Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 119: Von Menschenfischern, Teil I.
Einführung in den Dienst Jesu und die Berufung der Jünger
Natürlich ist es nicht ganz einfach, aus den wenigen Erzählungen, die wir in den Evangelien vom Leben des Herrn Jesus überliefert bekommen haben, eine klare Chronologie abzuleiten.
Aber auch wenn es schwierig ist, stellen wir fest, dass wir jetzt in Galiläa angekommen sind und zum Herzstück des Dienstes Jesu vordringen. Zu diesem Dienst gehören auch die zwölf Jünger. Einige von ihnen waren ihm bereits gefolgt. Da wir jedoch jetzt lesen, dass sie erneut von ihm in die Nachfolge berufen werden, dürfen wir davon ausgehen, dass Andreas, Simon Petrus, Jakobus und Johannes bis zu diesem Zeitpunkt eher Teilzeitjünger waren. Sie kehrten immer wieder nach Hause zurück, um sich um ihr Fischereigewerbe zu kümmern.
Schauen wir uns ihre erneute Berufung genauer an, in Lukas 5,1-4: Es geschah aber, als die Volksmenge auf ihn andrängte, um das Wort zu hören, dass er am See Genezareth stand. Dabei sah er zwei Boote am See liegen. Die Fischer waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen die Netze. Jesus stieg in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land hinauszufahren. Er setzte sich und lehrte die Volksmengen vom Boot aus.
Jesus lehrt vom Boot aus und fordert zum Fischfang auf
Als er aber aufhörte zu reden, sprach er zu Simon: „Fahre hinaus auf die Tiefe und lasst eure Netze zu einem Fang hinab.“
Wir sind nicht mehr in Nazaret, sondern am See Genezareth. Inzwischen ist Jesus als Prediger bekannt, und viele Menschen wollen ihn hören. So viele, dass es sich für den Herrn Jesus anbietet, nicht an Land zu bleiben. Deshalb bittet er Simon Petrus, ihn in seinem Boot ein wenig auf den See hinauszufahren. Dieser tut das. Jesus setzt sich und lehrt die Volksmengen.
Bis zu diesem Moment ist Simon einfach nur ein netter Kerl, den Jesus von früher her kannte. Er hatte schon einmal eine Weile diesem Rabbi gefolgt und in seinem Auftrag getauft, aber mehr war da nicht. Auch die Predigt des Herrn Jesus hatte bei Simon noch keinen wirklich tiefen Eindruck hinterlassen. Ich würde ihn als interessiert, aber nicht als zerbrochen bezeichnen. Er ist religiös, wahrscheinlich auch irgendwie gläubig, aber noch nicht bekehrt.
Sein Bruder hatte ihn mit Jesus bekannt gemacht. Für Andreas war klar: Wir haben den Messias gefunden. Aber es scheint fast so, als wäre Simon – und ich vermute auch den anderen Jüngern – noch nicht ganz klar, was das bedeutete. Erinnert euch bitte an die Einwohner von Nazaret. Die wollten sich nicht als die Armen und geistlich Blinden sehen. Auch Simon hatte an dieser Stelle noch Nachholbedarf.
Und das ist dann eben auch der Grund dafür, warum Jesus ihn nach dem Predigen auffordert: „Fahre hinaus auf die Tiefe und lasst eure Netze zu einem Fang hinab.“
Petrus’ Entscheidung und das Wunder des großen Fangs
Lukas 5,5: Und Simon antwortete und sprach zu ihm: Meister, wir haben uns die ganze Nacht hindurch bemüht und nichts gefangen. Aber auf dein Wort hin will ich die Netze hinablassen.
Ich hatte gesagt, die Predigt von Jesus bewirkt bei Petrus keine Einsicht in seine eigene Sündhaftigkeit. Die Revolution in seinem Denken beginnt mit einer Entscheidung. Jesus sagt: Fahre hinaus! Und Petrus lässt sich darauf ein, obwohl er als Experte in der Fischerei natürlich wusste, dass man am Tag nichts fängt – schon gar nicht dort, wo es tief ist. Er rechnet also nicht mit einem Fang und fährt doch hinaus.
Warum? Es geht ihm nicht um Profit, sondern er tut es nur, um Jesus zu gefallen. Er sagt: „Auf dein Wort will ich die Netze hinablassen.“ Und es würde mich nicht wundern, wenn Petrus sich insgeheim schon ausmalte, wie das sein würde, wenn er, der Fischer, Jesus, dem Zimmermann, eine Einführung in die Regeln des Fischfangs geben würde.
Aber dann geschieht das Wunder. Lukas 5,6-7: Und als sie dies getan hatten, umschlossen sie eine große Menge Fische, und ihre Netze rissen. Sie winkten ihren Gefährten in dem anderen Boot zu kommen und ihnen zu helfen. Diese kamen und füllten beide Boote, so dass sie zu sinken drohten.
Petrus’ Reaktion auf das Wunder und seine Selbsterkenntnis
Petrus wusste ganz genau, dass das ein Wunder war. Er war der Experte und wusste, was man erwarten konnte. Deshalb packte ihn und seine Mitstreiter Jakobus und Johannes angesichts der Menge an Fischen das kalte Grausen.
In Lukas 5,8-9 heißt es: „Als aber Simon Petrus es sah, fiel er zu den Knien Jesu nieder und sprach: ‚Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr.‘ Denn Entsetzen hatte ihn erfasst und alle, die bei ihm waren.“
Dieses Entsetzen bezog sich auf den Fischfang, den sie gerade getan hatten. Was die Predigt des Herrn Jesus nicht bewirken konnte, das tat dieses Wunder des Fischfangs. Petrus wusste, dass das, was er eben erlebt hatte, nicht normal war.
Petrus war nicht dumm. Er erkannte sofort, wer in der Person dieses Jesus von Nazaret vor ihm stand. Hier stand der Herr der täglichen Arbeit, der Herr der Natur, der Herr aller Fische und aller Fischer.
Dann erfasste er den Kontrast: Er, ein kleiner, unbekannter Fischer aus einem armseligen Dorf am See Genezareth, irgendwo am Ende der Welt. Er, der sich noch vor kurzem erdreistet hatte, Jesus darauf hinzuweisen, dass er die ganze Nacht lang nichts gefangen hatte, begegnete nun seinem Herrn und Gott.
Die Bedeutung von Petrus’ Haltung und die Einladung zur Nachfolge
Lukas 5,8: Als Simon Petrus das sah, fiel er zu den Knien Jesu nieder und sagte: „Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr.“
Damit wir Petrus nicht falsch verstehen: Er schickt Jesus nicht weg, wie es die Einwohner von Nazaret getan hatten. Vielmehr ist das hier eine vorsichtige Warnung im Sinne von: „Herr, ich kenne mich. Ich weiß, dass ich ein sündiger Mensch bin. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du etwas mit mir zu tun haben möchtest. Vielleicht ist es am besten, wenn ich dich jetzt am Ufer absetze und du einfach weiterziehst. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass so jemand wie du mit so jemandem wie mir etwas anfangen kann. Ich bin deiner Gegenwart nicht wert.“
Und natürlich hat er Recht. Jeder Mensch könnte ganz zu Recht genau das zu seinem Schöpfer sagen: „Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr.“ Aber – und diese Lektion ist eine ganz wichtige – wo wir denken, dass alles aus ist, fängt für Gott erst alles an. Wo wir merken, dass wir uns völlig verkalkuliert haben, da kann Gott überhaupt erst anfangen, mit uns Geschichte zu schreiben.
Der Moment, in dem wir ganz sicher wissen, dass wir nicht zur Nachfolge geeignet sind, dass wir nicht zu den Jüngern Jesu taugen, dass kein klar denkender Rabbi uns als Jünger akzeptieren würde – dieser Moment der Selbsterkenntnis, wenn mein Ego einen echten Knacks bekommt, weil ich aufhöre, auf meinen Hochmut zu hören und aufhöre, mir auf meine Expertise etwas einzubilden – genieße diesen Moment des Zerbruchs.
Denn genau dieser Moment qualifiziert dich dazu, ein Nachfolger Jesu Christi zu werden, ein Kind Gottes und ein Menschenfischer.
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir Gedanken darüber machen, wie Zerbruch und Berufung bei Jesus zusammengehören.
Das war's für heute.
Ganz neu: Seit drei Wochen sind Predigten von mir auch auf DWG Load verfügbar. Ein herzliches Dankeschön an das DWG Radio Team.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
