Einführung in Psalm 139 und die Bedeutung der Psalmen
Psalm 139, Vers 1
Dem Chorleiter von David, ein Psalm.
Herr, du hast mich erforscht und erkannt. Du kennst mein Sitzen und mein Stehen. Du verstehst mein Trachten von ferne, mein Wandeln und mein Liegen. Du prüfst es, mit allen meinen Wegen bist du vertraut.
Denn das Wort ist noch nicht auf meiner Zunge, siehe, Herr, du weißt es genau. Von hinten und von vorne hast du mich umschlossen, du hast deine Hand auf mich gelegt.
Zu wunderbar ist die Erkenntnis für mich, zu hoch, ich vermag sie nicht zu erfassen. Wohin soll ich gehen vor deinem Geist? Wohin fliehen vor deinem Angesicht?
Stiege ich zum Himmel hinauf, so bist du da. Bettete ich mich in dem Totenreich, siehe, du bist da. Erhöbe ich die Flügel der Morgenröte, ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres, auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen.
Und spräche ich: „Nur Finsternis möge mich verbergen und Nacht sei das Licht um mich her.“ Auch Finsternis würde vor dir nicht verfinstern, und die Nacht würde leuchten wie der Tag, die Finsternis wäre wie das Licht.
Denn du bildetest meine Nieren, du wobst mich in meiner Mutterleibe. Ich preise dich darüber, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt es sehr wohl.
Nicht verborgen war mein Gebein vor dir, als ich gemacht wurde, im Verborgenen, gewoben in den Tiefen der Erde. Meine Urform sahen deine Augen, und in dein Buch waren sie alle eingeschrieben, die Tage, die gebildet wurden, als noch keiner von ihnen da war.
Für mich aber, wie schwer sind deine Gedanken, o Herr, wie gewaltig sind ihre Summen! Wollte ich sie zählen, so sind sie zahlreicher als der Sand. Ich erwache und bin noch bei dir.
Mögest du, o Gott, den Gottlosen töten! Ihr blutdürstigen Menschen, weichet von mir! Sie, die mit Hinterlist von dir reden und vergeblich die Hand gegen dich erheben.
Sollte ich nicht hassen, Herr, die dich hassen? Und sollte mir nicht ekeln vor denen, die gegen mich aufstehen? Mit äußerstem Hass hasse ich sie, sie sind Feinde für mich.
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz! Prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf dem ewigen Wege.
Die Psalmen sind ja Lieder. Man hat sie oft gesungen, man hatte eine Melodie dazu. Ich weiß nicht, ob es mehrere Melodien zu den Psalmen gab. Man hat sie im Alten Bund gesungen, man hat sie auch im Neuen Testament gesungen, zur Zeit des Neuen Testaments ebenfalls.
Interessant ist, dass die Griechen den Stil der hebräischen Musik übernommen haben. Die griechischen Gemeinden, also die Gemeinden im griechischen Bereich, haben den hebräischen Musikstil und auch oft die hebräischen Lieder übernommen. Sehr interessant – allerdings nicht die weltlichen Lieder.
Und die Lieder, die sie gesungen haben, das waren richtige Berichte, Erzählungen, Gebete, so wie hier dieser Psalm 139, ein Gebet von David. Es ist nicht so, wie das heute oft geschieht: Ein Lied, das man 25 Mal singt mit den Worten „Oh Herr, ich preise dich, ich preise dich“ – und man singt sehr oft nur ein paar Wörter oder Sätze, die immer wiederholt werden.
Nein, die Lieder waren Lieder mit Tiefgang. Sie waren Lieder, die tiefe Theologie beinhalteten, Lieder, die es wert waren, auswendig gelernt zu werden.
Die Gemeinde Jesu tut gut daran, wieder zurückzugehen zu den Liedern beziehungsweise neue solche Lieder zu schreiben, ganze Psalmen zu singen, Psalmen durchzusingen. Es ist schade, dass wenig getan wird.
Es gibt ein paar Lieder, bei denen wirklich ganze Psalmen durchgesungen werden, Psalm 23 zum Beispiel, aber es sind wenige. Es gibt manche Lieder, da wird ein Vers aus dem Psalm herausgenommen, und der wird dann immer wieder gesungen, immer wieder dieser eine Vers.
Das war nicht so im Alten Testament und auch nicht im Neuen Testament. Lieder prägen die Gemeinde mehr, als wir denken. Lieder haben eine ungeheure große Bedeutung.
Deshalb ist es wichtig, dass wir gute Lieder haben, Lieder mit viel Gehalt und mit guter Botschaft, biblischer Botschaft.
Wir dürfen unsere Lieder mal überprüfen, wir dürfen das ruhig tun. Wir dürfen unsere Lieder prüfen, die da im Liederbuch sind. Wir sind freie Geschwister, wir sind nicht abhängig von irgendwem, der uns die Lieder vorgibt. Wir dürfen selber die Lieder prüfen.
In Österreich haben Geschwister, Brüder, manche Lieder selber komponiert und auch so geschrieben. Manche Psalmen wurden einfach vertont, Psalm 1 hat einer vertont und Psalm 145 Teile daraus.
Das ist sehr, sehr gut für die Gemeinde Jesu. Dazu braucht es natürlich auch die richtige Melodie. Ein Text braucht die richtige Melodie, damit die Melodie den Text unterstreicht und so weiter.
Aber heute ist ja nicht das Thema Musik. Ich habe das nur so gesagt, gerade weil mir das noch so am Herzen liegt.
Aufbau und Charakter des Psalms 139
Hier haben wir ein Lied von David, das aus vier Strophen besteht. Das ist bei den Psalmen oft so. Manchmal ist in den Bibeln angegeben, wo die neuen Strophen beginnen, manchmal nicht. Manchmal ist es offensichtlich. Bei diesem Psalm ist es sehr deutlich, dass er vier Strophen mit jeweils sechs Versen hat, also insgesamt 24 Verse.
Die letzten beiden Verse jeder Strophe sind jeweils miteinander verbunden. Das zeigt, dass der Psalm gut komponiert und sorgfältig gedichtet ist. Die Strophen sind immer in der Reihenfolge sechs Verse, dann zwei Verse, dann vier Verse, dann zwei Verse, und so weiter gruppiert. Insgesamt haben wir also vier Teile in diesem Psalm.
Übrigens ist dieser Psalm ein Anbetungslied. Das sollte vielleicht noch erwähnt werden. Für manche ist das klar, für andere nicht. Die Lieder, die wir oft als Anbetungslieder bezeichnen, sind nicht immer tatsächlich Anbetungslieder. Und umgekehrt sind viele Lieder, die wir nicht als Anbetungslieder einstufen, tatsächlich welche. In der Christenheit herrscht ein großes Durcheinander über das Thema Anbetungslieder und allgemein darüber, was Anbetung eigentlich ist.
Das haben wir auch gestern im Seminar kurz angesprochen. Es ist wichtig, dass wir zunächst lernen, was Anbetung wirklich bedeutet. Anbetung ist das Niederfallen vor Gott, das Überwältigtsein von seiner Größe oder von etwas, das er tut. Das kann auch seine Taten betreffen. Das ist eine Haltung.
Was man dann mit dem Mund tut, ist das Lobpreisen oder Danken Gottes. In der Bibel wird zwischen Anbetung und Lob unterschieden. Lob ist, wenn ich jemandem seine Vorzüge sage und ihn dadurch groß mache. Wenn ich zum Beispiel zu meiner Frau sage: „Du hast gut gekocht“, dann ist das ein Lob.
Wenn ich zu Gott sage: „Du hast mich wunderbar gemacht“, wie es in diesem Psalm heißt, dann ist das ein Lob, ein Loblied. Und immer wieder beginnt der Psalmist dann, Gott anzubeten. Diese Erkenntnis ist für ihn so wunderbar, dass er es kaum fassen kann. Er fühlt sich innerlich überwältigt und kann nicht mehr weitersprechen.
Persönliche Begegnung mit Gottes Allwissenheit
Dieser Psalm handelt also von Gott und von seinem Kennen. Es geht um die Allwissenheit Gottes in meinem Leben. Es ist ein ganz persönlicher Psalm von David, in dem er über sich selbst schreibt.
Wir sind heute oft sehr persönlich und ich-bezogen. Wir beziehen vieles auf uns und stellen uns häufig in den Mittelpunkt. Manchmal ist das angebracht, manchmal ist es besser, Gott allein in den Mittelpunkt zu stellen. Es gibt Psalmen, in denen der Psalmist völlig in den Hintergrund tritt und nur Gott in den Mittelpunkt stellt.
Hier handelt es sich um einen Psalm, bei dem der Psalmist im Zentrum steht, aber gleichzeitig auch Gott im Zentrum ist. Er betrachtet sich selbst mit den Augen Gottes. Das ist gesund für uns. Wir sollen uns nicht so sehr in den Mittelpunkt stellen, dass wir uns nur mit unseren eigenen Augen betrachten und immer wieder um uns selbst kreisen. Stattdessen sollen wir uns vom Herrn anschauen lassen.
Also, hier haben wir einen Psalm über die Allwissenheit Gottes in meinem Leben: Gott kennt mich.
Erste Strophe: Gottes Erkenntnis meines Lebens (Verse 1–6)
Die erste Strophe, Verse 1 bis 6, bringt einfach die Aussage zum Ausdruck: „Erkennt mich, Herr, du hast mich erforscht und hast mich erkannt.“ Nach Luther heißt es: „Herr, du erforschest mich und kennst mich.“ Beides ist richtig und kann so übersetzt werden. Gott tut dies ständig – er hat mich auch in der Vergangenheit erforscht und erkannt. Das Hebräische ist hier zweideutig: Es kann sowohl Gegenwart als auch Vergangenheit bedeuten. Das ist unerheblich.
Wichtig ist, dass es dem Psalmisten sehr am Herzen liegt. Er freut sich darüber, dass Gott ihn so persönlich nimmt und ganz genau kennt. Gott nimmt ihn ernst, und das erfüllt ihn mit Freude. Ein Gott des Wissens ist der Herr, wie es einmal im ersten Buch Samuel heißt. Der Herr kennt mich also.
In Vers 2 heißt es: „Mein Sitzen und mein Stehen.“ Das ist ein Hebräischer Parallelismus, wobei „Sitzen“ und „Stehen“ als SS bezeichnet werden, und „Laufen“ und „Liegen“ als LL. Wer Rückenschmerzen oder Thrombose hat, weiß, dass Sitzen und Stehen belastend sein können, während Liegen und Laufen oft als besser empfunden werden.
„Du kennst mein Sitzen, mein Stehen, du verstehst mein Denken von Ferne“ – das ist ein Parallelismus. Der erste und der zweite Teil des Verses sagen dasselbe aus. Denn der Hebräer sitzt oder steht, während er denkt. Wir gehen gern spazieren, wenn wir nachdenken. Ich persönlich tue mir leichter, wenn ich mich dabei ein wenig bewege.
Der Psalmist ist ein König und hat viel Arbeit. Er ist ein aktiver Mensch, aber der Herr sieht auch sein Sitzen. Das zeigt, dass der Psalmist sich viel Zeit nimmt, um nachzudenken. Das erkennt man, wenn man die Psalmen liest: Er denkt viel über Gott nach und nimmt sich trotz seiner vielen Aufgaben Zeit dafür.
Wir haben uns gestern mit dem Wesen Gottes beschäftigt. Dabei haben wir festgestellt, wie wichtig es ist, sich Zeit zu nehmen, um über Gott nachzudenken. Das braucht Zeit. Es geht nicht im Schnellkurs. Ein Seminar über das Wesen Gottes ist eigentlich unmöglich in kurzer Zeit. Aber der Herr kann uns helfen, eine Anregung zu bekommen, uns mehr mit Gott und seinem Wesen auseinanderzusetzen.
Der Psalmist hat viel zu denken. Auch als Christ hat man viele Gedanken – praktische Dinge, biblische Fragen, Gedanken über die Gemeinde, über Christen, über das Leben. Wir sind denkende Menschen, so hat Gott uns geschaffen, und wir sollen viel denken.
Je mehr Fernseher und Computer es gibt, desto mehr ist das Denken gefährdet. Aktives Denken geht verloren, und es entsteht sprunghaftes Denken. Durch Fernsehen wird das Denken oft oberflächlich. Viele können heute keine Sache mehr zu Ende denken. Das ist ein furchtbares Zeichen der Endzeit: Dass wir uns nicht mehr richtig Zeit zum Denken nehmen können.
Wir müssen scharf denken. Gott zieht uns zur Verantwortung für unsere Entscheidungen. Dafür muss man vorher nachgedacht, überlegt und gebetet haben.
„Er kennt, was ich denke“, sagt der Psalmist. Gott kennt alles, was ich vorhabe, meine geheimsten Wünsche und mein Begehren. Gott ist ganz an meinen Gedanken interessiert – an den unbekannten, schnellen, fernen Gedanken. Niemand weiß, was ich denke, nicht einmal meine Frau. Sie sitzt mir gegenüber und fragt: „Was denkst du jetzt?“ Dann stehe ich vor der Frage, ob ich lügen soll oder nicht. Nicht antworten ist unhöflich, falsch antworten ist Lüge. Das ist eine schwierige Situation.
Der Herr kennt meine Gedanken. Er ist ganz daran interessiert. Selbst wenn ich mit meinen Gedanken weit weg bin, ist der Herr dort. Er kennt sie schon lange im Voraus. „Du kennst meine Gedanken von ferne und schon von alters her.“ Er weiß, was ich morgen denken werde. Vor Millionen Jahren wusste er, was ich heute denke.
Wir sind nackt und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben. Das Wort Gottes ist ein Richter unserer Gedanken und Gesinnungen des Herzens. Das ist tröstlich. Es ist so tröstlich, dass Gott weiß, was mich beschäftigt. Und dann will er, dass ich es ihm erzähle. Er möchte, dass ich ihm meine Gedanken sage.
Das ermutigt uns, ihm unsere Gedanken mitzuteilen, weil wir wissen, dass er uns kennt. „Herr, darf ich dir meine Gedanken erzählen, was mich jetzt beschäftigt? Ich weiß, dass du es schon weißt, aber ich möchte es dir sagen.“ Und der Herr antwortet: „Ja, natürlich will ich das hören.“ So erzählen wir ihm, was uns bewegt.
„Mein Gehen und mein Ruhen, also mein Wandeln und mein Liegen, das prüfst du.“ Der Herr weiß, ob ich gearbeitet habe, wie und was ich gearbeitet habe. Er weiß auch, ob ich jetzt ausruhe und liege. Ich darf mich auch ausruhen. Das musste der Psalmist auch.
Er kennt jede meiner Bewegungen, sogar die unbewussten. Er erkennt alles, was in meinem Körper vorgeht. Wir haben eine Schwester in Hontengen, die große Darmprobleme hat. Der Herr kennt jede Zelle ihres Körpers. Er kennt jedes Medikament, das sie nehmen muss, und die Nebenwirkungen.
Der Herr kennt mein ganzes Tagwerk. Er weiß, wo ich gestern war, was ich vorgestern getan habe, wo ich beim Einkaufen stand. Er weiß, wie ich mich zu den Kindern benommen habe und was ich dabei gedacht habe.
Manchmal denken wir, ein Tag sei verloren, weil wir nur Zeit mit den Kindern verbracht haben. Das war kein verlorener Tag. Vielleicht war es der wertvollste Tag.
Manchmal denken wir, wir hätten zu wenig geleistet. „Heute habe ich nur so viel Zeit am Computer verbracht“, oder „Ich habe nur so viele Felder bewirtschaftet“, oder „Ich habe im Haus nicht alles geschafft, was ich sollte.“ Dieses Leistungsdenken hat uns die Gesellschaft gelehrt, in der wir leben. „So und so viel musst du schaffen.“
Das ist falsches Denken. Der Herr interessiert sich viel mehr für mein Wesen, meine Gemeinschaft mit ihm und meinen Charakter als für meine Taten.
Oft stehen wir da und sagen: „Schaut, was ich alles tue im Reich Gottes!“ Dann schreiben wir Gebetsbriefe, damit andere sehen, was wir tun. Wir listen alles auf, um Leistung zu zeigen. Doch was die Menschen sehen wollen, ist egal. Gott will unser Herz, unseren Charakter, unsere Gemeinschaft mit ihm. Er will durch uns wirken.
Nur das, was der Herr durch uns gewirkt hat, wird Bestand haben. Er kennt meine Wege und meine Ziele. „Mit allen meinen Wegen bist du vertraut.“
„Adam, wo bist du?“ Der Herr wusste, wo Adam war. Diese Frage war rhetorisch oder an Adam gerichtet: „Adam, überleg mal, wo du bist, wo du stehst. Weißt du, dass ich weiß, wo du bist?“ Der Herr sieht mich, und das lernen auch unsere Kinder: „Der Herr sieht dich.“ Das ist einer seiner Namen.
Im ersten Buch Mose 16 heißt es: „Weiroi, der Herr sieht mich, der Herr schaut nach mir.“
Er kennt, was ich rede, denn das Wort ist noch nicht auf meiner Zunge. „Siehe, Herr, du weißt es genau.“ Worte sind der Ausfluss von Gedanken. Worte sind gesprochene Gedanken.
Übrigens setzt die Bibel voraus, dass der Mensch denkt, bevor er spricht. Das ist heute nicht immer der Fall, aber in der Bibel wird es vorausgesetzt. „Logos“ – das griechische Wort für „Wort“ – bezeichnet auch den Gedanken, der dem gesprochenen Wort vorausgeht.
Er kennt meine Worte, die ich spreche, und schon bevor ich spreche. Jedes Wort ist ihm wichtig. Ich soll keine unnützen Worte sprechen. Das ist wichtig.
Ich muss Rechenschaft ablegen für alles, was ich zu viel gesagt habe. Das gilt für jedes falsche Wort, für jedes unnütze Wort, grundsätzlich für jedes Wort, das ich gesagt habe.
Manchmal sagt jemand in einem Gespräch: „Du hast ein Wort zu viel gesagt.“ Das passiert oft in heiklen Gesprächen. Hättest du diesen Satz nicht gesagt, wäre kein Streit entstanden, keine Lawine losgetreten worden. Aber weil du diesen Satz gesagt hast, wird Gott fragen: „Warum hast du diesen Satz gesagt?“
Manchmal ist es nur ein Wort: „Warum hast du dieses Wort verwendet? Hättest du nicht ein anderes Wort wählen können?“ Wir lehren unsere Kinder, dass es bestimmte Wörter gibt, die sie nicht sagen dürfen, weil sie verboten sind.
Es gibt Wörter, die zweideutig sind und deshalb ebenfalls verboten. Unter Jugendlichen ist zum Beispiel „geil“ ein solches zweideutiges und verbotenes Wort. Unsere Kinder dürfen das nicht sagen.
„Das Wort ist noch nicht auf meiner Zunge, siehe, Herr, du weißt es genau.“ Dem Herrn ist alles wichtig: was ich denke und was ich spreche.
Zweite Strophe: Gottes Allgegenwart (Verse 7–12)
Er kennt jedes Detail von mir, weil er mich umschließt.
Vers 5: Von hinten und von vorne hast du mich umschlossen. „Umzingelt“ kann man hier ebenfalls übersetzen. Von hinten heißt hinter mir, dort, wo ich nichts sehe. Da ist jemand, der mich sieht. Gott sieht mich, auch wenn ich gar nicht daran denke, dass er mich sieht.
Was tue ich, wenn ich früh aufwache? Was ist das Erste, was ich tue? Greife ich zum DRS oder wie heißt das in Deutschland? Bitte? SWS, SWS, SWR? Gut, bei uns in Österreich ist es Ö3. Ich greife also zum Radio.
Was mache ich, wenn mich niemand sieht? Wenn ich sage: „Jetzt bin ich ganz allein, niemand ist da“ – was mache ich dann? Jetzt bin ich, jetzt kann ich ganz echt sein. Was tue ich?
Durch Beten? Oder gehe ich irgendwelchen unreinen Gedanken nach? Oder lasse ich das raus, was ich schon lange versteckt habe, was die anderen nicht sehen sollen? Dass ich es lese?
Jetzt geben wir uns eine heute. Von hinten gibt es jemanden, den ich nicht sehe, und der an mich denkt. Das ist gut für mich. Das kann mich überführen, aber auch sehr, sehr trösten. Er ist da.
Du hast deine Hand auf mich gelegt, wie zum Schutz. Ich bin da, deshalb weiß ich so viel von dir, weil ich da bin.
Hier leitet er schon zur nächsten Strophe über. Er sagt uns schon, warum Gott so viel weiß: weil er überall ist.
Niemand kann mich bei Gott verleumden. Niemand kann mich fälschlich anklagen.
Manchmal gibt es Menschen, die klagen uns an. Sie sagen uns, was wir tun sollen und was nicht. Manchmal liegen sie falsch, dann verleumden sie uns oder klagen uns fälschlich an. Manchmal haben sie auch Recht.
Aber Gott weiß das schon. Es gibt keinen vergessenen, dunklen Punkt in meinem Leben, bei dem Gott sagt: „Oh, so so, aha, das auch noch, das hätte ich mir nicht gedacht von dir.“ Nein, er ist nicht überrascht.
Petrus dachte: „Ich habe den Herrn enttäuscht. Was wird jetzt der Herr von mir denken?“ Der Herr hat gesagt: „Ich habe dir ja schon vorgesagt, du wirst mich diese Nacht dreimal verleugnen.“
Petrus, ich kenne dich total.
Was war das für ein Trost für Petrus an diesem Abend, als der Hahn krähte? Dann denkt Petrus: „Hat nicht der Herr Jesus etwas gesagt von einem Hahn?“ Der Herr hat es gewusst. Das ist ein großer Trost.
Nichts kann den Herrn so erschüttern über mich, dass er sagt: „Also Thomas, das hätte ich mir nie gedacht von dir, dass du so handeln wirst.“ Nein, er weiß ganz genau: Kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, alles ist bloß und aufgedeckt vor seinen Augen.
Auch meine ganze Vergangenheit, die die anderen nicht kennen – zum Glück wisst ihr nicht meine Vergangenheit. Der Herr, der ist, der kennt sie.
Nichts kann ihn aus der Fassung bringen. Nichts kann ihn dazu veranlassen, seine Liebe zurückzuziehen.
Er wusste mich schon, erkannte mich schon, ehe ich war.
Sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen – meine Gnade soll nicht von dir weichen.
Ich bin zu hoch, ich vermag es nicht zu erfassen. Herr, du umfassest mich, du verstehst mich, wer ich bin. Aber ich kann das nicht fassen.
Dritte Strophe: Gottes Schöpfermacht und persönliche Wertschätzung (Verse 13–16)
Wir kommen zur zweiten Strophe, Verse sieben bis zwölf.
Der Herr kennt mich, weil er überall gegenwärtig ist. Das ist die Aussage der zweiten Strophe. Wegen seiner Allgegenwart kennt er mich.
Vers 7: Wohin sollte ich gehen vor deinem Geist? Wohin fliehen vor deinem Angesicht? Will er denn weggehen von Gott? Will David mal für einen Tag von Gott verschwinden? Nein, nein. Er möchte am liebsten die ganze Zeit im Tempel des Herrn bleiben. Er möchte immer in der Nähe Gottes sein.
Was hier gesagt wird, ist: Was wäre, wenn ich jetzt einen Ort suchen würde, an dem du nicht bist? Wohin müsste ich gehen? Stiege ich in den Himmel hinauf? Du bist da. Gemeint ist natürlich das Weltall, das All.
Juri Gagarin war ein sowjetischer Kosmonaut und der erste Mensch im Weltall. Als er zurückkam, sagte er, Gott habe er nicht gefunden. Das war eine sehr unweise Aussage für so einen gescheiten Mann. Denn er hätte eigentlich wissen müssen, dass man einen Geist auch nicht sieht, wenn man höher in die Luft oder außerhalb der Atmosphäre ist.
Wettete ich mich in das Totenreich, siehe, du bist da – also die tiefste Stelle sozusagen. Am Ende meines Lebens ist Gott auch noch da. Am Anfang meines Lebens war Gott da, und am Ende meines Lebens ist er ebenfalls da.
Erhöbe ich die Flügel der Morgenröte, liesse ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres. Jetzt macht er eine Reise mit der Sonne. Er sagt: Wenn ich mit der Morgenröte heraufkommen würde, von der einen Seite des Himmels, und dann eine Reise mit der Sonne machen würde bis zum Ende des Himmels, bis zum Ende des Meeres – bis dorthin, wo das Meer ist, dort, wo die Sonne untergeht.
Er wohnt ja in Palästina. Und wo geht dort die Sonne unter? Im Meer, im Westen. Bis zum äußersten Meer, bis zum Ende des Meeres – auch dort würde deine Hand mich leiten, auch dort würdest du mich an der Hand nehmen.
Unser Luca ist drei Jahre alt. Schon früher wollte er immer die Hand. „Papa, gib mir die Hand!“ Wenn er einschlafen will, will er die Hand. Die Hand meines Vaters wurde mir dadurch sehr wichtig. Er nimmt mich an der Hand – seine rechte Hand, das ist die starke Hand. An der rechten Hand nimmt er mich.
Vers 11: Und spräche ich: Nur Finsternis möge mich verbergen, und Nacht sei das Licht um mich her, dann wäre auch die Finsternis nicht dunkel.
Auch die Finsternis würde vor dir nicht verfinstern, und die Nacht würde leuchten wie der Tag. Die Finsternis wäre wie das Licht.
Und ob ich schon wanderte im finstersten Tal, du bist bei mir.
Ich habe unserem Luca beigebracht, dass er Psalm 23 auswendig lernen muss. Ich habe schon früh angefangen, und jetzt ist es so weit, dass ich sage: „Der Herr…“ und dann sagt er: „…ist mein Hirte.“ Und ich sage: „Mir wird…“ und er sagt: „…nichts mangeln.“ Er muss ihn auswendig lernen. Er muss wissen, dass Gott bei ihm ist, auch in der dunkelsten Nacht.
Dritte Strophe folgt.
Vierte Strophe: Gottes Schöpfung und das Leben im Mutterleib (Verse 13–16)
Er kennt mich – das ist der Grund, warum er mich kennt: Er hat mich gemacht. Er ist der Erfinder und Erbauer dieser komplizierten Maschine Mensch. Er kennt jede Bewegung und jedes Teilchen, weil er alles geschaffen hat.
Denn du bildetest meine Nieren, du wobst mich im Leibe meiner Mutter. Das ist der Grund, warum er mich kennt: Weil er jede Zelle, alles selbst in der Hand gehabt und zusammengesetzt hat. Von der DNS, von den Chromosomen, von den ganzen Veranlagungen – er hat alles genau so gemacht und gebaut, nicht nur zusammengebastelt im Mutterleib.
Das ist übrigens einer der besten Verse gegen die Abtreibung. Wenn jemand nicht mehr glaubt, dass der Mensch im Mutterleib schon ein Wesen ist, ein lebenswertes Wesen, das man nicht töten darf, welchen Vers soll man dann noch bringen außer Psalm 139?
Ich habe früher eine Burg aus Papier gebaut, als ich jung war, gemeinsam mit meinem Vater. Wir haben jedes kleinste Teil ausgeschnitten, gefalzt und dann geklebt. Es war die Burg Agstein. Als sie fertig war, wusste ich, dass ich jedes Teil kannte. Ich hatte jedes Teil in der Hand gehabt, ausgeschnitten und geritzt – nur nicht gezeichnet. Aber Gott hat bei uns alles gemacht. Das muss man sich mal vorstellen:
Herr, du kennst mich deshalb, weil du mich gemacht hast. Du weißt meine Veranlagungen, du weißt meine Wünsche. Du hast Wünsche in mich hineingelegt, du hast Wünsche in mir geweckt. Es gibt Leute, die unehelich geboren sind und Komplexe oder Schwierigkeiten haben. Das ist überhaupt nicht nötig, Schwierigkeiten zu haben. Das hat Gott genauso gewusst. Er kennt mich genau, und er wollte mich. Herr, du willst mich.
Das war eine große Versuchung für Jesus, als er am Kreuz hing und die Leute sagten: „Ja, soll ihn doch Gott helfen, wenn er ihn will!“ So steht es da. In der Elberfelder Übersetzung heißt es: „Wenn er ihn liebt“, aber das steht nicht im Text, im Griechischen. Dort heißt es: „Soll Gott ihn doch herunterholen vom Kreuz, wenn er ihn will.“ Aber Gott will dich nicht? Gott hat dich verlassen? Gott will dich nicht? Das ist eine Lüge Satans.
Jesus war versucht, herunterzusteigen. Er wollte zeigen: Gott will mich, und Gott will euch auch. Aber er blieb. Ja, da hat er auf Gott vertraut. „Wenn er ihn will, dann soll doch Gott ihm helfen.“ Aber Gott will mich, Gott wollte mich, und er will mir auch helfen. Er will mich, egal in welchen Umständen ich geboren wurde, egal in welchen Verhältnissen ich aufgewachsen bin, egal welche Eltern ich hatte, welche Geschwister. Vielleicht stört mich das manchmal, ja, wäre ich woanders aufgewachsen, wäre alles ganz anders geworden. Manche Leute haben so einen schlechten Ausgang. Das hat der Herr gewusst und mich trotzdem darin geliebt.
Vers 14: Ich preise dich darüber – jetzt fängt er an zu loben –, dass ich auf erstaunlich wunderbare und ausgezeichnete Weise gemacht bin. Merkt ihr, er sagt nicht nur „Ich preise dich, Amen“, er erklärt Gott: Herr, ich preise dich, dass du mich so wunderbar gemacht hast. Auf ausgezeichnete Weise sind deine Werke wunderbar, und meine Seele erkennt das sehr wohl.
Wunderbar – ich bin sein Werk. Heute redet man viel von Selbstwertgefühl und all so einem Zeug. Das ist alles nicht nötig, wenn wir einfach das tun, was die Bibel sagt: Ihm danken, dass wir wunderbar gemacht sind. Es ist nicht wichtig, welches Selbstwertgefühl du hast. Du musst die Realität anerkennen. Die Realität ist, dass Gott dich gemacht hat – und zwar wunderbar gemacht, egal was du fühlst. Du musst ihm danken dafür.
Du bist wertvoll, du hast unendlichen Wert. Er hat Jesus Christus für dich gegeben, das zeigt, wie viel du wert bist. Du wobst mich in meiner Mutterleib. Ich preise dich, dass ich auf erstaunlich ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das sehr wohl.
Herr, lass mich auch weiterhin richtig von dir denken und die Sache aus deinem Standpunkt betrachten. Lass mich die ewigen Dinge beschäftigen, Herr. Das dürfen wir beten: Herr, du siehst, mich beschäftigt viel zu sehr das Irdische – die wunderbaren tollen Autos, der tolle Computer und das Internet. Du siehst, das beschäftigt mich alles. Es ist alles so schön, aber ich denke so wenig an dich. Herr, könntest du nicht in meinem Herzen und in meinen Gedanken helfen? Auch in meinen Wünschen, dass ich mehr das wünsche, was du wünschst?
Der Herr erhört das Gebet. Er will uns auch da helfen, dass uns das packt – nicht das Fußballspiel, sondern Jesus Christus, die Person Jesus Christus. Das soll uns packen!
Nicht verborgen war mein Gebein vor dir, als ich gemacht wurde im Verborgenen, gewoben in den Tiefen der Erde. Das ist Bildersprache. Das ist der Mutterschoss hier als Bildersprache in den Tiefen der Erde. So spricht man, wenn man Poesie betreibt. Im Mutterschoss sah meine Urform deine Augen, mein Embryo, alles, wie sich das entwickelt hat. Das ist Gottes Entwicklungslehre.
Auf diese Weise entwickelt sich der Mensch – nicht vom Affen, sondern im Mutterleib, von Gott her gemacht.
In deinem Buch waren alle Tage eingeschrieben, alle Tage, die gebildet wurden, als noch keiner von ihnen da war. Gott schreibt ein Buch – das ist wieder Bildersprache, natürlich. Gott hat ja keinen Computer, aber Gott schreibt ein Buch. Und dieses Buch, da schreibt er schon alles ein, weil er alles weiß, nicht weil er alles vorherbestimmt hat.
Gott hat nicht vorherbestimmt, wie ich mich entscheide, aber Gott weiß, wie ich mich entscheide. Alle Tage sind in das Buch eingeschrieben. Es ist das Buch des Lebens.
Im Alten Testament ist das Buch des Lebens das Buch derer, die leben. Das heißt, wenn ein Mensch geboren wird, wird er eingetragen in das Buch des Lebens. Per Vorauswissen Gottes ist es schon vorher eingetragen, weil Gott weiß, dass er einmal leben wird. Und dann sagt Mose: „Lösch mich aus aus dem Buch.“ Das heißt, ich möchte sterben.
Im Alten Testament ist es das irdische Leben, das Buch des Lebens. Im Neuen Testament ist es das Buch des geistlichen Lebens, das Buch des Lebens. Ihre Namen stehen im Buch des Lebens – das sind die Menschen, die wiedergeboren sind. Tatsächlich werden sie an dem Tag der Wiedergeburt geschrieben, per Vorauswissen Gottes schon in der Ewigkeit, weil er weiß, wer eines Tages wiedergeboren werden wird.
Deshalb ist das Thema mit dem Buch des Lebens nicht schwierig.
Anbetung und Bewunderung Gottes Gedanken (Verse 17–18)
Anbetung, Vers 17, wiederum Anbetung: Wie schwer, für mich, wie schwer sind deine Gedanken, oh Gott! Wie gewaltig sind ihre Summen! Wollte ich sie zählen, sie sind zahlreicher als der Sand.
Jetzt betete er wieder an. Schlussfolgerung: Ich erwache und bin noch bei dir.
Das ist interessant, dieser Satz. Man weiß nicht, wie kommt der da plötzlich rein? Hat er da... Was macht der Psalmist hier? Das passt doch nicht hin. Hat er geträumt? Nein, nein, der hat nicht geträumt. Er war ganz voll da, als er das geschrieben hat.
Das heißt: Wenn ich erwache, vielleicht von diesem Denken oder überhaupt vom Schlaf, vom irdischen Schlaf, wenn ich aufwache, dann bin ich da. Bin ich immer noch bei dir. Du hast mich nicht weggenommen in der Nacht, weil du mich kennst und weil du allgegenwärtig bist. Du hast mich nicht wegfegen wollen in dieser Nacht.
Ich durfte heute Morgen wieder aufstehen. Ich durfte gesund aufstehen. Das ist ein Geschenk. Ich durfte heil ankommen mit dem Auto hier.
Und eines Tages werde ich einschlafen, um in die andere Welt zu gehen, entschlafen. Und dann werde ich aufwachen. Und was wird sein? Und ich bin noch vor dir.
Ich weiß, wenn ich sterben werde, ich werde vor ihm sein. Ich bin noch vor dir. Er hat mich durch das ganze Leben begleitet. Er wird mich auch dort, die letzte Reise, begleiten, durch das tiefste Tal.
Vierte Strophe, Schlussfolgerung des Psalmisten, Vers 19 bis 24.
Vierte Strophe: Bitte um Gerechtigkeit und persönliche Prüfung (Verse 19–24)
Das eine ist ein Vorsatz, das andere eine doppelte Bitte. Der Vorsatz steht in den Versen 19 bis 22: "Mögest du, oh Gott, den Gottlosen töten." Gemeint ist der Gottlose, der keine Buße tut. Das sagt er im Zusammenhang hier. Mögest du, Gott, gerecht eintreten eines Tages. Mögest du ganz gerecht handeln.
Das ist kein böses Gebet, sondern nur die Bitte um Gerechtigkeit. Herr, mögest du die, die dich ablehnen, bis zum Letzten bestrafen. Das gebührt dir, das gebührt deiner Heiligkeit. Das wäre übrigens auch ein Vers gegen die Alphasäuler. Aber lassen wir das.
Vers 20: Sie, die mit Hinterlist von dir reden, heben vergeblich die Hand gegen dich. Man sieht, sie sind rebellische Leute, die die Faust gegen Gott erheben. Sie wollen dich nicht, sie wollen sich nicht bekehren. Jede Sünde ist so groß wie Gottes Heiligkeit. Jede Sünde ist furchtbar, und die Sünde der Rebellion gegen Gott ist besonders schrecklich.
Vers 21: "Sollte ich nicht hassen, Herr, die dich hassen? Ich will lieben, was du liebst, und hassen, was du hasst." Das dürfen wir. Wir dürfen hassen, wir müssen hassen. Wir müssen Sünde hassen, bis zum Tod. Und wenn es die eigene Sünde ist, dann müssen wir auch die eigene Sünde hassen. Und Menschen, die sündigen und sich nicht bekehren, Gott ist einerseits betrübt, wirklich betrübt. Andererseits ist Gott auch zornig über sie. Er ist beides: Es schmerzt ihn, und er ist zornig über Menschen, die sich nicht bekehren wollen – bis zum Letzten, bis zum Schluss. Mit äußerstem Hass hasse ich sie. Sie sind Feinde für mich, genauso wie für Gott. Er ist nicht anderer Meinung als Gott.
Dann kommt eine Bitte, eine doppelte Bitte: "Prüf mich und leite mich." Als Schlussfolgerung über dieses Wissen – der Herr kennt mich durch und durch – zieht er diese Schlussfolgerung und sagt: Herr, erforsche mich. Du kennst den Gottlosen auch durch und durch und mögest ihn bestrafen. Aber Herr, jetzt denke ich schnell wieder an mich.
"Erforsche du mich und schau, wie ich es meine. Herr, du erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz." Das ist gut, wenn wir das beten und sagen: Herr, bitte fahre mit einer Kamera in mein Denken und mein Herz hinein und schau nach – mit einem Mikroskop, schau alles an. Und Herr, deck mir auf, wo Sachen nicht in Ordnung sind.
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz. Prüfe mich und erkenne meine Gedanken. Sieh, ob bei mir Mühsal ist oder ob ich auf bösem Wege bin. Ob ein böser Weg, ein Weg, der dich kränkt – im Hebräischen ein Weg, der dir Kummer macht – bei mir ist. Das macht Gott Kummer. Ich weiß nicht immer, was dem Herrn Kummer macht, und deshalb dürfen wir beten: Herr, bitte offenbare mir, zeig mir, was nicht in Ordnung ist.
Er zeigt es mir dann schon. Wir brauchen nicht tagelang herumzusuchen. Wenn er nichts zeigt, dann sei froh, glücklich und freudig im Herrn. Und es kommt dann schon etwas, was er zeigt.
Leite mich – die zweite Bitte. Also wenn du mir das gezeigt hast und ich darf das auch von dir vergeben lassen, leite mich, dass ich bei diesem Weg bleibe. Leite mich auf dem ewigen Weg. Wenn ich irgendwo auf einem unguten Weg bin, führe mich zurück auf den richtigen Weg. Wenn ich falsch gedacht habe, Herr, dann korrigiere mein Denken und leite mich auf dem richtigen Weg.
Der ewige Gott soll uns in alle Ewigkeit begleiten. Amen.