Unser Anfang geschehe im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.
Deshalb wollen wir miteinander einen Lobchoral singen zu Beginn unseres Gottesdienstes, Nummer einhundertachtundneunzig. Danach wollen wir den Vers 4a beten, nicht den vierten Vers, sondern Vers 4a.
Herr, unser Gott, wir haben uns jetzt hier versammelt, damit du unseren Glauben stärken kannst. Rede du zu uns diese festen und gewissen Worte, die unseren Glauben begründen, an die wir uns halten können und auf die wir schauen, wenn uns der Zweifel umtreibt.
Wir sind dir so dankbar, Herr, dass dein Wort ein Licht auf unserem Wege ist, dass du uns mit deinem Reden unser Leben erhellen willst. Wir bitten dich, leuchte jetzt ganz tief in unser Leben hinein, damit all das aufgedeckt wird, was wir so oft nicht sehen können, was uns blockiert und was uns von dir trennt, damit du uns ganz heilen kannst.
Herr, wir warten auf dich, auf dein Reden jetzt zu uns. Amen.
Wir wollen in der Stille weiter beten.
Du, Herr, erhörst Gebet, darum kommt alles Fleisch zu dir! Amen!
Ein Lied als Ausdruck der Gemeinschaft und des Glaubens
Wir haben hier eine Freizeitgruppe, die uns nun ein Lied als Beitrag zum Gottesdienst singt.
In diesen bewegten weltpolitischen Tagen blicken Christen in ihre Bibel und erkennen, dass viele der Kämpfe im Nahen Osten dort und in den Propheten beschrieben sind.
Auch wenn wir uns nicht zutrauen, bestimmte Ereignisse genau zu deuten oder sie zeitlich genau einzuordnen, spüren wir doch einen grundlegenden Leitfaden, der uns Orientierung gibt.
Prophetische Worte über Ägypten und die arabischen Völker
Ich lese aus Jesaja 19 nur ein paar Verse:
Dies ist die Last für Ägypten: Siehe, der Herr wird auf einer schnellen Wolke fahren und über Ägypten kommen. Da werden die Götzen Ägyptens vor ihm beben. Mit den Ägyptern wird das Herz feige werden in ihrem Leibe.
Ich will die Ägypter gegeneinander hetzen, sodass ein Bruder gegen den anderen kämpft, ein Freund gegen den anderen, eine Stadt gegen die andere und ein Reich gegen das andere. Der Mut wird den Ägyptern in ihrem Herzen vergehen, und ich will ihre Anschläge zunichte machen.
Dann werden sie ihre Götzen, Beschwörer, Geister und Zeichendeuter befragen. Aber ich werde die Ägypter in die Hand eines grausamen Herrn übergeben. Ein harter König soll über sie herrschen, spricht der Herr Zebaoth.
Interessant ist, dass dies nicht das letzte Wort Gottes über die arabischen Völker ist. Ich überspringe einige Verse über das Leiden dieser Völker in viel Kriegselend.
Zu der Zeit werden die Ägypter sein wie Frauen, sich fürchten und erschrecken, wenn der Herr Zebaoth seine Hand über sie schwingen wird. Die Ägypter werden sich vor dem Land Juda fürchten. Wenn sie daran denken, werden sie erschrecken wegen des Rats des Herrn Zebaoth, den er über sie beschlossen hat.
Zu der Zeit wird für den Herrn ein Altar mitten in Ägypten sein. Ein Steinmal für den Herrn wird an seiner Grenze stehen. Es wird ein Zeichen und Zeugnis für den Herrn Zebaoth in Ägypten sein.
Wenn die Ägypter und die Araber vor Bedrängern zum Herrn schreien, wird er ihnen einen Retter senden, der ihre Sache führen und sie erretten wird. Denn der Herr wird den Ägyptern bekannt werden.
Die Ägypter werden den Herrn erkennen und ihm dienen mit Schlachtopfern und Speisopfern. Sie werden dem Herrn Gelübde tun und sie halten.
Der Herr wird die Ägypter schlagen und heilen. Sie werden sich zum Herrn bekehren, und er wird sich erbitten lassen und sie heilen.
Zu der Zeit wird eine Straße von Ägypten nach Assyrien sein, sodass die Assyrer nach Ägypten und die Ägypter nach Assyrien kommen. Die Ägypter werden zusammen mit den Syrern Gott dienen.
Zu der Zeit wird Israel der Dritte sein, mit den Ägyptern und Syrern ein Segen mitten auf Erden. Denn der Herr Zebaoth wird sie segnen und sprechen:
„Gesegnet bist du, Ägypten, mein Volk,
und du Assur, Syrien, mein Händewerk,
und du Israel, mein Erbe.“
Das Erbarmen Gottes als Hoffnung in politischen Verwicklungen
Wir singen vom Erbarmen Gottes, das größer ist als unser Denken und Ahnen, selbst bis hinein in die politischen Verwicklungen unserer Tage.
277, das Lied vom Erbarmen Gottes, die ersten drei Verse.
Fortsetzung der Geschichte Abrahams: Konflikte und göttliche Verheißung
Wir kommen heute zu 1. Mose 21, Verse 8-21. Beim letzten Mal haben wir von der Geburt Isaaks gehört, im Bericht über das Leben Abrahams. Nun setzen wir dort fort und befinden uns mitten in den aktuellen Fragen der Weltgeschichte.
Das Kind Isaak wuchs heran und wurde entwöhnt. Abraham veranstaltete ein großes Mahl an dem Tag, an dem Isaak entwöhnt wurde. Sarah sah den Sohn Hagars, der Ägypterin, die Abraham geboren hatte, wie er sich mutwillig benahm. Da sprach sie zu Abraham: „Treibe diese Magd mit ihrem Sohn fort! Denn der Sohn dieser Magd soll nicht mit meinem Sohn Isaak erben.“
Dieses Wort missfiel Abraham sehr, um seines Sohnes willen – also um des Ismael willen, der doch auch sein Sohn war. Aber Gott sprach zu ihm: „Lass es dir nicht missfallen wegen des Knaben und der Magd. Gehorche allem, was dir Sarah gesagt hat! Denn nur durch Isaak soll dein Geschlecht benannt werden. Aber auch den Sohn der Magd will ich zu einem Volk machen, weil er dein Sohn ist.“
Frühmorgens stand Abraham auf, nahm Brot und einen Schlauch mit Wasser, legte es Hagar auf ihre Schulter, dazu den Knaben, und schickte sie fort. Hagar zog davon und irrte in der Wüste bei Beerscheba umher.
Die Bedeutung von Hagar und die Herausforderung des Glaubens
Ich möchte ein Wort der Erklärung dazu sagen. Es ist nicht so, dass Abraham Hagar einfach in die Wüste geschickt hat.
Ich sehe in diesem Schritt von Hagar eine Frau, die keinen Glauben hat. Sie hätte ja auch in eine Stadt gehen können, aber das will sie nicht. Jetzt will sie einfach sagen: Das Leben lohnt sich doch nicht mehr, dann gebe ich auf. Deshalb läuft sie in die Wüste und tut gar nichts. Das ist die Glaubenslosigkeit von Hagar.
Als nun das Wasser in dem Schlauch ausgegangen war, warf sie den Knaben unter einen Strauch und ging hin und setzte sich gegenüber, einen Bogenschuss weit entfernt. Denn sie sprach: „Ich kann nicht ansehen, wie der Knabe stirbt.“ Sie setzte sich gegenüber und erhob ihre Stimme und weinte.
Da erhörte Gott die Stimme des Kindes. Das Kind hat auch nur geweint. Der Engel Gottes rief Hagar vom Himmel her und sprach: „Was ist dir, Hagar? Fürchte dich nicht, denn Gott hat die Stimme des Kindes gehört, das dort liegt. Steh auf! Nimm den Knaben und führe ihn an deiner Hand, denn ich will ihn zu einem großen Volk machen.“
Und Gott tat ihr die Augen auf. Da sah sie einen Wasserbrunnen. Sie ging hin und füllte den Schlauch mit Wasser und drängte den Knaben.
Gott war mit dem Knaben. Er wuchs heran, wohnte in der Wüste und wurde ein guter Schütze. Er wohnte in der Wüste Paran, und seine Mutter nahm ihm eine Frau aus Ägypten.
Herr, schließe du uns dieses Wort auf! Amen!
Die Projektion biblischer Ereignisse auf das Leben und die Welt
Ich habe hier ein Dia. Wenn Sie es gegen das Licht halten, müssen Sie sagen: Diese Maße sind klein, zwei Komma vier auf drei Komma sechs Zentimeter. Sie können kaum etwas erkennen, die Farben sind schwach.
Wenn Sie aber dieses Dia in einen Projektor schieben und eine genügend große Leinwand nehmen, entsteht plötzlich ein Bild mit ganz großen Konturen. Die Farben fangen an zu leuchten. So geht es mir auch beim Bibellesen.
Das, was wir eben gehört haben, ist ein kleines Bild. Was hier geschieht, ist ein Familienereignis. Wir haben ja darüber gepredigt, und für die, die nicht dabei sein konnten, möchte ich es noch einmal kurz zur Erinnerung sagen: Abraham hat einen Weg gewählt, der damals gang und gäbe war. Man konnte eine zweite Frau nehmen, sogar mit Einverständnis seiner Frau Sarah, damit er endlich Nachkommen bekam.
Und es geht in solchen Dingen ja immer um Sitten, die bei allen Leuten in der Welt üblich sind. Nur merkwürdigerweise funktioniert das nie bei Menschen, die Gott gehören wollen. Auch bei Abraham ging das schief, weil es kein Weg war, den Gott bestätigte. Deshalb verlangt Gott, dass Abraham diesen alten Irrweg bereinigt.
Ich möchte gleichsam sagen: Das ist die kleine Projektion des Dias in Ihr Leben hinein. Ich möchte Ihnen das zu Beginn in Einfachheit und Kürze sagen: Wenn Sie in Ihrem Leben Dinge haben, die Sie gemacht haben, bloß weil sie in unserer Welt eben üblich sind und Sie nichts dabei gedacht haben, und Sie wissen, dass Gott Nein dazu sagt, bringen Sie sie rasch in Ordnung. Bringen Sie sie heute noch in Ordnung.
Abraham muss, so weh es ihm tut – er zerbricht schier daran – eine Trennung vollziehen, denn Ismael und Isaak schlagen sich tot. Das sind die Auswirkungen von alten Irrwegen, die wir ohne Gott gegangen sind.
Es ist in unserem Leben so, dass, wenn wir diese ungelösten Dinge aufschieben und sagen, das wird sich klären, es wird sich nichts klären. Mit verstärkter Wucht kommen diese Probleme ein paar Jahre später wieder, wenn Sie heute nicht den reinen Tisch machen.
So ist es, wenn Sie dieses Bild, diesen biblischen Text, auf Ihr Leben projizieren. Das wäre eine biblische Aussage für eine ganze Predigt.
Die Bedeutung der biblischen Geschichte für die Nahostkonflikte
Ich möchte heute etwas anderes tun. Ich will dieses kleine Geschehen auf eine große Leinwand projizieren. Ich habe heute zwei Leinwände. Einmal möchte ich dieses Geschehen hier auf die kriegerische Auseinandersetzung im Nahen Osten projizieren. Zum anderen will ich es auf unser Leben in einer gottfernen Welt beziehen, wie wir als Christen in einer solchen Welt leben müssen.
Das hier hat ganz große Konturen, nicht nur in ihrem Privatleben – das ist auch wichtig –, sondern auch in diesen großen weltgeschichtlichen Verwicklungen hat es bis heute seine Bedeutung. Denn Ismael, der geboren wurde, ist der Stammvater der arabischen Völker. Streng genommen, nach den biblischen Stammtafeln, die interessant zu studieren sind, ist Ismael der Vater der Beduinen.
Aber es war Mohammeds Tat in der Geschichte, dass er die Ismaeliten nahm, mit arabischem Kulturgefühl prägte und daraus ein arabisches Nationalgefühl machte – in Völkern, die gar keine Araber waren. Wenn man heute sieht, wer sich in der Welt als Araber bezeichnet, dann sind das stammesgeschichtlich überhaupt keine Araber. Was diese Völker des Nahen Ostens eint, ist die Kultur des Islam und das arabische Nationalgefühl. Man kann also sagen, die Völker des Nahen Ostens wurden arabisiert.
Heute bezeichnen sie sich tatsächlich als Erben Ismaels. Deshalb ist es richtig und durchaus möglich, dass wir diese Geschichte im Blick auf die arabischen Völker betrachten. Esau hat später eine Tochter Ismaels geheiratet – wieder kommt diese Berührung zu den arabischen Völkern.
Dann lesen wir in unserem Abschnitt, dass Gott einen Plan mit diesen arabischen Völkern hat: „Ich will dich zum großen Volk machen, wie das Volk Israel.“ Das hat Gott schon vor der Geburt Ismaels Abraham sagen lassen: „Ich will seine Nachkommen so mehren, dass sie von der großen Menge her nicht gezählt werden können.“
Wenn sie heute in Israel leben und dorthin reisen, dann hören sie, dass die Israelis vier Stunden in der Woche in der Schule in ihrer Bibel lesen. Es gibt keinen israelischen Soldaten, der nicht weiß, was Gott über die Araber beschlossen hat.
Das Wesen der Araber ist in der Bibel genau beschrieben, und zwar in 1. Mose 16. Luther übersetzt dort: „Er wird ein wilder Mensch sein“, ganz wörtlich: „Er wird ein Wildesel sein, wie ein wildes Pferd.“ Heute heißt es im Abschnitt: „Er ward ein Bogenschütze, der durch die Wüste streift“, das Unstete eines Menschen, der naturverbunden aufwächst und die Sesshaftigkeit der Städter verachtet.
Dann steht ein ganz wichtiges Wort: „Seine Hand wird wieder jedermann und jedermanns Hand wieder ihm sein, und er wird wohnen all seinen Brüdern zum Trotz.“ Das ist ein Wort Gottes über Ismael.
Ein arabischer Dichter sagt: Es ist das Wesen unseres Volkes, des arabischen Volkes, dass wir mit jedem, wo wir noch können, einen Streit anfangen. Und wenn wir niemanden haben, den wir angreifen können, dann zanken wir uns noch mit unserem Bruder. „Seine Hand wird wieder jedermann sein.“
Die arabische Geschichte ist zum Erschüttern gezeichnet von diesen unendlichen Fäden, die hineinreichen bis in die Stammeskriege ihres Volkes. Die Not der arabischen Völker ist, dass sie keine Einheit finden, und „jedermanns Hand wird wieder ihnen sein.“
Man kann Sympathie für die Araber haben – beim nächsten Ölboykott vergeht sie. Man kann Sympathie für die Araber haben – dann kommen bestimmte Attentate bei Olympia, und die Sympathie ist dahin. „Jedermanns Hand wird wieder ihnen sein“ – eine biblische Aussage über die Araber.
Ich muss Ihnen das einfach mal ausführlich darstellen, damit Sie merken, warum es für uns Christen wichtig ist, das zu wissen.
Die Brüderlichkeit und der Konflikt zwischen Israel und den arabischen Völkern
Bei der Beerdigung Abrahams stehen Isak und Ismail an der Höhle von Machpela und legen ihren gemeinsamen Vater ins Grab. Erst seit dem Jahr 1967 ist es wieder möglich, dass die Kinder Ismails und die Kinder Isaks gemeinsam am Grab der Höhle von Machpela stehen. Wie wir auf unserer Reise gesehen haben, stehen sie nebeneinander – allerdings nur deshalb, weil draußen vor dem Eingang zur Moschee einige schwer bewaffnete Soldaten stehen.
Das Schicksal Israels und Ismails ist eng miteinander verbunden. Sie sind Brüder, weil sie denselben Vater haben. Außerdem sind sie Brüder, weil sie beide unter der Verheißung Gottes stehen. Trotzdem ist die Kluft zwischen Arabern und Juden sehr alt.
Die Araber bestreiten unsere Geschichte und behaupten, sie hätten die Israelis immer geschätzt und sie unverdient hochkommen lassen. Das stimmt nicht. Schon Mohammed begann im Jahr 624 mit den härtesten Austreibungen, ja mit Massenhinrichtungen von siebenhundert Männern. Außerdem gab es Deportationen und den Sklavenverkauf großer Mengen jüdischer Frauen und Kinder aus Medina.
Trotzdem hat Gott für die Juden verfügt, für sein Volk ein Wort gegeben, das sich nur auf die Araber bezieht: „Hütet euch ja davor, sie zu bekriegen!“ (5. Mose 2,4). So, als wäre das Alte Testament kriegslüstern oder als wollte Gott Kriege.
Golda Meir, die Israelis liebevoll „das Goldchen“ nennen, hat einmal im Wissen um diese biblischen Aussagen gesagt: „Das könnten wir den Arabern noch verzeihen, dass sie unsere Söhne töten. Aber wir können ihnen nicht verzeihen, dass sie uns zwingen, ihre Söhne zu töten.“
Sie wissen also, dass sie von Gott her dieses Töten nicht tun dürfen, weil Ismail unter der Verheißung Gottes steht. Die ganze Bibel, das gesamte Alte Testament ist voll davon, dass das Verhältnis der Fremdlinge in Israel geregelt ist.
„Er wird wohnen, all seinen Brüdern zum Trotz, mitten in Israel.“ Die Araber haben ihre Heimat bis heute mitten unter dem Volk Israel. Und das war den Vätern so verfügt: „Der Fremdling soll gelten wie der Einheimische.“
Israel hat den Arabern in Israel sofort die volle israelitische Staatsbürgerschaft gegeben, weil es weiß, dass dies Gottes Gesetz ist. Juden und Araber müssen eins werden vor Gott, weil eine göttliche Berufung über ihnen steht.
Die Verantwortung der Christen im Nahostkonflikt
Wie ich über all den Dingen gearbeitet habe, ist es eine Fülle, wenn man nur ein Bibellexikon aufschlägt und den Eintrag zum Araber nachliest. Auf der Rückseite fand ich Pressemitteilungen des Evangelischen Pressverbandes. Dort stand gerade auf dem Zettel, auf dem ich mein Konzept schrieb: Die EKD bereitet ein Wort zum Nahostkrieg vor.
Nun, ich weiß nicht, was die EKD zum Nahostkrieg sagen wird. Ich habe immer Angst, dass wir Christen, wenn wir zu den Problemen der Welt sprechen, etwas sagen wie eine alte, uralte, lahme Frau, die von der Straße hinunterruft: „Wenn sich zwei Kinder bekriegen, streitet nicht!“ Ein Wort, das nicht wirkt – ein Wort, das jeder sagt.
Wenn wir als Kirche, als EKD, als Christen zum Nahostkrieg sprechen, dann können wir diesen Völkern des Nahen Ostens doch etwas sagen. Bibelleser wissen mehr und können sagen: Wir wissen etwas von eurer Geschichte und von eurer Verheißung. Die Großmächte werden davon nichts wissen. Die Großmächte tragen doch ihren Konflikt in den Nahen Osten hinein.
Wären die Völker Arabiens und Israels mehr mit Wissen über die göttliche Verheißung ausgestattet, dann könnten sie anders miteinander umgehen. Wenn Sie jetzt in Ihrer Bibel lesen, dann finden Sie furchtbare Dinge über die kriegerischen Auseinandersetzungen Israels mit den Arabern. Zum Beispiel in Hesekiel 35, Jesaja 21 und vielen anderen Stellen der Bibel. All die Prophetenworte waren mir selbst bis zur vergangenen Woche eigentlich fremd.
Dann lesen Sie aber auch, dass Gott nach diesen kriegerischen Verwicklungen sein Werk mit diesen Völkern zu Ende bringt. „Ägypten ist mein Volk“ – das ist ein Ehrentitel, den sonst nur Israel erhält. „Assyrien ist meiner Hände Werk, Israel mein Erbe.“ Dort wird Israels Selbstritt mit Ägypten und Assyrien ein Segen sein – mitten auf Erden.
Das müssen wir heute sagen, angesichts der weltpolitischen Verwicklungen. Damit können wir einen Beitrag zur Entkrampfung der kriegerischen Verwicklungen leisten. So wird Gott die Ägypter plagen und heilen, und sie werden sich zum Herrn bekehren. Er wird sich erbitten lassen und sie heilen.
Zu der Zeit wird Israel der Dritte sein, gemeinsam mit den Ägyptern und Assyrern – ein Segen mitten auf Erden.
Die prophetische Perspektive auf den Islam und die Zukunft der Region
Es geht niemals darum, wie heute oft behauptet wird, dass Mohammedaner zusammen mit Christen und Juden eine Ökumene bilden. Der große Orientforscher Doktor Lepsius sagte bereits um 1900, der Islam sei lediglich ein Reformjudentum und keine eigenständige Religion. Er sei frappierend ähnlich dem Judentum. Seinen Platz im Vorderen Orient habe der Islam nur so lange, bis das Volk Israel zurückkehrt.
Als Doktor Lepsius diese Aussage um 1900 traf, ahnte außer einigen Zionisten niemand, dass Israel tatsächlich wieder in das Land der Väter zurückkehren würde – um der Verheißung Gottes willen. Nur wenn wir in diesem weiten biblischen prophetischen Rahmen denken, können wir das heutige Geschehen verstehen.
Gott wird sich auch den Arabern offenbaren und sein Volk sammeln. Ein großer Kenner dieser Vorgänge, Petrus Huygen, sagt: „Nichts ist so verheißungsvoll auf die Länge der Geschichte wie die Mission unter Mohammedanern und Juden.“ Man weiß genau, dass dies die Missionsvölker sind – und bei ihnen haben wir heute praktisch kaum Erfolg.
Das ist die Projektion unseres Bibeltextes, die erste Projektion auf die große weltpolitische Leinwand. Wenn Gott zu Ismael sagt, zur Mutter Ismaels: „Fürchte dich nicht, denn ich habe die Stimme des Kindes erhört“, dann hat Gott die Stimme Ismaels erhört. Deshalb verläuft die Geschichte anders als von den Großmächten geplant.
Die Herausforderung des Glaubens in einer gottfernen Welt
Aber noch eine zweite Leinwand, auf die ich projizieren möchte, auch wenn es heute ein bisschen länger wird. Ich meine, wir müssen das einfach sagen. Es ist nur andeutungsweise für Sie zum Weiterarbeiten gedacht.
Dieser Abschnitt hat noch eine ganz wichtige Bedeutung und wirft große Konturen, wenn wir daran denken, dass wir als Christen in einer gottlosen, in einer nichtchristlichen Welt leben. Dazu möchte ich drei Punkte ansprechen.
Wir lesen aus der Ismael-Geschichte, dass Menschen ohne Gott verschmachten müssen. Man wird fragen, wie so etwas möglich ist, dass Gott etwas so Hartes verlangt, nämlich dass Hagar ausgetrieben wird.
Wenn es um die Bereinigung ihres Lebens geht, darf man nicht sentimental werden. Und Sie wissen, wenn Sie selbst in der Seelsorge tätig sind, dass oft ganz harte Schritte nötig sind, bis man Dinge im Leben wirklich aufarbeitet.
Gott hat schließlich auch das Problem der Hagar gelöst, aber ihr Leben muss bereinigt werden. Was so schwer ist für Hagar und Ismael, ist der Moment, in dem sie aus der Nähe Abrahams hinaustreten in die Welt. Die Bibel schildert sie als Menschen, die verschmachten.
Ich möchte dieses Bild jetzt noch einmal ganz kurz vor Ihnen zeichnen: Ein Kind liegt unter einem Busch, in der glutheißen Sonne, und es ist kein Wasser mehr da. Es schreit.
Bei uns gibt es Leute, die sagen, ob man missionieren soll. Die Völker haben doch ihre Religionen. Die Bibel aber zeigt, dass Ismael den Sinn in seinem Leben verloren hat und Hagar nicht mehr weiß, wie sie weiterleben soll.
Wenn man es dann noch aus dem Mund Jesu hört: Er sah die Menschen verschmachten und zerstreut wie Schafe ohne Hirten. Er sah die geschäftstüchtigen Finanzleute, die Durst haben und nichts bekommen, die Hunger leiden und nicht mehr erfüllt werden, die liebeshungrigen Mädchen und die abgearbeiteten Arbeiter.
Man kann sich selbst so leicht betrügen und sagen, man habe Sinn im Leben. Aber da liegt ein Kind unter dem Busch. Das Einzige, was das Leben dieses Ismael noch sinnvoll macht, ist, wenn Gott der Herr hineinredet und Antwort gibt.
Wenn wir meinen, wir könnten die Nöte der Menschen und ihr Schreien heute erfüllen, indem wir nur Brot geben, dann ist das ein Irrtum. Die Welt geht an den Gütern zugrunde, die sie hat, weil sie Gott verloren hat. Sie hat keinen Sinn und keine Hoffnung mehr.
Das Wasser im Schlauch ist aus, und die Sehnsüchte werden nicht mehr gestillt. Können Sie es aushalten, dass neben Ihnen Menschen leben, die diese große Sehnsucht haben? Nur das Wort Gottes kann ihnen die Augen öffnen, damit sie die Menschen um sich herum verstehen.
Das treibt die Menschen um.
Gottes Erhörung und die Aufgabe der Christenmission
Und das zweite: Gott lässt keinen zugrunde gehen. Das betrifft unser Verhältnis zu den Menschen, die leben müssen, ohne dass sie Gott kennen und von ihm angenommen sind.
Da heißt es nur – da hörte Gott, in Vers 17 – da erhörte Gott die Stimme des Kindes. Das Kind konnte nicht einmal beten; es waren unqualifizierte Schreie. Dennoch erhörte Gott es. Es hat nur um sein Leben gerungen. Scheinbar hart ging Gott daran vorüber, dort, wo Abraham ja diese Hagar und dieses Kind austreiben musste.
Ich möchte hier noch einmal betonen, dass Gott keinen Schrei in dieser Welt einfach abschreibt, sondern dass er ihn hört. Die Mission war bei den Christen und in der Kirche überhaupt noch nie gut aufgehoben, weil Christen sich immer nur mit sich selbst beschäftigen. Das ist immer unser Problem: wie wir mit unserem Glauben zurechtkommen.
Unser Gott ist der, der missioniert, der draußen ist bei den Menschen, der den Ismael sieht in seinem Schreien und in seinen Sehnen und der ihm nachgeht. Er schickt den Boden Gottes dorthin und dem Verschmachten entgegen, der einer Hagar zuruft: Fürchte dich nicht, denn Gott hat die Stimme des Kindes erhört.
Ich streite mich mit niemandem mehr über ein sogenanntes Moratorium herum, ob wir nicht die Mission stoppen sollten oder den Ländern nicht eine Zeit der Selbstfindung lassen sollten. Ich weiß, dass unser Gott durch die Welt geht und dass unser Gott Tausende von Boten hinausschicken will, die diese Stimme Gottes weitergeben und dieses Trostwort Gottes weitersagen. Er lässt sich heute finden.
Gott lässt keinen zugrunde gehen. Unser Gott sucht verzweifelte und verschmachtende Menschen. Wo heute Menschen offene Ohren haben und ihren Gott kennen, da merken sie, was er sagt. Dort sehen sie etwas von diesem Sehnen Gottes und von seiner Unruhe. Und dort gehen Menschen hinaus in die Welt als seine Boten.
Die Erfüllung durch Gottes Hilfe und der Auftrag an die Christen
Und noch ein Letztes zu dieser zweiten Projektion: Christen in einer nichtchristlichen Welt.
Menschen verschmachten ohne Gott. Doch Gott lässt keinen zugrunde gehen. Er macht satt, er macht wirklich satt.
Die Hagach bekommt plötzlich die Augen aufgetan. Sie sieht Wasser, dort ist ein Brunnen. Dann kann sie Wasser schöpfen und ihrem Kind geben. Danach gehen sie weiter. Plötzlich können sie ihr Leben bewältigen. Nicht nur das – sie werden Werkzeuge Gottes, denn der Herr war mit ihnen.
Wenn wir anderen Menschen helfen dürfen, ihre Augen zu öffnen, damit sie erkennen, wie im Wort Gottes Quellen sind, an denen man trinken kann, wo Antworten bereitliegen und wo sie Gott begegnen können, dann haben wir den größten Dienst getan.
In einer durstigen Welt, in der Menschen verschmachten, öffnet Gott die Augen. Er möchte, dass ihre Augen geöffnet werden für das, was er in der Schrift sagt. Er möchte, dass sie selbst brennen, so wie Gott brennt, und den Verschmachteten nachlaufen. Dass sie selbst einer sind, der an den Wasserquellen sitzt und ein erfülltes, reiches Leben hat, weil Gott ihre Nöte löst und ihre Not heilt.
Jesus Christus hat gerufen: Wer Durst hat, der komme zu mir und trinke. Amen.
Abschlusslied und Gebet um Kraft und Mitgefühl
Und nun singen wir das Hillerlied 547. Diesen Vers hat Ludwig Hofacker, dem unsere Kirche genannt ist, bei seiner Amtseinführung in Rillinghausen seiner Gemeinde zugerufen. Das war sein ganzes Predigen:
„Dass ich schwach bin, wird er wissen, dass er stark ist, weiß auch ich.“
In diesem Glauben hat er es gewagt, ein Streiter für Gott zu sein.
Wir wollen beten: Herr, wir sind oft so unehrlich uns selbst gegenüber, um uns diese große Schwachheit einzugestehen. Dann denkst du uns das wieder auf, dass wir alle nur von deinem Erbarmen leben, dass wir ohne dich überhaupt nichts ausrichten können.
Aber du hast uns erwählt, weil du unser Leben groß und wichtig machen willst. Du willst aus uns etwas machen zum Lob deiner Herrlichkeit. Wir wollen deinen Ruf hören und teilnehmen an deiner großen Unruhe, wie du mitträgst an denen, die in der Welt verschmachten, weil sie mit ihrem Leben und mit den Aufgaben nicht mehr fertig werden.
Gib uns immer mehr den Blick für die Menschen um uns her, dass wir diese tiefste Sehnsucht, ihr großes Unerfülltsein, erkennen und begreifen. Lass uns ihnen solche Boten werden, die ihnen die Augen öffnen dürfen und zeigen, wo du Wasserquellen hast, wo du Menschen erquickst.
Herr, wir können nicht mehr sein als nur Krankenträger, die andere zu dir schleppen, bis du sie heil machst. So wollen wir jetzt auch Fürbitte tun für diese Völker des Nahen Ostens, für dein Volk Israel, deinen Augapfel, und für diese arabischen Völker, die du in der Erwählung Ismals unter deinen Segen gestellt hast.
Herr, lass deinen Plan bald zum Ziel kommen, dass dein Reich bald aufgerichtet werde in unserer Welt. Du siehst es noch besser, als wir es sehen können, wie so viele Menschen leiden müssen unter diesen unsinnigen Auseinandersetzungen. Erbarme dich der Menschen! Du bist ein Gott, der das Heil bereitet hat, du bist der Herr, der durch die Geschichte geht.
Wir bitten dich darum in diesen Tagen. Wir danken dir für das Geschenk des Friedens, das wir noch haben. Erhalte uns diesen Frieden und lass ihn in vielen Teilen der Welt aufgerichtet werden – aber nicht nur einen äußeren Frieden, sondern deinen ganzen Frieden, äußerlich und in der Verbindung zu dir.
Dass Menschen bei dir geborgen sind in Zeit und Ewigkeit. Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Und nun singen wir noch vom Lied 277 den letzten Vers.
