Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 369: Der Sauerteig der Pharisäer, Sadduzeer und Herodianer, Teil I.
Gottes Erziehung durch Prüfungen und Segen
In der letzten Episode lag der Schwerpunkt auf der Idee, dass Gott uns wie ein guter Vater erzieht. Er tut dies, indem er uns Schwierigkeiten zumutet und außergewöhnlichen Segen schenkt. Dabei handelt er mit uns genauso, wie er es auch mit den Israeliten getan hat.
So heißt es in 5. Mose 8,2-5: „Und du sollst an den ganzen Weg denken, den der Herr dein Gott dich diese vierzig Jahre in der Wüste hat wandern lassen, um dich zu demütigen, um dich auf die Probe zu stellen und um zu erkennen, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht. Und er demütigte dich und ließ dich hungern und speiste dich mit dem Mann, das du nicht kanntest und das deine Väter nicht kannten, um dich erkennen zu lassen, dass der Mensch nicht von Brot allein lebt, sondern von allem, was aus dem Mund des Herrn hervorgeht, lebt der Mensch. Deine Kleidung an dir ist nicht verschlissen, und dein Fuß ist nicht geschwollen diese vierzig Jahre. So erkenne in deinem Herzen, dass der Herr dein Gott dich erzieht wie ein Mann seinen Sohn erzieht.“
Ich frage mich, ob wir als Christen heute noch wirklich begreifen, dass wir Kinder sind, die Gott erziehen muss. Dass wir alles andere als reif, erfahren und klug sind. In mir taucht jedenfalls immer wieder der Gedanke auf, dass Gott dazu da ist, die Probleme und Schwierigkeiten von mir fernzuhalten – Gott als Bodyguard, Gott als Schutzschild.
Die Vorstellung, dass Gott mich erzieht und sich genau überlegt, welche Probleme er mir zumutet, weil ich ein dummer kleiner Rotzlöffel bin, der noch nicht genug verstanden hat und oft eigenwillig nach seinen eigenen Regeln leben will – diese Idee eines Gottes, der züchtigt, also schmerzhaft in mein Leben eingreift, um mich zu erziehen – das ist ein Gedanke, den ich nicht gern mag.
Gleichzeitig ist es aber ein Gedanke, der meinen dunkelsten Momenten ganz viel Hoffnung und Sinnhaftigkeit verleiht. Vor allem dann, wenn wir es uns zur Gewohnheit machen, viel über die Prüfungen und den Segen Gottes in unserem Leben nachzudenken.
Warnung vor dem Sauerteig der religiösen Gruppen
Aber kommen wir zum Sauerteig der Pharisäer, Sadduzeer und Herodianer.
In Matthäus 16,6 sagt Jesus zu ihnen: „Seht zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzeer.“
In Markus 8,15 gebietet er ihnen: „Seht zu, hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und dem Sauerteig des Herodes!“
Die beiden Formulierungen sind nicht völlig identisch. Das liegt daran, dass die Evangelien meist Zusammenfassungen von Gesprächen sind. Die Evangelisten passen ihre Erzählungen je nach Schwerpunkt und Zielgruppe an. Jesus sprach mehr als die kurzen Sätze, die uns überliefert sind. Weil er mehr redete, können die Zusammenfassungen unterschiedlich ausfallen.
Markus, von dem gesagt wird, dass er sein Evangelium in Rom für Römer geschrieben hat und dass es auf den Predigten des Apostels Petrus basiert, erwähnt kaum Sadduzeer. Diese waren für seine Zuhörerschaft nicht von Interesse. Ganz anders Matthäus, der an Juden schreibt. Für sie sind die Sadduzeer eine feste Größe im Leben.
Ich denke, dass der Herr Jesus hier vom Sauerteig der Pharisäer, der Sadduzeer und des Herodes gesprochen hat. Vielleicht hat er sogar noch andere Gruppen genannt, denn es gibt schließlich auch noch die Zöloten oder die Essener. Aber bleiben wir bei den ersten drei: Pharisäer, Sadduzeer und Herodes.
Bedeutung und Wirkung des Sauerteigs als Bild
Fangen wir vorne an. Was ist mit Sauerteig gemeint? Sauerteig ist Alterteig, den man mit Mehl mischt, um neuen Teig herzustellen. Sauerteig hat die Eigenschaft, sich auszubreiten. Am Anfang ist nur ein wenig Sauerteig vorhanden, dazu kommt viel Mehl. Am Ende entsteht daraus nur noch Teig.
Sauerteig kann als Bild für die Kraft von Gottes Reich stehen. Er kann aber auch für Heuchelei oder Sünde stehen. An dieser Stelle steht der Sauerteig für die Lehre der Pharisäer, Sadduzäer und Herodianer.
In Matthäus 16,11-12 heißt es: „Wie versteht ihr nicht, dass ich nicht von Broten zu euch sprach? Hütet euch aber vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer.“
Da verstanden sie, dass er nicht gesagt hatte, sich vor dem Sauerteig der Brote zu hüten, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.
Die Bedeutung der Autorität für den Glauben
Lasst uns einen kleinen Schritt zurücktreten und die Situation aus der Vogelperspektive betrachten. Es geht dem Herrn Jesus hier um die Frage, von wem ich lerne. Diese Frage ist bis heute von größter Bedeutung.
Wer gibt mir mit seinem Denken Impulse für mein Leben? Ist es Gott selbst, der mich erzieht? Oder sind es andere Menschen – Influencer mit ihren Videos, Blogs und Posts? Oder vielleicht die Reisebrüder und geistlichen Autoritäten, von denen ich denke, dass sie die Bibel besonders gut kennen?
Die Frage lautet: Wer spricht als Autorität in mein Leben hinein? Wem gebe ich das Recht, mit seinen Gedanken mein Denken zu prägen? Diese Frage ist deshalb so wichtig, weil die meisten Menschen – mich eingeschlossen – in letzter Konsequenz nur sehr wenig eigene Gedanken denken. Meistens geben wir wieder, was wir von anderen gehört haben.
Da wir nicht so schlau sind, wie wir manchmal denken, ist es wichtig, dass wir uns vor falschem Denken hüten. Wir sind nicht diejenigen, die automatisch jede Lüge entlarven oder denen sofort jeder logische Fehler auffällt. Das wäre natürlich wünschenswert, doch leider ist es nicht so.
In gewissem Maße laufen wir alle irgendwelchen Denktrends hinterher. Die Frage ist nicht, ob wir das tun, sondern ob wir uns das eingestehen und ob wir dann darauf achten, möglichst der Wahrheit hinterherzulaufen.
Die Dringlichkeit der richtigen theologischen Orientierung
Vor allem gilt das natürlich für theologische Fragen. Es spielt kaum eine Rolle, auf wen ich bei belanglosen Themen höre. Ob ich die beste Waschmaschine kaufe oder nur die zweitbeste, ist nicht entscheidend. Welches Frostschutzmittel ich im Winter für meine Scheibenwischeranlage verwende, ist ebenfalls kein heilsentscheidendes Thema.
Anders sieht es aus, wenn es darum geht, ob ich das Evangelium richtig verstehe, von meinen Sünden gerettet werde und bei Gott ankomme. Das ist wichtig. Bei diesen Fragen geht es darum, sehr genau darauf zu achten, wer uns prägt.
Lasst uns nicht vergessen, zu wem Jesus hier spricht. Er richtet sich nicht an Menschen, die ihn nicht kennen, sondern an seine Jünger. Das bedeutet wohl, dass auch wir in der Gefahr stehen, auf falsche Autoritäten zu hören und falschen Lehrern nachzulaufen, die uns den Glauben rauben wollen.
So warnt Paulus in 2. Timotheus 2,16-18: „Die unheiligen, leeren Geschwätze aber meide, denn sie werden zu weiterer Gottlosigkeit fortschreiten, und ihr Wort wird um sich fressen wie Krebs.“ Dazu gehören Hymenäus und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt sind, indem sie sagen, dass die Auferstehung schon geschehen sei, und dadurch den Glauben mancher zerstören.
Darum geht es Jesus: dass wir nicht anfangen, auf die falschen Leute zu hören.
Praktische Konsequenzen für den Glauben
Was könntest du jetzt tun, um die falschen Leute zu zerstören? Du könntest darüber nachdenken, nach welchen Kriterien du dir die Bibellehre aussuchst, die du dir anhörst.
Das war's für heute. Wenn du noch nicht fester Bestandteil einer bibeltreuen Gemeinde bist, ändere das. Du brauchst Gemeinschaft.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
