Einführung in eine herausfordernde Begegnung
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.
Episode 557: Hoch und niedrig, Teil 1
Lukas 14,1: Und es geschah, als er am Sabbat in das Haus eines der Obersten der Pharisäer zum Essen kam, dass sie auf ihn lauerten.
Was für eine Situation! Ich bin Gast, aber gleichzeitig derjenige, den man belauert, bei dem man einen Fehler sucht und der diskreditiert werden soll. Und der Herr Jesus lässt sich darauf ein.
Ganz ehrlich, ich finde, Jesus ist manchmal ganz schön cool.
Die Herausforderung durch einen Kranken am Sabbat
Lukas 14,2
Und siehe, ein wassersüchtiger Mensch war vor ihm.
Was ist Wassersucht? Wassersucht bezeichnet eine Krankheit, bei der sich übermäßig Flüssigkeit im Körper ansammelt. Medizinisch wird dies heute als Ödem bezeichnet. Typischerweise ist es sichtbar an den Gliedmaßen oder als geschwollener Bauch.
Das Wort „siehe“ im Text, bei dem Satz „und siehe, ein wassersüchtiger Mensch“, deutet darauf hin, dass man den Mann bewusst vor Jesus hinstellt. Natürlich kann sein Erscheinen ein Zufall sein, aber es ist viel wahrscheinlicher, dass es geplant war. Immerhin lauert man Jesus auf. Man will ihn also in eine bewusst schwierige Situation bringen.
Lukas 14,3
Und Jesus begann und sprach zu den Gesetzesgelehrten und Pharisäern und sagte: „Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht?“
Was für eine schlaue Frage! Wenn die Gesetzesgelehrten und Pharisäer sagen, dass es erlaubt ist, am Sabbat zu heilen, dann kann Jesus das einfach tun. Wenn sie sagen, dass es verboten ist, dann stehen sie als diejenigen da, die fromme Regeln über Barmherzigkeit und Mitgefühl stellen.
Wie Jesus zu der Frage dachte, dürfte allgemein bekannt sein. Er hatte in einer ganz ähnlichen Situation bei einem Mann mit einer verdorrten Hand fast dieselbe Frage gestellt.
Lukas 6,9-10
Jesus sprach nun zu ihnen: „Ich frage euch, ob es erlaubt ist, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses zu tun, Leben zu retten oder zu verderben.“
Nachdem er sie alle ringsum angeblickt hatte, sprach er zu dem Mann: „Strecke deine Hand aus!“ Und er tat es, und seine Hand wurde wiederhergestellt.
Jesus fragt also auch diesmal wieder. Die Antwort der Gesetzesgelehrten und der Pharisäer zeigt, dass sie nichts gelernt haben.
Die Reaktion der Gegner und Jesu Heilungshandeln
Lukas 14,4: Sie aber schwiegen. Sie haben wirklich nichts gelernt. Sie sprechen sich wenigstens nicht gegen Jesus aus, und so macht Jesus weiter.
Lukas 14,4: Sie aber schwiegen, und er fasste ihn an, heilte ihn und entließ ihn. Der Mann war also wirklich mehr als ein normaler Gast. Sonst wäre er jetzt nicht einfach gegangen, sondern zum Essen geblieben. Er war eine bewusste Provokation auf zwei Beinen, eine Falle für diesen Rabbi aus Nazaret.
Und trotzdem heilt Jesus ihn. Er fasst ihn an und macht ihn gesund. Einmal mehr erklärt Jesus seinen Gegnern, worauf es ankommt.
Lukas 14,5: Und er sprach zu ihnen: Wer unter euch, dessen Sohn oder Ochse in einen Brunnen fällt, zieht ihn nicht sogleich heraus am Tag des Sabbats? Wir kennen das Argument schon zur Genüge: Wenn mein Sohn oder mein Ochse in einen Brunnen fällt, ziehe ich ihn natürlich sofort heraus – auch an einem Sabbat.
Wenn die Sorge um mein Kind und meinen Besitz mich dazu bringt, so zu handeln, wie viel mehr sollte mich dann das Mitgefühl für einen kranken Menschen dazu bringen, ihm am Sabbat zu helfen?
Noch einmal: Die geistliche Elite hat nichts aus den vorangegangenen Konfrontationen gelernt. Jesus bringt hier keine neuen Argumente.
Lukas 14,6: Und sie konnten ihm darauf nicht antworten. Im Lukas-Evangelium spricht das Schweigen der Gegner manchmal lauter als ihre Argumente.
Die Herausforderung der Selbstüberschätzung bei den Gästen
Frage: Wo liegt bei den Gegnern Jesu eigentlich das Problem? Warum fällt es ihnen so schwer, Menschen und vor allem das Wohlergehen von Menschen mehr zu schätzen als ihre eigene Vorstellung von Frömmigkeit?
Ich glaube, die Antwort auf diese Frage finden wir, wenn wir weiterlesen und sehen, wie es bei dem Gast weitergeht.
Lukas 14,7: „Er sprach aber zu den Eingeladenen ein Gleichnis, als er bemerkte, wie sie die ersten Plätze wählten.“
Bevor wir weiterlesen, eine kurze Erklärung: Die ersten Plätze sind die Plätze direkt neben dem Gastgeber. Was Jesus hier beobachtet, ist ein Gerangel um die Ehrenplätze. Die Gäste kommen herein, waschen sich die Hände und setzen sich hin. In diesem Fall dürfen sie sich die Plätze aussuchen und wählen die besten Plätze für sich.
Lukas 14,8-10: „Wenn du von jemandem zur Hochzeit eingeladen wirst, so lege dich nicht auf den ersten Platz, damit nicht etwa ein Geehrterer als du von ihm eingeladen ist und der, welcher dich und ihn eingeladen hat, kommt und zu dir spricht: ‚Mach diesem Platz!‘, und dann wirst du anfangen, mit Schande den letzten Platz einzunehmen. Sondern wenn du eingeladen bist, so geh hin und lege dich auf den letzten Platz, damit, wenn der, welcher dich eingeladen hat, kommt, er zu dir spricht: ‚Freund, rücke höher hinauf!‘, dann wirst du Ehre haben vor allen, die mit dir zu Tisch liegen.“
Die Bedeutung des Gleichnisses und die Haltung der Demut
Zuerst einmal der Hinweis: Das griechische Wort, das mit Gleichnis übersetzt wird, Parabole, kann für jede Art von bildhafter Rede, Vergleich oder Beispiel gebraucht werden. Hier erzählt der Herr Jesus einfach eine Beispielgeschichte als Gleichnis, und zwar eine, die eng an der Realität ist.
Worum geht es? Jesus gibt einen Ratschlag: Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen wirst, setze dich nicht auf den ersten Platz. Ganz einfach. Warum nicht? Damit nicht etwa ein Geehrterer als du eingeladen ist und du diesem Platz machen musst.
Was sollst du stattdessen tun? Setze dich auf den letzten Platz. Warum? Damit, wenn derjenige, der dich eingeladen hat, kommt, er zu dir spricht: „Freund, rücke höher hinauf.“ Dann wirst du Ehre haben vor allen, die mit dir zu Tisch liegen.
Worum geht es hier? Möchte Jesus den Pharisäern erklären, wie sie sich auf eine subtile Weise noch effektiver ins Rampenlicht stellen können? Ist das hier ein Ratschlag, um möglichst viel Ehre von Menschen zu bekommen, indem man sich extra demütig gibt? So nach dem Motto: „Ihr Pharisäer rangelt euch um die besten Plätze, das kann schiefgehen. Lasst mich euch einen Weg zeigen, wie ihr ohne Gefahr so richtig glänzen könnt – mit dem Anstrich der Bescheidenheit, aber der Applaus garantiert ist.“?
Wir kennen Jesus, und darum geht es ihm bestimmt nicht. Aber was ist es dann? Schauen wir uns also den Vergleichspunkt an:
Lukas 14,11: „Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“
Das ist der Vergleichspunkt. Was es damit auf sich hat, schauen wir uns in der nächsten Episode an.
Abschlussgedanken und Einladung zur Reflexion
Was könntest du jetzt tun? Gibt es Themen, die du schon oft gehört hast, aber in deinem Leben bisher keine Veränderung bewirkt haben? Denk einmal darüber nach.
Das war es für heute. Wenn du meine App nutzt, würde ich mich freuen, wenn du sie im entsprechenden Store bewertest – gern auch mit zwei netten Sätzen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
