem Sturm eine unzählbare Schar aus allen Völkern, Stämmen und Sprachen? Offenbar sind diese Heiden in das israelitische Heer eingebürgert oder eingegliedert worden. Sie stehen vor dem Thron Gottes und dienen ihm als Priester Tag und Nacht in seinem Tempel.
Das Wort „dienen“ hier bedeutet priesterlichen Dienst (Kapitel 7, Vers 15). Das steht parallel zu Kapitel 5, Vers 10: „Du hast uns zu Königen und Priestern gemacht, und wir werden auf der Erde herrschen.“ Diese Schar in Kapitel 5 und die in Kapitel 7 sind dieselbe. Sie sind Könige und Priester.
Vor dem Sturm sieht Johannes sie als Soldaten aus Israel, die versiegelt werden. Danach sieht er sie als eine unzählbare Schar aus Heiden, die in das israelitische Heer eingegliedert sind. Sie stehen vor dem Thron und sind Priester. Man muss sich vorstellen, dass hier Heiden Priester sind. Das wird im Text bei euch vielleicht nicht so deutlich, denn dort steht in Vers 15 nur „sie dienen ihm“. Doch das Wort „dienen“ bedeutet hier, dass sie Gottesdienst leisten, und das ist ein priesterlicher Dienst. Diesen Dienst dürfen nur Priester tun.
In der Fußnote wird erklärt, dass sie einen priesterlichen Gottesdienst darbringen – eine sehr gute Übersetzung der Schlachter-Bibel. Es wird also gezeigt, dass sie Priester sind, vor dem Thron stehen und dienen. Sie sind Teil der Regierung, dürfen mit herrschen, und sind gleichzeitig Priester.
Tag und Nacht stehen sie in seinem Tempel. In Vers 10 heißt es: „Das Heil dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!“ Hier folgt ein Lobpreis, ähnlich wie in Kapitel 5, Vers 13, und in Kapitel 7, Vers 12: „Das Lob und die Herrlichkeit und die Weisheit und der Dank und die Ehre und die Kraft und die Stärke gebühren unserem Gott in alle Ewigkeit!“
Die Ältesten fallen in Vers 11 auf ihr Angesicht vor dem Thron und huldigen Gott. Die Ältesten finden wir auch in Kapitel 5, Vers 14, wo die 24 Ältesten niederfallen und Gott anbeten. Die Parallelität von Kapitel 5 und 7 ist sehr stark. Wenn man sie gegenüberstellt, wird das erst richtig deutlich.
Die Bedeutung des Blutes des Lammes und der Weg des Sieges
Aber was lernen wir daraus? Das Lamm ist für Menschen gestorben, die es sich durch sein Blut erkauft hat. Die vor dem Thron stehen, wie in Kapitel 7, Vers 9 beschrieben, sind Bluterkaufte. In Kapitel 7, Vers 14 heißt es, dass sie ihre Gewänder weiß gemacht haben durch das Blut des Lammes.
Das ist die Schar des Königs. Doch der König ist ein Lamm. Der Löwe ist ein Lamm, und der König ist einer, der sich selbst hingegeben hat. Dadurch hat er den großen Sieg errungen. Das ist das Besondere im Buch der Offenbarung.
Es wird gezeigt, dass der eigentliche Kampf darin besteht, bereit zu sein, den Weg zu gehen wie das Lamm. Der eigentliche Sieg liegt genau darin, dass man sein Leben hingibt bis zum Tod, so wie das Lamm es getan hat.
So wird es von den Soldaten des Königs erwartet: den 144.000, die für ihn kämpfen, die Versiegelten, die in den Kampf ziehen. Gott hat sie versiegelt und bewahrt. Sie werden also von dem Zorn, der das Volk trifft, nicht betroffen. Aber sie sterben trotzdem. Sie sterben als Märtyrer.
In Kapitel 7, Vers 13 wird gefragt, wer diese Menschen sind. Einer der Ältesten, die mit langen weißen Gewändern bekleidet sind, wird gefragt: Wer sind sie und woher sind sie gekommen? In Vers 14 antwortet er: „Diese sind die, die aus der großen Bedrängnis kommen.“
Sie haben ihre Gewänder gewaschen. Sie kommen aus einer sehr schweren Bedrängnis und haben dort ihr Leben gelassen. Sie sind Märtyrer, die in der Bedrängnis gestorben sind, die hier gekommen war.
Gott hatte sie bewahrt und versiegelt, damit sie nicht in das Zorngericht Gottes kommen. Doch sie wurden für Christus geschlachtet, von den Feinden für Christus.
Der Zusammenhang mit Israel und der damaligen Zeit
Jetzt stellt sich die Frage, wer mit diesen Versiegelten gemeint ist. Sind es alle Gläubigen aller Welt und aller Zeiten?
Zunächst müssen wir den Zusammenhang beachten. Es wird bereits von Israel und dem Land gesprochen, sowie von dem Sturm, der über das Land kommen wird. Dieser Brief wurde an die Christen damals in Kleinasien geschrieben. Ihnen wurde gesagt, dass eine sehr schwere Zeit auf sie zukommt. Schon in Kapitel 3, Vers 10 wurde ihnen dies angekündigt.
In Philadelphia sagte man ihnen: „Weil du das Wort vom Ausharren auf mich bewahrt hast, werde ich dich bewahren vor der Stunde der Prüfung, die über das ganze Weltreich kommt, um die zu prüfen, die auf der Erde, auf dem Land oder auf dem Festland wohnen.“ Hier wird eine Prüfungsstunde für Philadelphia vorausgesagt. Gott wird sie bewahren, weil sie das Wort bewahrt haben. Das heißt, Gott wird sie versiegeln.
Gott wird sie versiegeln, damit sie nicht in ein Zorngericht kommen, das er schicken wird. Das bedeutet jedoch nicht, dass Gott sie vor dem Märtyrertod bewahren wird. Denn die Christen von Smyrna waren genauso treu wie die von Philadelphia. Was sagt er zu denen in Smyrna? „Sei treu bis in den Tod, sei bereit, dein Leben für Christus hinzugeben.“
Hier sehen wir, dass Bewahrung nicht Bewahrung vor dem Märtyrertod bedeutet, sondern Bewahrung vor dem Zorngericht Gottes. Das Zorngericht, um das es hier geht, ist zunächst ein Gericht, das Gott über das unbußfertige Israel schickt, das den Messias verworfen hat. Die Ehefrau Gottes, die ihren Ehemann verworfen und sich zur Hure gemacht hat, wird hier gerichtet. Man denke an Babylon, Kapitel 17 und 18.
Es ist hier von einem Land die Rede. Ich erinnere an die Parallele zu Matthäus 24, wo ein furchtbarer Sturm über das Land kommen wird. Die Geschichte zeigt uns, dass genau in den sechziger Jahren dieses schreckliche Krieg der Römer gegen die Juden stattfand. Dort gab es zweierlei: Zum einen äußere Nöte wie Kriege, Hungersnot, Seuchen und Tod aller Art, sogar durch wilde Tiere – alle Folgen des Krieges, also schrecklichen Tod. Zum anderen kam es schließlich zur Zerstörung der Stadt und des Tempels.
Die Gläubigen aber werden versiegelt. Die Gläubigen in Israel, in diesem Land, werden versiegelt. In erster Linie waren das damals tatsächlich Judenchristen. Damals gab es fast nur Judenchristen im Land Palästina. Einige Heiden lebten ebenfalls dort. Cornelius zum Beispiel in Caesarea wurde bekehrt. Er wurde aber in die jüdische Gemeinschaft, die Gemeinde Jesu Christi, eingepfropft. Diese bestand hauptsächlich aus Juden, die Christen geworden waren. Die Heiden wurden einfach hinzugefügt.
Der Großteil der Gläubigen im Land Palästina waren also Judenchristen. Wenn hier das Volk Gottes als 144.000 Soldaten dargestellt wird, die versiegelt sind für Gott, und diese als israelitisch beschrieben werden, passt das gut in den Zusammenhang.
Daher muss man sich nicht daran stören. Natürlich waren auch einige Heiden dabei. Das Ganze ist ein Bild. Wir dürfen nicht vergessen, dass es hier um eine Vision geht, die darstellt, dass die Gläubigen in Palästina vor dem Zorngericht Gottes bewahrt werden. Sie werden jedoch nicht vor dem Märtyrertod bewahrt und sterben in großen Scharen.
Später kamen andere hinzu. Ob diese im Bild ebenfalls dargestellt sind, ist unklar. Das Buch ist kein Geschichtsbuch, sondern ein visionäres Buch zur Ermunterung der Gläubigen. Es soll ihnen nicht sagen, wann genau der Herr Jesus wiederkommt. Vielmehr soll es ihnen zeigen, dass sie treu bleiben sollen und dass die Schar derer, die ihr Leben für Christus hingeben, sehr groß sein wird.
Man kann hier also beides sehen: Einen Blick auf das gesamte Ende oder einfach einen Blick auf alle Märtyrer jener Zeit. Diese waren ebenfalls eine sehr große Schar – zumindest in dieser Vision.
Daher passt diese Deutung viel besser in den Zusammenhang, als wild zu spekulieren. Bleiben wir weiterhin beim Text.
Das fleischliche und das wahre Israel in der Offenbarung
Ich habe einmal geschaut, wie in der Offenbarung das alte Israel und das wahre Israel genannt werden. Das wahre Israel umfasst alle Juden, die zum Glauben kommen, sowie die Heiden, die ebenfalls dazukommen und hinzugefügt werden.
Ursprünglich war die Gemeinde Jesu eine jüdische Gemeinde. Die Heiden wurden einfach eingepfropft, wie Paulus sagt. Obwohl sie keine Juden waren, sind sie in den Genuss der Verheißungen gekommen.
Schauen wir uns an, was in der Offenbarung dazu steht. Ich habe eine Liste gemacht.
Wie wird das fleischliche Israel genannt? Das sind diejenigen, die sagen, sie seien Juden, es aber nicht sind. Das steht in Kapitel 2, Vers 9 und Kapitel 3, Vers 9. Diese werden als die Synagoge Satans bezeichnet.
In Kapitel 11, Vers 8, werden sie Sodom und Ägypten genannt – dort, wo der Herr gestorben ist. Die große Stadt, die Jerusalem heißt, trägt diesen Namen. Sie wird auch Hure Babylon genannt. In Kapitel 18, Vers 7, sagt sie von sich: „Ich bin eine Königin, eine Witwe bin ich nicht.“ Doch sie hat sich falsch eingeschätzt. Sie ist sehr wohl eine Witwe geworden und eine Königin, die ihren König verlassen hat.
Diese große Stadt wird mehrfach genannt. Sie befindet sich in der Wüste und trägt den Namen „Mutter der Hurerei und der Gräuel“. Das sind die Bezeichnungen für das fleischliche Judentum in der Offenbarung.
Wie sieht es mit dem wahren Israel aus? Das sind diejenigen, die Jesus Christus liebten. In Kapitel 3, Vers 9, heißt es, dass die anderen ihnen zu Füßen fallen und zugeben werden, dass sie die sind, die der Herr Jesus Christus geliebt hat.
Sie werden nicht als Synagoge Satans bezeichnet, sondern als Leuchter. Sie leuchten für Gott ein helles Licht. Das sind alle Gläubigen, sowohl die aus den Heiden, die hinzugekommen sind, als auch die jüdischen Christen.
Sie werden Heilige, Knechte Gottes und Propheten genannt. Am Ende, in Kapitel 21, werden sie als die Braut des Neuen Jerusalems bezeichnet. Sie sind Priester Gottes und Könige. Sie sind die Frau des Lammes, die echte Frau des Lammes, die ihren König nicht verlassen hat. Diese treue Frau wird auch als keusche Jungfrau bezeichnet.
Sie werden die heilige Stadt und das Heiligtum Gottes genannt (Kapitel 11). Das heilige Jerusalem wird in Kapitel 21 erwähnt. Dort stehen sie auf dem Berg Zion, nicht in der Wüste. In Kapitel 21, Vers 9, und Kapitel 14, Vers 1, werden sie als „mein Volk“ bezeichnet.
In Kapitel 18, Vers 4, heißt es: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk!“ Das sind die Treuen. Mein Volk sind nicht einfach nur die Juden, sondern die treuen Juden, die sich zu Christus stellen. Die Heiden, die zum Glauben kommen, werden ebenfalls dazu gerechnet und gelten als Nachkommen Abrahams.
Sie werden Versiegelte genannt, und der Name des Vaters steht an ihrer Stirn.
Man erkennt den Unterschied zwischen dem Ungläubigen, dem fleischlichen Israel, und dem wahren Israel Gottes. Im Buch der Offenbarung selbst finden wir diese Gegenüberstellung.
Die Aufzählung der Stämme Israels und ihre Bedeutung
Jetzt stellt sich die Frage: Wie ist das mit diesen Stämmen? Warum werden in Kapitel sieben die Stämme Israels aufgelistet?
Schauen wir uns die Stämme einmal genauer an. Es gibt verschiedene Stammeslisten im Alten Testament. Insgesamt sind es 21 Listen. Hier habe ich nur zehn herausgesucht, fünf auf dieser Folie und fünf auf der nächsten. Ihr müsst das nicht abschreiben, die Folien können später bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden.
Was auffällt, wenn die zwölf Stämme Israels aufgezählt werden: Es fehlt immer ein Stamm. Warum ist das so? Warum fehlt bei der Aufzählung der zwölf Stämme Israels immer einer?
Ganz am Anfang lesen wir in 5. Mose 27, dass es zwölf Stämme gibt. Joseph hatte jedoch zwei Söhne: Manasse und Ephraim. Jakob adoptierte die Söhne Josephs, sodass sie als eigene Stämme gelten. Das bedeutet, dass Jakob jetzt die zwei Söhne Josephs zählt. Statt Josef gibt es also Ephraim und Manasse.
Wenn man aber zählt, kommt man auf dreizehn Stämme. Was macht man mit dreizehn, wenn man aber zwölf braucht? Einer muss fehlen.
In 5. Mose 27 sind es zwölf, weil Josef nicht geteilt wird; Manasse und Ephraim kommen dort nicht als getrennte Stämme vor. In 5. Mose 33 hingegen werden Manasse und Ephraim als eigenständige Stämme erwähnt, also bei Josef.
Dort lesen wir: Ruben, Juda, Levi, Benjamin, und bei Josef Ephraim und Manasse. Dann folgen Sebulon, Issachar, Schaul, Dan, Naftali und Asser. Wer fehlt? Simeon fehlt, sonst wären es ja nicht zwölf.
Oder in Josua 13 bis 20, wenn die Landverteilung beschrieben wird, fehlt ebenfalls ein Stamm. Wer fehlt dort? Der Stamm Levi. Levi hat kein Land bekommen, deshalb fehlt er bei der Landverteilung.
In 1. Chronik 2 bis 8, wo die Nachkommen aufgezählt werden, fehlen sogar zwei Stämme: Dan und Sebulon. Dort wird Manasse zweimal erwähnt – halb Manasse hier, halb Manasse da. Wenn wir Ephraim, Manasse (halb und halb) zählen, haben wir drei Stämme, also müssen zwei fehlen: Dan und Sebulon.
In 1. Chronik 6 finden wir wieder halb Manasse, halb Manasse, und es fehlen Dan und Levi.
In der nächsten Liste, 1. Chronik 12, sind alle Stämme genannt. Hier ist es aber nicht wichtig, dass es genau zwölf sind, denn plötzlich sind es vierzehn. Bei halb Manasse, halb Manasse und Ephraim sind es drei, die für Josef stehen. Das bedeutet elf plus drei ergibt vierzehn.
In 1. Chronik 27 werden halb Manasse, halb Manasse und Ephraim erwähnt. Hier fehlen zwei Stämme: Asser und Gad.
In Hesekiel 48, wo das vollkommene Gottesdienst- und Landbild dargestellt wird, werden dreizehn Stämme genannt. Dort sind Manasse, Ephraim und Levi alle vertreten. Die Zahl zwölf wird also überschritten.
Die Leviten erhalten dort einen eigenen Platz. Sie gehören nicht zur normalen Landverteilung, sondern haben ihre eigenen Zwischenländer.
Am Ende von Hesekiel 48 werden die zwölf Stämme noch einmal aufgeführt. Dort fehlt Manasse, Josef wird nicht geteilt und Manasse fehlt.
In Offenbarung 7 ist Manasse dabei, aber Dan fehlt. Wenn also ein Stamm fehlt, sollte uns das nicht stören.
Dass gerade Dan in Offenbarung 7 fehlt, ist jedoch bezeichnend. Denn Dan hatte später in Israel keinen guten Ruf. Der Stamm Dan war besonders für seine Abkehr von Gott und die Götzendienste bekannt.
In Dan stellte Jerobeam ein goldenes Kalb auf. Der Stamm Dan wird in der Geschichte Israels schlecht dargestellt. Er war sozusagen der Judas Iskariot des Alten Testaments – einer, der abgefallen ist.
Deshalb wird Dan in Kapitel sieben nicht erwähnt, weil es dort um die treuen Krieger geht, die 144.000, die dem König treu sind. Dan passt da einfach nicht hinein und wird deshalb ausgelassen.
Die Reihenfolge der Stämme und ihre Bedeutung
Die Aufzählung ist interessant, und ich habe mir dazu einige Gedanken gemacht. Die Reihenfolge beginnt mit Juda, obwohl Ruben der Erstgeborene von Lea war. Ruben war zwar der Älteste, doch Juda, der vierte Sohn von Lea, wird an erster Stelle genannt. Das liegt daran, dass Ruben versagt hat. Er hat gegen seinen Vater gesündigt und dadurch das Erstgeburtsrecht verloren. Das Erstgeburtsrecht erhielt Josef, aber das Königsrecht ging an Juda. Deshalb steht Juda an erster Stelle, Ruben an zweiter.
Diese beiden sind die älteren Söhne von Lea. Danach folgen die zwei Söhne von Silpa, nämlich Gad und Asser. Anschließend kommen die zwei Söhne von Rahel: Naftali, der von Bilha stammt, Rahels Magd, und Manasse, der Sohn von Josef und damit auch von Rahel, da Josef der Vater ist.
Danach folgen wieder vier Söhne von Lea: Simeon und Levi, die beiden Älteren, sowie Isaschar und Sebulon, die beiden Jüngeren. Zum Schluss stehen Joseph und Benjamin, die beiden Kinder Rahels. Diese zwei wollen wir nicht trennen, sie schließen die Reihe ab. Der Stamm Dan fehlt jedoch in dieser Aufzählung.
Das andere lasse ich hier aus. Wer Interesse hat, kann auch in Hesekiel 48 nachschauen. Dort ist die Aufteilung ähnlich. Die drei ersten Stämme sind die älteren von Lea, dann folgen drei von Rahel – darunter die echten von Rahel und einer von Bilha, nämlich Dan. Danach kommen wieder die Jüngeren von Lea und schließlich die Söhne der Mägde.
Hesekiel 48 beschreibt die schöne Aufteilung des Landes und wie es im herrlichen Land verteilt wird. Das entspricht genau dem, was ich zuvor gesagt habe: Levi, Juda, Ruben – also die Älteren von Lea – dann die von Rahel mit einem von Bilha, danach wieder Lea und zum Schluss die Söhne der Mägde, zwei von Silpa und einer von Bilha.
David Chilton hat in seinem Buch gezeigt, dass diese Reihenfolge eine Bedeutung hat. Die Älteren von Lea stehen immer zuerst, dann folgen die von den Mägden. Diese Reihenfolge hat einen Sinn, wie ich hier dargestellt habe. Ich lasse das jetzt aber aus, weil es zu kompliziert wird.
Wenn hier die Zahl 144 genannt wird, ist das in bildhafter Sprache das kriegerische Soldatenvolk Jesu Christi, besonders mit Blick auf Palästina. Das ist es, was wir uns merken sollten.
Die grosse Bedrängnis und die weisse Kleidung der Märtyrer
Und es geht dann hier weiter in der Frage, was diese große Trübsalszeit oder große Bedrängniszeit ist, in Kapitel 7, Vers 14. Dort heißt es: „Diese sind gekommen aus der großen Bedrängnis, sie wuschen ihre Gewänder und machten sie weiß im Blut des Lammes.“
Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder ist die Bedrängniszeit von damals gemeint, von der der Herr Jesus in Matthäus 24 gesprochen hat. Dort wird eine große Bedrängniszeit vor der Zerstörung Jerusalems angekündigt. Oder es ist ein bildhafter Ausdruck für die gesamte Bedrängnis der ganzen Zeit bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Herr Jesus wiederkommt.
Ich meine jedoch, hier ist wohl das Erste gemeint: die aus der großen Bedrängnis damals gekommen sind. Das heißt, es sind die Märtyrer jener Zeit, die vielen Christen, die von den Juden umgebracht wurden. Auch die Heiden kamen hinzu, die ebenfalls für Christus getötet wurden.
Wir wissen gar nicht, wie viele Menschen damals den Tod gefunden haben. Denkt daran: In Jerusalem waren es 3.000, dann 5.000, später Zehntausende Christen in Jerusalem und der Umgebung. In dieser Zeit entstand eine sehr schlimme Verfolgungswelle, bei der viele, viele getötet wurden. Die genauen Zahlen kennen wir nicht, niemand nennt sie uns. Aber es waren hier unzählbar viele.
Unzählbar heißt übrigens nicht, dass man sie nicht zählen kann. Unzählbar bedeutet einfach sehr viele. Man könnte auch sagen „zahllos“ – also so viele, dass man sie nicht einzeln zählt. Wenn du im Fußballstadion stehst und 70 Leute siehst, das ist unzählbar. Hat schon mal jemand 70 Leute gezählt? Das dauert lange. Deshalb sagen wir „unzählbar“ oder „zahllos“.
Die Schar der Feinde, der Amalekiter, die sich gegen Gideon versammelt hatten, wird ebenfalls als unzählbar beschrieben – eine unzählbare Schar. 135 ist unzählbar, das ist eine riesige Schar. So ist es hier in diesem Sinne zu verstehen. Weiter...
Kapitel 8: Das Schweigen im Himmel und die sieben Posaunen
Es heißt dann hier Kapitel 8, also das siebte Siegel. Gott wischt die Tränen ab. Gott ist es, der sie tröstet. Gott, das Lamm in der Mitte des Thrones, ist ein Hirte für sie.
Kapitel 7, Vers 17: Er weidet sie, zu den lebendigen Wasserquellen führt er sie, und Gott wischt jede Träne von ihren Augen ab. Diese Tränen wurden geweint, und diese Hitze haben sie erdulden müssen, als sie noch gelebt haben – die Hitze der Verfolgung, das Ungemach auf dieser Welt als Christen, die verfolgt wurden. Da hatten sie kein Zuhause, mussten fliehen.
Da war die Sonne, die sie gestochen hat (Vers 16), da war Hunger. Das war schwer für sie. Das wird ihnen jetzt alles, alles vergolten. Der Herr führt sie zu lebendigen Wasserquellen, und Gott wischt die Tränen aus.
Kapitel 8, Vers 1: Und als er das Lamm, das siebente Siegel, öffnete, trat im Himmel ein Schweigen ein von etwa einer halben Stunde. Ich sah die sieben himmlischen Boten, die sich vor Gott hingestellt hatten, und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben.
Man könnte jetzt meinen: Aha, zuerst ist einmal eine halbe Stunde Schweigen. Das heißt, es ist, als ob der ganze Himmel auf das Gerichtseinschreiten Gottes wartet. Gott schreitet ein, um das Volk zu richten, das Volk Israel zu richten. Alles schweigt, alles wartet auf diese Engel mit den Posaunen, die jetzt Posaunen haben. Man weiß schon, was das Schweigen brechen wird, oder? Da stehen sie mit den Posaunen, und man denkt, jetzt geht es gleich los.
Aber nein, das Schweigen wird nicht durch die Posaunen gebrochen, nein. Ein anderer Bote, ein Engel kam. Er wurde an den Altar gestellt, an den Räucheraltar – hier das Bild vom Tempel. Am Räucheraltar wird gebetet.
Er hatte ein goldenes, spezielles Räuchergefäß, und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, damit er es zu den Gebeten aller Heiligen gebe auf dem goldenen Altar. Aus dem Altar steigen die Gebete auf. Der Psalmist hat schon gesagt: „Lass mir dein Gebet sein wie ein Rauchopfer vor dir.“ Die Gebete werden hier dargestellt als Rauchopfer, und der Engel gibt noch seinen Rauchopfer dazu.
Der Engel fördert diese Gebete, und sie kommen jetzt alle vor Gott, damit er es zu den Gebeten aller Heiligen gebe auf dem goldenen Altar, dem Rauchopferaltar, der vor dem Thron ist. Vor dem Thron Gottes steht hier der Rauchopferaltar. Der Thron ist die heilige Gegenwart Gottes, dort, wo er regiert.
Der Rauch des Räucherwerks zu den Gebeten der Heiligen, also mit den Gebeten der Heiligen, stieg auf vor Gott aus der Hand des Engels. Jetzt werden die Gebete erhört. Gott antwortet auf das Gebet dieser Märtyrer, die gebetet haben: Wie lange wartest du? Wann greifst du ein? Warum rächst du noch nicht unser Blut?
Vers 5: Und der Engel nahm das spezielle Räuchergefäß vom Feuer auf dem Altar, füllte es und warf es auf das Erdland, auf den Boden, auf der Erde. Es geschahen Stimmen, Donner, Blitze und ein Beben.
Dieser Ausdruck, dieser Sturm, steht immer am Ende einer siebener Reihe. Hier haben wir das letzte Siegel, das geöffnet wird, und jetzt kommen diese Stimmen, Donner, Blitze und Beben. Das deutet das Gericht an. Gott antwortet auf die Gebete der Gläubigen mit seinem vergeltenden Gericht.
Die sieben Engel, die die sieben Posaunen hatten, machten sich selbst bereit, damit sie posaunten.
Die ersten vier Posaunen: Gericht über das Land, Meer, Wasser und Himmel
Der erste Engel posaunte, und es entstand Hagel und Feuer, vermischt mit Blut, das auf das Erdland geworfen wurde. Ein Drittel der Bäume wurde verbrannt, ebenso alles grüne Gras.
Diese verbrannte Erde, dieser verbrannte Boden, stellt das erste Gericht dar, also die erste Posaune. Das Erdland, hier vermutlich das Land Israel oder Palästina, wird verbrannt. Man spricht heute von der Politik der verbrannten Erde. Wenn Krieg herrscht, wird viel verbrannt – hier sind es die Bäume. Ein Drittel bedeutet, dass nur ein Teil betroffen ist. Es ist noch nicht das letzte Gericht über Israel, denn bei den Posaunen wird noch gewartet.
Die Posaunen sind wie eine Warnung: Es kommt noch schlimmer. Wenn keine Buße getan wird, wird das Unheil zunehmen. Gott nimmt den Menschen ihren Lebensraum weg – ein Stück Lebensraum wird ihnen entzogen.
Das zweite Gericht betrifft das Meer. Hier ist wahrscheinlich der Küstenstreifen gemeint, also das Meer, das an das Land grenzt. Dort, wo Fischfang und Handel betrieben werden. Der zweite Engel posaunte, und etwas, das wie ein großer, mit Feuer brennender Berg war, wurde ins Meer geworfen. Ein Drittel des Meeres wurde zu Blut.
Dadurch starb ein Drittel der Geschöpfe im Meer, die Leben hatten, also die Fische. Zudem wurde ein Drittel der Schiffe zerstört, vermutlich im Hafen. Es geht also um die Küstenstreifen und die Häfen, wo die Schiffe stehen. Wenn die Häfen und Schiffe zerstört sind, kann kein Handel mehr betrieben werden.
Dies führt zu einem empfindlichen wirtschaftlichen Einbruch im Land. Gott nimmt den Menschen erneut einen Teil ihres Lebensraums weg – diesmal die wirtschaftliche Grundlage. Die meisten Menschen lebten vom Fischfang und Handel in Israel.
Der dritte Engel posaunte, und ein großer Stern fiel aus dem Himmel, der wie eine Fackel brannte. Er fiel auf ein Drittel der Flüsse und Wasserquellen. In Kriegszeiten wird Wasser oft vergiftet, hier wird das Wasser ungenießbar gemacht.
Der Name des Sterns lautet Wermut, was Bitterkeit bedeutet. Ein Drittel des Wassers wird bitter und giftig, sodass viele Menschen an diesem vergifteten Wasser starben. Das lebensnotwendige Wasser wird eingeschränkt und verdorben – ein häufiges Ereignis in schrecklichen Kriegszeiten.
Der vierte Engel posaunte, und ein Drittel der Sonne, ein Drittel des Mondes und ein Drittel der Sterne wurde geschlagen, sodass ein Drittel von ihnen verfinstert wurde.
Gestern haben wir erlebt, was es bedeutet, wenn ein Drittel oder zwei Drittel verfinstert werden: Es wird kälter. Hier ist jedoch nicht von einer Sonnenfinsternis die Rede, sondern von einer Verfinsterung durch Rauchwolken. Diese Wolken verschmutzen die Luft so stark, dass die Sonnenstrahlen kaum noch durchdringen und der Mond kaum sichtbar ist.
Man kann an den Irak-Krieg denken, etwa den Kuwait-Krieg, bei dem der Himmel durch den Rauch der brennenden Ölquellen verfinstert war. Alles wurde dunkel, und am Himmel war nur noch eine Kugel zu sehen.
So wird hier die Atmosphäre völlig verschmutzt. Diese Verfinsterung entsteht durch den Rauch, der von den brennenden Städten aufsteigt.
Die Ankündigung der drei Wehe und Beginn der Wehen
Und ich sah und hörte einen Boten, der mitten im Himmel flog. Mit großer lauter Stimme sagte er: Wehe, wehe, wehe denen, die auf der Erde wohnen! Dies bezieht sich auf die übrigen Posaunenstimmen der drei himmlischen Boten oder Engel, die im Begriff sind, zu posaunen.
Jetzt kommen also noch drei Posaunen. Das erste Wehe ist in Kapitel 9, Verse 1 bis 12 beschrieben. Das ist die fünfte Posaune. Das zweite Wehe findet sich in Kapitel 9, Verse 13 bis 21, das ist die sechste Posaune. Das dritte Wehe ist dann die siebte Posaune.
Schauen wir uns diese noch an. Nein, Willi, wie ist es mit der Pause? Wie machen wir das eigentlich? Sollen wir noch ein bisschen weitermachen? Machen wir noch ein bisschen und dann machen wir Pause.
Kapitel 9: Das erste Wehe – Öffnung des Abgrunds und Heuschreckenplage
Kapitel neun: Der Engel, der fünfte Bote, der fünfte Engel, posaunte. Ich sah einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war, und es wurde ihm der Schlüssel zum Schlund des Abgrundes gegeben.
Das ist typisch für die apokalyptische Sprache: Ein Stern fällt vom Himmel, und dieser Stern erhält einen Schlüssel. In einer Vision ist es möglich, dass ein Stern einen Schlüssel bekommt, mit dem er den Abgrund öffnet. Dieser Stern öffnet den Schlund des Abgrundes, und Rauch steigt aus dem Schlund auf, wie der Rauch eines großen Ofens. Die Sonne und die Luft werden durch den Rauch des Schlundes verfinstert.
Es tut sich also ein furchterregender, unheimlicher Abgrund auf, und etwas Schlimmes kommt heraus. Zuerst ist da der Rauch, der alles verfinstert. Aus dem Rauch kommen Heuschrecken hervor, die das ganze Land bedecken. Sie steigen ins Land ein.
Israel hat so etwas öfter erlebt. Im Buch Joel gibt es eine Heuschreckenplage, bei der die Heuschrecken das ganze Land füllen. Wenn sie fliegen, wird es schwarz, weil es so viele sind. Ich habe einmal Fotos von einer Heuschreckenplage in Afrika gesehen, bei der der Himmel schwarz wurde, so viele Heuschrecken waren in der Luft.
Diese Heuschrecken kommen hier aufs Land und erhalten Vollmacht, wie die Skorpione der Erde Vollmacht haben. Es sind jedoch keine normalen Heuschrecken, sondern besondere. Im Hintergrund steht Joel Kapitel 2 und 1, also diese Heuschreckenplage aus Joel. Das ist das Bild im Hintergrund, aber diese Heuschrecken sind schlimmer als die aus Joel.
Es wurde ihnen gesagt, dass sie das Gras nicht schädigen sollten. Normalerweise schädigen Heuschrecken das Gras. Übrigens, es gibt noch Gras, und auch noch einige Bäume. Aber das ist eine Vision, daher ist das kein Problem.
Diese Heuschrecken sollten weder das Gras der Erde noch das Grüne oder irgendwelche Bäume schädigen. Sie sollten nur die Menschen quälen, die nicht das Siegel Gottes auf ihren Stirnen haben.
Hier geht es also um den Zorn Gottes. Die Gläubigen, die versiegelt sind, bleiben vom Zorn Gottes verschont. Das bedeutet, die Gläubigen werden nicht vom Zorn Gottes getroffen. Es muss sich hier also um etwas Besonderes handeln.
Diese Heuschrecken können keine normalen Heuschrecken sein, denn normale Heuschreckenplagen würden auch die Gläubigen treffen. Diese besonderen Heuschrecken schädigen nur die Ungläubigen.
In Vers 5 steht, dass ihnen gegeben wurde, die Menschen nicht zu töten, sondern sie fünf Monate lang zu quälen. Hier haben wir also furchterregende Wesen aus dem Abgrund, die wie Heuschrecken aussehen und die Menschen fünf Monate lang plagen.
Fünf Monate lang, weil fünf Monate die normale Heuschreckenzeit ist – von Mai bis September, glaube ich. Das ist die Zeit, in der Heuschrecken normalerweise leben. Hier sind es ebenfalls fünf Monate, aber sie quälen die Menschen auf besondere Weise.
Sie töten nicht. Die Heuschrecken töten normalerweise auch nicht, aber diese hätten die Macht zu töten, tun es aber nicht. Ihre Qual ist wie die Qual eines Skorpions, wenn er einen Menschen sticht.
In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und ihn nicht finden. Sie werden den Tod begehren, doch der Tod wird vor ihnen fliehen.
Was hier dargestellt wird, ist offensichtlich etwas Dämonisches. Es kommt aus dem Untergrund, aus dem Abgrund. Der Herrscher im Abgrund heißt Verderber, wie später noch erklärt wird. Diese Wesen stammen aus dem Abgrund, der immer etwas Dämonisches oder Höllisches symbolisiert.
Die Hölle selbst ist ein Abgrund. Dort sind die Engel gebunden. In 2. Petrus 2 steht, dass die Engel im Abgrund in Finsternis gebunden sind.
Diese dämonischen Wesen plagen die Menschen. Die Menschen würden gerne sterben, können aber nicht. Die Gestalten der Heuschrecken gleichen zum Krieg gerüsteten Pferden.
Jetzt folgt eine Beschreibung aus Joel Kapitel 2, wo die Heuschrecken ebenfalls so beschrieben werden: wie zum Krieg gerüstete Pferde. Auf ihren Köpfen war etwas wie goldene Kronen.
Ihre Gesichter waren wie die von Menschen – also dämonische Fratzen, keine normalen Heuschrecken. Sie hatten Haare wie Frauenhaar, was ebenfalls typisch dämonisch ist.
Das Haar ist ein Ausdruck, den man oft im Alten Testament findet. Die „Haarigen“ werden dort als Boxdämonen bezeichnet. Boxdämonen sind Dämonen, die in verwüsteten Ländern hausen.
Wer Luther kennt, erinnert sich vielleicht an diese Bezeichnung. Zum Beispiel in Jeremia 51,27 werden die Borstigen erwähnt, die mit den Boxdämonen übersetzt werden. Auch in 3. Mose 17,7 finden sich die Boxdämonen oder die Haarigen.
Das ist typisch und weist auf ein dämonisches Wesen hin. Haar wie Frauenhaar zeigt, dass Frauenhaar und Männerhaar als unterschiedlich angesehen werden.
Diese Heuschrecken hatten Haare wie Frauenhaar, und ihre Zähne waren wie die von Löwen. Sie trugen Brustpanzer aus Eisen, und das Getöse ihrer Flügel war wie das Getöse von Wagen vieler Pferde im Krieg.
Das steht genauso auch bei Joel. Sie hatten Schwänze, was bei Joel nicht erwähnt wird. Diese Schwänze waren wie die von Skorpionen, mit Stacheln.
Ihre Vollmacht war es, den Menschen fünf Monate lang Schaden zuzufügen. Das hat nichts mit Panzern oder anderem Kriegsgerät zu tun. Diese Dämonen werden hier als Wesen beschrieben, die den Menschen Qualen zufügen, wie ein Skorpion durch seinen Stich.
Über ihnen steht ein König, der Engel des Abgrundes, der Bote des Abgrundes. Sein Name ist auf Hebräisch Abaddon, im Griechischen Apollon.
Beide Namen bedeuten „der Verderber“ oder „der Zerstörer“. Das klingt ähnlich wie das Wort, das für den Engel verwendet wird, der in der Nacht des Passah durch die ägyptischen Häuser ging.
Damals kam der Verderber und schlug alle Häuser, die nicht mit Blut markiert waren. Die Häuser, die mit Blut markiert waren, blieben verschont.
Hier handelt es sich also um einen zornigen Engel, der von Gott gesandt wurde. In diesem Fall sind es zornige Dämonen, die von Gott geschickt werden, um den Menschen Schaden zuzufügen.
Es ist jedoch noch nicht das Letztgericht. Dieses Gericht wird hier in sehr farbiger und grässlicher Weise dargestellt, aber es ist ein Warngericht.
Die Qualen sind noch nicht endgültig, der Tod ist nicht vollständig. Der Tod flieht sogar vor den Menschen.
Das bedeutet, dass die Menschen durch diese dämonische Wirksamkeit aufgefordert werden, Buße zu tun.
Historische Parallelen zu den Zeloten
Interessant ist, was Josephus Flavius in seinem Werk "Der jüdische Krieg" schreibt. Er berichtet über die Zeloten.
Die Zeloten benahmen sich wie Besessene. Mit ihrem Hunger nach Beute raubten sie Häuser aus, mordeten Menschen und vergewaltigten Frauen. Sie tranken ihr Blut und gaben sich schamlos fraulichen Praktiken hin, das heißt, sie verhielten sich wie Homosexuelle. Sie verkleideten sich wie Frauen, schmückten sich wie Frauen und machten sich attraktiv.
Die Männer kopierten nicht nur die Kleidung, sondern auch die Leidenschaften der Frauen. Dann legten sie ihre Lüste offen dar. Auf diese Weise verunreinigten sie die Stadt mit ihren schrecklichen Praktiken. Obwohl sie Frauenkleider trugen, waren ihre Hände Mörderhände – und so weiter.
Das war also schrecklich. Man könnte fast meinen, diese Zeloten seien von Dämonen besessen gewesen. Vielleicht ist das eine Anwendung von dem, was hier steht. Ich weiß es nicht.
Das Ende des ersten Wehes und Übergang zum zweiten Wehe
Dann weiter Kapitel 9, Vers 11: Sie haben über sich ja Vers 12. Das erste Wehe ging vorüber, siehe, es kommen noch zwei Wehe nach diesem.
Also hier ist diese Invasion von Dämonen. Dann haben wir im letzten, im sechsten Posaunenstoß, da haben wir jetzt...
Kapitel 9: Das zweite Wehe – Die vier Engel am Euphrat und das grosse Heer
Der sechste Bote posaunte, und ich hörte eine Stimme, die aus den vier Hörnern des goldenen Altars kam, der vor Gott steht. Das ist genau der Ort, von dem das Gebet kommt – das Gebet um Rache. Hier hören wir also erneut eine Antwort auf die Gebete der Heiligen.
Die Stimme sagte zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte: „Löse die vier Engel, die am großen Fluss Euphrat gebunden sind.“
An diesem Ort stehen also Engel am Fluss Euphrat. Das ist ein weiterer Hinweis darauf, dass es hier um Israel geht. Denn die Grenze Israels war der Euphrat – die nordöstliche Grenze, zumindest so, wie Gott das ursprünglich geplant hatte. Das verheißene Land war im Osten und Norden durch den Euphrat begrenzt.
Der Euphrat war ein Schutz für die Israeliten, denn hinter ihm befanden sich die Horden der wilden Völker. Da der Euphrat ein großer Fluss war, konnte man nicht einfach so darüber hinwegziehen. Heutzutage ist das kein Problem mehr, aber damals war das eine natürliche Barriere. Der Euphrat diente also als Schutz für Israel.
Doch jetzt wird dieser Schutz weggenommen. Die vier Engel, die am großen Euphrat gebunden sind – also an der äußersten Grenze des verheißenden Landes – werden gelöst. Die Grenze wird vom Osten her geöffnet.
Warum vom Osten? Im Alten Testament kamen die Feinde Israels immer vom Osten. Die Perser zum Beispiel kamen von dort. Die Babylonier kamen vom Nordosten über den Euphrat. Norden und Osten waren stets die Richtungen, aus denen die Feinde kamen: Assyrer im Nordosten, Babylonier und Syrer. Das waren die großen Mächte, die Israel bedrängten.
Von dort kamen die Reiterhorden, die mit Pferden und Heeresmacht das Land überrollten.
Vers 15: Die vier Engel wurden gelöst, die bereitgemacht sind für die Stunde, den Tag, den Monat und das Jahr. Diese Mächte erhalten nun das Signal, das verheißene Land einzunehmen.
Interessant ist, dass Vespasian – was vielleicht nur ein Zufall ist – und auch Titus ihre meisten Truppen aus der Euphrat-Gegend hatten. Es ist bemerkenswert, dass die römischen Heere auch von dieser Seite kamen. Vespasian zog vom Norden her in das Land Palästina ein.
Zurück zu Vers 16: Die Zahl der Reiterhorden war zweimal zehntausend mal zehntausend. Man darf das nicht einfach zusammenrechnen, als ob es zweihundert Millionen wären. So ist das nicht zu verstehen.
Im Griechischen heißt es, sie waren zweimal Myriaden mal Myriaden. Myriade ist ein Ausdruck, der zwar mit zehntausend übersetzt werden kann, aber auch einfach „irrsinnig viele“ bedeutet. Zweimal bedeutet eine Verdopplung, also „irrsinnig viele verdoppelt“.
Dieser Ausdruck steht auch in Psalm 68, Vers 18: „Die Wagen Gottes sind zehntausend mal Tausende.“ Dort heißt es wörtlich „Zehntausende Tausende“, eine Wiederholung zur Verstärkung.
Hier ist es ähnlich: eine unzählbar große Herde von Reitern, also ein riesiges Heer, das auf Israel zukommt.
Ich hörte ihre Zahl, und so sah ich in dem Gesicht die Pferde, auf denen sie saßen. Die Pferde hatten feuerfarbene, hyazintenfarbene und schwefelfarbene Brustwehren. Die Köpfe der Pferde waren wie Löwenköpfe, und aus ihren Mäulern gingen Feuer, Rauch und Schwefel hervor.
Feuer, Rauch und Schwefel erinnern an den Leviathan aus dem Buch Hiob. Auch aus dessen Mund gingen Feuer, Rauch und Schwefel hervor. Der Leviathan war ein Ungeheuer zur Zeit Hiobs.
Hier ist es einfach höllisch: Rauch und Schwefel gehören zur Hölle, wie wir am Ende der Offenbarung in Kapitel 21, Vers 8 lesen. Dort brennt der See mit Feuer und Schwefel.
Diese Mächte sind also höllisch. Aber hier sind es Menschen, Reiter, Heere. Durch Feuer, Schwefel und Rauch wurde ein Drittel der Menschen getötet.
Wiederum ein Drittel der Menschen – aber von wem? Nicht von den Reitern oder von den Leuten vom Euphrat, sondern von dem Land, wohin sie zogen, nämlich Israel. Ein Drittel des Landes Palästina ist hier gemeint.
Warum ein Drittel? Ein Drittel bedeutet immer ein Teil, nicht das Ganze. Das sehen wir auch bei den Posaunen: Es ist immer ein Teil, nicht das ganze Gericht. Erst bei den Schalen wird das Gericht ganz.
Das zeigt, dass Gott noch wartet. Er lässt das Gericht nicht mit voller Wucht kommen, damit die Menschen noch Buße tun können. Das ist sein Ziel.
Ein Drittel wurde getötet durch Feuer, Rauch und Schwefel, die aus ihren Mäulern hervorgingen. Wie der Leviathan kommen diese Ungeheuer daher.
Vers 19: Denn ihre Vollmachten sind in ihren Mäulern, und ihre Schwänze sind wie Schlangen. Sie haben Köpfe, und mit ihnen richten sie Schaden an.
Ich habe einen Kommentar gelesen, in dem es heißt, es habe damals solche Tiere gegeben, die Amphisbaena genannt wurden. Das sind Schreckensmonster, zweiköpfige Schlangen, die in der Antike bekannt waren. Solche Gestalten kommen auch in der Geschichte der alten Griechen vor.
Hier wird etwas Grässliches dargestellt: furchtbare Heeresmassen, die Menschen töten. Ein Drittel der Menschen im Land wird getötet.
Vers 20: Die übrigen Menschen, die nicht durch diese Plage getötet wurden – es geht immer noch um das Land – taten keine Buße über die Werke ihrer Hände. Sie huldigten nicht den Dämonen und den goldenen, silbernen, eisernen, steinernen und hölzernen Götzen, die weder sehen noch hören noch gehen können.
Sie sind Götzendiener.
Warum werden die Juden hier Götzendiener genannt? Warum sind die Menschen, die im Land leben, Götzendiener?
Die Juden hatten doch gesagt, sie wollten keine Götzen. Doch im Wesen sind sie Götzendiener, wenn sie den Messias, den einzigen und wahren Gott, verwerfen.
Dann verwerfen sie auch den Vater, wie im ersten Johannesbrief steht. Derselbe Autor schreibt: Wer den Sohn verwirft, verwirft auch Gott. Wenn man Gott verwirft und trotzdem noch Opfer darbringt – einem Gott, den man verworfen hat – dann ist das Götzendienst.
Man dient nicht mehr dem wahren Gott. Dadurch, dass dieses Volk den wahren Gott verworfen und sich abgewandt hat, sind sie zu Götzendienern geworden.
Das, was im Alten Testament die Heidenvölker waren, sind sie durch das Abwenden vom Messias geworden: Götzendienst.
Sie taten keine Buße über ihre Mordtaten – Mord gab es zur Genüge – noch über ihre Zaubereien.
Der Herr Jesus hat vorausgesagt, dass viele falsche Leute mit okkulten Mächten auftreten und viele verführen würden. Das war damals, in Matthäus 24, auf die Zeit der Tempelzerstörung bezogen.
Noch taten sie keine Buße über ihre Unzucht – buchstäbliche und geistliche Unzucht – noch über ihre Diebstähle.
Was lesen wir im Hebräerbrief? Den Christen wurden Häuser und Güter geraubt. Alles wurde ihnen weggenommen.
Hebräer 10, Vers 34: „Ihr habt den Raub eurer Güter mit Freuden hingenommen.“
Diese hebräischen Christen wohnten wahrscheinlich in der Gegend, und die Juden nahmen ihnen alles weg. So wurden sie zu Räubern.
Auf diese Weise häuften sich Sünden, die Israel sehr wohl treffen.
Hier machen wir eine Pause. Man sieht, dass das Gericht jetzt einsetzt und an Intensität zunimmt, aber es ist noch nicht das ganze Gericht.
Gut, hier endet die Pause.