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26.01.2020

Dank und Vertrauen auf Gottes Wort

Himmlischer Vater, wir wollen dir danken, dass wir in aller Freiheit auf dein Wort hören dürfen. Danke, dass du verheißen hast, dass du da bist, wo zwei oder drei sich in deinem Namen versammeln.

Wir wollen dir danken, dass dein Wort lebendig und kräftig ist und in unser Leben hineinspricht. Wir bitten dich, dass dein Wort uns heute mit Trost zurüstet, im Wissen darum, dass du der allmächtige Gott bist, der alles gut führen wird.

Ich möchte beten, dass dein Wort uns ermutigt, weise zu handeln. Dabei vertrauen wir darauf, dass wir eines Tages Rechenschaft geben müssen – für jedes Wort, für jede Tat vor dir.

So gebrauche diese Zeit des Hörens auf dein Wort, um deine Gemeinde zuzurüsten. Hilf uns, immer mehr so zu sein und zu leben, wie es dir gefällt. Amen!

Illusion der Kontrolle und die Realität des Lebens

Hast du alles im Griff? Paschow!

Wir Menschen neigen manchmal dazu, uns der Illusion hinzugeben, alles im Griff zu haben. Besonders bemerkenswert finde ich das in der aktuellen Umweltschutzdiskussion. Dort geben wir mit tiefster Überzeugung Zukunftsprognosen ab und berechnen genau, was passieren wird. Zum Beispiel, was passiert, wenn wir das weltweite Flugvolumen um 30 Prozent senken oder wenn Autos 20 Prozent weniger CO2 ausstoßen. Wir meinen, all das so genau zu wissen.

Doch dann brennen Wälder in Australien oder ein Vulkan bricht aus – und alle Prognosen sind plötzlich nichts mehr wert.

Dieses Phänomen zeigt sich nicht nur bei solchen globalen Ereignissen, sondern auch ganz praktisch in unserem eigenen Leben. Wir machen Pläne, zum Beispiel für das, was wir tun wollen, wenn wir endlich das Renteneintrittsalter erreichen. Mit Hilfe von Finanzberatern rechnen wir bis auf den letzten Cent aus, wie viel wir ansparen müssen, um unsere Pläne verwirklichen zu können.

Doch dann bricht der Aktienmarkt ein oder wir erhalten eine ärztliche Prognose – und all die tollen Pläne sind Makulatur.

Manche Menschen reagieren darauf fatalistisch. Sie denken, wenn wir sowieso nichts im Griff haben, dann ist es egal, was wir tun – weder im Hinblick auf den Umweltschutz noch auf unsere Zukunft und Planungen. Sie leben nach dem Motto: „Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot“ – oder übermorgen, aber auf jeden Fall irgendwann.

Ich glaube, wir alle kennen dieses Spannungsfeld: Auf der einen Seite ein unrealistisches Vertrauen darauf, dass wir alles kontrollieren und im Griff haben. Auf der anderen Seite das fatalistische Denken, dass wir nichts im Griff haben und es sowieso egal ist.

Gottes souveräner Wille als Trost und Ermutigung

Unser heutiger Bibeltext hilft uns zu verstehen, dass beide Denkansätze falsch sind. Denn es gibt einen, der alles im Griff hat. Nichts und niemand, kein Aktiencrash, kein Vulkanausbruch und auch sonst nichts kann ihn daran hindern, seinen souveränen Willen auszuführen.

Gleichzeitig zeigt uns unser Text, dass unsere Entscheidungen und Handlungen echte Konsequenzen haben. Deshalb sollte dieser Text, den wir heute betrachten, für uns Trost und Ermutigung zugleich sein.

Trost im Wissen darum, dass es einen gibt, der alles im Griff hat. Es ist nicht alles dem Chaos oder der Beliebigkeit überlassen. Und Ermutigung, verantwortungsbewusst zu leben, im Bewusstsein, dass wir eines Tages Rechenschaft geben müssen für jede Tat.

Rückblick und Einführung in die Predigtreihe

Wir kehren mit der heutigen Predigt zurück zum ersten Buch Mose. Dort haben wir in den letzten Jahren bereits zwei Predigtserien durchgeführt.

Im Jahr 2016 haben wir uns die ersten elf Kapitel angeschaut. Diese behandeln die Entstehungsgeschichte und die Frühgeschichte der Menschheit. Im Jahr 2018 widmeten wir uns dann den Kapiteln zwölf bis Anfang Kapitel fünfundzwanzig und betrachteten das Leben von Abraham.

In dieser zweiten Predigtserie haben wir gesehen, wie Gott Abraham erwählte und ihm gleich zu Beginn eine große Verheißung gab. Ich lese das noch einmal vor, weil es wichtig ist für den Fortgang der gesamten Bibel. Gott sagte zu Abraham: „Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Ich will dich zum großen Volk machen, dich segnen und dir einen großen Namen geben, sodass du ein Segen sein wirst. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen. In dir sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden.“

Alles sollte also damit beginnen, dass aus Abraham ein großes Volk entstehen sollte. Doch es gab ein Problem: Abrahams Frau Sarah war unfruchtbar. Schließlich hatten Abraham und Sarah den Gedanken, Gott vielleicht ein wenig nachhelfen zu können. Sarah gab Abraham ihre Magd, damit er mit ihr schlafen sollte und so vielleicht Nachkommen zeugen könnte.

Und tatsächlich: Hagar wurde schwanger und brachte Ismael zur Welt. Aber der Herr machte deutlich, dass er solche Hilfe nicht braucht, um seinen Plan auszuführen. Er sagte klar: Nein, Sarah wird schwanger werden. Und so wurde sie im hohen Alter von neunzig Jahren, entgegen aller menschlichen Logik, schwanger und brachte Isaak zur Welt – den Sohn der Verheißung.

Irgendwann ist Abraham gestorben. Beide Söhne begruben ihn. Im letzten Vers der letzten Predigtserie im ersten Buch Mose lesen wir: „Und nach dem Tode Abrahams segnete Gott Isaak, seinen Sohn, und er wohnte bei dem Brunnen des Lebendigen, der mich sieht.“

Also segnete Gott nach dem Tod Abrahams Isaak, den Sohn der Verheißung.

Übergang zu Jakob und Überblick über den Predigtext

Und heute kommen wir nun zu dem Vers direkt danach. Wir machen da weiter, wo wir vor gut anderthalb Jahren aufgehört haben, und wollen uns nun in einem nächsten Abschnitt die Mittelkapitel des ersten Buchs Mose anschauen. In diesen Kapiteln geht es ganz zentral um Jakob, den Sohn Isaaks und Enkelsohn Abrahams.

Deshalb haben wir die Predigtserie mit dem Titel „Jakob“ überschrieben. Ihr habt vielleicht schon diese Predigthertchen gesehen, damit ihr euch darauf vorbereiten könnt, was Sonntag für Sonntag hier in den nächsten elf Wochen gepredigt wird.

Heute kommen wir zu den Versen zwölf bis vierunddreißig, also dem ganzen Rest von Kapitel 25. In diesem Abschnitt sehen wir, dass unser Herr und Gott nach seinem souveränen Willen handelt. Sein Wille geschieht.

Wenn ich hier vom souveränen Willen rede, dann tue ich das ganz bewusst in Abgrenzung zu seinem allgemeinen oder ethischen Willen. Zum Beispiel will Gott, dass wir die Gebote halten. Er will das, aber er tut es nicht für uns. Wir können wählen, ob wir es tun oder nicht.

Der souveräne Wille Gottes ist anders. Vielleicht gebe ich einfach mal ein Beispiel: Wenn ich in meinem allgemeinen Willen zu meinem Kind sage: „Komm mal her!“, dann guckt es vielleicht, und vielleicht kommt es, vielleicht auch nicht. Aber wenn ich mit meinem souveränen Willen will, dass mein Kind zu mir kommt, dann gehe ich hin, nehme es auf den Arm und bringe es her. Ihr seht den Unterschied.

Um diesen Willen geht es in unserem Predigttext: den souveränen Willen Gottes. Wir wollen konkret in vier Abschnitten sehen, dass Gottes souveräner Wille geschieht. Erstens durch ganz normale menschliche Handlungen. Zweitens sehen wir, dass Gottes souveräner Wille geschieht als Antwort auf Gebet. Drittens geschieht Gottes souveräner Wille in der Erwählung von Menschen. Und viertens geschieht Gottes souveräner Wille durch echte menschliche Entscheidungen, die echte Konsequenzen haben.

Ich möchte euch einladen, in den Bibeln, die ausliegen, 1. Mose 25 aufzuschlagen. Heute ist der Predigttext zu lang, und das wird auch in den nächsten Wochen so sein. Die Predigttexte sind alle sehr lang, sodass wir sie nicht ins Gottesdienstblatt drucken. Dann bliebe nämlich kein Platz mehr für Notizen. Das ist auch ein Sinn dieser Blätter: dass man ruhig etwas reinschreibt, sich ein paar Gedanken zu den Predigten mitschreibt. Deshalb haben wir nur einzelne Verse herausgepickt.

Ich lese uns aber den ganzen Text vor, und wir wollen zuerst sehen, dass Gottes souveräner Wille geschieht durch ganz normale menschliche Handlungen.

Gottes Wille in ganz normalen menschlichen Handlungen

Damit kommen wir zu den Versen zwölf bis achtzehn. Es ist in gewisser Weise ein kurzer Einschub, in dem wir sehen, was eigentlich aus Ismael wird, bevor es mit dem Sohn der Verheißung weitergeht.

Ich lese uns diese Verse vor:

Dies ist das Geschlecht Ismaels, des Sohnes Abrahams, den ihm Hagar gebar, die Magd Saras aus Ägypten. Und dies sind die Namen der Söhne Ismaels, nach denen ihre Geschlechter genannt sind: der erstgeborene Sohn Ismaels, Nebajot, dann Keder, Adbil, Mipsam, Mischma, Duma, Massa, Hadad, Tema, Jetur, Nafisch und Kedma.

Das sind die Söhne Ismaels mit ihren Namen, nach ihren Gehöften und Zeltdörfern, zwölf Fürsten nach ihren Stämmen. Und das ist das Alter Ismaels: 137 Jahre. Er verschied und starb und wurde versammelt zu seinen Vätern. Sie wohnten von Havila an bis nach Schur, östlich von Ägypten, bis nach Assyrien hin. So ließ er sich nieder, allen seinen Brüdern zum Trotz.

Ich gebe zu, das ist relativ unspektakulär. Doch sehen wir hier, wie diese scheinbar ganz normale Nachkommenschaft Ismaels wirklich Gottes Willen entfaltet.

Obwohl der Herr von Anfang an klargemacht hatte, dass Ismael nicht der verheißene Erbe ist, nicht der Erbe der Verheißung, hatte er der Magd Hagar immer wieder gesagt, dass es sein Wille ist, dass Ismael eine große Nachkommenschaft haben sollte.

Schon vor der Geburt Ismaels, in 1. Mose 16, Vers 10, hatte Gott Hagar gesagt: „Ich will deine Nachkommen so mehren, dass sie der großen Menge wegen nicht gezählt werden.“ Später sagte er noch einmal: „Ich will Ismael zum großen Volk machen.“

Abraham hatte zwischendurch nach der Geburt Ismaels noch einmal versucht, mit Gott zu verhandeln und gefragt: „Kann das nicht einfach der Sohn der Verheißung sein?“ Doch Gott antwortete: „Nein, das ist nicht mein Wille. Mein Wille ist, dass der Sohn der Sarah der Nachkomme der Verheißung ist. Aber auch mit Ismael habe ich etwas vor.“

So heißt es in 1. Mose 17, Vers 20: „Siehe, ich habe ihn gesegnet und will ihn fruchtbar machen, über alle Maßen und über alle Maßen mehren. Zwölf Fürsten wird er erzeugen, und ich will ihn zum großen Volk machen.“

Hier in unserem Text lesen wir nun von diesen zwölf Fürsten, von diesen vielen Nachkommen. Wir sehen also diese scheinbar ganz normalen menschlichen Handlungen: Da werden einfach Kinder gezeugt, es ist eine ganz normale Geschichte. Doch es entfaltet sich Gottes souveräner Wille.

Das ist das Erste, was wir hier sehen: In den ganz normalen menschlichen Handlungen wirkt Gott nach seinem Willen.

Gottes Wille geschieht in Antwort auf Gebet

Das bringt uns zu Vers 19. Hier beginnt nun wirklich der Abschnitt, der uns in den nächsten Wochen beschäftigen wird. Im ersten Buch Mose sind solche Abschnitte immer überschrieben mit „Dies ist das Geschlecht“ und dann folgt ein Name, dem mehrere Kapitel gewidmet sind. Ismael ist die einzige Ausnahme, bei der nur wenige Verse stehen.

Vers 19: Wir sehen, dass Gottes souveräner Wille in Antwort auf Gebet geschieht. Ich lese die Verse 19 bis 21 vor:

„Dies ist das Geschlecht Isaaks, des Sohnes Abrahams. Abraham zeugte Isaak. Isaak aber war vierzig Jahre alt, als er Rebekka zur Frau nahm, die Tochter Betuels des Aramäers aus Mesopotamien, die Schwester des Aramäers Laban. Isaak aber bat den Herrn für seine Frau, denn sie war unfruchtbar, und der Herr ließ sich erbitten, und Rebekka, seine Frau, ward schwanger.“

Wir haben bereits bedacht, dass der Herr verheißen hatte, dass aus Abraham ein großes Volk entstehen sollte. Die Unfruchtbarkeit Sarahs schien diesem Plan zunächst im Wege zu stehen. Doch Gott wirkte, und Sarah gebar einen Sohn.

In der nächsten Generation begegnet uns dasselbe Problem. Isaak findet eine Frau auf wunderbare Weise. Wir haben in der letzten Predigtreihe darüber nachgedacht, wie in 1. Mose 24 beschrieben wird, wie diese Frau gefunden, zu Isaak gebracht wird und wie es Liebe auf den ersten Blick ist.

In Vers 20 heißt es: Isaak war vierzig Jahre alt, als er Rebekka zur Frau nahm. Die beiden frisch Verheirateten freuten sich sicherlich darauf, wie es sein würde, wenn zwischen den Zelten die Kleinkinder herumlaufen und der Sohn der Verheißung kommen würde.

Doch Rebekka wurde nicht schwanger. Sie mussten erkennen, dass all ihre großen Pläne und Hoffnungen nicht in Erfüllung gingen. Es kam alles ganz anders. Das war sicher ein tiefes, persönliches Leid. Ich weiß, dass manche hier das ganz persönlich nachempfinden können.

Das warf große Fragen hinsichtlich der Verheißung Gottes auf. Würde neben dem Willen des jungen Ehepaares auch der Wille Gottes durch Rebeckas Unfruchtbarkeit aus der Bahn geworfen werden?

Im Vers 21 lesen wir, dass Isaak nicht einfach kapitulierte oder nur klagte. Er betete. Dabei sollten wir nicht übersehen, dass das, was hier so kurz und knapp steht – „er betet“ – ein langjähriges Ringen mit Gott beschreibt.

Wir haben gesehen, dass Isaak zur Zeit der Heirat vierzig Jahre alt war. Aus Vers 26 wissen wir, dass es noch zwanzig Jahre dauern würde, bis Rebekka endlich einen Sohn bekam. Zwanzig lange Jahre des Wartens, Hoffens, der Enttäuschungen und des Gebets.

Dabei betete Isaak im Bewusstsein dessen, was der Herr verheißen hatte. Das heißt, das Wissen um Gottes Verheißung, das Wissen um Gottes Allmacht und auch das Wissen um die eigene Begrenztheit führten nicht dazu, dass Isaak sagte: „Was kommt, das kommt.“ Stattdessen faltete er seine Hände, rang mit Gott und drang auf ihn ein.

Wir sehen, dass Gott dieses Gebet erhört und Rebekka schwanger wird. So zeigt sich hier, dass Gottes souveräner Wille in Antwort auf Gebet geschieht. Der Text macht das ganz deutlich: in Antwort auf Gebet.

Es wird mir immer wieder die Frage gestellt, ob Gebet wirklich etwas ändert. Ob Gebet nicht vor allem uns Beter verändert. Ob Gott wirklich Gebet erhört und auf Gebet reagiert.

Ich glaube, was wir hier sehen, ist, dass gerade wenn wir uns Gott zuwenden, wir oft klarer erkennen, was sein guter Wille ist. Im Gebet machen wir uns mehr und mehr eins mit seinem Willen, geben uns ganz in seinen Willen hinein, dringen auf ihn ein und bitten ihn.

Dann dürfen wir oft erleben, dass Gott gerade unser Beten gebrauchen will, um Gutes zu tun. Manchmal braucht es vielleicht einfach das Gebet, damit wir Gott näherkommen. Manchmal lässt Gott Zeiten des Wartens und der Not zu, damit wir erkennen, dass wir nicht alles im Griff haben.

So fliehen wir im Gebet zu dem, der allein alles tun kann. Isaak betet, der Herr erhört sein Gebet und schenkt, dass Rebekka schwanger wird.

Gottes Wille zeigt sich in der Erwählung von Menschen

Das bringt uns zum dritten Punkt dieser Predigt. Ab Vers 22 sehen wir, dass Gottes souveräner Wille auch in der Erwählung von Menschen wirkt. Ich lese uns die Verse 22 bis 28 vor:

„Und die Kinder stießen sich miteinander in ihrem Leib. Da sprach sie: ‚Wenn mir es so gehen soll, warum bin ich schwanger geworden?‘ Und sie gingen hin, den Herrn zu befragen. Und der Herr sprach zu ihr: ‚Zwei Völker sind in deinem Leibe, und zweierlei Volk wird sich scheiden aus deinem Leibe, und ein Volk wird dem anderen überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.‘ Als nun die Zeit kam, dass sie gebären sollte, siehe, da waren Zwillinge in ihrem Leib. Der Erste, der herauskam, war rötlich, ganz rau, wie ein Fell, und sie nannten ihn Esau. Danach kam heraus sein Bruder, der hielt mit seiner Hand die Ferse des Esau, und sie nannten ihn Jakob. Sechzig Jahre alt war Isaak, als sie geboren wurden. Und als nun die Knaben groß wurden, wurde Esau ein Jäger und streifte auf dem Feld umher. Jakob aber war ein gesitteter Mann und blieb bei den Zelten. Isaak hatte Esau lieb und aß gern von seinem Wildbret, Rebekka aber hatte Jakob lieb.“

Wir sehen hier von Anfang an, dass es kein gewöhnliches Zwillingspaar ist. Die beiden Söhne ringen schon im Mutterleib miteinander. Als der Erste geboren wird, hat man den Eindruck, der andere will ihn wieder zurückziehen und sagen: „Ich will als Erster raus!“

Doch Gott macht deutlich, schon vor der Geburt, dass der Jüngere derjenige sein wird, auf den der Segen übergeht. Der Ältere wird dem Jüngeren dienen. Im weiteren Verlauf erkennen wir, dass die beiden Söhne tatsächlich sehr unterschiedlich sind. Beide Elternteile haben ein Lieblingskind. Das kommt vor.

Isaak mag den etwas rustikaleren Esau, einen richtigen Kerl. Jeder Vater wäre stolz auf so einen Jungen. Rebekka liebt Jakob, einen Schöngeistigen, gesittet, häuslich – ganz anders als sein draufgängerischer Bruder. Das kann man vielleicht nachvollziehen. Es ist nicht empfehlenswert, dass Eltern ein Lieblingskind haben, aber es kommt vor.

Wir sehen, dass die Eltern ihre besondere Liebe jeweils auf einen Sohn richten, basierend auf dessen Charakter, Wesen und Lebensweise. Doch Gottes Wahl des Jüngeren ist nicht beeinflusst durch das, was Jakob isst oder tut. Gottes Wahl ist vollkommen frei. Sie erfolgte vor der Geburt der beiden. Sie ist Ausdruck seiner bedingungslosen Erwählung.

Genau das haben wir im Abschnitt aus Römer 9 gehört, den Max uns vorhin vorgelesen hat. Ich zitiere noch einmal die Verse 11 und 12:

„Ehe die Kinder geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten, da wurde, damit der Ratschluss Gottes bestehen bliebe und seine freie Wahl nicht aus Verdienst der Werke, sondern durch die Gnade des Berufenden, zu ihr gesagt: ‚Der Ältere soll dienstbar werden dem Jüngeren.‘“

Wir müssen festhalten: Auch in Bezug auf die Erwählung von Menschen geschieht Gottes souveräner Wille. Er ist frei.

Gleichzeitig ist mir völlig klar, dass sich viele Menschen schwer tun mit der Lehre von Gottes souveräner Gnadenwahl. Sie haben Schwierigkeiten mit dem Gedanken an Erwählung und Vorherbestimmung.

Manche Christen meinen, Gott müsste handeln wie Rebekka oder Isaak, um gerecht zu sein. Er müsste etwas in denen finden, die er wählt, was er in den anderen nicht findet. Deshalb erwählt er sie nicht. Doch das wäre schrecklich.

Denn wenn Gott etwas finden müsste, das ihn dazu motiviert, dich zu retten, gäbe es keine Hoffnung. Beruht nicht unsere Hoffnung auf Rettung von Anfang bis Ende darauf, dass Gott trotz allem rettet? Sind wir nicht abhängig von seiner freien Gnade?

Der Herr hatte Abraham nicht erwählt, weil Abraham so toll war, sondern trotz all seiner Dummheiten, Lügen und falschen Taten. Gott erwählt hier Jakob nicht, weil Jakob so toll ist – er ist ein Betrüger. Später würde er David erwählen, der sowohl das Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ als auch das Gebot „Du sollst nicht töten“ in eklatanter Weise missachtet hat.

Wenn du heute als Christ hier sitzt, dann hat Gott auch dich erwählt – trotz der Sünde, die du vielleicht gestern erst wieder begangen hast. Preist den Herrn für seine freie Gnadenwahl!

Manche Kritiker der Erwählungslehre meinen, dass wir dann keine echten Entscheidungen mehr treffen und auch nicht von Gott zur Rechenschaft gezogen werden können. Doch das ist nicht die Lehre der Bibel.

Wir haben bereits gesehen, wie diese beiden Dinge zusammengehören: Gottes souveräner Wille geschieht gerade auch durch echte menschliche Handlungen. In der Familiengeschichte von Ismael wurde das ganz deutlich.

Wir haben gesehen, wie Gottes souveräner Wille durch wirkliches Gebet in Antwort auf menschliches Gebet geschieht. Im abschließenden Abschnitt werden wir sehen, wie Gottes souveräner Wille durch echte Entscheidungen geschieht, die echte Konsequenzen haben.

Konsequenzen menschlicher Entscheidungen am Beispiel von Jakob und Esau

Das bringt uns zum vierten Punkt dieser Predigt. Ich lese uns die Verse 29 bis 34 vor:

Jakob kochte ein Gericht. Da kam Esau vom Feld, war müde und sprach zu Jakob: „Lass mich essen von dem roten Gericht, denn ich bin müde.“ Deshalb wird er auch Edom genannt.

Aber Jakob antwortete: „Verkaufe mir heute deine Erstgeburt.“ Esau erwiderte: „Siehe, ich muss doch sterben, was nützt mir die Erstgeburt?“ Jakob sagte: „So schwöre mir zuvor.“ Und Esau schwor ihm und verkaufte Jakob so seine Erstgeburt.

Dann gab ihm Jakob Brot und das Linsengericht. Esau aß und trank, stand auf und ging davon. So verachtete Esau seine Erstgeburt.

Das begann schon im Mutterleib, als die beiden Jungen einander stießen und Jakob Esau an die Ferse griff. Diese Unterschiedlichkeit, die auch nach der Geburt beschrieben wird, setzt sich hier fort.

Wir sehen, dass Esau der Draufgänger ist. Er ist draußen unterwegs, verausgabt sich. Jakob hingegen steht zuhause in der Küche und kocht – ein leckeres Linsengericht.

Esau wird von Emotionen und seinen Trieben getrieben. Er handelt ohne lange Überlegung, spontan. Für ihn zählt nur das Hier und Jetzt, das, was vor Augen ist.

Jakob dagegen ist kühl und berechnend. Er nutzt die Schwäche seines Bruders zu seinem Vorteil, wohlüberlegt und eiskalt.

Hoffentlich ist uns klar: Beides ist nicht gut. Doch unser Text fokussiert sich vor allem auf das Fehlverhalten von Esau. Er macht deutlich, dass Esau das, was wirklich zählt, verachtet.

Wie triebgesteuert und unbedacht Esau handelt, wird in anderen Übersetzungen noch deutlicher. Tatsächlich ist die Luther-Übersetzung hier relativ freundlich, da sie das Hebräische in etwas feinerer Sprache wiedergibt.

Hilfreicher und eigentlich besser ist die neue evangelistische Übersetzung an dieser Stelle. Dort heißt es in Vers 30: „Lass mich doch schnell etwas von dem Roten da hinunterschlingen“, rief Esau, „ich bin ganz erschöpft.“ Das drückt die krasse Sprache aus, typisch für Esau.

Jakob sagt: „Ja, verkauf mir mal dein Erstgeburtsrecht dafür.“ Jeder, der ein wenig nachdenkt, fragt sich: „Hast du denn alle Tassen im Schrank? Für ein paar Linsen?“

Doch Esau handelt völlig unüberlegt und unbedacht: „Ich sterbe vor Hunger, was nützt mir das Erstgeburtsrecht?“ So handelt er, ohne nachzudenken – und das hat ernste Konsequenzen.

Menschliche Handlungen haben Konsequenzen. Das lehrt die Bibel in aller Klarheit.

Interessanterweise gibt es eine andere Stelle im Neuen Testament, die Jakob und Esau aufgreift. Im Römer 9 finden wir, basierend auf der Geschichte von Jakob und Esau, sehr klar die biblische Erwählungslehre.

Im Hebräerbrief, Kapitel 12 ab Vers 16, gibt es eine Warnung, dass unsere Handlungen echte Konsequenzen haben – basierend auf dem, was Esau getan hat.

Dort heißt es: „Seht darauf, dass nicht jemand sei ein Abtrünniger oder Gottloser wie Esau, der um der einen Speise willen seine Erstgeburt verkaufte.“

Diese Warnung müssen wir hören. Deine Entscheidungen haben echte Konsequenzen.

Lerne von Esau, deine Triebe zu kontrollieren und nicht schnell und unüberlegt nach dem roten Zeug zu greifen.

So wie Esau damals sind auch wir heute geprägt durch das, was vor Augen ist. Wir handeln oft nach dem, wonach unsere Triebe und unsere Lust verlangen.

Unser „rotes Zeug“ ist sicher kein Linsengericht nach einem langen Arbeitstag, aber rotes Zeug gibt es zur Genüge.

Ich weiß nicht, was dein rotes Zeug ist, nach dem du geneigt bist, blind, vorschnell und unüberlegt zu greifen.

Vielleicht Alkohol oder Drogen, vielleicht pornografische Bilder oder Filme, vielleicht ausserehelicher Sex, vielleicht die Gier nach Geld, Wohlstand oder Luxus – Kost ist, was es wolle.

Dieses rote Zeug ist überall und es funktioniert immer auf die gleiche Weise: Es appelliert an das, was wir sehen können.

Wir sehen das rote Zeug, es spricht unsere Triebe an, und wir greifen danach.

Deshalb ist es so wichtig, dass wir Christen lernen, nicht so viel mit den Augen zu sehen, sondern mehr mit den Ohren und mit dem Herzen.

Das ist der Grund, warum das Predigen von Gottes Wort nie aus der Mode kommen wird.

Streng genommen war es nie in der Mode, denn wir leben immer im visuellen Zeitalter. Sehen funktioniert bei den meisten Menschen besser als Hören.

Aber wir müssen uns umtrainieren. Wir müssen lernen, weniger nach dem zu greifen, was vor Augen ist.

Wir müssen lernen, über das hinauszusehen, was wir mit den Augen wahrnehmen können.

Genau das tat Esau nicht. Er verachtete die Erstgeburt, er verachtete den wirklichen Segen Gottes.

Er verachtete das, was wirklich zählt und wirklich Wert hat – für den kurzfristigen Lustgewinn eines Linsengerichts.

Verantwortung und Gnade im Glauben

Ihr Lieben, ich hoffe, wir erkennen, dass menschliche Handlungen echte Konsequenzen haben. Zugleich sehen wir, dass durch die echte Entscheidung, die Esau hier trifft, durch die Handlungen, die er vollzieht, und auch durch Jakob, Gott letztendlich so wirkt, dass sein souveräner Wille geschieht.

Das Erstgeburtsrecht galt von Anfang an Jakob. Durch Jakob sollte der Segen Gottes weitergegeben werden. Durch Jakob sollte letztendlich die Nachkommenschaft fortgesetzt werden – bis hin zu dem Nachkommen, auf den alles hinsteuert, dem Nachkommen, auf den alle gehofft und gewartet haben. Diesen Nachkommen kennen wir heute als Jesus Christus.

Kinder Abrahams sind nicht einfach nur diejenigen, die physisch von Abraham abstammen, sondern alle, die auf den vertrauen, der der eine wahre Erbe ist. Kinder Abrahams sind wir, die wir Glauben an Jesus Christus haben.

Manche Christen fragen sich, wie Gottes Souveränität und menschliche Verantwortung zusammengehen. Ich will deutlich sagen: Alle Erklärungsversuche hinken, ich habe keinen guten. Letztlich tun wir gut daran, einfach anzuerkennen, dass die Bibel beides klar und deutlich lehrt. Das gilt besonders im Hinblick auf unsere Errettung.

Wir tun gut daran anzuerkennen, dass, wenn wir auf Jesus Christus als unseren Retter und Herrn vertrauen, das letztendlich daran liegt, dass der Herr uns erwählt hat. Er hat uns aus seiner freien Gnade die Augen geöffnet, so dass wir geistlich sehen konnten. Er hat uns die Ohren geöffnet, damit wir geistliche Wahrheiten vernehmen konnten. Er hat uns das Herz geöffnet, so dass wir auf das achten konnten, was er zu sagen hat.

Er hat uns wiedergeboren, als wir noch tot waren in unseren Sünden und Übertretungen. Es ist allein Gottes Werk, ihm gebührt alle Ehre. Da ist kein Raum für Stolz. Preist den Herrn!

Ich danke meinem Gott, dass ich sein Kind sein darf. Und ich weiß: Aller Dank und alle Ehre gebührt ihm. Manchmal staune ich darüber, weil ich weiß, da war nichts in Matthias, da ist immer noch nichts in Matthias, was Gott dazu veranlassen würde zu sagen: „Oh, den will ich gerne haben, und nicht den anderen.“

Aber – und das ist wichtig – zugleich muss dir klar sein: Wenn du den Ruf zum Glauben hörst, bist du für deine Antwort auf diesen Ruf vor Gott verantwortlich. Genauso bist du für alles verantwortlich, was du tust.

Wenn du dich heute fragst: Bin ich erwählt wie Jakob? Dann frage ich dich: Erkennst du an, dass Jesus Christus der Retter ist, den du brauchst? Verstehst du, dass du genauso wie Jakob und Esau nicht perfekt bist, dass du ein Sünder bist, der eigentlich keinen Grund hat, vom heiligen Gott gerettet zu werden?

Erkennst du an, dass du einen Retter brauchst, der dich allein aus Gnade rettet, aus seiner freien Gnadenwahl? Erkennst du, dass Jesus der verheißene Retter ist?

Nur wenn du auf Jesus vertraust, nur wenn du dich entscheidest, auf Jesus zu vertrauen und ihn als Herrn deines Lebens anzunehmen, bist du gerettet. Nur dann bist du erwählt. Wenn du das bisher noch nicht tust, möchte ich dir heute zurufen: Sei nicht wie Esau! Sei nicht wie Esau, der verachtet hat, was wirklich zählt.

Bedenke, dass deine Entscheidung auf den Ruf zum Glauben echte Konsequenzen hat. Wenn du heute seine Stimme hörst, dann wende dich ihm zu. Flieh zu ihm, bitte ihn, dich als sein Kind anzunehmen, und vertraue darauf, dass dieses Gebet erhört wird.

Letztendlich offenbaren unsere Taten und Entscheidungen, wer der Herr unseres Lebens ist. Deshalb möchte ich dich ermutigen: Ordne deine Prioritäten! Strebe nicht nach dem Roten, sondern nach dem, was wirklich Wert hat.

Hab Acht, dass du nicht für das lebst, was vor Augen steht, und wonach dich deine Triebe reißen. Erachte das als besser, was du heute noch nicht sehen kannst, aber was dir verheißen ist.

Sicherheit in Gottes Gnade und Plan

Zugleich möchte ich dir, lieben Christen, sagen: Du musst nicht in beständiger Angst leben. Nicht in der Angst, dass deine falsche Entscheidung oder deine Sünde dich plötzlich von Gott losreißen kann.

Wenn er dich aufgrund seiner freien Gnadenwahl erwählt hat und dir echten Glauben geschenkt hat, wenn du ihn wirklich als deinen Retter und Herrn kennst, dann darfst du wissen: Er bringt dich sicher ans Ziel. Denn er führt seinen guten Plan stets aus. Er tut, was er sich vorgenommen hat, und niemand kann ihn daran hindern.

Er hat die Welt erschaffen, und der Sündenfall war für ihn keine Überraschung. Nein, schon vor Grundlegung der Welt hatte er bestimmt, dass er in Jesus Christus in diese Welt kommen würde, um sie aus dem Sündenfall, der erst noch geschehen sollte, zu erretten.

So kam er in Jesus Christus in diese Welt und lebte hier unter den Menschen. Und da dachten manche Menschen böse und sagten: „Den Plan Gottes werden wir mal schön durcheinanderbringen, wir nageln ihn einfach ans Kreuz.“ Die Bibel macht ganz deutlich, dass die Menschen, die das taten, für ihre böse Sünde verantwortlich sind. Gleichzeitig geschah durch sie der gute, souveräne Wille Gottes.

Jesus starb für deine und meine Sünden. Er hat verheißen – und es ist ein souveräner Plan, den er ausführen wird –, dass dieser Jesus eines Tages wiederkommen wird. Dann werden alle, die Gott sich erwählt hat, zum Lobpreis seiner Herrlichkeit mit ihm in die Herrlichkeit einziehen. Er wird keines seiner Schafe verlieren.

Bete, dass du darin Frieden für deine Seele findest. Ich bete mit dir.

Schlussgebet und Bekenntnis

Himmlischer Vater, danke, dass deine freie Gnadenwahl feststeht. Danke, dass du ein Gott bist, der einen guten Plan von Anfang bis Ende ausführt. Und danke, dass heute hier so viele sitzen, die bezeugen können, dass du in deiner großen Gnade, in deiner Liebe und Barmherzigkeit uns, die wir einst tot waren in unseren Sünden und Übertretungen, lebendig gemacht hast.

Deine Gnade ist es, damit wir uns nicht selbst rühmen, sondern dich dafür preisen. Herr, vergib uns, dass wir uns viel zu oft für etwas Besonderes halten und denken, wir hätten es verdient. Wir glauben, wir hätten irgendetwas getan, das dich dazu veranlasst hat, uns Glauben zu schenken. Oder wir meinen, wir hätten eine gute, kluge Entscheidung getroffen, die andere nicht getroffen haben.

Danke, dass du derjenige bist, der es getan hat, denn wir hätten es im Tod, im geistlichen Tod, niemals getan. Zugleich danken wir dir, dass du uns die Möglichkeit gibst, echte Entscheidungen zu treffen. Herr, wir bekennen dir, dass wir in unserem Verstand nicht zusammenbringen können, wie diese beiden Dinge funktionieren. Aber wir sind froh und dankbar, dass wir das in deinem Wort lesen dürfen.

So bitten wir dich um Vergebung, wo wir gegen deinen Willen gehandelt haben, gegen deinen allgemeinen ethischen Willen, den du uns in den Geboten offenbart hast. Herr, wir danken dir, dass wir trotz allem vor dir bestehen können als deine Kinder, wenn wir Jesus Christus als unseren Retter und Herrn haben. Denn er ist für unsere Sünden gestorben.

Preis sei dir dafür, o Gnade Gottes wunderbar! Amen. Lass uns das miteinander bekennen, lass uns aufstehen.