Einführung: Freundschaft und Ehe im biblischen Kontext
Was sagt die Bibel zum Thema gute Freunde? Fünf Dinge, die du wissen solltest, wenn du tiefe Freundschaften pflegen möchtest.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch, dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und wir wollen uns heute mit der Frage beschäftigen, was das Thema Freundschaft und Ehe miteinander zu tun haben.
Gestern habe ich dir einen Begriff vorgestellt: das Wort „Apokryphen“. Das sind geistliche Bücher, die man in bestimmten Ausgaben der Lutherbibel findet – eben die Lutherbibel mit Apokryphen. Man findet sie dort zwischen dem Alten und dem Neuen Testament.
Aus einem dieser Bücher habe ich gestern einige Verse zitiert. Ohne dass das jetzt eine Regel werden soll, möchte ich heute noch einen weiteren Vers nachschieben: Jesus Sirach, Kapitel 40, Vers 23: „Freund und Gefährte helfen zur rechten Zeit, aber mehr noch als beide die Frau ihrem Mann.“
Die Bedeutung von Freundschaft in der Ehe
Nachdem wir nun wissen, was einen guten Freund auszeichnet und was wir selbst tun können, um Freundschaften zu pflegen, werfen wir einen Blick auf die Ehe.
Mir ist dieses Thema besonders wichtig, weil das Zusammenspiel von Mann und Frau oft nicht so einfach ist, wie man es sich am Anfang einer Ehe vorstellt. Für mich ist es ein echtes Problem, dass junge Leute heute durch Filme und Serien lernen, wie man Beziehungen führt. Es fehlen einfach gute Vorbilder und natürlich auch solides Bibelwissen.
Dadurch bleibt ein Thema oft völlig auf der Strecke, das in den gängigen Medien kaum betont wird: die Freundschaft in der Ehe.
Noch einmal ein Blick auf Jesus Sirach 40,23: "Freund und Gefährte helfen zur rechten Zeit, aber mehr noch als beide die Frau ihrem Mann."
Ich hoffe, ihr erkennt den Vergleich vom Kleineren zum Größeren. Freund und Gefährte helfen zur rechten Zeit – das ist das Kleinere, das Normale. Aber mehr noch die Frau ihrem Mann. Ein Freund ist gut, eine Frau ist besser.
Hier wird aus der Sicht des Mannes betont, wie wichtig es ist, eine Partnerin zu haben, die sich wie ein guter Freund verhält.
Drei Dimensionen der Ehe laut Bibel
In Serien und Filmen entstehen Beziehungen meist durch erotische Anziehungskraft. Zwei Menschen sehen sich, verlieben sich, schlafen miteinander und sind ab sofort ein Paar.
In der Bibel gibt es interessanterweise nicht nur eine Ebene der Bindung, sondern drei. Die Ehefrau ist die Freundin, die Geliebte und die Braut. Der Ehemann ist der Freund, der Geliebte und der Bräutigam. Eine Ehe hat also drei Aspekte: Freundschaft, Erotik und rechtliche Verbindlichkeit.
Vielleicht fragst du dich, wo Jürgen den Aspekt Freundschaft hernimmt. Die Antwort findet sich im Bibelbuch zum Thema Beziehung schlechthin, dem Hohelied im Alten Testament. Es ist Poesie pur und behandelt die Frage, wie man eine leidenschaftliche Ehe bis ins hohe Alter führt – einfach ungeschlagen. Es ist wirklich das Buch dazu.
Freundschaft im Hohelied: Salomo und Sulamit als Vorbild
Im Hohelied zeigen uns Salomo und Sulamit, wie sie es geschafft haben, trotz ihrer Unterschiedlichkeit zueinander zu finden. Salomo stammt aus der High Society, während Sulamit vom Land kommt und schwierige Familienverhältnisse hat. Dennoch führen sie eine tiefe Beziehung, die von Bewunderung und Romantik geprägt ist.
Diese Beziehung dreht sich nicht nur ums Heiraten und Sexualität, sondern es ist auch sehr interessant zu sehen, wie oft das Thema Freundschaft auftaucht. Es ist geradezu verwunderlich, wie häufig Salomo seine Sulamit mit „Freundin“ anspricht. Das Hohelied ist ja ein Liebeslied, daher würde man erwarten, dass Begriffe wie „meine Geliebte“ oder „meine Schöne“ im Vordergrund stehen. Doch weit gefehlt: Es ist der Begriff „Freundin“, der immer wieder auftaucht.
Auch wenn Salomo die Schönheit seiner Sulamit besingt und sich in der Hochzeitsnacht an ihr berauscht, tut er dies stets mit dem Blick darauf, dass sie seine Freundin ist. So heißt es in Hohelied 1,15: „Siehe, du bist schön, meine Freundin, siehe, du bist schön, deine Augen sind Tauben.“
In Hohelied 4,7 heißt es: „Alles an dir ist schön, meine Freundin, und kein Makel ist an dir.“ Und in Hohelied 5,2 sagt die Sulamit: „Ich schlief, aber mein Herz war wach, horch, mein Geliebter klopft.“ Darauf antwortet der Geliebte: „Öffne mir, meine Schwester, meine Freundin, meine Taube, meine Vollkommene.“
Salomo nennt seine Sulamit im Hohelied neunmal „Freundin“. Ich halte das für keinen Zufall. Auch sie nennt ihn so. In Hohelied 5,16 heißt es: „Sein Mund ist voll süß, und alles an ihm ist lieblich; so ist mein Freund, so ist mein Geliebter, ihr Töchter Jerusalems.“
Freundschaft als Grundlage für eine erfüllte Ehe
Könnte es sein, dass im Zentrum einer leidenschaftlichen Ehe nicht nur die körperliche Anziehungskraft steht? Und dass es bei der Ehe nicht nur darauf ankommt, gemeinsam Projekte zu stemmen, Kinder großzuziehen und in den Urlaub zu fahren?
Könnte es sein, dass im Zentrum einer richtig guten Ehe Freundschaft steht?
Ich bin der Typ, der etwas in der Bibel liest, daran glaubt, es ausprobiert und im Nachhinein feststellt, dass Gott immer Recht behält. Ich habe mich entschieden, für meine Frau bester Freund zu werden. Deshalb arbeite ich hart daran, dass mich eine tiefe Freundschaft mit meiner Frau verbindet.
Sie soll wissen, dass ich da bin, wenn sie irgendeine Not hat. Wir nehmen uns Zeit für tiefe Gespräche, öffnen uns, unterstützen uns und beschenken uns. Ich will wissen, wie es ihr geht, ich will ihr ein guter Ratgeber sein, ich will sie ermutigen. Und ich will dafür sorgen, dass nichts zwischen uns steht – alles Dinge, die wir schon kennen, weil wir wissen, wie sich ein guter Freund verhält.
Wir gehen diesen Weg. Ich kann hier nur zeugnishaft sagen: Wo in einer Ehe Freundschaft wächst, wo man einfach gern zusammen ist, wo ich mit meiner Frau nicht schlechter umgehe als mit meinem besten Freund, und wo eine Frau ihren Mann nicht weniger wertschätzt als ihre beste Freundin, da wird die Ehe tief. Da blüht Sexualität auf, und es fehlt nicht an Bewunderung und Liebe.
Meine Frau und ich – wir haben das erlebt.
Schlussgedanken und praktische Impulse
Die Frage lautete: Was hat das Thema Freundschaft mit Ehe zu tun?
Meine Antwort darauf ist: Eine wirklich befriedigende Ehe findet nur derjenige, der seiner Partnerin beziehungsweise seinem Partner ein treuer Freund wird.
Was könntest du jetzt tun? Bete für Beziehungen, die du kennst. Bitte darum, dass Ehepartner den Wert von Freundschaft verstehen und einander beste Freunde werden.
Das war's für heute. Ich habe eine Homepage, auf der du den Crashkurs „Leidenschaft“ herunterladen kannst. Dort findest du auch einen Kommentar zum Hohelied mit Fragen für Ehepaare.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.