Vor 66 Jahren, am 8. Januar 1956, wurden Jim Elliot und vier weitere Missionare im Regenwald Ecuadors von Urvölkern getötet. Es handelte sich dabei um Urvölker, an die sie die rettende Botschaft des Evangeliums bringen wollten.
Jim Elliot und seine vier Mitmissionare hinterließen Familien, junge Familien und Kinder. Das Risiko und die möglichen Kosten dieser Mission waren den fünf Missionaren sehr bewusst. Sie nahmen die Gefahr nicht auf die leichte Schulter, denn das Waodani-Volk war für seine Gewalt berüchtigt.
Dennoch wurden sie vom Verlangen getrieben, Gott in seinem Missionsbefehl treu und gehorsam zu sein. Für sie bedeutete das, dieses Volk zu erreichen, das bisher das Evangelium nicht kannte – koste es, was es wolle.
Gott hat ihren Märtyrertod tatsächlich auf wunderbare Weise gebraucht. Heute gibt es viele Christen unter diesem Urvolk, und dies ist auf ihren Einsatz und die Ereignisse, die danach folgten, zurückzuführen.
Der Preis des Gehorsams in der Mission
Aber ich habe mir die Frage gestellt: Wenn diese Männer oder ähnliche Menschen heutzutage solche Vorhaben hätten, eine ähnliche Last von Gott spüren und solche unerreichten und gefährlichen Völker erreichen wollten – was wäre die Reaktion?
Vielleicht haben Jim Elliot und seine Freunde damals ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich kann mir gut vorstellen, dass von Nichtchristen solche Vorwürfe kommen würden: Ihr wollt diese Menschen akkulturieren, ihr wollt ihnen westliche Werte aufzwingen, ihr werdet ihnen Krankheiten bringen, die sie vorher gar nicht hatten. Euer Unternehmen ist höchst unmoralisch.
Auch von Christen könnten solche Vorwürfe kommen: Denkt ihr nicht an eure Frauen? Denkt ihr nicht an eure Kinder, die dann vielleicht als Witwen und Waisen leben müssen? Es ist ja fragwürdig, was ihr machen wollt.
Ich möchte damit einfach illustrieren, dass Gehorsam gegenüber Gott einen Menschen manchmal zu einem richtigen Böswicht machen kann.
Mose als Beispiel für Gehorsam und Zweifel
In der heutigen Predigtstelle sehen wir, dass auch Mose solche Erfahrungen machen musste. Als Gott Mose beauftragte, zögerte er zunächst. Er wollte nicht unbedingt das Werkzeug Gottes sein, um das Volk aus Ägypten herauszuführen.
Letztlich aber gehorchte Mose und machte sich auf den Weg zurück nach Ägypten. Dort angekommen, hatte er bereits mit den Ältesten des Volkes gesprochen – mit Unterstützung von Aaron. Das Volk lobte Gott, als es hörte, dass Gott sich ihrer angenommen hatte. Bisher konnten wir eine Erfolgsserie beobachten.
Doch nun steht Mose vor einer großen Prüfung: Wie wird der Pharao darauf reagieren? Schauen wir dazu in 2. Mose 5. Heute betrachten wir die Kapitel 5 und 6. Ich möchte die ersten fünf Verse aus 2. Mose 5 vorlesen. Diese finden sich auf Seite 61, ganz vorne in der Bibel.
Danach gingen Mose und Aaron zum Pharao und sprachen: „So spricht der Herr, der Gott Israels: Lass mein Volk ziehen!“
Der Pharao antwortete: „Wer ist der Herr, dass ich ihm gehorchen und Israel ziehen lassen soll? Ich kenne den Herrn nicht und werde Israel auch nicht ziehen lassen.“
Mose und Aaron entgegneten: „Der Gott der Hebräer ist uns erschienen. Lass uns nun drei Tage weit in die Wüste ziehen, um dem Herrn, unserem Gott, Opfer darzubringen. So wird er uns nicht mit Pest oder Schwert schlagen.“
Darauf sprach der König von Ägypten zu ihnen: „Mose und Aaron, warum wollt ihr das Volk von seiner Arbeit freimachen? Geht zurück zu euren Diensten!“
Weiter sagte der Pharao: „Sie sind bereits mehr als das Volk des Landes, und ihr wollt sie noch von ihrer Arbeit freistellen.“
Die Bedeutung und Machtstellung des Pharao
Es ist wichtig, hier zu verstehen, welche Vorstellung die Menschen von Pharao hatten und wie Pharao sich selbst sah. Der Pharao war nicht nur der König Ägyptens. Er war der Besitzer des Landes, der höchste Gesetzgeber sowie der Beschützer der Fronten und Grenzen.
Tatsächlich galt er als Vertreter der Götter auf Erden und fungierte als Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen. In der Vorstellung der Ägypter war er ein Gottmensch. Er trug die Verantwortung, die Weltordnung aufrechtzuerhalten. Somit war der Pharao eine sehr wichtige Figur in Ägypten.
Ihm zu begegnen bedeutete mehr als nur eine Begegnung mit beispielsweise Bundeskanzler Scholz. Mose und Aaron wurden jedoch von Gott beauftragt. Deshalb treten sie mutig vor Pharao und fordern ihn auf, das Volk ziehen zu lassen, damit dieses Volk Gott dienen kann.
Für Pharao ist das ein Affront. Der König von Ägypten, dieser Gottmensch, wird von einem unbekannten Gott aufgefordert, das Volk ziehen zu lassen – und zwar von dem Gott eines Sklavenvolks. Das ist für ihn ein schlechter Witz.
Pharao lehnt die Aufforderung ab. Zwar nennt er in den Versen 4 und 5 soziale und politische Gründe, doch vor allem bietet er diesem Gott die Stirn. Er kennt diesen Gott nicht.
Das wird sich bis zum Ende dieser Reihe ändern. Pharao wird die Allmacht dieses Gottes erkennen und seiner Kraft unterliegen müssen. Doch noch glaubt er, die Oberhand zu haben. Er ist weiterhin der mächtigste Mann in Ägypten.
Er verkennt, dass auch er ein Geschöpf dieses Gottes ist, den er gerade verachtet. Ebenso verkennt er, dass sein Leben in der Hand dieses Gottes liegt, den er herausfordert.
Pharao tut hier in großem Maße das, was wir Menschen oft in kleinerem Maßstab tun: Er lehnt Gottes Herrschaft ab. Pharao tat dies in Bezug auf Ägypten und die Israeliten. Wir tun es oft in Bezug auf unser eigenes Leben. Wir wollen nicht, dass Gott Herr über uns ist, obwohl es gut für uns wäre.
Die Reaktion Pharaos ist also gar nicht so seltsam und fremd.
Der Rückschlag und die Verschärfung der Lage
Nun ist diese Reaktion keine Überraschung für Mose und Aaron. Gott hatte Mose ja bereits angekündigt, dass der Pharao so reagieren würde. Mose wurde darauf vorbereitet, dass es ein bisschen mehr Überzeugungsarbeit brauchen würde.
Doch die Ereignisse entwickeln sich zum Schlechteren, schlimmer als Mose es gedacht hatte. Das Volk und besonders Mose erleben einen entmutigenden Rückschlag. Dazu lesen wir in den Versen 6 bis 23:
Darum befahl der Pharao am selben Tag den Vorstehern des Volkes und ihren Aufsehern: „Ihr sollt dem Volk nicht mehr Häcksel geben, damit sie Ziegel machen wie bisher. Lasst sie selbst hingehen und Stroh dafür sammeln. Aber die Zahl der Ziegel, die sie bisher gemacht haben, sollt ihr ihnen dennoch auferlegen und nichts davon ablassen.
Denn sie sind müßig, darum schreien sie und sagen: ‚Wir wollen hinziehen und unserem Gott opfern.‘ Man soll die Leute mit Arbeit drücken, damit sie zu schaffen haben und sich nicht um falsche Reden kümmern.“
Da gingen die Vorsteher des Volkes und ihre Aufseher hinaus und sagten zum Volk: „So spricht der Pharao: Man wird euch kein Häcksel mehr geben. Geht selbst hin und beschafft euch Häcksel, wo immer ihr es findet. Aber von eurer Arbeit soll euch nichts erlassen werden.“
Das Volk zerstreute sich daraufhin im ganzen Land Ägypten, um Stroh zu sammeln, damit sie Häcksel hätten. Die Vorsteher trieben sie an und sagten: „Erfüllt euer Tagewerk wie damals, als ihr Häcksel hattet!“
Die Aufseher aus den Reihen der Israeliten, die von den Vorstehern des Pharao über sie gesetzt worden waren, wurden geschlagen. Man sagte zu ihnen: „Warum habt ihr nicht auch heute euer festgesetztes Tagewerk getan wie bisher?“
Da gingen die Aufseher der Israeliten hin und schrien zum Pharao: „Warum behandelst du deine Knechte so? Man gibt deinen Knechten kein Häcksel, und wir sollen dennoch die Ziegel machen, die uns bestimmt sind? Siehe, deine Knechte werden geschlagen, und du versündigst dich an deinem Volk.“
Der Pharao antwortete: „Ihr seid müßig, müßig seid ihr. Darum sprecht hier: ‚Wir wollen hinziehen und dem Herrn opfern.‘ So geht nun hin und tut euren Frohdienst. Häcksel soll man euch nicht geben, aber die Anzahl der Ziegel sollt ihr schaffen.“
Da sahen die Aufseher der Israeliten, dass es ihnen schlecht erging, weil man ihnen sagte, sie sollten nichts von ihrem Tagewerk an Ziegeln ablassen. Als sie vom Pharao weggingen, begegneten sie Mose und Aaron, die dort standen und auf sie warteten.
Sie sprachen zu ihnen: „Der Herr richte seine Augen wieder auf euch und strafe es, dass ihr uns vor dem Pharao und seinen Großen in Verruf gebracht habt und ihnen so das Schwert in die Hand gegeben habt, uns zu töten.“
Die Verzweiflung und das Ringen Moses
Mose kam erneut zu dem Herrn und sprach: „Herr, warum tust du diesem Volk so übel? Warum hast du mich hergesandt? Seit ich zum Pharao gegangen bin, um in deinem Namen mit ihm zu reden, hat er das Volk noch härter geplagt. Du hast dein Volk nicht gerettet.“
Mose und Aaron sind nach der Audienz sicherlich noch zuversichtlich gewesen. Gott hatte sie bereits vorher gewarnt, und sie erwarteten, dass Gott seine Macht zeigen würde. Sie hofften auf eine schnelle Lösung.
Was sie jedoch nicht erwartet hatten, war, dass sich die Lage verschlechtern würde, bevor sie besser wird. Pharao findet einen Weg, das Volk gegen Mose aufzuhetzen. Er erschwert die Arbeit der Israeliten, indem er ihnen die nötigen Ressourcen nicht mehr bereitstellt. Sie müssen nun selbst dafür sorgen.
Die erwartete Tagesleistung, die am Ende jedes Tages vorgelegt werden soll, bleibt jedoch unverändert. Pharaos Plan scheint darin zu bestehen, das Volk durch die Mehrarbeit von den Gedanken an Befreiung und Erlösung abzulenken. Gleichzeitig möchte er Mose unbeliebt machen und ihn dadurch entmutigen.
Wie erwartet zeigt sich, dass die gesetzte Tagesleistung nicht mehr zu schaffen ist. Die Aufseher des Volkes werden geschlagen, weil sie die geforderte Leistung nicht erreichen. Das ist ein kluger Schachzug, denn die Aufseher können schlechte Stimmung und Hetze unter den Arbeitern verbreiten.
Die Verhandlungen mit Pharao bleiben erfolglos; er zeigt sich unnachgiebig. Letztlich erreicht Pharao genau das, was er wollte: Mose wird zum bösen Wicht, zum Bringer des Unglücks.
In Vers 21 machen sie das deutlich: „Der Herr sehe auf euch, Mose und Aaron, und halte Gericht darüber, dass ihr unseren Ruf bei Pharao und seinen Hofbeamten schlecht gemacht habt.“ Luther hat das etwas milder übersetzt.
Man kann sich gut vorstellen, was das bei Mose ausgelöst hat. Viele hatten sich bereitwillig auf diese Mission eingelassen. Mose aber tat es, weil er Gottes Verheißung auf Beistand hatte.
Das Volk hatte ihn erstmals akzeptiert, was auch ermutigend war. Doch nun folgt dieser demütigende Rückschlag – eine Ablehnung durch das eigene Volk. Darüber hinaus lastet ein enormer Druck, vielleicht sogar Schuldgefühle, auf seinem Gewissen. Vor allem, weil die Aufseher diese Last auch auf ihn abwälzen.
Sie stellen in Frage, ob er wirklich für Gott handelt – oder vielleicht sogar gegen ihn. Das muss eine große Verunsicherung für Mose gewesen sein.
Er hatte erwartet, dass sein Gehorsam zum Segen führen würde. Stattdessen hat er das Leben seines Volkes, das er eigentlich retten soll, noch schwieriger gemacht. Es scheint, als stünden sie nicht mehr hinter ihm.
In all dem stellt sich die Frage: Wo ist Gott? Warum lässt er Mose und sein Volk gerade jetzt im Stich? Das wird in den Versen 22 und 23 zum Ausdruck gebracht, wie wir gelesen haben.
Die Herausforderung des Gehorsams im Alltag
Ihr Lieben, kennt ihr Situationen, in denen ihr das Richtige tun wollt und den Weg des Gehorsams geht, aber es stattdessen nach hinten losgeht? Kennt ihr die Verunsicherung und Verwirrung, die das mit sich bringen kann? Vielleicht auch den Druck von Menschen, die in Frage stellen, ob ihr richtig handelt, ob ihr in Gottes Sinne handelt, Menschen, die euch sogar unmoralische, schlechte Motive unterstellen? Plötzlich steht ihr in Verruf – und das genau, nachdem ihr gehorsam wart und auf den Eingriff Gottes gehofft habt.
Vielleicht ging es uns so, als wir versucht haben, in der Arbeit ehrliche Geschäfte zu machen, aber dafür zur Rede gestellt wurden. Vielleicht hat uns ein guter Freund oder sogar ein Verwandter den Rücken gekehrt, weil wir sie auf die Wahrheit hingewiesen haben.
Manchmal gehen uns die Vorwürfe auch wirklich zu Herzen, weil uns andere Menschen falsche Motive und unmoralisches Handeln vorwerfen – gerade dort, wo wir versuchen, Gott zu gefallen. Etwa wenn wir als lieblos abgestempelt werden, weil wir eine biblische Ethik vertreten. Oder wenn wir als engstirnig, gehässig oder Ähnliches bezeichnet werden, weil wir glauben, dass es nur einen Weg zur Errettung und zum ewigen Leben gibt und wir Menschen dazu aufrufen, diesen Weg zu nehmen. Wie intolerant.
Viele Menschen knicken unter solchem Druck ein. Viele werden niedergeschlagen und stehen nicht mehr auf. Viele verlieren den Mut und gehen nicht mehr voran. Viele lassen sich von Entmutigung sogar lähmen. Andere werden verbittert, manche wenden sich sogar von Gottes Weg ab, weil es ihnen sowieso nichts außer Schwierigkeit, Schande und Ablehnung gebracht hat.
Es gibt tatsächlich, traurigerweise, sehr viele Lehrer und Kirchenleiter, die einst einen guten Dienst für den Herrn gemacht haben, die aber heute das nicht mehr vertreten, was sie einst gelehrt haben. Sie konnten den Rückschlägen, Vorwürfen und Ablehnungen nicht standhalten. Das Gleiche betrifft aber sehr oft auch ganz normale Christen. Vielleicht kennt ihr solche.
Ihr Lieben, wenn ein solcher Rückschlag kommt, ist es menschlich nachvollziehbar, warum wir vielleicht an dem Weg Gottes zweifeln und warum wir Fragen stellen. Aber das muss und darf nicht sein. Wir brauchen in solchen Zeiten ein starkes Rückgrat, eine unerschütterliche Überzeugung, dass die Wege Gottes die richtigen sind – auch wenn alle anderen Menschen, auch solche, die uns sehr nahe stehen, diese Wege verwerfen, verspotten oder manchmal sogar aktiv dagegen vorgehen.
Wir brauchen Festigkeit. Wir brauchen den starken Glauben an Gottes Wege, die richtig und letztlich segensbringend sind – egal, was die unmittelbaren Konsequenzen davon sind.
Die Quelle der Ermutigung: Gottes Wort
Aber wie bekommen wir dieses Rückgrat? Woher kommt nach einem entmutigenden Rückschlag neuer Mut? Woher kommt die Ermutigung, nicht einfach aufzugeben, sondern in Gottes Willen und in seinen Wegen auszuharren – trotz allem Widerstand und den Konsequenzen, die sie mit sich bringen?
Ich glaube, der Text gibt uns hier eine Antwort: Wir brauchen die Ermutigung durch Gottes Wort. Genau das sehen wir in diesem Text. Mose wird durch Gottes Wort gestärkt und ermutigt. Das zeigt sich in den Versen 1 bis 8 von Kapitel 6, die ich gerne vorlesen möchte.
Da sprach der Herr zu Mose: „Nun sollst du sehen, was ich dem Pharao antun werde. Durch eine starke Hand gezwungen muss er sie ziehen lassen, ja, er muss sie durch eine starke Hand gezwungen aus seinem Land treiben.“
Und Gott redete mit Mose und sprach zu ihm: „Ich bin der Herr und bin erschienen Abraham, Isaak und Jakob als der allmächtige Gott. Aber mit meinem Namen ‚Herr‘ habe ich mich ihnen nicht offenbart. Auch habe ich meinen Bund mit ihnen aufgerichtet, dass ich ihnen das Land Kanaan geben will, das Land, in dem sie Fremdlinge gewesen sind.
Auch habe ich das Elend der Israeliten gehört, die die Ägypter mit Frondienst beschweren, und habe an meinen Bund gedacht. Darum sage den Israeliten: Ich bin der Herr und will euch wegführen von den Lasten, die euch die Ägypter auflegen. Ich will euch erretten von eurem Frondienst und euch erlösen mit ausgestrecktem Arm und durch große Gerichte.
Ich will euch annehmen zu meinem Volk und will euer Gott sein, damit ihr erfahren sollt, dass ich der Herr bin, euer Gott, der euch wegführt von den Lasten, die euch die Ägypter auflegen. Und ich will euch in das Land bringen, um dessen Willen ich meine Hand zum Schwur erhoben habe, dass ich es Abraham, Isaak und Jakob geben will. Das will ich euch zu eigen geben – ich, der Herr.“
(2. Mose 6,1-8)Gottes Selbstoffenbarung und Verheißung
Gott spricht und geht auf Moses Klagen ein – und zwar auf eine sehr ermutigende Weise. Er weist auf sich selbst hin. Moses soll sich um die Umstände keine Sorgen machen, die Vorwürfe des Volkes nicht zu Herzen nehmen. Er soll einfach auf Gottes Wort vertrauen, auf Gott schauen und auf sein Tun warten. Die Menschen müssen es noch nicht verstehen. Moses soll einfach auf Gott warten.
Das Volk hatte gefürchtet, dass der Pharao das Schwert zur Hand nimmt, um sie zu töten. Doch Gott wird die Hand des Pharaos zwingen. Durch seine eigene starke Hand wird der Pharao das Volk ziehen lassen müssen.
Daraufhin wiederholt Gott noch einmal seine Verheißung, seinen Plan – und das auf eine wunderbare Weise. So stellt er sich als den Herrn vor. Deshalb habe ich das auch so oft betont: Herr mit großem Buchstaben. Das ist der Name Yahweh, Gottes persönlicher Name, Gottes Bundesname.
Gott sagt hier, dass das Volk ihn bis zu diesem Zeitpunkt nicht unter diesem Namen gekannt hat. Das bedeutet nicht, dass sie den Namen Yahweh nicht gehört oder benutzt hätten, aber bis dahin haben sie Gott nur als den Allmächtigen erlebt. Die Erzväter und ihre Kinder bis zur Zeit Moses kannten Gott als Schöpfer – das haben sie gesehen – als Herrscher und als Richter über die Erde. So kannten und erlebten sie Gott.
Sie haben zwar die Verheißungen Gottes empfangen und sind einen Bund mit Gott eingegangen, aber die Erfüllung dessen hatten sie noch nicht erlebt. Sie kannten Gott als den Allmächtigen, das Wort dafür ist El Shaddai. Es gibt Lieder, die dieses Wort verwenden, El Shaddai. Aber jetzt werden sie die Erfüllung der Verheißungen erleben.
Nun wird Gott seine Verheißungen einlösen. So wird Gott sich als Jahwe zeigen – als den Bundestreuen, als den, der sich nicht verändert, als den, der seine Verheißungen an seine Kinder erfüllt. Das sehen wir in Vers 6, 7 und 8.
Er wird drei Dinge tun: Erstens wird er sie herausführen, befreien und erlösen. Zweitens wird er sein Volk annehmen und ihr Gott sein – also wird er sie adoptieren. Drittens wird er das Volk in das Land bringen, das er verheißungsgemäß gegeben hat, und es ihnen zum Besitz geben.
Wie innig, wie eng verbunden Gott mit seinem Volk sein will! Der Herr bringt seinen Namen, was ihn ausmacht, ja seine Herrlichkeit, mit der Erlösung dieses Volkes in enger Verbindung. Schaut, wie er seinen Namen mit seinen Taten für dieses Volk eng verbindet.
Am Anfang, in Vers 2, um die Wende in seiner Selbstoffenbarung gegenüber seinem Volk zu signalisieren, sagt er: „Ich bin der Herr.“ In Vers 6, in Verbindung mit seiner Errettung aus Ägypten, betont er seinen Namen noch einmal: der Herr. In Vers 7, in Verbindung mit der Adoption des Volkes, soll das Volk erkennen: Er ist der Herr. Und in Vers 8, in Verbindung mit der künftigen Besetzung des Landes Kanaans, bringt er auch das mit seinem Namen, der Herr, in Verbindung.
Gott verbindet seinen Namen, seine Identität und seine Herrlichkeit mit der Errettung und dem Fortbestehen dieses Volkes. Was für ein sicheres Fundament für den Glauben und ihr Leben!
Die Art und Weise, wie Gott sich hier auftut, um das Volk Israel aus Ägypten zu retten, ist nur ein Vorschatten, ein Vorgeschmack dessen, wie er sich aufgetan hat, um uns zu retten – durch Jesus Christus. Er hat uns aus der Sklaverei der Sünde herausgeführt. Er hat uns von der Tyrannei des Bösen befreit. Er hat uns von der Macht des Todes erlöst.
In Jesus Christus hat er uns zu seinem Volk gemacht, uns adoptiert und zu seinen Kindern gemacht. Er hat verheißen, dass er uns, die wir an Jesus Christus glauben, eines Tages zu sich nehmen wird, sodass wir bei ihm in seiner Gegenwart leben. Wir werden mit Christus das neue Jerusalem besitzen.
Und seine Herrlichkeit, die Verherrlichung seines Namens, hat er an unsere Errettung geknüpft. Hört diese Worte aus Epheser 1, Verse 11 und 12: „In ihm haben wir auch ein Erbteil erlangt, die wir vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles nach dem Rat seines Willens wirkt, damit wir zum Preis seiner Herrlichkeit sind, die wir vorher auf den Christus gehofft haben.“
Wir stehen auf sicherem Boden mit diesem Gott.
Vielleicht bist du hier und hast die Rettung durch Jesus Christus noch nicht erfahren. Wir sind sehr froh, dass du hier bist, und ich hoffe sehr, dass du durch diese Worte ermutigt wirst, dein ganzes Vertrauen auf diesen Gott zu setzen.
Viele hier haben erfreulicherweise die Rettung durch Jesus Christus erfahren. Ich möchte euch damit ermutigen: Gott ist für euch, Gott liebt euch, er will das Beste für euch. Er hat das durch das Kreuz von Jesus Christus gezeigt.
Wir können ihm vertrauen, wenn er von uns schwierige Dinge fordert, wenn der Weg des Gehorsams schwierig ist, wenn das Befolgen seines Willens uns in die Klemme bringt – mit Menschen und Umständen. Lass dich durch Gottes Wort zusichern: Er hat seine Macht schon bewiesen, El Shaddai, aber er hat auch seine Liebe und seine Treue bewiesen, der Gott Yahweh.
Du stehst auf sicherem Boden, wenn du auf ihn vertraust. Und du wirst am Ende auf der richtigen Seite der Geschichte stehen. Das ist unser Wunsch: auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen. Und das wird auch so sein, egal wie die Menschen um dich herum heute auf diesem Weg reagieren.
Denn Gott wird eines Tages Gerechtigkeit, Segen und Frieden vollkommen aufrichten auf Erden. Er wird das vollenden, was er begonnen hat. Das hat er versprochen. Das kann er tun, und das will er tun. Denn er ist nicht nur Gott der Allmächtige, sondern auch Gott der Bundestreue, der Unveränderliche.
Die erneute Entmutigung und Gottes Zusage
Lass dich durch Gottes Wort und seine Verheißungen ermutigen. Mose wurde durch Gottes Wort ermutigt, doch diese Ermutigung hielt nicht lange an. Schaut mit mir die nächsten Verse an, dort kommen wir zum vierten Punkt. Ich möchte jetzt die Verse 9 bis 13 lesen.
Mose sagte das den Israeliten, doch sie hörten nicht auf ihn, weil sie kleinmütig waren und unter harter Arbeit litten. Da redete der Herr mit Mose und sprach: „Geh hin und rede mit dem Pharao, dem König von Ägypten, damit er Israel aus seinem Land ziehen lasse.“
Mose aber sprach zu dem Herrn: „Siehe, die Israeliten hören nicht auf mich, wie sollte denn der Pharao auf mich hören? Dazu bin ich ungeschickt im Reden.“ So redete der Herr mit Mose und Aaron und ordnete sie an, sowohl zu den Israeliten als auch zum Pharao, dem König von Ägypten, zu gehen, um Israel aus Ägypten zu führen.
Mose erhält diese Ermutigung durch Gottes Wort und geht noch einmal darauf ein. Doch die Umstände scheinen kurz darauf wieder so unüberwindlich, dass er gleich wieder zweifelt. Und wer sind wir, mit dem Finger auf ihn zu zeigen? Geht es uns nicht auch oft so?
Wie oft ist es so, dass wir neuen Mut fassen nach einem Gespräch mit einem gläubigen Bruder oder einer gläubigen Schwester? Nach der Predigt am Sonntag oder nach dem Hauskreisabend nehmen wir uns vor, mutig voranzugehen – und dann kommt gleich der nächste Rückschlag. Wieder kehren wir zum Ausgangspunkt zurück.
Gottes Wort ist so realistisch und lebensnah. Die großen Glaubensvorbilder hatten auch mit Angst und Entmutigung zu kämpfen. Sie waren nicht immer Vorbilder eines unerschütterlichen Glaubens. Mose ist wieder entmutigt. Es scheint ihm wieder hoffnungslos zu sein. Er bringt sogar seine Einwände erneut vor, die wir schon bei der ersten Begegnung mit Gott gehört haben.
Wie geht es also weiter? Endet Gott seinen Plan? Gibt er Mose auf? An dieser Stelle wird die Haupthandlung unterbrochen, um den Stammbaum von Mose und Aaron zu schildern. Das möchte ich jetzt auch lesen.
Die Bedeutung des Stammbaums für Gottes Plan
Dies sind die Häupter ihrer siebten Generation: Die Söhne Rubens, des ersten Sohnes Israels, sind Henoch, Palu, Hetzron und Kami. Das sind die Geschlechter von Ruben.
Die Söhne Simeons sind Jemuel, Jamin, Ohad, Jachin, Zohar und Shaul, der Sohn der Kananiterin. Das sind Simeons Geschlechter.
Dies sind die Namen der Söhne Levis nach ihrem Stammesverzeichnis: Gershon, Gehat und Merari. Levi wurde hundertsiebenunddreißig Jahre alt.
Die Söhne Gershon sind Libni und Shemi, nach ihren Geschlechtern. Die Söhne Gehats sind Amram, Jitzchah, Hebron und Usiel. Gehat wurde hundertdreißig Jahre alt.
Die Söhne Merari sind Machli und Muschi. Das sind die Geschlechter Levis nach ihrem Stammesverzeichnis.
Amram nahm Jochebed, die Schwester seines Vaters, zur Frau. Sie gebar ihm Ahon und Mose. Amram wurde hundertsiebenunddreißig Jahre alt.
Die Söhne Jitzah sind Korach, Nefig und Sichri. Die Söhne Uzier sind Mischael, Elitzaphan und Zitri.
Ahon nahm zur Frau Elisheba, die Tochter Aminatabs und Nachschons Schwester. Sie gebar ihm Nadab, Abihu, Eleazar und Itamar.
Die Söhne Korachs sind Asir, Elkanah und Abiasaf. Das sind die Geschlechter der Korachiter.
Eleazar, Arons Sohn, nahm eine Frau von den Töchtern Puthiels, die ihm den Binhas gebar.
Das sind die Häupter der Leviten nach ihren Geschlechtern.
Warum ist dieser Stammbaum hier? Beim ersten Lesen wirkt das etwas willkürlich, aber das ist es nicht. Stammbäume haben besondere Funktionen in der Bibel. Ich werde einige nennen.
Erstens zeigen sie die Nachkommenschaft wichtiger Persönlichkeiten, was wir hier auf jeden Fall sehen können.
Zweitens legen sie den Fokus auf bestimmte Menschen, um sie näher vorzustellen – normalerweise vor dem Beginn ihrer Hauptaufgabe.
Stammbäume verbinden oft große Persönlichkeiten der Heilsgeschichte, um die Kontinuität von Gottes Wirken zu zeigen.
Oft sind Stammbäume vor einer großen Wende oder einer neuen Phase in der Heilsgeschichte platziert.
Mit anderen Worten: Stammbäume kommunizieren, dass der Plan Gottes weitergeht – und zwar oft mit den Menschen, die in den Stammbäumen aufgeführt werden.
Ich glaube, dieser Stammbaum ist hier, um uns als Leser eine Vogelperspektive zu geben.
Als Leser sind wir zunächst von der Geschichte vereinnahmt und können die Zweifel von Mose gut nachvollziehen.
Nun werden wir durch den Stammbaum vom unmittelbaren Geschehen hochgehoben, damit wir die große Geschichte Gottes, den großen Plan Gottes, noch einmal klar sehen können.
Dabei wird uns klar: Die Geschichte läuft weiter, egal wie das Geschehen am Boden gerade aussieht.
Der Plan Gottes ist unaufhaltsam, der Plan Gottes geht voran.
Mose wusste das nicht – ja, das ist der Erzähler, der uns das sagt. In dem Moment wusste Mose das nicht, aber das war die Realität.
Manchmal hilft uns auch so eine Vogelperspektive, wenn das Geschehen um uns herum aussichtslos scheint.
Und was ist diese Vogelperspektive? Was ist Gottes Plan in Bezug auf unser Leben als Christen?
Gott gibt uns nicht die Details, aber die Vogelperspektive hat er uns geschenkt.
Sein Plan für uns als Christen ist unsere Heiligung.
Er will die Dinge um uns herum benutzen, um unsere Heiligung voranzubringen.
Sein Plan ist, dass wir ihn mit unserem Leben ehren.
Sein Plan ist, dass wir mehr und mehr in das Ebenbild Christi umgewandelt werden.
Er benutzt die Geschehnisse um uns herum auch dafür.
Sein Plan ist, dass wir mit Christus leiden, damit wir auch mit ihm verherrlicht werden.
Er wird vollenden, was er angefangen hat.
Wir wissen das nicht, weil er uns einen Stammbaum gibt, sondern weil er uns das Ende der Geschichte schon offenbart hat.
Er wird gewinnen.
Was für tröstende und mutmachende Einblicke hat er uns gegeben!
Die Wiederaufnahme der Handlung und die Bestätigung Moses
Was hat das aber mit dem bisher Gesagten zu tun? Schaut auf die Verse 26-30:
„Das sind Aaron und Mose, zu denen der Herr sprach und die die Israeliten nach ihren Scharen geordnet aus Ägyptenland führten. Sie sind es, die mit dem Pharao, dem König von Ägypten, redeten, um die Israeliten aus Ägypten zu führen. Das sind Mose und Aaron. Als der Herr mit Mose in Ägyptenland redete, sprach er zu ihm: ‚Ich bin der Herr, sage dem Pharao, dem König von Ägypten, alles, was ich mit dir rede.‘ Und Mose antwortete vor dem Herrn: ‚Siehe, ich bin ungeschickt zum Reden, wie wird denn der Pharao auf mich hören?‘“
Diese Worte sind fast wortgleich mit denen in den Versen 9 bis 13, die wir vorhin gelesen haben. Zum einen nehmen sie die Handlung wieder auf, die dort unterbrochen wurde, doch sie tun mehr.
Es wird hier betont: Dieser Aaron und vor allem dieser Mose – der zögert, der sich fühlt, dass er nicht gut genug ist, der sensibel auf die Kritik seiner Landsleute reagiert, der sich schwach fühlt – dieser und kein anderer ist derjenige, den Gott gebrauchen wird, um seinen Plan voranzutreiben.
Um nur ein wenig vom nächsten Kapitel vorzugreifen: Gott wird sich auf Mose und seine Zweifel einlassen. Er wird Mose weiter bei der Hand nehmen und ihn trotzdem mächtig gebrauchen und durch ihn wirken – trotz der Schwäche von Mose, trotz seiner Zweifel, trotz seines Zögerns.
Ihr Lieben, Gottes Verheißungen, die er uns in seinem Wort gibt, sind kostbar und ermutigen uns so oft sehr. Manchmal sind aber die Stimmen um uns herum so laut, dass wir Gottes Wort überhören und weiterhin mutlos und zweifelnd bleiben.
Seid aber getrost: Gott gibt dich nicht auf. Gott geht auf dich ein. Er wird dich bei der Hand nehmen und seinen Plan mit dir und durch dich zur Vollendung bringen.
Diese Einblicke hat er uns in seinem Wort gegeben. Er wird als Sieger am Ende der Weltgeschichte dastehen – und mit ihm alle, die auf ihn vertraut haben.
Sei also nicht mutlos, wenn der Weg des Gehorsams Rückschläge, unfaire Vorwürfe und Widerstände mit sich bringt. Bleibe dabei, auf Gottes Wegen zu gehen und harre in seinem Willen aus.
Ermutigung zum Durchhalten im Dienst
Ich schließe mit Worten aus 1. Korinther 15,58:
Darum, meine lieben Brüder und Schwestern, seid fest und unerschütterlich und nehmt immerzu teil an dem Werk des Herrn. Denn ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.
Lass uns beten:
Vater, wir danken dir für diese wunderbare Verheißung, diese Aussicht, diesen Ausblick, den wir haben. Möge das uns wirklich ermutigen, auszuharren – auch wenn es unkomfortabel ist, auch wenn alle anderen nicht verstehen, was wir tun.
Hilf uns wirklich, beim Gutes tun nicht nachzulassen, in der Hoffnung und in der Erwartung, dass du es gut machen wirst. Hilf uns, unsere Augen fest auf dich zu richten, Herr, damit wir fest bei dir bleiben.
Ermutige du uns, Herr, wir brauchen deine Ermutigung! Amen.