Wir sind am Ende einer Reihe angekommen, die sich mit Frauen beschäftigt.
Als ich das heutige Thema vorbereitet habe, dachte ich mir: Eigentlich schade. Schade deshalb, weil es noch so unglaublich viele interessante Frauen in der Bibel gibt. Innerlich habe ich mir vorgenommen, das irgendwann mal fortzusetzen. Das kommt wieder.
Also, wenn ihr irgendwann mal wieder ein Plakat draußen seht mit einer Frau darauf und denkt: „Was ist denn das?“, und dann steht da „Frauenpower“ – dann wisst ihr Bescheid.
Ich habe einfach mal kurz verschiedene Frauen durchgegangen, und mir sind einige eingefallen, über die man eigentlich noch mal reden müsste.
Da ist zum Beispiel Sarah, eine Frau, die wie kaum eine andere ihr Vertrauen auf Gott setzt – auch in Situationen, in denen ihr Mann eigentlich nur Murks macht. Oder Aksa. Aksa ist nicht ganz so bekannt, aber sie ist die Frau, die ihrem Vater eine ordentliche Mitgift aus dem Kreuz leiert, als dieser sie mit ein paar öden Landstrichen abspeisen möchte.
Die Königin von Saba finde ich ebenfalls total interessant, weil sie Weisheit schätzt. Sie macht sich auf den Weg – hunderte von Kilometern, von der südlichen Spitze ihres Landes bis hinauf – nur um Weisheit kennenzulernen.
So könnte man weitermachen. Da gibt es eine Maria, nicht die, über die wir gesprochen haben, sondern eine andere Maria. Sie stand in dem Zwiespalt: Soll ich Jesus zuhören oder soll ich mich als gute Gastgeberin erweisen? Für manche eine Frau, die wirklich im Zwiespalt stand. Sie setzte sich hin und hörte Jesus zu.
Oder Johanna – ich weiß nicht, ob ihr die Predigt über Johanna gehört habt. Sie war eine Frau, die man heute als Geldgeberin einer Bibelschule bezeichnen würde. Sie gehörte zu den Geldgeberinnen von Jesus.
Tabitha ist auch so eine Frau, über die man sich mal Zeit nehmen müsste. Sie kümmerte sich um arme Leute in einem solchen Maß, dass, als sie starb und Petrus gerade vorbeikam, alle Leute sagten: „Hey, kannst du sie nicht wieder auferwecken? Wir hätten sie gern noch eine Weile bei uns.“
Und so weiter, und so weiter.
Am Ende kommen wir vielleicht bei Lois an, auch so eine Frau, über die man selten Predigten hört. Sie ist die Frau in der Familie, die sich als Erste bekehrt. Dann bekehrt sich ihre Tochter, und schließlich ihr Enkel, den wir kennen: Timotheus.
Aber was muss das bedeuten für eine alte Mutter, wenn sie zum Glauben findet und sehen kann, wie der Glaube über zwei Generationen weitergegeben wird?
Man könnte viel darüber reden. Ich denke, ich werde das irgendwann mal fortsetzen – oder vielleicht macht das ein anderer, der sagt: „Stimmt, coole Sache, das mache ich.“
Heute ist Muttertag. Deshalb möchte ich heute über eine Mutter sprechen. Das ist ganz bewusst gewählt. Das ist der Vorteil, wenn man Predigtplanungen macht: Man sieht dann, ach, der letzte Sonntag ist Muttertag. Und ich weiß nicht, an wen ihr denkt, wenn ihr das Wort Mutter hört.
Bei mir klingelt es sofort, denn es gibt eine Frau in der Bibel, die ganz ungewöhnlicherweise in ihrer Mutterrolle besonders hervorgehoben wird. Ich möchte euch dazu einen Text vorlesen, der im Alten Testament zu finden ist, im Buch Richter. Dort wird zu Ehren dieser Mutter ein Lied gedichtet.
Genauer gesagt, im Richter 5. Falls ihr nicht genau wisst, wie ihr eure Mütter ehren sollt, wäre das eine Möglichkeit: Schreibt ihnen doch mal ein Lied. Darüber würden sie sich bestimmt riesig freuen. Wenn nicht, ruft sie an. Ich hoffe, das habt ihr schon gemacht. Und falls nicht, braucht ihr gute Gründe dafür.
Hier wird eine Mutter geehrt. Ich lese euch den Text vor, okay? Richter 5, Verse 6:
„Zur Zeit, als Schamgar lebte, Anazon, auch in den Tagen Jaels, der Keniterin, da lagen alle Wege menschenleer. Wer damals über Land zu reisen hatte, der musste auf versteckten Pfaden gehen. Die Felder wagte niemand zu bestellen, so ausgestorben waren alle Dörfer, bis endlich du, Deborah, dich erhobst und handeltest, du Mutter Israels.“
Ich möchte euch vielleicht erschrecken, weil ich an solche Stellen denke, wenn ich das Wort Mutter höre. Aber das ist mir gerade in den Sinn gekommen. Ich habe es hier mit einer Frau zu tun, die zur Zeit der Richter lebte.
Wenn du uns mal die Folie anmachst, Till, damit wir ungefähr einordnen können, wo wir hier sind: Die Richterzeit liegt zwischen der Einnahme Israels, also Kanaans durch Israel, und dem Beginn des Königtums. Das heißt ganz grob zwischen 1400 und 1000 vor Christus. In dieser Zeitspanne ist das, was in der Bibel die Richterzeit genannt wird, anzusiedeln.
Ich habe euch hier eine Mini-Chronologie mitgebracht. Ah ja, da kommt sie. Das ist immer ein Tipp, den ich euch geben möchte, etwas, das man irgendwann mal im Kopf haben kann. Es sind ganz grob drei, vier Zahlen:
Ganz oben seht ihr 2000 vor Christus, ungefähr Abraham. Dann 1500 vor Christus, Mose. 1400 habt ihr dann Josua dazugeschrieben, der Nachfolger von Mose. Danach kommt die Zeit der Richter, und etwa um 1000 herum beginnt das Königtum, die Zeit der Könige. Die bekanntesten sind Saul, David und Salomo, die man, denke ich, auch außerhalb der Bibel schon mal gehört hat.
Deborah lebte ungefähr 1200 vor Christus. Diese Zeit war eine üble Zeit in Israel. Man kann das ganze Buch der Richter zusammenfassen wie eine Schraube. Es ist eine Schraube, mit der man sich Windung für Windung immer tiefer in den Dreck bohrt.
Das Buch der Richter beschreibt einen Prozess, der immer wieder abläuft: Das Volk ist von Gott dazu ausersehen, das Land einzunehmen, gehorsam zu leben und den Segen Gottes zu genießen. Weder das eine noch das andere tun sie. Sie nehmen das Land nicht wirklich ein, und sie leben auch nicht gehorsam.
Was beginnt, ist Folgendes: Eine Spirale. Der erste Punkt ist immer: Ich will mit Gott nichts mehr so richtig zu tun haben. Gott kann mir ein Stück weit egal sein.
Der zweite Punkt ist dann: Wenn ich mit Gott nicht mehr viel zu tun haben will, kommt häufig Götzendienst dazu. Denn als Mensch bin ich darauf angelegt, Dinge zu verehren. Verehre ich nicht den lebendigen Gott, dann eben irgendeinen anderen Gott. Das mache ich eine Weile.
Jetzt steht Gott da und fragt: Was soll ich tun? Und Gott straft. Dinge misslingen. Gott straft das Volk, indem es häufig unter äußerem Druck gerät. Eine fremde Macht übernimmt oft das Land.
Irgendwann wird das den Israeliten zu viel. Sie können den Druck nicht mehr aushalten und schreien zu Gott um Hilfe. Sie merken: Wir sind völlig falsch unterwegs. Gott hilft dann tatsächlich, sehr häufig durch die Person eines militärischen Anführers.
Das sind die Richter. Sie haben normalerweise richterliche Funktionen und treten an der Spitze einer Reformbewegung, einer Rückkehr zu Gott, auf. Gott rettet, befreit, und es gibt einen Neuanfang.
Wenn ihr das Buch der Richter noch nie gelesen habt, dann erlebt ihr Folgendes: Ihr geht einmal durch die Spirale hindurch und denkt, ach schön, jetzt haben sie es kapiert. Doch oft ist der nächste Vers, den ihr lest, so, dass ihr denkt: Das kann doch nicht wahr sein. Und sie drehen die Spirale noch einmal, und noch einmal, und noch einmal.
Irgendwann seid ihr am Ende des Buches angelangt, und es wird von Drehung zu Drehung gruseliger. Wenn ihr das Buch der Richter noch nicht gelesen habt, wisst ihr noch nicht genau, was ich meine. Wenn ihr es gelesen habt, dann wisst ihr, dass es damit endet, dass Frauen zerstückelt werden und man Leuten ganz komische Tipps gibt, wo man andere Frauen klauen kann. Also ganz wilde Sachen, bei denen man sagt: Das ist das Buch der Richter.
Ständig gibt es diese Bewegung weg von Gott, Gott straft, und Gott wartet darauf, dass das Volk umkehrt. In dem Moment, wo sie dazu bereit sind, kommt Rettung. Aber irgendwie versackt das ganze Volk immer mehr. Es ist eine ganz traurige Zeit.
Wir wollen lesen aus dem Buch Richter, Kapitel 4, die ersten drei Verse, also Richter 4,1-3.
Nachdem Ehud gestorben war, taten die Leute von Israel erneut, was dem Herrn missfiel. Das ist ein typischer Satz. Man könnte denken, mit Ehud hätten sie es gelernt, aber dem war nicht so. Daraufhin gab Gott sie in die Hand Jabins, des Königs der Kanaaniterstadt Hasor. Sein Heerführer Sisera hatte sein Hauptquartier in Haroschet-Goyim.
Jabin besaß neunhundert eiserne Streitwagen. Zwanzig Jahre lang unterdrückte er die Israeliten hart. Deshalb riefen sie zum Herrn um Hilfe.
Jetzt wisst ihr, warum es in dem Lied heißt: „Da lagen alle Wege menschenleer.“ Wer damals über Land reisen musste, musste versteckte Pfade benutzen. Niemand wagte es, die Felder zu bestellen, denn alle Dörfer wirkten wie ausgestorben.
Das ist der Grund: Auf den Straßen patrouillierten die Truppen dieses Sisera, und sie waren den Israeliten waffentechnologisch haushoch überlegen. Diese neunhundert eisernen Streitwagen kann man mit heutigen Panzern vergleichen. Die Israeliten dagegen hatten nur ihre Knüppel.
Das ist in dieser Zeit sehr interessant. Eine Kultur war bereits dabei, von der Bronze- in die Eisenzeit überzugehen und konnte Eisen schon in großen Stücken verarbeiten. Die anderen konnten das noch nicht. Das war wirklich ein großer Nachteil – und genau so war es hier. Die Israeliten waren ihnen schutzlos ausgeliefert.
Vers 4: Damals hatte eine Prophetin namens Deborah, die Frau von Lapidot, das Richteramt in Israel. Sie saß unter der Deborah-Palme zwischen Rama und Bet El im Bergland von Ephraim und entschied Rechtsfälle, die die Leute von Israel ihr vorlegten.
Man merkt, es gab keinen König; das kam erst später, etwa ab dem Jahr 1000 v. Chr. Jeder Stamm verwaltete sich selbst. Für knifflige Rechtsfragen, bei denen man jemanden brauchte, ging man zu den Richtern. Und wie ihr seht, es gab auch Richterinnen.
Was mir bei Deborah besonders gut gefällt, ist ihr Umgang mit ihrem Frausein, wie sie dargestellt wird und sich auch darstellen lässt. Ich beschäftige mich immer mal wieder mit dem modernen Feminismus, und dabei fällt mir auf, dass man Gleichheit anstrebt, und zwar eine völlige Gleichheit zwischen Mann und Frau.
Hier bei Deborah wird explizit gesagt, dass sie die Frau von Lapidot ist, eine Mutter in Israel. Das heißt, der Text betont ganz bewusst ihr Ehefrausein und auch ihre Mutterschaft. Und das in einem Zusammenhang, in dem es eigentlich um ihren Beruf geht, um ihre Stellung innerhalb der Gesellschaft – sie ist Richterin.
Mir ist aufgefallen, dass das für die heutige Zeit eine ungewöhnliche Sache ist. Oder ich will es mal so ausdrücken: Wenn du irgendeine Frau im Beruf kennenlernst, zum Beispiel deine Chefin, würde man, wenn sie irgendwo auftritt und einen Vortrag hält, ja auch nicht schreiben: „Frau Professor Doktor XY, Frau von, Mutter von“. Das machen wir so nicht.
Und warum machen wir das nicht? Ein Stück weit deshalb, weil für uns Ehe, Frausein und Muttersein keine Auszeichnungen mehr darstellen, nichts Besonderes mehr sind. In der Bibel ist das ganz anders, dort haben diese Aspekte einen eigenen hohen Stellenwert.
Und genau das wird hier bei Deborah besonders betont, obwohl sie, wie wir gleich sehen werden, in dieser militärischen Krise, die hier existiert, eine Führungsrolle übernimmt und Führungsqualitäten beweist.
Deshalb habe ich mir gedacht, es ist gut, diesen Titel für die Predigt zu wählen: Deborah – eine Mutter mit Führungsqualitäten.
Ich möchte euch noch einmal an eine Predigt erinnern, die ich einmal gehalten habe, über das Mann- und Frausein. Ich habe gesagt: Mann und Frau sein ist wie bei einem Hanuta. Da gibt es die waffeligen Außenbestandteile und innen die Schokosachen. Ein Hanuta schmeckt nur wirklich gut, wenn man beides zusammen hat. Nur das Innere ist zu süß, und nur die Waffel schmeckt irgendwie nach nichts. Zusammen – Waffel und Schoko – funktioniert es.
So müssen wir uns Ehe vorstellen oder eigentlich, wie Gott sich das Mann- und Frausein gedacht hat: als Teamarbeit. Zwei Menschen sind auf Ergänzung angelegt. Diese Ergänzung funktioniert, wenn Männer ihre Rolle übernehmen – dort, wo sie Führung, Versorgung und Schutz leisten. Wenn sie diese Verantwortung ernst nehmen und sagen: Ja, ich habe da eine Verantwortung. Und wenn an ihrer Seite Frauen stehen, die Männer darin unterstützen, diese Verantwortlichkeit in Führungs-, Versorgungs- und Schutzfunktionen zu erfüllen.
Es ging mir damals darum zu sagen, dass eine Frau sehr viel tun kann, um Männer durch Lob und Unterstützung zu prägen und in der Entwicklung ihres Mannseins zu fördern. Ich glaube, das ist eine unterbetonte Rolle, die Frauen spielen. Gerade starke Frauen laufen Gefahr, weniger Männer zu prägen, sondern eher zu sagen: „Dann übernehme ich halt den Job der Männer.“ Das ist genau das Problem.
Astrid von Friesen hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Die Nachwehen des Feminismus – frustrierte Frauen und schweigende Männer“. Ich glaube, wenn Frauen ihre Männer nicht prägen, sondern ihnen die Führungsarbeit abnehmen, dann ist das genau das Ergebnis. Am Ende bekomme ich frustrierte Frauen und Männer, die schweigen.
Deborah wäre das nicht passiert, das werden wir gleich sehen. Sie ist eine Richterin, das heißt, sie ist eine sehr weise Frau. Sie hat ein unglaublich hohes Amt in der Gesellschaft inne, vielleicht das höchste Amt. Dafür braucht sie Einfühlungsvermögen, sie muss Zusammenhänge erfassen, unterscheiden können. Sie hat Autorität und kann Entscheidungen treffen. Sie ist kein Mütterchen.
Wir würden heute sagen, sie ist eher so etwas wie eine Vorstandsvorsitzende. Deshalb passt das vorhin mit Frau Professor Doktor schon ganz gut, um die Art von Person zu beschreiben, mit der wir es hier zu tun haben. Sie ist diejenige, die Gott benutzt, um sein Volk zu retten.
Ich denke, genau darin liegt für starke Frauen die Versuchung: Gott benutzt mich, ich kann etwas. Und sie laufen Gefahr, die Männer aus ihrer Führungsverantwortung zu verdrängen und selbst in diese Führungsrolle zu schlüpfen.
In Richter 4,6 heißt es: Eines Tages bestellte sie Barak zu sich, den Sohn Abinoams aus Kedisch im Gebiet des Stammes Naftali. Sie sagte zu ihm: „Der Herr, der Gott Israels, gibt dir den Auftrag: Nimm zehntausend Mann aus den Stämmen Naftali und Sebulon und zieh mit ihnen auf den Berg Tabor. Ich werde Jabins Heerführer Sisera mit seinen Streitwagen und seinem ganzen Heer an den Bach Kishon locken und dort in deine Hand geben.“
Gott benutzt Deborah, um Barak einen Auftrag zu geben. Der Auftrag lautet: Stell dir ein Heer zusammen aus zwei Stämmen Israels, die Naftali und Sebulon heißen. Verschanz dich auf dem Berg Tabor und warte ab, was passiert. Deborah sagt ihm auch, was passieren wird: Sisera wird mit seinen Panzern unten in der Ebene Aufstellung nehmen und darauf warten, dass er Barak fertig macht. Aber wenn Barak so vorgeht, wird er in diesem Kampf gewinnen.
Als Barak das hört, bekommt er kalte Füße. Barak ist nämlich kein Held. In Richter 4,8 heißt es: Barak sagte zu Deborah: „Ich gehe nur, wenn du mitkommst. Ohne dich gehe ich nicht.“ Barak ist nicht unbedingt der Inbegriff von Gottvertrauen. Ich glaube, er ist die Art von Mann, bei der wirklich starke Frauen sich gereizt fühlen, ihm zu sagen: „Weißt du was, dann mache ich es halt doch selber.“
Man sagt ihm: „Hey, zieh los, hier gibt es eine tolle Sache zu gewinnen!“ Und er sagt: „Oh nein, komm, wenn du mitgehst, mache ich es schon. Aber alleine traue ich mich das nicht.“ Und genau das wäre in dieser Situation falsch, wenn Deborah sagen würde: „Okay, komm, mache ich das dann gut.“ Warum ist das falsch? Es ist deshalb falsch, weil Israel in dieser Situation mehr starke Männer braucht und nicht noch mehr Angsthasen.
Die Frage lautet: Wie kann Deborah, die Mutter Israels, Barak helfen, stark zu werden? Allgemeiner gefragt: Wie kann eine Frau einem Mann dabei helfen, seine Führungsverantwortung Schritt für Schritt zu übernehmen?
Ich finde es sehr interessant, was Deborah tut und wie sie ihm antwortet. Sie macht ihm nämlich keine Vorwürfe. Barak hätte ja sagen können: „Stell dich nicht so an, du bist doch auch ein Mann.“ Doch Deborah geht einen anderen Weg. Sie benutzt weder ihre Stellung, noch ihren Glauben oder ihren eigenen Mut, um die Führung an sich zu reißen. Denn sie hat kein Problem damit, mitzugehen – das werden wir gleich sehen. Deborah ist eine echte, taffe Frau. Sie könnte all das nutzen, um die Aufgabe selbst zu übernehmen, aber das tut sie nicht.
Nicht einmal in dieser Situation möchte sie die Auswahl Gottes und die Ordnungen Gottes einfach über den Haufen werfen. Aber sie tut etwas, und ich denke, das, was sie tut, sind zwei Dinge, von denen jede Frau lernen kann.
Erstens, wir lesen das in Richter 4,9: „Gut“, erwiderte Deborah, „ich komme mit, aber der Ruhm für den Sieg wird dann nicht dir gehören. Der Herr wird Sisera in die Hand einer Frau geben.“
Zwei Dinge fallen hier auf: Erstens nimmt sie den Angstfaktor von Barak wirklich ernst. Der Mann hat wirklich Angst, und „Sei mal richtig Mann“ hilft ihm an der Stelle nicht. Er braucht Unterstützung, und die gibt sie ihm.
Aber sie macht das nicht, ohne ihm auch die Konsequenzen vor Augen zu führen. Sie reizt ihn so ein Stück weit zum Guten an.
Für mich sind das, wenn ich diese beiden Aspekte zusammennehme, drei ganz praktische Lektionen für die heutige Zeit. Du als Frau bist ausgestattet mit Führungsqualitäten, mit Weitblick – auch mit geistlichem Weitblick. Und du triffst auf Männer, die ihr Mannsein nicht wirklich ausleben, sondern eher „Männchen“ als Männer sind, vielleicht sogar schon eher Memmen als Männer.
Wenn du in eine solche Situation kommst, dann möchte ich dir Deborah als Vorbild empfehlen. Du tust dir keinen Gefallen, wenn du die Aufgaben einfach an dich reißt. Was du tun kannst, ist, Männer zu ermutigen. Zum Beispiel mit etwas scheinbar Banalem wie: „Ich komme mit.“
Wenn du das mal überlegst: Was soll denn bitteschön eine Frau in einem Heerlager? Deborah war mit Sicherheit nicht mehr die Jüngste – stellen wir uns sie mal als Mitsechzigerin vor, damit man eine Vorstellung hat. Willst du ihr etwa einen Speer und ein Schwert in die Hand geben, weil du dann noch einen Soldaten mehr hast? Das weiß Deborah auch, davon bin ich überzeugt. Aber sie geht mit, weil sie ihm einfach den Rücken stärkt.
Und ich denke, so irrational sind Männer manchmal. Ich weiß, wie lange ich brauche, um zum Beispiel einen Lohnsteuerjahresausgleich zu machen. Ich hasse solche Dinge einfach. Wahrscheinlich brauche ich ein halbes Jahr, bis ich mir die Formulare herunterlade. Aber es hilft mir sehr, wenn meine Frau einfach nur sagt: „Komm, lass uns einen Termin machen.“
Wenn es dann so weit ist, habe ich meine Frau an der Seite. Es ist so irrational – aber so sind wir Männer.
Deshalb kann eine Mutter oder eine Frau mit dieser Gabe ihren Mann unterstützen, indem sie ihm zur Seite steht und ihn ermutigt. Und zwar auf eine gute Weise – ich bitte, auf eine gute Weise, nicht in einer quengeligen Art. So kann sie ihren Mann oder Männer überhaupt anregen, die Führungsrolle wahrzunehmen.
Ich glaube, dass Frauen mit Führungsqualitäten die Aufgabe haben, dafür zu sorgen, dass in ihrer Nähe Männer heranreifen, die diese Führungsqualitäten besitzen. Männer, die in der Lage sind, Verantwortung zu tragen und ihr Mannsein auf einem Niveau auszuleben, bei dem auch diese starken Frauen sagen: „So etwas wünsche ich mir als Ehemann“, „So etwas wünsche ich mir in der Gemeinde“ und „So etwas wünsche ich mir vielleicht auch als Freund.“
Insofern nehmt Deborah zum Vorbild, liebe Schwestern und Mütter, und lasst euch anspornen, ihr lieben Brüder, von der lieben Deborah!
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