Man kann, ja zum ersten Mal. Außer Erwin habe ich bis jetzt noch niemanden gekannt, aber das wird sich in diesen Tagen ändern.
Wie gesagt, ich komme aus Buchholz und soll auch von den Geschwistern in Buchholz ganz herzlich grüßen.
Noch zwei, drei Sätze zu mir, bevor wir zum Thema kommen: Wie ihr hört, komme ich aus der Schweiz. Aber der Schein trügt, ich bin nicht Schweizer. Ich bin einfach ein wohlgelittener Ausländer in der Schweiz.
Meine Frau ist Schweizerin, unsere Kinder sind alle Schweizer, aber ich bin Ausländer in der eigenen Familie. Allerdings lebe ich schon so lange in der Schweiz, dass die Schweizer selbst nichts merken. Sie denken, ich sei Schweizer.
Wir wohnen in Arbon am Bodensee, aber ich bin gebürtiger Finne. Durch Umstände bin ich schwedischer Staatsbürger. Wenn jemand hier Schwedisch kann, freue ich mich, mich mit ihm zu unterhalten. Das ist nämlich meine Muttersprache.
Persönlicher Hintergrund und Gemeindewachstum
Wir begannen vor etwa zwanzig Jahren dort, wo ich jetzt noch wohne, also in Arbon, am Boden mit der Gemeinde. Zuerst waren wir nur zwei Familien. Kaum hatten wir angefangen, waren es bald nur noch meine Frau und ich allein.
Wir haben fast den Mut verloren, aber doch nicht ganz. Nach einiger Zeit begann die Gemeinde zu wachsen. Wir waren dann einmal zwölf, also ein Dutzend, und danach ging es einige Jahre lang kaum vorwärts.
Später erlebten wir, wie sich die Gemeinde innerhalb von drei Jahren zweimal oder dreimal verdoppelte. Plötzlich waren wir zwischen 40 und 50 Mitglieder. Die meisten, die dazukamen, waren Menschen, die durch Bekehrung zu Christus fanden und ihm vorher fernstanden.
Wir haben auch selbst verschuldete Zeiten der Schwierigkeiten, Stagnation oder des Rückgangs erlebt. Aber wir können sagen, dass seit einigen Jahren, seit zwei oder drei Jahren, das Wort auf die Herzen der Geschwister zu greifen beginnt. Man spürt eine Zuversicht, und es geht vorwärts.
Inzwischen sind wir etwa sechzig Erwachsene sowie recht viele Kinder und Jugendliche.
Vollzeitlicher Dienst und Einführung ins Thema
Nun, ich selbst bin seit neun Jahren im vollzeitlichen, übergemeindlichen Lehr- und Verkündigungsdienst tätig. Ich mache also jetzt das Vollzeitliche, was ich vorher nebenberuflich getan habe. Gut, so viel zu mir.
Jetzt wollen wir gemeinsam das Matthäusevangelium aufschlagen. Heute werden wir jedoch noch keine Texte im Detail studieren. Stattdessen nehmen wir das Matthäusevangelium als Grundlage für unser Thema. Ich habe das Thema folgendermaßen umschrieben: Zusammenleben in der Gemeinde. Wir könnten auch sagen: Gemeinde leben.
Einleitend haben wir ein Lied gesungen. Wenn wir das, was dieses Lied ausdrückt – nämlich das Gebet, das der Herr uns in Matthäus 6 lehrt – wirklich im Glauben beten und danach leben, dann haben wir das Entscheidende verstanden.
In diesem Gebet wird alles gesagt, was das Leben eines Christen ausmacht: wie der Christ lebt, wofür er lebt, was die höchsten Ziele sind und worauf es ankommt. Deshalb hat das Lied, das wir zu Beginn gesungen haben, sehr gut zu unserem Thema gepasst.
Überblick über die Bergpredigt und weitere Themen der Vortragsreihe
Nun, ich möchte heute Abend damit beginnen, einen Überblick über die Bergpredigt zu geben. Morgen Abend werde ich dann mit einer Fortsetzung zu den Seligpreisungen weitermachen. Wir wollen uns die Seligpreisungen ziemlich gründlich ansehen.
Ich bin davon überzeugt, dass das, was dort steht, was der Herr dort sagt, wirklich entscheidend dafür ist, ob wir das werden, was auch im Gebet ausgedrückt wurde: ein Licht in dieser Welt und ein Salz. Denn zuerst spricht der Herr in den Seligpreisungen vom Charakter derer, die zu seinem Reich gehören. Danach sagt er: „Ihr seid das Licht der Welt und das Salz der Erde.“ Wir sind es genau insofern, als wir diese Eigenschaften haben. Das hängt direkt miteinander zusammen und zeigt uns, wie wichtig es ist, dass wir das verstehen.
Heute Abend soll es also um die gesamte Bergpredigt gehen, einen Überblick über die Bergpredigt. Morgen dann die Seligpreisungen, übermorgen ebenfalls – also zwei Abende über die Seligpreisungen. Am Sonntagvormittag schauen wir uns Matthäus 18 an. Dort geht es im engeren Sinn um das Zusammenleben im Reich.
Ich habe jetzt mehrmals das Wort „Reich“ gesagt. Vielleicht klingt das einigen etwas seltsam in den Ohren. Ich werde das natürlich noch mit einigen Sätzen begründen müssen, warum ich als Christ und als jemand, der wirklich davon überzeugt ist, dass die Versammlung des lebendigen Gottes eine einmalige Sache ist, trotzdem so freimütig vom Reich spreche und dass wir zu diesem Reich gehören. Einige Sätze zur Begründung werde ich noch geben.
Das wird also der Inhalt dieser vier Vorträge sein – alles aus dem Matthäusevangelium.
Die fünf Königsreden im Matthäusevangelium
Matthäus spricht deutlicher als die anderen Evangelisten, aber natürlich nicht als Einziger. Auch die anderen sprechen davon, dass Jesus von Nazaret der König ist. Er spricht von seinem Reich – dem König und seinem Reich.
Er hat sein Evangelium so aufgebaut und gegliedert, dass er es an fünf großen Reden des Königs aufgehängt hat, wie fünf Perlen an einer Schnur: fünf große Königsreden im Matthäusevangelium. Die erste Königsrede ist die Bergpredigt.
Beachten wir, wie Matthäus diese Einheiten auch literarisch markiert. Wir müssen immer bedenken, dass die durch Gottes Geist inspirierten Schreiber eben auch Schreiber waren. Sie waren keine bloßen Schreibmedien. Der Geist Gottes macht uns ja nicht zu Medien; der Geist Gottes schaltet unseren Verstand und unsere Fähigkeiten nicht aus, sondern er schaltet unseren Verstand erst richtig ein.
So haben die Schreiber der biblischen Bücher ihren Verstand sehr gut gebraucht. Sie haben sich genau überlegt, was sie schreiben und wie sie es formulieren. Genau das geschieht durch Inspiration. Wir sollten das nicht gegeneinander ausspielen.
Im Heidentum ist es oft so, dass man meint, wenn ein Mensch unter Gottes Wirkung steht, sei er wie bewusstlos, eine Marionette. Dann falle er, wie Mohammed von sich sagt, auf den Rücken, brülle wie ein Fohlen und wisse nicht, wie ihm geschieht. Aber die Bibel lehrt uns, dass Menschen, die von Gottes Geist inspiriert waren, ganz klar und bei Bewusstsein waren. Sie wussten genau, was geschah, was sie taten und was sie schrieben.
So hat Matthäus diese fünf Reden auch ganz bewusst markiert. Jedes Mal setzt er am Ende einer solchen Rede einen Kehrreim. Dieser Kehrreim lautet folgendermaßen:
Die erste Königsrede findet sich in Matthäus 5 bis 7, die Bergpredigt. Am Schluss dieser Rede steht in Matthäus 7,28: „Und es geschah, als Jesus diese Worte vollendet hatte, da staunte die Volksmenge sehr über seine Lehre.“
Die zweite Königsrede steht in Kapitel 10. Es ist die Rede von der Aussendung der Jünger zu zweit. Diese Rede endet wiederum mit einem Kehrreim, Matthäus 11,1: „Es geschah, als Jesus seine Befehle an seine zwölf Jünger vollendet hatte.“
Die dritte Königsrede findet sich in Kapitel 13. Sie enthält sieben Gleichnisse, es geht hier um Geheimnisse des Reiches dieses Königs. Diese Rede wird abgeschlossen mit den Worten in Matthäus 13,53: „Und es geschah, als Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte.“
Die vierte Königsrede ist in Kapitel 18. Dort spricht der König vom Zusammenleben seiner Untertanen im Reich, wie sie miteinander umgehen sollen. Diese Rede endet mit dem Satz in Matthäus 19,1: „Und es geschah, als Jesus diese Reden vollendet hatte.“
Die fünfte Königsrede umfasst die Kapitel 24 und 25. Hier redet der König von der Vollendung seines Reiches, passend am Schluss, wie sein Reich kommen wird und alle Reiche der Welt verdrängen wird. In Matthäus 26,1 steht abschließend der Kehrreim: „Und es geschah, als Jesus alle diese Reden vollendet hatte.“
In diesen fünf Reden lehrt er die Jünger und das Volk über sein Reich – das Reich des Königs.
Die Bedeutung des Reiches Gottes in Jesu Zeit und heute
Nun, wir haben uns vielleicht so sehr daran gewöhnt, viel in der Bibel zu lesen, oder vielleicht hatten wir überhaupt nie ein Gespür dafür, wie großartig dieses Thema ist und welche Gedanken, Erwartungen und Hoffnungen mit diesem Ausdruck verbunden sind.
Bei den Zeitgenossen Jesu trat jemand auf und verkündete: „Jetzt ist das Reich, das Reich Gottes, das Reich der Himmel nahegekommen.“ Dieses Reich war das, welches die Propheten angekündigt und in den glühendsten Farben beschrieben hatten. Ein Reich, in dem Frieden herrschen würde, Wohlfahrt, Gerechtigkeit und Leben. Ein Reich, in dem nichts Böses mehr existieren würde. Dort würden die Blinden sehend, die Lahmen gehend und die Aussätzigen gereinigt werden.
Ja, dieses Reich kommt mit Jesus von Nazaret.
Der Herr hat gleich zu Beginn im Zusammenhang mit diesem Reich zur Buße aufgerufen. In Matthäus 4,17 heißt es: „Von da an begann Jesus zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahegekommen.“ Tut Buße, kehrt um!
Das muss viele Zuhörer sehr verwundert oder sogar brüskiert haben. Sie wussten gar nicht, warum er das sagte. Warum denn umkehren? Was bedeutet umkehren? Wir sind Juden, wir sind das Volk Gottes. Der Messias kommt doch für uns. Das Reich ist uns doch gegeben. Wir sind doch unterwegs dahin, das ist der Weg, und das Reich kommt. Warum also umkehren? Wie sollen wir umkehren?
Der Herr musste seinen Zeitgenossen klar machen, dass sie ganz anders werden müssen, als sie sind. Sie müssen umdenken, umkehren. Sie liegen völlig falsch mit ihren Vorstellungen, haben ganz falsche Erwartungen und sehen sich selbst in einem ganz falschen Licht. Entsprechend verstehen sie auch den Messias und sein Reich ganz falsch.
Sie müssen umkehren, sie müssen Buße tun. „Tut Buße!“
Das hat viele verwundert.
Wenn wir diese Reden lesen, merken wir selbst, wenn wir den König reden hören, dass auch wir wirklich umkehren müssen. Wir müssen anders werden. Wir merken auch, dass wir von diesem Reich womöglich ganz falsch gedacht haben.
Die Juden hatten ganz andere Vorstellungen von diesem Reich, als Jesus es verkündete.
Das Reich Gottes und die Gemeinde heute
Nun denken doch einige, es gibt Leute, die meinen, das Reich gehe uns eigentlich nichts an. Wir seien ja die Gemeinde des lebendigen Gottes, und das Reich sei doch für Israel bestimmt. Gewiss sind das Ausdrücke, die nicht beliebig verwendet werden: Gemeinde Gottes, Leib Christi, Reich Gottes.
Wenn wir jedoch das Neue Testament lesen, müssen wir erkennen, dass die Schreiber der neutestamentlichen Briefe, die Apostel, und auch die Apostelgeschichte zeigen, dass sie zu Christen über das Reich gesprochen haben. Sie sagten, dass die Christen zum Reich gehören und sich entsprechend verhalten sollen, so wie es sich für dieses Reich gehört.
Ich möchte einige Stellen dazu lesen, die uns das deutlich machen.
Im Römerbrief, Kapitel 14, spricht Paulus ein sehr schwieriges Problem an, das gerade das Zusammenleben in der Gemeinde betrifft. Dort waren Leute von sehr verschiedenen Hintergründen in der Gemeinde. Ehemalige Juden waren Christen geworden, ebenso ehemalige Heiden. Diese hatten unterschiedliche Vorstellungen, verschiedene Traditionen und Sitten. Es gab unterschiedliche Ansichten darüber, was man essen oder trinken durfte und was nicht, welche Tage man als geheiligt betrachten müsse und welche nicht.
Die Gefahr war groß, dass die Gemeinde sich wegen solcher Fragen zerstritt. Paulus gibt dazu Erklärungen. Er sagt in Römer 14, Vers 17: "Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist."
Der Christ, wenn es um das Gemeindeleben geht, sagt also: Das Reich Gottes ist nicht eine Frage von Essen und Trinken, darum streiten wir nicht. Das Reich Gottes ist etwas ganz anderes. Paulus verwendet hier die Ausdrücke Gemeinde und Reich Gottes austauschbar.
Auch gegenüber den Korinthern muss er sagen, im ersten Korintherbrief, Kapitel 4, macht er ihnen eine Rüge, weil ihr Verhalten nicht zu ihrer Zugehörigkeit zum Reich Gottes passt. In 1. Korinther 4, Vers 20 heißt es: "Denn das Reich Gottes besteht nicht im Wort, sondern in Kraft."
Große Worte genügen nicht. Das Reich Gottes ist nicht große Worte, sondern Kraft.
Oder im Kolosserbrief sagt der Apostel Paulus, dass der Vater uns versetzt hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich seines geliebten Sohnes. Wir gehören also zum Reich Christi, zum Reich!
Wenn wir an das denken, was der Herr selbst über den Eingang ins Reich sagt: Wie geht man denn ein ins Reich? Durch neue Geburt, wie in Johannes 3, Verse 3 und 5 beschrieben. Durch die Wiedergeburt sind wir ins Reich Gottes eingegangen.
Das zeigt uns auch, dass das Reich Gottes eine geistliche Sache ist. Es ist nicht einfach eine verwaltungstechnische Angelegenheit oder nur der Bereich des christlichen Bekenntnisses. Oft werden diffuse, seltsame Definitionen gegeben, die letztlich niemand versteht. Das ist für mich viel zu kompliziert.
Aber das hier verstehen wir ganz unmittelbar: Der Herr sagt, wer nicht von Neuem geboren wird, kann nicht ins Reich Gottes eingehen. Das verstehen wir. Wir sind wiedergeboren worden, das wissen wir, und seither gehören wir zum Reich Gottes.
Das ist so einfach, das versteht jeder. Johannes 3, Verse 3 und 5.
Also: Das Reich Gottes ist eine Sache, die uns sehr viel angeht, denn wir gehören zum Reich Gottes. Ja, hoffentlich gehören wir zum Reich Gottes. Ich will zu keinem anderen Reich gehören.
Die fünf Königsreden im Überblick: Inhalt und Bedeutung
Ja, der Herr sagt einiges über das Reich Gottes, das damals die Juden sehr überrascht hat. Ich will ganz knapp umreißen, was er in den fünf Königsreden Besonderes sagt und worum es jeweils geht.
In der Bergpredigt, der ersten Königsrede, ist das Hauptthema die Frage: Was ist der Charakter derer, die zum Reich gehören? Welche Art von Menschen sind das? Für die Juden war das schon ein ganz entlegener Gedanke, so etwas zu fragen. Sie sagten sich doch: „Wir sind Juden, wir gehören dazu, fertig.“
Der Herr redet davon, dass die, die zu seinem Reich gehören, einen ganz bestimmten Charakter haben. Daran erkennt man sie. So sehen die aus. Wer sind denn diese Seligen, die zu diesem Reich gehören? Dann nennt er acht Eigenschaften – das sind die Seligpreisungen.
In der Bergpredigt sagt er uns auch, wie man in dieses Reich hineinkommt. Dreimal steht dort das Wort „eingehen ins Reich“. Also geht es in der ersten Königsrede darum, wie die Leute beschaffen sind, die zu diesem Reich gehören, und wie man in dieses Reich hineinkommt. Das ist das Allergrundlegendste. So wie es sich gehört in einer ersten Rede, legt man dort den Grund.
Die zweite Königsrede findet sich in Matthäus Kapitel 10. Dort geht es um die Frage, wie sich dieses Reich nun ausbreitet. Denn Reiche wollen sich ja ausbreiten, sie wollen größer werden. Kein Reich will kleiner werden. Es gibt zwar Ausnahmen, wenn man merkt, dass es besser ist, klein zu bleiben, damit einen alle in Ruhe lassen. Das geht zwar nicht immer auf, aber manchmal klappt es. Die Eidgenossen haben das ja erlebt.
Aber grundsätzlich wollen Reiche größer werden. Das Reich Gottes will sich ausdehnen und wird sich auch ausdehnen. Das Reich von König David hat sich ebenfalls ausgedehnt. Es war das Modellreich für die Juden. Die Juden singen heute noch ein Lied: „Chai, Chai, Melech David“ – „Er lebt, er lebt, König David lebt“. Was sie dabei denken, weiß ich nicht genau. Aber auf jeden Fall ist David und sein Reich das Muster für das große kommende Reich.
Wie wurde das Reich Davids groß? Durch Kriege, mit dem Schwert. Und jetzt redet hier der Messias von seinem Reich in Matthäus 10. Wie breitet sich sein Reich aus? Das ist ganz einmalig: Nur dieses Reich breitet sich nicht durch das Schwert aus, sondern durch das Wort, durch die Predigt des Wortes. Das ist etwas ganz Gewaltiges, Großartiges, absolut Einmaliges.
Das muss für die Juden ganz befremdlich gewesen sein. „Ja, Herr Halter, wie soll das denn gehen? Dieses Reich breitet sich nur durch das Wort aus.“ Eine ganz fundamentale Wahrheit, die die Christen auch sehr bald vergessen haben.
Die dritte Königsrede steht in Matthäus 13. Dort geht es um ein heilsgeschichtliches Problem, sagen wir es einmal so: Der König musste diese Erde und damit auch das Reich verlassen, das er mitgebracht hatte. In Matthäus 13 schildert der König den Gang des Reiches während seiner Abwesenheit. Das sind die Geheimnisse des Reiches. Denn wir wollen auch wissen: Wie soll das zugehen? Was haben wir zu erwarten für die Zeit, in der der König abwesend ist?
Dann kommt die vierte Königsrede, Kapitel 18. Sie behandelt etwas, das uns beständig jeden Tag, jede Woche angeht: Wie gehen die Angehörigen des Reiches miteinander um? Wie lebt man denn in diesem Reich? Das ist das Thema von Kapitel 18, der vierten Königsrede.
Die fünfte Königsrede sind die Endzeitreden des Herrn. Müssen wir die ganz vergessen? Einige haben das gedacht und gesagt: Die Gemeinde ist das Reich. Das ist eine andere extreme Richtung, die sagt, die Gemeinde sei das Reich. Damit bastelt man etwas anderes zusammen. Es wird nie ein messianisches Reich mit Macht, Herrlichkeit, Glorie, Israel und all diesen Dingen geben.
Aber dann stellt sich doch die Frage: Was ist mit den alttestamentlichen Weissagungen und Verheißungen über Israel, über den Messias, über Jerusalem und alle Nationen, die nach Jerusalem strömen? Dazu nimmt die letzte Königsrede Stellung, Kapitel 24 und 25. Hier sagt der König, dass sein Reich wirklich so kommen wird, wie es die Juden aufgrund des Alten Testaments erwarteten, nämlich mit Macht, mit unwiderstehlicher Macht.
Dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen, und alle Nationen werden sich um ihn versammeln müssen. Er wird alle richten. Das Reich wird noch in dieser Gestalt kommen. Es ist wichtig, dass wir das auch sehen und nicht in die andere Richtung extrem werden. Solche extremen Lehren vertreten, die sagen, die Gemeinde sei das Reich, die Gemeinde sei Israel, es gebe kein kommendes Reich, kein tausendjähriges Reich usw.
Das Reich wird wirklich kommen, sichtbar. Der Herr sagt es: Alle Menschen werden ihn sehen, wenn er kommt. Alle Nationen müssen sich dann vor ihm versammeln. Dann sitzt er da und richtet alle Menschen – das geschieht jetzt ja offenkundig nicht.
Das also ist der Inhalt der fünf Reden des Königs.
Überblick über die Bergpredigt: Einleitung und Seligpreisungen
Und nun wollen wir uns der Bergpredigt zuwenden. Heute Abend verschaffen wir uns einen Überblick über die Bergpredigt in Matthäus Kapitel 5 bis 7. Wir lesen die ersten zwölf Verse.
Wenn Sie morgen oder übermorgen wieder lesen, schadet das gar nichts. Ich habe vor einiger Zeit angefangen, diese Verse auswendig zu lernen. Dabei bekommt man wirklich viel Stoff zum Nachdenken – wirklich.
Matthäus 5,1-12:
Als er aber die Volksmenge sah, stieg er auf den Berg. Und als er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. Er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
Glückselig sind die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.
Glückselig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
Glückselig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.
Glückselig sind die, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.
Glückselig sind die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren.
Glückselig sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
Glückselig sind die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.
Glückselig sind die um Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel.
Glückselig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und jedes böse Wort lügnerisch wieder über euch redet um meinetwillen.
Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß im Himmel. Denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren.
Hier haben wir also den Charakter der Untertanen des Reiches. Direkt daran schließt sich der Auftrag der Untertanen des Reiches an. Das ist die Hauptaussage des ersten Kapitels.
Das wird später nur an verschiedenen Einzelheiten verdeutlicht, was das bedeutet. Also Matthäus 5, das erste Kapitel der Bergpredigt, beschreibt den Charakter und den Auftrag der Untertanen des Reiches.
Den Auftrag lesen wir in den Versen 13 bis 16:
Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz kraftlos geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden.
Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein.
Man zündet auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter den Scheffel, sondern auf das Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind.
Lasst euer Licht also leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der im Himmel ist, verherrlichen.
Das also ist der Auftrag. Das ist der Hauptgedanke des fünften Kapitels. Die übrigen Abschnitte werden wir noch kurz streifen. Zunächst versuche ich jedoch, einen Überblick über die ganze Bergpredigt zu geben.
Die Themen von Matthäus 6 und 7 im Überblick
Dann im Kapitel 6. Dort geht es um die Frage: Nach welchem Reich wollen wir denn nun trachten? Jetzt haben wir gehört, wie die Beschaffenheit derer ist, die zu diesem Reich gehören, und was ihr Auftrag ist. Dann stellt sich natürlich die Frage, nach welchem Reich sie streben.
Reich zu werden und angesehen zu werden – das sind die beiden Dinge, die der Herr in Kapitel 6 anspricht: Ansehen bekommen und reich werden. Du kannst aber auch nach einem anderen Reich trachten, nach Gottes Reich. Und weißt du, was dann passieren wird? Dann wirst du all das bekommen, wonach du nicht trachtest. Das ist wie göttliche Ironie – mich freut das immer.
Wenn wir uns selbst verleugnen und unser Leben nicht lieben, dann bekommen wir ein schönes Leben. Es ist wirklich so. Und wenn wir nicht danach trachten, angesehen zu werden und reich zu werden, sondern nach Gottes Reich, dann gibt uns Gott all das, wonach wir nicht getrachtet haben. So wunderbar!
Die Frage ist in Matthäus 6: Nach welchem Reich wollen wir trachten? Was wollen wir anstreben? Dann spricht er von solchen, die dastehen und beten, und die wollen nur, dass die anderen, die beten, sie sehen. Sie suchen also Ansehen.
Nun, das ist als Beispiel für unsere Zeit nicht mehr so aktuell. Da wird sich keiner großes Ansehen einheimsen, wenn er sich auf den Markt stellt und fromm betet. Da denken die Leute einfach: „Der ist ein Depp.“ Wir müssen für unsere Zeit einfach andere Beispiele nennen, was wir tun, um Ansehen bei den Leuten zu bekommen, um gesehen zu werden, um von den Leuten gerühmt zu werden.
Das andere, was da angesprochen wird, ist das Trachten nach irdischen Reichtümern. Das verstehen wir sehr gut. Trachten wir aber nach Gottes Reich, dann fällt uns all das zu, was wir Gottes Sorge sein lassen.
Es ist übrigens auch wunderbar: Wenn wir nach Gott und nach seinem Reich trachten und für dieses Reich leben, dann werden wir herrlich sorglos. Wir werden sorglos. Das ist eine großartige Botschaft – nicht nur eine Botschaft, sondern eine großartige Wahrheit.
Wir müssen dann wirklich nicht sorgen, sagt der Herr: „Was sorgt ihr euch? Trachtet nach Gottes Reich, und Gott sorgt dann für alles.“ Alles. Das macht das Leben herrlich sorglos und unbeschwert.
Also das steht zur Wahl: diese beiden Reiche, Kapitel 6. Und dann Kapitel 7. Jetzt wollen wir aber doch wissen: Wie kommt man denn in dieses Reich hinein? So wird in Kapitel 7 diese Frage erörtert und beantwortet.
Wie kommt man in dieses Reich hinein? Der Herr gibt eine ganz einfache Antwort: Er sagt, ihr müsst darum beten. „Bittet, dann werdet ihr es bekommen“ (Matthäus 7,7).
Er nennt auch einige Fallstricke auf dem Weg. In Matthäus 7 nennt er einen besonderen Fallstrick auf dem Weg dahin. Er sagt: Wenn du wirklich ins Reich eingehen willst, dann musst du auch lernen, nicht die anderen zu richten. Du musst dich selbst richten.
Und dann wirst du sehen, dass du so voller Bosheit bist, so hoffnungslos verdorben, dass es um dich so übel steht, dass dir nichts anderes übrig bleibt, als alles bei Gott zu erbitten. Bitte – dann wird er geben. So gehen wir hinein ins Reich.
Gut, das sind die großen Themen. Dann, nein, das muss ich noch erwähnen: Am Ende von Matthäus 7, dem Eingang ins Reich, und am Ende des Kapitels sehen wir, dass das leitende Prinzip des Reiches Gottes Gehorsam ist.
Das leitende Prinzip des Reiches Gottes ist Gehorsam – die Worte des Herrn hören und tun. Mit einem Vergleich von zwei Häusern, der uns bekannt genug ist, schließt er seine Rede ab.
Also das ist der Inhalt der Bergpredigt ganz knapp in einem Überblick zusammengefasst.
Die Bedeutung des Charakters der Untertanen des Reiches
Gehen wir jetzt einige Schritte der Bergpredigt gemeinsam durch, und zwar zurück zu Kapitel 5. Der Herr beginnt damit, uns den Charakter derer zu beschreiben, die zu seinem Reich gehören. Diese nennt er die Glückseligen oder die Seligen, je nach Bibelübersetzung.
Dann folgt der Auftrag, in den Versen 13 bis 16. In unserer Gemeinde in Arbon haben wir vor etwa drei Jahren begonnen, als Älteste und weitere Leiter der Gemeinde zusammenzusitzen. Dabei haben wir uns gefragt, woran es liegt, dass wir als Gemeinde so wenig Wirkung auf unsere Nachbarn und unsere Umwelt haben. Warum sind wir nicht das, was hier steht: Licht und Salz? Wenn wir Matthäus 5 lesen, wird uns ein Zusammenhang deutlich: Wir werden in dem Maß Licht sein, wirklich leuchten, wie wir so sind, wie Jesus die Untertanen seines Reiches beschreibt. Daran liegt es wirklich, und daran führt kein Weg vorbei. Davon bin ich völlig überzeugt.
Es ist nicht falsch, auch darüber nachzudenken, wie wir es geschickter anstellen können, dass das Licht an die Leute herankommt. Das sollen wir auch tun. Aber das hier ist unverzichtbar. Bevor wir darüber nachdenken, was wir alles anders tun müssen, müssen wir darüber nachdenken, inwiefern wir anders werden müssen. Wir müssen wirklich anders werden.
Wir werden das morgen sehen: Die Angehörigen des Reiches des Herrn – dieses Reich ist anders als alle Reiche, die je gewesen sind. Der Herr, der König dieses Reiches, ist anders als jeder König, den es je gegeben hat. Und die Untertanen seines Reiches sind völlig anders als Menschen es sonst sind. Sie sind zwar ganz normale Leute, gehen arbeiten, sind abends müde, haben Hunger und essen gern ein gutes Essen – ganz normale Menschen. Und doch sind sie total anders. Worin sie anders sind, wird hier gesagt. Und in diesem Anderssein sind wir ein Licht! Das ist das Licht, das wir als Gemeinde sein sollen und sein wollen.
Hier bekommen wir wirklich die Antworten, die der Herr uns gibt, und das schneidet ins Herz. Es ist keine einfache Sache, das schneidet wirklich tief. Aber wenn es uns ernst ist mit der Frage, wie wir ein Licht werden können in unserer Zeit, dann haben wir die Antwort.
Der Herr fährt fort in den Versen 17 bis 20. Ich brauche das nicht alles vorzulesen, denn die meisten kennen diesen Text sehr gut. Er sagt: Wähnt nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Nein, der Herr kommt nicht, um aufzulösen. Wir dürfen nichts von dem auflösen, was der Herr sagt. Hier geht es um den unveränderlichen Maßstab des Reiches.
Für uns heute, in unserem gegenwärtigen Zusammenhang – damals war es für die Juden – gilt: Der Herr meint alles genau so, wie er es sagt. Wir denken oft: Ja, das ist schon gut, aber im wirklichen Leben funktioniert das ja nicht. Doch der Herr meint es genau so, wie er es sagt. Er redet keine leeren Worte, das sind keine rhetorischen Floskeln, keine Angeberei oder Ähnliches. Der Herr meint es wirklich so.
Darum sagt er: Wer irgendeines dieser Gebote auflöst und die Menschen so lehrt, der ist der Geringste im Himmelreich. Wir müssen auch das, was der Herr in der Bergpredigt und in den Seligpreisungen sagt, genau so nehmen, zum Nennwert.
Das ist den meisten Menschen irgendwie bewusst. Die Seligpreisungen hören viele und denken: Ja, das ist zu schön, um wahr zu sein, so etwas gibt es doch gar nicht. Darum werden die Seligpreisungen oft verballhornt. Zum Beispiel heißt es: Selig sind die Dummen, denn sie wissen nichts davon. Das zeigt, dass man das gar nicht annimmt, nicht ernst nimmt.
Wir werden das sicher nicht verballhornen, aber insgeheim denken wir vielleicht: So kann man gar nicht leben, das funktioniert nicht. Nein, der Herr meint es genau so. Dass er es wirklich so meint, sagt er ganz am Schluss der Bergpredigt: Wer all das hört, was ich gesagt habe, und es wirklich tut, der baut sein Haus auf den Felsen, und die Sache hält. Er meint es also wirklich.
Hier haben wir den unveränderlichen Maßstab des Reiches.
Dann folgen zwei Episoden, die uns zeigen, dass in diesem Reich das Herz wichtiger ist als das Äußere. Für die Juden war das zunächst schockierend. Der Herr sagt hier tatsächlich: Du brauchst gar nicht zum Tempel gehen und deine Opfer bringen, sondern du musst dich zuerst mit deinem Bruder versöhnen.
Damit sagt er: Ich will gar nicht euren aufopferungsvollen Gottesdienst und Kult. Das will ich gar nicht. Ich will, dass ihr in euren Herzen vor Gott und vor dem Bruder in Ordnung seid. Das Herz ist wichtiger als das Äußere.
Später wendet er das auf ein anderes Beispiel an, die Frage des Ehebruchs. Er sagt: Ehebruch beginnt im Herzen. Das Herz ist wichtiger als alles andere. In diesem Reich kommt es auf das Herz an, nicht in erster Linie auf das Äußere, auf die Form.
Auf diesen Gedanken werden wir noch gesondert zurückkommen, morgen oder übermorgen Abend.
Dann verbietet der Herr auch das Schwören. Warum tut er das? In den Versen 33 bis 37, die wir gut kennen, sagt er einfach: Schwört nicht. Er will eigentlich sagen: Überschätzt euch nicht, sondern bedenkt, wer Gott ist und wer ihr seid.
Gott ist im Himmel, und ihr seid nur auf der Erde. Gott ist der große, mächtige Gott, und ihr vermögt überhaupt nichts. Er sagt, ihr vermögt gar nichts. Warum redet ihr so groß, haltet so viel von euch und tut große Gelübde, als hättet ihr eine Kraft in der Hand?
Offensichtlich ist das eine weitere grundlegende Wahrheit, die wir über Gott und uns lernen müssen: Wer Gott ist und wer wir sind. Wir dürfen uns nicht überschätzen. Wir sind ganz unfähig.
Dann, in Kapitel 5, Verse 38 bis 48, geht es anhand verschiedener Beispiele darum, dass wir letztlich – und damit schließt der Herr diesen Gedanken ab – so werden müssen wie unser himmlischer Vater. Er sagt: Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.
Das ist also der Charakter und der Auftrag derer, die zum Reich gehören. Natürlich ist man versucht zu denken: Das geht ja gar nicht. Es ist falsch, zunächst so zu denken: Das geht nicht. Das liegt nicht in uns. So müssen wir mit Maria sagen: Wie soll das geschehen?
Wie soll das geschehen? Was bei Menschen unmöglich ist, ist möglich bei Gott. Es ist nur möglich bei Gott. Darum geht es dann in Kapitel 7 weiter.
Ich sage jetzt nichts mehr zu Kapitel 6, sondern schlagen wir Kapitel 7 auf. Hier geht es um den Eingang ins Reich. Wir müssen ins Reich eingehen, wir müssen zu diesem Reich gehören. Erst dann können wir auch so sein wie der Herr dieses Reiches.
Aber wie kommen wir in dieses Reich hinein? Kapitel 7, Verse 1 bis 6: Hier geht es zunächst darum, dass wir nicht die anderen richten, sondern uns selbst richten müssen. Wir müssen diesen Maßstab, all das, was der Herr sagt, auf uns anwenden, uns selbst unter diesen Maßstab stellen und uns durchrichten lassen.
Dann lernen wir zu beten. Matthäus 7, Vers 7 lehrt uns: Bittet, und es wird euch gegeben; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch aufgetan.
Und dann bekommen wir eine wunderbare Verheißung: Jeder Bittende empfängt, der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird aufgetan.
Oder welcher Mensch unter euch, wenn sein Sohn ihn um Brot bittet, wird ihm einen Stein geben? Und wenn er um einen Fisch bittet, wird er ihm eine Schlange geben? Wenn nun ihr, die ihr böse seid – das ist mir vor einiger Zeit in diesem Satz aufgefallen – das ist das Ende des Humanismus. Die Bibel kennt keinen Humanismus. Sogar von den Jüngern sagt der Herr: Ihr seid böse. Das müssen wir an uns erkennen.
Das lehrt uns beten, und dann dürfen wir gewiss sein: Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten.
So wird es hier ausgedrückt: Gutes.
Lukas hat diese Worte des Herrn etwas anders formuliert. Oder wir können sagen, er hat die Worte des Herrn, die er bei einer anderen Gelegenheit ausgesprochen hat, aufgeschrieben. Dort sagt der Herr in Lukas 11, in einem ganz parallelen Abschnitt, auch: Bittet, und ihr werdet empfangen. Jeder Bittende empfängt.
Dann heißt es weiter in Lukas 11, Vers 13: Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten.
Also das Gute, das wir erbitten und empfangen sollen, ist laut Lukas der Heilige Geist.
So können wir in Matthäus 7 sagen: Diese Bitte führt letztlich – darauf läuft es hinaus – zur Wiedergeburt, zur neuen Geburt. So gehen wir ins Reich ein: durch eine neue Geburt.
Gott gibt uns seinen Geist. Das kennen wir aus einer anderen Unterredung des Herrn, nämlich Johannes 3, Verse 3 und 5. Durch neue Geburt gehen wir ins Reich ein. Wir müssen von neuem geboren werden.
Auch wenn wir uns erst an diese Wahrheit gewöhnen müssen, bedenken wir, was das heißt. Hier wird uns ganz klar gemacht: Diese Sache liegt nicht in unserer Hand, sie liegt in Gottes Hand. Gott gibt den Geist. Wir können uns den Geist nicht nehmen. Bittet, und dann wird es euch gegeben werden.
Wir sind ganz abhängig.
Bedenken wir auch, was der Ausdruck „Geburt“, „neue Geburt“ aussagt. Es ist nicht umsonst, dass der Herr in seiner Unterredung mit Nikodemus diesen Ausdruck verwendet: neue Geburt. Er will, dass Nikodemus nachdenkt. Nikodemus hat „Geburt“ gehört, und der Herr spricht von der natürlichen Geburt und dann von der geistlichen Geburt. Aber er nennt es „Geburt“, denn es bestehen Entsprechungen und Analogien.
Wir haben keine Macht über unsere Geburt, wir sind ganz abhängig.
Ich will da jetzt nicht weiter bohren, aber diese Tatsache soll uns vor Augen stehen: Wir sind ganz abhängig, total!
Johannes sagt es, Jakobus sagt es: Wir werden durch Gottes Willen wiedergeboren. Wir sind ganz von Gottes Willen abhängig.
Das macht Gott groß und uns klein.
Nach Matthäus 18 werden wir sehen, dass wir, was wir beim Eingang ins Reich lernen, nämlich wie man ins Reich hineinkommt – durch Geburt –, dass ein anderer uns gezeugt hat. Wir verdanken alles einem anderen, haben nichts geleistet, nichts dazu beigetragen.
Der Eintritt ins Reich macht Gott groß und uns klein.
Diese Wahrheit müssen wir für den Rest unseres Lebens im Reich Gottes vor Augen behalten: Wir müssen klein bleiben.
Matthäus 18 wird dazu einiges sagen: Die erste Notwendigkeit für richtiges Zusammenleben im Reich ist, dass wir klein werden.
Wir sind alle viel zu groß, und darum haben wir Schwierigkeiten miteinander. Wir müssen klein werden.
Wer den Eingang ins Reich lehrt, zeigt uns das schon: Durch Bitten und Empfangen. Gott tut alles, wir sind völlig abhängig. Wir sind wirklich klein.
Wir müssen uns gar nicht klein machen, wir sind klein. Wir müssen es nur sehen.
Am Ende von Kapitel 7 – das habe ich schon gesagt – beachten wir, wie das zusammenhängt: Wir sind durch Gottes Willen wiedergeboren, nicht durch unseren Willen, sondern durch Gottes Willen.
Auch das ist ein leitendes Prinzip.
So wie wir durch Gottes Willen ins Reich eingingen, bleiben wir Gottes Willen ergeben. Das ändert sich nie.
Darum habe ich gesagt: Das leitende Prinzip im Reich Gottes ist Gehorsam, das Gleichnis mit den zwei Häusern.
Ich schlage noch eine Stelle aus dem Jakobusbrief auf, um uns das zu vergegenwärtigen, wie wir tatsächlich durch Gottes Willen wiedergeboren sind, durch seinen Willen.
Das neue Leben beginnt mit Gottes Willen, und das legt das Prinzip dieses Lebens fest: Alles in diesem Leben ist Gottes Willen untertan.
Jakobus 1,18: Nach seinem eigenen Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt, auf dass wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien.
Gut, ich schließe an dieser Stelle, und morgen Abend machen wir die Fortsetzung mit Matthäus 5, Verse 1 bis 12.