Ein junger König in problematischer Allianz
Zweite Chronik 18,9 – wer die Bibelliste kennt, weiß Bescheid. Auf Seite 463 im Alten Testament ist diese Stelle zu finden. Bitte, haben Sie alle Bibeln bereit? Hier liegen noch einige, zum Beispiel von Vedel. Der fromme junge König Josaphat von Jerusalem hat sich törichterweise mit dem abtrünnigen, götzendienerischen König Ahab vom Nordreich Israel verbündet.
Nun besucht er diesen eines Tages. Diese Geschichte erzählt davon, wie es ist, wenn Kinder Gottes enge Beziehungen mit Menschen anderen Geistes eingehen. Wir leben in der Welt und kommen ständig mit anderen Menschen in Berührung. Die Frage ist heute sehr aktuell, weil in der Kirche plötzlich die Entdeckung gemacht wurde: Die Christen leben viel zu sehr im Getto. Sie müssen Verbindungen zur Welt suchen. Wir müssen hinein, wir müssen überall dabei sein – in der Politik, in den Kirchen, im Fernsehen. Wir müssen überall präsent sein.
Diese Geschichte ist daher unendlich aktuell. Es geht um die Frage, wie Kinder Gottes, wie Josaphat, aus politischen Gründen in enge Verbindung mit Menschen treten, die einen anderen Geist haben. Josaphat besucht also König Ahab in Samaria. Beim Festessen sagt Ahab: „Ich habe einen Kriegsplan gegen die Syrer. Ich will die Stadt Ramoth in Gilead erobern. Du machst doch mit!“
Es ist nicht typisch, aber das ist die Art der Welt: Sie fordert von den Kindern Gottes sofort die Beteiligung ein. „Macht doch mit! Du wirst doch wohl ihr Freund sein und nicht ablehnen, oder?“ So ist die Welt – aggressiv und fordernd, sie beansprucht sofort die Unterstützung für ihren Laden. Ich wünsche mir, Christen hätten nur den zehnten Teil dieser Aggressivität, dieses Angriffsgeistes.
Der arme Josaphat ist natürlich auch so erschrocken und überrumpelt, dass er sagt: „Jawohl, mein lieber Ahab, meine Rosse sind wie deine Rosse, mein Herr ist wie dein Herr.“ Selbstverständlich macht er mit, so wie es in der Welt üblich ist – ein Kuchen, ein Brot, gemeinsam handeln.
Die Stimme des Gewissens und falsche Propheten
Und dann schlägt ihm also das Gewissen. Das haben wir alles besprochen. Ich muss kurz erzählen: Hast du dir jedes Mal erzählen müssen, Kurt? Lass doch mal den Herrn fragen. Hast du keine Propheten?
Auch damit kann Ahab dienen. Er hat vierhundert bezahlte Propheten, die genau sagen, was der König gern hören will. Vierhundert Hofpropheten, Staatspfaffen, die erklären: „So spricht er, sieh hinauf nach Hamut in Gilead, doch der Herr wird es in der Hand geben.“
„Gott mit uns, Gott ist mit der stärksten Bataillon, dir hast du, Gott ist mit der gerechten Sache, er lässt von den Schlechten nicht die guten Rechte. Sein Name sei gelobt, Deutschland, Deutschland, Deutschland über alles.“ So etwas macht das. Wir kennen diese Reden.
Ich habe zuhause in meiner Bücherei zwei Bände mit Kriegsreden aus der Zeit von 1914 bis 1918, der eisernen Zeit. Sie kugeln sich, wenn sie die heute lesen, nicht? Wo Männer von der Kanzel herunter verkündigen: „Gott ist mit der gerechten Sache, wir werden siegen, unser Kaiser betet, also das kann gar nicht schiefgehen, die Vorsehung hat dafür gesorgt.“
Und dann kam 1918, 1945 und alles Mögliche. Es ist grausam, diese, verstehen Sie, Pfaffen, Pfaffenkaiser sagen, sie reden, was die Öffentlichkeit, der König, der Staat gern will.
Und wir haben dann schon wieder besprochen: Joseph, dieser Knecht Gottes, hat doch etwas Beklemmungen. Die Schafe Jesu Christi, das hörten wir in Johannes 10, hören nicht auf die Stimme eines Fremden. Er fühlt, dass es nicht das Richtige ist. Er sagt, das ist sonst niemand mehr. Und komisch, der König, ah, der gottlose König, kapiert das ganz gut. Er kapiert sofort, was los ist: „Ja, ich habe noch einen Sack, aber dem bin ich Kram. Der sagt immer, was ich gar nicht hören will. Der sagt mir die Meinung. Das ist ein ganz finsterer Kunde, der heißt Micha, der Sohn Jemlas.“
Ach sagt Josaph: „Lass den doch mal holen, lass den doch mal holen.“
Die Konfrontation mit der Wahrheit
Und da stehen wir bei 2. Chronik 9,18 und Vers 9. Der König Israels und Josaph – also Vers 8 und Vers 9 – und der König Israels rief seinen Kammerherrn und sprach: „Bring eilends Micha, den Sohn Jemlas!“
Der König Israels und der König Judas saßen, jeder auf seinem Stuhl – besser gesagt, auf seinem Thron – mit ihren Kleidern angezogen. Sie saßen aber auf dem Platz vor der Tür am Tor zu Samaria. Alle Propheten weissagten vor ihnen.
Zedekiah, der Sohn des Knäners, machte sich eiserne Hörner und sprach: „So spricht der Herr: Hiermit wirst du die Syrer stoßen, bis du sie aufreibst!“ Alle Propheten weissagten ebenso und sprachen: „Zieh hinauf nach Ramon in Gilead, es wird dir gelingen, der Herr wird die Syrer dem König geben.“
Doch es ging genau so aus wie 1914 oder 1918, 1945 für uns – es ging schief. Das wissen wir jetzt, wenn wir nachrechnen.
Der Bote, der losgegangen war, um Micha zu rufen, redete mit ihm und sprach: „Sieh, die Worte der Propheten sind einprägsam und gut für den König. Lass auch dein Wort so sein wie ihres und rede Gutes!“
Micha aber sprach: „So wahr der Herr lebt, was mein Gott sagen wird, das will ich reden!“
Die Illusion des Glanzes und der Scheinwelt
Betrogene Welt, meine Freunde – hier wird uns die Welt wirklich entlarvt. Das ist ja eine der Aufgaben der Bibel: Sie zeigt die Welt als betrogen. Ich habe dazu mehrere Punkte.
Erstens: Glanz und doch Betrogenheit. Sehen Sie, uns wird hier ein prächtiges Bild gezeigt. Es heißt, dass die beiden Könige auf ihren Stühlen saßen, angezogen mit ihren Kleidern. Das ist ein befremdlicher Ausdruck, denn man würde ja annehmen, dass sie sich nicht gerade in Badehose präsentiert haben, oder gar nur spärlich bekleidet.
Was soll das heißen, „angezogen mit ihren Kleidern“? Das bedeutet, sie saßen hier in ihren Prunkgewändern. Wissen Sie, Hermelin, Orden – schauen Sie sich doch Bilder von Tito an, mit Orden, nicht? Ein General sowieso. Wir armen schlichten Zivilisten können uns höchstens einen Schlips von Firma Dörrhoff leisten. Aber ein General – das glitzert so sehr, dass man den Mann kaum noch sieht, so prächtig ist die Uniform.
Das ist der Sinn der Sache. Und nun ein König, ein absoluter König der alten Zeit! Da gibt es Hermelinmäntel, wahrscheinlich ein Diadem auf dem Kopf, Adjutanten, Flügeladjutanten, Landsoffiziere. Das heißt, es wurde eine richtige Staffage aufgebaut, das Volk wollte etwas sehen.
Darf ich im Zusammenhang damit kurz etwas sagen? Ich bin vor einiger Zeit über das Paradefeld in Nürnberg gefahren, wo früher Parteitage stattfanden. Interessant ist die Bühne, auf der der Führer stand. Wenn man dahinter durchfährt, sieht man, dass es nur eine Front gab – nach dem Volk hin. Es war eine Staffage, wie im Theater. Hinten waren üble Kulissen.
Im Gegensatz dazu zeigt uns die Offenbarung den Thronsitz des lebendigen Gottes. Dort heißt es ausdrücklich, dass rings um den Thron die Engel Gottes stehen und die vollendeten Heiligen. Wenn Gott in seiner Herrlichkeit erscheint, ist das keine Theateraufführung mit Kulissen, die nur eine Seite schmücken. Ringsum herrscht Herrlichkeit.
Hier aber sehen wir die typische Szene: Die Könige sitzen mit all ihrem Prunk. Josabat kann kaum tragen, was ihm auf die Schultern und den Kopf gelegt wurde. Ich las heute, dass König David den König von Rabbat, den Ammonitokönig, besiegt hat und ihm die Krone abnahm. Die Krone bestand aus drei Zentnern Gold und Edelsteinen. Können Sie sich vorstellen, so etwas auf dem Kopf zu tragen? Kein Wunder, dass Josabat viele Gedanken hat.
Es ist wundervoll, wie die Bibel künstlerisch und großartig mit einem Satz skizziert, dass die Könige nicht in ihrer ganzen Pracht sitzen, sondern vor ihnen vier weissagende Männer stehen, schaum vor dem Mund, und ein Hofprediger. Ringsum das staunende Volk, das auf das Kommende wartet.
Und doch – trotz aller Pracht und allem Glanz – ist das Ganze ein großer Schwindel. Betrogene Könige, betrügerische Prediger. Die Sache endete mit dem Tod des Königs Erhard. Josabat kam in große Not, eine vergängliche Herrlichkeit.
Liebe Freunde, ich sage: Die Bibel entlarvt die Welt. Das Evangelium macht sehr frei. Das größte Ereignis der Weltgeschichte ist ein Galgen, ein Kreuz. Und doch erscheint uns die größte Herrlichkeit der Welt in der Gestalt des Gekreuzigten.
Wer das einmal begriffen hat, lässt sich vom Prunk der Welt nicht mehr so schnell blenden. Er erkennt, dass das, was so in die Augen sticht, vielleicht eine ganz faule Geschichte ist. Eine ganz faule Geschichte.
Grob gesagt, wären wir immun gegen Blechmusik, Phrasen, Lametta und all den Tand, den die Welt bietet. Es wird Zeit, dass Christen immun dagegen werden und sich darauf besinnen: Unser Herr hängt am Kreuz, und der Weg der Kinder Gottes führt durch Demut und Leid.
Die Welt wird betrogen durch den Glanz der Höflinge. Paulus sagt: Schaut auf eure Berufung, liebe Brüder, schaut auf die Gemeinde Jesu Christi. Nicht viel Weisheit nach dem Fleisch, nicht viel Größe der Welt, nicht viel Herrlichkeit.
Die wahre Gemeinde Jesu Christi ist ein armseliges Häuflein. Und die, die dazugehören, sind Menschen, die sich von der Wahrheit überführen lassen, die von der Wahrheit überzeugt werden – nicht von Täuschung!
Die Macht der Masse und der Mut zur Einzelmeinung
Das zweite betrogene Welt, liebe Freunde, es ist so typisch, dass hier alles in Massen auftritt. Vierhundert Propheten reden einhellig: Sieh hinauf nach Ramon und Gilead. Es gehört zum Wesen der Welt, dass sie immer mit Massen operiert. Vierhundert Propheten reden falsch, und wir kapieren schon, da kommt der eine Micha und sagt die Wahrheit: Gott ist gegen dich, König, Gott ist gegen dich.
Das ist das Verhältnis in der Welt: vier gegen einen, zu jedem. Und sehen Sie, wir haben alle einen schrecklichen Zug zur Masse. Wo die vielen sind, da muss es richtig sein, was alle denken. Wie oft habe ich den Satz gehört: „Das sagen ja alle, das muss richtig sein“ oder „Es steht ja in der Zeitung, nicht?“ „Das sagen ja alle, da muss man dabei sein, da ist es richtig.“ Wo die ganze Herde hinläuft, da muss Futter sein.
Nein, nein, sagt die Bibel, wo die ganze Herde hinläuft, da ist der Abgrund, da ist Verderben. Wir haben einen Herrn, der ganz allein ein Kreuz trägt und der so heute noch, im Zeitalter der Massengesellschaft, ist. Jesus nimmt nicht einmal zwei Leute zugleich an, sondern jeden nur einzeln.
Jesus sagt: Geht durch die enge Pforte! Die Pforte ist so eng, dass man nicht in vier Reihen durchmarschiert, auch nicht zu zweit, sondern nur allein. Wenn eine Frau sich bekehrt und ihren Mann mitnahm, hat er eine Zeit lang mitgemacht. Wenn ein Mann sich bekehrt und seine Frau mitnahm, und weil es gescheite Leute waren, machten sie dann so mit. So hat man gewissermaßen andere mit durchgeschleift durch die enge Pforte. Aber nach einiger Zeit ging es schief. Das eine war keine richtige Bekehrung. Das heißt, man kann nicht mal zu zweit durch die enge Pforte gehen.
Unser Herr kümmert sich auch im Zeitalter der Massengesellschaft nicht darum, dass uns die Massen imponieren. Er fragt: Willst du dein Herz mir schenken? Jesus hat schon vor zweitausend Jahren nicht die Massen aufgesucht nach seiner Auferstehung, die gebrüllt hatten: „Kreuzige ihn!“, sondern eine weinende Maria Magdalena.
Liebe Freunde, das ist vielleicht für uns sehr schwer, denn wir haben so einen Zug zur Masse. Gott hat mich manchmal einen einsamen Weg führen lassen, und ich habe mich manchmal so ausgedrückt – also bloß im Blick auf die Kirche: Ich habe Heimweh nach der Herde, ich möchte auch mal mit allen zusammen sein, ich habe Heimweh nach der Gemeinschaft. Aber das erlaubt Jesus nicht.
Er nimmt seine Leute zu einer Einzelbekehrung und hat einen eigenen Weg für sie. Wer es mit Jesus zu tun hat, wird zunächst mal hundertprozentiger Individualist. Jawohl, er findet dann Brüder und Schwestern. Ich hatte vor kurzem die Hochzeit meiner jüngsten Tochter. Nicht bei mir, es ist allgemeiner Ausverkauf von Töchtern. Da war die Hochzeit der Jüngsten, und das war furchtbar nett.
Ein lieber Freund von mir aus der Schweiz war gekommen, und dann haben wir nach der Sitte unserer Väter abends von sechs bis sieben ein Gemeinschaftsstündchen gehalten. Das war schön, das war einfach ein Fest. Vor hundert Jahren wurde das in der Familie so gemacht. Das ist heute alles abgebrochen. Jetzt sind wir zusammen, ich gab Testamente aus, wir sangen ein Lied, und wir sprachen einen Psalm.
Es ist schön, wenn man eine Hochzeitsgesellschaft hat, bei der Leute genug sind, die nur ein Wörtchen sagen können – eher zu viele, als zu wenige. Da sagte mein Schweizer Freund: „Du fang mal an!“ Hans Sagerwort, der hat Stiggereien, der ist also kein Pastor, und dann erzählte er nur ein Erlebnis. Er sagte: „Als ich mich bekehrte, wurde mir deutlich, dass ich mit meinen bisherigen Freunden brechen musste. Das habe ich zuerst bei der Bekehrung nicht gesehen. Aber so dieses abendstundenlange Hocken im Hotel, Kappen glocken und Weinchen trinken bis nach Mitternacht – ich fühlte auf einmal, das ging nicht mehr. Es wurde mir deutlich, jetzt musste ich da raus.“
Und da habe ich gesagt: „Mensch, ich bin nicht Chef, man braucht das ja auch so nicht, ich kann mich nicht isolieren.“ Aber er kam immer mehr in Not, und eines Tages hat er gesagt: „Also komme ich. Macht euren Skater Leine, ich danke.“ Er sagte, das war der eigentliche Schritt durch die enge Pforte.
Und dann, als ich durch war, wurde ich gar nicht einsam. Dann hat mir Gott Freunde geschenkt, er haute mir auf die Schulter, dass es heute noch wehtut. Er hat mir Freunde geschenkt, von denen ich viel mehr hatte, und Brüder. Ich blieb dann gar nicht einsam. Er muss da durch. Denn irgendwo müssen wir mal einsam werden.
Gott schenke uns, dass wir frei werden von der Bezauberung durch die Masse. Sie müssen Jesus so kennen, dass Sie sagen: Und wenn ganz Westdeutschland anders steht, dann habe ich doch Recht, wenn ich bei Jesus Kreuz bin und mich als begnadigten Sünder nenne.
Das hängt nicht davon ab, ob Zehn oder Hundert das glauben, sondern das habe ich für mich erkannt, und das ist die Wahrheit. Erkenntnis der Wahrheit hängt nicht davon ab, ob andere auch den Weg laufen, sondern ob ich im Gewissen überführt worden bin und geglaubt und erkannt habe, dass dieser Jesus der so umstrebende Gott ist.
Eifer und Irrtum in der Welt
Drittens: Die betrogene Welt – nicht glänzend, aber dennoch betrogen – eine große Menge.
Liebe Freunde, es ist interessant, dass die 400 falschen Propheten mit großem Eifer ihre Sache vertreten. Sehen Sie, es gibt Dinge in der Welt, die mit großem Eifer vertreten werden, mit einem schönen und rührenden Eifer, und sind doch töricht. Das spricht noch nicht dafür, dass die Sache richtig ist, nur weil sie mit großem Eifer vertreten wird.
Jesus sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit.“ Wo man ihn nicht hat, da ist Irrtum und Lüge. Das klingt schrecklich intolerant. Und immer wieder wird mir gesagt, man müsse das anerkennen, weil die Leute doch ihre Sache vertreten – etwa dass der Mond näher sei, dass man heute Apostel brauche oder dass man alles Mögliche wisse, Bahai zum Beispiel –, und das mit furchtbarem Ernst. Ich sage: Das ist ein schöner Ernst, aber er kann mich nicht überzeugen.
Sehen Sie mal, diese vier Propheten haben sich sehr viel Mühe gegeben, das ist bewundernswert. Da war einer, der hieß Knänas. Er hat sich eiserne Hörner gemacht. Ich möchte wissen, wo er die im Augenblick schnell hergeholt hat, denn er konnte ja nicht eben zum Schmied laufen. Ich frage mich, woher er sie besorgt hat, aus welchem Museum er sie sich unter den Nagel gerissen hat. Aber jedenfalls hat er es geschafft. Das muss beeindruckend ausgesehen haben, nicht? Vielleicht war es auch bloß stilisiert, dass er ein paar eiserne Stangen fand und diese mit seinem Geschirr verband, um sie sich an den Kopf zu setzen. Damit stieß er immer so vor sich hin wie ein Ochse und sagte: „So wirst du die Syrer schlagen!“
Da werfen sie ihn runter und setzen sich mal so eiserne Hörner auf den Kopf – schrecklich anzusehen und doch verkehrt.
Liebe Freunde, hier ist eine Stelle, an der man geradezu trauern möchte über die Tragik der Welt, wenn man zur Erkenntnis der Wahrheit gekommen ist. Die Welt verteidigt ihre falschen Sachen oft mit solchem rührenden Eifer.
Ich habe nach 1945 oft Leute getroffen, die sagten: „Pastor Busch, ich war wirklich überzeugter Nazi, ich war nie Mitläufer, ich habe blind geglaubt. Ich habe bis zum letzten Tag an Wunderwaffen geglaubt und alles.“ Und jetzt, so sagte mir ein Student in München, könne man sich kaum vorstellen, wie einem zumute ist, wenn man daran geglaubt hat und dann alles falsch war. Da könnte man heulen, wenn man bedenkt, wie viel rührender Eifer in eine Sache gesteckt wurde, die doch falsch war.
Wenn ich das heute betrachte, lassen Sie sich bitte nicht beeindrucken, nur weil eine Sache mit viel Getöse vertreten wird. Das beweist noch gar nichts. Das Evangelium beweist sich nicht durch Getöse, sondern durch Vollmacht. Es überzeugt dadurch, dass unser Gewissen getroffen wird. Ich merke: Doch, der Mann von Golgatha, den brauche ich.
Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen, von der ich nicht weiß, ob Sie sie ganz verstehen. In Elberfeld war zur Zeit meines Vaters ein origineller Pfarrer namens Käser, ein Württemberger, der ins Wuppertal verschlagen wurde. Und als ganz hundertprozentiger Schwabe sprach er auch in Wuppertal noch Schwäbisch. Daran sehen Sie, dass ich zu achtzig Prozent Schwabe bin, weil ich Hochdeutsch mit ihm spreche.
Dieser Pfarrer Käser war ein geistlicher Mann mit großer Vollmacht. Einmal war er als Hörer bei einer Evangelisation, bei der ein Redner oben mit gewaltigem Gedöse auf den Seelen herumgetrommelt hat. Der Redner kam schweißgebadet herunter. Da ging der alte Käser auf ihn zu – ich weiß nicht, ob Sie das richtig verstehen – klopfte ihm auf die Schulter und sagte: „Es war recht, Brüderle, aber was du geschwitzt hast, das war Kloge.“
Er wollte damit sagen: Die Wahrheit des Evangeliums – dass Jesus der Sohn Gottes ist und dass ich als verlorener, ungeistlicher Mensch allein durch ihn gerettet werden kann – wird nicht mit Getrommel und Gedöse ins Herz gebracht, sondern durch die Vollmacht des Heiligen Geistes. Was der da schwitzt, Brüder, das ist Menschenmache, das kannst du weglassen.
Nein, das hast du recht. Das sollte bloß Vollmacht ersetzen, ist aber nicht die Wahrheit.
Lassen Sie sich nicht imponieren vom Eifer eines Knänas, auch nicht von politischer oder weltanschaulicher Wahrheit. Seien Sie überzeugt: Je mehr die Welt ihrem Ende entgegengeht, desto mehr wird der Mensch heute mit irgendwelchen Dingen fanatisiert.
Ist es nicht interessant, dass wir nach 1945 so friedlich als Deutsche unseren Schrebergarten bebauten und heute schon wieder nicht mehr politisch miteinander reden können? Dass sich die Spitzen gegenseitig beschimpfen, als Schokogruppe unten und unten geht das so weiter? Ist das nicht eine R... Versehen! Das heißt, aus politischen Meinungen werden schon wieder Überzeugungen, die bis zum Tod verteidigt werden – wie Knänas mit seinen Hörnern.
Ich traue Ihnen zu, dass Christen in diesem Fanatismus und Getöse der Welt sehr kühle Leute sind. Sehr kühle Leute. Sie lassen sich von sämtlichen Knänas und anderen nicht mehr in Rage bringen, nicht mehr in Rage bringen. Sie kennen eine Melodie: „Mein Jesus ist mein Leben, mein Teil und mein Gewinn.“
Die Welt hat eine Chance, wenn sie ihn hat. Wenn sie diese Chance nicht ergreift, hat sie keine andere. Sie können sich das merken.
Knänas heißt übrigens „der Flachkopf“. Da passten die Hörner ausgezeichnet hin. Seit ich das gelernt habe, denke ich manchmal beim Lesen der Zeitung an Knänas.
Die Einigkeit der Welt und ihre Täuschung
Ja, weiter, betrogene Welt, betrogene Welt. Also, nicht wahr, die Welt ist betrogen – trotz ihrer Masse, trotz ihres Glanzes, trotz ihres Eifers, trotz ihres Nächstenliebe, trotz ihrer Einmütigkeit.
Sehen Sie, in Vers elf heißt es: „Und alle Propheten weissagten auch also, ‚Sieh hinauf gen Ramoth in Gilead‘.“ In Vers zwölf sprach der Bote zu Micha: „Siehe, der Prophetenreden sind einträchtig gut für den König.“ Die Welt zeichnet sich seit Adams Sündenfall durch beständigen Krieg, Parteien und Streit aus. Aber manchmal entsteht auch eine teuflische Einigkeit. Das ist merkwürdig, nicht wahr?
Sie kennen die Geschichte von Jesu Leiden. Wieder Pilatus – ich habe schon darüber gepredigt –, Pilatus schickt den Herrn Jesus zum Herodes, und der schickt ihn wieder zurück. Und es heißt: „An dem Tag wurden Herodes und Pilatus Freunde.“ Das heißt, in ihrem Nein zum Sohn Gottes wurden diese gegensätzlichen Männer plötzlich Freunde. Denn vorher waren sie in der Bibel einander feindlich gesinnt. Der Teufel schafft oft auch eine merkwürdige Gemeinschaft der Gnade.
Verstehen Sie, einmal werden sie alle einig – alle einig. Diese Einmütigkeit – was meinen Sie, ob diese vierhundert Hofprediger unter sich keinen Krach gehabt haben? Glauben Sie nicht? Da war ein Oberhofprediger, und die anderen haben sie angefeindet, weil er sie wieder an die Spitze bringen wollte – der Wichtigtuer, nicht wahr? Und jeder wollte, ja, was weiß ich was. Sie hatten bestimmt auch theologische Meinungsverschiedenheiten. Toll, toll! Ich bin Theologe, ich kenne mich wirklich aus, glauben Sie mir: vierhundert Theologen. Und trotzdem sind sie einig – einig in der großen Angst, dem König zu gefallen. Nicht dem König der Könige, sondern diesem irdischen Herrscher.
Aber den sah man. Die anderen sieht man ja nicht. Der saß da mit seinem großen Säbel an der Seite, seinem Purpurmantel und seinen Polizisten im Hintergrund. Denn das gehört ja immer dazu, dass Könige ihre Begeisterung durch Polizei und Angst vor dem König durchsetzen. Und darin sind sie heil. Es ist ja die Teufelschaft, manchmal eine merkwürdige Einmütigkeit.
Es ist sehr wichtig, dass Christen sich nicht davon täuschen lassen. Es ist schrecklich, dass ich das sagen muss, denn ich habe so viel mit Menschen zu tun. Glauben Sie, da hat jetzt diese unselige Revue, das ist eine Zeitschrift, geschrieben, alle Unglücklichen, Verzweifelten und Unseligen dürften sich Tag und Nacht an Pfarrer Busch wenden – Telefonnummer sowieso. Ich kann das mal eben in Klammern sagen, nicht wahr? Es gibt in manchen Großstädten solche verzweifelten Telefonseelsorgen.
In München haben sich da Pfarrer und zwölf Angestellte – Juristen und Mediziner – mit reingezogen. Und da kann also einer, der sich schon erhängen will, eben noch anrufen. Der Pfarrer schickt dem dann dreihundert Mark, und der Erschöpfte hängt sich nicht auf. So. Und in Essen haben wir das nicht. Also, ich gebe auch nicht allzu viel darauf. Und da hatten sie das veröffentlicht, und da bringen sie ein Bild von mir dazu und geben diese Serie in München, Kassel, Hannover und Berlin heraus. Sie hatten einfach behauptet, das hätte ich auch – ich habe aber gar keine zwölf Angestellten.
Und nun geht das also. Sie können sich vorstellen, dass Sie mich anrufen, mein Telefon blockiert ist, und man gar nichts machen kann. Und nun geht das mit dem Telefon. Da sehen Sie das erste Mal, wie das Wesen der Welt kracht, nicht wahr? Eheleute trennen sich, das Telefon klingelt, sie schieben sich gegenseitig an. Einen Einfall habe ich angehört: eineinhalb Stunden eine Frau, die Krach mit der Stadt Wuppertal hatte. Ich soll das ins „Spiegel“ bringen. Und also ein reiner Krach, hat mit Verzweiflung nichts zu tun, sondern nur mit Streit und Zank.
Sehen Sie, wenn man sich das ansieht, diesen ewigen Knall in Familien, die Prozesse, Prozesse, Prozesse, dann könnte man sich über Einigkeit freuen. Dann möchte man froh werden. Dann möchte man sagen: Gott sei Dank, dass sich sogar Herodes und Pilatus vertragen.
Ich hatte einen Freund, der so sehnsüchtig nach Schluss mit allen Krächen war, dass ich mal sagte: „Du kannst dem lieben Gott nicht verzeihen, dass du dich mit dem Teufel nicht vertragen kannst.“ So, ich kann es beinahe verstehen. Und trotzdem muss ich Ihnen sagen: Christen sollen sich nicht ohne Weiteres von Einigkeit blenden lassen. Auch der Teufel schafft Einigkeit.
Sehen Sie, die Bibel sagt, dass, ehe Jesus wiederkommt, der Antichrist kommt – ein letztes großes Weltreich. Aus dem Volk heraus, irgendwo, wird der letzte große Weltherrscher aufsteigen, der Feind Jesu Christi, der Antichrist. Er wird eine Weltreligion schaffen und die Völker beherrschen. Nur den gekreuzigten Herrn wird er hassen und die, die ihm anhören.
Er wird eine riesenhafte Einheit sein und doch eine dämonische Einheit. Die paar, die Jesus angehören, werden verschrien als die Störenfriede. Jetzt ist alles eins – nur ehrlich. Ich erinnere mich noch an das Dritte Reich, als die Staatspolizei mich anschrieb: „Alles ist einig, nur ehrlich.“ Das ist unheimlich.
Wenn Sie mal die Offenbarung lesen über den Antichristen – das kann morgen über uns hereinbrechen –, wir haben noch zwei Weltmächte. Wenn die sich einigen oder wenn eine die andere niederringt, dann haben wir es. Das kann morgen kommen.
Das Unheimliche, wenn Sie das lesen, ist, dass dieser Antichrist auch eine geeinte Weltkirche als Unterstützung zur Seite hat. Das steht dargestellt in biblischer Bildersprache in Offenbarung 13: eine geeinte Weltkirche, die vom Antichristen unterstützt wird. Sie untermauert oder überhöht ideologisch sein Reich, wie man will. Und nur eins kann diese Kirche nicht mehr: einem Menschen sagen, dass er Sünder ist, umkehren muss und bei Jesus Heil suchen soll.
Sehen Sie, es ist nicht schön, wenn es heute Ökumene gibt, dass die Kirchen sich zusammenschließen. Das ist doch schön. Aber wenn man sieht, wie das häufig auf Kosten der Wahrheit geschieht, dann gibt es viele ernste Christen, die zugleich Beklemmung bekommen. Ist es nicht der erste Schritt zur großen Kirche?
Jetzt schreibt der Papst ein ökumenisches Konzil aus, bei dem auch die Evangelischen eingeladen sind. Sinken wir uns schließlich alle in die Arme, fragen wir nicht mehr nach dem Gekreuzigten. Einheit, Einheit über alles. Und die Welt der Christen weint gerührt. Alle Heiden können sich anschließen. Verstehen Sie, dann haben wir den Segen.
Ich habe das mal eben so skizziert, um Ihnen deutlich zu machen, dass Einheit, wie sie hier mit den Propheten und mit den vielen Hochbrechern dargestellt ist, noch nicht ohne Weiteres göttlich ist.
Jesus sagt: „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Ein Jesusjünger findet sich zu einer großen Einheit zusammen mit all denen, die den Weg zum Leben gehen. Und da ist ihm ganz egal, ob Baptisten, Methodisten, Katholiken oder was sie sind. Aber sie wissen, dass immer ein Riss ist zwischen denen, die dem Herrn angehören, und denen, die ihm nicht angehören.
Hier kann nichts eine Einheit schaffen. Nichts kann diesen Graben verkleistern. Der Weg ist breit zur Verdammnis, der Weg ist schmal zum Leben. Dazwischen gibt es nichts.
Also werden wir auch vorsichtig der Einheit gegenüber sein.
Der Abschnitt ist außerordentlich wichtig, aber vielleicht ist er ein bisschen zu wenig wahre Münze für Ihr geistiges Leben im Moment. Aber Sie müssen das mitkriegen, nicht wahr?
Betrogene Welt – ihr Glanz, ihre Menge, ihr Eifer, ihre Einmütigkeit.
Die Herausforderung des einzelnen Propheten
Und nun muss ich Ihnen noch zeigen, dass Micha geholt wird, dieser Prophet. Das ist so interessant, denn der Bote, der ihn holt, sagt zu Micha im Vers zwölf: „Und der Bote war hingegangen, Micha zu rufen, redete mit ihm und sprach: Siehe, die Prophetenreden sind einträchtig gut für den König. Lass doch dein Wort sein, rede Gutes, mach doch nicht.“
Das ist die Melodie der Welt: „Mach doch mit! Bist du noch nicht müde, deinen einsamen Weg zu gehen?“
So sagt die Schlange auch zu Eva: „Mensch, was soll das, diesen Baum nur ansehen? Mach doch mit!“ Und Eva nimmt davon und gibt es ihrem Mann. „Mach doch mit, mach doch mit!“
Frau Potiphar sagt zu Joseph: „Sie warf ihre Augen auf Joseph. Mensch, das ist doch ein Spiel, das in ganz Ägypten gespielt wird. Das Leben ist ja langweilig ohne Erotik. Spiel doch mit, Joseph, spiel doch mit!“
Doch das ist eine gemeine Versuchung. Was heißt das schon, Mensch, im zivilisierten Ägypten? „Macht doch mit!“, sagt Frau Potiphar. „Macht doch mit!“, sagt der König von Oaz und Bileam. „Macht doch mit und verfluche mir Israel, ess doch vom Fluch des Volkes!“
Man kann die ganze Bibel durchgehen, und sie wird immer wieder die Welt mit dieser Melodie entlarven: „Sei doch nicht so spinnert, sei doch nicht so ein Bockkopf, sei doch nicht so ein Querschädel, spiel doch mit!“
In welcher Lage kommt so ein Lichtträger? So wahr der Herr lebt, woher er lebt, er wird reden, was ihm gesagt wird.
Sehen Sie, mir ist das so groß erschienen. Ich sah es förmlich visuell: ein reißender Strom, ein reißender Strom. Ich war einmal in Finnland vor Jahren, ein junger Kerl, und wir gingen bei La Peneranta an der russischen Grenze durch die Urwälder Finnlands. Dort konnte man sich nicht verkneifen, ins Wasser zu gehen, um zu schwimmen. Das war natürlich unmöglich, ein toller Strom, nicht wahr?
Da haben wir eine Kette um einen Baum gebunden und uns daran festgehalten – die Kette, die Klammer, das Griffteil. Der Gedanke war, die Kette loszulassen. So kommt mir hier doch Micha vor: Der Prunk der Könige, die Müdigkeit der Propheten, alles großartig – und ich allein habe ein völlig anderes Wort Gottes.
So wahr der Herr lebt, daran klammert er sich, an der Kette, an der er sich festhält. Wie ein Strom will sie ihn wegreißen, wie ein Strom will sie ihn wegreißen, und er hält sich fest am lebendigen Herrn, so wahr der Herr lebt.
Ich wünsche ihm, dass er im Strom dieser Zeit diese Kette auch gefasst hat – das heißt Glauben: „Dennoch bleibe ich stets an dir, denn du hältst mich an meiner Rechten fest.“