Einführung in die Berufung der Jünger
Ich lese Matthäus 5,13-16, die Fortsetzung in der Regierungserklärung von Jesus:
Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und es von den Leuten zertreten wird.
Das mit den Tüten war damals noch nicht so entwickelt. Also hier die Tonne, die Tonne, die Tonne – du musst ja demnächst studieren, und bei euch ist das ja auch so: Was kommt wohin? Das ist gar nicht so einfach. Meine Frau und ich, ich bin da ganz dumm, und sie fängt schon an, mich langsam zu unterweisen. Wie viele Finger? 5000? Kommt das jetzt demnächst? Die vielen verschiedenen Farben – weh dem, der farbenblind ist. Der kann sich gar nicht mehr ökologisch verträglich verhalten: Grüne Tonne, braune Tonne, violette Tonne – und was kommt wohin? Wenn du das nicht weißt, schmeißt du dich vor Verzweiflung selber.
Das hatten die Menschen damals nicht. Sie schmissen das, wenn sie etwas wegwarfen, gleich auf die Straße. Das war so ein natürliches Recycling. Also: Salz, das nicht mehr salzt, ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und es die Leute zertreten. Vielleicht haben sie das bei Glatteis im Winter gemacht, aber Glatteis im Winter gibt es im Orient kaum.
Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel oder ein Getreidemaß. Sondern man setzt es auf einen Leuchter, damit es allen im Haus leuchtet.
So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Die Verantwortung und Herausforderung der Berufung
Stell dir vor, du hast heute Morgen einen Anruf bekommen. Christin ruft dich an, und da meldet sich der Fraktionsvorsitzende der CDU, Herr Schäuble, bei dir und sagt: „Herzlichen Glückwunsch, Sie sind im Bundestag soeben zum Bundeskanzler gewählt worden.“
Ja, das ist doch eine Sache. Da denkst du im ersten Moment: Ist Karneval? Ist das schon vorbei? Was kommt jetzt? Wen wollen Sie veräppeln? Ist das versteckte Kamera oder was ist hier los?
Nein, sagt er, das stimmt, das stimmt. Sie sind jetzt Bundeskanzler. Und während du das noch nicht glauben kannst und der Telefonhörer an deinem Ohr vibriert, versammeln sich vor der Eingangstür deiner Wohnung bereits die ersten Fernsehteams: ARD, ZDF, Sat.1, RTL, Die Welt, Der Spiegel, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Süddeutsche Zeitung, die Lübecker Nachrichten nicht zu vergessen – alle sind da und wollen den neuen Bundeskanzler, die Bundeskanzlerin Norbeza, sprechen.
Das ist natürlich nur ein Albtraum. Stell dir vor, du wärst das jetzt wirklich. Weil ich dir sagte: Ja, ich möchte auch mal so sein. Aber stell dir mal vor, versuch es dir nur vorzustellen – alle älteren Semester eingeschlossen –, dass das ab jetzt um zehn Uhr eins so ist. Das ist deine Wirklichkeit, du bist der Bundeskanzler.
Also, was auch immer in der Welt noch passieren muss, das dürfte nicht passieren. Schimpfen kann jeder, aber wenn du den Job machen musst, sieht das ganz anders aus. Doof in die Kamera gucken kann auch jeder, aber den Job machen – das ist eine andere Sache.
Ein Freund von mir hat immer gesagt, Helmut Kohl hätte ein unsterbliches Verdienst um die Demokratie. Er guckte und redete immer so, dass alle den Eindruck hatten: Das kann ich auch. Aber das ist das Problem dieses Mannes, der so ein sehr kluger Mensch war. Stell dir vor, du müsstest das machen.
Es gibt Zusagen, es gibt Beförderungen – die sind ein Albtraum. Ich kann das nicht. Wenn ich mich da hineinversetze, was für Probleme das sind... Ich weiß nicht, wie viel du von Wirtschaft verstehst. Manche von euch haben vielleicht BWL oder Volkswirtschaft studiert oder sind gerade dabei. Die wissen ganz genau, wie Konjunktur funktioniert, wie das mit dem Discount und dem Lombardsatz ist, was die Geldmenge für die Entwicklung einer Wirtschaft bedeutet und wie man das mit den Tarifen macht und all sowas.
Und letzten Endes muss man das alles wissen, denn am Schluss will jeder einen vernünftigen Job haben und gut leben. Sonst wählen sie einen nicht mehr.
Es gibt Zusagen, die sind eine Katastrophe. Wenn mir jemand sagen würde: „Du solltest mal Bundeskanzler werden“, dann könnte ich sagen: Ja, das wäre vielleicht eine wichtige Aufgabe, aber ich will mich darum mal bemühen. Aber leider schaffe ich das nicht, und deshalb werde ich das auch nicht anstreben. Das ist für mich eine Nummer zu groß, da bin ich zu doof zu.
Mit der Aufforderung kann ich noch leben. Wenn einer sagt: „Du solltest eigentlich Bundeskanzler werden“, das ist zwar ein Druck, aber da kann ich mit leben.
Aber wenn einer mir sagt: „Du bist Bundeskanzler“, dann bin ich am Ende. Dem kann ich nicht standhalten, das kann ich nicht ausfüllen. Die Aufgabe kann ich nicht bewältigen.
Deshalb bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich mich eigentlich freuen soll oder ob ich schreien soll – über das, was Jesus gesagt hat.
Die radikale Zusage Jesu an seine Jünger
Jesus sagt nicht: „Ihr solltet das Licht der Welt sein, ihr Jünger, bemüht euch mal, ein bisschen mehr Salz der Erde zu sein.“ Stattdessen sagt er schlicht und einfach: „Ihr seid das Salz der Erde.“
Nicht nur eines kleinen Fleckchens in Lübeck, sondern der ganzen Erde. Ihr habt globale Bedeutung. Und ihr seid das Licht des Kosmos – im Griechischen steht da wörtlich „das Licht der Welt“, das Licht des Kosmos am Himmelsgewölbe.
Ist das ein Witz? Ist das maßlos übertrieben? Das ist doch jenseits aller vernünftigen Verhältnisse. Nicht jeder von uns wünscht sich, dass sein Leben bedeutungsvoller wird. Aber man kann es auch so übertreiben, dass man sagt: „Das ist doch absurd, das ist eine völlige Überforderung, das kann ich doch gar nicht ausfüllen, das ist doch Wahnsinn!“
So ging es mir, muss ich sagen, als ich diesen Text neu gelesen habe. Eine Zeit lang habe ich mich daran gefreut, dass Jesus nicht sagt: „Ihr sollt sein“, sondern dass er es als Verheißung zuspricht und einem schenkt und sagt: „Das seid ihr!“
Ja, jeder, der zu mir gehört, mir nachfolgt, von neuem geboren ist und Vergebung der Sünden angenommen hat, der ist das Salz der Erde, das Licht der Welt!
Diesmal bin ich richtig erschrocken. Nun gut, wir werden sehen, ob man sich darüber freuen kann oder ob es mehr eine Belastung ist. Vielleicht ist es ja auch beides miteinander.
Lasst uns bitte darauf einlassen. Wir gehen ganz schlicht und einfach durch und fragen zuerst: Was ist mit dem Salz?
Die Bedeutung des Salzes in der Nachfolge
Was ist mit dem Salz? Es gibt mehrere Bedeutungen. Salz hat, wenn es irgendwo daraufkommt, eine beißende, brennende, ätzende Wirkung. Vor Jahren hat George Bernanos das berühmte Buch „Das Tagebuch eines Landpfarrers“ geschrieben. Dieses Buch wurde unter Christen bekannt. Darin schreibt er, dass wir Christen zum Salz der Erde berufen sind und nicht zum Honig für die Welt. Wir seien das Salz der Erde und nicht der Honig der Welt.
Unsere Aufgabe ist also nicht, die Bitterkeit dieses Lebens zu versüßen, damit die bitteren Pillen leichter zu schlucken sind. Doch genau dieses Bedürfnis haben wir als Christen entwickelt. Wir wollten nicht Salz sein, das beißt und ätzt, das in den Wunden brennt, wenn es damit in Berührung kommt. Stattdessen wollten wir Honig sein, den die Leute schlecken, der süß schmeckt und den sie toll finden.
So haben wir ein System entwickelt, in dem wir alles von Jesus und aus der Bibel weggelassen haben, was beißt und brennt. Wir hörten nur noch das aus der Bibel, was süß schmeckt, was die Dinge versüßt, und sagten nur das weiter. Das hat ja auch eine gewisse Logik: Das Leben ist sowieso schwer genug, da ist es doch schön, wenn man es irgendwie noch ein bisschen versüßt. Haben wir so einen Honiggott entwickelt? Denn Gott muss ja auf jeden Fall der Liebegott sein, sonst kann kein Mensch an ihn glauben, oder? Es lohnt sich ja nicht, an jemanden zu glauben, wenn er nicht der Liebegott ist.
Jeder erwartet ja auch von seinem Dackel, dass er lieb ist. Sonst hält man doch keinen Dackel. Einen, der beißt, hält man sich nicht, und einer, der dauernd auf den Teppich pinkelt, schon gar nicht. Lieber ein lieber Dackel muss es sein. Was man von einem Dackel erwartet, kann man doch mindestens von Gott erwarten. Wofür hält man ihn sich sonst? Was hat man sonst davon? Wenn Gott beißt, kann man sich das doch nicht vorstellen.
Entschuldigt, dass ich etwas sarkastisch werde, aber genau so argumentieren wir heute theologisch, auch unter ernsthaften Leuten. Denn Gott ist doch kein Richter. Wie kann man von der Hölle reden? Jesus tut das, Jesus tut das natürlich. Er erspart den Menschen nicht die Wahrheit, dass man in Ewigkeit verloren geht, von Gott getrennt ist, wenn man gegen Gott lebt und ohne ihn. Dafür schämen wir uns alle. Und landauf, landab hört man theologische Empörung: Wie kann man davon reden, dass Gott ein Richter ist? Gott muss doch der Liebe Gott sein, der uns die Streicheleinheiten gibt, damit wir das Leben besser bewältigen.
Wir haben einen Honiggott verkündigt. Jesus aber sagt: Ihr seid das Salz der Erde. Salz beißt, ätzt und konserviert. Salz konserviert und macht genießbar. Das ist das Furchtbarste. Ich weiß nicht, was für Leute ihr seid, aber wer eine Nierendiät oder so macht und salzlos essen muss, für den fällt das Hungern am leichtesten. Wenn alles so laff ist, besonders nachdem ich in arabischen Ländern gelebt habe und den herzhaften Geschmack dort kennengelernt habe, verändert sich der Geschmack.
Ich erinnere mich, als ich vor 25 Jahren auf einem italienischen Schiff in den Orient fuhr, habe ich beim Mittagessen immer die Oliven aussortiert, weil ich die salzigen Oliven nicht mochte. Ich bekam sie einfach nicht runter. Im ersten Vierteljahr in Jordanien gab es jeden Morgen einen Teller voll Oliven mit Öl, ein Stück Brot und ein Glas Tee zum Frühstück. Dazu gab es noch Sater. Sater sieht aus wie etwas Süßes, ich dachte zuerst, es wäre wie Kaba und süß, aber es ist unheimlich scharf, herb und ganz eigenartig. Beim ersten Mal dachte ich, mir kommen die Augen aus den Ohren – das kann man doch nicht essen.
Heute, wenn es bei uns Oliven gibt, sammle ich alle Oliven vom Tisch ein. Die anderen machen lange Gesichter und brauchen sie nur als Dekoration, aber ich esse sie in Mengen. Mein Geschmack hat sich verändert, ich mag die unheimlich gern. In Indien imponiere ich meinen Freunden immer dadurch, dass es gar nicht scharf genug sein kann. Sie schauen mich mit großen Augen an und erwarten, dass ich gleich zusammenbreche oder anfange zu heulen. Wenn ich aber lächle, strahlen sie mich an und sagen: „Wunderbar, du bist ein wunderbarer Mensch, du isst das Zeug, das nur wir vertragen.“ So verändert man seinen Geschmack.
Insgesamt ist es so, dass Speisen genießbar werden, wenn Salz in kleinen Prisen hinzugefügt wird. Salz erhält das Essen. Das ist die Grundbedeutung von Salz. Früher, als es keine Kühlschränke gab, konnte man sich kaum vorstellen, wie man überlebt hat. Ich möchte wissen, wie du das machen würdest, wenn du keinen Kühlschrank hättest. Stell dir vor, du müsstest Lebensmittel wochen- oder monatelang aufbewahren, ohne Kühlschrank. Wir sind heute lebensuntüchtig geworden. Stell dir vor, der Strom fällt für vier Wochen aus. Was wäre in deutschen Haushalten los? Es würde vor Fäulnis stinken.
Niemand ist mehr daran gewöhnt, wie man Lebensmittel so haltbar macht, dass sie nicht verderben. Im Orient, wo es heiß ist, ist es kein Wunder, dass man Lebensmittel einfach auf den Balkon legt, wenn es minus zehn Grad hat. Salz hatte dort eine große Bedeutung, um Fäulnis abzuwehren und Lebensmittel haltbar zu machen.
Jetzt müsst ihr euch vorstellen: Jesus sagt, ihr seid das Salz der Erde. Als Jüngerinnen und Jünger von Jesus habt ihr die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass diese Welt, diese Erde, diese Menschenwelt für Gott genießbar bleibt und überhaupt erhalten bleibt. Das heißt, dass Gott noch Geduld hat, dass er nicht Schluss macht mit der Welt. Das hängt von den Christen ab und ihrer konservierenden, erhaltenden Bedeutung.
So wie damals in 1. Mose 18, kannst du das nachlesen, als Gott Gericht halten wollte über Sodom. Da war er bereit, in einem Fürbittehandel mit Abraham zu verhandeln: „Und wenn 50 Gerechte da sind, und 40, und 30“, und so ging er runter bis auf zehn. Wenn nur zehn Gerechte in Sodom zu finden sind, soll die Stadt nicht untergehen. Sie waren nicht zu finden.
Das ist die Bedeutung von Salz: Dass es Leute gibt, deren Wegen Gott noch geduldet, noch zuwartet, noch kein Gericht hält, sondern noch Raum gibt zur Umkehr und zur Erneuerung. Das spricht Jesus an, wenn er sagt: Ihr seid das Salz der Erde. Achtet bitte auch auf die Mengenverhältnisse – das ist der nächste Punkt.
Die Bedeutung der Menge und das verborgene Wirken des Salzes
Wie ist das mit dem Salz? Salz in einem Teich sind nur ganz wenige Krümel. Ich bin wirklich ein furchtbarer Mensch, denn ich verstehe von der Küche gar nichts. Ich kann Spiegeleier machen und wahrscheinlich kriege ich noch die Spaghetti irgendwie gar, aber dann hört es auch schon bald auf.
Zu Hause ist Käsefondue meine Aufgabe. Das kann nur ich, das mache ich wirklich. Und ich mag es nicht so aus der Packung, dieses komische Fertigzeug. Das habe ich von einem Schweizer Mann gelernt und weiß, dass in einem Haus der Mann das Käsefondue zubereitet. In 26 Jahren hat jedes Käsefondue, das bei uns gegessen wird, wenn wir viel essen, von mir gerührt worden.
Und du sollst mal sehen: Keiner rührt die Achten, keiner rührt die Achten wie ich. Ich bin ganz stolz darauf. Jeder, der das weiß, weiß auch, wie schnell es schiefgehen kann, wenn du den Siedepunkt nicht richtig abpasst. Wenn du plötzlich einen dicken Klumpen Gummiarabikum darin hast und ringsherum deshalb meistens diese Kunststoffmischung verwendet wird, bei der nichts schiefgehen kann. Aber wenn du den Käse richtig reinreibst, dann klumpt das plötzlich zusammen, wenn es zu schnell heiß wird.
Dann hast du viel dünne Suppe und viel dickes Gummiarabikum. Dann kannst du Kaugummi ziehen, aber nicht mehr essen. Und das richtig zu machen, den richtigen Rührvorgang, ich kann dir sagen: Komm zu mir, ich bring dir bei, wie man das macht. Immer achtenrühren, immer achtenrühren an zwei Stellen. Dann aufpassen: Wenn es blubbert, ist es fertig. Dann muss es total aufgelegt werden. Du musst schon Muskat und Pfeffer draufhaben und dann noch einen Schuss Kirschwasser reinrühren. Mondamin kommt auch rein, damit es etwas dick wird, und dann richtig aufs Gackelon, das raschelt.
Also das ist das Einzige, was ich kann. Sonst bin ich ein absoluter Blödmann, ich könnte keinen Kuchen backen. Es war mir immer unverständlich, warum in Sachen, die eigentlich süß schmecken, auch noch eine kleine Prise Salz reingehört. Na ja, gut, auch im Brotteig vor allem. Da gab es die Matzen, die sie in der Hektik des Aufbruchs aus Ägypten machten, die ungesäuerten Brote, weil da keine Hefe reinkam, damit es nicht geht. Aber Salz muss doch irgendwie da rein, oder? Sonst wäre es ganz fade.
Und da sind nur ein paar Körnchen auf so einem großen Teich. Das ist das Mengenverhältnis. Da sagt Jesus: "Ihr seid das Salz der Erde." Da spricht er inmitten der großen Menge die Jünger an. Das sind nur ein ganz paar wenige. Und das war damals schon so ein Missverhältnis: die Bansel, die ihm nachgelaufen sind, irgendwo in einem Winkel der Welt, und dann die ganze Welt.
Vielleicht sagt ihr mir jetzt, Mädchen in diesen Tagen hier: "Das tut mir hier so gut, wir sind so eine kleine Gruppe bei uns zu Hause, und hier zu sehen, das sind so viele, das tut mir so gut." Schön ist das, wenn so ein Kongress auch so eine aufbauende Bedeutung hat für manche. Aber viele von euch werden das kennen, dass man sagt: "Wir sind doch zu wenig. Ich stehe allein in meiner Klasse, in unserem Uni-Hörsaal. Ich weiß nicht, wie viele da noch zu Jesus gehören. Wie viele treffen sich zum Gebetskreis an der Uni bei euch oder in der Schule? Was ist bei euch im Betrieb, im Büro? Wer ist da noch, der an Jesus glaubt?" Man kommt sich so vereinsamt vor, nur so ein paar einzelne Salzkörnchen.
Ja, sagt Jesus, das ist immer so. Das Mengenverhältnis ist so. Du musst nicht eins zu eins Teich und Salz nehmen, das führt zu nichts. Nein, das geht nicht, es ist nicht nötig. Ein paar Körnchen, verschwindend gering, nimmst du zwischen den Fingern, siehst du kaum. Mengst du sie unter, haben sie eine durchdringende, wunderbare Wirkung – geschmacklich und auch von der Haltung her.
Und so ist es. Da ist in einer Umwelt von Verlogenheit eine, die aus Liebe zu Jesus ehrlich lebt. Das ist, als ob in dem stinkenden Raum noch das Fenster auf ist und die frische Luft der Wahrheit reinweht. Salz der Erde!
Und mitten in einer Welt, in der Ehebruch, Unkeuschheit und sexuelle Schweinerei zum normalen Tages- und Nachtprogramm gehören, sind da einige wenige, die sagen: "Wir leben nach den Geboten Gottes. Wir wollen gerne das kostbare Geschenk der Sexualität als das Juwel Gottes behandeln, das es ist, und nicht als die letzte Sauerei."
Da sagen sie: "Sind wir eigentlich die letzten Hainis hier?" Da musst du ja fast neurotisch werden, wenn alle so sind. Dann kommst du ja wie bekloppt vor Freunden und Freundinnen vor, wenn du unverheiratet bist oder nicht zusammenlebst. Du kommst dir fast unter Christen blöd vor, wenn du das tust oder sagst, dass das dem Willen Gottes entspricht.
Es sind immer ein paar Salzkaner, die die Erhaltung der Erde bewirken, die gegen den Fäulnisprozess angehen. Es sind immer ein paar Salzkaner. Keine Minderwertigkeitskomplexe!
Mitten in einer Welt der Angst, in der Angst lähmt oder zur Panik treibt, Angst um das eigene Leben hat, da leben einige in einer tiefen Geborgenheit: "Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein." Eine Geborgenheit mitten in einer Welt der Angst.
Salzkörner! Oder wo Streit und Rechthaberei ist und Unfrieden herrscht, da ist einer, der die Gelassenheit und die Größe des Friedensstifters lebt, der Feindesliebe. Wir kommen noch dazu.
Also bitte keine Minderwertigkeitskomplexe, wenn wir nur wenige sind. Das ist eine Ausnahmeerfahrung in diesen Tagen. Das ist sozusagen hier Salzfass-Existenz, alle Salzkörner eingesammelt in einen Pott. Das ist auch mal ganz gut, aber auf die Dauer ist das nicht unsere Berufung. Wir gehören in den Teich, wir müssen dem Fäulnisprozess entgegentreten.
Der letzte Gesichtspunkt beim Salz ist: Die Wirksamkeit des Salzes geschieht im Verborgenen. Sie ist nicht so wahrnehmbar. Du siehst die Hausfrau oder den Hausmann, wie sie das Salz in den Teich streuen, kneten es so hinein. Du siehst es gar nicht, es wirkt unsichtbar.
Das Bild legt nahe, dass hier wirklich die alltägliche, stille, verborgene Wirksamkeit eines Lebens in der Nachfolge Jesu gemeint ist. Das, was man gar nicht so öffentlich sieht, sondern wo einfach das, was vielleicht du selbst auch in der Auswirkung gar nicht so wahrnimmst – dieses wirklich Stille, die einzelnen Entscheidungen der Ehrlichkeit, der Selbstlosigkeit, der Hilfsbereitschaft, der Reinheit –, was hier so vergeblich vorkommt, was im Alltag in der Stille geschieht und doch wunderbarerweise, so sagt Jesus, den ganzen Teich der Welt durchdringt und für Gott erträglich macht.
Seine Geduld bleibt. Da kann man sich freuen, und man kann erschrecken: Atemberaubendes Staunen! Eine derart globale Wirkung soll mein Leben haben? Ja!
Und da sagt er nicht: "Also Petrus, du bist Salz der Erde, und Bartholomäus, von dir hört man nie mehr etwas in der Weltgeschichte, also du bist Salz für die letzte Gurke." Das sagt er allen Jüngern zu: Salz der Erde. Ich gebe es euch so weiter.
Die Bedeutung des Lichts für die Welt
Und das Zweite ist: Was ist mit dem Licht? Jetzt singen wir erst mal etwas. Einige schauen so intelligent. Er denkt an den ersten Abend, die Fähigkeit in der Schule nicht wahr, lange zu lernen, wie schlafe ich und schaue dabei noch intelligent. Ich lasse mich nicht täuschen, ich lasse mich nicht täuschen.
Jetzt singen wir alle, stehen dazu auf, erheben uns in ganzer Pracht und Schönheit, und dann geht die Post ab. Denn Gott ist König und Herr aller Welt! Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja!
Jetzt machen wir Licht an. Ich meine, es geht jetzt ums Licht, und da kann man ja schlecht schlafen. Was ist mit dem Licht? Ein paar Punkte, ein paar Anmerkungen dazu, wie das Licht wirkt.
Das Erste ist: Man kann ja schreiben, deshalb ist extra auch Platz frei im Heft, damit man sich nicht alles im Kopf behalten muss, sondern nochmal nachgucken kann. Die blasseste Tinte ist besser als das beste Gedächtnis, heißt ein altes chinesisches Sprichwort.
Also, was ist denn mit dem Licht? Erstens: Es deckt auf. Ihr seid das Licht der Welt. Licht hat eine entlarvende, eine aufdeckende Bedeutung, und deshalb ist Licht durchaus auch nicht immer angenehm und willkommen.
Ich meine, wenn ich mich verstecke: Die meisten Verbrechen werden nachts begangen, weil man da im Dunkeln wegtauchen kann. Da mag man es nicht, dass Licht angemacht wird, denn da werde ich entlarvt.
Das mit dem Licht der Welt klingt so positiv, aber die erste Begegnung mit dem Licht ist in der Regel etwas schmerzhaft, und deshalb ist das kritisch. Jesus hat das gesagt, ihr könnt das mal nachlesen im Johannesevangelium, Kapitel 3, Vers 19. Da sagt er:
"Das ist aber das Gericht: Die Krise heißt es da bei euch, das ist die Krise, dass das Licht in die Welt gekommen ist und die Menschen die Finsternis mehr liebten als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden."
Das ist bei der Erstbegegnung mit dem Licht immer das Problem. Und obwohl jeder grundsätzlich sagt, Licht ist etwas Schönes – im Licht brauche ich keine Angst zu haben, nachts in der Dunkelheit schleicht die Angst umher, das ist gefährlich – also jeder sieht Licht als positiv an, gibt es doch in der Erstbegegnung mit dem Licht häufig diese kritische Erfahrung, weil wir eben alle auch etwas zu verbergen haben.
Wir merken: Wenn ich Gott begegne, wenn ich dem Licht begegne, dann wird etwas unerbittlich ans Licht gezogen, was ich eigentlich ganz gerne wenigstens im Halbdunkel, in Grau und Grau, halten würde.
Jesus ist das Licht der Welt, und jetzt sagt er: Ihr seid das Licht der Welt. Es wird also so wirken auf die Welt, aufdeckend, entlarvend. Plötzlich wird einem klar, warum manche so allergisch und so kritisch auf Christen reagieren. Man weiß gar nicht, was man getan hat, warum man so ablehnend ist.
Jesus sagt das: Da, wo du bist, wo Jesus mit dir ist, da breitet sich das Licht der Welt aus. Da gibt es für viele Menschen diese kritische Erstbegegnung mit dem Licht.
Wenn ein Mensch ehrlich lebt und nach den Geboten Gottes lebt, dann ist er für seine Umwelt der Beweis: So kann man leben. Und das verunsichert. Denn solange alle sagen, das geht überhaupt nicht, das sind weltferne Theorien und so, braucht man ja die Bestätigung für das Böse, das man tut.
Deshalb sucht man Komplizen, die im gleichen Schritt und Tritt mitmachen und einen bestätigen. Auf diese Weise werden böse Wege zu guten Wegen umfrisiert, dadurch, dass man sich gegenseitig bestätigt. Und jetzt ist da einer, der anders läuft. Das ist wie Licht.
Das Zweite ist: Das Licht fördert das Wachstum des Lebens. Das kann man sich gar nicht umfassend genug vorstellen. Die Sonne ist ja nicht nur eine Beleuchtungssache für die Welt, sondern alles Leben hängt von diesem Licht ab.
Selbst wenn es voll bewölkt ist und wir gar nichts sehen, selbst nachts: Das Licht der Sonne, diese Energie, ist die Voraussetzung von allem Wachstum. All die chemischen Prozesse wären gar nicht möglich ohne die Sonne.
Licht fördert das Wachstum, es vermehrt das Leben. Deshalb ist Licht von grundlegender Bedeutung. Es ist nicht so, als ob ich sage: Will ich im Zimmer noch eine zusätzliche Stehlampe haben, ja oder nein, ist das mehr eine Frage der Ästhetik. Nein, hier geht es um das Licht der Welt, das Kosmoslicht, von dem das Leben der Welt abhängt, das Wachstum des Lebens.
Das ist die Vermehrung des Lebens. Wo Christen sind, machen sie Jesus bekannt, andere kommen mit Jesus in Berührung und werden von Neuem geboren. Es entsteht neues Leben. Und das ist das Typische vom Licht, die Wirkung des Lichtes: Leben wächst.
Drittens ermöglicht Licht die Orientierung. Im Licht kann ich die Wege sehen. Die Voraussetzung der Orientierung ist, dass ich unterscheiden kann.
Im Licht kann ich unterscheiden: Wo geht das hin? Was steht da? Ich kann die Schilder lesen, ich kann einen Berg sehen, ich kann einen Kirchturm sehen, ich kann ein Hochhaus sehen, ich kann mich orientieren im Licht.
Das Unterscheiden, diese Lichtfunktion zur Orientierung, geschieht durch das Wort Gottes. Es steht in der Bibel, die Jesus uns gibt, damit wir lernen, was sein Wort ist, was seine Wegweisung ist, wo die Wege falsch sind, wo sie richtig sind und wie eine Entwicklung vorwärts gehen soll.
Und da, wo Menschen nach der Bibel leben, da haben sie diesen Lichtcharakter. Sie sind als Christen Orientierungshilfe für andere. Ich kann mich an ihnen orientieren.
Und dann der vierte Gesichtspunkt: Im Gegensatz zum Salz. Das Salz wirkt so heimlich und verborgen, das sieht man nicht, wenn es wirkt. Licht wirkt immer öffentlich. Die Wirksamkeit des Lichtes kann nicht unsichtbar geschehen.
Licht lebt immer vom Kontrast zur Dunkelheit. Wenn wir nicht wüssten, was Dunkelheit wäre, wüssten wir auch nicht, was Licht ist. Da treibt die Dunkelheit.
Das Evangelium von Jesus Christus ist eine öffentliche Wahrheit. Der große englische Theologe, derzeit englischer Theologe, Lathien Newbegin, früher Bischof der Kirche von Südindien, hat gesagt, dass unser Zeitgeist bewirken will, dass, wie er sagt, jeder glauben darf, was er will.
Religion ist eine Privatsache. Niemand hat etwas gegen uns Christen, sofern wir Jesus und den Glauben an Jesus ganz privat für unseren Winkel haben. Das entspricht dem Grundgesetz unserer Zeit.
Jeder soll glauben können, was er will, aber er soll es bitteschön für sich behalten. Und er soll auf keinen Fall beanspruchen, dass das für alle gilt.
Und der Spaß hört überhaupt auf, wenn man sagt: Dieser Jesus ist entscheidend für alle, und ohne ihn geht man verloren. Das widerspricht jeder stillschweigenden Abmachung, die wir in der Gesellschaft der Neuzeit in Europa getroffen haben.
Und die Christen sind ja gehorsame Kinder der Zeit und sagen also: Nicht so viel öffentlich von Jesus reden. Wir können ja von der Kirche öffentlich reden, von den sozialen Taten, die wir tun, das können wir machen.
Ja, immer tue Gutes und rede darüber, das tun wir unaufhörlich, aber nicht so öffentlich von Jesus und vom Glauben an Jesus reden. Das klingt so fanatisch, und das ist eine Privatsache, das macht man mehr in der Stille ab. So sind wir Deutschen da.
Ich wundere mich – ich sage das mal in Klammern – wie aufgeregt die Reaktionen allein schon deshalb sind, dass ich abends gesagt habe: Betet doch mal laut. Natürlich weiß ich, dass auch jeder leise das Gebet beten kann.
Aber als ob die Welt unterginge, wenn ein Mensch mal laut einen Satz sagt. Wir beschwören Mutter Teresa und Martin Luther King und ihre Bekennerkraften, aber die Welt geht für uns unter, wenn einmal mit hörbaren Worten gesagt wird: Jesus will der Folge sein.
Das finden wir Christen, ich merke, wie es in meinem eigenen Herzen steckt, ganz unangebracht. Wenn es um Jesus geht, dann immer nur psst, nur ja nichts hören lassen, dass ja keiner etwas merkt.
Das ist das einzige Gesetz: Solange wir diesem Gesetz der Zeit gehorchen und Religion zur Privatsache machen, Christus-Glauben zur Privatsache machen, solange sind wir aller Leute Liebeskind.
Da sage ich euch, kannst du beobachten: Solange sind wir aller Leute Liebeskind. In dem Augenblick, wo du mit dem Evangelium in die Öffentlichkeit gehst und sagst: Jesus ist der ein und einzige Weg, und zwar für Lübeck und für Deutschland und für Europa, und ohne diesen Jesus gehen wir verloren! – in dem Augenblick hört der Spaß auf.
Ich habe im Augenblick einen echten Bildungsprozess. Man freut sich ja über jede Fortbildung, die einem angedeihen lässt, und ich erfahre jetzt so Land auf, Land ab einen unglaublichen theologischen Nachhilfeunterricht.
Warum das natürlich von Kollegen und so, von ehrenhaften Christenmenschen in Kirchenführungen, warum das natürlich völlig unangemessen ist, in aller Öffentlichkeit und dann auch noch Fernsehsatelliten dafür zu benutzen.
Die sind ja für die Sauereien von RTL Plus vorbehalten. Das dürfen die machen, da sagt kein Mensch etwas dagegen. Wenn es um Business geht, um Geld zu machen und um irgendwelche Schmierereien in das Volk zu bringen, da darf man die moderne Technologie einsetzen.
Aber um in der Öffentlichkeit deutlich zu machen: Jesus ist der eine Weg, so geht es nicht. So geht es nicht, auf keinen Fall. Das haben wir nicht nötig.
Wir sind glücklich, wenn zwanzig Omas sonntags im Dom sitzen, die anderen können im Bett bleiben, die achtzig Millionen, die es nicht interessiert. Es richtet keinen auf, richtet keinen auf, dass in unseren Städten ein Prozent der Bevölkerung, die Kirchensteuer zahlen, im Westen noch, nur ein Prozent in den Städten in den Gottesdienst gehen.
Nein, es ist doch nicht so wichtig, in den Gottesdienst zu gehen.
Versteht ihr, das sind Welten zwischen Jesus und dem Christentum inzwischen, Welten dazwischen!
Jesus sagt: Ihr seid das Licht der Welt, Licht der Welt, des Kosmos. Das ist eine öffentliche Wirkung. Es kann nicht verborgen bleiben.
Und damit wir es auch begreifen, sagt er es wirklich noch einmal hinterher. Er sagt also: Die Stadt, die auf dem Berge liegt, die kann nicht verborgen sein. Jerusalem liegt auf dem Berg.
Kennt ihr solche Städte? Hier oben ist das ein bisschen schwierig, so auf dem platten Land, es gibt relativ wenig Städte auf dem Berg.
Ich habe ja gelernt, dass Bayern bei euch hinter Hannover anfängt. Aber wenn man noch ein bisschen weiter geht, dann fangen die Alpen an, bei uns in Kassel so ungefähr, nicht am Alpenrand, auf dem Balkan.
Ja, ja, Pampa, dann ist das aber hier oben die Pampa. Also wunderschön, es gibt nichts Schöneres, als sich gegenseitig zu beschimpfen.
Es gibt: Jerusalem liegt jedenfalls oben auf dem Berg, und in alter Zeit haben viele Städte oben auf dem Berg gelegen, rein aus Sicherheitsgründen, weil man noch keine Luftwaffe und so hatte.
Da kamen immer zu Fuß die Kriegsheere, und da hat man gesagt: Wenn man schon mal oben sitzt, ist es besser, den Berg abzuverteidigen, als wenn sie von oben angerollt kommen.
Da hat man die Städte nicht so gerne ins Tal gebaut, wenn es ging, auf die Bergkuppen. Das war dann wie eine Festung.
Und das konnte man sehen, wenn Licht an war. Man konnte es von weit her sehen. So geht es gar nicht, es geht gar nicht anders.
Man zündet nicht ein Licht an – jetzt müsst ihr euch das vorstellen – diese Öllämpchen. Ihr kennt die vielleicht, habt ihr so ein Ding da? So etwas hat man ja. Das ist einfach romantisch aus dem Orient so ein Tontöpfchen.
Dann wird Öl reingefüllt und ein Docht hinein, und damit haben die ja im Ernst früher ihre Räume erleuchtet.
Ich meine, die haben die nicht als Dekoration aus dem Bücherbrett oder aus dem Klavier gestellt, sondern haben die ernsthaft benutzt.
Die palästinensischen Bauernhäuser bestanden aus einem Raum. Wenn Abend dunkel wurde – und es wird immer um sieben Uhr dunkel, klatsch, ist es dunkel – dann haben sie dieses Ding angemacht.
Jetzt musste dieses Licht den ganzen Raum erleuchten, allen, die im Hause waren.
Das Haus bestand nur aus einem Raum. Deshalb musste man es auf einen Leuchter stellen, das heißt auf einen Lampenständer möglichst hoch, damit nicht jeder dagegen stieß und jeder Luftzug die Flamme ausblies.
Und der Schein, der war eh mickrig genug, musste möglichst weitgehend den Raum erleuchten.
Natürlich war das ein bisschen empfindlich. Es war ja hier nicht wie ein Scheinwerfer, so eine Beleuchtung hier in dieser Halle, und da musste man schon aufpassen, hoffentlich geht es nicht wieder aus.
Und dann sagt er: Pass mal auf, aber das macht man nicht. Keine falsche Fürsorge!
Der Scheffel, das ist so ein Getreidemaß, so ein Topf darüber, damit also der Luftzug nicht kommt – das geht nicht.
Ich sagte: Wenn du das machst, dann schützt du, wenn du meinst, du müsstest die Flamme schützen, dann bewirkst du nur, dass sie ausgeht.
Klar, Sauerstoff verbrennen und fertig, sie geht aus.
Das soll es nicht sein, sondern es soll öffentlich ausgestellt werden, alle sollen es sehen.
Natürlich ist Christsein eine persönliche Sache, und es geht ganz viel über die persönlichen Beziehungen im Verborgenen.
Aber zugleich ist die Botschaft von Jesus eine öffentliche Wahrheit: Er ist das Licht der Welt, und er hat uns nicht zu Armleuchtern der Privatsphäre verurteilt.
Sondern er hat gesagt: Ihr seid das Licht des Kosmos.
Vielleicht denkt er jetzt tatsächlich so, wie er am Anfang versteht, warum er das gesagt hat. Das ist wie die Berufung zum Bundeskanzler.
So viel wollten wir wieder nicht. Ein bisschen privater bleiben, so viel öffentliche Verantwortung wollten wir eigentlich nicht.
Jesus aber sagt: Das ist es.
Schützen soll man es nicht, das Licht, sonst geht es aus, sagt Jesus.
Keine Angst ums Licht der Welt, also keinen Topf drüber, sonst geht es aus.
Ruhig der Wirklichkeit, der Öffentlichkeit aussetzen, das ist seine Aufgabe.
Zusammenfassung und Lebensauftrag
Jetzt mache ich ein, zwei, drei Schlussbemerkungen dazu. Wir hatten gesagt: Erstens, was ist mit dem Salz? Zweitens, was ist mit dem Licht? Und jetzt kommt drittens: Was wir sind und was wir tun, gehört untrennbar zusammen – Salz und Licht.
Wenn das die Beschreibung unseres Lebens ist, wenn wir Jünger Jesu sind, dann heißt das, dass das, was wir sind, Salz und Licht ist. Und das, was wir tun, wie wir wirken, nämlich salzen und leuchten, kannst du nicht voneinander trennen. Du kannst nicht sagen: Ich will erst einmal Licht für mich sein und dann will ich später auch mal leuchten. Licht leuchtet, oder es ist kein Licht da. Jesus sagt: Was soll man denn mit Salz machen, das nicht mehr Salz ist? Das ist gar kein Salz mehr. Salz ist Salz, und wenn es nicht mehr Salz ist, dann schmeißt man es weg.
Das heißt: Ein Christ ist ein Christ, der die erhaltene Wirkung für seine Umgebung hat. Er ist das Licht der Welt und leuchtet. Und wenn er nicht mehr leuchtet, ist er nicht mehr Christ.
Es ist also nicht die Aufgabe, ob ich als Christ auch noch ein Missionar bin, sondern ob ich als Christ ein Zeuge bin. Ich bin ein Zeuge, weil ich ein Christ bin – das ist mein Wesen. Mein Handeln und mein Sein sind untrennbar.
Merkwürdigerweise habe ich Mitarbeiterkreise erlebt, die das auf eine künstliche Weise auseinandernehmen wollten. Sie sagten: Wir sind jetzt nicht so viel in Aktivitäten – ewig dieser Aktionismus. Wir wollen jetzt erst einmal sein, wir sind die Stadt auf dem Berge. Und dann guckten sie auf ihren eigenen frommen Bauchnabel und dachten, wie wunderbar die Stadt auf dem Berge ist. Dann putzten sie die Fenster und strichen die Häuser an – was wäre die Stadt auf dem Berge? Nur, kein Mensch hat es gemerkt, weil es gar nicht die Stadt auf dem Berge war, sondern die esoterische Sekte hinter verschlossenen Türen.
Man kann das Sein und das Handeln nicht auseinandernehmen. Das Sein des Lichtes besteht in seinem Leuchten. Es entwickelt sein Wesen für sich, indem es für andere Licht ist.
Da müsst ihr aufpassen: Wo das Sein und die Aktivität gegeneinander ausgespielt werden – entweder bloß die Aktivität ohne das Sein oder nur das Sein ohne die Aktivität –, da läuft es geistlich eigentlich immer schief.
Der vierte Punkt ist: Opferbereitschaft ist das Lebenszeichen. Was ist das Kennzeichen der Wirksamkeit von Licht und Salz? Die Wirksamkeit geschieht unter der Bedingung der Selbsthingabe, des Opfers. Das Salz gibt sich hinein, und so hat es eine Wirkung. Es verliert sich scheinbar, und so entfaltet es seine Wirkung. Das Licht verstrahlt sich, und so hat es seine erleuchtende Wirkung.
Jesus ist das Licht der Welt, und er ist es, indem er leidet und stirbt. Er verstrahlt sich. Er blieb nicht im himmlischen Salzfass und leuchtete nicht in Gottes Herrlichkeit, in schierer Reinheit und Majestät. Sondern er kommt in unsere Dunkelheit und wird so das Licht der Welt.
Wenn wir Salz der Erde und Licht der Welt sind, heißt das: Das Wesen, die innerste Dimension der Nachfolge, ist Opferbereitschaft, ist Hingabe des Lebens.
Ich sage das mit einigem Zögern: Was heißt das eigentlich, wenn wir heute sagen, dass die Selbstverwirklichung des Menschen das eigentliche Ziel sei, dem alle nachstreben? Ich will jetzt mal ein bisschen paradox sagen: Ich glaube, dass das unsere Aufgabe ist oder dass das so dabei abfällt, die Selbstverwirklichung. Ich möchte diese Zielstellung, diese Zielbeschreibung gar nicht aufgeben.
Ich glaube nämlich, dass ein Mensch nirgendwo so zu seinem Selbst, zur Verwirklichung seines Selbst kommt, wie dort, wo er durch Jesus zum Salz der Erde und zum Licht der Welt wird. Das heißt, dass Selbstverwirklichung paradoxerweise im tiefsten und gültigsten Sinne dort geschieht, wo ein Mensch aus Liebe und Dankbarkeit zu Jesus sein Leben in Opferbereitschaft lebt – was scheinbar wie Weggeben aussieht. Das heißt, sein Leben finden.
So hat es Jesus gesagt: Wer sein Leben verliert um meines Willen, der wird es finden. Wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren (Matthäus 16).
Das müssen wir alle ausprobieren, ob Jesus Recht hat. Opferbereitschaft ist das Erkennungszeichen.
Und das fünfte, last but not least: Das Ziel und der Zweck unseres Lebens – was ist es denn? Das steht im letzten Satz: "So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen."
Das ist unser Lebenszweck: dass sie den Vater im Himmel preisen. Das Konto soll auf die Ehre gebucht werden. Die Ehre soll auf das richtige Konto gebucht werden. Wir sollen nicht sagen: Mensch, sind die Christen toll, so charakterstark, so opferbereit, wunderbare Leute. Sondern es soll passieren, dass sie sehen, was Jesus durch uns wirkt, und dass sie sagen: Der Gott ist gut.
Der soll die Mitte sein. Das heißt nämlich: Gott loben. Er soll die Nummer eins sein, er soll die Mitte sein und das öffentlich erklären – das heißt, Gott loben.
Das Ziel unseres Lebens ist, dass Gottes Ehre groß wird, dass Menschen einstimmen in den Lobgesang Gottes. Das ist das Ziel der Gottesherrschaft. Die Regierungserklärung Jesu in der Bergpredigt ist die Regierungserklärung der Gottesherrschaft, seiner Herrschaft.
Und was ist das Ziel? Dass Gottesherrlichkeit herauskommt, dass Gottes Ehre groß wird. Und da sollen wir kleinen Menschen somit wirken.
Das ist die Würde unseres Lebens, das ist Ziel und Sinn meines Lebens, dass ich mithelfen darf, dass Menschen Gott loben über das, was ihnen begegnet – auch in meinem Leben, auch in deinem Leben.
Jetzt magst du entscheiden, ob du es eher als atemberaubenden Schrecken hältst, wenn du zum Bundeskanzler berufen wirst. Der Bundeskanzler ist ja ein kleiner Fisch, ein kleiner Fisch gegenüber der Tatsache, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein.
Lass uns noch einmal beten: Herr, du siehst, wir haben das jetzt gehört, du hast uns das gesagt, und wir sind hin und her gerissen. Herzlichen Dank, dass du uns solche Würde gibst. Wir hätten das nicht gedacht, dass wir so bedeutungsvoll sein dürfen, in so weitem Horizont.
Wir können das auch noch nicht richtig verstehen. Aber wir spüren auch, dass da eine Verantwortung herauswächst. Hilf uns, reinige uns, dass wir wirklich unserem Wesen treu sind, dass wir dich nicht verraten und unser eigenes Leben nicht vertun.
Danke, dass wir Salz der Erde und Licht der Welt sein dürfen. Lass das in diesen Tagen hier in Lübeck geschehen, dass andere das Licht sehen, Orientierung finden und nicht zurückschrecken, ehrlich werden und sich zu dir bekennen.
Herr, wir danken dir, dass du dafür sorgst, dass neues Leben wächst. Amen.