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Jesus bewirkt echte und tiefe Liebe

Erfreuliche Aussichten für mich und für alle!, Teil 4/4, Epheser 3,17-21

Jesus bewirkt echte und tiefe Liebe

Reihe: Erfreuliche Aussichten für mich und für alle! (4/4)

Epheser-Brief 3,17-21

Einleitende Gedanken

Jetzt sind wir bereits wieder am Ende dieser Predigtreihe angekommen. Gleichzeitig sind diese Verse im Epheser-Brief, mit denen wir uns heute beschäftigen werden, die letzten Verse des ersten grossen Gedankenganges von Paulus, der im ersten Kapitel begonnen hat. Der Abschnitt, den wir heute anschauen, ist eine besondere Herausforderung. Das erkennt man schon bei den verschiedenen Bibelübersetzungen, denn dieser Abschnitt scheint auch für die Übersetzer nicht ganz einfach zu sein. Nun bin ich dankbar, dass ich euch aus diesem Abschnitt einige interessante und hoffentlich hilfreiche Gedanken mitgeben kann. Beginnen wir also mit dem ersten Punkt.

Verwurzelt in Christus

Eigentlich sind wir der Meinung, dass Jesus durch den Heiligen Geist in uns wohnt, wenn wir wiedergeboren sind. Was ja auch tatsächlich so ist! Deshalb würden wir von Paulus erwarten, dass er die Christen mit dieser Tatsache bestätigen und ermutigen würde. Doch Paulus betet ganz unerwartet so: „Ich bitte, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne.“ Eph.3,17. Das ist für unser Denken schon verwunderlich, denn wir betrachten den Glauben und die Errettung unbewusst als unseren persönlichen Besitz, der keiner Gefahr ausgesetzt ist. Paulus dachte aber nicht so. Für ihn ist der Glaube eine Lebensweise. Eigentlich müsste man Glaube mit Vertrauen übersetzen. „Ich bitte, dass Christus durch das Vertrauen in euren Herzen wohne.“ Eph.3,17. Paulus bittet darum, dass die Christen ihr Leben auf Christus ausrichten. Im christlichen Glauben geht es nicht um religiöse Rituale. Glaube ist viel lebendiger und dynamischer: Wir folgen Jesus nach und vertrauen ihm. Paulus will hier nicht in Frage stellen, ob der Heilige Geist in uns wohnt oder nicht. Er zeigt nur, wie wichtig es ist, dass wir Jesus vertrauen. Den Christen in Kolossä schrieb er ganz direkt, sie würden für ihr Leben als Christen auch ein Stück Verantwortung übernehmen müssen. Er schreibt: „Voraussetzung dafür, dass Gott Menschen aus uns macht, die makellos vor ihn treten können, ist, dass ihr euer Leben auch weiterhin fest und unerschütterlich auf das Fundament des Glaubens gründet und euch durch nichts von der Hoffnung abbringen lasst, die Gott euch mit dem Evangelium gegeben hat.“ Kol.1,23. Vielleicht kann uns eine Pflanze helfen, das zu verstehen. Mit der Bekehrung bekommen wir eine wunderschöne Pflanze. Sie entwickelt sich ohne unser Zutun. Unsere einzige Aufgabe ist, der Pflanze regelmässig Wasser zu geben, ansonsten wird sie verdorren. Paulus bittet also für die Epheser, dass sie Jesus treu bleiben und sie sich nicht von ihm abwenden. Er verstärkt diese Bitte mit einem Bild: „Ich bitte, dass ihr in der Liebe verwurzelt und gegründet seid.“ Eph.3,17. „Verwurzelt“ ist ein Wort aus dem Gartenbau und „gegründet“ ein Wort aus der Architektur. Damit will Paulus nochmals unterstreichen, wie wichtig es ist, dass wir unser Leben am richtigen Ort verankern. Wir sollen in der Liebe verwurzelt und gegründet sein. Aber – wie sollen wir das verstehen? Wie kann man in der Liebe verwurzelt sein? Das klingt doch irgendwie schwammig, fast etwas kitschig. Mit dem Wort „Liebe“ verbinden wir meist besondere Gefühle, Bilder, Einstellungen und Vorstellungen. Es wäre interessant unsere Assoziationen zusammenzutragen, die dieses Wort bei uns auslöst. Eines ist klar. Liebe ist für uns nicht wirklich fassbar. Aber wie soll ich in etwas verwurzelt und gegründet sein, das nicht wirklich fassbar ist? Zum Glück hat Paulus eine konkrete Vorstellung von der Liebe, von der er hier schreibt. Lesen wir den ganzen Vers, dann fällt uns das auf: „Ich bitte, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe verwurzelt und gegründet seid.“ Eph.3,17. Die Liebe steht synonym zu Christus. Paulus beschreibt mit der Liebe keine Gefühle sondern eine Person: Jesus Christus. Johannes schrieb einmal: „Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ 1.Joh.4,16. In der Liebe verwurzelt und gegründet sein, bedeutet nichts anderes als mit Jesus verbunden zu bleiben, ihm ganz und gar zu vertrauen. Jesus vertrauen bedeutet, dass wir auf ihn hören und das, was wir verstanden haben auch tun. So sagte Jesus einmal: „Wer sich an meine Gebote hält und sie befolgt, der liebt mich wirklich. Und wer mich liebt, den wird mein Vater lieben; und auch ich werde ihn lieben und mich ihm zu erkennen geben.“ Joh.14,21. Wer Jesus vertraut, der ist in der Liebe verwurzelt und gegründet. Paulus musste schon oft erleben, wie sich Christen von Jesus abgewandt haben. Eine grosse Enttäuschung waren für ihn die Galater. Erschüttert schrieb er ihnen: „Ich wundere mich, wie schnell ihr euch von dem abwendet, der euch zum Glauben gerufen hat! Durch Christus hat er euch seine Gnade erwiesen, und ihr kehrt ihm den Rücken und wendet euch einem anderen Evangelium zu.“ Gal.1,6. Deshalb betet Paulus für die Christen, dass sie sich nicht von Jesus abwenden, sondern ihm unerschütterlich vertrauen. Die Christen in Kolossä forderte er unverblümt dazu auf, bei Jesus zu bleiben: „Seid in ihm verwurzelt, baut euer Leben auf Jesus auf. Bleibt im Glauben fest und lasst euch nicht von dem abbringen, was euch gelehrt worden ist. Für das, was Gott euch geschenkt hat, könnt ihr ihm nicht genug danken!“ Kolosser 2,7

Erkenne die grossartige Liebe

Durch diese Verwurzelung in Jesus vertieft sich das Verständnis für den Heilsplan Gottes. „So könnt ihr mit allen Heiligen begreifen, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist.“ Eph.3,18. Übrigens ist hier wieder auffällig, dass Paulus nicht über einen einzelnen Gläubigen spricht, sondern über die Gemeinschaft der Gläubigen. Er spricht über die Gemeinde, die in diese Erkenntnis hineinwächst. Mit allen Heiligen werden wir den Heilsplan und das Heilshandeln Gottes besser verstehen. Wenn wir Jesus vertrauen, werden wir die Breite, Länge, Höhe und Tiefe des Heilsplans ausloten können. Gottes Wille, sein Plan und seine Absichten werden wir immer besser verstehen. Den Christen in Rom schrieb Paulus: „Richtet euch nicht länger nach den Massstäben dieser Welt, sondern lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und beurteilen könnt, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob Gott Freude daran hat und ob es vollkommen ist.“ Röm.12,2. In der Hingabe an Jesus werden wir Gottes Plan und Absichten besser kennenlernen. Aber wir werden auch die Liebe Gottes besser verstehen können, wie Paulus weiterfährt: „Auch könnt ihr die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit der ganzen Gottesfülle.“ Eph.3,19. Wenn wir den Heilsplan Gottes in seiner Breite, Länge, Höhe und Tiefe ausloten können, werden wir über die grossartige Liebe Gottes staunen. Sie übertrifft unsere Vorstellungskraft. Wer diese Liebe erkennt, der wünscht von Gott keine Spezialbehandlungen mehr. Wir werden uns einfach darüber freuen, dass wir in den Genuss seiner Liebe gekommen sind. Diese Liebe fand ihren höchsten Ausdruck im Opfer seines Sohnes für uns. Johannes schreibt: „Gottes Liebe zu uns ist daran sichtbar geworden, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, um uns durch ihn das Leben zu geben.“ 1.Joh.4,9. Es gibt keine grössere Liebe, als sein Leben für andere zu opfern. Das Grossartige dieser Liebe ist, dass sie nicht auf einer Gegenleistung beruht. Wir sind gut, deshalb liebt uns Gott. Oder: Wir lieben Gott, deshalb liebt er uns – nein! „Das ist das Fundament der Liebe: nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühneopfer für unsere Sünden zu uns gesandt hat.“ 1.Joh.4,10. Gott liebte uns, als wir nicht liebenswürdig waren. Gott selbst machte uns durch das Opfer seines Sohnes liebenswürdig. Je besser wir den Plan Gottes verstehen und Jesus kennenlernen, desto stärker werden wir von der Liebe Gottes ergriffen sein. Es ist nicht so, dass uns Gott noch mehr lieben könnte, als er das schon getan hat und tut. Der Liebesbeweis Gottes liegt nicht in der Zukunft. Leider gibt es viele Christen, die von Gott immer neue Zeichen dafür wollen, dass er sie liebt. Ich sage nicht, dass Gott das nicht tun kann. Aber eines muss uns klar sein: Mehr Liebe als uns Gott durch die Erlösung von Jesus Christus geschenkt hat, gibt es nicht. Wie grossartig die Liebe Gottes ist erkennen wir im Rückblick auf das, was Gott bereits für uns getan hat. Je besser wir Gott und seinen Plan verstehen, desto reifere Christen werden wir. Paulus beschreibt das später im Epheserbrief folgendermassen: „Die Unterweisung im Glauben soll dazu führen, dass wir alle in unserem Glauben und in unserer Kenntnis von Gottes Sohn zur vollen Einheit gelangen und dass wir eine Reife erreichen, deren Massstab Christus selbst ist in seiner ganzen Fülle.“ Eph.4,13. Mir gefällt es sehr, dass Paulus hier deutlich macht, dass man als Christ erwachsen werden kann. Man bleibt hoffentlich nicht immer ein Baby. Luther übersetzt übrigens: …dass wir hingelangen zum vollendeten Mann. Das heisst, wir können zu reifen und erwachsenen Christen werden.

Immer, bis in alle Ewigkeit!

Nun schliesst Paulus seinen ersten grossen Gedankengang im Epheserbrief, der im ersten Kapitel begonnen hat, mit einem überschwänglichen Lob ab. Dieses Lob zeigt uns, wie erfüllt, begeistert und überwältigt er selber von Gott war. „Gott aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ Eph.3,20-21. Paulus ist fasziniert von der unvorstellbar grossen Kraft Gottes, die innerhalb der Gemeinde wirksam ist. Gottes Wirken in uns und in der Gemeinde ist grösser und beeindruckender, als wir uns das vorstellen können. Ich denke wir werden im Himmel einmal darüber staunen, wie Gott in dieser Welt und in der Kirche gewirkt hat. Doch auch wenn wir nur erahnen können, wie mächtig Gott wirkt, so können wir genug erahnen, um angemessen darauf zu reagieren: Wir geben Gott die Ehre! „Gott sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ Eph.3,21. Von Ewigkeit zu Ewigkeit soll Gott Ehre erwiesen werden. Nie darf das Lob Gottes beiseitegeschoben werden oder gar abbrechen, nicht in dieser Welt und schon gar nicht in der zukünftigen Welt. Gott kann man in vielfältiger Weise ehren. Eine wichtige Art Gott zu ehren ist Lob und Anbetung. Anbetung ist ein ausserordentlich wichtiger Teil unseres Gottesdienstes. Ich weiss, dass viele den Gottesdienst wegen den Predigten besuchen. Wenn wir einen Gottesdienst ohne Predigt feiern „nur“ mit Anbetung oder der Prediger passt uns nicht, dann überlegen wir uns vielleicht sogar zu Hause zu bleiben. Wenn das so ist, dann hätten wir etwas ganz Fundamentales nicht verstanden: Gott soll in der Gemeinde geehrt und gelobt werden. Es freut mich, dass wir Lobpreisteams haben, die die Anbetung immer gut vorbereiten. Ich freue mich über die Leute in der Tontechnik, die dafür sorgen, dass das Lob Gottes auch gut klingt. Wir wollen für Gott immer das Bestmögliche tun. Es geht schliesslich um die Ehre Gottes und da sollten wir unser Bestes geben. Alles soll zur Ehre Gottes geschehen. Im Psalm 150 werden wir eindrücklich dazu aufgerufen Gott zu loben: „Halleluja! Lobt Gott in seinem Heiligtum, lobt ihn im Himmelsgewölbe, das seine grosse Macht zeigt! Lobt ihn für seine gewaltigen Taten, lobt ihn, denn seine Grösse ist unermesslich! Lobt ihn mit Hörnerschall, lobt ihn mit Harfe und Zither! Lobt ihn mit Pauke und Reigentanz, lobt ihn mit Saiteninstrumenten und Flötenspiel! Lobt ihn mit hell tönenden Zimbeln, lobt ihn auch mit tief schallenden Zimbeln! Alles, was atmet, lobe den Herrn! Halleluja!“ Ps.150,1-6. Mit allem, was irgendwie Geräusche verursacht, selbst mit unserem Körper, sollen wir Gott loben.

Schlussgedanke

Zum Schluss möchte ich euch noch auf eine Besonderheit in unserem Text hinweisen, die uns oft nicht auffällt, weil wir alle Individualisten sind. Das ist kulturell bedingt. Doch das hat zur Folge, dass wir den Glauben an Jesus Christus hauptsächlich individualistisch verstehen. Schliesslich muss ich mich selber entscheiden, ob ich Jesus nachfolgen möchte oder nicht. Das stimmt natürlich. Doch wenn du dich entschlossen hast, Jesus nachzufolgen, dann bedeutet das auch, dass du automatisch zur Familie Gottes dazugehörst – zum Glück, etwas Besseres gibt es nicht. So wird aber dein individualistisches Leben durchkreuzt. Gott sieht dich zwar immer noch als einzelne Person, aber als eine Person, die in die Gemeinschaft der Gläubigen eingebunden ist. Deshalb schreibt Paulus: „Gott sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ Eph.3,21. Paulus stellt die Gemeinde und Jesus Christus auf dieselbe Ebene. Jesus und die Gemeinde sind für Paulus nicht zwei getrennte Bereiche. Für Paulus ist klar: Christus wohnt in der Gemeinde. Die Gemeinde bildet den Körper von Jesus! Kirche, die Gemeinschaft der Christen, ist im Denken von Paulus und von allen Aposteln eine Selbstverständlichkeit. Paulus weiss nichts von einer privaten magischen Erfahrung, unabhängig von der Gemeinschaft der Gläubigen. Wir denken – wenn wir ehrlich sind – immer noch, dass wir mit unserem Glauben schon selber zurechtkommen. Die Gemeinde ist einfach noch etwas, das dazu gehören kann und für bestimmte Lebensphasen hilfreich sein kann. Aber wirklich nötig für mein Glaubensleben ist sie nicht. Das ist falsch! Falsch! Und nochmals: falsch! „Durch Christus seid ihr in dieses Bauwerk eingefügt, in dem Gott durch seinen Geist wohnt.“ Eph.2,22. Die Gemeinde, die Gemeinschaft der Gläubigen, ist für ein gesundes geistliches Leben unabdingbar. Kirche ist dort, wo Christen miteinander leben. Ich entferne mich vom Leib Christi, wenn ich als Christ für mich alleine leben will. Für wen sorgt sich Jesus denn in besonderer Weise? Für den einzelnen Christen? Ja natürlich tut er das auch. Aber Jesus sorgt vor allem für die Gemeinde. Paulus meint: „Wir versorgen unseren Körper mit Nahrung und pflegen ihn, genau wie Christus es mit der Gemeinde macht, mit seinem Leib, dessen Glieder wir sind.“ Eph.5,29-30. Wer ist die Braut von Jesus? Der einzelne Christ? Natürlich nicht, es ist die Gemeinde! „Jesus möchte die Gemeinde zu einer Braut von makelloser Schönheit machen, die heilig und untadelig und ohne Flecken und Runzeln oder irgendeine andere Unvollkommenheit vor ihn treten kann.“ Eph.5,27. Jesus sieht uns immer als Menschen, die in seinen Leib eingebunden sind. Menschen, die in der Gemeinde leben und ihre Gaben einbringen. Echte und tiefe Liebe erfahren wir, wenn wir in der Gemeinde eingebunden leben, denn die Gemeinde ist der Leib Christi.