Herzlich willkommen zu unserem Wortreich-Podcast. Ich bin Jojo, und ich bin Markus. Gemeinsam sprechen wir über christliche Themen, die uns beide bewegen und hoffentlich auch dich interessieren.
Viel Freude bei der heutigen Folge!
Ein Begriff, den wir relativ häufig in bestimmten Kreisen hören, ist gerade dort präsent, wo Christen zusammenkommen und viel bewirken oder viele Menschen erreichen wollen. Dieser Begriff lautet Erweckung.
Ich denke dabei an verschiedene Konferenzen in Deutschland, in den USA und an anderen Orten, die entweder dieses Wort im Namen tragen oder es im Untertitel verwenden. Aber was meint das eigentlich? Was genau ist Erweckung? Brauchen wir sie? Ist das etwas, das für uns heute bestimmt ist und das wir bewirken können, oder nicht? Welche Erweckungen hat es in den letzten hundert, zweihundert oder dreihundert Jahren gegeben? Und was finden wir überhaupt in der Bibel zu diesem Thema?
Diese Fragen sind, glaube ich, ziemlich spannend. Deshalb haben wir uns überlegt, dass dies ein Thema für eine Folge sein könnte, das sehr interessant ist.
Es ist allerdings auch schwierig, gerade beim Anfang. Wie bauen wir das auf? Wahrscheinlich haben manche Leute noch nie etwas über Erweckung gehört, während andere schon einiges wissen oder darüber gelesen haben.
Ich fange jetzt einfach mal so mittendrin an, weil du gesagt hast, es gibt Konferenzen darüber und man hört Leute davon sprechen, dass sie Erweckung erleben oder haben wollen.
Ich glaube, wenn es eine Sache gibt, die man über Erweckung wissen muss, dann ist es, dass sie sich nicht planen lässt. Bei jeder historischen Erweckung, die es gegeben hat, haben die Menschen, die im Zentrum standen, nie wirklich gesagt: „Wir wünschen uns jetzt Erweckung“ oder Ähnliches.
Das, was prägend war, lag vorher ganz anders in den Herzen. Es ging nicht darum, dass man wollte, dass jetzt hier etwas ganz Großes entsteht oder so.
Aber dazu kommen wir vielleicht später noch, wenn wir darüber sprechen, was bei einer Erweckung eigentlich passiert, warum sie geschieht und warum sie manchmal vielleicht auch nicht geschieht.
Vielleicht könnte man einmal überlegen, wie man den Begriff „Erweckung“ definieren könnte – speziell für jemanden, der das Wort bisher noch nie gehört hat. Was bedeutet Erweckung eigentlich?
Ich könnte jetzt nicht sofort einen wohlformulierten Satz liefern. Natürlich bin ich nicht der Duden. Aber ich würde sagen, Erweckung ist ein Ereignis, bei dem innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums und an einem bestimmten Ort viele Menschen zum Glauben kommen. Es geht dabei um eine echte Bekehrung, bei der sich viele Menschen für Jesus öffnen.
Das passiert manchmal, obwohl Gemeinden über Jahre hinweg immer dasselbe gemacht haben, und plötzlich tritt so etwas ein. Vielleicht gab es eine Evangelisation im Ort, die zu einer Erweckung geführt hat. Es gibt viele unterschiedliche Beispiele dafür.
Wir könnten vielleicht einige nennen, die uns als erstes einfallen. Wer noch nichts über Erweckung gehört hat, kann auch erst einmal kurz googeln, um ein besseres Bild davon zu bekommen.
Sehr große Erweckungsbewegungen kennen wir zum Beispiel aus England. Dort begann es unter Charles Wesley, der eine solche Bewegung erlebt und stark mitgeprägt hat. Das führte letztlich auch zu modernen Gemeindegründungen, nämlich den Methodisten.
Auch in Nordamerika gab es sehr große Erweckungsbewegungen. Die größte wird „The Great Awakening“ genannt. Dieses große Erwachen fand unter Jonathan Edwards statt, und zwar sehr früh, bereits im 18. Jahrhundert. Es gab immer wieder weitere Wellen, die sich bis heute auswirken. Deshalb sind dort auch heute so viele Menschen Christen.
Es gab also nicht nur einmalig eine Erweckung an einem Ort, sondern mehrere Wellen. Man muss auch sagen, dass Erweckungen wieder abflachen können. Es ist spannend, sich anzuschauen, warum das so ist.
Ich denke zum Beispiel an George Whitefield, der ebenfalls eine große Rolle in „The Great Awakening“ spielte. Später, im 19. Jahrhundert, war da noch Charles Spurgeon. Er predigte in seiner Gemeinde, und seine Predigten wurden weit verbreitet. So kamen viele Menschen zum Glauben.
Erweckung ist also nicht nur etwas aus vergangenen Jahrhunderten, sondern gab es auch noch im letzten Jahrhundert – und wir denken sogar, dass es auch heute noch möglich ist.
Wobei das Letzte jetzt schon das Zwanzigste wäre. Ich denke, in Deutschland gab es ziemlich viele Erweckungen. Die größte fand meiner Meinung nach im 19. Jahrhundert statt.
Im 20. Jahrhundert war es etwas komplizierter. Auch damals gab es Erweckungen, zum Beispiel in Ostafrika, in den Gebieten von Ruanda, Uganda, Kenia und Tansania. Dort ist im 20. Jahrhundert viel passiert. Aber in Deutschland waren die meisten und größten Erweckungen im 19. Jahrhundert.
Leben wir hier in der Erweckungsregion? Fast, oder? Ja, ich möchte gerade sagen, wir sind hier in der Rhein-Main-Region. Dort gibt es einige Gemeinden, mehr als an anderen Orten in Deutschland.
Je weiter man nach Norden kommt, zum Beispiel in die Gegend um Dillenburg, merkt man, dass es dort viel Erweckung gab. Das gilt auch für südlichere Regionen. Interessanterweise waren es in Deutschland oft Gegenden, die wirtschaftlich nicht stark waren und eher ländlich geprägt.
Zum Beispiel hier in Hessen, im gesamten Lahn-Dill-Bereich. Das sieht man auch heute noch: In jedem noch so kleinen Dorf findet man Freikirchen. Ich komme aus der FEG, bin dort groß geworden und kenne Freikirchen sonst meist nur aus größeren Städten. Dort aber gibt es in jedem Dorf eine FEG. Das ist beeindruckend.
Man merkt, dass das einfach Erweckungsland war. Auch im Siegerland, nicht weit entfernt, war eine große Erweckungsgegend.
Zeitlich gesehen entstanden in Deutschland im 19. Jahrhundert viele Gründungen der großen Bünde, wie der FEG, EFG, Oncken und so weiter. Diese haben viel bewirkt. Es entstanden zahlreiche Gemeinden und viele freikirchliche Bewegungen.
Auch in Württemberg war eine der ersten Erweckungen. Dort kamen auch die Pietisten her, zum Beispiel Ludwig Hofacker, falls ihr den kennt. In Baden gab es ebenfalls Erweckungen. Deshalb nennt man diese Region auch das „fromme Ländle“.
Ich selbst bin Norddeutscher, und ich muss sagen, auch in Norddeutschland gibt es eine Erweckungsregion. Das war die Lüneburger Heide, eine sehr arme Gegend.
In der Lüneburger Heide gab es ebenfalls Erweckungen. In den Heidedörfern gibt es viele Freikirchen. Dort gibt es auch heute noch Zentren wie Kreling oder Hermannsburg, die bekannt sind.
Die Heide ist also norddeutsches Erweckungsland. Ja, wow!
Es gibt tatsächlich Gegenden in Deutschland, die gefühlt total entkirchlicht sind. Man kann sogar fast sagen, dass sie geistlich tot sind, weil dort einfach nichts los ist. Das zeigt sich zum Beispiel in Ostdeutschland. Natürlich gibt es dort auch Gemeinden, aber deutlich weniger als anderswo.
Das liegt sicherlich auch an der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts, insbesondere am Kommunismus und Sozialismus. In Sachsen, vor allem im Erzgebirge, gab und gibt es noch viele Gemeinden. Doch insgesamt ist die Anzahl der Gemeinden dort eher gering. Man merkt, wie eine ganze Ideologie, die über Jahrzehnte geprägt wurde, eine Bevölkerung nachhaltig schädigen kann.
Es gibt aber auch Gegenden, die nie eine Erweckung erlebt haben. Zum Beispiel der Harz. Dort spürt man eine düstere Atmosphäre, die besonders im norddeutschen Raum ausgeprägt ist. Im Harz ist der Okkultismus stark verwurzelt, ebenso der Hexenglaube und die Walpurgisnacht auf dem Brocken.
Interessant ist, dass es Gegenden gibt, die nicht weit entfernt von sogenannten Erweckungsländern liegen, aber trotzdem geistlich tot sind. Die Eifel oder das Saarland sind Beispiele dafür. Auch der Hunsrück gilt noch heute als geistlich tot. Doch nur 50 oder 100 Kilometer weiter haben sich plötzlich zahlreiche Gemeinden gebildet.
Man fragt sich, was dort passiert ist, dass es eingeschlagen hat, während es an anderen Orten nicht geschah.
Genau, das direkt als Frage zu formulieren, ist spannend. Ich finde das Thema sehr schwierig. Grundsätzlich, wie du anfangs schon gesagt hast: Erweckung lässt sich nicht planen. Sie geschieht einfach. Wir können zwar sagen, auf welchem Nährboden Erweckung wächst und auf welchem nicht. Aber wir können nicht garantieren, dass Erweckung automatisch entsteht, wenn wir diesen Nährboden schaffen. Letztendlich müssen wir wissen, dass Gott derjenige ist, der das bewegt. Und wir müssen das in seine Hand geben.
Ja, das glaube ich auch. Ich denke nicht, dass Menschen in dem Moment, in dem sie Erweckung erleben oder merken, dass etwas beginnt, das sofort als Erweckung empfinden. Sie sagen nicht unbedingt: „Jetzt ist Erweckung da.“ Vielmehr glaube ich, dass es okay ist, wenn wir gleich damit starten, über den Nährboden zu sprechen.
Was ich über Erweckung von Predigern gelesen habe, die dabei waren: Zu Beginn oder auch über längere Zeit fand bei den Menschen eine sehr tiefe Überführung von ihrer eigenen Sünde statt. Menschen erkannten erstmals in ihrem Leben, dass sie sündig sind, Vergebung brauchen und letztlich verloren sind.
Ich habe von Erweckungen in England und Wales gelesen, wo Menschen teilweise stundenlang in den Kirchen geweint haben. Sie fühlten sich so verloren und dachten: „Wir gehen in die Hölle. Wer hilft uns?“ Dieser Aufschrei „Wir sind verloren, wir brauchen einen Retter“ war so tiefgründig, dass die Menschen, als ihnen Jesus Christus gepredigt wurde, ihn auf eine Art erkannten und sich bekehrten. Diese Bekehrung war nachhaltig und tief.
Der Anfang war nicht so, dass Gott und das Leben als Christ einfach toll dargestellt wurden oder dass die Menschen sagten: „Super, das machen wir mit, wir feiern das.“ Die Leute waren überhaupt nicht in Feierstimmung. Sie waren extrem überführt. Das ist total wichtig. Ein ganz wichtiges Merkmal für den Nährboden ist Busse – also ein tiefes Überführtsein von der eigenen Sünde, eine tiefe Sündenerkenntnis, eine Erkenntnis, dass Gott wirklich heilig ist. Daraus entsteht ein echtes Suchen nach dem Retter. Fragen wie: „Wie kann ich gerettet werden?“ sind zentral.
Heute könnten wir meinen, dass solche Fragen kaum noch gestellt werden. Sicherlich leben wir in einer postchristianisierten Welt, in der vieles stärker hinterfragt wird als früher. Flächendeckend kann man das so sagen. Dennoch war das in früheren Jahrhunderten auch immer wieder der Fall. Die aufkommende Aufklärung, die Bibelkritik – besonders im 19. Jahrhundert – waren sehr stark, vielleicht stärker als heute, wo man inzwischen wieder etwas zurückgerudert ist. Trotzdem gab es in solchen Zeiten auch Erweckung.
Oder noch früher, wenn Menschen nie vom Evangelium gehört hatten, sondern in ihren Ahnen- oder anderen Glaubenssystemen und Ideologien verstrickt waren. Diese Menschen haben erlebt, welche Befreiung Jesus Christus bringen kann. Und sie sind radikal damit umgegangen.
Ein Beispiel dafür finden wir in der Bibel, etwa in der Apostelgeschichte. Dort sehen wir die erste große Erweckung. Menschen begannen, ihre Zauberbücher zu verbrennen. Diese Bücher waren damals sehr wertvoll, oft auf Papyrus geschrieben. Doch sie erkannten: „Das ist nicht gut. Wir wollen das nicht mehr haben. Gott mag das nicht.“ Sie wollten mit diesem Leben nichts mehr zu tun haben und verbrannten das Teuerste, was sie besaßen.
Das ist vergleichbar damit, als würden heute Deutsche sagen: „Unsere Autos halten uns vom wahren Glauben ab, sie sind zu Götzen geworden. Wir verbrennen unsere Autos.“ So radikal haben die Menschen damals reagiert, weil sie etwas erlebt haben, das viel wertvoller und besser war als alles, was sie vorher hatten.
Diese Radikalität ist ein typisches Phänomen von Erweckung. Ja, Radikalität – das stimmt, das ist auf jeden Fall krass.
Bevor wir direkt in die erste Erweckung einsteigen, möchte ich noch ein wichtiges Merkmal des Nährbodens ansprechen. Wir haben gerade von einer tiefen Sündenerkenntnis, Gotteserkenntnis und Buße gehört. Doch wie wurde diese ausgelöst?
Es ist entscheidend zu betonen, dass dies durch Predigt, also durch Verkündigung des Evangeliums geschah. Bevor wir näher darauf eingehen, ist es wichtig, dies hervorzuheben.
In Römer 10,10-13 heißt es: „Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden. Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören ohne einen Verkündiger? Wie sollen sie verkündigen, wenn sie nicht ausgesandt werden? Wie geschrieben steht: Wie lieblich sind die Füße derer, die Frieden verkündigen, die Gutes verkündigen!“
Allerdings haben nicht alle dem Evangelium gehorcht, denn Jesaja fragt: „Wer hat unserer Verkündigung geglaubt?“ Nun folgt der entscheidende Satz in Vers 17: „Demnach kommt der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort.“
Das bedeutet, es braucht Menschen, die hingehen und den Auftrag erhalten haben. Diese „lieblichen Füße“ – wie wir es gerade gelesen haben – gehen hinaus und predigen die Wahrheit aus Gottes Wort, das Evangelium. Das ist der Nährboden, auf dem Glaube wachsen kann.
Deshalb sind Evangelisationsbewegungen oft mit dem Namen eines oder mehrerer Prediger verbunden, weil diese begnadigte Verkünder waren, die gerade zu diesem Zeitpunkt dort wirkten. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Prediger allein die Erweckung hervorrufen konnten. Es braucht immer auch die andere Seite.
Es gibt viele Beispiele, in denen dieselben Prediger an anderen Orten keinen Erfolg hatten. Die gleiche Botschaft fiel dort auf taube Ohren. Doch an einem anderen Ort erreichte diese Botschaft Menschen, die eigentlich total verhärtet waren und die sonst niemand erreichen konnte – und trotzdem geschah etwas.
Darauf lässt sich erkennen, dass Erweckung weder planbar noch machbar ist – schon gar nicht für den Prediger. Dieser geht treu hin und predigt, auch wenn seine normale Erfahrung ist, dass nichts passiert und sich niemand bekehrt. Plötzlich wirkt der Heilige Geist.
Für uns Menschen ist es oft kaum nachvollziehbar, warum an einem Ort etwas geschieht und an einem anderen nicht, obwohl die Botschaft dieselbe ist. Es macht auch wenig Sinn zu sagen, diese Menschen seien einfach offener gewesen. Manchmal ist es tatsächlich ein Wunder und eine Gnade, dass der Heilige Geist eine bestimmte Gruppe oder an einem bestimmten Ort erfasst und ihnen die Erkenntnis schenkt, dass sie Jesus brauchen.
Ein Beispiel dafür ist James Fraser. Er wirkte viele Jahre bei einem chinesischen Bergvolk. Von seinem 23. bis etwa zum 40. Lebensjahr geschah nichts – nur Enttäuschung und Rückschläge. Dann plötzlich geschah etwas: Eine Familie nach der anderen kam zum Glauben, sodass am Ende Tausende von Familien gläubig wurden.
Auch Fraser ist ein Beispiel für einen Prediger, der über Jahrzehnte unter tiefster Enttäuschung kämpfte und dennoch treu blieb. Häufig ist es in der Biografie solcher Erweckungsprediger so, dass sie erst durch viele Enttäuschungen gebrochen werden.
Auch John Wesley kam aus Amerika, wo er als junger Mann eine Erweckung miterlebte. Er wollte diese in England fortsetzen, doch dort geschah zunächst nichts. Die Erweckung war dort bereits vorbei, und er war völlig frustriert. Später erlebte er in England selbst Erweckung und konnte sie miterleben. Dabei erkannte er, dass es nicht seine Eloquenz oder seine Redekunst war, sondern allein die Gnade Gottes, durch die Erweckung geschah.
Wollen wir uns nun anschauen, welche Erweckungen wir aus der Bibel kennen?
Genau, eine der allerersten Erweckungen, Entdeckungen des Heiligen Geistes und irgendwie das Wort retten – eine der ersten Erweckungen ist natürlich die Erweckung an Pfingsten.
Der Heilige Geist kommt in der Apostelgeschichte 2 auf die Jünger herab. Plötzlich können sie in fremden Sprachen reden, in vielen verschiedenen Sprachen, die in mehreren Versen aufgezählt werden. Man hört von Osten, Süden, Westen, Norden – also von allen Seiten Israels kommen Menschen. Es waren sehr wahrscheinlich Juden aus dem Umland, die zu einem Fest in der Stadt waren. Diese Menschen hörten das in ihren eigenen Sprachen, aber es waren noch keine Heidenchristen dabei.
In Apostelgeschichte 2,12-13 heißt es: „Und sie entsetzten sich alle und gerieten in Verlegenheit und sprachen einer zum anderen: Was soll das wohl sein? Andere aber spotteten und sprachen: Sie sind voll süßen Weines.“ Das ist schon spannend, denn jede Erweckung hat auch ihren Gegenspieler. Jede Erweckung wird von Hohn, Spott und Häme begleitet. Spurgeon zum Beispiel musste auch viel kämpfen. Er wurde in Zeitungen karikiert, über ihn wurde sich lustig gemacht, und er wurde sehr gedemütigt. Leute kritisierten seine Predigten in Zeitungsartikeln und so weiter.
Wie du schon sagtest, Markus, werden bei Erweckungen die Menschen irgendwie gebrochen, aber dieser Widerstand gehört einfach dazu. Dann passiert es, dass unplanbar Menschen plötzlich zum Glauben kommen – oft eine große Menge. Wir lesen im Kapitel 2 ab Vers 44, dass an diesem Tag etwa 3000 Personen zur Gemeinde hinzugekommen sind. 3000 Leute an einem Tag – das ist enorm und sprengt alle bisherigen Dimensionen.
Das war nur an diesem Tag, denn die Zeit ging weiter. Die Apostel gingen weiterhin jeden Tag in den Tempel und predigten. Die Menschen, die zu dem Fest in der Stadt waren, verteilten sich wieder, aber es kamen stetig neue Menschen zur Gemeinde hinzu. Man kann sagen, dass in den folgenden Wochen und Monaten in Jerusalem eine Erweckung ausgebrochen ist.
Spannend ist auch Vers 37: „Als sie aber das hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, ihr Männer und Brüder?“ Diese Verzweiflung zeigt, dass sie bis ins Innerste getroffen waren. Sie merkten, dass sie Rettung brauchen. „Was können wir tun? Sagt uns, was wir tun sollen.“ Petrus antwortet: „Tut Buße!“ Das ist die Antwort: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen.
Wir erleben danach nicht mehr wieder eine so riesige Erweckung in der Apostelgeschichte. Es gab eher kleinere Erweckungen, obwohl Paulus in einigen Städten auch immer wieder große Mengen zum Glauben bringen konnte.
Mir fällt noch eine Erweckung im Alten Testament ein, nämlich beim Propheten Jona. Viele kennen die Geschichte: Jona läuft vor seinem Auftrag weg, soll nach Ninive gehen. Er wird ins Wasser geworfen, vom Fisch verschluckt, und geht dann doch nach Ninive. Seine Predigt lautete: „Kehrt um, tut Buße, sonst wird Gott eure Stadt vernichten.“ Er rechnete selbst nicht damit, aber die ganze Stadt kehrte tatsächlich um. Der König streute sich Asche auf den Kopf, und die ganze Stadt war umgekehrt. Das kann man auch als Erweckung bezeichnen, auch wenn sie nicht ewig anhielt. Später lesen wir bei anderen Propheten, dass die Menschen in Ninive wieder gegen Gott handelten.
Für eine Zeit war dort aber eine Generation von Menschen komplett umgekehrt zu Gott – etwa 120.000 Menschen. Das ist beeindruckend. Stell dir vor, du gehst in eine Stadt wie Darmstadt, die etwa 120.000 Einwohner hat, und plötzlich kehrt die ganze Stadt um, angefangen beim Bürgermeister. Alle laufen im Sacktuch herum. Das ist krass.
Die Predigt war dieselbe wie bei den Propheten des Alten Testaments, bei Johannes dem Täufer und bei Jesus: „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe.“ Kehrt um heißt Buße tun, umkehren, also umdenken und dass die Taten dem folgen. Wir lesen in Apostelgeschichte 2, dass Petrus auch antwortet: „Tut Buße!“ Das muss immer die Predigt sein. Es ist wichtig für eine Erweckung, dass das klar ist und nicht nur: „Hey, nimm Jesus an, weil es mega cool ist, Christ zu sein, und dann hast du einen Gott, der dich immer liebt.“ Dieses „Gott liebt dich“ Evangelium hört oft nach dem Punkt auf. Es muss klar sein: Du hast gesündigt und brauchst Buße. Jesus ist dafür gestorben. Du hast Sünde in deinem Leben, und die muss weg.
Das erklärt auch, warum wir heute nicht mehr so große Erweckungen erleben. Die Predigt ist heute viel kürzer als damals. Früher haben die Leute viel länger zugehört. Wenn jemand neu in der Stadt war, hat Paulus auch mal zwei Stunden geredet. Es gab kein Fernsehen oder Netflix, also war das die größte Attraktion in der Stadt. So hatte man die Chance, das Evangelium gründlich zu erklären und aufzubauen.
Heutzutage schalten die Leute nach 15 Minuten ab. Das ist wirklich schwer für Evangelisten. Wenn dir zwanzig Minuten gegeben werden, was sollst du da machen? Das ist einfach unglaublich schwer. Gerade die Einleitung ist dann oft noch nicht mal fertig. Das ist eine Ursache, warum wir heute wenig tiefgehende Erweckungen erleben.
Man kann mit menschlichen Mitteln viel „hypen“. Wie in der Einleitung erwähnt, wollen Leute, dass etwas passiert. Kurzfristig kann man durch etwas Hippen ein Erlebnis schaffen, aber die innere Umkehr der Menschen kannst du nicht machen. Damit sie passiert, müssen die Menschen das Evangelium wirklich gehört haben, und es muss eingesunken sein. Ob dann etwas passiert oder nicht, das entscheidet der Heilige Geist. Er hat es in der Geschichte getan, und dann kommt die tatsächliche Umkehr der Menschen.
Mir fällt noch das Gleichnis von den vier Ackerböden ein. Bei einem Boden geht das Saatgut auf, aber dann kommt die Hitze des Tages, und alles verdorrt. Jesus deutet das und sagt, dass es so bei den Menschen ist, die das Evangelium mit Freude aufnehmen, aber bei den ersten Schwierigkeiten alles wieder verdorrt. So sieht es bei vielen aus, auch bei vielen echten Erweckungen.
Wir können das auch begünstigen, indem wir eine oberflächliche Predigt machen. Wir machen eine tolle Lichtshow, Nebel, eine Topbühne, und dann kommen Leute zum Glauben, gehen nach vorne zum Kreuz. Aber die Frage ist, wie nachhaltig das ist. Für mich ist das ein Prüfstein einer guten Erweckung: Wie nachhaltig ist sie? Geht sie über das Event hinaus? Hört die Freude nach ein, zwei Wochen auf, oder bleibt wirklich etwas im Herzen?
Das ist sehr wichtig. Zurzeit spielen Zeit und Gesellschaft enorm gegen Erweckung. Deshalb weiß ich von keiner langanhaltenden, tiefgehenden Erweckung in Deutschland in den letzten Jahrzehnten.
Interessant ist aber, dass es immer Menschen gibt – wenige zwar – die teilweise Jahre oder Jahrzehnte für neue Menschen gebetet haben, die zum Glauben kommen, für ihre Nachbarn und Familien. Manchmal waren es wirklich wenige. Ich glaube, dass dieses Gebet zumindest ein Nährboden für Erweckung sein kann.
Deshalb kommt es auch auf jeden Einzelnen an. Wenn du dich in deiner Familie, Umgebung oder Stadt einsam fühlst, weil du fast der einzige Christ bist, dann haben sich auch Menschen so gefühlt, die heute in Gegenden leben, wo es viele Christen gibt. Irgendwer hat angefangen zu beten für Familie, Region oder Stadt. Das bewirkt etwas.
Wir können Erweckung nicht selbst machen, aber es beginnt auf jeden Fall mit Gebet.
Das ist wunderschön und wirklich ermutigend. So ist das der Nährboden.
Und ja, wie ist es jetzt, wenn Christen sich treffen und Erweckung großgeschrieben wird? Das ist super, das soll wirklich gefördert werden. Da sollen Leute für beten, aber es soll auch an Tiefe gewinnen.
Das ist vielleicht der Punkt, an dem man mal hinterfragen kann, ob manche, die Erweckung groß auf ihre Fahne schreiben, das Evangelium wirklich mit Buße und Sündenvergebung in der Tiefe verkündigen – oder ob es nur heißt: „Jesus liebt dich“, Punkt. Grundsätzlich ist dieser Wunsch im Herzen, Erweckung zu erleben, glaube ich, super.
Wobei ich eher sagen würde, man sollte lieber von Evangeliumsverkündigung sprechen, also von Evangelisation oder auch davon, Jünger zu machen. Für viele Leute ist Evangelisation mittlerweile out, so wie früher, wenn jemand hingeht und die Massen anpredigt.
Möglicherweise gibt es heute andere Mittel. Vielleicht ist es eine Sache, bei der du mit zwei oder drei Leuten durch die Stadt gehst und mit Menschen ins Gespräch kommst. Dass du immer wieder rausgehst, Menschen besuchst oder Ähnliches. Das muss nicht immer eine Großveranstaltung sein. Es kann auch im kleinen Rahmen passieren, durch viele Leute.
Ich würde sagen, lass uns über Evangeliumsverkündigung sprechen, weil Erweckung ein Geschenk ist, das oben draufkommt. Du kannst Erweckung nie zum Programm machen. Du kannst nicht sagen: „Das machen wir jetzt zum Programm, das ist unser Ziel.“ Ob Erweckung passiert oder nicht, kannst du einfach nicht bestimmen.
Du kannst sagen: „Unser Ziel ist es, das Evangelium in unserer Stadt zehn Prozent der Leute weiterzugeben“ oder „tausend Menschen insgesamt im nächsten Monat zu erreichen“. Das kannst du planen, aber nicht, dass Erweckung geschieht.
Ich habe Erweckung einmal erlebt, nämlich letztes Jahr auf einem Teen-Camp. Dort würde ich tatsächlich von Erweckung sprechen. Ich wurde eingeladen zu predigen und hatte fünf Predigtabende. Ich habe mir vorgenommen: Ich glaube, Gottes Wort wirkt. Ich dachte, ich muss nicht niedrig anfangen.
Es waren ungefähr 40 Nichtchristen und 60 Christen da. Mir war klar: Ich kann tiefgründig predigen. Die 60 Christen sollen etwas mitnehmen, und die 40 Nichtchristen kommen schnell rein und verstehen es auch. Ich musste also nicht oberflächlich bleiben, damit es nur schön klingt in ihren Ohren.
Die Predigten gingen wirklich tief, gerade über die Themen Buße, Sünde und auch darüber, dass Jesus unser Schatz ist. Es war ganz wichtig zu betonen, dass wir ihm aus Freude nachfolgen wollen und wie wertvoll er uns ist.
Eine Sache habe ich nicht gemacht: Ich habe nicht aufgerufen, wer sich bekehren will, soll jetzt nach vorne zum Kreuz gehen.
Was aber auf diesem Camp passiert ist: Wir haben von vielen Mitarbeitern gehört, dass einzelne Personen richtig kämpfen und überlegen. Da hat sich jemand bekehrt, jemand hat ein Gebet gebetet – nicht nur ein Gebet, das man so nebenbei macht. Wir haben gemerkt, dass dort wirklich Kämpfe stattfinden, dass die Teams darum ringen, Jesus nachzufolgen, den Preis der Nachfolge kennen und darüber nachdenken, diesen Schritt zu gehen.
Viele sind diesen Schritt tatsächlich gegangen. Gott hat dabei ganz besondere Wege gewählt. Viele sind dadurch zum Glauben gekommen oder haben sich in einer neuen Tiefe geöffnet.
Das Schönste war, dass ich vor zwei, drei Monaten, also etwa ein Jahr nach dem Camp, von einigen Taufen gehört habe. Diese Leute sagten, dass das Teen-Camp für sie ausschlaggebend war.
So etwas kannst du nicht planen. Aber es ist schön, wenn man so etwas erleben darf.
Ich glaube wirklich, das Krasseste ist, wenn du merkst, dass da eine Dynamik drin ist, die du nicht bist und die niemand hätte planen können. Dynamos ist dann auch so der Geist Gottes, also die Kraft, die wirklich da wirkt.
Ich weiß es auch nur ein bisschen aus der Geschichte: Als Billy Graham in New York eine Evangelisation halten sollte, überlegten sie, wo man hingehen könnte. Die größte Halle damals war der Madison Square Garden. Das ist der Ort, an dem manchmal NBA-Finals oder Boxkämpfe mit Muhammad Ali stattfinden. Also eine riesige Halle, ich weiß nicht, ob da 40.000 Leute oder so reinpassen, es ist fast wie ein Stadion, aber eben innen.
Sie sagten, das kriegen wir nie voll – unmöglich. Warum machen wir es überhaupt? Sie entschieden sich, vielleicht ein, zwei oder drei Abende zu veranstalten, und mieteten die Halle. Das war in den 1950er Jahren, und sie führten die Veranstaltung durch.
Aber mit jedem Abend wurden es mehr Besucher. Sie sagten: „Okay, vielleicht können wir ja noch einen Abend dranhängen.“ Sie verhandelten mit den Verantwortlichen und konnten noch einen Abend hinzufügen. Dann kamen noch mehr Menschen. Schließlich blieben sie doch noch zwei weitere Abende, und es kamen immer mehr.
Am Ende war Billy Graham über einen Monat in dieser Halle und predigte jeden Abend. Es kamen immer mehr Menschen, sodass man denken konnte, irgendwann hätten es alle gehört. Ich weiß nicht genau, wie lange das am Stück war, ich müsste es nochmal nachlesen – aber es war über einen Monat.
Was das für die Leute bedeutet haben muss, die dort waren, ist beeindruckend. Die Veranstalter mussten den geplanten Basketball oder ein Konzert absagen und die Halle kostspielig mieten. Und sie haben mitgemacht.
Jeden Tag kamen 30.000 bis 40.000 Menschen. Ich kenne die genauen Zahlen der Bekehrungen nicht, aber es waren sehr viele. Man merkte, dass es Nachkriegszeit war und die Menschen einfach auf der Suche nach Hoffnung.
Da merkt man einfach: Da ist eine Dynamik drin, die du nicht mehr planen kannst. Gott hat übernommen. Und das ist einfach der Hammer – das ist Erweckung.
Dazu passt der Vers: „Der Geist weht, wo er will. Du hörst nicht, woher er kommt, wohin er geht, aber du merkst, wenn er da ist.“ Man spürt die Auswirkung auch in den Menschen.
Man kann sagen, wir beten und hoffen für Erweckung, die anhaltend ist und tief geht – nicht nur für ein Strohfeuer, das kurz brennt und dann wieder erlischt. Absolut.
Wir würden gerne wissen, wie präsent dieses Thema bisher in eurem Leben und in eurem Glaubensleben eine Rolle gespielt hat.
Dazu gibt es wieder eine Umfrage, an der ihr gerne teilnehmen könnt.
Das war die heutige Folge von Wortreich. Wenn du diese Folge mit dem Handy auf Spotify gehört hast, kannst du einfach unten an unserer Umfrage teilnehmen.
Bis zum nächsten Mal. Ciao.