Liebe Gemeinde,
im Leben jedes Menschen gibt es Schlüsselereignisse, Schlüsselszenen. In diesen Situationen werden Entscheidungen getroffen und Weichen gestellt, die das ganze weitere Leben prägen. Sie sind maßgeblich für alle Wege, die danach kommen.
Was für den einzelnen Menschen gilt, lässt sich genauso auf die ganze Geschichte übertragen, auf die Weltgeschichte. Auch dort gibt es Schlüsselszenen, nach denen nichts mehr so ist wie zuvor.
Einige dieser Schlüsselszenen finden sich bereits auf den ersten Seiten der Bibel. Eine davon wollen wir uns heute Morgen genauer ansehen. Damit unterbrechen wir für diesen Sonntag unsere Predigtreihe über den Epheserbrief.
Einführung in eine bedeutende biblische Schlüsselszene
Da wir heute unter besonderen Umständen zusammenkommen – angesichts des Marathonsonntags und der Unsicherheit bezüglich des Raumes – möchte ich dennoch darauf hinweisen, dass der Bibeltext, mit dem wir die Predigtreihe abschließen, einen Bezug dazu hat.
In dieser Schlüsselszene geht es um eine Person, die bereits im Epheserbrief erwähnt wird, und zwar in Kapitel 2, Vers 2. Paulus spricht dort von dem Mächtigen, der in der Luft herrscht, dem Geist, der zu jener Zeit in den Kindern des Ungehorsams wirkt.
Wir haben gesehen, dass Paulus damit eine Person meint, die in der Luft herrscht. Das griechische Wort „aeros“ kann einerseits die normale Luft bedeuten, andererseits – und das ist hier gemeint – die unsichtbare Welt. Diese Welt ist für uns Menschen mit unseren üblichen Messinstrumenten nicht zugänglich. In ihr wirken Dämonen, unsichtbare Finsternismächte, die in unsere Welt eingreifen.
Paulus beschreibt hier keine veralteten Vorstellungen, sondern offenbart eine Realität, ohne die wir die Grausamkeit dieser Welt nicht richtig verstehen könnten. Die Welt ohne die Existenz des Teufels zu begreifen, ist viel weniger plausibel und nachvollziehbar als wenn man von seiner Existenz ausgeht.
Einige Kapitel später, in Epheser 6, Vers 11, spricht Paulus davon, dass wir bestehen sollen gegen die listigen Anschläge des Teufels. Die Person, um die es auch in unserem Predigttext heute Morgen geht, wird also auch im Epheserbrief genannt.
Man kann noch mehr sagen: Der Text, den wir heute betrachten, ist nicht nur eine Schlüsselszene aus der Geschichte, sondern zugleich eine Fallstudie. An diesem Text erkennen wir bestimmte Prinzipien, nach denen der Teufel bis heute vorgeht. Diese Prinzipien sollten wir kennen, weil auch wir davon betroffen sein könnten und uns darauf einstellen müssen.
Die Herausforderung des Themas Teufel in der heutigen Zeit
Damit berühren wir heute Morgen in unserer Predigt natürlich ein Tabuthema. Für viele Zeitgenossen ist das Thema Teufel etwas, womit man seine Zeit nicht verschwenden sollte. Es ist ein Gegenstand, über den kein rationaler, aufgeklärter und intellektueller Mensch nachdenken sollte, so sagt man.
Wenn vom Teufel die Rede ist, winken viele Leute lässig ab und sagen: „Wir sind doch nicht im Mittelalter.“ Schon Goethe ließ seinen Mephisto bekanntermaßen sagen: „Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er sie beim Kragen hätte.“ Gerade das aber will der Teufel – dass man nicht an ihn glaubt, dass man nicht mit ihm rechnet. Dann hat er nämlich umso leichteres Spiel, uns zu täuschen.
Die Bibel jedoch redet an keiner Stelle an den heißen Themen vorbei. Sie redet nicht um den heißen Brei herum, sondern geht realistisch auf die Dinge zu. So eröffnet uns dieser Bibeltext, wenn man das so sagen darf, die Trittkiste des Teufels. Hier können wir das Handwerkszeug studieren, mit dem der Teufel versucht, Menschen zu zerstören und von Gott wegzuziehen.
Hier lernen wir die Taktik, mit der er gegen uns vorgeht – die Taktik des Teufels.
Lesung des biblischen Textes: 1. Mose 3,1-7
Und wir wollen diese Verse jetzt zunächst lesen: 1. Mose 3,1-7.
Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott, der Herr, gemacht hatte, und sprach zu dem Weibe – also „Weibe“ bedeutet in dieser Luther-Übersetzung immer einen sehr ehrfurchtsvollen, höflichen Begriff für die Frau – und sprach zu dem Weibe: „Ja, sollte Gott gesagt haben, ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?“
Da sprach das Weib zu der Schlange: „Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten, aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esst nicht davon, rührt sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet.“
Da sprach die Schlange zum Weibe: „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: An dem Tage, da ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“
Und das Weib sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Sie nahm von der Frucht, aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon, und er aß.
Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren. Sie flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.
Wir beten noch einmal: Allmächtiger Gott, nun bitten wir dich, dass du uns lehrst durch dein Wort und uns Klarheit gibst, zu erkennen, an welcher Stelle wir besonders aufpassen müssen. Wir bitten um deinen Segen. Amen!
Die erste Taktik des Teufels: Verstellung
Vier Schachzüge wendet der Teufel in dieser Gesprächssituation an. Der erste Schachzug seiner Technik lautet Verstellung. Wenn Sie mitschreiben wollen: erstens Verstellung. Der Teufel verstellt sich, und diese Taktik ist bis heute erfolgreich.
Man hat die Geschichte mit der Schlange nicht weiter ernst genommen und in den Bereich der Fabel verwiesen. Auch Eva nahm die Schlange nicht ernst. Sie dachte natürlich nicht an ein Märchen, weil sie das Tier mit eigenen Augen vor sich sehen konnte. Hier steht aber: „Die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der Herr gemacht hat“ und sprach zu dem Weibe. Eva sah dieses Tier, aber sah sie wirklich, was dahintersteckte? Offenkundig nicht.
Wenn wir an eine Schlange denken, dann gehen wir immer von einem zischenden Biest aus, das offenbar gefährlich über den Boden zischt und kriecht. So ist es dann auch später gekommen, wie Sie in 1. Mose 3, Vers 14 nachlesen können. Dort sagt Gott zu der Schlange: „Weil du das getan hast, seist du verflucht, verstoßen aus dem Vieh, auf allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang.“ So ist es dann gekommen.
Interessanterweise gibt es im Skelett der Schlange – darauf haben Biologen hingewiesen – Hinweise darauf, dass dieses Tier früher möglicherweise mal aufrecht gegangen ist. Ein ganz interessanter anatomischer Hinweis.
Angenommen, bitte versuchen Sie das mal zu denken: Angenommen, der Teufel ist eine wirkliche, personale Macht. Jesus hat das gesagt. Warum sollte der Teufel dann nicht in der Lage sein, durch ein Tier zu sprechen? Das ist typisch für den Teufel, dass er Gottes Schöpfung missbraucht. Er kann selber ja nichts Kreatives hervorbringen. Er kann immer nur das missbrauchen, was Gott gemacht hat.
Im Neuen Testament ist es dann häufiger so, dass böse Mächte von Menschen Besitz ergreifen und durch diese Menschen sprechen. Das gibt es bis heute. Ein Mensch wird wie von einer finsteren Macht getrieben, sagt Dinge und tut Dinge, ja auch Laute hervorbringt, von denen er genau weiß: Das bin nicht ich selbst. Aber er kann sich nicht dagegen wehren. Es ist wie ein Zwang.
Man kann das auch nicht dadurch verharmlosen, dass man sagt: Ja, heute wissen wir das besser, heute wissen wir, das sind irgendwelche Psychosen. Damals haben sie das eben noch nicht diagnostisch erkannt, und deswegen sprachen sie von Besessenheit. Hier müssen wir sehr genau unterscheiden.
Natürlich gibt es Schizophrenie, die einhergeht mit Halluzinationen, dass jemand Stimmen hört oder mit bestimmten Wahnvorstellungen. Das ist ein Krankheitsbild, das ist richtig. Manche Phänomene der Schizophrenie sind auf den ersten Blick ähnlich gewissen Phänomenen, die man auch in okkulten und spiritistischen Zusammenhängen findet. Auch das stimmt.
Aber häufig sind auch Menschen betroffen, von denen niemand behaupten würde, dass sie schizophren seien. Viele geben das auch sehr offen zu, dass sie hier von anderen Geistesmächten letztlich beeinflusst werden.
Beispiele für die Realität okkulter Phänomene
Ich möchte nur zwei prominente Beispiele nennen und diese anhand der jeweiligen Personen belegen.
Das erste Beispiel ist ein Mann, dessen Name in letzter Zeit wieder häufiger genannt wurde, weil er auch in enger Verbindung mit Sigmund Freud stand. Anlässlich seines 150. Geburtstags, den wir zwar nicht gefeiert, aber doch bedacht haben, meine ich C. G. Jung.
C. G. Jung beschäftigte sich sein ganzes Leben lang mit Parapsychologie und Okkultismus. Das lässt sich in den Quellen nachweisen. Er schreibt einmal, dass er die damals verfügbare Literatur über Spiritismus umfassend studierte. Später verfasste er sogar eine Dissertation über spiritistische Experimente, die er selbst zusammen mit seiner Cousine durchführte – all das können Sie in den Quellen nachlesen.
Er sagt, alle seine Schriften seien sozusagen Aufträge von innen her gewesen, entstanden unter einem schicksalhaften Zwang. „Was ich schrieb, hat mich von innen überfallen. Der Geist, der mich bewegte, den ließ ich zu Wort kommen.“ An anderer Stelle heißt es wörtlich: „Es war ein Dämon in mir, und der war in letzter Linie ausschlaggebend.“
C. G. Jung meint das nicht in einem metaphorischen oder bildlichen Sinn, also dass eine Geistesmacht über ihn kam. Nein, er meint das wörtlich so, wie er es sagt.
Er berichtet außerdem über ein Ereignis aus dem Jahr 1916: „Ich verspürte einen Drang zur Gestaltung, ich wurde sozusagen von innen her gezwungen.“ So kamen dann die Septem Sermones ad mortuos, also die sieben Reden an die Toten, zustande. Er sagt: „Es begann damit, dass eine Unruhe in mir war. Es war eine seltsame, geladene Atmosphäre um mich herum, und ich hatte das Gefühl, als sei die Luft erfüllt von gespenstischen Wesenheiten. Dann fing es an, im Hause zu spuken. Die Luft war dick, da wusste ich, jetzt muss etwas geschehen. Das ganze Haus war angefüllt, wie von einer Volksmenge, dicht voll von Geistern. Dann fing es an, aus mir herauszufließen, und in drei Abenden war die Sache geschrieben.“
So bilden die Septem Sermones eine Art Vorspiel zu dem, was Jung der Welt über das Unbewusste mitzuteilen hatte: eine Art Ordnungsschema und Deutung der Inhalte des Unbewussten. Jungs berühmte Lehre über das kollektive Unbewusste verdankt sich laut seiner eigenen Aussage also okkulten Einflüssen.
Ein anderes Beispiel für die Realität okkulter Phänomene hat Michael Ende uns gegeben, der berühmte Autor der Kinderbücher „Die unendliche Geschichte“ und „Momo“. Er berichtete in einem Interview im Jahr 1986, wie ein seltsames Wesen, das in einem Olivenbaum in der Nähe seines Hauses saß, ihn bei der Arbeit an „Die unendliche Geschichte“ und „Momo“ beigestanden habe.
Er fügte hinzu: Zu dieser Zeit wohnte in meinem Haus in Rom eine junge Malerin, die eine schwere Krebsoperation hinter sich hatte. Sie schlief in dem Zimmer, das vorher mein Arbeitszimmer war und vor jenem Olivenbaum liegt. Sie wusste nichts von meiner Beziehung zu diesen Dryaden, also zu diesen seltsamen Wesen.
Bei meinem letzten Besuch erzählte sie mir, dass aus jenem Baum ein Wesen, halb Mensch, halb Tier, zu ihr gekommen sei, als sie völlig verzweifelt war. Es habe sie getröstet und beruhigt und gesagt: „Du brauchst keine Angst mehr, es wird alles gut.“
Bei ihrem nächsten Klinikaufenthalt fanden die Ärzte zu ihrem freudigen Erstaunen und entgegen aller Erwartungen keinen Grund mehr für eine neue Operation. Sie ist geheilt und arbeitet seitdem mit Lust und Liebe.
An anderer Stelle in diesem Interview sagt Michael Ende: „Der Selbständige und Mutige kann vom Teufel allerhand lernen, denn der Teufel selbst ist, wie schon Mephisto sagt, alt und weiß viel.“ Zitat Ende.
Ich denke, das sind zwei unverdächtige Zeugen, die deutlich machen, dass es bestimmte Phänomene heute genauso gibt und dass viele Menschen sie trotzdem nicht wahrnehmen. In der ganzen Diskussion über C. G. Jung wird dieser Aspekt völlig unterschlagen, obwohl die Quellen eindeutig zutage liegen.
Die Schlange als Symbol für Verstellung und Täuschung
Eva sieht die Schlange zunächst nur als ein geschmeidiges, ästhetisches Tier. In diesem ersten Satz wird die Schlange sogar positiv beschrieben. Wenn es heißt, die Schlange war listig, dann lesen wir oft sofort mit, was wir sonst noch über die Schlange wissen. Doch das hebräische Wort hier bedeutet einfach erst einmal klug – sie war klug.
Und genau das missbraucht der Teufel. Eva hätte ganz anders reagiert, wenn der Teufel sich persönlich mit Donnergrollen, Gruselgesicht und dicken Hörnern vorgestellt hätte. Nach dem Motto: „Gestatten, ich bin der Teufel, ich will dich von Gott wegziehen.“ Dann wäre sie ihm bestimmt nicht auf den Leim gegangen.
Aber der Teufel arbeitet mit Verstellung, und das ist der erste Schritt in seiner Taktik. Das ist seine einzige Chance. Schon Jesus hat es gesagt in Johannes 8,44: „Seid wachsam, der Teufel ist der Lügner.“ Jesus nennt ihn den Lügner von Anfang an.
Und wie sich die Zeiten ändern, so ändert sich auch die Verstellungstaktik des Teufels. Der Literaturwissenschaftler C. S. Lewis hat das in seinen berühmten Screwtape Letters beschrieben. In diesen fiktiven Briefen schreibt ein älterer Teufel an einen seiner Mitarbeiter, einen Unterteufel. Er gibt ihm die Aufgabe, sich zu verstellen, damit die Menschen nicht an seine Existenz glauben.
Dort heißt es in der Anweisung: „Ich nehme nicht an“, schreibt der Oberteufel an den Unterteufel, „dass du Schwierigkeiten hast, deinen Patienten über deine Existenz im Dunkeln zu halten. Die Tatsache, dass die Teufel in der Vorstellung der modernen Menschen lächerliche Figuren sind, wird dir sehr nützlich sein. Sollte sich je die leiseste Vermutung über deine Existenz im Herzen deines Patienten regen, dann zeige ihm im Geist das Bild von etwas in eng anliegendem roten Anzug. Und überzeuge ihn davon, dass er, zumal an dieses rot gekleidete Wesen, nicht glauben kann. Er vermag auch ganz einfach nicht, an deine Existenz zu glauben.“
Das ist die Verstellungstaktik des Teufels – die moderne Spielart der Verstellung. Der Teufel lässt uns glauben, dass es keinen Teufel gibt. Damals hat er sich eben hinter ein Tier gesteckt.
Die zweite Taktik des Teufels: Verwirrung durch falsche Zitate
Aber der Teufel verstellt sich nicht nur, was seine Person angeht, sondern auch im Hinblick auf seine Absichten.
„Eber sage Gott ab, verfluche ihn, wirf dein Gottvertrauen über Bord“, hätte er das mal gesagt. Hatte er aber nicht. Im Originalton klingt das ganz anders. Ja, sollte Gott gesagt haben, ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten – der Teufel beginnt mit einer theologischen Diskussion.
Wir haben das vorhin in der Lesung von Bruder Nordzig gehört, als der Teufel Jesus in der Wüste angreift. Da zitiert er sogar die Bibel. Und so tut er hier, als würde er mit Eva einfach über ein religiöses Thema verhandeln wollen. Er fragt sich vorsichtig heran: „Ja, sollte Gott gesagt haben, hast du da nicht vielleicht was missverstanden? Kann das denn sein, dass Gott so streng ist und ein Verbot hier aufstellt?“
Und jetzt sehen Sie mal hin, was diese Frage auslöst: Der Teufel sät einen leisen Zweifel. Er lenkt Evas Gedanken, Evas Herz vorsichtig in Richtung Misstrauen. Und seitdem gehört der Zweifel zur Grundausstattung des Menschen dazu. Das ist der erste Erfolg, den der Teufel landet. Er sät einen leisen Zweifel, die Verstellung klappt, er stellt sich freundlich und harmlos dar, die kleine Spritze wirkt.
So mündet der erste Schachzug, die Verstellung, in einen zweiten Schachzug: Verwirrung. Jesus hat diese Taktik des Teufels plastisch beschrieben. In Lukas 22,31 sagt Jesus mal zu Petrus: „Der Teufel will euch sieben wie den Weizen.“ Das ist Verwirrung. Er will euch durchschütteln, wie man Getreide durchschüttelt. Er will eure Gedanken verwirren, eure Gefühle durcheinanderbringen.
Er ist der große Diabolos, wie es im Griechischen heißt, also der Durcheinanderwerfer. Und genauso macht er es hier mit Eva. Eigentlich nur ein kleiner Trick.
Der Teufel wendet eine Technik an, die wir manchmal im Wahlkampf auch studieren können. Er zitiert falsch. Natürlich hatte Gott nicht gesagt, wie er das hier behauptet: „Alle Früchte sind euch verboten.“ Sondern was hatte Gott gesagt? Das kann man ja im Kapitel vorher nachlesen, 1. Mose 2,16-17. Da sagt Gott: „Du darfst essen von allen Bäumen im Garten. Nur von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen, denn an dem Tage, da du von ihm essest, musst du des Todes sterben.“ So stand es im Original.
Und jetzt vergleichen Sie mal, was der Teufel daraus macht: „Sollte Gott gesagt haben, ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?“ Gott hatte genau das Gegenteil gesagt. Er hat gesagt, ihr sollt essen von allen Bäumen im Garten, nur eben von dem einen nicht.
Und diese Methode funktioniert. Der Teufel stiftet Verwirrung, indem er Gottes Wort einfach falsch zitiert. Und indem er Gott hinstellt als den großen Spielverderber des Lebens. Bis heute lässt der Teufel die Leute glauben: Wenn du Christ wirst, dann werden alle Freuden deines Lebens gestrichen.
Wie viele Zeitgenossen lehnen Gott ab, weil sie abenteuerliche Vorstellungen vom Willen Gottes und von den Aussagen der Bibel haben. Der Teufel lässt die Leute glauben, die Bibel sei frauenfeindlich, unwissenschaftlich, völlig unverständlich, historisch unzuverlässig, veraltet und was auch immer.
Uns wird das nicht von einer Schlange gesagt. Manchmal benutzt der Teufel statt wohlaussehender Tiere auch wohlklingende Theologen. Die kommen dann im Mäntelchen des Experten daher und fragen uns: „Ach, du moderner Mensch, sollte Gott wirklich gesagt haben, dass es einen Teufel gibt? Das ist doch nur eine Erfindung.“
„Ach du lieber Leser, die Bibel ist doch ganz unglaubwürdig.“
„Sollte Gott wirklich gesagt haben, dass Ehebruch Sünde ist? Der will euch doch nur euer Vergnügen mies machen.“
„Sollte Gott wirklich so primitiv sein und uns vorschreiben, dass es nur einen einzigen Weg zur Rettung gibt, dass Jesus der einzige Weg zum Himmel sei? Das kann auch wohl nicht sein.“
„Sollte der ewige Gott denn so menschlich sein, dass er durch ein Buch mit Worten und Sätzen, schwarz auf weiß geschrieben, zu uns redet? Sollte er das nötig haben?“
„Sollte Gott es nötig haben, Wunder zu tun, um seine Macht zu beweisen?“
„Und sollte Gott gar so engstirnig sein? Bedenke doch, der unendlich große Gott, sollte er so engstirnig sein, uns an fest umrissene Gebote zu binden?“
Der Teufel stiftet Verwirrung: „Sollte Gott gesagt haben?“ Und wie reagieren wir auf diese Einflüsterung? Eber zeigt Wirkung. Die Verwirrungstaktik geht voll auf, auch wenn es zunächst noch so aussieht, als ob sie stark bliebe.
Schauen Sie mal: Sie verteidigt Gott sogar, aber der Pfeil sitzt trotzdem. Der Teufel wirft ihr praktisch den Ball zu, und Eva fängt diesen Ball willig auf: „Sollte Gott gesagt haben?“ Dieser Gedanke nistet sich ein und lässt die Frau nicht mehr los.
Denn sonst würde sie antworten: „So ein Unsinn! Was erzählst du hier? So ein Unsinn, Gott meint es gut mit uns, er hat uns so gut mit allem versorgt. Lass mich in Ruhe und hör auf, Gott hier in ein schiefes Licht zu rücken. Und im Übrigen hast du falsch zitiert.“
Nein, Eva ist schon verwirrt, und Eva zitiert selbst falsch. Sehen Sie hin, Vers 2 und 3: „Da sprach das Weib zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten, aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: ‚Esst nicht davon, rührt sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbt.‘“
Eva lässt etwas weg und fügt etwas hinzu. Zunächst hätte sie eigentlich sagen müssen: „Wir dürfen von allen Früchten der Bäume im Garten essen.“ Das sagt sie nicht. Das „alle“ lässt sie weg. Sie schmälert gewissermaßen Gottes Güte. Sie sagt einfach: „Wir essen hier von den Früchten der Bäume im Garten.“
Aber noch deutlicher ist, was sie hinzufügt. Sie erweitert Gottes Gebot. Gott hatte nur gesagt: „Esst nicht von diesen Früchten dieses einen Baumes.“ Und sie fügt noch prompt hinzu: „Esst nicht und berührt sie auch ja nicht.“ Hatte Gott gar nicht gesagt, fügt sie einfach hinzu.
Sie fängt schon an, hineingezogen in diesen seltsamen Dialog mit der Schlange, leicht und leise und kaum merklich das Wort Gottes selbst zu verändern. Der Teufel zitiert falsch, und prompt zitiert Eva auch falsch.
Damit hat der Teufel in ihrem Herzen schon einen Fuß in der Tür. Wenn er uns dazu bringen kann, dass wir Gottes Wort durch unsere eigenen Gedanken verändern, wenn er uns dazu bringen kann, dass wir nicht mehr genau hinsehen, was Gott wirklich gesagt hat in seinem Wort, dass wir es erweitern oder verkürzen, dann kommen wir ins Schleudern, und dann ist nicht mehr klar, was wirklich gilt.
Ich denke, Eva macht das nicht bewusst, bestimmt nicht. Aber es ist das schleichende Gift der Teufelsfrage, das zu wirken beginnt: „Sollte Gott gesagt haben?“
Sie lässt sich in diese Diskussion hineinziehen und flüchtet nicht zu Gott. Sie berät sich auch nicht mit Adam, was ihr auch nahegelegen hätte.
Umgang mit Zweifeln und Fragen an Gott
Aber was kann man tun, wenn diese Frage im eigenen Herzen aufkommt: Sollte Gott wirklich gesagt haben? Diese Frage wird uns nicht nur leise eingeflüstert, sondern in unserer Gesellschaft regelrecht in die Ohren geschrien. Was sollen wir dann tun?
Zunächst einmal ist es wichtig, sich der Gefahr bewusst zu werden, die in dieser Frage liegt. Wer sich darauf einlässt und Gott hinterfragt, betreibt nicht einfach nur ein bisschen Gedankenspielerei. Wer die Bibel bezweifelt, sitzt nicht mehr am grünen Diskussionstisch, sondern bewegt sich längst auf einem Minenfeld.
Es ist etwas anderes, wenn ein Mensch aufrichtige Fragen hat und die Wahrheit herausfinden möchte. Dazu ermutigt die Bibel ausdrücklich. Wir sollen ernst gemeinte Fragen stellen und alles daran setzen, die Wahrheit zu erkennen. Unsere Fragen, die aufkommen, sollen wir nicht einfach verdrängen, sondern klären.
Wenn Eva etwas zu Adam gesagt hätte, zum Beispiel: „Du, hör mal her, was mir hier eingeflüstert wurde. Stimmt das denn? Das kann doch nicht sein. Was sagen wir darauf?“, dann wäre das Ganze etwas anderes gewesen. Wir müssen Fragen – auch intellektuelle und existenzielle Fragen – mit Gottes Hilfe und vor der aufgeschlagenen Bibel klären.
Aber hier passiert etwas anderes: Es wird nicht ehrlich und aufrichtig eine Frage geklärt. Stattdessen gibt Eva dem Misstrauen nach, das sich langsam in ihr Herz einschleicht. Sie hinterfragt Gott selbst, zweifelt an ihm und merkt es nicht einmal. Sie überblickt nicht mehr, was geschieht.
Während man den Eindruck hat, der Teufel liegt schon auf der Lauer und hat gewissermaßen den Finger am Abzug, glaubt Eva immer noch, es handle sich um eine unverbindliche religiöse Unterhaltung. Deshalb trifft es sie völlig unvorbereitet, als der Teufel zum dritten Schlag, zum dritten Schachzug ausholt.
Die dritte Taktik des Teufels: Verleumdung Gottes Wort und Wesen
Stufe eins war die Verstellung, Stufe zwei die Verwirrung, und jetzt folgt Stufe drei: die Verleumdung.
In den Versen 4 und 5 spricht die Schlange zum Weib: „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß, an dem Tage, da ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“
Merken Sie? Aus der vorsichtigen Frage „Sollte Gott gesagt haben?“ wird hier eine freche Behauptung: „Gott hat gelogen.“ Die Schlange sagt: „Gott hat gelogen. Er hat gesagt, wenn ihr davon esst, werdet ihr sterben – aber das stimmt nicht. Ganz im Gegenteil!“
Ihr habt euch in das Licht führen lassen. Wacht endlich auf aus eurem Traum, dass Gott euch lieben würde. Glaubt das doch nicht!
Merken Sie, wie in diesen Worten der Teufel seine harmlose Maske endgültig ablegt. Er entpuppt sich hier erstmals als der Widersacher Gottes und treibt Eva in die offene Rebellion. Das ist der entscheidende Schritt: In Vers 4 und 5 heißt es, ihr werdet keineswegs des Todes sterben, Gott hat euch belogen, und Gott weiß, an dem Tag, an dem ihr davon esst, werdet ihr sein wie er.
Was macht der Teufel hier? Er verleumdet Gottes Wort in Vers 4: „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben.“ Es stimmt nicht, was Gott gesagt hat. Und er verleumdet Gottes Wesen in Vers 5: Gott meint es nicht gut mit euch. Gott hat allen Grund, euch kleinzuhalten, euch dumm zu halten. Er fürchtet um seine eigene Macht.
Ihr müsst endlich aus eurer Unmündigkeit aufwachen und aufbrechen – so wirkt das Gift der Verleumdung. Das erleben wir oft ganz analog im zwischenmenschlichen Bereich.
Nehmen Sie an, ein Chef hat einen guten Mitarbeiter, der zuverlässig und einsatzbereit ist. Dann flüstert jemand dem Chef zu: „Der strengt sich nur so an, weil er sich bei dir einschmeicheln will. Er will sich nur Vorteile verschaffen.“ Wenn der Chef dem Glauben schenkt, was wird die Folge sein? Er wird argwöhnisch werden. Er wird den Mitarbeiter plötzlich mit ganz anderen Augen sehen, alles auf die Goldwaage legen und fragen: „Ob der es wirklich so gut meint?“
Oder umgekehrt: Ein Unternehmer kümmert sich wirklich voller Verantwortung um seine Leute, fast wie ein Vater. Dann flüstert jemand den Angestellten zu: „Der ist doch ein Schlitzohr. Er macht das nur, um euch besser auszunutzen. Er missbraucht euch und spielt den freundlich Sozial Gesinnten.“
Wo dieser Zweifel fruchtbar wird, wo er auf ein offenes Ohr trifft, da wächst Misstrauen. Verleumdung führt zu Misstrauen, und das Ganze ist wie ein Teufelskreis. So arbeitet der Teufel hier: Er verleumdet Gottes Wort und Gottes Person.
Sehen Sie, das hängt immer eng zusammen: Wer Gottes Wort angreift, landet früher oder später auch dabei, Gott selbst anzugreifen.
Schauen wir uns diese beiden Lügen noch einmal kurz an.
Die erste Lüge heißt: Gott hat gelogen. „Ihr werdet sterben“, hat er gesagt, aber ihr werdet nicht sterben. So ernst ist Gott nun auch wieder nicht zu nehmen. Ob man ihm nun haarklein gehorcht oder nicht – darauf kommt es wirklich nicht an. Ihr nehmt Gott viel zu ernst.
Ein bisschen Religion ist ja in Ordnung. Gottes Gebote mögen ganz hilfreich sein, sofern man sie der heutigen Zeit ein wenig anpasst und an der einen oder anderen Stelle etwas ändert. Aber sie sind ja ganz hilfreich.
Und wenn du sündigst, so viel kann dir auch nicht passieren. Und was heißt hier überhaupt sündigen? Das ist ja Ansichtssache. Der eine ist eben etwas empfindlicher in seinem Gewissen als der andere.
Die Botschaft dieser Verse lautet: Es gibt Sünde ohne Reue. Du kannst machen, was du willst, und musst keine Angst vor den Folgen haben. Du musst Gott auch nicht unbedingt gehorchen. Du kannst ihn von seinem Thron herunterziehen. Du brauchst nur ein bisschen Mut, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein.
Das steckt hinter der ersten Lüge.
Die zweite Lüge ist dann der nächste Schritt: Du kannst nicht nur Gott vom Thron herunterziehen, du kannst dich sogar selbst auf den Thron setzen. Und genau das will Gott verhindern.
Eva, das will Gott verhindern, denn er weiß: Wenn du davon isst, wirst du ihm sehr, sehr ähnlich werden. Er ist kein lieber Gott, er will dich dumm halten, er will dich unterdrücken.
Wenn du jetzt reinbeißt in diese Frucht – wir wissen ja gar nicht, was für eine Frucht es war – wenn du jetzt zugreifst, dann werdet ihr sein wie Gott.
Göttin Eva und Gott Adam – eine seltsame Vorstellung.
Mit dieser Masche ist der Teufel bis heute relativ erfolgreich. Diese Melodie ist immer noch ein Hit: Du kannst Gott vom Thron herunterziehen und dich selbst auf den Thron setzen.
Das ist der tiefste Wunsch, den der Teufel für sich selbst hatte. Sein wie Gott – das war im Tiefsten der Wunsch des Teufels selbst. Das war der Grund für Lucifers Rebellion, seinen Hass gegen Gott und seinen elenden Drang, selbst bestimmen zu wollen und göttlich im Mittelpunkt zu stehen.
Sehen Sie, die Miniaturausgabe dieses Wunsches hat der Teufel damals in das Herz des Menschen gelegt: Setz dich selbst auf den Thron. Du kannst es selbst, du weißt es selbst. Du brauchst Gott nicht als deinen Herrn, höchstens als Helfer am Rande. Du kannst selbst entscheiden, du wirst selbst wissen, du machst es selbst.
Der Kult um das Selbst, der Kult um das Ich.
Der Teufel weiß, wie verliebt wir in dieses Wörtchen „selbst“ sind: Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung, Selbstgeltung und so weiter.
So fällt diese Verleumdungskampagne in Evas Herz auf fruchtbaren Boden: Gott lügt, die Bibel stimmt nicht, und Gott verdient kein Vertrauen.
Man fragt sich ja, warum Gott das mit dem Baum gemacht hat. Darüber werden wir an anderer Stelle noch ausführlicher reden. Aber ich will jetzt so viel sagen: Gott wollte, dass Adam und Eva Vertrauen lernen. Gott wollte, dass sie ihm gern gehorchen.
Gott wollte, dass sie zugeben: Gott ist Gott, und wir sind Menschen. Wir sind Geschöpfe, und er ist der Schöpfer. Wir sind Mitarbeiter, und er ist der Chef. Wir sind Kinder, und er ist der Vater.
Gott wollte, dass sie sich gern seiner Führung anvertrauen, dass sie ihre eigene geschöpfliche Grenze anerkennen und gern in seine Führung und die Geborgenheit einwilligen, die er uns damit schenkt – und in den Glanz, den er unserem Leben dadurch verleiht.
Aber Eva will ihr Glück selbst in die Hand nehmen. Darum fällt sie schließlich dem Teufel wie eine reife Frucht in die Hände.
Und von Adam gar nicht zu reden. Merken Sie, der kommt die ganze Zeit nicht vor, als ob er stumm oder blind wäre. Er greift nicht ein, er packt nicht zu, er wird nicht wach – er trottet einfach nur dämlich hinterher.
Die vierte Taktik des Teufels: Vereinnahmung und vollständige Kontrolle
Und jetzt kommt der vierte und letzte Schachzug des Teufels. Nachdem sie begonnen hat, die teuflische Verleumdung zu glauben, nachdem der Teufel so etwas wie einen Brückenkopf in ihrem Herzen aufgebaut hat, ergibt sich der letzte Schritt des Teufels fast von selbst.
Nach der Verstellung, der Verwirrung und der Verleumdung folgt am Ende die Vereinnahmung. Diese sehen wir in Vers 6: „Und das Weib sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon, und er aß.“
Das ist einfach. Eva war innerlich schon angefressen, sie hatte Gott bereits misstraut. Jetzt fällt sie dem Widersacher wie eine reife Frucht in die Hände. Zuerst hatte der Brückenkopf des Teufels in ihrem Herzen Bestand, dann hatte er gewissermaßen über diese verbotene Frucht Eingang in ihre Mundhöhle gefunden.
Hier muss die Schlange schon gar nichts mehr sagen. Ihre Arbeit ist eigentlich getan, sie kann sich zurückziehen. Den Rest macht Eva ganz allein, sie selbst. Sie tut, was der Teufel will.
Das ist ähnlich wie bei einem Fisch, der einmal angebissen hat an der Angel. Wenn er erst einmal dran ist und sich weiter bewegt, dreht er sich immer tiefer selbst hinein. So ähnlich ist es mit Eva. In dem Augenblick, in dem unser Herz von Gott weg ist, hat der Teufel leichtes Spiel mit uns.
Jetzt wird die Frau mit Haut und Haaren vereinnahmt – von wegen Selbstbestimmung. Mit allem, was zu ihr gehört, läuft sie in der Bahn, die der Teufel ihr vorgezeichnet hat.
Da ist einmal ihr Körper beteiligt: „Und das Weib sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre.“ Dann ihre Augen, ihr ästhetisches Empfinden: „Und sie sah, dass er schön anzusehen wäre.“ Sie will die Frucht essen und genießt sie mit ihrem Sinn für Ästhetik. Schließlich ist auch ihr Intellekt beteiligt, denn die Frucht machte klug.
Also geht es um Klugheit, um das Denken, um die Lust der Augen, um die Ästhetik und um das Essen – also um ganz normale körperliche und physische Bedürfnisse.
Die ganze Eva, mit allem, was sie ausmacht – ihrem Denken, ihrem Empfinden, ihrem Leben, ihrem Hunger und allem, was dazugehört – ist hier im Einsatz.
Sie ist fasziniert. Vorher hatte sie sich vor der Sünde gefürchtet, jetzt ist sie davon fasziniert. Sie steht vor dieser Frucht wie Kinder vor dem Weihnachtsbaum.
Und noch immer deckt der Teufel seine Karten nicht auf, denn er will ja vereinnahmen.
Über die vereinnahmte Eva wird auch Adam gleich mit einkassiert. Die Schlange ist längst verschwunden, doch sie hat Eva so total unter Kontrolle, dass Eva jetzt wie ferngesteuert zum verlängerten Arm des Teufels wird.
Denn Eva gibt Adam diese im wahrsten Sinne des Wortes teuflische Frucht. Und was macht Adam? Wir lesen nicht, dass er zögert, nicht, dass er diskutiert oder sich sträubt. Hier stehen nur die drei blamablen Worte: „Und er aß.“ Im hebräischen Grundtext sind es sogar noch weniger Worte. Das ist alles.
Welche grausame Lüge hatte der Teufel Eva eingeflüstert? „Ihr werdet Götter sein“, hatte er versprochen. Tatsächlich wurden beide willfährige Werkzeuge in der Hand Satans, vereinnahmte Menschen.
Aus Menschen, die Gott in besondere Aufgaben einsetzen wollte, aus Menschen, die Gott als seine Ebenbilder geschaffen hatte und mit denen er in enger, vertrauensvoller Gemeinschaft leben wollte, wurden nun entblößte Kreaturen.
Sie wurden verunsichert, verloren ihre Unbefangenheit und Unschuld voreinander und schämten sich plötzlich voreinander. Sie flüchteten und versteckten sich vor Gott.
Ihnen beiden wurden die Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren. Das war bis dahin überhaupt kein Problem gewesen. Nun flochten sie Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.
Von da an sind sie auf der Flucht. Wo alles gelaufen ist, merken sie, dass das Teufelsversprechen eine Lüge war.
Aus Faszination wird Ernüchterung und Entsetzen.
Sie wissen, wie es weiterging: Es folgt Schlag auf Schlag die Angst, der Hass, die Schmerzen, die Mühsal, der Tod taucht am Horizont auf, die Schwierigkeiten der Geburt, die Mühe der Arbeit.
Alles ist kaputtgemacht. Einer ihrer Söhne, Kain, wird zum Brudermörder.
Einmal ist das Gift in die Welt gekommen – und dann hat es alles vergiftet.
Die Folgen des Sündenfalls und die Taktik des Teufels zusammengefasst
Der Apostel Paulus wird dann viel später im Römerbrief, Kapitel 5, Vers 12 schreiben:
„Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und der Tod durch die Sünde. Und so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben.“
Mit einem Menschen hat alles begonnen. Danach wurden alle in diesen Abfall hineingezogen, alle in den Aufstand gegen Gott.
Heute haben wir die Taktik des Teufels in vier Stationen beschrieben. Wir haben gesehen, wie Eva sich darauf einließ.
Der Teufel verstellt sich, verwirrt uns, verleumdet Gott und vereinnahmt schließlich den Menschen.
Seit diesem Bruch damals ist nichts mehr so, wie es vorher war.
Wie können wir uns wehren? Praktische Hinweise
Aber trotzdem gibt es eine Chance für uns. Die Frage ist: Wie können wir uns wehren? Wie können wir uns gegen diese Attacken schützen, denen wir als Christen ausgesetzt sind? Was können wir tun?
Dazu zwei praktische Hinweise zum Schluss.
Was hat Jesus gemacht? Als der Teufel ihn angriff und ihn von seinem Weg abbringen wollte, wehrte sich der Herr Jesus dreimal mit den Worten „Es steht geschrieben.“ Er hat den Teufel mit der Bibel zurückgeschlagen.
Genauso wird Paulus das in Epheser 6 sagen, wohin wir demnächst noch kommen werden, so Gott will. Paulus fordert uns auf, gegen die Angriffe des Teufels das Schwert des Geistes zu verwenden. Dieses Schwert ist das Wort Gottes.
Darum, liebe Gemeinde, ist es so lebensnotwendig, dass wir unsere Bibel kennenlernen. Wir sollen wirklich eine bibellesende und mit der Bibel lebende Gemeinde sein. Wir müssen mit den einzelnen Aussagen des Wortes Gottes vertrauter werden.
Wir sollten unseren Blick durch die Bibel schärfen lassen, auch für die aktuellen Herausforderungen des Zeitgeistes. Wir sollen uns durch Gottes Wort leiten und stärken lassen. So erkennen wir, wo der Teufel uns auflaufen lassen will, wo wir schiefliegen, wo wir uns getäuscht haben oder wo wir irgendwelchen Propagandalügen aufgesessen sind.
Es ist wichtig, dass wir lernen, die Bibel zu verstehen, ihr zu gehorchen und mit ihr zu leben. Deshalb ist es uns so wichtig, die Bibel im Mittelpunkt zu haben – im Gottesdienst und natürlich in der Bibelstunde.
Das ist das Erste: Gottes Wort ist der größte Schutz, den wir haben und den wir Tag für Tag anwenden sollen.
Zweiter praktischer Hinweis: Widerstand durch Unterwerfung unter Gott
Und dann ein zweiter praktischer Hinweis: Wenn jemand sagt, gut, ich will das lernen, ich will die Bibel noch besser kennenlernen, aber ich fühle mich manchmal noch so hilflos – die Bibel gibt uns noch eine weitere Antwort.
Im Jakobusbrief Kapitel 4, Vers 7 sagt uns Gott: „Widersteht dem Teufel, dann flieht er von euch.“ Widersteht dem Teufel, dann flieht er von euch. Und wir fragen uns, wie das gehen soll. Woher soll ich die Kraft nehmen? Auch dafür gibt es eine Lösung.
Denn dieser Satz „Widersteht dem Teufel“ ist eingerahmt von zwei anderen Sätzen. Vor diesem Satz, in Jakobus 4,7, steht: „Unterwerft euch Gott.“ Dann folgt der Satz: „Widersteht dem Teufel, dann flieht er von euch.“ Und danach steht noch einmal: „Naht euch zu Gott, rückt nahe an Gott heran, dann naht er sich zu euch.“
Verstehen Sie, das ist die eigentliche Anweisung. Wir sollen nicht fixiert sein auf den Teufel. Wir sollen nicht ein Gespräch mit dem Teufel führen. Wir sollen nicht ständig das Thema Okkultismus und Spiritismus behandeln und hinter jedem Busch den Teufel vermuten. Vielmehr geschieht dieses Widerstehen vor allem dadurch, dass wir uns Gott unterwerfen, dass wir uns ihm nahen.
Wir sollen sagen: Herr, bewahre mich! Herr, gib mir einen wachen Verstand, damit ich die Herausforderung erkenne! Herr, ich flüchte mich in deine Gegenwart und baue mich auf deinen Schutz und deine Führung.
Es gibt keine neutrale Zone nach dem Motto: Auf der einen Seite Gott, auf der anderen Seite der Teufel, und dazwischen irgendwo wir. Nein, wir gehören entweder dem einen oder dem anderen.
Darum sagt die Bibel: „Unterwerft euch Gott, flüchtet euch immer wieder zu ihm hin und liefert euch dieser einen Macht aus, die den Teufel besiegt hat.“
Die Überwindung des Teufels durch Christus
Darum ist es so großartig, dass die Bibel immer wieder fröhlich und siegesgewiss ausruft, dass Jesus der Herr ist.
Zum Beispiel heißt es in 1. Johannes 3,8: „Dazu ist der Sohn Gottes offenbart worden, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ Oder in 1. Johannes 4,4 schreibt Johannes zu den Christen: „Ihr seid aus Gott Kinder und habt die Welt überwunden, denn der, der in euch ist, nämlich Jesus, ist größer als der, der in der Welt ist.“
Der, der in euch ist, ist größer als der, der in der Welt ist.
Paulus schreibt in Kolosser 2,15, dass Christus die Mächte der Finsternis völlig entwaffnet hat. Er hat sie gewissermaßen bloßgestellt und einen Triumphzug aus ihnen gemacht.
Im Hintergrund steht die Sitte, von der ich schon einmal erzählt habe: Wenn Imperatoren oder Generäle nach Hause kamen, nach einer siegreichen Schlacht, dann ließen sie die gefangenen Feinde auf offenen Wagen in Käfigen durch die Stadt fahren. Die jubelnde Menge rief ihnen zu: „Wir haben gesiegt!“ So machten sie einen Triumphzug aus den besiegten Feinden.
Dieses Bild greift Paulus in Kolosser 2,15 auf und sagt: Das hat Jesus gemacht. Er hat die Mächte entwaffnet, sie bloßgestellt und einen Triumphzug aus ihnen gemacht.
Das geschah dadurch, dass er am Kreuz das Rückgrat des Teufels gebrochen hat, indem er für unsere Schuld starb. Am Ostermorgen besiegte und überwand er die letzte Waffe des Teufels, den Tod, durch seine Auferstehung.
Er ist unsere Zuflucht.
Abschluss: Die Rettung durch Jesus Christus
Und das möchte ich zum Schluss sagen, schon hier in diesem dritten Kapitel, 1. Mose 3, wenn alles zu zerbrechen scheint, deutet Gott an, dass Jesus kommen wird.
Schon in 1. Mose 3 steht dieser großartige Hinweis, dass er einen senden wird. Ein Same der Frau wird kommen und der Schlange den Kopf zertreten.
Genau das hat Jesus getan. Er wurde von einer Frau geboren, wurde Mensch und kam in diese Welt. Er hat der Schlange den Kopf zertreten und die Macht des Satans für immer besiegt.
Darum ist er unsere Rettung und unsere Zuflucht. Deshalb können wir uns auf ihn verlassen, dass er uns sicher durch unser Leben führt.
Wer zu Jesus gehört, braucht sich vor der Taktik des Teufels nicht mehr zu fürchten. Amen.