Im letzten Jahr ging es immer wieder um das Thema Opfer. Wir haben gemeinsam die ersten Kapitel von 3. Mose betrachtet, und dabei stand häufig der persönliche Aspekt im Vordergrund.
Wenn jemand ein Brandopfer bringen möchte, bedeutet das, vor Gott zum Ausdruck zu bringen: Mein Leben soll dir ganz gehören. So stellt sich Gott das grundsätzlich vor.
Wenn jemand Gott ein Geschenk machen will – in unserer Bibel als Speisopfer bezeichnet – dann drückt das den Wunsch aus, Gott etwas zu schenken. Das ist nicht einfach, denn Gott hat keinen Geburtstag, an dem man ihm etwas geben könnte. Man muss das also zwischendurch tun. Gott ist irgendwie immer da.
Wie stellt sich Gott das vor? Nicht nur das Geschenk selbst, sondern auch den Schenkenden? Wenn jemand Gemeinschaft mit Gott sucht – in unserer Bibel wird das Friedensopfer oder Gemeinschaftsopfer genannt – wie funktioniert das? Wie stellt sich Gott das vor? Welche Kriterien hat er an jemanden, der wirklich enge Gemeinschaft mit ihm haben will?
Und natürlich denken wir bei Opfern am leichtesten an die Situation, wenn jemand gesündigt hat oder eine Schuld auf sich genommen hat, die er eigentlich wieder gutmachen müsste. Wie funktioniert das? Wie stellt sich Gott das vor?
Die persönliche Dimension der Opfer im Alten Testament
Es war immer sehr persönlich, und wir haben uns überlegt, mit welcher Motivation ein Israelit damals ein Opfer brachte oder mit welcher Motivation er es bringen sollte.
Wie ist das bei uns? Kann man diese Bilder aus dem Alten Testament irgendwie übertragen? Mit welcher Motivation sollten wir uns Gott hingeben? Mit welcher Motivation sollten wir ihm Geschenke machen? Und was können wir ihm überhaupt schenken?
Normalerweise bringen wir ja kein Mehl oder keinen Kuchen mehr und legen diese irgendwo hin, um sie dann vielleicht zu verbrennen. Wie können wir heute Gemeinschaft mit Gott suchen? Was ist, wenn wir gesündigt haben oder Schuld auf uns geladen haben?
Irgendwie bin ich euch in diesen Kapiteln noch etwas schuldig geblieben. Zwischendurch wird nämlich ein Opfer erwähnt, das nicht aus persönlicher Motivation gebracht wird, sondern eher allgemeiner ist. Das möchte ich heute kurz mit euch anschauen.
Wir haben gesehen: In 3. Mose Kapitel 1 ging es um das Brandopfer, das Opfer des Hingebens, das ganz verbrannt wurde. In Kapitel 2 ging es um das Speisopfer, dieses Geschenk für Gott. Kapitel 3 behandelte die Gemeinschaft mit Gott, das Friedensopfer. Und in den Kapiteln 4 und 5 ging es um das Sündopfer und das Schuldopfer.
Man kann die Opfer einteilen: Am Anfang werden zwei große Opfer beschrieben, die wir weggelassen haben – dazu kommen wir gleich. Danach werden die persönlichen Sündopfer beschrieben und schließlich die persönlichen Schuldopfer, wenn ich wirklich etwas getan habe, das ich wieder gutmachen muss.
Die Grundlagen der Sündopfer in 3. Mose Kapitel 4
Ich möchte heute mit euch die ersten Teile von Kapitel vier im dritten Buch Mose anschauen. Das ist ein sehr wichtiger Abschnitt, denn ihr werdet merken, dass es hier auch persönlich wird. Zuvor müsst ihr jedoch gut aufpassen, denn der Text ist zunächst etwas schwierig.
Für uns ist das nicht einfach, weil wir es nicht gewohnt sind, dass irgendwo Tiere geopfert werden. Auch sind wir es nicht gewohnt, in solchen Bildern zu denken. Deshalb müssen wir uns immer wieder neu hineindenken.
Im dritten Buch Mose, Kapitel vier, geht es am Anfang um zwei Kapitel über Sündopfer und Schuldopfer. Dort stehen diese großen Opfer, bei denen Gott sagt: Das ist die Grundlage, wenn ihr persönlich gesündigt habt oder Schuld auf euch geladen habt. Er erklärt, dass er später darauf eingeht, aber jetzt zunächst die Grundlagen betrachtet werden.
Lest mal die ersten Verse: „Der Herr redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich: Wenn jemand aus Versehen sündigt gegen irgendeines der Verbote des Herrn, die nicht getan werden sollen, und eines von ihnen tut.“
Das ist die Einleitung zu diesen beiden Kapiteln. Hier taucht wieder das Wort „irgendjemand“ auf. Doch jetzt tritt Gott sozusagen zur Seite und sagt: „Moment mal, bevor wir über irgendeinen sprechen, wollen wir uns zwei spezielle Fälle anschauen.“
Zwei besondere Fälle der Sünde
Erster Fall: Damit müssen wir uns nicht so sehr beschäftigen, weil wir damit nichts zu tun haben. Das ist sehr alttestamentlich. In Vers 3 heißt es: Wenn der gesalbte Priester sündigt. Hier sind die Priester gemeint, die eigentlich dafür verantwortlich sind, stellvertretend für das Volk zu handeln. Und wenn dieser Priester sündigt, ist das eine Katastrophe. Die Frage ist dann: Wie kann er überhaupt noch das Volk mit Gott versöhnen und Gott mit dem Volk?
Dieses Problem haben wir nicht, weil wir einen großen, hohen Priester haben, nämlich den Herrn Jesus, und er sündigt nicht. Das ist also etwas Alttestamentliches, das sich nur schwer übertragen lässt.
In Vers 13 folgt der zweite Spezialfall: Wenn die ganze Gemeinde Israel aus Versehen sündigt. Die Sünde ist vor den Augen der Versammlung verborgen, und sie tun eines der Verbote des Herrn, die nicht getan werden sollen, und verschulden sich dadurch.
Hier sehen wir einen sehr umfassenden Fall: Die ganze Gemeinde, ganz Israel als Gesamtheit, hat gesündigt und sich von Gott entfernt. Das ist sehr real und fast schon ein Allgemeinplatz. Wir alle sündigen jeden Tag. Wenn wir uns als Gesamtheit betrachten, etwa hier heute Morgen in der Gemeinde, oder auch wenn wir weiterblicken auf das ganze Land oder unsere gesamte Zeit, dann sehen wir, dass das ganze Volk Gottes immer wieder sündigt und gesündigt hat.
Daher ist dieses große Opfer, wie ich es nennen möchte, auch für unsere Zeit etwas sehr Reales. Aus diesem Grund möchte ich das heute mit euch kurz anschauen. Viele von den Aspekten kennen wir bereits, zumindest diejenigen, die die Opfer noch ein bisschen im Hinterkopf haben. Aber es gibt zwei, drei Besonderheiten, die spannend sind.
Die Opferbeschreibung für Priester und Volk
Ich lese jetzt aus dem ersten Abschnitt, weil die Opfer, die gebracht werden, wenn ein Priester sündigt oder wenn das ganze Volk gesündigt hat, exakt identisch sind.
Ich lese jedoch aus dem Opfer für den Priester, weil das die erste Beschreibung ist. Im zweiten Teil, wenn das ganze Volk betroffen ist, wird manchmal nur gesagt, dass es genau so ist wie beim Opfer des Priesters. Dann müssten wir an den entsprechenden Stellen immer zurückspringen. Deshalb lese ich gleich den ersten Abschnitt, auch wenn ich den zweiten meine.
Das ist hundertprozentig identisch, nur im zweiten Abschnitt wird es manchmal etwas gekürzt. Ich lese euch die ausführlichere Version vor.
Gut, was passiert? Wir fangen wieder bei Vers 3 an: Wenn der gesalbte Priester sündigt nach einem Vergehen des Volkes, so soll er für seine Sünde, die er begangen hat, dem Herrn einen jungen Stier ohne Fehler darbringen zum Sündopfer.
Er soll den Stier an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft vor den Herrn bringen, seine Hand auf den Kopf des Stiers legen und den Stier vor dem Herrn schlachten.
Das ist nicht sehr besonders. Wenn das Volk gesündigt hat, hat natürlich nicht einer die Hände aufgelegt, sondern damals haben die Ältesten des Volkes stellvertretend für das ganze Volk ihre Hände auf den Stier gelegt. Der Stier wurde dann für das Volk vor dem Herrn geschlachtet.
Wir hatten das eigentlich schon einmal: Wenn jemand aus dem Volk gesündigt hat, dann hat er ein Schaf oder eine Ziege geopfert. Wenn er kein Geld hatte, zwei Tauben. Er musste seine Hände auf das Schaf oder die Ziege legen, und es wurde für seine Sünde geschlachtet.
Hier ist die Katastrophe ein bisschen größer, es ist das ganze Volk betroffen. Darum ist es nicht nur ein Schaf oder eine Ziege, sondern ein junger, starker Stier. Alles ist einfach ein bisschen wertvoller, weil die Katastrophe größer ist.
Aber es ist noch nichts, was uns erstaunt. Es wird ausgedrückt: Sünde. Es war Gott so schlimm, dass wir alle eigentlich als Volk dafür sterben müssten. Und dieser Stier wird symbolisch umgebracht.
Die Herkunft und Bedeutung des Stiers im Sündopfer
Wo kommt der Stier eigentlich her? Wenn ich sündige, nehme ich aus meiner Herde ein Schaf. Damit drücke ich aus: Ich gebe dieses Schaf, um zu zeigen, dass ich Gott verfallen bin. Mein Leben gehört eigentlich Gott, und ich symbolisiere das, indem ich dieses Schaf schlachte.
Wenn das ganze Volk gesündigt hat, soll es einen Stier darbringen. Aber wo kommt der Stier eigentlich her? Wer bezahlt dieses Tier? Es steht nicht da. Ich habe keine Ahnung, wie das damals wirklich ablief. Wer hat sich bereit erklärt, diesen Stier zu finanzieren? Gab es vielleicht eine Art Kasse dafür?
Interessant ist, dass der Text darüber schweigt. Das lässt eine symbolische Schlussfolgerung zu: Irgendwie ist der Stier einfach da. So wie im echten Leben. Wir haben gesündigt, und letzten Endes hat Gott ein Opfer bereitgestellt. Keiner von uns hat es bezahlt – es war einfach da.
Jemand, der so stark war wie niemand zuvor, jemand mit größerer Macht als ein junger Stier. Gott hat gesagt: Mein Volk hat gesündigt, und es braucht ein Opfer. Gott hat ein Opfer zur Verfügung gestellt – ein wertvolles Opfer, ohne Fehler.
Ein Opfer, das sein Leben noch vor sich hatte, ein starkes Opfer. Gott hat gesagt: Für eure Sünden stelle ich ein Opfer zur Verfügung. Legt eure Hände auf den Kopf dieses Opfers, schlachtet es vor meinem Angesicht. Es ist ein Opfer für eure Sünden.
Die besondere Blutritualhandlung im Sündopfer
Jetzt kommt etwas Spezielles. Ich habe gesagt, es gibt ein paar besondere Dinge. Das steht in Vers 5 und später noch einmal in Vers 16.
Der gesalbte Priester nimmt vom Blut des Stiers und bringt es in das Zelt der Zusammenkunft. Das ist bisher bei keinem anderen Opfer passiert. Bei den anderen Opfern wurde das Blut am Altar gesprengt. Auch bei den Sündopfern wurde das Blut nur am Fuß des Altars ausgegossen.
Hier, bei diesem großen Opfer für das ganze Volk, nimmt der gesalbte Priester das Blut und geht damit in das Heiligtum Gottes hinein. Damals, in der Wüste, als die Gesetze gegeben wurden, war das die Stiftshütte. Später, wenn so ein Opfer gebracht wurde – ich weiß nicht, ob das jemals tatsächlich geschah oder ob das Volk jemals den Eindruck hatte, wir sind insgesamt sündig – außer zu Festen, wo solche Opfer ohnehin vorgeschrieben waren. Es ist unklar, ob das jemals freiwillig gebracht wurde.
Aber wenn es passierte, dann wurde dieses Blut genommen, und der gesalbte Priester ging damit in das Heiligtum Gottes. Im Heiligtum Gottes sah es schön aus. Nehmen wir zum Beispiel dieses Zelt in der Wüste: Dort lagen mehrere Schichten von Decken übereinander.
Wenn du hineinkamst, sahst du rechts und links Bretter, die vergoldet waren. Ganz am Anfang, als sie neu waren, hast du dich wahrscheinlich darin noch spiegeln können. Über dir und vor dir sahst du Decken. Die unterste Schicht dieser Decken sah ähnlich aus wie der Vorhang, den du vor dir gesehen hast.
Dieser Vorhang war ein erstaunliches Kunstwerk.
Symbolik des Vorhangs im Heiligtum
Schauen wir uns kurz diesen Vorhang an. Was passiert mit diesem Vorhang? Ich lese euch zuerst noch einmal Vers 6 vor: „Und der Priester tauche seinen Finger in das Blut und sprenge von dem Blut siebenmal vor dem Herrn gegen den Vorhang des Heiligtums hin. Und der Priester tue von dem Blut an die Hörner des Altars des wohlriechenden Räucherwerks, der enthält der Zusammenkunft ist vor dem Herrn.“
Schauen wir uns diesen Vorhang genauer an, an den dieses Blut gesprengt wird. In 2. Mose 26 heißt es: „Und du sollst einen Vorhang machen aus blauem und rotem Purpur und Karmesin und gezwirntem Büssus. In kunstvoller Weberarbeit sollst du ihn machen mit Cherubim.“ Das war der Vorhang.
Man könnte die einzelnen Materialien auseinandernehmen und näher betrachten, aber ich möchte nur drei Aspekte hervorheben. Wahrscheinlich war die Grundfarbe des Vorhangs gezwirnter Büssus. Das war damals das Material, das am meisten weiß war von allen Stoffen. Die Grundfarbe dieses Vorhangs war also wahrscheinlich weiß.
Auf diesem weißen Vorhang waren in kunstvoller Weberarbeit blauer und roter Purpur sowie Karmesin verarbeitet. Daraus wurden auf irgendeine Weise Muster gestaltet, und eines davon war das Bild von Engeln, den Cherubim, die auf diesem Vorhang zu sehen waren.
Im Neuen Testament wird dieser Vorhang mit dem irdischen Leben, mit dem irdischen Leib, der an Jesus verglichen wird, in Verbindung gebracht. Ich glaube, das ist das, was Gott symbolisch gesehen hat, als er seinen Sohn betrachtete. Die Grundfarbe, die er sah, war weiß, denn Jesus war in den Augen Gottes wirklich rein.
Gott hatte seit dem Garten Eden durch die ganze Geschichte hindurch die Menschen angeschaut. Seine Augen durchwandern die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist. Nach Tausenden von Jahren fanden seine Augen jemanden, dessen Herz wirklich ungeteilt auf ihn gerichtet war. Jemand, der alles richtig gemacht hat – aber nicht nur trocken richtig, wie ein Bürokrat, der jede Regel erfüllt und jedes Gesetz befolgt – sondern jemand, der von Herzen in Gemeinschaft mit Gott alles so getan hat, wie es im Herzen des Vaters war.
Gott hat das gesehen. An verschiedenen Stellen in den Evangelien lesen wir, wie der Himmel es sozusagen nicht mehr aushält und plötzlich eine Stimme vom Himmel kommt, die sagt: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Auch die Menschen, die Jesus besser kannten und eine Beziehung zu ihm hatten, waren beeindruckt von seiner Reinheit. Doch es war nicht nur diese Reinheit, die sie beeindruckte.
Immer wieder zeigte sich in seinem Leben eine Würde. Die Farben Blau, Rot und Karmesin waren kostbare Farben des Altertums, aus denen die Kleider der Edlen und Könige gemacht wurden. In manchen Völkern und Kulturen durfte nur der König diese Farben tragen.
Diese Würde und Macht kamen im Leben des Herrn Jesus zum Ausdruck – hinter dem oft demütigen Leben, das er führte. Denke immer an die Szene in Gethsemane, als er sagte: „Ich bin’s.“ Die Leute, die ihn verhaften wollten, fielen daraufhin um. Es war Würde in seinem Leben. Es war ein König unterwegs auf dieser Erde.
Nicht irgendein König, sondern ein König, dessen Emblem die Cherubim waren. Ein König, dessen Königreich nicht nur auf dieser Erde existiert, sondern ein himmlischer König. Ein König, der König ist über Himmel und Erde und sagen konnte, dass er ein Heer von Engeln holen könnte, um die römische Weltmacht in einem Moment zu vernichten.
Das war das Leben des Herrn Jesus auf dieser Erde. Für die meisten Menschen war vieles verborgen, so wie dieser Teppich im Heiligtum verborgen war. Für Gott aber war es sehr sichtbar, ebenso für die Menschen, die wirklich eng mit Jesus zusammen waren.
Die Bedeutung des Blutspritzens auf den Vorhang
Und jetzt passiert es, oder? Jetzt kommt der Priester! Und dieser wunderschöne Vorhang wird mit Blut bespritzt. Jede Hausfrau sollte an dieser Stelle in Ohnmacht fallen.
Das ist Wahnsinn! Dieser Vorhang ist kostbarer als deine wertvollste Damasttischdecke. Und da kommt jemand und spritzt einfach Blut darauf. Das geht nie mehr richtig raus. Mit den damaligen Waschmitteln ist das überhaupt nicht mehr zu entfernen, weil dieser vollkommene Mensch auf dieser Erde dadurch gekennzeichnet ist, dass seine Vollkommenheit für immer mit Blut bespritzt wurde – mit seinem eigenen Blut.
Es hat mal jemand gesagt, weil wir beim Sündopfer sind: Es ist leicht zu sündigen, aber es ist schwer, für Sünde zu bezahlen. Von allen Sünd- und Schuldopfern steht dieses Opfer am Anfang, bevor es zu dem individuellen, persönlichen Sünden kommt. Gott macht es ganz klar: Es ist leicht zu sündigen, das ist für jeden von euch und für mich genauso leicht. Aber es hat einen hohen Preis gefordert, für Sünde zu bezahlen.
An die Hörner des Altars des wohlriechenden Räucherwerks – erst durch dieses Blut bekommen alle Gebete irgendwie ihren Sinn und ihre Kraft, die wir jemals beten. Und alles Blut des Stieres soll er an den Fuß des Brandopferaltars gießen, der im Eingang des Zeltes der Zusammenkunft steht.
Okay, das ist mit jedem Sündopfer passiert.
Die Opfergabe des Fettes und die Räucherung
Vers 8: Und alles Fett vom Stier des Sündopfers soll er von ihm abheben – das Fett, das die Eingeweide bedeckt, und alles Fett, das an den Eingeweiden ist, an den beiden Nieren, das Fett an den Nieren, das an den Lenden ist, sowie das Netz über der Leber samt den Nieren. Er soll es abtrennen, so wie es vom Rind des Friedensopfers abgehoben wird. Der Priester soll es dann auf dem Brandopferaltar räuchern.
Das kennen wir gut vom Friedensopfer und auch von den Sündopfern. Es symbolisiert, dass die inneren Motive – in diesem Fall die inneren Motive des Herrn Jesus, seine Ziele, seine Prinzipien und seine Energie – für Gott geopfert wurden. Das ist normal und selbstverständlich. Darüber müssen wir uns keine weiteren Gedanken machen, deshalb wissen wir alles.
Die Ausnahme beim grossen Sündopfer: Kein Verzehr durch die Priester
Aber jetzt kommt die zweite Überraschung: Was passiert normalerweise mit einem Sündopfer? Wenn ich gesündigt hatte oder Schuld auf mich geladen habe, brachte ich ein Opfer. Was geschah damit? Ja, es wurde ausgedrückt, dass ich nichts davon bekomme; es ist alles dem Heiligtum verfallen. Aber die Priester aßen einen großen Teil davon.
Es war für das Heiligtum, für das Heiligtum Gottes bestimmt, und diejenigen, die dem Heiligtum dienten, durften davon essen. Von den Sünden- und Schuldopfern lebten sie unter anderem. Derjenige, der gesündigt hatte, drückte damit aus: Mein Leben ist Gott verfallen. Wenn ich schon nicht getötet werde, müsste ich, wenn Gott mir wirklich vergibt, mein ganzes Leben im Dienst Gottes, im Heiligtum verbringen oder mein ganzes Leben dafür investieren, dass der Gottesdienst funktioniert. Das wurde mit einem Sündopfer ausgedrückt.
Jetzt kommt die Überraschung: An dieser Stelle passiert etwas ganz anderes mit diesem großen Sündopfer. Vers 11 sagt: „Und die Haut des Stiers und all sein Fleisch samt seinem Kopf und seinen Beinen und seinen Eingeweiden und seinem Mist – den ganzen Stier – sollte man hinausbringen, außerhalb des Lagers.“ Wir sind hier noch bildlich in der Wüste, wo diese Gesetze gegeben wurden, „außerhalb des Lagers an einen reinen Ort, zum Schutthaufen der Fettasche, und soll ihn auf Holzscheiden mit Feuer verbrennen. Auf dem Schutthaufen der Fettasche soll er verbrannt werden.“
Hier ist ein Opfer, von dem niemand etwas essen durfte. Es wurde auch nicht hier im Heiligtum verbrannt wie das Brandopfer, sondern dieses Opfer wird genommen und man tut es außerhalb des Lagers, dort, wo die ganze Asche von den verbrannten Opfern hinkam. Den ganzen Stier hat man außerhalb des Lagers verbrannt.
Was sagt Gott hier? Gott sagt hier zu den Priestern, die normalerweise die Opfer essen durften: „Leute, Entschuldigung, hier ist etwas, wovon ihr nicht essen könnt.“ Hier ist etwas, das mein Herz so sehr berührt, das so wertvoll für mich ist. Das erinnert mich so sehr an das Opfer meines Sohnes, das einmal auf dieser Erde gebracht wird. Entschuldigung, ihr könnt nichts davon haben. Ihr könnt es so wenig nachvollziehen, dass ich nicht übers Herz bringe, euch etwas davon zu geben.
Das ist etwas, was in meinem Herzen stattfindet, außerhalb eurer Gesellschaft, außerhalb dessen, was ihr versteht, außerhalb eurer Gemeinschaft. Ganz einsam, draußen an einem Ort, muss das verbrannt werden – nur für mich. Nicht einmal in eurer Mitte, nicht einmal in eurem Heiligtum, ganz draußen. Ihr könnt keinen Anteil daran haben, das ist nur für mich. Denn das ist das Opfer meines Sohnes, dieses reinen Menschen, dieses königlichen Menschen, dieses göttlichen Menschen, der sein Blut vergoss.
So war es hunderte von Jahren. Jetzt schlagen wir im Hebräerbrief auf, Kapitel 13. Wir alle wissen, dass es irgendwann in Zeit und Raum passiert ist, was hier nur symbolisch angedeutet wird: Dass Jesus auf dieser Erde gelebt hat, ohne Sünde, als verborgener König, als Mensch gewordener Gott. Und dass er tatsächlich sein Blut vergossen hat und tatsächlich außerhalb des Lagers, draußen auf Golgatha, außerhalb von Jerusalem, hingerichtet wurde.
Hebräer 13, Vers 10 sagt: „Wir haben einen Altar, von dem zu essen kein Recht haben, die der Hütte dienen.“ Der Schreiber des Hebräerbriefs sagt hier: „Wir haben einen Altar, da ist ein Opfer drauf, von dem dürfen die Priester des Alten Testaments, auch die, die damals noch lebten, zum Beispiel vor siebzig nach Christus, als der Hebräerbrief geschrieben wurde, nicht essen.“
Aber wir wissen schon, was für ein Altar das ist: Es ist ein Haufen mit Fettasche außerhalb des Lagers. Denn von den Tieren, deren Blut für die Sünde in das Heiligtum hineingetragen wird durch den Hohen Priester, werden die Leiber außerhalb des Lagers verbrannt.
Diesen Satz versteht ihr jetzt gut: Die Opfer, bei denen das Blut ins Heiligtum hineingetragen wurde – diese großen Sündopfer zum Beispiel – durften niemand essen. Stattdessen wurden ihre Leiber außerhalb des Lagers verbrannt. Das haben wir gerade gelesen. Das ist es, was der Schreiber wiederholt mit kurzen Sätzen sagt, was ich euch mit ein paar mehr Sätzen zu erklären versucht habe.
Darum, Vers 12: „Hat auch Jesus, damit er durch sein eigenes Blut das Volk, das ganze Volk, heiligte, außerhalb des Tores gelitten.“ Das habe ich auch versucht mit ein paar Worten zu sagen, denn Jesus ist es passiert: Er hat außerhalb des Lagers auf Golgatha gelitten für das ganze Volk.
Und jetzt kommt Vers 13: „Deshalb lasst uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Und weiter: „Wie durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.“
Wir haben einen Altar, steht in Vers 10. Und hiermit meint der Schreiber: „Wir haben ein Opfer, von dem wir essen dürfen, ein Opfer, von dem die Priester im Alten Testament nicht essen durften. Gott sagt heute: ‚Leute, kommt raus, es gibt hier einen Altar.‘ Ich habe das ganze Alte Testament über gesagt: Ihr habt keinen Anteil daran, ihr könnt es nicht verstehen. Lasst mich allein mit diesem Opfer.“ Und jetzt zu uns sagt er: „Kommt mal raus. Kommt mal zu dem Altar, wo ein Opfer dargebracht wurde, von dem ich bisher gesagt habe, dass niemand es versteht, niemand mein Herz versteht.“
„Kommt raus außerhalb des Lagers, kommt raus aus euren Gesellschaften, kommt raus aus euren religiösen Clubs, kommt raus aus eurem alttestamentlich geprägten Gottesdienst. Kommt mal raus zu meinem Altar, kommt mal dahin, wo mein Herz ist.“
Gott lädt uns ein, mit ihm nachzudenken und Gemeinschaft zu haben an diesem Hügel der Fettasche außerhalb des Lagers, wo sein Sohn hingerichtet wurde. Als niemand im Alten Testament verstehen konnte, wozu niemand eingeladen war – selbst die Priester nicht –, da hat Gott uns eingeladen.
Weil Gott uns einlädt, lasst uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend. Ja, wir sind schon eine komische Gemeinde, nicht nur in den Augen der Ungläubigen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Und wie durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen. Das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.
Auf diesem kleinen Tisch steht symbolisch ein Kelch und ein Brot, weil Gott uns eingeladen hat zu etwas, wozu seit Jahrhunderten niemand eingeladen war: nachzudenken über das Opfer seines Sohnes. Warum kommen wir zusammen, um ihm Opfer des Lobes darzubringen, die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen? Darum machen wir das – weil Gott uns eingeladen hat.
Das ist ein gewaltiges Vorrecht. Ich glaube, es tut Gott weh, wenn er uns einlädt zu etwas, das ihm so kostbar ist, dass es für Jahrhunderte verschlossen war. Und es ist uns nichts wert.
Es ist ein gewaltiges Vorrecht, dort zu sein, wo das Herz Gottes ist.
Eigentlich habe ich letztes Jahr über diese Opfer gesprochen, weil ich einen Satz gehört habe. Der Prediger hat mich angesprochen und gesagt: Eigentlich kann man das Abendmahl und das Opfer Jesu nie völlig verstehen, wenn man die Opfer nicht verstanden hat.
Die Erfüllung im Neuen Testament: Jesus als das endgültige Sündopfer
Und jetzt schlagen wir mal im Hebräerbrief auf, Kapitel 13. Wir alle wissen, dass es irgendwann in Zeit und Raum passiert ist, was hier nur symbolisch angedeutet wird: dass Jesus auf dieser Erde gelebt hat, ohne Sünde, als verborgener König, als Mensch gewordener Gott.
Er hat tatsächlich sein Blut vergossen und wurde außerhalb des Lagers, draußen auf Golgatha, außerhalb von Jerusalem, hingerichtet.
Hebräer 13, Vers 10 sagt: Hier sagt der Schreiber des Hebräerbriefs, hier sagt Gott: „Wir haben einen Altar, von dem zu essen kein Recht haben, die der Hütte dienen.“
Er meint: „Wir haben einen Altar, da ist ein Opfer drauf, von dem dürfen die Priester des Alten Testaments, auch die, die damals noch lebten, also vor siebzig nach Christus, als der Hebräerbrief geschrieben wurde, nicht essen.“
Aber wir wissen schon, was für ein Altar das ist. Es ist ein Haufen mit Fettasche außerhalb des Lagers. Denn von den Tieren, deren Blut für die Sünde in das Heiligtum hineingetragen wird durch den Hohen Priester, werden die Leiber außerhalb des Lagers verbrannt.
Den Satz versteht ihr jetzt gut: Die Opfer, bei denen das Blut ins Heiligtum hineingetragen wurde – diese großen Sündopfer zum Beispiel – durften niemand essen. Stattdessen wurden ihre Leiber außerhalb des Lagers verbrannt.
Das haben wir gerade gelesen. Das ist das, was der Schreiber wiederholt mit kurzen Sätzen sagt, was ich euch mit ein paar mehr Sätzen versucht habe zu erklären.
Darum, Vers 12, hat auch Jesus, damit er durch sein eigenes Blut das Volk, das ganze Volk, heiligte, außerhalb des Tores gelitten.
Das habe ich auch versucht, mit ein paar Worten zu sagen: Jesus ist es passiert, er hat außerhalb des Lagers auf Golgatha gelitten für das ganze Volk.
Und jetzt kommt Vers 13: Deshalb „lasst uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers seine Schmach tragend, denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“
Wie durch ihn nun, lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.
Einladung zur Gemeinschaft am Altar Jesu
Wir haben einen Altar, heißt es in Vers 10. Damit meint der Schreiber: „Wir haben ein Opfer, von dem wir essen dürfen – ein Opfer, von dem die Priester im Alten Testament nicht essen durften.“ Heute sagt Gott: „Leute, kommt heraus, es gibt hier einen Altar.“
Er sagt: „Ich habe das ganze Alte Testament hindurch gesagt: Ihr habt keinen Anteil daran, ihr könnt es nicht verstehen. Lasst mich allein mit diesem Opfer.“ Doch jetzt wendet er sich an uns und lädt ein: „Kommt heraus! Kommt zu dem Altar, wo ein Opfer dargebracht wurde, das bisher niemand verstand, niemand mein Herz verstehen konnte.“
Gott fordert uns auf: „Kommt heraus außerhalb des Lagers, kommt heraus aus euren Gesellschaften, kommt heraus aus euren religiösen Gruppen, kommt heraus aus eurem alttestamentlich geprägten Gottesdienst. Kommt zu meinem Altar, kommt dorthin, wo mein Herz ist.“
Er lädt uns ein, mit ihm nachzudenken und Gemeinschaft zu haben an dem Hügel der Fettasche außerhalb des Lagers, wo sein Sohn hingerichtet wurde. Während niemand im Alten Testament verstehen konnte, wozu niemand eingeladen war – nicht einmal die Priester –, hat Gott uns nun eingeladen.
Weil Gott uns einlädt, lasst uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers seine Schmach tragend. Ja, wir sind eine ungewöhnliche Gemeinde, nicht nur in den Augen der Ungläubigen.
Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern suchen die zukünftige. Und wie durch ihn nun, lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen. Das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.
Das Abendmahl als Erinnerung an das Opfer Jesu
Auf diesem kleinen Tisch liegen symbolisch ein Kelch und ein Brot, weil Gott uns eingeladen hat, über etwas nachzudenken, zu dem seit Jahrhunderten niemand eingeladen war: das Opfer seines Sohnes.
Warum kommen wir zusammen? Um ihm Opfer des Lobes darzubringen – die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Darum tun wir das, weil Gott uns eingeladen hat. Und das ist ein gewaltiges Vorrecht.
Ich glaube, es tut Gott weh, wenn er uns zu etwas einlädt, das ihm so kostbar ist und das über Jahrhunderte verschlossen blieb. Und wir schenken dem nichts Wertvolles. Es ist ein großes Privileg, dort zu sein, wo das Herz Gottes ist.
Eigentlich habe ich im letzten Jahr über diese Opfer gesprochen, weil ich einen Satz gehört habe, der mich sehr angesprochen hat. Der Prediger sagte, man könne das Abendmahl und das Opfer Jesu nie vollständig verstehen, wenn man die Opfer nicht verstanden hat.