Gebet um Gnade und geistliche Stärkung
Lieber Herr, der Leib, den wir tragen, ist aus Staub und Asche gemacht. Er trägt die Zeichen des Todes und des kommenden Gerichts.
In dieser Lage können wir uns nur unter Deine Gnade bergen. Du hast sie so sichtbar gemacht, indem Du für uns gestorben bist. Heute bietest Du uns ewiges Leben, Heimat und das Kindesrecht beim Vater an.
Wir dürfen Dir gehören, egal was geschieht. Mach uns auch heute durch Dein Wort groß. Lass uns nicht verloren gehen in den vergänglichen Dingen dieser Welt. Vielmehr wollen wir das eine tun und verstehen, was Du uns heute sagen willst.
Amen.
Hinweise zur Gebetsgemeinschaft und Fürbitte
Vielleicht sollte ich noch einmal darauf hinweisen: In unserer Gebetsgemeinschaft, die immer um 6:15 Uhr stattfindet, haben wir vorhin, in zwei Gebetskreisen, noch einmal betont, dass wir dort viel Fürbitte leisten. Gleichzeitig nehmen wir gerne auch persönliche Nöte konkret auf.
Das sind ganz kleine Kreise. Leider sind es in einer Gemeinde meist nur wenige, denen das Beten wirklich wichtig ist.
Ich möchte Ihnen noch einmal sagen: Die biblische Ordnung, auch das Händeauflegen und das Beten für Kranke, möchten wir aus wohlüberlegten Gründen nicht im Gottesdienst praktizieren. Wir halten die heute hier und da entstehenden Segnungsgottesdienste für falsch.
Einige regen sich jetzt vielleicht schon wieder auf, weil wir niemandem zu früh die Hände auflegen. Doch wenn Kranke uns bitten, nach der Jakobusordnung über ihnen zu beten, dann wollen wir das tun. Und wir sind eigentlich traurig, dass so wenige Kranke auch darum bitten.
Ich würde auch meinen, wir brauchen das. Ich habe am Sonntag gesagt, dass das, was ich mit meinem Fuß erlebt habe, für mich ein ganz großes Wunder ist. Ich hätte es nicht einmal für möglich gehalten, dass ich so schnell wieder gehen kann.
Gott tut Wunder! Er versagt uns Wunder, er lässt uns lange warten, er schickt uns auch Leiden. Auch heute werden wir noch etwas dazu hören.
Unsere Gebetsgruppen sind besonders wichtig, um auch in Krankheitsnöten Gott anzurufen. Denn Jesus hat gesagt: Wo zwei oder drei unter euch eins werden, worum sie bitten, das will ich tun.
Er hat Anteil daran, dass Frau Köpke wieder so krank ist in Brasilien. Der Bruder Köpke, der Doktor Köpke hier, hat uns schon viele eindrückliche Missionsberichte aus der Indianerarbeit gegeben.
Überblick über Nehemia 10 und die Bedeutung der Erneuerung
Nun zu Nehemia 10. Heute wollen wir drei Kapitel durchnehmen. Nicht, dass wir hier hetzen, aber wir können das ein wenig zusammenfassen, da hier auch statistische und bilanzmäßige Angaben festgehalten sind.
Nehemia 10,30-40 ist besonders wichtig. Das ganze Nehemia-Buch zeigt uns, wie die Erneuerung geschieht – die Erneuerung der Gemeinde, die dringend notwendig ist. Es geht um Reformation, und wir haben erkannt, dass es ein innerer Aufbau sein muss. Es genügt nicht, nur äußerlich die Gebäude zu renovieren. Das gilt besonders für unsere Kirchengemeinden. Wir sollen nicht nur ständig neue Ordnungen beschließen, neue Gesangbücher einführen oder Abläufe im Gottesdienst ändern. Vielmehr sollen wir uns im Licht Gottes reinigen, Sünde bekennen und Vergebung empfangen.
In Nehemia 10,30-40 wird befohlen, dass sie sich mit einem Eid verpflichten sollen. Sie sollen sich ihren Brüdern, den Mächtigen unter ihnen, anschließen und der Abmachung beitreten. Dabei verpflichten sie sich, im Gesetz Gottes zu wandeln, das durch Mose, den Knecht Gottes, gegeben ist. Sie wollen alle Gebote, Rechte und Satzungen des Herrn, unseres Herrschers, halten und tun.
Sie sagen: Wir wollen unsere Töchter nicht den Völkern des Landes geben und ihre Töchter nicht für unsere Söhne nehmen. Wir wollen am Sabbat und an den Heiligen Tagen keine Waren und kein Getreide von den Völkern des Landes nehmen, wenn diese am Sabbattag zum Verkauf bringen.
Außerdem wollen sie auf die Abgaben in jedem siebten Jahr und auf Schuldforderungen jeder Art verzichten. Sie wollen sich das Gebot auferlegen, jährlich den dritten Teil eines Silberstücks zum Dienst im Haus unseres Gottes zu geben. Dieses Geld ist bestimmt für die Schaubrote, das tägliche Speisopfer, das tägliche Brandopfer, die Opfer am Sabbat und Neumond, für die Festtage, das Hochheilige, das Sündopfer, womit für Israel Sühne geschaffen wird, und für alle Arbeiten im Haus unseres Gottes.
Sie wollen das Los unter den Priestern, den Leviten und dem Volk werfen, um zu bestimmen, welche Sippen jedes Jahr das Brennholz für das Haus unseres Gottes zur bestimmten Zeit bringen sollen. Das Holz soll auf dem Altar des Herrn unseres Gottes verbrannt werden, wie es im Gesetz geschrieben steht.
Jährlich wollen sie die Erstlinge ihres Landes und alle Erstlinge der Früchte von allen Bäumen zum Haus des Herrn bringen. Ebenso die Erstgeburt ihrer Söhne und ihres Viehs, wie es im Gesetz geschrieben steht, sowie die Erstgeburt ihrer Rinder und Schafe zum Haus unseres Gottes, zu den Priestern, die im Haus unseres Gottes dienen.
Sie verpflichten sich, den ersten Teil ihres Brotteigs sowie ihre Abgaben und Früchte von allen Bäumen, vom Wein und Öl für die Priester in die Kammern am Haus unseres Gottes zu bringen. Den Zehnten ihres Landes wollen sie für die Leviten geben. Diese sollen den Zehnten aus allen Orten einnehmen. Ein Priester, ein Sohn Aarons, soll bei den Leviten sein, wenn sie den Zehnten einnehmen.
Die Leviten sollen den Zehnten ihrer Zehnten zum Haus unseres Gottes bringen, in die Kammern im Vorratshaus. Denn die Israeliten und Leviten sollen die Abgaben von Getreide, Wein und Öl in die Kammern bringen. Dort sind die heiligen Geräte, die Priester, die dort dienen, sowie die Torhüter und Sänger.
So wollen sie im Haus unseres Gottes an nichts fehlen lassen.
Ich lese Ihnen diese Abschnitte ganz bewusst vor. Vielleicht hätten Sie in Ihrer privaten Bibellese noch etwas schneller darüber hinweg gelesen. Gerade diese Abschnitte haben aber eine ganz wichtige Bedeutung für uns. Das muss uns deutlich werden.
Die Bedeutung von Gehorsam im Glaubensleben
Zur Erneuerung gehört Gehorsam. Es ist eine schlimme Sache bei uns, dass wir wichtige Glaubensinhalte verdreht haben. Für uns bedeutet Glauben meist nur noch ein gedankliches Beschäftigen mit Gott.
Überlegen Sie einmal, wie es bei Ihnen mit dem Glauben aussieht: Ich glaube, dass es einen Gott gibt, ich vermute es, habe eine vage Ahnung, dass da noch etwas ist. Wenn Sie sich aber vergegenwärtigen, was Glauben bei Jesus bedeutet hat, dann war es nicht nur ein vages Denken oder ein Vermuten, ob es einen Gott gibt. Glauben war immer ein Schritt im Gehorsam.
Im Neuen Testament, besonders in den Evangelien, kann das Wort „Glauben“ nie anders verstanden werden, als dass es Vertrauen bedeutet – ein völliges, totales Vertrauen unter Gehorsam. Genau hier liegt für Bibelkritiker die Hauptschwierigkeit, denn sie missverstehen das Wort „Glauben“ völlig. Sie sagen zum Beispiel: „Wir wollen ja nicht die Geschichten der Bibel für wahr halten. Das Fürwahrhalten ist gar nicht wichtig.“ Dabei vergessen sie völlig, dass man überhaupt nichts vertrauen kann, wenn man es nicht für wahr hält.
Wenn ich meiner Frau nicht glauben kann, kann ich ihr auch nicht vertrauen. Das Fürwahrhalten ist die erste Stufe des Glaubens. Fehlt diese, gibt es überhaupt keinen Glauben. Was soll ich denn überhaupt noch glauben, wenn nichts mehr bekannt ist, was überhaupt ist? Deshalb ist das Fürwahrhalten die erste Stufe.
Aber es genügt nicht, nur etwas für wahr zu halten. Dann kommt das persönliche Vertrauen dazu. Dieser Begriff ist für uns heute oft völlig neu zu lernen. Natürlich muss ich wissen, wer Jesus ist, bevor ich ihm vertraue. Aber dann muss ich all mein Vertrauen auf ihn setzen – das ist mein Glaube.
Die dritte Stufe, die ausführlich beschrieben ist, bedeutet, dass ich diesen Glauben konkret in den Entscheidungen meines Lebens praktiziere. Warum das bei uns so auseinandergefallen ist, kann ich nicht erklären. Oft wird beklagt, dass Sonntagsfrömmigkeit und Werktagstätigkeit weit auseinanderklaffen.
Das liegt ganz bestimmt an der Art, wie wir unseren Glauben im kirchlichen Ablauf verstehen. Es ist eine große Hilfe, dass durch viele Jugendgruppen, angefangen mit der bibellesenden Jugend, die biblische Erneuerung wiederkommt. Aber viele meinen einfach, dass es ausreicht, gewisse Veranstaltungen zu besuchen.
Immer wieder gibt es Unruhe in der Kirche, wenn man sagt: „Das genügt nicht, man braucht eine persönliche Entscheidung für Jesus Christus.“ Manche meinen: „Das muss doch genügen, ich habe die kirchlichen Amtshandlungen über mich ergehen lassen.“ Nein, das genügt nicht, denn Glaube ist ein persönliches Vertrauens- und Liebesverhältnis mit Jesus Christus. Das muss man einmal erklären.
Es hat noch nie eine irdische Liebe gegeben, ohne dass man seinem Schatz gesagt hat: „Ich liebe dich.“ Man muss es sagen. Wenn man meint, der andere wisse es doch, könne es sich doch denken, dann kommt es nie zur Liebe. Man bleibt sich fremd. Im Glauben kommt es nur dann zur Liebe, wenn ich mich Jesus gegenüber erkläre – verbindlich mit meinem Wort.
Und wenn ich das konkret tue, ist das die nächste Voraussetzung. Wenn ich ihn liebe, wie soll das anders möglich sein? „Tuet desgleichen oder sündige hinfort nicht mehr!“ Bei Jesus ist das ganz klar. Jedem, der die Glaubenserfahrung gemacht hat, wird dies noch einmal zugesprochen.
Wie hat Jesus uns in der Bergpredigt eindrücklich gezeigt: Es wäre schlimm, wenn wir meinen würden, wir könnten das Tun ohne Glauben machen. Ich könnte den neuen Gehorsam der Bergpredigt leben, ohne Vertrauen zu Jesus Christus? Das geht nicht. Erst dieses Liebesverhältnis zu Jesus und zu den neuen Menschen umformt und schafft.
Darum wird hier noch einmal ganz deutlich, wie die Erneuerung im Alten Jerusalem damit begonnen hat, dass die Leute sich konkret zum Gehorsam verpflichtet haben.
Auch das ist töricht, wenn Leute ein gebrochenes Verhältnis zu den Gesetzesordnungen Gottes haben. Mit den Gesetzesordnungen Gottes können wir uns den Himmel nicht verdienen – das war Paulus wichtig. Aber sie spielen in unserem Leben eine wichtige Rolle, damit ich weiß, was gut ist und was der Herr von mir fordert.
Sie sind auch Warnzeichen meines Lebens und Hilfen zur Gestaltung meines Lebens. Deshalb hat Nehemia hier noch einmal das Volk ausdrücklich verpflichten lassen. Und wir wollen uns das auch hier wieder einprägen: Es gibt kein Leben, das von den Geboten Gottes abweicht. Es gibt kein Leben Gottes, das von ihm gesegnet ist und von den Geboten Gottes abweicht.
Besonders wichtig ist hier die Eheordnung. Gott will uns gläubige Ehegatten geben, seine gute Ordnung. Ebenso sollen wir den Feiertag konsequent halten.
Die Bedeutung des Sabbats und der persönlichen Ordnungen
Liebe Schwestern und Brüder, lassen Sie doch den Unfug. Sie kommen nicht weit, auch wenn Sie geschäftlich unter Druck stehen. Wir sprechen schon mit den Schülern darüber: Es liegt kein Segen darauf, Sie kommen nicht weit.
Wir müssen wieder darauf achten, wie der Sonntag zum Feiertag wird. Das dürfen Sie nicht sagen: „Das wäre Arbeit.“ Wenn wir predigen, ist das trotzdem etwas Schönes. Und wenn wir uns mit dem Wort Gottes beschäftigen, ist das keine Arbeit.
Aber es fängt auch bei mir an: Am Sonntag machen wir keine Arbeit, wir schreiben keine Briefe. Gerne schreibe ich persönliche Briefe, das ist etwas Schönes, wo wir Liebe üben, aber keine Arbeit. Und wenn die Arbeit noch so sehr drückt, können wir am Montagmorgen um halb drei aufstehen – das ist etwas anderes. Aber den Feiertag brauchen wir zur Erholung. Das braucht unser Leib und unser Leben.
Es liegt ein Segen darauf, wenn Gott solche Ordnungen gegeben hat. Er selbst ruhte, und das ist wichtig für uns. Sie müssen sich in Ihrem Leben Ordnungen geben, weil Sie selbst auch labil sind. Das war bei den Leuten damals so, und wir brauchen eine Ordnung.
Wir weigern uns ja auch, jetzt jedem so etwas überzustülpen. Aber es ist ganz wichtig, dass Sie sich Ordnungen geben und sagen: „Da ist etwas, das ist für mich nicht gut, und da möchte ich mir eine Grenze setzen und ein Limit. Da möchte ich nicht hinausgehen. Das hat mir Gott so klar in seinem Wort gezeigt.“
Denn wo der Zaun oft von uns gesetzt wird, mag das noch ein wenig verschieden sein. Aber das Ende muss klar sein: Die Gebote Gottes in ihrer ganzen Heiligkeit sind für uns verbindlich, und sie bleiben es.
Gehorsam im Dienst und die Gabe der Gemeinde
Erneuerung im Gehorsam – das gilt auch im Blick auf den Dienst. Ich bin Ihnen dafür unendlich dankbar. Es kommt nur ganz selten vor, dass jemand fragt, wie hoch das Opfer ist, das Sie an Liebe bringen.
Bei uns waren einmal Leute von den evangelischen Zentralstädten in Bonn zu Besuch. Sie fragten: „Wie macht ihr das überhaupt? Ihr habt jetzt so viele Entwicklungshelfer draußen. Habt ihr da irgendwelche Rücklagen und Sicherheiten?“ Sie konnten es überhaupt nicht verstehen. Sie sagten: „Aber ihr braucht in den nächsten Jahren doch einige Millionen!“ Die Leute geben es. Es sind evangelische Christen, aber sie verstehen nicht, dass Menschen heute so etwas geben. Die Opferfreudigkeit der Gemeinde ist so groß, dass sie sich hinter die ausgesandten Dienste stellen und das einfach tun – ohne Sicherung, ohne das vorher auf ein Polsterkissen zu legen.
Die Gäbefreudigkeit der Gemeinde ist beeindruckend, wenn man sie so sieht. Frau Wette ist bei uns bei Hilfe Brüder an dieser Stelle, wo sie immer wieder sieht, wie großzügig gegeben wird. Heute hat sie gesagt: „Ich habe etwas Herrliches erlebt.“ Da kam wieder ein Brief, in dem eine Frau schreibt: „Da sind Menschen, die sich Ordnungen geben.“ Es ist von der Ordnung des Zehnten die Rede, dass man dem Herrn das bringt, was ihm gehört, zu seiner Ehre.
Ich möchte das bewusst nicht so formulieren, dass jemand denkt, ich sage das aus eigener Überzeugung. Es sind Gottes Ordnungen, die das Leben bereichern und vergrößern. Auch im Blick auf die vielen Dienste. Die Dienste sollen nicht so erschöpfend sein, dass man ausbrennt. Deshalb sollen Sie auch gern sagen: „Ich kann jetzt da nicht mehr mitmachen, aber es ist schön, dass Sänger da sind, die im Chor mitsingen.“ Und die sich Zeit abknapsen und sagen: „Ich halte mir das frei, so schwierig es auch ist, und ich komme.“
Deshalb wollen wir Ihnen auch mit der Uhrzeit am Dienstagabend entgegenkommen. Aber auch wenn wir zur Evangelisation einladen, ist das nicht leicht, wenn ich es nicht im Gehorsam gegenüber Gott tue. Ich möchte mich ihm verpflichten. Wann haben wir in den nächsten 15 Jahren wieder solch eine Möglichkeit, unsere Stadt auf Jesus aufmerksam zu machen? Jetzt ist die Gelegenheit, und sie dauert nur noch ein paar Tage. Da können wir einleiten, was wir tun wollen.
Und wo wir nicht hinkommen, kommen wir eben nicht hin. Jetzt können wir nur das packen – im Gehorsam gegenüber Gott. Die Erneuerung der Gemeinde kommt aus dem persönlichen Gehorsam und der Treue zum Herrn. Darin ruht unser christliches Leben: dass wir es dem Herrn tun, für ihn.
Die Bedeutung der Treue im Dienst und die Vielfalt der Ämter
Das ist mir auch immer wieder bei dem Gleichnis in Matthäus 25 so groß aufgefallen, wo im Endgericht Jesus vom Glas Wasser spricht. Dort werden die Menschen geschieden, und man fragt sich: Warum haben die einen eigentlich nie Wasser gegeben? Die Antwort lautet: Das habt ihr mir getan.
Es sind Menschen, die ihre Dienste im täglichen Leben im Gehorsam für den Herrn getan haben. Der Herr bekennt sich zu diesen Taten. Das macht es ja auch verlockend. Wenn wir Besuche machen, freut sich der Herr daran und sagt Ja. Und wenn wir den Armen helfen, stillen wir ihren Durst. Darum lohnt sich unser Tun, und es kommt etwas heraus.
Ich habe immer wieder erlebt, wie auch völlig unfähige und unbegabte Leute gesegnet wurden, wenn sie Dienste getan haben. Ich weiß nur, wie meine Frau angefangen hat, Jugendarbeit zu machen. Sie hatte damals keine Erfahrung, wie das geht. Und bevor unsere Tochter Monika geboren wurde, ging es eigentlich fast nicht mehr, bis wir endlich jemanden gefunden haben, der die Arbeit weitermachen konnte.
Was mich damals beeindruckt hat, war, dass jemand sagte: „Ich weiß gar nicht, wie man das macht, wenn man im Gehorsam anfängt.“ Ich erinnere mich auch daran, wie meine Frau das erste Essen gekocht hat. Sie hatte nie eine Großküche gehabt, aber wenn man es für Gott wagt, schenkt er oft das Können.
Bestätigt das nicht, dass man oft denkt, der andere kann das sicher besser, der andere hat mehr Gott vertraut und hat einfach angefangen? Es ist schön, wenn man etwas lernen kann, aber viel muss man auch einfach tun – ohne es gelernt zu haben – im Gehorsam.
Sie werden im Glauben reden, Sie werden Dienste tun, und die Erneuerung im Gehorsam gehört dazu.
Die Besetzung der Plätze in Jerusalem und die Vielfalt der Aufgaben
Nun zum nächsten Punkt, das ist Kapitel elf. Wir sollen Ämter besetzen, Plätze einnehmen – Kapitel elf, Verse eins und zwei. Die Oberen des Volkes wohnten in Jerusalem. Das übrige Volk warf das Los, um zu bestimmen, wer von jeweils zehn Personen nach Jerusalem in die heilige Stadt ziehen sollte, um dort zu wohnen. Die neun anderen blieben in den anderen Städten. Das Volk segnete alle Männer, die freiwillig in Jerusalem wohnen wollten.
Jetzt wird aufgezählt, welche Familien dort in Jerusalem wohnten. Noch in Kapitel 11, Verse 20 bis 23 heißt es: Das übrige Israel, aber Priester und Leviten, blieb in allen Städten Judas, jeder auf seinem Erbteil. Die Tempelsklaven wohnten am Ofel. Zihah und Gispa waren über die Tempelsklaven gesetzt. Der Vorsteher der Leviten in Jerusalem war Ussi, der Sohn Bandjas, Bannis, des Sohnes Haschabjas, und so weiter von den Söhnen Asaf, die beim Dienst im Hause Gottes zu singen hatten. Denn es gab ein Gebot des Königs für sie und eine feste Abmachung, an welchem Tag jeder zu singen hatte.
Das ist mir wieder wichtig und keine Stelle, die man so rasch überblättern sollte. Gott hat für jeden eine bestimmte Stelle, an der er uns braucht. Wo hat Gott den Einsatzplan? Hier sind zwei verschiedene Gruppen erwähnt. Es gab noch viel mehr in den langen Registern.
Die eine Gruppe sind die Sänger – das war der Chor, die Kinder Asaf. Das ist Ihnen sicher schon klar gewesen. Aber in den Versen eins und zwei waren die, die in Jerusalem wohnen mussten. Was für Leute waren das? Das waren die, die am meisten kämpfen mussten. Es waren die wehrfähigsten Männer, denn Jerusalem war die Burg.
Jetzt haben sie für Jerusalem diejenigen ausgewählt, die die Stadt am besten gegen die Feinde verteidigen konnten. Nachdem endlich die Mauer gebaut war, konnte man viele abziehen. Vorher mussten sie ja alle mit der Waffe in der Hand und an der Hand mit der Kelle die Stadt verteidigen. Jetzt konnte man viele auch ins Land ziehen lassen. Das muss verlockend gewesen sein – ein Häuschen im Grünen, ein Weinberg, ein Acker an der schönen Quelle.
In Jerusalem zu wohnen war nicht leicht, und es war ein schweres Amt, wahrscheinlich noch nachts auf der Mauer im Schichtdienst zu wachen und für die Sicherheit besorgt zu sein. Sehen Sie, so verschiedene Ämter hat Gott in seiner Gemeinde. Wenn die einen sagen, man soll nicht so viel für Gott streiten – doch, das muss man auch. Man muss für die Ehre Gottes streiten, man muss für sein Wort kämpfen. Es braucht auch Kämpfer, die die Stadt Gottes verteidigen.
Ich fand es toll, dass es im Dritten Reich so früh Leute gab, die den Mythos des Dritten Reiches auch theologisch durchdacht und publiziert haben. Wer wollte, konnte es lesen: Kämpfer, die dem Geisteskampf die Augen geöffnet haben. Und in unseren Tagen gibt es viele, wie Walter Schmidt, der so klar über den Judentum gesprochen hat – so eine Hilfe. Ich verstehe das nicht so wie er. Da braucht man solche Leute, die das können.
Jetzt wird es bloß ganz dumm, wenn andere sagen: „Aber ich kann bloß singen.“ Was heißt das bloß? Gott hat sie so eingesetzt. Und Gott will beides haben, ohne dass die Ämter untereinander werden.
Wo ist mein Platz? Jedem ist die Gnade Gottes gegeben nach dem Maß der Gaben Christi. Er hat das Maß für uns bestimmt. Wir meinen immer wieder und sagen: „Der hat ein wichtigeres Amt.“ Mag ja bei uns so aussehen. Aber ich bin ganz fest davon überzeugt, dass man in der Ewigkeit einmal anders sprechen wird.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in der Ewigkeit nach Prominenz geht im Reich Gottes, wie wir das heute oft unterscheiden und sagen: „Der hat Namen, der ist bekannt, der tritt hervor, der hat viele Ämter.“ Sondern in der Ewigkeit geht es nur darum, ob ich mein Amt ganz ausgefüllt habe, ob ich treu gewesen bin. Man sucht nicht mehr unter den Haushaltern, als dass sie treu sind.
Mir macht das so Eindruck, wenn eine Mutter nichts weiter tut, als für ihre Kinder da zu sein und sie geistlich zu erziehen – ein Amt, das sie fordert. Wenn einer sagt: „Ich habe weiter nichts getan, als meinen Dienst hier.“ Und was da auch bei uns an Liebe schon da ist – vom Kassettenkopieren, Begrüßungsdienst, bis die Videokassette steht und bis die Gemeindedienstbezirke betreut sind und was alles dazugehört an Treue und Liebe.
Das Reich Gottes hat immer nur davon gelebt, dass Menschen im Vertrauen auf Gott die Stelle und das Amt eingenommen haben.
Hoffentlich sind Sie heute Abend nicht enttäuscht, sondern es ist ganz wichtig für uns, im geistlichen Wachsen das richtig zu beurteilen. Wir haben keinen Starkult, weil das nie in der Bibel eine Rolle spielt. Hier haben wir einen Bericht, wie damals Gott die Leute eingesetzt hat. Das Volk segnete die Männer und Frauen, und jeder hat an seinem Platz Dienst getan.
Beispiel einer gelähmten Frau und die Bedeutung des Gebets
Ich las heute Abend in einer Auslegung zu genau dieser Stelle, wie ein englischer Ausleger auf sehr eindrückliche Weise erzählt, dass er eine Frau besucht hat, die seit neun Jahren völlig gelähmt lag. Sie war gerade dreißig Jahre alt geworden, als er sie besuchte.
Bevor er dorthin ging, bat er den Herrn: „Gib mir ein Wort, das ich dieser Frau sagen kann.“ Doch als er dann vor ihr stand, konnte er gar nichts sagen. Die Frau erzählte, dass sie kurz nachdem sie gläubig wurde, diese Lähmung bekam – mit 21 Jahren. Ihr Gebet damals war: „Herr, ich möchte etwas für dich tun.“ Wenige Wochen später war sie gelähmt.
Nun wollte dieser Seelsorger der Frau ein Wort des Trostes sagen. Doch sie antwortete: „Du brauchst mich gar nicht trösten. Ich habe entdeckt, dass Gott mich hier braucht. So kann ich ihm besser dienen als anderswo.“ Dann erzählte er, wie sie den ganzen Tag über Fürbitte tut – obwohl sie sich mit Händen und Füßen nicht rühren kann.
Solche Geschichten hört man immer wieder. Ich möchte dies heute bewusst in einer Zeit sagen, in der viele Menschen aufgewühlt sind und fragen: „Was sagst du denn zu Bonke und so weiter?“ Wir erleben Krankheitsheilung. Aber wir dürfen uns nicht davon mitreißen lassen, dass Gott die Platzanweisung hat – nicht mein egoistisches Ich.
Wir sehnen uns alle danach, schmerzfrei zu leben. Doch der Herr hat für uns Plätze vorgesehen, an denen er sagt: „Ich brauche weder deine Kraft, noch deine Energie, noch dein Können, noch deine Intelligenz. Ich brauche nur dein Beten.“
Dann frage ich mich, ob diese Frau in der Ewigkeit nicht eine Fürstin ist, die im Krankenlager die wesentlichsten Siege für das Reich Gottes errungen hat. Auch hier in Stuttgart haben wir einen schweren Fall erlebt: Ein Arzt in meinem Alter, der einer Pfingstbewegung angehörte, wurde so schwer gelähmt. Seine Frau sagte mir neulich am Telefon: „Sie wissen gar nicht, was wir durchlitten haben.“
Viele kamen zu ihm und sagten: „Du musst richtig glauben. Wenn du richtig glaubst, gibt es keine Schmerzen mehr.“ Der Grafiker Giebeler war am Sonntag beim Abendmahl und berichtete, dass in seinem Hauskreis junge Mädchen sagten: „Da gehen wir hin, wir legen ihm die Hände auf, dann wird er gesund.“ Da wollte man ihnen Backen hauen wegen so viel geistlichen Hochmuts.
Man muss verstehen, dass Gottes Grundordnung anders funktionieren kann. Nicht, dass wir Wunder bestreiten – wir erleben täglich Wunder en masse. Aber wir lassen uns von Gottes Platzanweisung leiten und nicht von unserem eigensüchtigen Willen, was wir wollen.
Denn Gott kann uns immer das tun, was uns nicht passt, und uns darauf stoßen – nicht durch dein Rennen, nicht durch dein Jagen, nicht durch wildes Wühlen, nicht durch dein Reden im Mund, sondern in aller Stille. Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist.
Geduld und Treue im Gebet für Angehörige
Wir sollten uns auch mehr darin genügen lassen. Wie viele unter Ihnen sind umgetrieben im Blick auf Enkel und Kinder, die einen Weg gehen, der sie erschreckt. Gott weiß, wann er ihre Gebete erhört.
Bleiben Sie an Ihrem Platz und halten Sie aus. Gott hat Sie dort hingestellt. Wehren Sie jetzt nicht Ihren Platz mit einem anderen, sondern wissen Sie: Das ist ein Amt, das ich vor Gott tue. Ordnen Sie Ihr ganzes Leben, Ihren Berufsalltag und alles, was Sie tun – auch Ihr Familienleben – vor Gott.
Ordnen Sie den Umgang mit Ihrem Leib vor Gott und danken Sie, dass Sie ihm dienen dürfen. Unser ganzes Leben ist ein Gottesdienst. In der Ewigkeit wird es dann einmal so sein, wie Jesus es im Gleichnis gesagt hat: Der Herr wird sich aufmachen, sich aufschürzen und seine Diener bedienen. Er wird nur darauf warten, wie er uns all die Liebe vergelten kann.
Man will das gar nicht aussprechen. Wir sagen: Wir waren doch unnütze Knechte. Und der Herr freut sich an dem Dienst, den wir für ihn tun. Kein kühler Trunk bleibt unvergolten. Er gibt dafür die ganze Segensflut. Der Herr ist gut.
Die Bedeutung der Treue in kleinen Diensten
Also die Stelle besetzen. Ich habe immer Respekt vor den Leuten, die kleine Stellen einnehmen.
Bei uns ist es so: Ich weiß, da muss man Frau Weber noch mal fragen. Immer wenn ich mittwochs im Bibelkreis komme, haben schon ein paar junge Leute die Stühle gestellt. Das ist so eine Treue, wenn die zehn Minuten früher kommen. Ich weiß nicht mehr, wer das ist, aber man kann sie gar nicht genug loben, dass sie das tun. Die Stühle sind gestellt, und die Tische müssen nach dem Bibeltraining dann weggeräumt werden. Auch das erledigen sie.
Das ist so entscheidend wichtig, dass, wenn die Leute kommen, schon alles fertig ist. So gehört das alles mit dazu, dem Äußeren Ablauf dem Herrn zu dienen – in den ganz einfachen Verrichtungen.
Jetzt möchte ich all die Dienste mit dazu nehmen. Wenn Sie in Ihrer Nachbarschaft Verantwortung für irgendeinen Menschen vor Gott übernehmen und sagen: Ich fühle mich hier verpflichtet.
Wir haben das gerade wieder so schwer erlebt bei einem Gemeindeglied, das morgen fünfundachtzig wird. Sie war 26 Stunden in ihrer Wohnung gelegen und gefallen – ein treues Gemeindeglied. Dann musste man sie ins Krankenhaus bringen und von dort ins Pflegeheim. Nun sagt sie, es sei schlimmer als im Zuchthaus.
Was für eine Einsamkeit diese Menschen erleben in dieser Welt, die im Grunde leiden. Was wird in dieser Welt gelitten! Und es gibt so viele Möglichkeiten, dem Herrn zu dienen, indem man sich in Liebe derer annimmt, die einsam und verlassen sind.
Ich glaube, es ist deutlich geworden, was ich sagen wollte: Die Stelle besetzen, wo ich gebraucht werde.
Und das ganz Schlimme ist, dass wir einander vergleichen. Dann kommt Neid, und wir schimpfen gegeneinander: Der meint, der macht es so. Wir müssen die Gabe nehmen. Wir sollten nachfragen: Hat er die Gabe dazu? Dann soll er es tun.
Aber das Amt steht nicht höher. Wir sind nebeneinander gestellt und sollten schauen, dass die Gaben zusammenspielen und wir alle gemeinsam dem Herrn dienen können.
Feierliche Einweihung der Mauer Jerusalems und freudige Hingabe
Kapitel 12, Verse 27-30
Bei der Einweihung der Mauer Jerusalems holte man die Leviten aus allen ihren Orten nach Jerusalem, um die Einweihung zu feiern. Dies geschah mit Freude, mit Danken und Singen, begleitet von Zimbeln, Psaltern und Harfen.
Es versammelten sich die Sänger aus der Gegend um Jerusalem, von den Gehöften der Netophatiter, von Bet Gilgal und von den Fluren um Geba und Asmavet. Die Sänger hatten sich rings um Jerusalem Gehöfte gebaut.
Die Priester und Leviten reinigten sich, reinigten das Volk, die Tore und die Mauer. An diesem Tag wurden große Opfer dargebracht. Sie waren fröhlich, denn Gott hatte ihnen große Freude bereitet. Auch Frauen und Kinder freuten sich, und man hörte die Freude Jerusalems schon von ferne.
So darf es auch manchmal laut zugehen; es muss nicht immer so gemessen sein. Das war die fröhliche Hingabe an den Herrn. Sie dienten nicht Menschen, es war keine Konfessionssache und nicht für irdische Organisationen, sondern für den Herrn. Sie waren glücklich, dass sie gebraucht wurden.
Ein lautes Getön – das hatte Paulus als Ziel. Er wünschte, dass wir unsere Leiber als Opfer geben, das heilig und Gott wohlgefällig ist. Nicht aus Pflicht oder Last, sondern aus Freude.
Am Sonntag haben wir versucht, unseren Konfirmanten das Gleichnis vom Schatz im Acker deutlich zu machen. Es soll zeigen, dass das Dienen nicht erzwungen ist, sondern eine bereichernde Sache, wenn man mit Jesus geht. Ob sie es jetzt schon verstehen, ist nicht so wichtig. Der Herr lädt uns ein, ihm zu dienen, und er will unser Leben füllen.
Nun ordnen Sie einmal all die Bereiche ein: Dazu gehört auch die öffentliche Verantwortung, dass ich Staatsbürger bin. Das will ich vor Gott erfüllen. Ebenso den persönlichen Auftrag: Als Pfarrer mache ich am Sonntag keine Parteipolitik – dagegen werden wir uns wehren. Aber ich zeige mich als Bürger dieser Welt auch verantwortlich vor Gott.
Ich erfülle meine Familienpflichten, meine Nachbarschaftspflichten und diene dem Herrn, nicht den Menschen. Das war die Erneuerung, die die Gemeinde damals in Jerusalem erlebt hat.
Ausblick auf weitere Predigtreihen
Wir wollen beim nächsten Mal noch den Abschluss vom Nehemiabuch machen. Danach können wir überlegen, was wir als Nächstes tun.
Wir könnten die Evangelien nehmen oder etwas anderes. Auch eine Themenreihe wäre möglich. Was ich wahrscheinlich noch nie gemacht habe, ist der Hebräerbrief. Das ist natürlich etwas anspruchsvoller.
Man könnte auch einmal den Kolosserbrief behandeln. Das ist schön, weil er die Weite der Welt thematisiert und weitere interessante Aspekte bietet.
Ich freue mich, wenn mir jemand Tipps gibt, was interessant wäre. Die Themenreihen waren manchmal auch hilfreich, weil man die einzelnen Texte nacheinander betrachtet hat.
Ich habe mich noch nicht entschieden und bin froh, wenn Sie mir Ihre Gedanken mitteilen.
