Herzlich willkommen zu Jesus einfach besser! Ich freue mich, dass ihr wieder dabei seid und euch auf die Reise macht, Jesus in der Bibel zu entdecken, besonders im Hebräerbrief. Dabei stellen wir fest, dass Jesus einfach besser ist.
Vielleicht ist euch schon aufgefallen, dass die Perspektive heute ein wenig anders ist. Dennoch bleibt der Blickwinkel, mit dem wir den Hebräerbrief betrachten, derselbe: Wir wollen auf Jesus schauen. Wir möchten erkennen, dass Jesus einfach besser ist – auch wenn wir diesen Aspekt heute aus einer etwas anderen Perspektive betrachten als bisher.
Wir haben bereits gesehen, dass Jesus die bessere Offenbarung ist. Das bedeutet ganz konkret, dass wir in Jesus erkennen, wie Gott der Vater ist. Jesus lebt in uns und offenbart uns den Vater.
Außerdem haben wir festgestellt, dass Jesus der bessere Botschafter ist. Er spricht nicht nur für Gott zu uns, sondern als Gott selbst zu uns. Gleichzeitig kennt Jesus als wahrer Mensch unsere menschliche Situation ganz genau. Er spricht also nicht als ein weit entfernter Gott zu uns, der keine Ahnung hat, wie es uns geht, sondern als jemand, der all das, was wir durchmachen, selbst erlebt hat.
Jesus ist also die bessere Offenbarung und der bessere Botschafter. Heute werden wir sehen, dass Jesus auch der bessere Mose ist.
Mose als zentrale biblische Figur verstehen
Dass Jesus besser ist als Mose, müssen wir zunächst verstehen, wer Mose überhaupt ist. Diese Frage wollen wir zu Beginn klären: Wer ist Mose?
Die Geschichte von Mose, dem Auszug aus Ägypten, dem Durchzug durch das Meer und dann durch die Wüste, ist wahrscheinlich eine der berühmtesten Geschichten der ganzen Bibel. Auch die Person Mose ist vermutlich eine der bekanntesten Figuren der Bibel. Dementsprechend merkt man schnell, dass es extrem schwer ist, in kurzer Zeit umfassend darzustellen, wer Mose ist.
Ich möchte dennoch versuchen, die wesentlichen Aspekte dieser Person Mose kurz zusammenzufassen.
Wer war Mose? Mose war ein Prophet. Nun stellt sich die Frage: Was verstehen wir unter einem Propheten? Welches Bild haben wir, wenn wir an einen Propheten denken?
Häufig denken wir sofort: Ein Prophet ist jemand, der in die Zukunft schaut. Jemand, dem Gott zeigt, was in der Zukunft geschehen wird, und der diese künftigen Ereignisse den Menschen verkündet. Wenn wir jedoch in die Bibel schauen, stellen wir fest: Ja, das kommt tatsächlich vor. Aber meistens haben die Propheten eine etwas andere Aufgabe.
Oder besser gesagt: Eine ähnliche Aufgabe, aber nicht nur in Bezug auf die Zukunft. Wenn wir die Bibel genauer betrachten, erkennen wir, dass ein Prophet in der Regel jemand ist, der den Willen Gottes an das Volk weitergibt. Gott spricht zu den Propheten, damit diese den Menschen Gottes Botschaft übermitteln.
Im Alten Testament enthalten die Worte der Propheten häufig Gerichtsworte. Das bedeutet, sie sprechen in die aktuelle Situation hinein und sagen: „Leute, so wie ihr gerade lebt, das geht nicht, ihr müsst umkehren!“ Der Prophet offenbart somit den Willen Gottes.
Damit steht die Aufgabe des Propheten ganz in der Linie unserer letzten Themen: Es ist die Aufgabe des Propheten, Gott zu offenbaren und als Botschafter Gottes zu dienen. So war auch Mose ein Prophet, und...
Mose als Verheißung und Gesetzgeber
Wir lesen am Ende der Zeit von einer Verheißung, dass Gott einen Propheten senden wird, der wie Mose sein wird. In 5. Mose 18,15 und 18 heißt es:
„Einen Propheten wie mich wird der Herr, dein Gott, aus dir und aus deinen Brüdern erwecken, dem sollt ihr gehorchen.“
„Ich will ihnen einen Propheten wie dich erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in seinen Mund geben. Er soll zu ihnen alles reden, was ich ihm gebieten werde.“
Mose war also ein Prophet, und er erhielt die Verheißung, dass noch ein größerer Prophet oder zumindest ein Prophet wie er kommen wird, auf den das Volk hören soll.
Mose war ein Prophet, weil er wie kein anderer den Willen Gottes im Alten Testament offenbart hat. Für uns erscheinen diese Texte manchmal trocken, und es sind vielleicht die Passagen, die wir gern überspringen. Doch das ganze Gesetz des Mose zeigt uns einerseits, was Gott von uns Menschen erwartet. Es offenbart also den Anspruch Gottes an uns.
Gleichzeitig macht es auch die Heiligkeit Gottes deutlich – was für einen heiligen und reinen Gott wir haben.
Mose als Führer und geistliches Vorbild
Wenn wir auf Mose schauen, dann merken wir, dass Mose nicht nur ein Prophet war. Sondern er war auch der Führer des Volkes. Er hat das Volk Israel aus Ägypten herausgeführt.
Man könnte jetzt meinen, dass Mose bei seiner Ausbildung – er wurde ja immerhin am ägyptischen Königshof groß – vielleicht auch stolz darauf war. Vielleicht hätte er sich etwas darauf eingebildet. Und wenn Gott zu ihm gekommen wäre und gesagt hätte: „Mose, du musst jetzt mein Volk aus Ägypten führen“, hätte Mose vielleicht gesagt: „Klar, wer sonst, wenn nicht ich?“
Wenn wir jedoch ins zweite Buch Mose schauen und uns die Berufung Mose anschauen, bei der Gott im Dornenbusch zu ihm spricht, stellen wir fest, dass Mose ganz anders reagiert. Er sagt: „Also Gott, Entschuldigung, aber was willst du mit mir anfangen? Ich bin nicht der Richtige, ich kann das nicht.“
Genau das macht Mose zu einem guten Führer. Er war gerade deshalb ein ausgezeichneter Führer des Volkes, weil er erkannt hat, dass er es nicht allein kann. Er wusste, dass er auf die Hilfe Gottes angewiesen ist. Das macht ihn gleichzeitig zu einem geistlichen Vorbild.
Mose ist auch in anderer Hinsicht ein geistliches Vorbild. Natürlich war er ein Mensch mit Fehlern. Er tötete einen der Aufseher aus Wut über die Sklaverei. Auch seine Geduld mit dem Volk war verständlicherweise oft an ihren Grenzen.
Spannend ist aber, dass er gerade für dieses Volk trotzdem vor Gott einsteht. Gott hatte ihm sogar angeboten, das Volk zu vernichten und aus ihm ein großes Volk zu machen. Mose lehnt ab und sagt: „Herr, mach das nicht! Lass das Volk am Leben, sei gnädig und beweise dich vor den anderen Völkern.“
Das zeichnet Mose aus. Am Ende seiner Zeit lesen wir in 5. Mose 34,10: „Und es stand hinfort kein Prophet in Israel auf wie Mose, den der Herr erkannt hätte von Angesicht zu Angesicht.“ Es gab keinen Propheten wie Mose, mit dem Gott von Angesicht zu Angesicht gesprochen hat und der Gott so nahe gekommen ist.
Obwohl wir natürlich auch im Alten Testament wissen, dass Mose Gott nicht sehen konnte, durfte er dennoch in die Gegenwart Gottes treten.
Mose im Neuen Testament und seine Bedeutung
In Hebräer 11,24-26 wird ein Fazit über das Leben Mose gezogen. Dort heißt es, dass Mose durch den Glauben, als er erwachsen war, nicht mehr als Sohn der Tochter des Pharao gelten wollte. Viel lieber wollte er mit dem Volk Gottes misshandelt werden, als für eine kurze Zeit den Genuss der Sünde zu haben. Er erhielt die Schmach Christi für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens, denn er sah auf die Belohnung.
Mose war also ein Prophet, und es gab keine Propheten wie ihn. Er war der Führer des Volkes, der das ganze Volk Israel aus Ägypten herausgeführt hat. Gleichzeitig war er auch ein geistliches Vorbild. Er war nicht nur Leiter, sondern auch das geistliche Vorbild für das ganze Volk. Das machte Mose zu einer einzigartigen Person.
Wenn wir jedoch ins Neue Testament schauen, stellen wir fest, dass seine Autorität sich vor allem dadurch begründet, dass durch Mose das Gesetz gegeben wurde. Ich finde es ganz spannend – vielleicht ist es euch auch schon aufgefallen –, wenn man die Königebücher oder die Chroniken durchgeht, dann lesen wir relativ wenig von Mose. Dort werden die Könige meist mit einer anderen Person verglichen. Immer wieder ist von David die Rede, es geht um das Königtum, und die Könige werden mit ihrem Vater David verglichen.
Nach dem Exil, als das Königtum niedergelegt war, spielte plötzlich eine andere Gruppierung eine wichtige Rolle: die Schriftgelehrten. Mit Esra als einer der ersten Schriftgelehrten begann eine Bewegung, die sich auf die Schrift berief und das Volk wieder zu Gott führen wollte. Sie beriefen sich auf das Gesetz des Mose, um das Volk zurück zu Gott zu führen. Dieser Ansatz ist sehr gut.
In diesem Zusammenhang hatte Mose die höchste Autorität. Das heißt, wenn es zur Zeit von Jesus eine Autorität bei den Juden gab, dann war es Mose. Gerade deshalb bezieht sich auch das Neue Testament ganz besonders häufig auf ihn.
Das Verhältnis von Jesus und Mose
Wenn Mose eine so außergewöhnliche Stellung hat, stellt sich automatisch die Frage: Wie ist das Verhältnis zwischen Jesus und Mose?
Im Johannes-Evangelium, Kapitel 1, Vers 17, lesen wir: „Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben, die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“ Hier werden zwei zentrale Personen genannt. Auf der einen Seite steht Mose, auf der anderen Seite Jesus.
Gehen wir noch einige Kapitel weiter, in Johannes 5, Vers 45 und folgende, so lesen wir: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich euch vor dem Vater verklagen werde. Es ist einer, der euch verklagt, Mose, auf den ihr hofft. Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir. Denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?“
Jesus bezieht sich hier auf Mose und macht deutlich, dass er mit derselben Autorität wie Mose unterwegs ist. Letztlich ist der Inhalt seiner Botschaft der gleiche wie der Inhalt der Botschaft von Mose. Und...
Jesus als treuer Sohn und Erbauer des Hauses
Mit diesem Vorwissen wollen wir nun einsteigen und uns den Text aus Hebräer 3, Verse 1 bis 6 gemeinsam anschauen.
Darum, ihr heiligen Brüder, die ihr teilhabt an der himmlischen Berufung, schaut auf den Apostel und Hohenpriester, den wir bekennen, Jesus. Der da treu ist dem, der ihn gemacht hat, wie auch Mose in Gottes ganzem Hause. Er ist aber größerer Ehre wert als Mose, so wie der Erbauer des Hauses größere Ehre hat als das Haus. Denn jedes Haus wird von jemandem erbaut, der aber alles erbaut hat, das ist Gott. Und Mose war zwar treu in Gottes ganzem Hause als Knecht, zum Zeugnis für das, was später gesagt werden sollte. Christus aber war treu als Sohn über Gottes Haus. Sein Haus sind wir, wenn wir das Vertrauen und den Ruhm der Hoffnung festhalten.
Wir sehen in diesem Text gerade in den ersten beiden Versen, dass Jesus zunächst einmal auf eine Stufe mit Mose gehoben wird. Der Verfasser des Hebräerbriefs macht deutlich: „Guck mal, so wie Mose treu war, so ist auch Jesus treu.“ Aber danach geht er noch einen Schritt weiter.
Vers 3 und die folgenden Verse zeigen auf, dass Jesus nicht einfach nur genauso wie Mose ist, sondern dass er letztendlich viel höher ist als Mose, dass er besser ist als Mose. Mose wird also beschrieben als ein Knecht im Gotteshaus, während Jesus auf der anderen Seite als der Erbauer des Hauses dargestellt wird.
Über Mose lesen wir, dass er treu war als Knecht Gottes, während Jesus treu war als Sohn Gottes. Wenn wir uns das genau anschauen, stellen wir fest, dass ein Vergleich zwischen Mose und Jesus im Prinzip total unfair ist. Wie kann Mose denn mit Jesus mithalten? Mose war letztendlich ein Mitarbeiter im Hause Gottes, während Jesus der Erbauer des Hauses ist.
Am Ende unseres Textes heißt es ja, dieses Haus – das sind wir. Dieses Haus, von dem hier die Rede ist, das ist das Volk Gottes. Das heißt: Mose war ein treuer Knecht, ein treuer Mitarbeiter im Gottesvolk. Auf der anderen Seite steht Jesus, der die Grundlage dafür ist, dass es dieses Volk überhaupt gibt, der Erbauer des Hauses, ohne den das Volk Gottes gar nicht existieren könnte, weil er uns eben erkauft und erlöst hat.
Es ist der Unterschied zwischen dem Knecht und dem Sohn, es ist ein Unterschied zwischen dem Menschen Mose und dem Gott Jesus. In diesem Sinne kann man sagen: Es ist völlig klar, dass Jesus besser ist als Mose. Mose hat auch gar keine Chance, mit Jesus mitzuhalten.
Das Gleiche trifft auch auf unsere bisherigen Einheiten zu: Auch die Propheten und die Engel können sich nicht mit Jesus messen. Genau das möchte der Verfasser des Hebräerbriefs deutlich machen. Sein Anliegen ist es, aufzuzeigen: Es geht nicht nur darum, dass Jesus ein bisschen besser ist oder dass es wichtiger ist, auf ihn zu hören. Es geht darum, zu erkennen, wer Jesus wirklich ist. Er ist der wahre Gott.
Jesus ist also besser als Mose.
Jesus und das Gesetz des Mose
Und wenn Gott sich mit der Hilfe von Mose im Gesetz offenbart hat, stellt sich natürlich die Frage, wie Jesus, wenn Gott in ihm Mensch wird, zu diesem Gesetz des Mose steht. Wir haben ja gerade gehört, dass Jesus gesagt hat: Wer dem glaubt, was Mose sagt, der muss auch dem glauben, was ich sage. Zwischen mich und Mose passt kein Blatt, sagt Jesus.
Auf der anderen Seite haben wir aber auch Johannes gehört, der sagt, das Gesetz ist durch Mose gegeben, die Gnade und Wahrheit aber durch Jesus Christus. Wenn wir diesen Vers hören, weiß ich nicht, wie es euch damit geht, aber dann entsteht in unseren Gedanken schnell ein Gegensatz. Mose hat das Gesetz gebracht und Jesus die Gnade. Mose hat uns dieses ganze Schlamassel eingebrockt, und Jesus hat jetzt den Kern sozusagen wieder aus dem Dreck herausgeholt.
Diese Sichtweise macht jedoch keinen Sinn. Im Römerbrief lesen wir, dass das Gesetz heilig, gerecht und gut ist. Das Gesetz ist etwas Gutes. Das Problem mit dem Gesetz sind wir. Wir sind schlecht. Das Gesetz überführt uns und zeigt uns auf, dass wir Sünder sind. Genau das ist das Problem: Das Gesetz zeigt uns, dass wir vor Jesus nicht bestehen können, dass wir vor Gott nicht bestehen können.
In diesem Zusammenhang sagt Jesus in der Bergpredigt Folgendes (Matthäus 5,17-20):
Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch, bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis alles geschieht. Und wer eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich. Wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Wenn wir die Bergpredigt weiterlesen, zeigt Jesus auf, was es heißt, das Gesetz zu erfüllen. Er erklärt, was es bedeutet, dass die Gerechtigkeit besser sein muss als die der Pharisäer und Schriftgelehrten. Das Problem der Pharisäer und Schriftgelehrten ist nicht, dass sie das Gesetz kennen, es sich zu Herzen nehmen und danach leben. Das Problem ist, dass sie versuchen, das Gesetz haltbar zu machen, es abzuschwächen.
Viele von uns gehen vielleicht davon aus oder haben immer wieder gehört, dass Jesus in der Bergpredigt das Gesetz noch einmal verschärft. So nach dem Motto: Mose hat gezeigt, dass es schwer ist, und Jesus zeigt jetzt, dass es noch viel schwerer ist. Nein, Jesus verschärft das Gesetz nicht.
Was macht Jesus? Jesus legt das Gesetz richtig aus. Er macht deutlich, dass es im Gesetz eben nicht nur um unser Handeln geht, sondern auch um unsere Gedanken und unser Wollen. Er verschärft das Gesetz des Mose von damals nicht, sondern es war schon immer so. Auch das alttestamentliche Gesetz fordert, dass wir in allen Dingen vollkommen sein sollen.
Deshalb sagt Jesus: Ich bin nicht gekommen, das Gesetz abzuschaffen, sondern ich bin gekommen, das Gesetz zu erfüllen. Dieses Gesetz, anders als es die Pharisäer lehren, ist nicht haltbar, es ist nicht machbar. Wenn wir das Gesetz halten wollen, brauchen wir einen neuen Sinn, ein neues Herz, einen neuen Geist. Nur so können wir das Gesetz Gottes erfüllen.
Jesus ist gekommen, um das Gesetz zu erfüllen. Er hat das Gesetz des Mose erfüllt, damit wir jetzt nicht mehr unter diesem Gesetz stehen. Er hat es für uns erfüllt. Somit stehen wir nicht mehr unter dem Gesetz des Mose, sondern unter dem Gesetz Christi.
Das Gesetz Christi verstehen
Moment mal, mag jetzt der eine oder andere sich vielleicht denken: Was heißt das jetzt wieder, Gesetz Christi? Wir als Christen sind doch jetzt frei vom Gesetz. Wir sind doch jetzt Kinder der Freiheit. Wir sind doch keine Sklaven mehr, sondern Kinder Gottes, heißt es doch.
Ja, all das ist richtig. Trotzdem spricht auch das Neue Testament davon, dass wir jetzt unter dem Gesetz Christi stehen. Das wollen wir uns jetzt genauer anschauen. Wir wollen den Vergleich betrachten zwischen dem Gesetz des Mose und dem Gesetz Christi.
Im Neuen Testament gibt es verschiedene Stellen, die von diesem neuen Gesetz sprechen. Manche reden vom Gesetz Christi, an anderer Stelle heißt es Gesetz des Geistes, und wieder an anderer Stelle, bei Jakobus, ist vom Gesetz der Freiheit die Rede.
Bevor wir uns diese Stellen genauer anschauen und klären, was das konkret bedeutet, müssen wir uns erst einmal grundlegende Begriffe anschauen. Wir müssen klären, was sie bedeuten. Denn ich glaube, da gibt es manchmal ein gewisses Missverständnis, gerade wenn es um die Begriffe Gesetz und Gnade geht.
Häufig verstehen wir Gesetz als den Anspruch Gottes, und Gnade bedeutet dann, dass Gott diesen Anspruch aufhebt. Das heißt: Mose ist gekommen und zeigt uns den Anspruch Gottes, und Jesus kam dann, damit dieser Anspruch für uns nicht mehr gilt. Der Anspruch wird sozusagen aufgehoben. Weil Jesus ihn erfüllt hat, gilt dieser Anspruch für uns nicht mehr.
Aber diese Sichtweise ist biblisch nicht so ganz haltbar. Man könnte sogar sagen, sie ist falsch. Warum? Paulus spricht davon, und das wollen wir uns jetzt anschauen, dass wir jetzt eben nicht mehr unter dem Gesetz des Mose stehen, sondern unter dem Gesetz Christi.
Ich möchte euch mal drei Bibelstellen vorlesen, die von diesem verschiedenen Gesetz sprechen. Die erste ist Römer 8, Vers 2: „Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“
Da würden wahrscheinlich alle zustimmen und sagen: Ja genau, das macht doch das neue Gesetz aus. Dass wir frei sind von der Sünde, frei vom Tod, dass Jesus uns befreit hat.
Aber Paulus schreibt an anderer Stelle in Galater 6, Vers 2: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ Wir erfüllen also das Gesetz Christi, wenn wir uns gegenseitig Lasten tragen.
Das hört sich ja jetzt schon irgendwie wieder nach einer gewissen Werksgerechtigkeit an. Wir müssen etwas tun, damit wir das Gesetz Jesu erfüllen. Was ist dann jetzt noch der Unterschied zum Gesetz des Mose, wenn es darum geht, Dinge tun zu müssen?
Gehen wir zu Jakobus. Jakobus 1, Vers 25: „Wer aber durchschaut denn das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei beharrt und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter! Der wird selig sein in seiner Tat.“
Und dann Kapitel 2, Verse 12 und 13: „Redet so und handelt so, wie Leute, die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen. Denn es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat. Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht.“
Jakobus macht hier deutlich, dass es darum geht, Dinge zu tun. Wir erfüllen das Gesetz der Freiheit, wenn wir entsprechend leben, also wenn wir Barmherzigkeit üben. Nur so überwinden wir das Gericht.
Gut, man kann jetzt sagen: Ja, das ist halt wieder typisch Jakobus. So kennen wir ihn doch schon mit seiner Werksgerechtigkeit.
Ich glaube, dass diese drei Verse, die wir gelesen haben, alle übereinstimmen und nicht unterschiedliche Dinge beschreiben. Die entscheidende Frage ist doch auch hier wieder: Wie verstehen wir Gesetz und Gnade?
Gerade die letzten Verse zeigen, dass Jesus den Anspruch Gottes nicht aufhebt. In der Bergpredigt selbst sagt er, wir sollen vollkommen sein, so wie unser Vater im Himmel vollkommen ist.
Es zieht sich durchs ganze Neue Testament: Der Anspruch Gottes an uns ist, dass wir vollkommen sind. Dieser Anspruch Gottes ändert sich nicht dadurch, dass Jesus für uns gestorben ist und jetzt alles gut ist. Dass es einfach ist und wir jetzt tun und lassen können, was wir wollen – so wird man es vielleicht manchmal gerne verstehen.
Aber ein Anspruch Gottes bleibt derselbe.
Gesetz und Gnade im richtigen Verhältnis
Was ist also jetzt das richtige Verständnis von Gesetz und Gnade?
Das richtige Verständnis ist, dass das Gesetz uns den Anspruch Gottes aufzeigt. Um die Gnade ist das Jesusgekommenes und diesen Anspruch für uns erfüllt. Das ist das Evangelium. Er nimmt die Strafe auf sich, damit wir rein werden. Er lebt in uns, er verändert unsere Herzen.
Damit wir immer vollkommener werden und diesem Anspruch Gottes gerecht werden können. Wir können es nicht, aber Jesus kann es. Das heißt jetzt ganz konkret: Ich muss nicht die Lasten der anderen tragen, um das Gesetz Christi zu erfüllen.
Sondern es bedeutet, dass, wenn Jesus in mir lebt, ich verändert werde und anfange, die Lasten der anderen zu tragen. Das heißt auch ganz konkret: Ich muss nicht versuchen, das Gehörte jetzt auch in die Tat umzusetzen.
Sondern wenn Jesus in mir lebt, wird das Gehörte irgendwann automatisch in die Tat umgesetzt, weil der Geist Gottes uns verändert. Das ist das Gesetz Christi.
Wir können ganz einfach sagen: Das Gesetz Christi ist Christus in uns. Das ist Gnade. Das ist das Evangelium.
Zusammenfassung: Jesus als der bessere Mose
Kommen wir also zum Schluss noch einmal zurück zu Mose und zu Jesus. Wir haben festgestellt, dass es im Prinzip unfair ist, Mose mit Jesus zu vergleichen. Denn wir vergleichen einen Menschen mit dem Schöpfer.
Jesus ist nicht einfach nur der bessere Mose, weil seine Natur ganz anders ist. Er ist nicht nur von menschlicher Natur, sondern auch von göttlicher Natur.
Jesus ist auch deshalb besser, weil sein Gesetz von einer ganz anderen Natur ist als das Gesetz des Mose. Mose hat das Gesetz gebracht, er hat uns den Anspruch Gottes gezeigt und damit gleichzeitig aufgezeigt, wie heilig, gerecht und gut Gott ist.
Jesus ist gekommen, um diesen Anspruch des Mose zunächst einmal zu untermauern. Gleichzeitig ist er auch gekommen, um uns nicht nur den Anspruch Gottes aufzuzeigen, sondern ihn auch für uns und in uns zu erfüllen.
Jesus ist also der bessere Mose, weil er den Anspruch Gottes nicht nur aufzeigt, sondern weil er ihn für uns und in uns erfüllt.
Lieber Herr Jesus, dafür möchte ich dir danken, dass du gekommen bist, deine Gnade zu erweisen. Dass du gekommen bist, diesen Anspruch Gottes zu erfüllen, damit wir gerecht sein können, damit wir sinnvoll sein können, und dass du ihn auch in uns erfüllst, damit wir dir immer ähnlicher werden können.
Dich wollen wir loben und preisen. Amen.
Ausblick und Einladung zum Dialog
Schön, dass ihr wieder mit dabei wart und euch die Zeit genommen habt, gemeinsam mit mir in den Hebräerbrief einzutauchen.
Beim nächsten Mal wollen wir uns mit der besseren Ruhe beschäftigen. Ich kann euch schon jetzt versprechen, dass es spannend wird.
Falls ihr Fragen habt – wie ihr es vielleicht von Abendvorträgen kennt, bei denen es am Ende immer die Möglichkeit gibt, Fragen zu stellen – könnt ihr diese gerne auch hier stellen. Ihr könnt entweder in die Kommentarleiste unten etwas schreiben oder mir eine E-Mail schicken. Die E-Mail-Adresse lautet d.kramer@bsk-mail.de.
Wenn am Ende einige Fragen zusammenkommen, könnten wir zum Beispiel eine zusätzliche Frage-und-Antwort-Einheit einplanen, in der ich auf eure Fragen eingehe. Sind es nur wenige Fragen, nehme ich sie vielleicht direkt in die einzelnen Einheiten mit auf.
Scheut euch also nicht, Fragen zu stellen. Ich freue mich, dass ihr dabei seid und Interesse zeigt. Ihr dürft eure Fragen gerne loswerden, und ich hoffe natürlich, sie auch beantworten zu können.
Zum Schluss wünsche ich euch allen noch einen schönen Tag. Macht’s gut und denkt gerne auch in euren Gebeten an uns, ans BSK. Wir sind darauf angewiesen. Natürlich dürft ihr uns auch sehr gerne finanziell unterstützen. Alle nötigen Informationen dazu findet ihr auf unserer Homepage.
Ich wünsche euch alles Gute, macht’s gut und bis bald. Ciao!