Mit der Einführung in das fünfte Buch Mose schlagen wir dazu im Matthäusevangelium auf, Matthäus Kapitel 4. Ich lese euch die Verse 3 bis 10 vor:
„Und der Versucher trat zu ihm, das ist zu Jesus, und sprach: Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine Brot werden. Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.
Darauf nimmt der Teufel ihn mit in die heilige Stadt, stellte ihn auf die Zinne des Tempels und spricht zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich hinab! Denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir befehlen, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stößt.
Hierfür sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.
Wiederum nimmt der Teufel ihn mit auf einen sehr hohen Berg, zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und spricht zu ihm: Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.
Da spricht Jesus zu ihm: Geh hinweg, Satan! Denn es steht geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.“
Jesus wird also vom Teufel in der Wüste versucht. Wir wissen bereits, dass Jesus in dieser Situation, rein menschlich betrachtet, extrem geschwächt ist. Er hat über einen Zeitraum von vierzig Tagen und Nächten gefastet.
An den Beispielen, die wir hier finden, erkennen wir, wie die Versuchungen gestaltet sind und wie Jesus mit ihnen umgeht. Es geschieht eigentlich immer auf dieselbe Weise: Der Teufel kommt, macht ein Angebot, das zunächst ganz nett klingt und an manchen Stellen gar nicht so verfänglich erscheint. Das ist in unserem Leben nicht anders. Der Teufel, die Welt oder das Fleisch machen Angebote: „Wie wär’s, du könntest doch mal…“ – das klingt doch gar nicht so schlimm und soll uns dazu verleiten, zu sündigen.
Die Frage ist: Wie reagieren wir in solchen Momenten? Wie geht man mit Versuchung um?
Jesus zeigt uns hier exemplarisch, dass er jeder Versuchung mit einem Zitat aus der Bibel begegnet. Das heißt: Es kommt die Versuchung, es wird etwas an uns herangetragen, von dem wir wissen, dass es falsch ist. Jesus nimmt die Bibel und weist die Versuchung zurück.
Ich denke, wir dürfen das auch tun – so wie es in Epheser 6 heißt: das Schwert des Geistes benutzen, und das ist nun mal Gottes Wort.
Das Interessante an dieser Stelle ist: Jesus zitiert dreimal das Alte Testament. Logisch, denn das Neue Testament gab es damals noch nicht.
Rein statistisch betrachtet besteht die Chance von eins zu neununddreißig – das heißt, es gab 39 Bücher im Alten Testament –, dass er eines dieser Bücher zitiert oder einen Vers daraus. Manche Bücher sind ein bisschen länger, da ist die Wahrscheinlichkeit etwas höher.
Wenn ihr euch jedoch anschaut, welches Buch Jesus dreimal benutzt, um sich gegen den Teufel zu verteidigen, dann werdet ihr feststellen: Alle drei Zitate, die Jesus verwendet, um die Versuchung abzuwehren, stammen aus dem fünften Buch Mose.
Und das ist zunächst sehr verblüffend, weil viele Christen sich beim Durchlesen der Bibel abschrecken lassen. Vom dritten Buch Mose zum Beispiel: Man liest den Ersten Mose, das ist toll, der Zweite Mose geht auch noch, aber dann wird das Dritte Mose schwierig, und viele geben dann auf.
Wir merken hier: Hinter dieser „Wüste“ Dritte Mose, durch die man sich manchmal mühsam hindurchkämpfen muss, wo man an manchen Stellen denkt, hier sei gar nichts drin, an dem man sich festhalten kann – was soll das mit diesen ganzen Opfern? – da scheint hinter dieser Wüste eine Menge fruchtbares Land zu liegen.
Denn kaum kommen wir in das Vierte und Fünfte Buch Mose, wo ihr beim AT-Kurs ja schon seid, da steckt so viel drin, dass Jesus locker auf drei Attacken mit einem Zitat reagieren kann.
Mir persönlich geht es so, dass ich den Eindruck habe, wir schätzen das Fünfte Buch Mose nicht so sehr, wie Jesus es getan hat oder wie allgemein die Schreiber des Neuen Testaments es getan haben. Ein weiterer Hinweis darauf, dass das Fünfte Buch Mose von herausragender Bedeutung ist.
Man muss das wirklich so deutlich sagen, wenn wir anschauen, wie viele Zitate im Neuen Testament aus dem Fünften Buch Mose vorkommen. Wir finden über vierzig direkte Zitate und über achtzig Anspielungen auf das Fünfte Buch Mose. Es gibt nur zwei Bücher des Alten Testaments, die noch häufiger zitiert werden: Das sind einmal die Psalmen und dann Jesaja.
Also auf Platz drei der am häufigsten zitierten alttestamentlichen Bücher im Neuen Testament steht das Fünfte Mose. Merkwürdig, das hätten wir vielleicht nicht so gedacht.
Das Fünfte Buch Mose ist das letzte Buch, mit dem der Pentateuch abgeschlossen wird. Mose hat es etwa im Jahr 1406 v. Chr. aufgeschrieben. Alles, was wir in 5. Mose lesen, geschieht am Ende der, ich sage mal, vierzig Jahre in der Wüste, während das Volk schon östlich vom Jordan in den Ebenen Moabs lagert.
Ich kann euch das aufzeichnen. Hier müsste irgendwo so eine Konservendose stehen. Wer holt Elvira die Konservendose, wo die Stifte drin sind? Da sage ich noch ein paar Dinge.
Das Fünfte Mose beschreibt die Ereignisse, die in den letzten Lebenswochen von Mose passieren, also am Ende der Wanderung. Es ist nicht nur eine Wiederholung des Gesetzes, sondern eine Neuverkündigung an eine ganz neue Generation.
Ihr erinnert euch daran: Wir hatten die alte Generation, die war ausgezogen. Dann kam diese sehr peinliche Situation, als die Kundschafter ausziehen, zurückkommen und sagen: „Also das ist uns zu heikel, die Mission Gottes, wir wollen dieses Land nicht einnehmen, wir wollen eigentlich lieber wieder zurück.“
Gott lässt daraufhin alle Männer, die über zwanzig Jahre alt waren, sterben. Es wächst eine ganz neue Generation im Zeitraum von achtunddreißig Jahren heran. Diese neue Generation bekommt jetzt das, was die alte Generation schon einmal am Sinai gehört hat: die Verkündigung des Gesetzes. Sie bekommt das noch einmal mit.
Das ist absolut wichtig. Erinnert euch: In der Zeit, in der das Volk Israel in der Wüste war, war es bei weitem nicht heilig und abgesondert und hat nicht immer nur das Gesetz gelesen. Sie sind auch von ihrem Gottesdienst her ziemlich weit von Gott weggerutscht.
Jetzt steht diese neue Generation da und wird konfrontiert mit der Treue Gottes. Gott sagt: „Ja, ich möchte mit euch trotzdem Geschichte weitermachen.“
Bevor dieses Volk ins verheißene Land einziehen kann, muss Gott dafür sorgen, dass es das Gesetz Gottes kennt. Das tut es dadurch, dass es das Gesetz noch einmal hört.
Okay, ich zeichne euch das auf, wo wir jetzt im Moment sind. MM steht immer für Mittelmeer, nicht nur für Markus Meyer, sondern auch für Mittelmeer. Dann haben wir hier die Küste, hier im Norden den See Genezareth. Dann haben wir hier den Jordan, der ins Tote Meer fließt. Und hier drüben sind die Ebenen Moabs, also östlich vom Jordan.
Dort wird das Volk vorbereitet, über den Jordan zu gehen und das Land Israel einzunehmen.
Ich habe da eine ziemlich triviale Einteilung: Kapitel 1 bis 3 sind ein geschichtlicher Rückblick. Kapitel 4 bis 28 beleuchten das Gesetz Gottes. Manche Punkte werden deutlicher herausgenommen, andere weniger deutlich. Also Kapitel 4 bis 28 sind das Gesetz, die Neuverkündigung. Natürlich gilt das Alte noch.
Dann folgen die Kapitel 29 und 30, das ist der Bund Gottes mit genau dieser Generation. Die letzten Kapitel 31 bis 34 beschreiben den Abgang Moses, wie Mose die Bühne der Geschichte verlässt.
5. Mose 5,1: Dann begegnen wir einem grundlegenden Prinzip, das uns vielleicht in keinem Buch der Bibel so deutlich vor Augen geführt wird wie im fünften Buch Mose. Würde man dieses Prinzip allein im fünften Buch Mose verfolgen, könnte man eine ganze Reihe interessanter Bibelstellen finden.
So heißt es in 5. Mose 5,1: "Und Mose rief ganz Israel herbei und sprach zu ihnen: Höre, Israel, die Ordnungen und die Rechtsbestimmungen, die ich heute vor euren Ohren rede; lernt sie und achtet darauf, sie zu tun."
Hören, lernen, darauf achten und tun – das ist es, was Gott von uns will, wenn es um sein Gesetz geht. Man soll es hören und lernen. Es geht nicht darum, sich einfach nur berieseln zu lassen, sondern darauf zu achten, dass wir es auch tun.
Wir befinden uns hier in einem großen Thema, das wir auch im Neuen Testament kennen. Zum Beispiel am Ende der Bergpredigt, wo von zwei Männern die Rede ist, die ein Haus bauen: Der eine hört nur, der andere hört und tut.
Oder denkt an Jakobus 2: Wer in das Wort Gottes hineinschaut, ist wie jemand, der in einen Spiegel schaut. Er sieht, dass zum Beispiel ein dicker Farbklecks auf seiner Wange ist. Wenn er das einfach ignoriert und hinausgeht, ohne sich zu ändern, wird er ausgelacht.
Genauso ist es mit jemandem, der das Wort Gottes liest. Obwohl das Wort ihm einen Spiegel vorhält und ihm zeigt, was er ändern müsste, ändert er sich nicht.
Dieses Prinzip begegnet uns immer wieder im fünften Buch Mose: Das Wort Gottes hören, es lernen und darauf achten, es zu tun.
Im fünften Buch Mose finden wir noch etwas ganz Interessantes. Eigentlich müsste euch gerade dieses Buch besonders sympathisch machen. Denn hier begegnen wir einem Aspekt Gottes, den wir in den vorherigen Büchern – also 1. bis 4. Mose – so noch nicht wirklich gefunden haben. Dieser Aspekt ist uns jedoch im Neuen Testament sehr vertraut: die Liebe Gottes.
Wenn ihr eine Konkordanz zu Rate zieht, werdet ihr feststellen, dass der Gedanke, Gott sei ein Gott der Liebe und dass er sein Volk aus Liebe handelt, im fünften Buch Mose zum ersten Mal ganz deutlich gelehrt wird. Ich möchte euch dazu einige Stellen zeigen.
In 5. Mose 4,37 lesen wir: „Und weil er deine Väter geliebt und ihre Nachkommen nach ihnen erwählt hat, hat er dich mit seinem Angesicht, mit seiner großen Kraft aus Ägypten herausgeführt.“
Hier wird klar, welches Motiv hinter der Befreiung des Volkes Israel aus Ägypten stand: Gottes Liebe zu seinen Vätern. Dieser Gedanke, dass Liebe das Motiv ist, finden wir vorher nirgendwo so deutlich. Natürlich kann man sich fragen, warum Gott das tut. Die Antwort ist: Gott ist treu, gerecht und vergisst nicht. Aber hier lesen wir ausdrücklich, dass er geliebt hat. Das heißt, die Befreiung Israels geschah aus Liebe. Das klingt vertraut, oder? Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
Ein weiterer wichtiger Vers ist 5. Mose 10,15: „Doch nur deinen Vätern hat der Herr sich zugeneigt, sie zu lieben, und er hat ihre Nachkommen nach ihnen, nämlich euch, aus allen Völkern erwählt.“
Was steckt hinter der Erwählung Gottes? Das Gleiche wie hinter der Befreiung: Liebe. Gottes Liebe sagt: „Ich will dich!“ Die Erwählung ist also genau dasselbe Motiv.
Ein dritter Punkt findet sich in 5. Mose 23,6. Hier wird deutlich, dass die Liebe Gottes ein zentrales Thema im fünften Buch Mose ist. Dort heißt es: „Aber der Herr, dein Gott, wollte nicht auf Bileam hören, und der Herr, dein Gott, wandelte dir den Fluch in Segen um, denn der Herr, dein Gott, hatte dich lieb.“
Mose beschreibt hier, was hinter der Bewahrung Gottes steht: Liebe. Bileam wollte das Volk Israel verfluchen, aber Gott ließ das nicht zu. Er gab Bileam keine Chance, seine Pläne durchzusetzen. Die Befreiung, Erwählung und Bewahrung Israels werden also alle von Gottes Liebe motiviert.
Bis zum fünften Buch Mose wussten wir das eigentlich nicht so genau. Man konnte nur raten und überlegen, warum Gott das eigentlich tut und was für ein Gott er ist. Plötzlich stellt man fest: Er ist ganz anders, als man gedacht hat.
Ein letzter Gedanke dazu findet sich in 5. Mose 7,7-8. Dort wird die Frage behandelt, warum Gott das Volk Israel erwählt hat. Es heißt: „Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker hat der Herr sich euch zugeneigt und euch erwählt. Ihr seid ja das Geringste unter allen Völkern, sondern wegen der Liebe des Herrn zu euch und weil er den Eid hielt, den er euren Vätern geschworen hat. Darum hat der Herr euch mit starker Hand herausgeführt.“
Hier wird noch einmal deutlich, dass Gottes Liebe nicht auf der besonderen Wertigkeit des Volkes Israel beruht. Es war nicht das Edelste aller Völker, das Gott sich ausgesucht hat. Nein, Gott nimmt gerade das, was als unedel gilt, das, was man am wenigsten erwarten würde.
Und was hat das mit uns zu tun? Er hat bei uns genau dasselbe getan. Vielleicht denkt ihr, es war euer edler Charakter, der Gott dazu brachte, euch zu retten. Aber das ist nicht so. Wenn wir vor Gott stehen, wird er sagen: „Ich habe immer nur das Schlechteste genommen.“
Im Römerbrief 5,8 heißt es dazu: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“
Gottes Liebe trifft also diejenigen, die sie nicht verdienen – nämlich Sünder. In uns war nichts, was Gott hätte veranlassen müssen, anders zu handeln. Doch seine Liebe hat gesagt: „Ich möchte denen, die verloren gehen, einen Ausweg schaffen, obwohl in ihnen selbst nichts Gutes steckt.“
So viel zum Thema Liebe: Nicht das Objekt ist von sich aus liebenswert, sondern die Liebe Gottes ist etwas ganz Besonderes. Es ist eine Liebe, die liebt, obwohl der andere so ist, wie er ist. Also nicht eine Liebe, weil der andere liebenswert ist, sondern trotz allem.
Das ist wichtig, auch wenn wir verheiratet sind oder in einer Beziehung stehen. Im Neuen Testament heißt diese Liebe Agape – der griechische Begriff für die Liebe Gottes. Es ist die Liebe, die trotzdem liebt, obwohl sich der andere furchtbar verhält. Diese göttliche Liebe kann der Mensch von sich aus nicht leisten.
Ich wollte euch zeigen, dass die Liebe Gottes ein Thema im fünften Buch Mose ist. Vielleicht mögt ihr in Zukunft darauf ein wenig mehr achten.
Dann möchte ich mit euch die einzelnen Kapitel kurz durchgehen, und zwar zurück zu 5. Mose. Zu den ersten drei Kapiteln möchte ich nichts sagen, denn den geschichtlichen Rückblick könnt ihr selbst lesen. Stattdessen möchte ich zu Kapitel 4 kommen und an einzelnen Stellen einige Punkte vertiefen.
5. Mose 4,1 beginnt Mose mit dem Lehren: „Und nun, Israel, höre auf die Ordnung und auf die Rechtsbestimmung, die ich euch zu tun lehre, damit ihr lebt und hineinkommt und das Land in Besitz nehmt, das der Herr, der Gott eurer Väter, euch gibt.“
Was ist das erste Thema? Was ist das allerwichtigste Thema, das du auf keinen Fall falsch machen darfst, wenn du als Volk Gottes dabei bist, neues Land einzunehmen? Das erste Thema ist Anbetung. Mache niemals einen Fehler, wenn es darum geht, den wahren Gott anzubeten. Lass dich niemals davon abbringen, egal was dir angeboten wird. Achte darauf, dass deine Hingabe und deine Anbetung immer nur auf den einen wahren Gott ausgerichtet sind. Das ist das Thema von Kapitel 4.
Dieses Thema wird dann in Kapitel 5 mit den Zehn Geboten weitergeführt. Die Zehn Gebote kennen wir aus 2. Mose 20, und sie werden hier wiederholt. Wir erkennen, dass sie zu einem gewissen Teil ewige Prinzipien sind. Ich möchte jetzt nicht noch einmal auf das Sabbatgebot eingehen – darüber können wir später noch sprechen –, aber der Rest zeigt uns, dass diese Prinzipien für die zweite Generation genauso wichtig waren wie für die erste. Und sie sind für uns heute ebenso wichtig wie für beide Generationen zusammen.
Dann stellt sich die Frage: Wenn es so wichtig ist, Gott anzubeten und seine Gebote zu halten, was bewahrt eigentlich mein Leben davor, dass ich Gott vergesse und ungehorsam werde? Diese Frage ist sehr wichtig. Wenn Gott solche Maßstäbe aufstellt, kannst du mir dann ein paar Tipps geben, was ich tun kann, damit mir das nicht passiert?
Und Gott antwortet: Wunderbar, kein Problem! Schau in Kapitel 6. Dort gibt es eine Warnung vor Ungehorsam.
Ich möchte aus 5. Mose 6,4-9 vorlesen. Für alle, die Kinder haben oder haben wollen, kann ich nur raten: Prägt euch diesen Abschnitt gut ein! Er ist eine der Kernstellen für Kindererziehung im Alten Testament.
Dort heißt es in 5. Mose 6,4: „Höre, Israel: Der Herr, unser Gott, der Herr ist einzig.“ Und weiter in Vers 5: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.“ Vielleicht habt ihr gedacht, das sei etwas ganz Neues im Neuen Testament. Aber das ist tatsächlich sehr alttestamentlich.
Was bewahrt uns vor Ungehorsam? Dass wir das, was Gott uns tut – nämlich uns liebt –, ihm zurückgeben, indem wir ihn lieben. Dabei mag es Unterschiede geben, wie das aussieht. Aber im Großen und Ganzen wissen wir alle, was das bedeutet: Liebe bewahrt uns vor Ungehorsam.
Schon hier sieht man, dass Gott Liebe als Motivation verwendet, nicht Furcht. In vielen Sekten wird Angst geschürt, nach dem Motto: „Wenn du nicht…, dann passiert etwas Schlimmes.“ Du kommst nicht in den Himmel, wirst aus der Gemeinde ausgeschlossen oder Gott ist zornig auf dich. Und diese Regeln hält man dann aus Angst ein.
Biblisch ist es aber so, dass Gott sagt: Nein, ich möchte nicht, dass Furcht dein Leben bestimmt. In Römer 8 heißt es sogar, dass die vollkommene Liebe die Furcht austreibt. Es ist ein Markenzeichen für Christen, dass wir zu Gott sagen können: „Abba, lieber Vater!“ und keine Angst vor dem haben müssen, der im Himmel sitzt. Liebe ist das, was uns motiviert.
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Aber das ist noch nicht alles, was Gott an dieser Stelle sagt.
In Vers 6 heißt es: „Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein.“ Persönlich denke ich, das bedeutet fast, dass wir sie auswendig lernen sollen. Sie sollen zumindest sehr präsent sein. Und weiter: „Du sollst sie deinen Kindern einschärfen.“
Als ich das zum ersten Mal las, war ich ziemlich erschrocken. Denn da steht nicht nur, dass man abends Gute-Nacht-Geschichten erzählen soll. Sondern dass man das Wort Gottes den Kindern mit Nachdruck nahebringen soll. Das ist wirklich mehr, als nur dafür zu sorgen, dass sie in den Kindergottesdienst gehen. Es ist die Aufgabe der Eltern, das Wort Gottes mit einer ordentlichen Portion Ernsthaftigkeit an die Kinder weiterzugeben.
Aber das reicht natürlich nicht, wenn man seinen Kindern etwas sagt. Die Kinder sollen merken, dass das Wort, das man ihnen einschärft, dasselbe Wort ist, das einen selbst begeistert und das das eigene Leben prägt. Und das kommt jetzt:
„Du sollst davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt, wenn du auf dem Weg gehst, wenn du dich hinlegst und wenn du aufstehst.“ Außerdem heißt es: „Du sollst sie als Zeichen auf deine Hand binden, und sie sollen als Merkzeichen zwischen deinen Augen sein. Du sollst sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore schreiben.“
Das Wort Gottes soll in unserem Leben eine permanente Präsenz haben. Die Israeliten sollten das sein, und ich denke, wir sollten es auch sein – Leute des Wortes. Wenn du dich mit so jemandem unterhältst, erzählt er dir, was in der Bibel steht, was er gerade in der stillen Zeit gelesen hat, was ihn aus der letzten Predigt begeistert hat oder was ihm nicht mehr aus dem Kopf geht.
Bei dem einen ist das mehr, bei dem anderen weniger. Ich will nicht, dass sich jemand dadurch frustriert fühlt. Es ist einfach ein Ideal, und da geht es eigentlich hin.
Wir leben mit dem Wort Gottes. Wir tun das, was der Psalmist in Psalm 1 ausdrückt, wenn er vom Gerechten spricht, der seine Lust am Gesetz des Herrn hat und über sein Gesetz Tag und Nacht nachsinnt.
Wenn du an etwas Lust hast, wenn dich etwas begeistert – zum Beispiel im Moment die Fußball-Europameisterschaft – dann kannst du mit solchen Leuten stundenlang darüber reden, wie schlecht die Deutschen gespielt haben, dass die Italiener nur mauern oder dass es ungerecht ist, dass Portugal ausgeschieden ist. Da hat jemand Lust an einer Sache. Wenn das Herz voll ist von einer Sache, dann geht der Mund über. Das stimmt einfach.
Wenn unser Herz voll ist vom Wort Gottes, wenn wir ein bisschen davon geschmeckt haben – und ich sage mal, das dauert durchaus ein paar Jahre –, bis man die Tiefe gefunden hat, um den ganzen Reichtum und Wert des Wortes Gottes wirklich schätzen zu können, dann sollte uns das hemmungslos begeistern.
Wir dürfen eine Bibel in der Hand halten und haben für unser tägliches Leben so guten Rat. Wenn du dich fragst, was dein Leben vor Ungehorsam bewahrt und davor, dass du Gott vergisst, dann ist es, sofern ich die Bibel richtig verstehe, in einem sehr hohen Maß – und ich finde fast nichts anderes in der Bibel –, es ist wie ein Hammer, der immer wieder auf eine Stelle klopft: unser Umgang mit dem Wort Gottes.
Du kannst überall hineinschauen. Bei Josua wird ihm empfohlen, damit er Erfolg im Krieg hat: der Umgang mit dem Wort Gottes. In den Psalmen geht es darum, wodurch ein Jüngling seinen Weg rein hält: indem er sich an Gottes Wort hält, nicht an seinen eigenen Gedanken. Und so weiter und so fort.
Etwas anderes möchte ich euch noch zeigen, um mal von meinem Lieblingsthema, dem Wort Gottes, wegzukommen. 5. Mose 6,4-9. Das, was ich eben vorgelesen habe, ist das Glaubensbekenntnis der Juden, das sogenannte Schma. Auf Deutsch heißt es vom ersten Wort her „Höre“. Es wird von gläubigen Juden täglich rezitiert und lautet wörtlich – und das ist die Übersetzung hier von der revidierten Elberfelder, leider nicht so stark – „Höre Israel, der Herr, unser Gott, ist ein einiger Herr“. Das wäre die Lutherübersetzung von 1912 oder die alte Elberfelder: „Höre Israel, Yahweh, unser Gott, ist ein einziger Yahweh.“
Ich möchte euch das mal auf dieser Folie zeigen, weil es ein Argument ist, das häufig gegen die Dreieinigkeit angeführt wird. Man sagt dann: „Na ja, hier steht doch ganz klar, Gott ist ein einiger oder ein einziger Gott. Wie kann es dann eine Dreieinigkeit geben?“ In der revidierten Elberfelder heißt es: „Der Herr ist unser Gott, der Herr allein.“ Das ist nicht sonderlich, aber gut übersetzt.
Aus dem Bibelseminar „Dreieinigkeit – Versuch einer Definition: Hinweise im Alten Testament auf die Dreieinigkeit“ habe ich euch unten als dritten Punkt das jüdische Glaubensbekenntnis notiert. Ich habe es so hingeschrieben, wie es im Grundtext dasteht, wobei ich hinter den Worten „Herr“ und „Gott“ in Klammern eingefügt habe, welche hebräischen Begriffe dort stehen.
Ihr wisst vielleicht, in der revidierten Elberfelder ist überall dort, wo das Wort „Herr“ in Großbuchstaben steht, im Grundtext das Wort JHWH, dieses Tetragramm JHWH, vorhanden. Man weiß nicht genau, wie man es mit Vokalen versieht. Ich sage jetzt mal „Yahweh“. Früher dachte man eher an „Jehova“. Das ist völlig egal, es geht hier nur um die Aussprache. Tatsächlich steht dort wirklich dieses J H W H und nichts anderes.
Also steht dort: „Höre Israel, der Herr, Yahweh ist an der Stelle unser Gott.“ An der Stelle steht das Wort Elohim. Es ist ein einiger Yahweh. Leute haben diesen Vers genommen und gesagt: „Na, da kann es doch keine Dreieinigkeit geben, wenn hier steht, es ist nur einer. Es sollen nicht drei sein. Wenn es ein einiger Gott ist, dann kann es ja nicht ein dreieiniger Gott sein.“ Und erst mal klingt das ziemlich naheliegend.
Es klingt so lange naheliegend, bis man sich anschaut, was denn das Wort „einiger“ oder „einziger“ oder „einer“ genau bedeutet. Ich habe es euch hier in Klammern dahinter geschrieben: Echad. Echad bedeutet tatsächlich „einig“ und bezeichnet eine Einheit. Aber jetzt müssen wir kurz mal mitdenken.
Es gibt zwei Sorten von Einheiten. Harald könnte sagen: „Ich bin eine Einheit, ich bin einer.“ Aber Harald und Karin könnten sagen: „Wir sind eine Ehe.“ Und diese eine Ehe ist zwar nur eine, aber sie ist zusammengesetzt aus zwei. Also es gibt Einheiten, die wirklich nur aus einer Sache bestehen, und es gibt Einheiten, die zwar eine Einheit sind, aber aus mehreren Teilen bestehen.
Jetzt kann man sich in der Bibel anschauen, wie dieses Wort Echad verwendet wird. Wir stellen fest, dass Echad eine Einheit bezeichnet, die durch das Zusammenfassen von mehreren entsteht. Ich habe euch einfach ein paar Beispiele hier hingeschrieben, wo dieses Wort auftaucht.
Zum Beispiel 1. Mose 2,24: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden zu einem Fleisch werden.“ Dort taucht dieses Wort „Echad“ auf. Was ist das „ein Fleisch“? Es ist eine Einheit, nämlich die Ehe. Trotzdem sind es zwei.
Oder Zweite Mose 36,13, wo das Wort im Blick auf das Heiligtum auftaucht. An dieser Stelle geht es darum, dass das Heiligtum aus vielen, vielen Teilen zusammengesetzt ist. Zweite Mose 36,13: „Dann stellte er fünfzig goldene Haken her und verband die Zeltdecken durch die Haken miteinander, so dass die Wohnung ein Ganzes wurde, einig wurde.“ Dieses Ganze, dieses Einige, das da entstanden ist, besteht aus mindestens fünfzig Haken, Zeltdecken und noch mehr Haken. Es besteht also aus ganz vielen Teilen – eine Einheit aus einer Mehrheit.
Ein letztes Beispiel ist 2. Samuel 2,5, wo dieses Wort wieder auftaucht. Das muss ich noch einmal korrigieren, denn die Nummer stimmt nicht ganz. An der Stelle, die ich gemeint hätte, geht es darum, dass ein Trupp Soldaten ausrückt. Ein Trupp ist auch eine Einheit, aber er besteht aus vielen Soldaten, die als ein Trupp bezeichnet werden.
Worum es mir geht, ist, euch das im Hinblick auf die Dreieinigkeit zu zeigen. Wenn ein Israelit sein Glaubensbekenntnis zitiert, dann sagt er eigentlich: Der Herr, also Yahweh, unser Gott – interessanterweise Elohim. Elohim ist ein Pluralwort, das habe ich euch jetzt noch gar nicht gezeigt. Es bedeutet eigentlich „Götter“, nicht „Gott“. Es ist ein Pluralbegriff, wird aber immer im Alten Testament mit einem Verb im Singular gebraucht. Deshalb kann es auch nur mit „Gott“ übersetzt werden, wobei im Wort schon drinsteckt, dass „Götter“ irgendwie eine Mehrheit sind.
Der Herr Yahweh, unsere Götter, ist ein einiger Herr, einig in dem Sinn, dass er zusammengesetzt ist aus einer Mehrheit.
Wenn wir das tun, wenn wir in Frage stellen, dass Gott das Gute mit uns meint, dann sind wir auch Leute, die Gott prüfen, die Gott herausfordern. Das wollte ich an dieser Stelle noch sagen.
Jetzt wissen wir, wie wir leben können, ohne dass unser Leben geprägt wird von Ungehorsam oder dass wir Gott vergessen – einmal dadurch, dass wir eng am Wort Gottes leben und dass wir fast eine biologische Symbiose mit dem Wort Gottes eingehen. Es lässt sich gar nicht mehr trennen.
Aber es gibt noch ein weiteres Prinzip, das wichtig ist, und das lest ihr in Kapitel sieben. Kapitel sieben zeigt uns den Umgang des Volkes Gottes mit den Völkern, die Götzendiener waren. Das Prinzip lautet: Keine Vermischung, keine Toleranz!
Das ist ein Prinzip, das uns auch nahegehen sollte. Im Umgang mit Götzendienst dürfen wir weder zulassen, dass sich das in unsere Gemeinden einschleicht, noch dürfen wir übertriebene Toleranz üben und sagen: „Es ist eh egal, ja, kommen eh alle in den Himmel.“ Das ist einfach nicht wahr. Es stimmte damals nicht, und es stimmt heute nicht.
Wenn wir das verstanden haben, kommen wir zu Kapitel acht. Kapitel acht bis elf weist uns auf etwas hin, das heutzutage immer mehr in Vergessenheit gerät: Wenn wir nicht lernen, die Geschichte zu beachten – sei es unsere eigene oder die Geschichte des Christentums im Allgemeinen – dann werden wir in die gleichen Fehler hineinrauschen, in die unsere Vorväter schon hineingelaufen sind.
Kapitel acht bis elf hat also mit dem Thema zu tun: Lerne aus der Vergangenheit, lerne aus der Geschichte und mache Fehler nicht ein zweites Mal. Ich möchte euch zwei Dinge zeigen, zwei Lektionen: Eine aus Kapitel 8, 5. Mose 8, Vers 2. Dort heißt es: „Und du sollst an den ganzen Weg denken, den der Herr, dein Gott, dich diese vierzig Jahre in der Wüste hat wandern lassen.“
Das bedeutet: Nimm dir ab und zu mal Zeit und denke über dein Leben mit Gott nach. Denk manchmal darüber nach, was du mit ihm erlebt hast. Gott möchte dich erziehen. Er möchte, dass sich bestimmte Dinge in deinem Leben im Laufe der Zeit ändern. Bei den Israeliten waren es diese Jahre in der Wüste. Wir sind jetzt bei der zweiten Generation, und diese zweite Generation hat diese Wüstenerfahrung mitgemacht.
Wir müssen lernen, Gottes Handeln in unserem Leben zu erkennen. Das heißt in den Sprüchen: „Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand. Auf all deinen Wegen erkenne nur ihn, dann ebnet er selbst deine Pfade.“
Es ist nicht so einfach, im Leben Gott wiederzuentdecken. Manchmal passieren Dinge, und ich weiß von einigen von euch, dass ihr euch fragt: Wo ist Gott eigentlich in dieser Situation? Warum lässt er das jetzt zu? Warum komme ich an dieser Stelle vielleicht nicht weiter? Warum entwickeln sich Dinge nicht so, wie ich es mir vorstelle? Warum sind manche Herzen da, die ich gerne los wäre? Trotzdem ist Gott da. Gottes Güte ist nicht für eine Weile verloren gegangen.
Wenn wir Gottes Weisheit, also alle Macht und alle Weisheit hätten, würden wir unser Leben genauso planen, wie Gott es mit unserem Leben tut. Aber weil es uns an aller Macht und aller Weisheit fehlt, tun wir uns manchmal schwer, den Weg zu gehen, den Gott für uns vorgesehen hat. Deshalb ist es gut, wenn wir uns ab und zu überlegen: Wie war das damals mit der Situation, die ich nicht verstanden habe?
In meinem Leben gab es eine Zeit, in der ich mit aller Leidenschaft eine Doktorarbeit machen wollte. Doch Gott hat eine Tür nach der anderen zugeschlagen. Ich war schon langsam ein bisschen betrübt, sauer, bockig. Klar, man betet: „Dein Wille geschehe“ – und in Klammern setzt man dahinter: „Und ich hoffe, dass es meiner ist.“ Und dann geschieht nicht mein Wille, sondern seiner.
Man denkt sich: Das hätte ich mir eigentlich anders vorgestellt. Ich dachte, wir könnten das vielleicht als Team lösen. Ich sage: „Wo es langgeht, Gott, und du gibst die Kraft.“ Und das läuft nicht. Gehe ich heute zurück in die Vergangenheit und schaue mir diese Zeit an, dann weiß ich, dass Gott nicht nur mich von einem falschen Stolz in dieser Zeit geheilt hat. Ich sehe, wie er mich davor bewahrt hat, einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren für eine Doktorarbeit zu blockieren. Diese Zeit konnte er nutzen, um uns nach Österreich zu schicken, wieder zurückzubringen, Hauskreise zu starten und dies und jenes zu tun, wofür überhaupt keine Zeit gewesen wäre, wenn ich damals auch nur ein Angebot angenommen hätte.
Für zwei Buchstaben und einen Punkt – das müsst ihr euch vorstellen. Aber so sind Menschen: Sie sind irgendwo ichsüchtig und wollen etwas darstellen in der Welt. Ich wollte etwas darstellen. Ich wollte zeigen, dass man Christ sein kann und gleichzeitig in der Welt Erfolg haben kann. Ich wollte das beweisen. Ich war nicht bereit, den Weg des Kreuzes zu gehen. Ich wollte aus meinem guten Abschluss etwas machen und natürlich Christ sein. Und Gott hat gesagt: Das funktioniert nicht, Freund.
Heute gehe ich zurück und sage: Danke, Vater im Himmel, dass du mir damals diese Lektion beigebracht hast. Danke, dass ich das anders leben durfte. Es ist so viel besser geworden. Wir müssen ab und zu in die Vergangenheit eintauchen und sehen, was Gott aus unserem Leben gemacht hat, um in der Gegenwart wieder sagen zu können: Auch wenn ich eine Situation nicht verstehe, sie ist gut.
Noch ein kurzer Blick zurück: 5. Mose 6, ab Vers 20. Wenn unsere Kinder uns fragen: Wie war das eigentlich bei dir, bei deiner Bekehrung? Hier ist es etwas anders ausgedrückt: „Wenn dein Sohn dich künftig fragt, was bedeuten die Zeugnisse und Ordnungen und Rechtsbestimmungen, die der Herr, unser Gott, euch geboten hat, dann sollst du deinem Sohn sagen: Sklaven waren wir beim Pharao in Ägypten, der Herr aber hat uns mit starker Hand aus Ägypten herausgeführt. Der Herr tat vor unseren Augen große und unheilvolle Zeichen und Wunder an Ägypten, am Pharao und an seinem ganzen Haus. Uns aber führte er von dort heraus, um uns herzubringen, uns das Land zu geben, das er unseren Vätern zugeschworen hat. Und der Herr hat uns geboten, alle diese Ordnungen zu tun, den Herrn, unseren Gott, zu fürchten, damit es uns gut geht alle Tage und er uns am Leben erhält, wie es heute ist.“
Es ist gut, wenn unsere Kinder uns fragen – ich hoffe, sie fragen uns – und es ist gut, wenn wir eine Antwort geben können, wie das in unserem Leben mit Gott war. Aber dazu müssen wir aus der Vergangenheit lernen. Und wir können nur aus der Vergangenheit lernen, wenn wir über die Vergangenheit nachdenken.
Also 5. Mose 8, Vers 2: „Und du sollst an den ganzen Weg denken, den der Herr, dein Gott, dich diese vierzig Jahre in der Wüste hat wandern lassen, um dich zu demütigen, um dich zu prüfen und um zu erkennen, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht.“
Das ist merkwürdig. Man sieht los mit Gott und denkt: Na endlich, jetzt habe ich mich bekehrt, jetzt sind alle meine Probleme Vergangenheit, nie wieder ein Problem in meinem Leben. Oder bei den Israeliten: Gott hat uns befreit, wir blicken zurück, wir sind die Sieger. Und plötzlich machst du morgens auf und denkst: Ich habe Durst, komm, wir gehen einen trinken, einen kräftigen Schluck Quellwasser. Und da gibt es kein Quellwasser, gar kein Wasser.
Du denkst dir: Was ist jetzt los? Ich denke, Gott ist mit uns. Warum soll ich jetzt hier nichts mehr zu essen und zu trinken haben? Was soll das, Gott? Ich dachte, du hast mich hier befreit, ich dachte, das geht Richtung Schlarassenland. Na, komischer Anfang.
Manch ein Christ hat genau das erlebt: Du bekehrst dich und denkst, wunderbar, jetzt habe ich Gott, alles ist gut. Und die Probleme fangen an. Du denkst dir: Das ist merkwürdig, das sind viel mehr Probleme als vorher.
Ja, es sind mehr Probleme als vorher. Und weißt du warum? Dieses Volk bekommt die Antwort: „Und er demütigte dich“ (Vers 3) und ließ dich hungern. „Und er speiste dich mit dem Mann, das du nicht kanntest, das deine Väter nicht kannten, um dich erkennen zu lassen, dass der Mensch nicht von Brot allein lebt.“
In Vers 2 heißt es: „Um dich zu demütigen, um dich zu prüfen, um zu erkennen, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht.“ Das ist ein merkwürdiger Gedanke: Gott prüft dich. Gott gibt dir die Chance zu erkennen, was wirklich in deinem Herzen ist.
Ist das nicht schön? Gott stellt dich in Situationen, die absolut schwierig und verworren sind, wo du kaum mehr weißt, wie du rauskommen sollst. Damit du erkennst, wie du in der Situation reagierst. Ob du sagst: „Gott, das habe ich mir anders vorgestellt. Also wenn das so ist mit deiner Fürsorge, dann will ich mit dir nichts mehr zu tun haben.“ Oder ob du sagst: „Vater im Himmel, ich verstehe eigentlich nicht, warum mir das jetzt passiert, aber ich möchte dir viel mehr vertrauen, als ich jetzt Angst vor dieser ganzen Situation habe.“
Wir brauchen Zeiten der Prüfung, damit wir erkennen, ob unsere Beziehung zu Gott eine Beziehung ist, die aus Liebe zu einem Vater besteht, wo ich genau weiß, der tut mir nichts Böses. Ich mag jetzt nicht verstehen, warum ich nichts zu essen oder zu trinken habe, aber ich weiß, es wird zu meinem Guten sein.
Oder ob ich eine Beziehung zu Gott pflege nach dem Maß: Na ja, ich bin jetzt Kind Gottes und habe bestimmte Pflichten, das ist okay, aber ich habe ja auch bestimmte Rechte, oder? Und jetzt fordere ich mal mein Recht ein, jetzt muss Gott mir helfen. Aber Gott muss gar nichts.
Wir haben noch lange nicht verstanden, wer Gott ist. Wir denken, wenn wir stille Zeit machen, in den Gottesdienst gehen, das wäre die Münze, mit der wir Gottes Freundlichkeit bezahlen. Die dann wie ein warmer Regen auf unser Leben herabträufelt und nie wieder Probleme da sind. Quatsch!
Wir müssen erkennen, dass wir leben von dem, was Gott uns gibt, leben von jedem Wort und allem, wie es hier heißt, was aus dem Mund des Herrn hervorgeht. Er ist derjenige, und nicht das, was du irgendwann zwischen deinen Beißerchen hast, was dich am Leben erhält. Er lässt dir manches Mal auch eine Schwierigkeit über den Weg laufen.
Wenn wir das verstanden haben, wenn wir verstanden haben: Okay, ich bin abhängig von Gott, dann lesen wir mal Vers 11: „Hüte dich, dass du den Herrn, deinen Gott, nicht vergisst, indem du seine Gebote und seine Rechtsbestimmungen und seine Ordnung, die ich dir heute gebiete, nicht hältst.“
Ja, wie könnte ich denn Gott vergessen? Lies Vers 17: Dort geht es darum, wie sie denken könnten, wenn sie im verheißenden Land angekommen sind, und du dann nicht in deinem Herzen sagst: „Meine Kraft und die Stärke meiner Hand hat mir dieses Vermögen verschafft.“ Sondern du sollst an den Herrn, deinen Gott, denken, dass er es ist, der dir Kraft gibt, Vermögen zu schaffen.
In dem Menschen steckt diese unheilige Tendenz, immer zu denken: Ich war’s. Gar keine Frage, es ist doch schön, dass Gott mich zu Michael, Mitarbeiter, hat, so einen kräftigen Kerl wie mich. Es ist doch schön, dass er gerade mich befreit hat. Mit mir kann er was machen.
Aber wenn Gott nützt, klopfen wir uns auf die Schulter und sagen: Mann, sind wir tolle Christen. Und jetzt haben wir schon wieder einen für den Herrn gewonnen, dann nehmen wir unsere Waffe raus – kennt ihr diese alten Winchester – und machen wieder so eine Kerbe am Schaft und sagen: Wunderbar, einer mehr für den Herrn, hui! Ja, und wir sind die Helden!
Genau, in der Bibel wieder einen Namen eingehen, Hammer wieder ein, zack! Und wir klopfen uns auf die Schulter und denken, unsere Kraft ist es. Wir sind doch echte Kerle geworden.
Deshalb ist es wichtig, dass wir zurückdenken an die Zeiten, wo wir gar keine Kerle waren. Das Volk Israel sollte sich in der Zeit zurückerinnern an vierzig Jahre Wanderschaft, an Zeiten, wo sie hungern mussten, wo sie aus eigener Kraft nichts, aber auch wirklich gar nichts gepackt haben.
Wenn wir heute als Gemeinde einen gewissen Erfolg haben – wir hatten heute Taufe, und du stehst wirklich da und sagst: Ja, Wahnsinn, vor fünf Jahren waren wir am Boden, und jetzt tut Gott Leute hinzu – dann könntest du sagen: Ey, klasse, wir haben es geschafft, wir sind wieder in der Stadt.
Aber ich sage dir eins: Wir haben es immer wieder bitter nötig, zurückzudenken an die Zeit, wo wir Gemeinde Gottes in den Dreck gefahren haben, wo nichts mehr ging. Um zu wissen, dass der Erfolg, den wir heute haben, nicht auf unser Management zurückzuführen ist, nicht darauf, dass wir irgendwelche klugen Taktiken haben und es einfach besser machen. Nicht, weil wir bessere Christen sind im Sinne von: „Wir sind die Guten.“ Sondern dass Gott uns Dinge gelingen lässt und dass es seine Kraft, sein Erbarmen mit uns ist, seine Freundlichkeit ist und sonst gar nichts. Und das meine ich genau so, wie ich sage: Das dürfen wir aus der Geschichte lernen.
Zweite Lektion aus der Geschichte: Kapitel neun. Auch hier geht es um Geschichte, die zwar noch zukünftig ist. Dort heißt es, Kapitel 9, Vers 4: „Wenn der Herr, dein Gott, sie vor dir hinausstößt“ – also das sind die anderen Völker – „sprich nicht in deinem Herzen: ‚Wegen meiner Gerechtigkeit hat der Herr mich hierher gebracht, um dieses Land in Besitz zu nehmen.‘“
Worum geht es? Du hast Erfolg im geistlichen Leben. Du redest mit jemandem, und er bekehrt sich tatsächlich. Da denkst du dir: Wow, muss ich ein heiliger Christ sein? Ich muss schon ziemlich weit sein im geistlichen Leben, dass Gott mich so gebrauchen kann.
Das ist gar nicht schlecht. Und genau das Gegenteil ist vielleicht der Fall. Es ist nicht unsere Heiligkeit, die irgendeinen Erfolg garantiert. Gott gibt nicht Gelingen, weil wir ein so heiliges Leben führen. Im Gegenteil: Wenn ihr eure Vergangenheit untersucht und hier, wenn wir die ganzen Geschichten lesen würden, 5. Mose 9, Verse 7-21 – da geht es ums goldene Kalb – und die Verse 22-29 zeigen noch mal ein paar andere sehr unschöne Ereignisse im Leben.
Das Volk Israel – und bei uns ist es nicht anders – wir brauchen uns jetzt nicht hinstellen und sagen: Bah, klar, die hatten das goldene Kalb, die waren ja schön blöd, und dann immer wieder dieses Murren, das passiert uns ja nie.
So kannst du denken, aber nur solange du nicht über dein Leben reflektierst. In dem Moment, wo du anfängst nachzudenken über dein geistliches Leben, sage ich dir: Gott wird eine ganze Menge goldener Kälber in unserem Leben finden, eine ganze Menge Murren in unserem Leben finden, eine ganze Menge Ereignisse finden, von denen ich persönlich hoffe, dass sie vor dem Richterschul Christi nur zwischen dem Herrn und mir besprochen werden und dass ihr alle nichts davon mitbekommt.
Und das ist ganz real so. Wenn du Erfolg in deinem Leben hast, dann gönn dir das, ab und zu mal zurückzudenken an deine Misserfolge. Du wirst merken, dass du einen Gott hast, der treu ist und der zu dir gehalten hat, trotz deiner Misserfolge, dass du einen Gott hast, der freundlich geblieben ist, obwohl du Murks am laufenden Band machst – ich mache Murks am laufenden Band.
Jeder Erfolg, den wir in unserem geistlichen Leben haben, ist nicht auf unsere Heiligkeit zurückzuführen, nicht darauf, dass wir die Auserwählten wären, sondern darauf, dass Gott uns gebraucht, obwohl wir oft genug nicht besser sind als die Israeliten, von denen Gott hier sagt: „Denn ein halsstarriges Volk bist du.“
Ich weiß nicht, wie oft wir genau das gleiche Attribut verdienen: halsstarrig. Du weißt, was richtig ist, und du tust es nicht.
Bis dahin für heute. Nächstes Mal noch ein paar andere kleine Details zum Thema Fünftes Buch Mose.
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