Einstimmung und persönliche Eindrücke
Es ist so schön, wenn das Thema anklingt, auch durch den Chor. Gerade eben hat mir jemand anvertraut, dass er auf dem Weg hierher unterwegs das Glück hatte, geblitzt zu werden – natürlich am Ortsausgang, wo es am gefährlichsten ist. Dann hat man manche Ärgerlichkeiten. Trotzdem wünsche ich mir, dass unser Blick frei wird.
Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herzen Ich bin ja an vielen Orten der Welt gewesen, durch meine Dienste, bei Hilfe von Brüdern und größten Fachkräften. Ich habe viel erlebt in allen Erdteilen, aber ein Platz ist mir besonders lieb geworden: herrliches Ambiente, wie man heute sagt, die wunderbaren Wege hier, der Felsengrund im Schwarzwald, herrliche Versorgung.
Was ist das hier? Urlaubstage zu erleben, erholsam. Aber das Schönste ist die Liebe der Mitarbeiter, von der Leitung bis zu den letzten Helfern bei den Zimmern. Es ist so schön, dass unten im Kaffee das mit der Handschrift steht, mit der Doktor Santorin seine Handschrift hinterlassen hat – das Wort auf ihn zu sehen, aus der Verklärung. Sie sahen nur Jesus allein. Das reicht, reicht für Zeit und Ewigkeit.
So herrlich, dass das im Programm des Felsengrundes in der Mitte steht. Das brauchen wir: eine neue Ausrichtung mit allem, was uns heute Morgen bewegt.
Die Bedeutung des Blicks auf Jesus
Und als ob das noch nicht genug wäre: Ich war gestern im Leseraum und habe die Tageszeitung „Die Welt“ aufgeschlagen – auf Seite zwölf. Dort steht tatsächlich ein Inserat: „Der Blick auf Jesus rettet vor Verzweiflung.“
Das war an diesem Wochenende sogar in der „Welt“ zu finden. Für uns ist das doch wichtig, gerade mit allem, was uns bewegt.
Ich lese jetzt einen Abschnitt aus Johannes 21, Verse 15 bis 17:
Als sie das Mahl gehalten hatten, stand Jesus auf und trat noch einmal zu seinen Jüngern. Er spricht zu Simon Petrus. Ganz bewusst nennt Jesus ihn nicht Petrus – das war sein Ehrentitel, der Felsenmann. Stattdessen sagt er: „Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber als diese hier?“
Simon antwortet Jesus: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Man kann es gar nicht übertrieben sagen, sie brauchen es nicht übertrieben auszudrücken. Ganz schlicht: „Ich habe dich lieb.“
Jesus spricht zu Simon: „Weide meine Lämmer.“
Dann spricht Jesus zum zweiten Mal zu Simon: „Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?“
Simon antwortet wieder: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“
Jesus sagt zu Simon: „Weide meine Schafe.“
Zum dritten Mal fragt Jesus Simon: „Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?“
Petrus wurde traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal fragte: „Hast du mich lieb?“ Er antwortete Jesus: „Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe.“
Jesus spricht zu ihm: „Weide meine Schafe.“
Die Heilung einer zerbrochenen Beziehung
Es war die letzte Begegnung des auferstandenen Jesus mit Simon, den er Petrus nannte – der Fels, der Felsengrund. Doch zwischen ihnen lag viel dazwischen, und das war furchtbar.
Simon war zurück. Zwischen Jesus und ihm lag eine große Not. Er hatte Jesus verleugnet, etwas, das er selbst nie für möglich gehalten hatte. Simon war zurückgegangen und wieder in seinen Beruf eingetaucht. Wir neigen dazu, das mit hektischer Aktivität zu überspielen. Dann hört er plötzlich, dass Jesus da ist. Das geht uns oft ganz ähnlich.
Simon eilt durch das Wasser in großer Hast. Er sucht Jesus. Das ist herrlich. Sie müssen wissen: Jesus ist der allerbeste Therapeut der Welt – besser als alle Menschen. Er kennt die tiefsten Seelennöte und kann sie allein heilen, auch das, was Simon in dieser Morgenstunde bewegt.
Jesus geht ganz anders vor als unsere Therapeuten. Wir hätten vielleicht gefragt: „Simon, kann ich mich in Zukunft auf dich verlassen?“ Oder: „Warum hast du das getan? Wie war das überhaupt möglich?“ Oder: „Tut es dir leid?“ Und dann fragen wir oft: „Was wirst du tun, damit so etwas künftig nicht mehr passiert?“
All das hat Jesus nicht gefragt. Er fragt auch nicht nach der Last der Sünde ihres Lebens, so wie wir heute Morgen da sind. Er fragt nur: „Hast du mich lieb?“
Die zentrale Frage der Liebe zu Jesus
Der große Evangelist Theo Lehmann hat in einer Predigt gesagt: „Ich habe noch nie einen Menschen gefragt: ‚Hast du Jesus lieb?‘“
Sie müssen wissen, dass das bei uns Theologen ganz verpönt ist. Karl Barth hat 40 Jahre lang gesagt: „Das dürfte man überhaupt nie fragen.“ Das Wort „Jesus lieb haben“ wäre dumm.
Darum kommt es auch bei vielen Versammlungen gar nie vor. Aber in der Schrift kommt es überall vor. Schon im Alten Bund steht geschrieben: „Du sollst Gott, deinen Herrn, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüt, mit all deiner Kraft.“
Und das ist doch für uns auf einmal wichtig – erst recht in dieser Stunde, in der Jesus ansetzt, zu heilen, was kaputt war, was krank war. Nicht unser Tun ist gefordert; das ist ein ganzes Missverständnis in unserer Generation, gerade bei den Christen.
Nicht Beweise der Liebe sind gefragt, sondern Jesus fragt, ob er in deinem Leben wirken darf. Wohl dem Menschen, der dich für seine Stärke hält, der auf Jesus in allen Lagen seines Lebens baut und ihm allein vertraut.
Die Gefahr des Selbstvertrauens im Glauben
Und deshalb ist es ganz wichtig, dass wir an diesem Punkt noch einmal innehalten. Wissen Sie, was die größte Gefahr im Glauben ist? Dass wir unser Vertrauen auf uns selbst setzen.
Das ist eine typische Not unserer Zeit: die Selbstliebe, die Selbstsicherheit, das Selbstvertrauen. Überall hört man: Du musst dir etwas zutrauen. Und genau das war das Problem bei Simon. Er war voller Mut und sagte: „Herr Jesus, wenn dich alle verlassen, bleibe ich stehen.“
Aber wissen Sie, dass wir alle tief fallen können, wenn uns die Gnade von Jesus nicht hält? Er allein hat die Macht, auch die Menschen zu stützen, die auf ihre eigene Stärke vertrauen.
Deshalb ist es so wichtig zu verstehen: Bewahren kann uns nicht ein großes Glaubenswissen oder große Lehrschätze. Es ist auch keine Frage der Weisheit oder ethischer Werte, die wir propagieren. Entscheidend ist eine innige Liebe zu Jesus, deinem Heiland, mit dem du dich verbunden weißt und der dich liebt.
Bei Simon war es besonders schlimm, dass er an sich selbst verzweifelte. Er hat geheult wie ein Schlosshund, weil er merkte: Es hilft nichts. Es braucht keinen Busskrampf, es gibt kein Rezept. Es gibt nur die Liebe zu Jesus.
Die rettende Kraft der Liebe zu Jesus
Und es ist wirklich wunderbar, dass wir es längst wissen, aus den Biografien so vieler Menschen, die in der Rettung verlorener Menschen arbeiten. Egal, wo jemand gefallen ist, selbst in vielfachem Mord, die Liebe zu Jesus rettet aus der schlimmsten Gebundenheit an alle dunklen Mächte. Denn die Liebe zu Jesus ist stark und deckt die Menge der Sünde.
Deshalb ist es so fatal, dass das heute in vielen Kreisen kaum noch betont wird. Es ist notwendig, dass wir es wieder hervorheben und auch klar aussprechen.
Petrus war an sich selbst verzagt. Er glaubte, er sei besser als die anderen, tauglicher und verlässlicher. Wissen Sie, wie gefährlich das ist? Heute spricht man viel über Rassismus und Überheblichkeit. Auch vom intellektuellen Hochmut ist oft die Rede. Aber am schlimmsten ist der fromme Hochmut, der meint, er brauche Jesus nicht.
Es tut mir immer einen Stich ins Herz, wenn Leute bei Bibelfreizeiten sagen, in ihrer Gemeinde sei seit Monaten der Name Jesus nicht mehr gefallen. Stattdessen wird von einem guten Gott gesprochen – egal, was die Menschen sich darunter vorstellen. Gott hat sich in Jesus offenbart. Er ist dir in seiner großen Liebe erschienen und hat dich gesucht.
Die Bedeutung von Demut und Liebe im Glauben
In der Bibel steht sehr oft, dass der Herr den Hochmut nicht ausstehen kann. Gerade Petrus schreibt das später als eine Lebenserfahrung. Im ersten Petrusbrief heißt es: Gott widersteht den Hochmütigen, auch den frommen Hochmütigen. Sie sagen: „Schaut mal, mich an, ich bin ein Superchrist.“ Aber den Demütigen gibt er Gnade.
Das findet man in keinem Buch der Weltliteratur, nur in der Bibel. Heinrich Heine hat gesagt, Demut sei eine Hundetugend. Ja, die Weisen dieser Welt verstehen Demut vor dem Heiland. Vor den Menschen müssen sie nie demütig sein, aber vor dem Heiland schon. Sie wissen, dass er in ihrem Leben gehandelt hat und dass sie ihn brauchen.
Er will ihr Leben verändern und erneuern. Erst dann hat Jesus Simon auch den Hirtendienst anvertraut, damit er die Herde Jesu weidet.
Fritz von Bodelschwing hat ein schönes Wort gesagt: Wo die Gnade ein Herz nicht demütig, nicht klein, arm und dankbar macht, ist es hart und sicher. Wir brauchen das demütige, kleine, arme, dankbare Herz.
Und das bekommen wir nur, wenn wir eine große Liebe zu Jesus haben. Eine ganz große Liebe.
Die Liebe als Kennzeichen der Jünger
Schon am Anfang des ersten Petrusbriefs wird etwas sehr Interessantes deutlich, wenn man betrachtet, wie Petrus im Alter darüber gesprochen hat. Er beginnt bereits im ersten Kapitel und richtet sich an die Christen, die in der heutigen Türkei, in Kleinasien, leben.
Er sagt: Ihr habt Jesus nicht gesehen und habt ihn doch lieb. Das ist das Kennzeichen von Menschen, die Jesus nachfolgen. Daraus ergibt sich die Frage: Liebst du Jesus über alles? Gibt es nichts, was dir lieber ist auf Erden als Jesus, deinen liebsten Herrn?
Das ist für uns das Zentrum und der Inhalt, von dem alles ausgeht. Wer diese Liebe hat, der erfährt eine riesengroße Freude. Zinzendorf sagt in seinen Berliner Reden: „Ich lese so gern bei den Vätern und Müttern des Glaubens, denn dort sind die großen Schätze verborgen, auch für unsere Zeit, die wir wieder ausgraben können.“
Zinzendorf beginnt mit der Aussage: Die ganze Seligkeit eines menschlichen Lebens hängt davon ab, dass man Jesus lieben kann. Wer diese Liebe hat, dem können alle Nöte dieser Welt nichts mehr anhaben, weil Jesus größer ist. Wenn man in Jesus geborgen ist, dann ist alles wunderbar.
Die Konsequenzen des Mangels an Liebe zu Jesus
In 1. Korinther 16 steht noch ein Satz, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte: Wer Jesus nicht lieb hat, der sei verflucht, anathema.
Das soll nicht bedeuten, dass man Angst haben muss, jemand könnte einen aus der Gemeinschaft ausschließen. Denn Jesus selbst hat sich von der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen, wenn jemand ihn nicht liebt. Wer Jesus nicht liebt, steckt noch in den Problemen dieser Welt, in Todesangst, ist unerlöst und gefangen in den Bindungen dieser Welt.
Es ist wunderbar, dass die Liebe zu Jesus all das aushebelt, was uns Schrecken und Angst bereiten kann. Das ist das Wundervollste in den Nöten deines Lebens – seien es Krankheitsnöte, Mühsal, Schwierigkeiten mit Menschen oder Spannungen, in denen du stehst. Jesus weiß: Er hat mich lieb.
So wie meine Oma uns Kinder abends gelehrt hat: „Gut Nacht, lieber Heiland, bin ich dir geborgen.“ So sind wir ungeschieden und können im Frieden schlafen. Du bist in seiner Hand und geborgen.
Zerbrechen als Teil des Glaubensweges
Man kann das eigentlich nur lernen, wenn man zuvor tief eingebrochen ist und erkannt hat, dass man Jesus braucht. Anders haben wir es alle nie gelernt – in diesem großen Zerbruch. Wissen Sie, dass Zerbrechen auch zum Glauben gehört? Es ist der Moment, in dem unser Stolz zerbrochen wird und wir diese Erfahrung machen müssen.
Schon der weise Salomo hat gesagt: „Ein stolzes Herz ist dem Herrn ein Gräuel und wird gewiss nicht ungestraft bleiben.“ Paulus, ein stolzer Theologe – Sie wissen, wie stolz Theologen sein können: „Ich weiß alles, habe die Weisheit Gottes mit Löffeln gefressen.“ Dann steht man da und prahlt. Paulus aber tut seinen Dienst mit Furcht und Zittern, in großer Schwachheit.
Warum hat Jesus ihn gerade so schwach sein lassen? Viele fragen: Warum tut er nicht das Wunder? Doch er hat Paulus schwach sein lassen. Heute Mittag werden wir noch einmal darüber reden, denn erst in der Schwachheit können wir die Herrlichkeit von Jesus erfahren.
So war es auch in ihrem Leben: In den großen Stunden des Verzagtseins ist Jesus da als Heiland und Erlöser, als Retter und Erbarmer. Er ist derjenige, den sie finden können und der zu ihnen kommt.
Von seinen Evangelisationen spricht Paulus nur so: „Wer ist dazu tüchtig? Wer hat da die Gaben?“ Gar keiner, nur die Gnade Gottes. Er sagt: „Ich bin der Schlimmste von allen Sündern.“ Der Vornehmste ist der Schlimmste. Aber ihm ist Gnade widerfahren, und darauf dürfen wir stehen bleiben.
Jetzt reden wir nur noch von der Gnade. Darum haben wir Jesus über alles lieb.
Die Liebe als Lebensquelle und Kraftquelle
Es ist doch wunderbar, dieses Lied von Gerhard Hirschtegner. Man muss seinen Lebenslauf noch einmal lesen, um zu verstehen, wie er als junger Kaufmannslehrling in diese Sache hineingeschlittert ist.
Er war ein genial begabter Mensch und wollte studieren, doch es war kein Geld da. Dann hat er sich kasteit und sich mit Zwang zum Singen gebracht. Er sagt es ja selbst: „Ich war im Zwang.“ Wie oft leben Christen im Zwang und wollen ein frommes Leben führen. Doch es klappt nicht. Man darf sich nichts vormachen, es geht einfach nicht.
Dann hat er es gefunden: „Ich will anstatt an mich zu denken, mich ins Meer der Liebe versenken.“ Es ist wunderbar, dass er sogar ein Gassenhauer wurde – bei uns im Volk bis hin zu den Soldaten.
Helm ab zum Gebet, ich bete an die Macht der Liebe. Das ist die Botschaft: Du darfst dich in der Liebe Jesu wohlfühlen, beim Zapfenstreich, in der Liebe Gottes.
Die Herausforderung, Jesus zu lieben
Jetzt stellt sich die Frage: Wie bekomme ich diese Liebe zu Gott? Ich habe sie nie gehabt. Und Sie wissen, wie schwer es uns fällt, Jesus zu lieben – auch innerhalb der Christenheit. Viele Menschen tun sich unheimlich schwer damit, ethische Werte zu leben. Das ist heute zwar Mode: „Wir leben die Werte“, heißt es. Aber glaubt das nicht.
Wie sieht es denn wirklich in unserem Herzen aus? Sind wir nicht oft sehr weit vom Licht Gottes entfernt? Es war der große Theologe August Tholuck, der zwanzig Altsprachen fließend sprach. Er war Sohn eines Juweliers in Breslau und hatte kein Geld für ein Studium. Trotzdem hat er es möglich gemacht und wurde Professor gegen die liberale Theologie. Er sagte allen jungen Studenten immer: „Du musst einmal die Höllenfahrt der Selbsterkenntnis machen.“
Wer nicht in sein eigenes Herz hineingeblickt hat, kann keine Gotteserkenntnis haben. Erst wenn du begriffen hast: „Ich bin in Wahrheit eines der schlechtesten Wesen“ – so heißt es in unserem Gesangbuch heute nicht mehr, aber früher war dieser Vers enthalten –, erst dann kannst du dich wirklich vor Gott erkennen. Der Vers lautete: „Ich bin in Wahrheit eines der schlechtesten Wesen, das du, lieber Heiland, hast erlösen müssen.“
Ich bin es doch gar nicht wert. Und wenn so viele sagen: „Wegen mir hat Jesus nicht sterben müssen“ – was für ein grenzenloser Hochmut ist das! Es war bitter nötig. Wenn in den Zeitungen steht, dass jemand einem anderen Menschen eine Niere spendet, ist das eine große Tat. Aber Jesus, der Gottessohn, hat für dich sein Leben gegeben, weil es keinen anderen Weg zur Erlösung gibt. Nenn ihn doch – wo soll er denn sonst sein in den Religionen? Wo sollen Menschen Erlösung finden?
„Ach, das kann doch Gott so wegwischen“, hört man oft. Nein! Unser Leben ist von Grund auf so gefallen. Das hat auch Philipp Spitta, der große Liederdichter, erkannt. Er war anfangs bei den klopfenden Studenten in Böblingen dabei, die sich über jedes Lästerwort der Theologen gefreut haben, wenn die Bibel in den Dreck gezogen wurde. Doch August Tholuck sagte: „Mach einmal die Höllenfahrt der Selbsterkenntnis, dann machst du die Himmelfahrt der Gotteserkenntnis.“
Plötzlich zerbrach die Freundschaft mit seinem Freund Heinrich Heine, dem großen Lästerer. Sie konnten nicht mehr zusammen sein. Beim Examen sagten die Professoren zu Herrn Spitta: „Sie reden uns viel zu viel von Jesus.“ Wissen Sie, was er darauf antwortete? „Es gab auch schon mal einen Kandidaten, und bevor der ins Pfarramt entlassen wurde, hatte Herr Jesus ihn gefragt: ‚Hast du mich lieb?‘ So halte ich es auch.“
Die Liebe als Grundlage des Dienstes
Bevor Simon Petrus das Hirtenamt anvertraut bekam, fragte Jesus ihn: „Hast du mich lieb?“ Deshalb ist es so wichtig, dass wir alle von der Liebe Jesu erwärmt sind und ihn über alles lieben. Das ist entscheidend für uns.
Wo kann ich das lernen? Christian Gregor hat das in einem Vers ausgedrückt: „Hättest du dich nicht zuerst an mich gehangen, ich wäre von selbst dich wohl nicht suchen gegangen. Du suchtest mich und nahmst mich voll Erbarmen in deine Arme.“ Diese Verse sind zentral.
Ich leide sehr mit der jungen Generation, die diese Lieder gar nicht mehr kennt. Der Inhalt ist doch: Ihr könnt mit allen Musikinstrumenten dazu jubeln und spielen, aber den Inhalt brauchen wir. Wenn ihr das nicht mehr wisst, sind es nicht bloß große Worte.
Eine Ehe geht schief, wenn der Ehemann nicht immer wieder zusammenfasst: „Ich habe dich lieb, ich habe dich lieb“ – und nichts dahinter steckt. Sondern wenn ich weiß: Ich kann ohne Jesus nichts mehr in meinem Leben.
Das ist auch das schöne Lied von Annie Hawkes, die es gedichtet hat: „Ich brauche dich alle Zeit, ich brauche dich alle Zeit.“ Diese Lieder muss man auswendig kennen, weil sie meinen Glauben auf die Reihe bringen.
Sie ordnen in meinem Leben alles, ändern mein Leben, und das ist das Wunderbare: Sie machen mein Herz neu, mein Herz wird fest.
Die Liebe als Lebenszentrum und Abgrenzung zu oberflächlichen Gefühlen
Was ist unser Herz doch betrogen von den Dingen dieser Welt! An was hängt sich unser Herz? An was für vergängliche Dinge, an den Tand dieser Welt? Nur durch die Liebe zu Jesus kann das anders sein – durch eine Liebesbeziehung.
Selbst Professor Michel, der uns als Bibeltheologe eigentlich nahesteht, hat gesagt: Man muss warnen. Es ist nicht gut, wenn man solche erotischen Begriffe wie Liebe gebraucht. Entschuldigung, Jesus hat doch nicht an Erotik gedacht, und auch Simon Petrus nicht, wenn es um Jesus ging. Vielmehr gilt: „Wo mein Herz ist, da ist mein Leben.“
Das Wunderbare ist, dass das Herz auch mein Gemüt neu gestaltet. Und das ist das Schönste: Wenn Sie in Depressionen sind und dann plötzlich wieder Lieder singen oder Lieder hören. Wenn Sie es nicht mehr singen können, dann gehen wir zu den Kranken und singen in die Krankenstuben hinein.
Das Herrliche daran ist, dass die Liebe zu Jesus alles überstrahlt. Ich spreche vom Gemüt, aber nicht vom Gefühl. Das Gefühl spüren Sie, wenn Sie Achterbahn fahren. Im christlichen Glauben müssen wir aufpassen: Wir brauchen kein Gefühl. Das folgt erst später. Wir brauchen das Gemüt und das Herz, das unserem Heiland gehört.
Die Liebe als lebensentscheidendes Bekenntnis
In der Gegenreformation wurde der Bürgermeister von Thorn in Polen wegen seines Glaubens an Jesus auf das Schafott gelegt. Dabei rief er: „Meinen Kopf könnt ihr haben, mein Herz gehört Jesus, das kriegt ihr nicht.“ So ist er gestorben.
Das ist für uns sehr wichtig. Die Liebe Jesu erfahre ich erst unter dem Kreuz, wenn ich sage: „Das hat er für mich getan.“ Und: „Das hat er mir geschenkt, und davon lebe ich.“ Je älter ich werde, desto nötiger ist mir das. Manche junge Menschen meinen, dass man im Alter automatisch heilig wird.
Was habe ich erlebt? Ältere Menschen kommen oft mit Tränen zu mir. Sie haben nicht gewusst, wie sehr die Sünde sie knechten kann. Was hilft dann? Du kannst das nicht mit deiner Willenskraft ändern, auch nicht mit Sprüchen oder Gefühlen. Lass die Gefühle weg.
Der Gnadenblick auf Jesu Wunden gibt dem verzagten Herzen Mut. Wenn du auf Jesus blickst, hat die Sünde keine Macht mehr in deinem Leben – so wie es bei Simon Petrus war. Das ist die Jesus-Therapie, der beste Therapeut für depressive Menschen. Und du kannst diese Liebe für dich empfangen.
Die Liebe als Fundament des Glaubens
Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir, gefallene Menschen, Gottes Kinder sein können. Lasst uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.
In der neuen Luther-Ausgabe haben wir das „ihn“ natürlich weggelassen. Aber dabei ist es richtig, genauso wie in den neuen Übersetzungen auch das in Epheser 3 nicht mehr heißt „Jesus lieb haben“, sondern besser „alles wissen“, die Liebe von Jesus. Doch das ist doch hin und her – das können sie doch nicht trennen.
Wo Jesus mich lieb hat, muss das durch die Liebe erwidert werden, sonst ist es ein Flop. Darum gehört das zusammen. Ohne die Jesusliebe läuft gar nichts. Wissen Sie das? Ohne die Jesusliebe läuft gar nichts.
Das hat Paulus im 1. Korinther 13 eigentlich so eindrücklich und dramatisch ausgedrückt. Du kannst in allen Erdteilen der gesegnetste Evangelist sein. Aber wenn du die Jesusliebe nicht hast, ist es nicht nütze. Das kann doch nicht sein? Doch.
Du kannst Wunderheilungen machen, aber Jesus sagt in der Bergpredigt (Matthäus 7), „Ich kenne euch nicht“. Du kannst Prophetien haben, aber ohne Liebe zu Jesus sagt er: „Ich kenne dich nicht.“ Er kennt uns nur, wo wir ihn lieb haben.
Und Petrus geht noch so weit, dass er sagt: Du kannst zwanzig oder dreißig Jahre im Martyrium gelitten haben, sogar dein Fleisch geopfert haben im Martyrium. Es ist nichts Nützes ohne Jesusliebe.
Die Jesusliebe ist immer viel, viel mehr, und sie treibt dein Leben. Sonst wärst du ein tönendes Erz, eine klingende Schelle und eine rostige Blechbüchse. Dein Leben wird gar nichts, und dein ganzes Christsein ist leer ohne die Jesusliebe.
Die Liebe als Lebensziel und Freude
Nach was streben wir eigentlich immer wieder? Wir sagen: Du sollst in meinem Leben der Wichtigste sein. Du sollst mich am Morgen des Tages begleiten, am Abend des Tages und auch im Alter.
Sie wissen, dass wir fast schon diese Namen meiner freundlichen Ticks haben. Doch wir freuen uns, dass wir viele Menschen mit diesen Liedern angesteckt haben. Diese Lieder wurden von Menschen gemacht, die wertvolle Lieder nicht am Schreibtisch oder im grünen Wald komponierten, sondern in Anfechtung. Das Wort, das sie trieb, war bei Philipp Friedrich Hiller, dem großen Prediger von Mühlhausen und Steinheim am Aalbuch.
Er verlor später die Sprache, er, der damals so groß war und den Theologen der rationalen Vernunft entgegengetreten ist. Er schrieb große Bücher über die Geltung des biblischen Wortes. Doch dann wollte er nur das Wunder erleben, dass er widersprechen kann, nachdem Gott es ihm nicht geschenkt hatte.
Aber er hat diese Lieder gemacht. Eines davon stand früher auch noch in unserem württembergischen Gesangbuch. Ich bitte Sie immer, heben Sie die alten Gesangbücher auf, auch bei den Reislingen. Dort stehen die großen Schätze. Denn Trost, Gottvertrauen, Kreuz und Trost brauchen wir in den schwierigen Augenblicken.
Fritz Rünsberg sagte immer: „Das ist mein Lieblingssinn, mein Alles, was ich liebe, mein Alles, was ich übe – sei mein Herr Jesus Christus, weil ich in ihm besitze, was einer Seele nützt, was einem Menschen köstlich ist.“
Die Liebe als Vorbild für menschliche Beziehungen
Jetzt wissen Sie alle, was die Liebe schon in Ihren Familien bedeutet. Ich hoffe, dass Sie eine glückliche Liebesbeziehung in der Ehe haben, in der man einfach sagt: „Das ist so herrlich.“ Wenn der andere nur einen Tag verreist, fühlt es sich an wie die Hölle. So sehr braucht man einander.
Was ist das, wenn die Kinder mit den Eltern zusammen sind? Das ist heute ja immer seltener in unserer modernen Gesellschaft, in der sich die Jugend auflehnt und die Väter und Mütter sich darüber empören. Aber es ist Liebe – wunderbar.
Doch wie viel größer ist die Liebe zu Jesus, die Liebe, die Menschen antreibt. Ich denke an eine Frau. Es soll bloß keiner sagen, Frauen würden nicht geehrt. Schon im Richterbuch ist sie erwähnt: Deborah. Sie war keine Quotenfrau. Sie saß unter der Palme, und die Männer gingen zu ihr hinaus, weil sie allein in den Streitigkeiten helfen konnte, die es im Leben gibt. Sie konnte das Wort Gottes sagen, denn sie war eine Prophetin.
Sie hat einen Satz gesagt, einen der schönsten Sätze: Wer ihn liebt, muss sein wie die Sonne, die in ihrer Pracht aufgeht. Wer Jesus liebt, der ist wie eine aufgehende Sonne – strahlend hell und schön. Ohne Jesusliebe bleibt dein Leben trotz aller frommen Sprüche leer.
Und das ist das Wichtige. Darf ich Sie noch weiter daran erinnern, wie das überall in der Bibel so ist? Sie können noch viel suchen und werden noch ganz viel finden.
Vertrauen auf Gottes Führung trotz Lebensrätseln
In den großen Rätseln ihres Lebens sagen viele: „Ich verstehe Gott nicht. Warum hat er mich so geführt?“ Auch ich habe Gott nie ganz verstanden. Ich hatte ganz andere Lebenspläne. Obwohl diese Pläne die Mission betrafen, waren alle Türen verschlossen. Was haben wir alles Schweres erlebt!
Doch Paulus sagt gerade in dem herrlichen Kapitel Römer 8 über die schweren Dinge dieser Zeit: Leiden ist nicht wert der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll, denen, die Gott lieben. Alle Dinge müssen zum Besten dienen, auch wenn wir es nicht verstehen. Selbst unbequeme Wege und beschwerliche Dinge werden zum Segen.
Der Herr wird es wissen und versehen. Warum hat er es so gemacht? Ich vertraue ihm und seinem Wissen. Darin hängt die ganze Seligkeit. Es ist so wunderbar, dass diese Liebe nicht nur mit Worten gezeigt wird. Da sind wir immer skeptisch – und das ist gut so. Mit Worten kann man heute viel reden, schreiben und schwätzen. Das ist oft furchtbar.
Viel wichtiger ist die Tat. Diese Jesusliebe treibt zur Tat. Das war die ganze Kraft in all den Jahrhunderten. Es war auch die herrliche Kraft, die wir hier immer wieder bei den Mitarbeitern im Filzengrund gespürt haben. Das darf ich einfach sagen: Für uns als Gäste war das so herrlich. Wir haben nicht nur äußere Versorgung erlebt – für unsere Gäste das Beste, wie Elvira sagt – sondern Dienst in der Liebe Jesu, das Allerherrlichste.
Unser Leben herzugeben, gerne und in Freude – das passt heute gar nicht mehr in die Arbeitsbedingungen, in denen man die Stunden und Minuten aufschreiben muss. Aber wenn man es aus Liebe tut, aus Lust und Freude, wird es plötzlich zum Höchsten.
So sehr hat Gott diese Welt geliebt! Das ist der Maßstab, der seinen eigenen Sohn dahingegeben hat für eine verlorene, sündige Welt. So sehr hat er uns geliebt.
Die Kraft der Liebe in Liedern und Dichtung
Und Paul Gerhardt hat diese Liebe beschrieben. Ja, das ist natürlich ein Lied von Paul Gerhardt. Leider wird es heute kaum noch gesungen, dass ein Lämmlein geht und die Schuld trägt – ein wunderbares Lied.
„O Liebe, Liebe, du bist stark,
du steckst den in Grab und Sarg,
vor dem die Felsen zittern,
du steckst den Jesus in die Todeshöhle hinein,
den Sieger über alle Mächte der Welt.
Aber er ist auferstanden und lebt, und das ist so wunderbar. Du darfst eine Rebe sein und weinen. Wir meinen immer, wir müssen etwas selber machen. Gerade Kinder sagen oft: ‚Ich möchte das selber machen.‘ So fangen sie an. ‚Lass mich, ich mache es selber.‘ Dann fängt das Unglück schon an.
Im Glauben ist es ganz furchtbar, wenn wir eigene Wege gehen. Da hatte doch auch meine Oma Recht: Ich kann keinen Pfannkuchen backen ohne Jesus. Wenn man da ein bisschen die Details betrachtet, wissen das die Menschen in der Küche. Wenn etwas anbrennt, dann kann man es eben doch nicht richtig.
Ähnlich ist es, wenn man mit einem Plattfuß nach einem Auto kommen will – man hat es doch gar nicht in der Hand. So ist das Leben, auch in den kleinen Dingen.
Ich will mich ins Meer der Liebe Gottes hineinversenken. Und das brauchen wir. Wir brauchen keine neuen theologischen Weisheiten oder Erkenntnisse, sondern diese Liebe, die eine Frucht des Heiligen Geistes ist. In Galater 5 heißt es: Die Frucht des Geistes ist Liebe. Diese Liebe führt zu Jesus, aber natürlich auch zu den Menschen. Das können wir gar nicht mehr trennen.
Diese Liebe ist der Motor der Diakonie und der Mission – überall. Und bei Paulus heißt es: „Christus lebt in mir.“ Diese Liebe ist in unser Herz ausgeschüttet, diese Liebe Gottes. Da sagt Paulus, sie ist ausgeschüttet. Und diese Liebe treibt uns an. Sie hat ihn gehalten und er hat die Strapazen gar nie als Last empfunden, weil alles für Jesus war.
Wir sagen so gern: „Um Jesu willen.“ Und das ist nicht als Opfer gemeint, sondern als Geschenk. Mein Lohn ist, dass ich es darf, weil es für Jesus ist und für ihn getan wird.
Die Bedeutung von Liedern in der Glaubensentwicklung
Ja, weil man die Geschichten vielleicht doch ein bisschen besser erzählen kann.
Es war noch ein Theologiestudent namens August Rische, Schwiegersohn des Pfarrers von Nümbrecht. Er war ebenfalls im Studium. Wie das bei Theologiestudenten oft der Fall ist, habe ich nie erlebt, dass dort das Beten gelehrt wurde. Es ging alles sehr kopflastig zu. Es gibt so viel Kopfchristentum, bei dem der Glaube nicht durchs Herz geht und keinen Sinn entfaltet.
Wieder war es dieser August Hulluck in der Seelsorge, der sagte: „Das dürfen Sie machen, das dürfen Sie vielleicht manchem Theologen auch helfen.“ Ganz schlicht, nicht hochmütig, sondern ganz im Einklang mit dem, was in einem selbst ist. Wissen Sie, das ist in meinem Leben das Größte, und das wünsche ich Ihnen auch.
Dieser August Rische hat dann das Lied gedichtet:
„Gott ist die Liebe, er liebt auch mich.
Ich lag in Banden der schnöden Sünde,
ich lag in Banden und konnte nicht los,
ich lag im Tode des Teufelsschreckens,
ich lag im Tode der Sündesucht.
Er sandte Jesus, den treuen Heiland,
er sandte Jesus und macht mich los.“
Und dann kommt dieser Vers:
„Du heilst, o Liebe, all meinen Jammer,
du stillst, o Liebe, mein tiefster Weh.“
Herr Röntgen und Liebsten, meine Ansprache ist so überschrieben: „Du heilst, o Liebe, all meinen Jammer.“ Das müssen Sie wissen.
Und wenn Sie das heute mitnehmen, dann haben Sie alles mitgenommen: dass die Liebe zu Jesus und die Liebe von Jesus mit der beginnt, all ihren Jammer stillt.
Die Kraft der Liebe als verbindendes Element
Zinzendorf hat gesagt: Wir brauchen keine großen organisatorischen Vereinigungen unter den Christen. Dabei spielen oft Allianzen und Zusammenschlüsse eine Rolle sowie die verschiedenen Aktivitäten, die für die Christen unternommen werden.
Lasst eure Liebesflammen zum Heiland lodern! Das ist wunderbar, wenn wir das erleben. Ich war in vielen Teilen der Welt unterwegs. Einmal fragten mich Vertreter von „Ärzte ohne Grenzen“: „Wie machen Sie das, Herr Schäffbruch? Sie sind erst gerade angekommen und haben sofort Kontakt zu den Menschen. Waren Sie schon mal hier?“ Ich war nie zuvor dort gewesen, aber wir hatten eine kurze Gebetsgemeinschaft. Plötzlich waren die Herzen verbunden, und es entstand eine ganz große Beziehung.
Lasst doch den Brauch wieder aufleben: Wenn wir jemanden besuchen, lasst uns zuerst beten. In der Dritten Welt beten die Menschen auch zu Beginn und am Ende eines Besuchs. Wir gehen nicht auseinander, ohne vorher unsere Liebesflamme zum Heiland lodern zu lassen, weil uns das im Tiefsten miteinander verbindet.
Die Liebe als Voraussetzung für den Dienst
Nur mit der Liebe zu Jesus kann er uns gebrauchen. In dem Beispiel mit Simon ging es darum, ob Jesus ihm das Amt anvertrauen kann: "Weide meine Lämmer, weide meine Schafe." Was kann Jesus uns anvertrauen?
Es heißt oft, mitarbeiten könne jeder. Doch das stimmt nicht. Auch in den kleinsten Diensten brauchen wir Menschen, die Jesus über alles lieben. Sonst sind Streit und Spannungen vorprogrammiert.
Heute wird viel über Gaben gesprochen. Ich behaupte, die Gaben waren nie das Wichtigste. Der Herr Jesus kann viele Menschen ohne besondere Gaben gebrauchen und sie tüchtig machen. In der Geschichte geht es um eine scheinbar unbegabte Frau, eine ganz merkwürdige Frau, die nur einen Volksschulabschluss hatte und doch die größte Missionarin in China wurde. Ihre Liebe zu Jesus füllte und gebrauchte ihr Leben.
Und nun soll jemand noch sagen: „Mit 65 wird man pensioniert.“ Ja, das stimmt wegen der Rente. Aber für Jesus gibt es keine Pensionierung. Elvira und Kurt Philipp, auch wenn sie hier ausscheiden, werden weiterarbeiten – bis zum letzten Atemzug. Jesus will uns wie Reben am Weinstock haben.
Die Rentenpolitiker haben sich ausgedacht, dass man dann unnütz auf dem Alpenteil sitzt. Ich weiß nie genau, was ein Alpenteil ist, aber dort sitzt man eben. Nein, wir wollen für unseren Herrn tätig sein, auch wenn es nur noch im Rollstuhl geht, durch Fürbitte und das Eintreten für die angefochtene Gemeinde.
Und man muss sich fragen: Habe ich Jesus wirklich lieb und darf ich ihm dienen? Das ist so wichtig. Wer groß sein will, der sei euer Diener. Das Allergrößte ist das Dienen.
Das mit dem Herrschen in der Christenheit haben sicher wir Theologen begonnen – ich darf das mal aussprechen. Bei uns Theologen gibt es oft das Denken: „Alles hört auf mein Kommando“, wie bei Kindern im Spielzimmer. Aber Jesus will nicht das Herrschen, sondern das Dienen. „Einer sei euer Meister, ihr aber seid alle Diener.“ Das ist so wichtig.
Denke nie, dein Dienst sei zu gering. Bei den Gabentests, die heute so verbreitet sind, melden sich junge Leute oft als Moderatoren, Prediger oder Musiker. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der sagt: „Gott hat mir die Gabe für die Küche gegeben“ oder „zum Putzen“. Doch wer das Herz voller Liebe zu Jesus hat, tut still und leise seinen Dienst und ist plötzlich dabei.
Das ist wunderbar: Jeder kleine Dienst ist wichtig für das Reich Gottes. Jede kleine Gabe, die ins Reich Gottes hineingegeben wird, wird gebraucht. Denn für Jesus und seine Sache ist nicht die Form, sondern der Dienst an den Lämmern das Wichtigste.
Was sind die Lämmer? Das sind die jungen Schafe, die gerade zum Glauben gekommen sind. Du kannst Menschen weiterführen, die die ersten Schritte mit Jesus in der Nachfolge gehen. Es ist wunderbar, dass Jesus uns zum Segen gebrauchen will.
Ich möchte noch etwas ergänzen: Paulus schrieb an die übereifrigen Galater, die so fanatisch Jesus dienen wollten. Sie waren ganz streng mit Glaubenstreue und Hingabe. Paulus riet ihnen, wenn jemand in der Gemeinde einen Fehler macht, ihn nicht sofort auszuschließen. Stattdessen soll man ihm helfen, ihn mit einem sanftmütigen Geist wieder zurechtzuführen. „Ihr, die ihr geistlich seid“, so schrieb Paulus.
Man kann nur sein Leben heiligen, wenn die Liebe zu Jesus alles heilt und reinigt – auch im Dienst. Wir alle kennen Menschen, die untreu waren. Das kann ein ganzes Leben dauern. Aber immer wieder dürfen wir umkehren und sagen: „Herr Jesus, gebrauche mich! Ich lasse mich von dir rufen in deinen Dienst.“
Das Schönste ist, dass Jesus uns in seinem Dienst gebraucht. Nun wollen wir gemeinsam beten und uns erheben.
Schlussgebet und Segenswunsch
Herr Jesus, wir danken dir für deine unendliche Liebe. Schon bevor wir geboren wurden, hast du uns im Mutterleib geliebt. Du hast uns mit unserem Namen gerufen und erwählt.
Verzeih uns, wo wir stolz und hochmütig waren und dich von uns gewiesen haben, wo wir meinten, alles selbst schaffen zu können. Danke, dass du uns auch hast fallen lassen – in große Tiefen und große Sünde. Doch dann durften wir deine Befreiung erleben, deine heilende Liebe, die allen Jammer heilt.
Herr, lass keinen von hier weggehen, ohne verstanden zu haben, dass wir durch dein Blut versöhnt und geheilt sind. Lass uns deine Liebe leben – in Worten, Werken, Taten und im Gehorsam.
So viele Menschen um uns herum suchen nach Liebe, doch sie finden sie nicht. Gebrauche uns dazu, segne uns und setze uns ein, um Segen zu bringen. Besonders bitten wir dich für dieses Werk des Felsengrunds und alle Mitarbeiter hier. Lass es geschehen, dass bedrückte und beladene Menschen dich als Heiland erkennen und immer wieder von dir erneuert werden – in ihrem Leben und in ihrer Hingabe an dich.
Wir danken dir, dass deine Liebe stärker ist als unsere Todesstunde. Dass wir hineingehen dürfen, bis wir dich von Angesicht zu Angesicht sehen. Wir freuen uns, dass du das wahr machst – auch in deiner verfolgten Gemeinde und bei den kranken Christen, die jetzt nicht unter uns sein können. Bei den vielen, die in großer Liebe an uns denken, weil sie hier an dieser Bibelkonferenzstätte so viel erlebt haben.
Herr, grüße sie und richte sie auf durch dein Wort. Lass sie erfahren, dass die Liebe zu Christus viel größer ist als alles Wissen! Amen!
