Einleitung: Die Bedeutung des wiederholten Aufrufs zum Hören
Ein Satz, den wir in den letzten Wochen sehr oft in den Sprüchen gehört haben, ist dieser Aufruf: „Mein Sohn, höre meine Stimme“ oder Ähnliches. Das sind auch heute die einleitenden Worte unseres Predigttexts.
Man könnte sofort die Frage stellen, warum dieser wiederholte Aufruf. Reicht es nicht, wenn man das nur einmal sagt? Ich glaube, dass es ganz bewusst wiederholt wird, weil wir das sehr schnell vergessen.
Ein weiterer Grund ist, dass wir ständig diese Erinnerung brauchen. Wir haben so viele andere Stimmen um uns herum, die ständig um unsere Aufmerksamkeit kämpfen und uns beeinflussen möchten.
Das gilt auch für das Thema Sexualität. Die Stimmen dazu sind heutzutage sehr laut. Gott sei Dank gibt er uns auch in diesem Bereich klare Weisungen.
Die Frage ist also: Auf wen wollt ihr hören, wenn es um Sexualität geht? Auf die Stimmen unserer Gesellschaft oder auf Gottes Stimme?
Lass uns beten, dass Gott uns hilft, seine Stimme zu hören, zu verstehen und ihr zu folgen. Dafür möchte ich jetzt beten:
Vater, ich danke dir, dass wir Weisheit haben in deinem Wort. Ich bete, Herr, dass du unsere Ohren und unsere Herzen öffnest, so dass wir bereit sind, das, was du sagen willst, in unser Herz aufzunehmen.
Bitte sei du mit uns, Herr, segne unser Hören. Lass diese Zeit dir wohlgefällig sein und uns zum Segen. Amen.
Struktur und Überblick des Kapitels
Dieses Kapitel hat eine erkennbare Struktur, die in den Predigtblättern abgebildet ist. Ich habe jedoch die Titel etwas geändert, seit die Predigtblätter gedruckt wurden. Seid also nicht verwirrt, wenn ich etwas anderes sage; die Struktur bleibt jedoch dieselbe. Die Titel sind jetzt näher an dem Punkt, den ich bei jeder Nummer ansprechen möchte.
Das Erste, was wir in den ersten sechs Versen sehen, ist folgender Aufruf: Höre auf die Warnung, denn sexuelle Sünde führt ins Verderben. Höre auf die Warnung, denn sexuelle Sünde führt ins Verderben.
Warnung vor sexueller Sünde: Die verführerische fremde Frau (Verse 1–6)
Lass uns gemeinsam die Verse 1 bis 6 lesen:
„Mein Sohn, merke auf meine Weisheit, neige dein Ohr zu meiner Lehre, dass du behaltest guten Rat und dein Mund wisse Erkenntnis zu bewahren. Denn die Lippen der fremden Frau sind süß wie Honigseim, und ihre Kehle ist glatter als Öl.
Aber nachher ist sie bitter wie Wermut und scharf wie ein zweischneidiges Schwert. Ihre Füße laufen zum Tod hinab, ihre Schritte führen ins Totenreich, damit du den Weg des Lebens nicht wahrnimmst. Haltlos sind ihre Tritte, und du merkst es nicht.“
Das Hören auf die Worte des Vaters oder des weisen Lehrers wird uns vor den verführerischen Worten der fremden Frau schützen. Das ist der Aufruf: Ganz am Anfang heißt es, hör auf mich, höre nicht auf die fremde Frau.
Diese Aussagen werden nebeneinander gestellt: „Dass du behaltest guten Rat an deinem Mund, wisse Erkenntnis zu bewahren“, und gleich danach: „Denn die Lippen der fremden Frau sind süß...“. Das soll uns schützen. Das Hören auf Gottes Wahrheit soll uns vor der fremden Frau bewahren.
Doch wer ist diese fremde Frau? Es ist die Frau, mit der man nicht verheiratet ist – also die fremde Frau. Und an Frauen gerichtet sind diese Worte eines Vaters an seinen Sohn. Deshalb fokussiert er auf die fremde Frau. Aber grundsätzlich gelten dieselben Prinzipien auch für Frauen: Achtet auf den fremden Mann in eurem Fall. Die Prinzipien bleiben gleich.
Wovor wird bei der fremden Frau gewarnt? Vor allem vor ihren Worten. Diese werden hier mit ausdrucksstarken Bildern beschrieben, besonders in Vers 3 und 4. Am Anfang sind sie süß wie Honig, glatt und schmeichelnd. Man hört gerne zu, fühlt sich vielleicht gereizt oder bekommt sogar ein Bauchkribbeln.
Oft glauben wir solchen Worten schnell und gerne. Aussagen wie „Du bist alles, was ich jemals wollte“ oder „Du bist so wunderschön, mit dir bin ich der Glücklichste oder die Glücklichste“ klingen verlockend. Solche Menschen haben oft viele Verbündete um sich, die in die gleiche Richtung weisen und uns bestätigen: „Ja, das stimmt.“
Auch die Gesellschaft sagt oft, du musst sexuell aktiv sein, um jemand zu sein. Du brauchst es, um erfüllt, glücklich und gesund zu sein. Die Popkultur bombardiert uns mit Liedern, die den Rausch solcher Beziehungen besingen.
Viele Teenager werden von ihren Altersgenossen oft mit diesen Themen konfrontiert. Manche bekommen sogar Einladungen, erste kleine Schritte zu gehen und Dinge auszuprobieren. Die Versuchung ist groß, aber falle nicht darauf herein.
Auf welche Stimme wirst du hören? Auf solche verführerischen Worte oder auf die Stimmen, die Gottes Wahrheit in dein Leben sprechen? Lass die Alarmglocken von Gottes Wahrheit läuten, wenn du verführerische Worte hörst.
In Vers 3 und 4 lesen wir, was das Ende dieser Verführungen ist: Einmal verschluckt, sind diese Worte bitter und giftig wie Wermut. Sie entpuppen sich als scharfes Schwert. Die glatte Zunge verwandelt sich bald in eine gefährliche Waffe.
In Vers 5 und 6 wird ein weiteres Bild verwendet, um die Gefahr deutlich zu machen: Es ist ein Weg, eine Fahrt. Die fremde Frau oder der fremde Mann geht einen glitschigen, rutschigen und absteigenden Pfad.
Das Ziel dieses Weges ist der Tod, und als Ankunftsort wird die Ruine genannt. Im Luthertext heißt es in Vers 6: „Haltlos sind ihre Tritte, und du merkst es nicht.“
Tatsächlich zeigt die hebräische Sprache, dass die fremde Frau selbst nicht weiß, wohin ihr Weg führt. Das macht die Gefahr noch größer. Wenn du mit ihr gehst, gehst du mit ihr in Richtung Ruine.
Da sie selbst die Gefahr nicht erkennt, ist die Chance gering, dass du den schlechten Weg noch rechtzeitig verlässt. Sie verspricht dir Wohl und Leben, vielleicht meint sie das sogar ernst, aber sie weiß es nicht.
Umso weniger weiß sie, dass das Ende Verderben ist.
Die Folgen sexueller Sünde: Reue und Verlust (Verse 7–14)
Dieses Verderben wird im zweiten Abschnitt noch deutlicher dargestellt. Dazu kommen wir nun zum zweiten Punkt: Höre jetzt auf die Warnung, sonst wirst du es später bereuen.
In den Versen 7 bis 14 heißt es: „So gehorcht mir nun, meine Söhne, und weicht nicht von der Rede meines Mundes. Lass deine Wege fern von ihr sein und nähere dich nicht der Tür ihres Hauses, damit du nicht anderen deine Kraft und deine Jahre gibst, einem Unbarmherzigen, damit sich nicht Fremde an deinem Vermögen sättigen. Warst du mühsam erworben, so komme es nicht in eines anderen Haus, und du müsstest hernach seufzen, wenn dir Leib und Leben vergehen. Dann sprichst du: ‚Ach, wie konnte ich die Zucht hassen, und wie konnte mein Herz die Warnung verschmähen! Ich hörte nicht auf die Stimme meiner Lehrer und mein Ohr kehrte nicht zu denen, die mich lehrten.‘ Ich werde fast ganz ins Unglück gekommen vor allen Leuten und allem Volk.“
Noch einmal spricht der Vater oder Lehrer, diesmal nicht nur zu einem Sohn, sondern zu mehreren Söhnen, wie in Vers 7 zu sehen ist. Das heißt, diese Weisheit ist für alle bestimmt. Er möchte, dass viele Menschen seine Worte hören. Er bittet sie eindringlich, nicht die Worte der fremden Frau zu hören, sondern seine eigenen. Er fordert sie auf, seine Worte zu Herzen zu nehmen und der fremden Frau gar nicht erst die Chance zu geben, sie zu verführen.
In Vers 8 sagt er: „Bleib fern von ihr.“ Das ist eine Weisheit, die die Bibel an mehreren Stellen lehrt: Flieh die Sünde! Bleibe nicht in der Nähe, um zu sehen, wie nah du an die Sünde kommen kannst, ohne hineinzufallen. Menschen, die das versuchen, meinen, sie seien stark. Laut der Bibel sind sie jedoch dumm, weil wir alle dazu neigen, unsere eigene Stärke zu überschätzen und die Kraft der Sünde zu unterschätzen. Das ist eine Tendenz – wir betrügen uns selbst. Fliehen ist das Gebot der Stunde.
Diese Ermutigung richtet sich an uns, Situationen, die uns besonders versuchen könnten, so weit wie möglich vorauszusehen und dann zu vermeiden. Wenn zum Beispiel die Schillerstraße eine Versuchung ist, dann geh nicht dorthin, sondern nimm lieber den Bus. Betty, mit der du nicht verheiratet bist, muss nicht nachts zu deiner Wohnung kommen – geh lieber tagsüber an der Isar spazieren. Mit Hans musst du nicht während der Kaffeepause reden, wenn du verheiratet bist und den Eindruck hast, dass er Interesse an dir hat. Gib der Versuchung keinen Zentimeter.
Und hier ist der Grund dafür: Sexuelle Sünden haben Konsequenzen. In Vers 9 lesen wir über den Selbstwert, das Gefühl der persönlichen Würde. Hier wird „Kraft“ übersetzt, weiter hinten steht das Wort „Ehre“. Die eigene Ehre wird geopfert, stattdessen wird die persönliche Scham vor solchen entblößt, die jederzeit bereit sind, einen fallen zu lassen. Damit werden viele Jahre, Kraft und Lebensfülle an Menschen verschwendet, die kein echtes Interesse an dir haben, sondern nur deinen Körper zur eigenen Befriedigung gebrauchen.
In Vers 10 lesen wir, dass Fremde, also Menschen, die uns eigentlich nicht wirklich kennen und lieben, uns nur ausnutzen wollen. Wir verschwenden dadurch wertvolle Zeit, Kraft, Ressourcen und Mühen. Irgendwann kommt dann die Erkenntnis, dass das alles nicht wert war – erst wenn Leib und Leben aufgebraucht, müde und ausgezehrt sind. Das steht in Vers 11. Dann bleibt nur noch Seufzen, Stöhnen, Reue und Bedauern.
Genau das wird in den Versen 12 bis 14 eindrücklich dargestellt: „Hätte ich nur auf Zucht und Zurechtweisung gehört, hätte ich nur auf meine Lehre geachtet, hätte ich nur auf Gottes Wahrheit geachtet! Stattdessen hat man alles verspielt und nur die Ruine geerntet.“ Die Konsequenzen von sexueller Sünde sind laut dieser Stelle wirklich nicht erstrebenswert – sie sind fürchterlich.
Viele in unserer Gesellschaft würden dem Bibeltext hier vehement widersprechen. Seit der sexuellen Revolution predigen Medien, Prominente und manche sogenannten Experten, dass die biblische Sexualethik nicht nur altbacken, sondern auch bedrückend und schlecht sei. Vor solchen Warnungen, wie wir sie hier im Text haben, würden sie lachen. Sexuell freizügig zu leben, zeige, dass man wirklich frei sei. Lebensfülle werde dadurch versprochen, teilweise wird sogar behauptet, dass das gesund sei.
Die Realität sieht jedoch ganz anders aus. Der Preis für die freie Sexualität war und ist weiterhin viel Leid. Hier sind einige Fakten, die ich diese Woche aus säkularen Quellen gefunden habe: Häufiger Partnerwechsel führt zu Geschlechtskrankheiten, inklusive AIDS. Diese Erkrankungen werden nicht weniger, sondern sind heute sehr verbreitet und stellen eine echte Epidemie dar.
Viele wissen das vielleicht, aber was viele nicht wissen, ist, dass freie Sexualität neben den physischen und gesundheitlichen Schäden auch zu geistigen und sozial-ökonomischen Problemen führt. Dazu gehören ein geschädigtes Selbstbild, erfolglose oder oberflächliche Beziehungen und Depressionen. Nicht nur Geschlechtskrankheiten, sondern auch Krankheiten wie Krebs – also Krankheiten, bei denen man denken würde, sie hätten nichts damit zu tun – zeigen einen Trend. Ebenso körperliche Misshandlungen und Substanzmissbrauch sind Folgen.
Diese Auswirkungen verstärken sich besonders unter Teenagern. Ich möchte, dass besonders Teenager das hören: Es ist verstärkt unter Jugendlichen verbreitet. Ein Mediziner aus Amerika hat folgendes festgestellt: Trotz der Betonung der Gesellschaft auf Sexualität wird die beste emotionale, physische und sexuelle Gesundheit in langfristigen Beziehungen gefunden.
Das Schweigen über die Kollateralschäden freier Sexualität, wie zum Beispiel Abtreibungen oder Kinder, die elternlos oder vaterlos aufwachsen, wird oft ignoriert. Diese Studien haben keine höhere Autorität als die Bibel und deshalb habe ich sie hier nicht zitiert. Dennoch zeigen sie uns, dass Gott weiß, wovon er spricht. Natürlich weiß er das – es ist seine Schöpfung, auch die Sexualität. Er weiß, was funktioniert, wie die Dinge, die er geschaffen hat, funktionieren, was gut für uns ist und was nicht.
Es ist weise, wenn wir die biblische Ethik nicht aufgeben. So viele Menschen wären von Leid verschont geblieben.
An dieser Stelle möchte ich diejenigen kurz ansprechen, die solche Erfahrungen gemacht haben oder noch aktuell damit zu tun haben. Mit dieser Warnung möchte ich dich nicht verurteilen. Gottes Gnade ist so reich. Es gibt Vergebung, und man darf einen neuen Anfang machen.
Jesus Christus lädt dich ein, Vergebung, Heilung und neues Leben bei ihm zu finden. Er hat unsere Sünden auf sich genommen und die Schuld am eigenen Leib getragen, als er Mensch wurde und an unserer Stelle am Kreuz gestorben ist. Im Glauben an ihn dürfen wir neu anfangen.
Lieber Christ, du darfst das wissen. Und diejenigen, die Jesus Christus noch nicht kennen, möchte ich einladen, einen neuen Anfang mit Jesus zu machen. In Jesus sind wir neue Kreaturen; das Alte ist vergangen. Manchmal muss man mit den Konsequenzen noch weiterleben, aber Gott macht auch aus solchem Leid etwas Gutes.
Ich hoffe, ihr könnt das zu Herzen nehmen. Vor allem muss eine solche Vergangenheit dich nicht weiter belasten. Du musst dich nicht mehr darüber definieren. In Christus kann man neu starten.
Ich möchte dich also einladen: Wenn du bisher so gelebt hast, komm zu Jesus. Empfange seine Vergebung, und mit ihm kannst du dein Leben neu starten. Er wird dir dabei helfen und schenkt dir Menschen an deine Seite, die dich unterstützen können. Viele Geschwister hier in der Gemeinde kennen das. Sie haben diese Vergebung empfangen und wissen, dass Gott sie stärkt, damit sie auf dem rechten Weg bleiben.
Vielleicht kannst du, wenn du solche Erfahrungen hinter dir hast, künftig auch eine wichtige Rolle übernehmen: Menschen vor dem Leid dieses Weges warnen, weil du aus eigener Erfahrung sprichst.
Wenn du solche Erfahrungen noch nicht gemacht hast, sei Gott dankbar, dass er dich bisher vor den destruktiven Folgen bewahrt hat. Bitte sei nicht hochmütig, sondern bedenke, dass wir alle sexuell gesündigt haben – sei es mit anderen oder allein im Zimmer, mindestens in unseren Gedanken.
Die gleiche Neigung, die Tendenz, der gleiche Hang steckt in uns allen. Keiner von uns ist sexuell rein. Deshalb brauchen wir alle Gnade, Vergebung und die Kraft Gottes in diesem Bereich. Deshalb brauchen wir auch diese Warnungen.
Überschätze nicht deine Kräfte und unterschätze nicht die Folgen sexueller Sünden.
Ein Satz, den wir in dieser Predigtreihe öfter gehört haben, stammt von Andy Kleiner: „Die Sünde verspricht viel, hält wenig und am Ende nimmt sie alles.“
Die positive Sicht auf Sexualität innerhalb der Ehe (Verse 15–19)
An dieser Stelle könnte man meinen, dass die Bibel gegen Sex ist. Das ist jedoch überhaupt nicht der Fall. Schauen wir uns die nächsten Verse an, die Verse 15 bis 19:
„Trinke Wasser aus deiner Zisterne, und was quillt aus deinem Brunnen? Sollen deine Quellen herausfließen auf die Straße und deine Wasserbäche auf die Gassen? Habe du sie allein und kein Fremder mit dir, dein Born sei gesegnet und freue dich der Frau deiner Jugend! Sie ist lieblich wie eine Gazelle und holdselig wie ein Reh. Lass dich von ihrer Anmut allezeit sättigen – das ist nicht gedrückt, es heißt eigentlich Brüste – und ergötze dich alle Wege an ihrer Liebe.“
Die Bibel ist gegen den Missbrauch von Sex, nicht gegen Sex selbst. Sex ist tatsächlich ein kostbares, wunderschönes und deshalb auch zerbrechliches Geschenk Gottes. Es gilt, ihn zu schützen – unsere Sexualität zu schützen und richtig zu gebrauchen.
Das heißt: Innerhalb der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau ist das Ausleben der Sexualität ein großer Segen und zum vollen Genuss des Ehepaars gegeben. Das bringen die Verse 15 bis 19 ganz klar zum Ausdruck.
Der Genuss der Sexualität wird hier in Vers 15 und 18 durch Bilder von Wasserquellen und Strömen beschrieben. Dabei kommt sehr deutlich die Üppigkeit, Fülle und Überschwänglichkeit zum Ausdruck.
Bei manchen Christen gibt es die Vorstellung, dass Sex fleischlich sei und eigentlich nur zur Fortpflanzung diene. Manche denken sogar, man müsse Schuldgefühle haben, wenn man viel Sex hat. Diese Stelle macht jedoch deutlich, dass Gott Sex auch zum Genuss gegeben hat.
Verse 16 und 17 ziehen dann die Grenzen der Sexualität. Was innerhalb der Ehe segensreich, üppig und überschwänglich ist, wird außerhalb der Ehe laut Vers 16 zum Verlust. Es ist verschwenderisch und vergeudet. Aus etwas Heiligem und Besonderem wird etwas Ordinäres und Billiges.
Deshalb der Aufruf in Vers 17: „Bewahre die Sexualität, behandle sie wie einen kostbaren Schatz.“
Vers 19 verwendet Bilder aus der Tierwelt, um die Schönheit der Ehefrau auszudrücken. Das war zu der damaligen Zeit üblich und sollte hier nicht störend wirken. Es war einfach eine romantische Ausdrucksweise, vielleicht ein bisschen ungewöhnlich für uns, aber so war es.
Der Bezugspunkt in diesem Bild ist die Zartheit, Feinheit, Eleganz und Anmut der Ehefrau. Dieser Vers lädt den Ehemann ein, seine Ehefrau zu genießen, sich durch sie hingerissen und entzückt zu fühlen.
Das gilt natürlich auch für Ehefrauen in Bezug auf ihre Ehemänner, wenn auch mit anderen Charakterzügen. Der Punkt bleibt derselbe.
Prinzipiell verstehen wir, worauf es hier hinauswill: Es ist eine Einladung, sich auf die schönen Eigenschaften des Ehepartners zu konzentrieren, anstatt woanders hinzuschauen.
Ehepaare sollen einander befriedigen, einander beglücken und in Entzückung versetzen. Hier wird das Wort „ergötzen“ verwendet. Dieses Wort hat die Nuance von jemandem, der betrunken ist – also Rausch.
Übrigens gilt das auch dann, wenn der Ehepartner nicht mehr der Jüngste oder nicht mehr der Attraktivste ist. Denn es sollte uns klar sein, dass die Schönheit einer Person viel mehr ist als bloß Äußerlichkeiten.
Die Schrift spricht über die Oberflächlichkeit und Vergänglichkeit des äußeren Aussehens. Stattdessen ruft sie uns dazu auf – nicht, dass das Äußere unwichtig wäre, aber es ist auf keinen Fall das Wichtigste – auf die inneren Qualitäten einer Person zu schauen und diese attraktiv zu finden.
Für Männer und Frauen, die in Christus sind, gibt es Stellen in der Bibel, die sagen, dass während das Äußere vergeht, das Innere jeden Tag erneuert wird – immer schöner und immer attraktiver.
Wenn wir wie Jesus denken, werden wir, egal wie alt unser Ehepartner ist, und sofern dieser Ehepartner in Christus ist und weiter wächst, ihn immer weiter attraktiv finden.
Zurück zu unserem allgemeinen Punkt: Diese Verse lehren uns eindeutig, dass die treue und exklusive Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau gesegnet ist. Alle anderen sexuellen Beziehungen hingegen führen letztlich zum Verlust dieses Segens.
Mittlerweile gibt es auch säkulare Studien, die in diese Richtung weisen. Kürzlich wurde in einem Artikel im Wall Street Journal über Forschungsergebnisse berichtet, die zeigen: Früh heiraten ohne ein vorhergehendes Zusammenleben sind die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ehe.
Ich konnte kaum glauben, dass ich das im Wall Street Journal gelesen habe. Eine Beobachtung der Psychologin Galena Rhodes lautet:
„Wir glauben generell, dass mehr Erfahrung besser ist, aber was wir in Bezug auf Beziehungen gefunden haben, ist das Gegenteil. Mehr Erfahrung steht in Verbindung mit weniger Glück in der Ehe später.“
Noch einmal sehen wir, wie die weltliche Weisheit der biblischen Weisheit nachkommen muss.
Die eheliche Liebe als Abbild der Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde
Lassen Sie uns noch etwas tiefer in dieses Thema eintauchen. Ich möchte diese Stelle im großen biblischen Zusammenhang betrachten und nachvollziehen, damit wir verstehen, warum es so ist. Warum gibt es gerade diese Meinung oder diese Weisheit an dieser Stelle?
Ihr werdet hoffentlich erkennen, dass es um die Sexualität wirklich nicht anders sein kann, als es hier dargestellt wird. Und dass es auch gut so ist.
Die eheliche Liebe ist letztlich ein Abbild, ein Schatten der Vereinigung zwischen Jesus und seiner Gemeinde. Die eheliche Vereinigung ist ein kleiner Abglanz, ein Vorgeschmack des ewigen Genusses und des Überschwangs, den die Gemeinde in der Vereinigung mit Christus für immer erfahren wird.
Darauf dürfen sich alle Kinder Gottes freuen. Es wird besser, erfüllender, beglückender und glückseliger sein als jede sexuelle Erfahrung, die je auf der Erde gemacht wurde.
Wenn die Ehe und die Sexualität innerhalb der Ehe diesen Wert widerspiegeln sollen, dann sind sie heilig.
Könnt ihr nachvollziehen, warum die freie Ausübung der Sexualität ohne Treue, ohne Verpflichtung, nicht exklusiv und nicht heilig sein kann? Sie entstellt das Bild und widerspiegelt nicht mehr diese herrlichen Realitäten.
Stellt euch vor, Jesus würde so mit seiner Gemeinde umgehen.
Praktische Anwendungen für verschiedene Lebensphasen
Wir können einige Anwendungen aus dem Ganzen ziehen. Was bedeutet das für jeden von uns?
Hier möchte ich mit den Kleinsten beginnen. Ich spreche über Kinder und wende mich an euch Eltern: Sprecht mit euren Kindern über Sexualität. Natürlich sollte das altersgerecht geschehen, und ihr solltet darauf achten, wie viel eure Kinder verkraften können. Seid aber proaktiv.
Ich würde mir wünschen, dass Kinder nicht so früh mit diesem Thema konfrontiert werden. Ich war sehr gesegnet, dass meine Kinder erst in den Teenagerjahren damit angefangen haben, darüber zu hören. Leider werden Kinder heute schon viel früher damit konfrontiert – durch verschiedene Kanäle. Teilweise habe ich gehört, dass sogar Kindergartenkinder schon erste Erfahrungen machen.
Wenn christliche Eltern schweigen, bekommen unsere Kinder nur den Input dieser Welt. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern hier proaktiv sind. Fangt damit an, euren Kindern beizubringen, dass Gott sie wunderschön gemacht hat und dass er möchte, dass sie ihren Körper gebrauchen, um ihn zu verherrlichen. Deshalb sollen sie auch ihren Körper schützen.
So kann man beginnen: mit einer positiven Botschaft. Ich habe hier ein Buch, das ich empfehlen möchte. Es heißt „Alles an mir ist von dir, Gott“. Das könnt ihr auch unten auf dem Büchertisch kaufen. Es ist sehr gut geeignet für kleine Kinder, ich glaube ab drei Jahren, und regt auf gute Weise zum Nachdenken über diese Dinge an. Ihr könnt es später unten holen.
Je älter die Kinder werden, desto mehr könnt ihr das Thema weiter entfalten. Wie ich vorhin gesagt habe, sollte man mit den positiven Aspekten anfangen. Zeigt ihnen, worum es geht und warum es gut ist, den Körper zu schützen, bevor ihr Verbote ausspricht.
Vor allem gebt diese Verantwortung nicht ab. Prägt eure Kinder, bevor Schule oder Medien sie prägen.
Singles möchte ich ebenfalls ansprechen, ebenso Teenager. Vergesst nicht, dass Gottes Gebote bezüglich der Sexualität gut und sinnvoll sind. Er will euch vor viel Schmerz bewahren. Er möchte euch so führen, dass ihr euch den echten Genuss aufbewahrt. Wenn ihr die Möglichkeit habt zu heiraten und es wollt, dann tut das!
Sammelt nicht erst Erfahrungen, egal was die Gesellschaft oder eure Freunde euch sagen. Das steigert nicht die persönliche sexuelle Erfüllung, sondern schadet ihr nur.
Dieser Text hat auch eine Anwendung für Singles, die heiraten wollen, aber bisher noch nicht die Gelegenheit dazu hatten. Vieles, was ihr in dieser Predigt gehört habt, habt ihr vielleicht gedacht: „Schön wär’s.“ Seid aber nicht entmutigt. Gott enthält euch nichts Gutes vor.
Wenn er meint – und Gott weiß alles, er kennt euch am besten – dass es besser für euch wäre zu heiraten, wird er euch das schenken. Wenn das noch nicht geschehen ist oder vielleicht lebenslänglich nicht geschehen wird, dann ist das, weil es besser für euch ist.
Inwiefern das besser ist, können wir nicht immer genau wissen. Manche merken, dass sie durch ihr Single-Sein viel mehr in Gottes Reich investieren können. Andere haben bemerkt, dass sie sich dadurch umso mehr auf die Ewigkeit mit dem Herrn freuen. Die unerfüllte Sehnsucht macht sie sensibler dafür, wie groß der himmlische Genuss sein wird.
Auf alle Fälle: Bitte nehmt Folgendes mit, wenn das auf euch zutrifft: Ihr kommt wirklich nicht schlechter weg. Ihr habt zwar den Schatten der irdischen Sexualität nicht erlebt, aber ihr habt die Realität der himmlischen, ewigen Beglückung. Und wenn ihr einst dort seid und das erlebt, wird es euch nicht leidtun, dass ihr den Schatten auf Erden nie erlebt habt.
Erinnert euch daran.
Und die ganze Gemeinde: Bitte passt auf, wie wir über das Single-Sein reden beziehungsweise wie ihr Singles ansprecht. Sie sind nicht wenige Menschen, denen etwas fehlt, nur weil sie Single sind. Genauso wenig war Jesus minderwertig, weil er als Single lebte.
Das Leben von Singles ist nicht auf Eis gelegt oder in der Warteschleife, bis sie heiraten. Ihr Single-Sein ist heilig. Greift es bitte nicht an, übt keinen Druck auf sie aus und schaut sie nicht mit Mitleid an, als wären sie arme Menschen.
Stattdessen seid wirklich für sie da. Seid als Ehepaar oder Familie ihre Freunde. Nehmt sie in euer Leben mit hinein. Seid einfach ihre Freunde und zeigt ihnen Wertschätzung als Menschen.
Wisst ihr, echte Freundschaften machen sexuelle Versuchungen viel tragbarer. Denn was man letztlich braucht, ist nicht Sex, sondern Intimität.
Lasst uns also als Gemeinde für Singles da sein.
Und Ehepaare: Vieles haben wir hier schon gehört. In den nächsten Wochen kommt noch mehr dazu. Meine Ermutigung an euch: Genießt die Sexualität! Das ist ein wunderbares Geschenk Gottes. Dabei vergesst aber nicht, worauf eure sexuelle Beziehung hinweist.
Ich hoffe, wenn euch das vor Augen steht, wird es euch ermutigen, eure Sexualität recht zu führen und sie treu sowie exklusiv zu genießen.
Abschließender Appell: Die Konsequenzen der Entscheidung (Verse 20–23)
Wir kommen zu den letzten Versen, einem letzten Appell, Verse 20-23.
Mein Sohn, warum willst du dich an der Fremden ergötzen und dein Herz einer anderen schenken? Denn alle Wege eines Menschen liegen offen vor dem Herrn, und er achtet auf alle seine Schritte. Gottlose werden von ihren eigenen Missetaten gefangen, und sie werden mit den Stricken ihrer Sünde gebunden. Sie werden sterben, weil sie keine Zucht wollten, und um ihrer großen Torheit willen werden sie hinweggerafft.
Nach allem, was über den Segen der Sexualität innerhalb der Ehe gesagt wurde, fragt der Lehrer in Vers 20, warum man die eheliche Liebe gegen eine geringere Beziehung mit irgendeiner anderen Person eintauschen sollte. Diese Gegenüberstellung ist bewusst gewählt. Das Wort „entzückt“ oder „ergötzt“ wird hier in Vers 19 und 20 nebeneinander verwendet. In Vers 19 ist es positiv gemeint, in Vers 20 hingegen negativ.
Dieses Wort, wie ich bereits erwähnt habe, hat unterschiedliche Nuancen. Es kann auch bedeuten „dahin taumeln“ oder „auf Abwege geraten“. In Vers 23 wird das Wort noch einmal benutzt, ganz am Ende, mit der Bedeutung „hinweggerafft werden“. Es ist also dasselbe Wort in den ursprünglichen Schriften.
Die Botschaft ist klar: Entweder genießt man den Segen bei der eigenen Frau oder man taumelt und strauchelt mit irgendeiner anderen Frau. Zum Schluss wird deutlich gemacht, dass das Beharren in sexuellen Sünden dem Herrn nicht egal ist. Er schaut genau hin, das macht Vers 21 ganz klar.
Was man meint, heimlich im Zimmer zu tun, kann nicht vor dem Herrn verborgen bleiben. Nicht nur wird eine Person in der Sünde gefangen und verstrickt sein – das sagt Vers 22 –, sondern dieser Weg führt auch zum Tod, wie Vers 23 deutlich macht.
Sexualität zu missbrauchen ist eine Torheit, denn Gott ist es nicht egal. Heute wird unter Christen, leider auch vielfach, behauptet, dass die Art und Weise, wie wir unsere Sexualität ausleben, unsere Beziehung zu Gott nicht schädigt.
Wie ich vorhin sagte: Es gibt Vergebung für alle, die gefallen sind und umkehren möchten. Man muss sich durch diese Worte nicht bedrückt fühlen. Doch hier wird deutlich, dass diejenigen, die in sexueller Sünde verharren, sehr wohl Gottes Gericht auf sich laden. Dieser Text macht das unmissverständlich klar.
Es ist Gott nicht egal, wie wir mit seinem heiligen Geschenk umgehen.
Schlussappell: Auf wessen Stimme hören wir?
Ihr Lieben, auf wen werdet ihr hören in Bezug auf die Sexualität? Auf die Weisheit dieser Welt oder auf Gottes Weisheit? Ich bitte euch, hört auf die Weisheit der Schrift! Denn sie kommt von dem Gott, der euch geschaffen hat, der weiß, wie wir am besten funktionieren, der das Beste für uns will und seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns hingab – mit ihm alles.
Dieser Gott, der absolut für uns ist, lenkt alles in unserem Leben, sodass er uns zu seinem Ziel bringt. Ja, dass wir mit Jesus vereinigt werden, dass wir mit Jesus vereinigt seinem Ebenbild gleichgemacht werden. Dieser Gott sagt diese Dinge. Wir können ihm vertrauen, er meint es gut.
Auf wen werdet ihr hören? Lasst uns nicht schwerhörig sein, lasst uns dafür jetzt beten.
Vater, wir beten, dass du uns die Ohren gibst, die auf deine Weisheit zuhören. Herr, bitte hilf uns, nicht schwerhörig zu sein, nicht hartherzig zu sein. Herr, bitte hilf uns auch zu verstehen, warum diese Ethik, warum diese Weisheit, die du uns hier geben wirst, gut ist und schön ist. Herr, wenn wir das noch nicht verstanden haben, bitte hilf uns, danach zu streben, dass wir noch einmal diese Stelle lesen, dass wir das zu Herzen nehmen, dass wir den Sinn für die Sexualität verstehen und darin sehen, dass du wirklich ein guter Gott bist.
Herr, ich bitte dich auch für unsere Teenager, die es heute besonders schwer haben, für die jüngeren Erwachsenen, für die Singles auch, aber auch für die Ehepaare, Herr, dass sie lernen, mehr und mehr ihre Gegenüber zu schätzen, attraktiv zu finden, dass sie die Ehe wirklich genießen können. Herr, es ist heutzutage so angefochten, dieses ganze Thema.
Wir beten um deine Gnade und deinen Beistand. In Jesu Namen, Amen.