Die unerschütterliche Zusage göttlicher Gnade
Jesaja 54,10: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen und kann nicht hinfallen“, spricht der Herr, dein Erbarmer.
Warum spricht uns dieses Wort so stark an? Hat es Ihnen jemand einmal im Krankenhaus oder in einer Krise zugerufen? Oder war das vielleicht irgendwo in einer Versammlung? Es gehört zu den Worten, die uns ganz unmittelbar und sehr stark ansprechen.
Was ist der Grund dafür? Der Grund liegt darin, dass hier steht, dass es absolute Gewissheit gibt, absolute Sicherheit. Das ist natürlich manchen Mitchristen immer auch ärgerlich. Sie sagen, man müsse immer zweifeln. Das ist aber nicht wahr. Man muss im Glauben nicht zweifeln. Wenn man zweifelt – und das tun wir alle – dann ist das menschlich. Es gibt keinen Menschen, der in seinem Leben nicht auch zweifelt.
Vor jeder schweren Wegstrecke unseres Lebens haben wir Angst und fragen uns: Hilft uns jetzt Gott wirklich? Geht seine segnende Hand mit? Es gibt ja viel zu viel Zweifel. Das kennen wir schon vom Volk Israel, als sie durch die Wüste zogen. Aber der Zweifel soll von uns nie ein Recht bekommen. Wir wollen darunter leiden, wir wollen es dem Herrn beichten und ihn um Vergebung bitten.
Der Zweifel zerstört unseren Glauben. Man kann nicht zweifeln und gleichzeitig glauben – das geht nicht. Wenn ich daran zurückdenke, wie ich vor vielen Jahren ein Mädchen zu einem Spaziergang in den Stuttgarter Wäldern eingeladen habe und sie dann gefragt habe: „Willst du mich heiraten?“ – sie hätte ja zweifeln können, mit gutem Grund. Ein komischer Mann und so. Es gab ja alle Gründe.
Wenn sie gezweifelt hätte, wäre sie nie der Sache auf den Grund gekommen. Man kann viele Dinge in unserer Welt durch kritischen Zweifel erhärten. In der Wissenschaft kann man immer nachfragen und nachbohren. Durch Zweifel kann man viel erreichen, wenn man forscht. Aber bei Menschen erreicht man überhaupt nichts.
Sie kommen von diesen Tagen zurück, und ihre Angehörigen zweifeln, ob sie sie lieben. Und sie sagen: „Doch, es ist alles okay.“ Wir zweifeln. Bis sie zum Schluss sagen: „Also, es hat überhaupt keinen Wert. Sie können Geschenke mitbringen, sie können irgendetwas tun.“ Dann sagen sie: „Ja, jetzt ist das recht verdächtig. Jetzt will sie uns kaufen.“
Menschen muss man vertrauen, Personen muss man vertrauen, um das wirklich zu erleben. Und so ist es bei Gott auch. Ich muss vertrauen können, ich muss Gott vertrauen können. Das hat Jesus auch gefordert: „Glaube nur!“ Und dann hat er sich erschließen können – nur aus dem Glauben heraus. Man muss diesen Schritt gehen. Es ist ja überhaupt kein schwieriger Schritt.
Die Einzigartigkeit göttlicher Sicherheit im Vergleich zur Welt
Wenn wir gerade die Debatte um die Sicherheit verfolgen, etwa bei dem Absturz eines Flugzeugs, ist es interessant, was einen selbst beschäftigt. War die Vorwarnzeit der Schweizer Flugsicherung ausreichend? Gab es technische Probleme? Und wie haben die Piloten reagiert?
Man sagt immer, es bleibt in dieser Welt ein Rest von Sicherheit. Man hat es nie bis zum Letzten genau. Entweder funktionieren die Maschinen nicht, oder die Menschen sind unzuverlässig. Vielleicht war der Fluglotse nicht an seinem Platz, obwohl es Vorschriften gab. Natürlich, nachts um zwölf – wer hält sich da schon immer genau an die Vorschriften? Vielleicht hat er auch die Bildzeitung gelesen oder nebenbei ferngesehen. Der Mensch ist unzuverlässig, unsere Maschinen sind unzuverlässig.
Unsere Techniker sagen immer: Es gibt nie absolute Sicherheit. Es gibt nur absolute Sicherheit und Gewissheit beim lebendigen Herrn Jesus. Das gibt absolute Sicherheit. Und da steht nämlich, dass es gar nicht möglich ist, dass diese Sicherheit fallen kann.
Wir sagen doch, bei allem ist es möglich, dass es versagt. Jede Sicherung kann ausfallen. Aber Gott sagt: Bei mir geht das nicht. Er würde unwahrhaftig sein, wenn das möglich wäre. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, auch wenn wir Leuten begegnen, die die Bibel kritisieren und sagen, man müsse die Bibel nicht wörtlich nehmen – davon gibt es ja viele.
Wenn das so wäre, hätten wir überhaupt keinen Grund mehr für unseren Glauben. Wenn Gott sein Wort einfach so, wie wir Schwaben sagen, "geschwätzt" hätte, einfach so in den Raum gestellt hätte – man müsse es nicht so genau nehmen, vielleicht hier ja, vielleicht dort nein, und jeder nach seinem Belieben – dann wäre das keine verlässliche Grundlage.
Das ist doch eine Frage, wenn Jesus uns sagt: "Ich bin die Auferstehung." Er fragt: Bist du es oder bist du es nicht? "Ich bin der Weg und die Wahrheit." Bist du es oder bist du es nicht? "Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis." Ist das richtig oder nicht?
Es geht immer ganz simpel um die Frage: Kann man sich darauf verlassen? Einfach und klar: Es gibt Sicherheit. Während bei uns in der Welt immer wieder Dinge passieren, wie neulich, als eine Brücke zusammenstürzte. Offenbar war das Gerüst nicht richtig berechnet, und die Betonglast war zu schwer. Wir wissen, dass es Bremsversagen geben kann. Das müssen dann Sachverständige feststellen – trotz aller Sicherheitsvorschriften ist das so.
In diesem Wort sagt der Herr: "Ihr werdet erleben, dass die Berge, die seit Jahrmillionen stehen, wanken und weichen. Aber meine Gnade kann gar nicht hinfallen. Es ist überhaupt nicht möglich, dass sie hinfällt."
In unserer Welt, in der es keine absolute Sicherheit gibt, gibt uns unser Herr eine ganz große Sicherheit. Mein erster Punkt lautet deshalb: Gottes Gnade kann nicht brechen.
Die Unverbrüchlichkeit der Gnade als Fundament des Glaubens
Darum ist es wichtig, dass der Grund unseres Glaubens, auf dem wir stehen und vertrauen, viel mehr ist, als nur etwas, an dem wir uns festhalten können. Das sagen ja auch die Heiden: „Gib mir etwas Festes in die Hand.“ Doch alles, was man in die Hand nehmen kann, verfällt. In hundert Jahren wird der Pult nicht mehr da sein, vielleicht ist das Holz dann schon verfault. Bei manchen Stoffen kann man sagen, sie halten vielleicht etwas länger.
Das absolut Festeste ist der Gnadenbund Gottes. Bei ihm ist es unmöglich, dass auch nur die kleinste Panne passiert oder irgendwo unter hundert Millionen Fällen etwas nicht funktionieren würde. Jetzt müssen wir noch einmal innehalten. Gnade ist bei den Leuten, auch bei frommen Menschen, oft eine windige Sache. Gnade – das ist für viele nichts Fassbares. Sie sagen: „Gott kann ja vergeben, wenn er will, dann nehme ich es nicht so ernst.“ Aber was ist denn Gnade wirklich?
Gehen wir in unsere Todesstunde. In dieser Stunde stellen sich viele die Frage: „Wie möchte ich sterben?“ Die meisten wünschen sich, möglichst unbewusst zu sterben, weil sie glauben, es sei nicht gut, bewusst zu sterben. Wenn wir Christen das nachplappern, was die Welt sagt, sollten wir am Ende unseres Lebens Gottes Fügung annehmen und bereit sein, unser Leben, auch den Zufall unseres Lebens, zu akzeptieren. Hoffentlich hat jetzt die Flugsicherung funktioniert.
Man sollte dem Zerfall des eigenen Lebens in die Augen schauen können. Man blickt zurück und sagt: „Bei den Kindern haben wir viel in der Erziehung falsch gemacht, im Beruf manches nicht richtig angepackt.“ Vielleicht hat man plötzlich auch einen Eindruck von Vergehen und Sünden, die einen immer wieder belasten. Aber dann – auf einmal – bedeutet Gnade, dass Gottes Güte alles wegwischt und dass er uns an sich zieht, wie eine Mutter ihr Kind. Ganz fest, unumstößlich fest: Gott hat mich lieb.
Und wenn meine Mängel, meine Fehler und meine Vergehen ein ganz scheußlicher Haufen sind, zieht er mich an sich. Das Erbarmen Gottes ist absolut sicher und fest. Jetzt wissen wir erst, was für eine ungeheuerliche Sache das ist. Selbst wenn jemand ein Meister im Verbrechen ist – auf die Gnade kann man bauen. Und das nicht nur in der Todesstunde. Auf die Gnade darf man schon heute bauen. Heute Morgen dürfen Sie darauf bauen, wenn Sie schwierige Entscheidungen treffen, bevor Sie sich den Ärzten und ihren Operationstechniken anvertrauen.
Auf die Gnade können Sie bauen. Jetzt ist es natürlich etwas ganz anderes. Gnade ist nicht nur so ein Spruch, wie man herzliche Segenswünsche austauscht oder eine Floskel sagt. Gnade ist etwas ganz Großes. Ist es wirklich so, dass Gottes Gnadenbund seine Zuwendung zu mir so feststeht? Ja, unverbrüchlich fest! Er hat sich darauf festgelegt, für immer und ewig unbegrenzt seine Gnade gelten zu lassen.
Machen wir uns das noch einmal bewusst: Wenn es auf unsere Sündlosigkeit ankäme, könnte kein Mensch selig werden. Wenn es auf unseren Glauben ankäme, auf unsere Glaubenskraft, würde keiner von uns selig werden. Denn unser Glaube ist immer vom Unglauben bedroht, von Zweifeln umgeben. Wir sind gefährdet in unserem Glauben. Wenn es auf unsere Gerechtigkeit ankäme, könnten wir den Himmel nicht gewinnen.
Aber Gott hat sich auf die Gnade festgelegt – auf die Gnade, dass schon ein Kind, ein unmündiges Kind, selig werden kann, ohne irgendwelche Leistung. Gnade ist unverdient, Gnade ist gratis, Gnade ist umsonst. Und jetzt sind wir Menschen so verbohrt, dass wir oft vor Gott herumrechten und sagen: „Ich brauche die Gnade nicht.“ Wie viele Menschen stehen ganz nah vor einer Entscheidung bei Jesus und wollen die Gnade nicht haben.
Sie lehnen sich auf und sagen: „Das ist aber unfair. Ich habe Gott so lange gedient. Wenn ein Verbrecher, der sich auf dem Sterbebett bekehrt, auch bloß durch Gnade selig wird – das ist ja ungerecht bei Gott!“ Wenn wir jetzt auf einmal den Gnadenbund Gottes aushebeln wollen, wissen Sie, was Sie machen? Das ist, als ob man sich mit einem Rettungsseil erhängt.
Das kann man machen, aber das Rettungsseil ist zur Rettung da. Man kann mit einem Rettungsgürtel, der im Schwimmbecken außen hängt, auch jemanden totschlagen. Aber der Gürtel ist zur Rettung da. Die Gnade ist mir zur Rettung gegeben. Wie kann ich das jetzt benutzen, um mit Gott zu rechten und sagen: „Aber meine Gerechtigkeit, meine Leistungen, meine Taten sind so groß!“?
Übrigens, das ist so eine Diskussion, die man oft in Hauskreisen findet. Die Leute sagen dann: „Wir haben doch Gott treu gedient.“ Warum haben wir Gott gedient? Um eine Leistung vor Gott zu haben? Nein, es hat doch Spaß gemacht. Es hat doch Spaß gemacht! Gestern hat jemand so nett zu mir gesagt: „Sie haben schon arbeiten müssen.“ Ich habe gesagt: „Das ist keine Arbeit.“ Die höchste und lustigste Aufgabe ist es, das Evangelium auszulegen. Das ist keine Arbeit.
Es gibt ganz andere Arbeiten in dieser Welt, bei denen man schuftet. Aber alles, was wir für Gott tun, wenn wir Jesus nachfolgen, ist keine Arbeit. Manche Christen tun so, als ob sie etwas verpassen würden: „Schade, ich hätte auch mal gern die Ehe gebrochen, ich hätte auch mal gern gelogen, ich hätte auch mal gern gestohlen.“ Was ist das für ein komisches Denken?
Wir dienen doch dem Herrn, weil es uns Freude macht. Gibt es denn etwas Schönes an der Sünde? Gibt es an einem Leben ohne Jesus etwas Attraktives? Darum ist die ganze Diskussion so falsch. Die Gnade ist das Herrlichste in unserem Leben, und das gilt unverbrüchlich fest. Die Gnade Gottes kann nicht fallen, sie kann nicht brechen, sie kann nicht außer Kraft gesetzt werden – außer von unserem Stolz, der sagt: „Nö, will ich nicht, ich will mit dem Chef selbst verhandeln am Jüngsten Tag.“
Wehe, wenn man so verrückt ist und die Gnade ausschlägt! Die Gnade ist etwas Wunderbares, sie wird gratis und ohne irgendwelche Einschränkungen angeboten.
Die Beständigkeit des Friedensbundes Gottes trotz menschlicher Unbeständigkeit
Einen zweiten Punkt möchte ich anfügen. Diese Gnade gilt unverbrüchlich fest, unverbrüchlich fest, weil in unserer Welt alles rostet, alles bricht und alles wankt. Übrigens wankt auch die Liebe.
Im Volkslied „Ein getreues Herz zu wissen“ von Paul Flemming, das er seiner Elsken gedichtet hat, heißt es, dass es der höchste Preis für einen Menschen ist, ein getreues Herz zu haben. Flemming ging dann drei Jahre auf die Reise, und als er heimkam, hatte die Elsken einen anderen geheiratet. Dabei stimmt es schon bei der Person, für die das Lied gedichtet war, nicht mehr. Das zeigt: Selbst Treue und selbst Liebe wanken und fallen.
Aber der Friedensbund Gottes währt ewig, weil er auf der Gnade gründet – der Gnade Gottes. Darauf hat er sich festgelegt. Das wurde noch einmal von Gott durch Jesus und seinen Opfertod bestätigt. Es ist gar nicht möglich, dass diese Gnade weichen, wegfallen oder nicht mehr feststehen kann.
Gott hat sogar einen Eid dazu getan. Im Hebräischen heißt es, Gott müsste ja gar nicht schwören. Doch Gott hat geschworen, damit wir ungläubigen, störrischen Denker das endlich kapieren: In der Gnade kann ich mich für immer bergen.
Diese Gnade Gottes war schon da, bevor du geboren wurdest. Als du im Mutterleib gebildet wurdest, war Gottes Gnade da, die dich so vollkommen gemacht hat. Gottes Gnade ist auch über deinem Leben; er hat dich eigenartig gemacht. Aber diese Gnade weicht niemals, egal wo du bist, wie alt du bist, was kommen mag und was du getan hast.
Jesus geht so weit, zu sagen: Wenn deine Sünde gleich blutrot wäre, soll sie schneeweiß werden. Er hat sich so auf Gnade festgelegt, dass das geradezu herausfordert, ein gottloses Leben zu führen. Das ist aber nicht möglich, denn es bringt keine Freude.
Wenn Gott so in der Gnade handelt, dann würde kein Vater und keine Mutter seinem Kind so grundsätzlich sagen: „Wenn du nicht tust, dann kommt der Zeigefinger.“ Bei Gott ist das nicht so. Gnade – wer Gnade will und diesen Weg eingeht, bekommt alles von Gott, die ganze große Zusage.
Das ist auch durch den Opfertod Jesu bekräftigt. Jesus hat noch einmal gesagt: Um der Gnade willen gehörst du ganz zu mir, und niemand kann dich aus meiner Hand reißen.
Ich kann das nur vergleichen mit Firmenpartnerschaften wie Daimler und Chrysler oder Grünzweig und Hartmann. Zwei Leute kommen zusammen und machen ein gemeinsames Geschäft. Unser Herr Jesus sagt: „Du, wir machen ein gemeinsames Geschäft.“ Er gibt alles hinein, und du bist der Teilhaber. Du bekommst alles von mir.
Die Einladung zur Teilhabe an Gottes Güte und Erbarmen
Ich möchte Ihnen noch einmal ganz einfach an diesem Wort zeigen, wie Jesus austeilen und schenken will und uns mit all seiner Güte überschütten möchte.
Der Herr, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gehört, will eine Teilhaberschaft mit dir haben. Er sagt: Komm, nimm doch von meinen Schätzen! Ich gebe dir alles. Du sollst keinen Mangel haben. Du darfst aus meiner Fülle leben. Ich will in deinem Leben wirken, und du darfst mein Erbarmen kennenlernen. Du darfst auf diesem Erbarmen ruhen – auch wenn du untreu bist, auch wenn deine Gedanken irgendwo anders abschweifen, auch wenn du im Glauben Last bist. Ich will dir in großer Gnade all das schenken.
Das Einzige ist, dass ich diese Gnade Gottes mit Füßen trete. Das geschieht, wenn Leute sagen: „Ich halte viel von Krishna, von der Gnade brauche ich nichts.“ Doch genau das ist der springende Punkt. Deshalb tun sich oft Menschen schwer, deren Leben gescheitert ist und deren Leben ganz zerbrochen ist. Sie sagen: „Ich brauche Gnade.“ Und dann gibt es die Selbstgerechten, die Pharisäer und bürgerlich Anständigen, die sagen: „Mein Leben ist in Ordnung, ich bin doch kein Verbrecher. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Sicher, ich bin nicht ganz gut, aber ich bin so ziemlich in der Spur.“ Und diese wollen die Gnade nicht.
Wo die Gnade fehlt, fehlt uns alles. Dort bekommen wir nichts von Christus, und der Himmel ist uns verschlossen. „Meine Gnade soll nicht von dir weichen.“ Meine Gnade soll nicht von dir weichen. Sie kann nicht von dir weichen.
Dieses „soll“ hat in der hebräischen Sprache viele Bedeutungen. Es ist so schön. Es ist nicht wie im deutschen Rechtstext, wo das „Sollen“ noch eine Deutung offenlässt. Nein, im biblischen Sinn bedeutet es: Das kann nicht sein, das ist nicht möglich, das ist Gottes Verfügung, und das will Gott nicht. Darum ist es absolut gültig.
Die Aufforderung zum festen Glauben trotz weltlicher Unsicherheiten
Mein letzter Punkt: Nur nicht wackeln, nur nicht wackeln.
Wir wackeln so gerne, weil in dieser Welt so viel wackelt. Wir wissen wirklich nicht, was morgen kommt. Kommt morgen eine Katastrophe? Kommt morgen eine schlimme Nachricht vom Arzt? Kommt irgendwo etwas Schlimmes in unserer Familie? Oder kommt irgendwo eine Wirtschaftskatastrophe? Deshalb heißt es hier: In dieser Welt können Berge weichen und Hügel fallen.
Das ist schon eine Sache, wenn der Schwarzwald zur Ebene wird. Stellen Sie sich mal vor, Sie gehen noch davon aus, dass im nächsten Jahr der Schwarzwald noch da steht, wo heute die Hornisgrinde ist. Aber Gott sagt, es ist möglich, dass selbst die großen Berge plötzlich zusammenbrechen. Da geschieht Ungeahntes.
Soll doch keiner sagen, seit dem 11. September sei alles anders. Das ist in dieser Welt seit Adam und Eva so, dass es schrecklich Böses gibt und erschütternde Nachrichten, die uns in Angst und Panik versetzen. Hoffentlich bewahrt uns Gottes Güte vor solchen schlimmen Terroranschlägen auch weiterhin in unserem Land. Aber wir wollen gar nicht überrascht sein, wenn es morgen losgeht – das ist möglich.
Und jetzt sagt Gott: Lass doch wackeln, lass doch die wackeln, wackel du nicht. Wir stehen ja nicht auf den Bergen, davon hängt unsere Sicherheit nicht ab. Lass wackeln, was wackeln muss. In dieser Welt muss viel zerbrechen und hinfallen.
Es stimmt auch nicht, dass das die schlimmsten Ereignisse sind. Ich sage immer: Der Dreißigjährige Krieg war wahrscheinlich das schlimmste Ereignis in 2000 Jahren deutscher Geschichte. Ganze Dörfer starben an der Pest, das Menschenleben galt nichts mehr. Gerade damals, als Johann Valentin Andreae in Calw war und die Leute im Winter in die Wälder flohen und alles verloren hatten. Die Stadt wurde vor ihren Augen abgebrannt – natürlich erst, nachdem sie das Lösegeld bezahlt hatte.
Die Schweden oder die Kaiser, wenn man ihnen diese Geldsumme brachte, und dann wurde die Stadt trotzdem abgebrannt. Weil Menschenwort nichts mehr gilt. Da fragt man sich: Wo kann man in dieser Welt noch jemandem glauben?
Und Gott sagt: Sei nie erschrocken! In der Welt wackelt alles, da gibt es keine Sicherheit. Es gibt auch keine Sicherheit für Ihre Gesundheit. Und wenn der beste Arzt Ihnen sagt, Sie können unbekümmert sein für die nächsten fünf Jahre, stimmt das nicht. Es kann schon morgen etwas sein. Ich will Ihnen keine Angst machen, sondern nur, dass wir nicht überrascht sind.
Gott sagt: Lass doch wackeln und weichen und hinfallen, was fallen soll. Du stehst auf einem Fundament meiner Gnade. Diese Gnade ist so wunderbar, dass der Herr sagt: Ich will mich deines erbarmen, ich will dein Herr sein, ich will mit dir sein. Meine Liebe kann nicht von dir weichen, niemand kann dich aus meiner Hand reißen.
Jetzt können Sie all die Worte einsetzen: Der Glaube ruht auf diesem Grund, der Zusage unseres Herrn.
Zeugnisse des Vertrauens auf Gottes Gnade
William Booth, Gründer der Heilsarmee, war ein ganz schlichter Christ. Durch seine Frau Catherine hat er jedoch viel dazugewonnen. Catherine hatte all das, was William fehlte. Er war ein Feuerkopf, während sie eine gebildete und kluge Frau war. Sie hielt in England überall Vorträge und baute einen Freundeskreis auf. Leider starb Catherine relativ früh an Brustkrebs.
William Booth war über diesen schweren Verlust tief betroffen. In der Nacht vor ihrem Tod kniete er an seinem Schreibtisch und betete: „Herr, ich verstehe dich nicht, aber ich vertraue dir.“ Das war ein großartiges Gebet: „Herr, ich verstehe dich nicht, aber ich vertraue dir.“
Eine Beobachtung, die William in sein Notizbuch schrieb, beschreibt, wie die sterbende Catherine auf einen Spruch an der Wand deutete. Zuerst hatten sie nicht verstanden, was sie meinte, als sie immer wieder mit dem Finger auf die Wand zeigte. Schließlich erkannten sie, dass dort ein Bibelwort stand. Aus dem Englischen zurückübersetzt lautete es: „Meine Gnade reicht auch für dich.“ Das bedeutet: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig, meine Gnade vollendet sich in deiner Schwäche.“ Dieses Wort half William Booth sehr: „Meine Gnade reicht auch für dich, für alles, was du brauchst.“
Wir brauchen keine Sicherheiten dieser Welt. Ich weiß nicht, was Sie heute Morgen beschäftigt, aber ich habe nur gebetet, dass dieses Wort bei Ihnen neue Räume öffnet. Vielleicht sagen Sie: „Ja, ich will jetzt anfangen, so zu leben. Ich will mich ganz auf die Gnade Gottes verlassen.“
Als in Ulm die Reformation eingeführt wurde – Sie kennen ja das Ulmer Münster – wurde nach Ständen abgestimmt. Die Frage zur Reformation war klassisch formuliert. Wahrscheinlich würden wir sie heute anders stellen, zum Beispiel: „Wollt ihr der Lehre Luthers folgen?“ Damals in Ulm fragte man: „Wollt ihr des Kaisers Gnade und Gottes Ungnade, oder wollt ihr lieber Gottes Gnade und des Kaisers Ungnade?“
Die Stände stimmten ab. Die Bäcker stimmten am schlechtesten ab, was interessant zu lesen ist. Die Bürger von Ulm entschieden sich mit großer Mehrheit: „Wir wollen Gottes Gnade, auch wenn uns des Kaisers Ungnade trifft.“ Sie suchten nicht mehr nach der Gnade der Welt und auch nicht nach der Fürsprache der Welt. Sie wollten viel entschlossener mit der Gnade Gottes leben.
Wir hatten einmal einen afrikanischen Gast, einen Kirchenführer aus Uganda. Er erzählte, dass er nach seiner Rückkehr als Erstes zwei 22-Jährige trauen werde, die hochgradig an AIDS erkrankt sind, aber noch nie Geschlechtsverkehr hatten. Sie waren durch eine Bluttransfusion oder eine andere Ursache infiziert worden.
Ich fragte ihn, warum sie noch getraut werden sollten. Er sagte: „Gerade ihnen will ich es sagen: Die Gnade Gottes steht über ihnen, obwohl menschlich gesehen keine Hoffnung mehr besteht.“
Es ist wunderbar zu wissen, dass unser Leben unter dieser Sonne steht, die niemand außer Kraft setzen kann. Egal, was kommt: Wir brauchen keine Stützen für unseren Glauben. Was denn sonst? Die Welt braucht Stützen, denn dort bricht alles zusammen. In der Welt gibt es keine Gewissheit. Der Glaube aber braucht keine Stützen – er hat in Jesus die Gnade gesehen.
Noch einmal das schöne Lied von John Newton, das wir schon einmal erwähnt haben: „O Gnade Gottes wunderbar.“ John Newton schrieb es, nachdem er sich aus seinem schrecklichen Leben als Sklavenhändler bekehrt hatte. Seine Leidenschaft war es nun, denen zu helfen, die unterdrückt sind, und der Gerechtigkeit zu dienen. Er wollte der Gnade Jesu Raum geben.
In England führte er den parlamentarischen Kampf gegen das Sklavenunrecht an. „Oh Gnade Gottes wunderbar“ – das Lied wird heute von vielen Kapellen gespielt, die oft gar nicht wissen, was sie damit singen: das „Amazing Grace“, die wunderbare Gnade Gottes.
Die Gnade Gottes reicht auch für dich. Das ist ein absolut sicheres und festes Fundament. Er ist dein Erbarmer. Schau Jesus an, sieh in sein Gesicht. Er hat nur Liebesgedanken für dich, auch wenn du vieles in deinem Leben nicht verstehst. Wie William Booth kannst du sagen: „Herr, ich komme nicht mit, was jetzt geschieht, aber ich vertraue dir.“
Denn du sitzt in einem Boot mit Jesus. Und das Boot kann nicht sinken, solange Jesus darin sitzt. Wenn du auf die Gnade baust, kann sie nicht weichen. Du kannst niemals ertrinken. Er ist der Chef deines Lebens, und der Chef macht nie bankrott.
Verstehst du? Führe dein Leben so, dass du Jesus mit hineinziehst. Vor was willst du dich noch fürchten? So spricht der Herr, dein Erbarmer.
Schlussgebet des Vertrauens und der Dankbarkeit
Wir wollen beten. Wir danken dir, lieber Herr, für dieses Wunder der Gnade. Oft waren wir schon überwältigt, wenn uns deine Liebe ganz direkt zugesprochen wurde, obwohl wir uns unwürdig fühlten.
Herr, mach uns dieses Wunder jeden Tag neu bewusst. Bewahre uns vor dem schrecklichen Stolz, der sich vor der Gnade verschließt. Bewahre unser Herz und unsere Sinne, damit wir immer nur bei deiner Gnade bleiben. Lass uns spüren, dass du uns nicht loslässt und dass uns die Augen dafür geöffnet werden.
Deine Gnade kann uns auch bewegen, barmherzig zu anderen zu sein. Sie kann uns lehren, Liebe zu üben, selbst zu denen, die uns Unrecht tun, weil deine Gnade so überreich und endlos ist.
Wir bitten auch heute für Menschen, die uns am Herzen liegen und denen wir gerne von dir erzählen möchten. Gib uns das Geschick, ganz schlicht und einfach so zu bezeugen, wie es dein Wort uns gesagt hat.
Danke, dass auch über diesem Tag deine Gnade steht. Amen.