Wir haben uns in den letzten Wochen intensiv auf diesen Tag in der Gemeinde vorbereitet. Bereits vor einer Woche, am letzten Sonntag, haben wir uns in der Verkündigung mit dem Thema Taufe beschäftigt. Unser Thema lautete damals: „Was hindert mich, getauft zu werden?“
Anhand der Schrift haben wir einige Hindernisse aufgezeigt. Dabei stellten wir fest, dass bei vielen Menschen der Unglaube das größte Hindernis ist. Denn der Glaube ist die wichtigste und einzige Voraussetzung dafür, getauft zu werden.
Für manche Menschen ist es auch ein sehr sakramentalistisches Verständnis von Taufe, bei dem sie meinen, die Säuglingsbesprengung sei bereits die eigentliche Taufe gewesen. Andere wiederum sind vom Traditionalismus geprägt. Sie sehen die Taufe einfach in einer bestimmten Form und Weise, wie es seit Generationen in ihrer Heimat oder ihrem Umfeld üblich ist.
Viele verwenden das sogenannte Scheckmodell. Sie sagen: „Mir wurde schon durch die Säuglingstaufe der Scheck von Gott ausgestellt, und als ich mich später konfirmiert oder bekehrt habe, habe ich diese Taufe für mich gültig gemacht.“
Manche Menschen zeigen auch einfach Ungehorsam. Sie haben erkannt, dass die Taufe der richtige Weg ist, wollen ihn aber aus irgendeinem Grund nicht gehen. Dabei haben wir betont, dass die Taufe nicht ins Ermessen des Einzelnen gestellt ist, sondern allen Glaubenden befohlen wird.
Einige meinen hingegen, die Taufe sei nicht heilsnotwendig oder unbedeutend, nur etwas Kleines. Darauf haben wir geantwortet: Wer im Kleinen treu ist, wird auch im Großen treu sein. Wer im Kleinen nicht treu sein kann oder will, wird es auch im Großen nicht sein.
Manche haben vielleicht auch noch die Ansicht, Gott habe es ihnen noch nicht ganz persönlich gezeigt. Darauf haben wir geantwortet, dass Gott auch die anderen Gebote in seinem Wort nicht erst ganz persönlich offenbaren muss. Dass wir nicht töten, nicht lügen oder nicht ehebrechen sollen, gilt grundsätzlich, ohne dass Gott uns das durch eine besondere Offenbarung zeigen müsste.
Einführung in die Bedeutung der christlichen Taufe
Vielleicht gibt es noch ein weiteres Hindernis, das den einen oder anderen von uns davon abhält, getauft zu werden. Dieses Hindernis könnte ein fehlendes Verständnis der biblischen Taufe sein. Ich weiß gar nicht, was Gott sich damit gedacht hat. Worum geht es eigentlich bei der Taufe?
Das möchte ich heute Morgen gerne aufgreifen: die Bedeutung der christlichen, der neutestamentlichen Taufe. Wir sprechen jetzt nicht über alttestamentliche oder jüdische Taufe, sondern über die Bedeutung der christlich-neutestamentlichen Taufe.
Dazu möchte ich aus Römer Kapitel 6 einige Verse lesen, von Vers 3 bis Vers 11. Der Apostel Paulus schreibt:
„Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir in Jesus Christus getauft sind, in seinen Tod getauft sind? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit wir gleichwie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch in einem neuen Leben wandeln. Denn wenn wir in ihn eingepflanzt sind zu gleichem Tode, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein.
Weil wir ja wissen, dass unser alter Mensch samt ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde aufhöre und wir hinfort der Sünde nicht dienen. Denn wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt und frei von der Sünde. Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden.
Wir wissen, dass Christus von den Toten erweckt ist und hinfort nicht stirbt. Der Tod kann hinfort über ihn nicht herrschen. Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben ein für allemal. Was er aber lebt, das lebt er Gott.
Also auch ihr, haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Christus Jesus!“ (Römer 6,3-11)
Die Taufe als sichtbares Zeichen eines inneren Geschehens
Was ist die Bedeutung der christlichen Taufe?
Die christliche Taufe ist zunächst einmal eine Darstellung, ein Zeichen, ein Symbol, kein Sakrament. Was soll denn bei der Taufe dargestellt werden?
Die Antwort lautet: Ein Vorgang, der sich ganz verborgen im Herzen des Täuflings abgespielt hat, soll heute bei der Taufe öffentlich dargestellt werden.
Ich möchte ein Beispiel gebrauchen: Zwei Menschen lernen sich kennen und lieben sich. Einige Monate später geben sie sich irgendwo auf einer stillen Berghütte ganz für sich das Ja-Wort. Bis zu diesem Zeitpunkt weiß vielleicht kein anderer Mensch von ihrer Beziehung, vielleicht nicht einmal die engsten Angehörigen, denn sie haben es ganz verborgen gehalten.
Aber eines Tages kommt dann der Tag, an dem die beiden zusammen mit Trauzeugen vor dem Standesbeamten stehen. Und vielleicht steht dann am nächsten Tag im Mannheimer Morgen: „Wir geben unsere Vermählung bekannt.“ Der verborgene Vorgang der Herzensbindung wird offenbar durch das Tauschen der Ringe.
So ist auch die christliche Taufe eine Darstellung dessen, was sich verborgen im Herzen des Täuflings bereits abgespielt hat. Der Täufling hat den kennengelernt und lieben gelernt, der uns zuerst geliebt hat, der die Herrlichkeit des Himmels verlassen hat, um im Gehorsam gegen den Vater den Weg bis zum Kreuz zu gehen.
Wenn ein Mensch den Sinn seines Lebens nicht kennt, wenn sein Gewissen mit Schuld beladen ist, wenn er eines Tages nicht mehr ein noch Ausweis vor einem heiligen Gott hat, und wenn er dann den Herrn Jesus kennenlernt, wenn er ihn sterbend am Kreuz vor sich sieht, dann kann es zu diesem geheimnisvollen Vorgang kommen, dass er dem Sohn Gottes alle Schuld zu Füßen legt und einen Bund mit ihm schließt – fester und beständiger als ein Ehebund.
Der Sünder gibt Gott Recht und bejaht, dass er eigentlich dort am Kreuz hängen müsste. Das heißt: mit Jesus sterben, sich mit ihm eins machen, sich mit ihm identifizieren, dort am Kreuz. Dann wird der Sünder praktisch mit ihm gekreuzigt – in dem Augenblick, in dem er erkennt: Das wäre mein Platz, das wäre das gerechte Urteil Gottes über mein Leben.
Und er wird mit Jesus begraben und darf mit Jesus auferstehen – im selben Augenblick.
Was bei Jesus Christus einige Tage dauerte – sein Sterben, sein Begraben, sein Auferstehen – das geschieht bei einem Menschen, der Jesus Christus so erkennt, dem der Vater offenbart, was dort am Kreuz geschehen ist, dass das direkt mit seinem Leben zu tun hat, in wenigen Augenblicken.
Dieses Mitsterben, Mitbegrabenwerden und Mitauferstehen zu einem neuen Leben nennt die Bibel Wiedergeburt. Und die Bibel sagt: Ohne Wiedergeburt kann kein Mensch in den Himmel kommen.
In dieser Heilszeit kann kein Mensch ohne Wiedergeburt zu Gott kommen. Die Wiedergeburt, dieses Mitsterben und Mitauferstehen mit Jesus, ist ein Geheimnis. Man kann es nur schwer beschreiben, aber jeder kann es erleben.
Unsere Täuflinge, die heute hier getauft werden, haben die Wiedergeburt erlebt. Darum werden sie getauft – aus keinem anderen Grund. Weil sie das erlebt haben und weil sie diesen inneren Vorgang, der bei ihnen stattgefunden hat, heute vor der Öffentlichkeit darstellen wollen.
Bei einigen ist dieses Wiedergeborenwerden noch gar nicht so lange her. Heute wird auch jemand getauft, bei dem das erst in diesem Jahr, neunzehnhundertdreiundneunzig, geschehen ist. Bei anderen liegt die Wiedergeburt schon Jahre oder bei einigen sogar Jahrzehnte zurück.
Aber eines ist bei allen gleich: Sie möchten heute durch ihr Untertauchen im Wasser äußerlich vor uns und vor der unsichtbaren Welt darstellen, was innerlich in ihrem Herzen bei der Wiedergeburt geschehen ist – mit Jesus gestorben, mit ihm auferstanden.
Wenn das nicht zuvor passiert wäre, würden wir sie heute nicht taufen. Sie sind mit Christus gestorben und auferstanden und jetzt mit ihm aufs Innigste zusammengewachsen.
Die Verbindung mit Christus als Grundlage der Taufe
Wir haben vorhin in Römer 6 gelesen, dass in Vers 5 steht: „Denn wenn wir in ihn eingepflanzt sind zu gleichem Tode, so werden wir auch mit ihm auferstehen.“ Wörtlich heißt es hier: „Wenn wir mit ihm zusammengewachsen sind“, also ganz wörtlich übersetzt „zusammengewachsen sind“.
Der Apostel Paulus nimmt hier ein Wort aus dem Alten Testament auf, aus 1. Mose 2,24. Dieses ist das grundlegende Wort für die Ehe in der Bibel. Dort steht: „Ein Mensch wird Vater und Mutter verlassen und einer Frau anhangen“, so übersetzt Luther. Wörtlich heißt es: „Und einer Frau angeklebt werden“ oder sogar „einer Frau angelötet werden“.
Dieses Bild gab es schon im Altertum. „Löten“ war die denkbar engste Verbindung, die man damals kannte. Einer Frau „angelötet werden“ bedeutete also, so eng angeklebt zu sein.
Vor sieben Jahren, genauer gesagt morgen vor sieben Jahren, bin ich mit meiner Silvia „angeklebt“ worden. Das Kleben ist jedoch keine einmalige Sache, sondern etwas, das immer wieder erneuert werden muss. Auch heute muss man manchmal noch „nachkleben“. Bei uns ist das so, und bei anderen Paaren, die schon länger verheiratet sind, auch. Grundsätzlich ist das „Kleben“ aber geschehen – dieses Angeklebtsein, dieses Zusammenwachsen.
Früher waren wir mit der Sünde zusammengeklebt. Vielleicht gibt es hier noch Menschen, die heute noch mit der Sünde zusammenkleben, das heißt, ein Leben führen, das noch nicht Jesus Christus gehört. Doch in dem Moment, in dem wir ihn am Kreuz erkennen und ihn persönlich als Erlöser und Herrn annehmen, werden wir mit ihm zusammengeklebt.
Nur er allein konnte uns von der Sünde losreißen. Er hat uns ganz fest und unzertrennlich an sich geklebt.
Ich möchte noch ein Bild verwenden: Wenn ein Sanitäter im Krieg mit seinem Fernglas sieht, dass ein Verwundeter im Sperrfeuer liegt, reglos da liegt und sich nicht mehr selbst retten kann, dann kam es vor, dass der Sanitäter sein Leben riskierte, zu dem Verwundeten kroch, ihn auf seinen eigenen Rücken lud und mit ihm unter feindlichem Feuer zurück in die geschützte Stellung kroch.
Seht ihr, das ist Jesus! Er hat uns im Sperrfeuer des Feindes liegen sehen. Wir waren reglos und konnten uns nicht retten. Aber er ist gekommen, hat uns auf seinen Rücken genommen und uns aus dieser Not herausgetragen. Jetzt sind wir auf seinem Rücken angeklebt, und er will uns durch unser ganzes Leben tragen.
Ihn hat es dabei zu Tode getroffen. Er hat sich am Kreuz töten lassen, hat uns aber herausgetragen. Er lebt und trägt uns durch unser ganzes Leben.
Persönliche Einladung zur Glaubensentscheidung
Darf ich an dieser Stelle ganz persönlich werden? Kannst du heute Morgen bezeugen, dass Jesus dich von der Sünde befreit hat? Ich meine damit nicht nur die Täuflinge, sondern jeden von uns. Kannst du bezeugen, dass Jesus dich von der Sünde gelöst hat, dich auf seinen Rücken genommen und in die Freiheit getragen hat?
Sünde ist nicht in erster Linie eine Eigenschaft. Sünde ist Gefangenschaft. Sünde bedeutet, ich bin gefangen, ich bin festgehalten, ich komme nicht los. Jeder, der versucht, aus der Sünde herauszukommen, merkt erst dann, wie sehr die Sünde gefangen hält. Aber Jesus ist der Sieger. Er hat gesagt: „Wenn euch der Sohn freimacht, dann seid ihr wirklich frei.“ Lass dich von der Macht der Sünde befreien.
Spätestens an dieser Stelle wird klar, dass die Kindertaufe keinen Sinn macht. Ein Säugling ist nicht mit Jesus Christus zusammengewachsen. Die Bibel lehrt eindeutig: zuerst der Glaube, dann die Taufe. Ein Säugling glaubt noch nicht. Das Neue Testament kennt darum keine Säuglingstaufe. Das Besprengen von Säuglingen wurde nachweislich erst im zweiten Jahrhundert nach Christus eingeführt.
Ich muss an dieser Stelle etwas sehr Ernstes sagen: Gott warnt uns davor, etwas von seinem geschriebenen Wort wegzunehmen oder hinzuzufügen. Das ist kein Kavaliersdelikt. Wer meint, seine sogenannte Kindertaufe sei nachträglich gültig geworden, als er die Kommunion erhielt, konfirmiert wurde oder sich bekehrt hat, der irrt.
Was weder von der Form her noch vom Inhalt her eine christliche Taufe war und dem Willen Gottes nicht entsprochen hat, kann auch nachträglich niemals zum Ersatz einer neutestamentlichen Taufe werden.
Wer soll getauft werden und wie?
Wer nach der Schrift getauft werden soll, ist jemand, der vom falschen Weg umgekehrt ist, dem der Herr Jesus das Herz geöffnet hat, der wirklich von Herzen gläubig geworden ist, den Herrn liebgewonnen hat und ihm gehorsam sein möchte.
Wie soll getauft werden? Durch vollständiges Untertauchen unter Wasser. Nur so kann der innere Vorgang des Mitgestorben- und Auferstandenseins auf biblische Weise dargestellt werden.
Ich muss das einmal ganz plastisch erklären: Wenn zu Hause dein Wellensittich stirbt und du ihn in deinem Garten beerdigen möchtest, gehst du dann hin, legst ihn einfach auf den Boden und nimmst ein paar Hände voll Erde, die du über ihn träufelst? So kannst du ihn nicht beerdigen. Du wirst doch ein Loch graben, ihn ganz in das Loch hineinlegen und dann die Erde darüber schütten. Erst dann ist er beerdigt.
Genauso kann man mit ein paar Wassertropfen, also einer Besprengung, nicht darstellen, dass man mitgestorben, mitbeerdigt und mitauferstanden ist. Man muss unter Wasser getauft werden.
Die Taufe als Symbol und Bekenntnis
Wir fragten nach der Bedeutung der christlichen Taufe. Sie ist erstens eine Darstellung, ein Zeichen, ein Symbol – einen Gedanken möchte ich hier noch hinzufügen.
Der Herr hat seiner Gemeinde zwei symbolische Verordnungen gegeben: das Abendmahl und die Taufe. Hinter beiden steht ein tiefer Sinn. Jedes Mal, wenn wir das Brot brechen, werden wir daran erinnert: Jesus starb für mich, Jesus starb für mich.
Und heute, wenn wir taufen, stellen die Säuglinge durch ihr Untertauchen dar: Ich starb mit ihm. Das sind die zwei Grundwahrheiten des Neuen Testaments: Jesus starb für mich, und ich starb mit ihm.
Wir wollen uns heute Morgen fragen: Steht mein Leben hinter dieser Wahrheit? Bin ich wirklich mit ihm der Sünde gestorben?
Als Georg Müller, der Waisenvater von Bristol, einmal nach dem Geheimnis seines Lebens und Dienstes gefragt wurde, antwortete er folgendermaßen: Es kam ein Tag, an dem ich starb. Ich starb dem eigenen Ich des Georg Müller, meinen Meinungen, meinen Vorzügen, meinem Willen. Ich starb auch der Welt, ich starb dem Lob und den Beschuldigungen sowie der Kritik von Freunden.
Seitdem suche ich nichts anderes, als Gott zu gefallen.
Wie wünschte ich, diese Worte von Herzen nachsprechen zu können. Wünschst du es auch?
Die Taufe als öffentliches Bekenntnis zu Christus
Zweitens ist die christliche Taufe ein Bekenntnis. Wenn zwei Menschen an die Öffentlichkeit treten, bekennen sie sich zu ihrer Liebe. Darin liegt nicht nur Information, sondern auch Schutz. Nun wissen alle, dass diese zwei zusammengehören, und kein Dritter darf sich dazwischenstellen. Die beiden wollen heiraten, sie gehören zusammen.
Genauso verhält es sich bei der christlichen Taufe. Der Gläubige bekennt sich vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt zu Jesus Christus. Das ist ein sehr wichtiger Schritt. Er sagt damit: Mein altes Leben, das nicht unter Jesu Herrschaft stand, ist vorbei. Inzwischen gehöre ich Jesus. Er hat mich teuer erkauft mit seinem Blut für Gott, den Vater. Er hat mich aus dem Machtbereich der Finsternis in das Reich seiner Liebe versetzt.
Das sollen und wollen die Täuflinge heute bekennen. Nicht, dass sie jetzt keine Fehler mehr machen oder keine Schwächen mehr an sich tragen würden, sondern dass sie für Zeit und Ewigkeit dem gehören, der unsere Fehler und Schwächen am Kreuz getragen hat.
Dieses Bekenntnis ist meiner Überzeugung nach nicht in erster Linie für Gott wichtig. Er sieht ohnehin in unsere Herzen und weiß, wie wir zu ihm stehen. Dieses Bekenntnis ist vor allem für die unsichtbaren Mächte der Finsternis wichtig. Dieser Mensch steht unter der Herrschaft und dem Schutz Jesu Christi. Wenn wir ihn anrühren, bekommen wir es mit dem Sieger von Golgatha zu tun.
Ich bin mir sicher, dass das Bekenntnis auch für den Täufling sehr wichtig ist. Er bekennt durch die Taufe vor Gott und vor vielen Zeugen, dass die Brücken nach hinten abgebrochen sind. Hinter mir sei keine Brücke, die zurückführt in die Welt, heißt es in einem Lied. Das ist eine wichtige seelsorgerliche Hilfe für den Täufling: Meine Vergangenheit ist vorbei. Jetzt schon schaue ich ganz auf den Herrn und auch auf das Ziel, denn dorthin will ich um jeden Preis gelangen.
Ihr, liebe Geschwister, Nachfolge Jesu ist kein Spaziergang. Ich sage es heute Morgen wieder: Das ewige Leben ist umsonst, aber die Nachfolge kostet alles. Sie kostet einen hohen Preis. Der Herr Jesus hat gesagt: Wer nicht bereit ist, sein Kreuz auf sich zu nehmen und mir zu folgen, der kann nicht mein Jünger sein.
Die Geschichte der Täuferbewegung als Beispiel für Treue
Ich habe mich in den letzten Wochen intensiv mit der Taufe und auch mit der Täuferbewegung beschäftigt. Dabei habe ich von Felix Manns, dem ersten Täufer von Zürich, gelesen, ebenso von Balthasar Hubmayr, Menno Simons und vielen anderen.
Es hat mich tief erschüttert, dass diese Männer und Frauen sowie Tausende andere wegen der Wahrheit der Glaubenstaufe ihr Leben verloren haben. Sie wurden oft in demselben Wasser ertränkt, in dem sie sich hatten taufen lassen. Manchmal geschah dies sogar durch andere Christen, ja, sogar durch wiedergeborene Gläubige. Sie wurden getötet, weil sie die Wahrheit der Bibel erkannt und gelebt hatten.
Der Wahlspruch von Balthasar Hubmayr lautete: „Die Wahrheit ist untödlich.“ Er und seine Frau wurden dennoch ertränkt.
Diese Geschichten haben mich wirklich zur Umkehr gebracht. Als ich von diesen Menschen las und sah, wie ernst sie die Nachfolge genommen haben, musste ich auf die Knie gehen und mich vor dem Herrn beugen. Gleichzeitig hat es mich sehr ermutigt.
Die christliche Taufe ist ein Bekenntnis zu Jesus. Er selbst hat gesagt: „Wer mich vor den Menschen bekennt, den will ich auch vor meinem himmlischen Vater bekennen.“ Paulus erinnert Timotheus in einer Situation bevorstehenden Leidens an seine Taufe, bei der er das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen abgelegt hatte (2. Timotheus 1,8-12).
Und du? Zu wem bekennst du dich heute Morgen? Bist du schon hundertprozentig klar auf Jesu Seite getreten? Wenn nicht, warum noch nicht? Was hält dich zurück?
Die Taufe als lebenslange Verpflichtung
Noch kurz ein drittes und letztes: Die christliche Taufe ist auch eine Art Verpflichtung. Ich möchte wieder das Bild vom Hochzeitspaar verwenden. Wenn zwei sich öffentlich das Ja-Wort geben, beginnt in diesem Moment eine lebenslange Treuebindung. Ein gemeinsames Leben mit Rechten und Pflichten fängt an.
So ist es auch bei der christlichen Taufe. Mein altes Leben ist vorbei. Ich gehöre mit Haut und Haaren Jesus – mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ihm allein will ich folgen und dienen. Seine Ehre will ich fortan suchen. Unterm Strich soll etwas für ihn herauskommen: meine Zeit, meine Kraft, mein Besitz, aber vor allem mein Wille soll Jesus gehören.
Selbstverwirklichung ist passé, Christusverwirklichung ist mein neues Lebensprogramm.
Und wenn du heute Morgen sagst, du Täufling, dass du schwach bist und dem Herrn das alles nicht versprechen kannst, dann antworte ich dir: So ist Recht gesprochen! Mit dieser inneren Haltung wird es dir gelingen, denn Gottes Kraft ist immer in den Schwachen mächtig und kommt in den Schwachen zur Vollendung – nie in den Selbstsicheren und Selbstgerechten.
Stell dich einfach ganz dem Herrn zur Verfügung.
Wenn du das sechste Kapitel des Römerbriefs einmal ganz zuhause nachliest, wirst du zwei Schwerpunkte feststellen:
Vers 1 bis 11 – Zusammengewachsen mit Christus
Vers 12 bis 23 – Zur Verfügung gestellt für Christus.
Vers 11 ist der Schlüssel: „Haltet euch der Sünde für tot, lebt aber für Gott in Christus Jesus.“ (Römer 6,11)
Zeugnis von Treue in der Verfolgung
Ich möchte zum Schluss eine Begebenheit aus dem vierten Jahrhundert nach Christus erzählen, die mich sehr bewegt hat.
Nach dem römischen Kaiser Konstantin, der das Christentum eingeführt hatte, regierte von 361 bis 363 nach Christus Kaiser Julian Apostata, das heißt auf Deutsch „der Abtrünnige“. Er wollte die Kaiserverehrung wieder einführen und als Kaiser göttlich verehrt werden. Zudem verfolgte er die Christen.
Vierzig Offiziere seiner Armee wollten jedoch Jesus Christus nicht verleugnen. In der damals intoleranten Welt wurde ein grausames Urteil gefällt: Tod durch Erfrieren. Sie mussten auf einen gefrorenen See gehen, sich bei klirrender Kälte ausziehen, während der See von Wachsoldaten umstellt war.
Am Ufer standen Bottiche mit heißem Wasser – die wir heute gut gebrauchen könnten – und warme Zelte mit Decken. Am nächsten Morgen lagen bereits viele erfrorene Leichen auf dem See.
Da wankte einer von diesen Vierzig zum Ufer. Er wurde gewärmt, starb aber wenig später. Einer der Wachsoldaten, die um den See standen, erkannte am Himmel eine Wolkenformation, die wie Kronen aussah. Als er zählte, waren es vierzig Kronen. Die Wolken hatten offenbar die Form von Kronen angenommen.
Da wurde ihm klar: Eine Krone ist herrenlos. Er riss sich die Kleider vom Leib, sprang auf den See und starb mit den anderen Offizieren. So erlangte er die Krone der Herrlichkeit – dessen bin ich gewiss.
Einladung zur persönlichen Entscheidung und Gebet
Ich möchte am Schluss ermutigen, falls heute Morgen jemand da ist, der sagt: Heute ist für mich der Augenblick, an dem ich ganz klar auf die Seite Jesu treten sollte.
Bei uns ist das nicht mit einer so dramatischen Sache verbunden wie bei diesen Offizieren. Aber du kannst heute Morgen, egal ob auf deinem Stuhl oder auf dem Betonpfeiler, wo du sitzt, sagen: Herr Jesus, heute Morgen will ich ganz entschieden und klar auf deine Seite treten. Du hast dich am Kreuz auf meine Seite gestellt und dich für mich zur Sünde machen lassen. Ich will das gläubig annehmen und mich heute Morgen von dir erretten lassen.
Vielleicht ist aber auch jemand da, der sagt: Ich weiß, dass ich getauft werden sollte. Ich bin gläubig, ich habe Jesus mein Leben gegeben. Auch da wäre es sicherlich noch möglich, aufzuspringen. Denn jemand von uns ist hier, der sich eigentlich gerne taufen lassen möchte, aber aus gesundheitlichen Gründen nicht kann. Vielleicht ist jemand da, der sagt: Dafür will ich gerne einspringen.
Wir wollen über das, was wir gehört haben, einen Augenblick ganz still werden in unseren Herzen. Und das Gespräch mit dem Herrn suchen, indem wir eine Bitte an ihn richten oder einen Dank aussprechen. Ich möchte jeden von uns ermutigen, das Gespräch mit Jesus in seinem Herzen zu suchen.
Ich schließe diese Stille mit einem Gebet ab:
Herr Jesus Christus, du Sohn Gottes, wir danken dir heute Morgen bei unserer Taufe, dass du dich mit einer ganz anderen Taufe hast taufen lassen als die, die wir kennen. Du bist an das Kreuz von Golgatha gegangen, hast an dem schändlichsten und grausamsten Galgen gehangen und für uns die Sünde und Schuld getragen – das ganze Gericht Gottes.
Danke, Herr, dass die Bibel sagt: Jeder, der an dich glaubt und an dein vollbrachtes Erlösungswerk, wird mit dir diesen gleichen Weg gehen. Er wird mit dir gekreuzigt, gestorben, begraben und auferstanden sein und mit dir in den Himmel aufgenommen werden.
Herr Jesus Christus, danke, dass hier viele sind, die das so bezeugen können – die wiedergeboren sind. Und wenn nur ein einziger unter uns ist, dem das fehlt, der aber weiß, dass er ohne dich nicht vor den Vater treten kann, dann lass ihn doch heute Morgen diesen Schritt tun.
Ich möchte dir auch danken, Herr, dass Menschen hier sind, die im Gehorsam gegen dein Wort diesen verborgenen inneren Vorgang ihres Herzens heute öffentlich darstellen und bekennen wollen. Sie wollen dieses Versprechen eingehen, dir treu zu folgen.
Herr Jesus, wir bitten gemeinsam, dass du darauf deinen göttlichen Segen legst. Dass das für uns alle, die wir das miterleben, und für die unsichtbare Welt ein ganz mächtiges Zeugnis werden darf.
Herr, wir bitten dich jetzt für das, was wir hören dürfen von den Zeugnissen, die aus dem Leben berichtet werden. Wir bitten, dass wir gesegnet werden und dass du auch auf die Taufe deinen Segen legst. Amen.
