Einführung in die Szene des Verrats
Unser Predigttext steht in Johannes 13, Vers 21:
Da Jesus solches gesagt hatte, wurde er betrübt im Geist. Er bezeugte und sprach: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, einer unter euch wird mich verraten.“
Da sahen sich die Jünger untereinander an, und es wurde ihnen bange, von welchem er redete.
Es war aber einer unter seinen Jüngern, den Jesus lieb hatte. Der lag bei Tisch an der Brust Jesu. Simon Petrus winkte ihm zu und sprach: „Sag, wer ist es, von dem er redet?“
Der lehnte sich an die Brust Jesu und fragte ihn: „Herr, wer ist es?“
Jesus antwortete: „Der ist es, dem ich den Bissen eintauche und gebe.“
Und er tauchte den Bissen ein, nahm ihn und gab ihn dem Judas, des Simon Ischariots Sohn.
Nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: „Was du tust, das tue bald.“
Niemand am Tisch wusste, wozu er es ihm sagte. Einige meinten, weil Judas den Beutel hatte, sprach Jesus zu ihm: „Kaufe, was wir zum Fest brauchen“ oder „Gib etwas den Armen.“
Nachdem Judas den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Es war Nacht.
Die Ankündigung von Jesu Abschied und Petrus’ Zweifel
Und ich lese weiter von Vers 36:
Simon Petrus spricht zu ihm: „Herr, wohin gehst du?“
Jesus antwortete ihm: „Wohin ich gehe, kannst du mir jetzt nicht folgen. Aber später wirst du mir nachfolgen.“
Petrus spricht zu ihm: „Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Ich will mein Leben für dich hingeben.“
Jesus antwortete ihm: „Wenn du dein Leben für mich hingibst, wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnet haben.“
Er segne dieses Wort in unser aller Herzen. Amen!
Umgang mit Herausforderungen und Erwartungen in der Gemeinde
Es tut mir wieder leid, dass nicht alle Platz finden können und auch, dass manche trüben sein werden. Ärgern Sie sich nicht. Wir wollen das Beste aus der Situation machen, und ich freue mich darüber, dass Sie so viel Nachsicht und Geduld haben.
Nun aber zu diesem Wort Gottes. Es drückt heute die Situation der Christen aus: Wir können viele Aufgaben in der Welt nicht erledigen. Es gibt so viele Dienste zu tun. Wir werden auf Schritt und Tritt daran erinnert, was wir der Welt eigentlich schulden würden und was wir täglich tun müssten.
Man spürt manchmal diese Last, die auf einem liegt. Geht es Ihnen nicht auch so, dass man all die vielen Aufgaben vor sich sieht? Dann kann man sich grün und blau ärgern über untätige Christen, über schläfrige und versagende Christen. Man möchte manchmal einen Blitz dazwischen fahren lassen, Leute in Bewegung bringen, schütteln und rütteln und sagen: „Tu doch mal was!“
Mich wundert es, dass Jesus das nicht tut.
Jesu Gelassenheit als Vorbild für den Glauben
Mir ist beim Lesen der Passionsgeschichte aufgefallen, dass Jesus sich davon nie beunruhigen ließ. Warum hat ihn das nie erdrückt? Er musste doch die riesige Aufgabe vor Augen haben: das römische Weltreich und Millionen von Menschen.
Doch Jesus ging seinen Weg mit großer Ruhe, ich möchte fast sagen mit einer unvergleichlichen Gelassenheit. Das wäre das erste Zeichen des Glaubens: sich von der unchristlichen Hektik nicht mehr anstecken zu lassen.
So sehr es auch fromm und christlich erscheinen mag, ständig über die Aufgaben zu sprechen, es entspricht nicht dem Willen unseres Herrn. Es kann auch niemals die Aufgabe in unseren Gottesdiensten sein, eine müde Christenheit anzufauchen, zusammenzustauchen und zum Dienst zu treiben.
Jesus hat viel, viel größere Probleme mit seiner Christenheit. Er weiß, dass wir viel zu viel anpacken und viel zu sehr treiben.
Die Last der Überforderung und der richtige Umgang mit Aufgaben
Sie alle sind heute müde. Ich bin froh, wenn sie nicht einschlafen. Von der vergangenen Woche: Was haben sie alles tun müssen? Welche Aufgaben haben sie zu bewältigen gehabt? Sie stehen in vielen Verpflichtungen, doch wir hatten nicht die Kraft, um in diesen vielfältigen Aufgaben im Geist Jesu zu wirken.
Es geht nicht darum, mehr Aufgaben zu übernehmen, sondern weniger – aber diese richtig anzupacken.
Das Thema der Predigt heute lautet: Wie Jesus an seinen Jüngern leidet. Wie Jesus leidet – das ist ja das Thema der Passionsgeschichte. Wir sehen in den Evangeliumserzählungen, wie Jesus geschlagen und verhöhnt wird, verlacht und verspottet, gequält und am Kreuz gefoltert wird. So leidet Jesus.
Doch das ist noch nicht sein schlimmster Schmerz. Sein größter Schmerz ist, dass seine Jünger nicht begreifen, was sie tun müssen. Jesus leidet an seinen Leuten.
Selbstreflexion statt Schuldzuweisung
Darum sollten wir nicht ständig an die Fehler der anderen denken oder über das Versagen der anderen sprechen.
Heute Morgen richtet sich dieses Wort Gottes an uns. Jesus Christus will uns ansprechen und uns zeigen, was wir in unserem Leben falsch machen. Er möchte uns einen Spiegel vorhalten, damit wir uns selbst erkennen können. Was hat denn bei diesen Jüngern gefehlt?
Es war nicht der Diensteifer, denn der war sogar viel zu stark vorhanden. Wir liegen falsch, wenn wir immer meinen, die Schwächen der Christenheit bestünden darin, dass es zu viel Diensteifer, zu viel Initiative oder zu viele Pläne gibt. Was fehlt dann?
Die Ursache von Jesu Leid: Stolz und Selbstgenügsamkeit
Wie sehr Jesus an seinen Jüngern leidet, zeigt sich darin, was ihm solche Schmerzen bereitet und was ihn an seinen Jüngern quält. Es ist der Stolz seiner Jünger, die sich nicht von ihm bedienen lassen wollen.
Das ist die einzige und ausschließliche Not der Jünger Jesu. Diese Last tragen auch wir: Wir packen so viel selbst an und meinen, alles so gut alleine schaffen zu können, dass wir unseren Herrn nicht mehr brauchen. Wir laden Jesus nicht mehr ein, uns zu helfen. Stattdessen wollen die Jünger ihre Aufgaben selbst bewältigen, ohne ihn.
Heute möchte ich nur zwei Dinge auslegen. Das erste ist, sich lieben lassen zu lernen. Das zweite heißt, sich helfen lassen.
Wo wir uns nicht lieben lassen und wo wir uns nicht helfen lassen, da krankt unser Leben. Und dann kann nichts Gutes daraus entstehen.
Judas – ein widersprüchliches Bild
Sich lieben lassen – das hat jeden von uns schon beschäftigt. Was war eigentlich mit Judas los?
Dieser Judas, dieses Zerrbild eines Menschen, war von Kindertagen an ein unheimlicher, finsterer Mensch. Vor ihm hatte man Angst. Man wollte ihm nachts in der U-Bahn-Station nicht begegnen. Wenn man einem solchen finsteren Gesellen über den Weg lief, bekam man Angst.
Aber passen Sie auf: Er war gar nicht so finster. Es muss ein sehr heiterer Mensch gewesen sein, ein Mensch, der einmal eine klare Entscheidung für Jesus getroffen hat und Jesus liebte.
Ein Mensch, der alles aufgab – viel, viel mehr als wir je aufzugeben hatten –, um mit Jesus zu gehen. Ein Mann, den wir bewundern können, ein großer, eindrucksvoller Mann.
Was ist denn mit Judas los?
Die Frage der Vorherbestimmung und Gottes Liebe
Viele Christen sagen, dass es vorherbestimmt war, dass Judas Jesus verraten musste. Das ist ein schrecklicher Gedanke: Dass über unserem Leben etwas vorherbestimmt sein könnte.
Dieses Thema beschäftigt auch viele Menschen mit Depressionen. Sie fragen sich: Kann es sein, dass Gott mich zu etwas ganz Furchtbarem vorherbestimmt hat? Bin ich vorprogrammiert und muss meine Rolle spielen?
Darf ich Ihnen das ganz klar sagen: Nirgendwo in der Bibel steht, dass Judas von Anfang an dazu bestimmt war, Jesus zu verraten. Überhaupt nicht! Gott will, dass allen Menschen geholfen wird und dass alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
In der Heiligen Schrift gibt es keine solche Lehre. Ein solches finsteres Gottesbild kann nur der Teufel uns in der Depression vormalen, um Gott anzuschwärzen, als wäre Gott unheimlich oder böse. Das steht so nicht in der Bibel.
Es steht nur darin, dass Jesus alle Nöte durchleiden muss. Dazu gehört auch, dass einer aus seinem Freundeskreis ihn verraten wird. Aber wer das sein wird, steht nicht fest. Es gibt keine alttestamentliche Weissagung, in der der Name Judas genannt wird.
Auch gibt es keinen Menschen, der mit einem Stempel durch diese Welt geht. Das mag in asiatischen Religionen eine verbreitete Meinung sein – dass es eine Vorherbestimmung des Schicksals gibt. Die Bibel sagt es ganz anders.
Der Liebesratschluss Gottes gilt uns allen. Wir dürfen umkehren und das neue Leben ergreifen. Das ist ganz klar und gilt ein für alle Mal: Judas trägt nicht von Anfang an einen Stempel.
Die letzte Entscheidung des Judas und Jesu Liebe
Aber jetzt wird es umso wichtiger für uns: Was war denn falsch im Leben des Judas, dass es zum Verrat an Jesus kam?
Bibelkenner sagen, er trug doch den Beutel und hatte ab und zu mal dazwischen gelangt. Aha, deshalb? Dann war er doch vorprogrammiert? Nein, auch deshalb nicht. Denn wie ist das bei uns? Gibt es in unserem Leben nicht auch solche Spuren? Kann man nicht von unserem Leben auch solche Geschichten erzählen, in denen es früher ebenso krumme Dinge gab?
Deshalb sind wir doch nicht vorherbestimmt, Jesus zu verraten und zu diesem furchtbaren Schicksal zu kommen. Der Punkt bleibt dunkel, und wir können nur darüber rätseln, warum Judas von Jesus abfiel.
Aber wir können aus diesem Abschnitt festhalten: Noch in der letzten Nacht hat Jesus ein merkwürdiges Zeichen mit diesem Judas vereinbart. „Der ist es, mit dem ich den Bissen tausche.“ Jesus nimmt das Brot, taucht es in die Schüssel und gibt es Judas. Was war das?
Das war das gebrochene Brot des Abendmahls, das Judas noch einmal angeboten wurde – bis zur letzten Nacht des Verrats. War die Liebe Jesu für Judas greifbar? Das ist das Zeugnis der Bibel: Es gibt keinen, der verloren sein muss, und es gibt keinen, der mit seinem Leben scheitert.
Und das Erschütternde ist: Judas nimmt diesen Bissen und isst ihn, obwohl so viel darin steckt – in diesem Bild: „Für dich in den Tod gegeben, Judas, für dich und deine Schuld. Jesus liebt dich, ist Gott für dich. Wer kann jetzt noch gegen dich sein?“
Und dort sagt Judas im Stillen Nein. „Ich will diese Liebe nicht“, und er stößt Jesus von sich. Dort kommt es zur letzten Entscheidung, erst dort in der letzten Stunde. Er will sich nicht von Jesus lieben lassen.
Die Bedeutung des sich Lieben Lassens für Jesusjünger
Und wenn wir heute erkennen, was Jesusjünger wirklich brauchen, dann ist es wichtig zu verstehen: Jesusjünger brauchen nicht nur Liebe für die Welt, Liebe für den Nächsten oder sogar Liebe für Gott.
Nein, Jesusjünger müssen sich zuerst einmal lieben lassen.
Solange wir leben, braucht es nichts anderes für ein erfülltes Leben, als dass wir uns in dieses wunderbare Liebeswerk Jesu hineinnehmen lassen.
Als Judas „Nein“ sagte, da fuhr der Satan in ihn – erst in diesem Moment.
Wenn das Wunder in unserem Leben geschieht, dass Gott uns von all diesen dunklen Mächten freimacht, dann geschieht das, weil seine Liebe uns ergreifen kann.
Beispiel aus der Gegenwart: Liebe auch für die schwersten Menschen
Ich habe da drüben am Büchertisch ein Büchlein von ihm hingelegt. Auf dem Titelbild sind zwei schmucke Afrikaner zu sehen: Idi Amin Dada und Festo Kivenschere.
Festo Kivenschere schreibt in diesem Büchlein: „Ich liebe Idi Amin.“ Er hat einen Brief dazu geschrieben. Darin erzählt er, wie er an einem Karfreitagsgottesdienst in London teilgenommen hat, einem Meditationsgottesdienst, in dem Gott in der Stille mit ihm spricht – über diese Bibelworte.
Er fragt Gott: „Wie ist das denn mit einer Liebe zu Idi Amin?“ Es ist unvorstellbar, wie dieser grausame Diktator Menschen gefoltert hat. Das kann man hier nicht im Detail erzählen.
Dann sagt Festo Kivenschere, dass er in diesem stillen Zwiegespräch in der Kirche zu Gott spricht: „Herr, ich hasse ihn doch nicht.“ Doch er wird immer wieder angesprochen, und Gott sagt ihm: „Aber du hast dich verhärtet gegen ihn, du hast dich verhärtet, du bist hart geworden.“ Es geht ja gar nicht anders.
Das ist ein unvorstellbarer Gedanke – als ob ich zu so einem Menschen, der so viele Brüder und Schwestern grausam hingemordet hat, nicht irgendwie eine Abneigung hätte oder wenigstens entschlossen gegen ihn vorgehen würde.
Dann sagt Festo Kivenschere, dass sich der ganze Karfreitagsgottesdienst nur noch darum drehte, wie Jesu Liebe bis zum Schluss auch solch einen Menschen wie Idi Amin in ihre Liebe einschließt.
Die Kraft der Liebe Jesu, die Herzen erweicht
Und erst wenn wir von dieser Liebe Jesu erweicht sind, können wir seine Jünger sein. Erst dann taut unser hartes Herz auf. Wenn wir uns lieben lassen, wenn wir weich werden – weich von dieser warmen Liebe Gottes –, dann ist das das Erste, was unser Herr von uns will. Das Erste, was er uns schenken will, ist seine Liebe. Er will uns diese Liebe spüren lassen, und wir dürfen uns von ihm lieben lassen, damit diese Liebe uns wieder erreicht und trifft.
Das Schlimmste ist, wenn man dieser Liebe nicht mehr bedarf, wenn man plötzlich „groß“ wird und die Hand Jesu zurückschlägt mit den Worten: „Ich brauche ihn nicht mehr.“ Wenn unser Christentum so sehr von Problemen redet und nicht mehr in den einfachen Vers zusammenzubringen ist: „Ach, mein Herr Jesu, wenn ich dich nicht hätte.“ Es gibt so viele mündig gewordene Christen unter uns, die nicht mehr vom Heiland reden wollen, weil ihnen das Wort so altertümlich erscheint. Aber die Sache haben sie längst auch hinausgetragen zum Haus.
Wir bleiben bis zum Ende unseres Lebens Menschen, die sich von Jesus lieben lassen und die sich von seiner Liebe erfüllen lassen wollen.
Und nun das Zweite: sich helfen lassen. Er hat am letzten Dienstag bei den Senioren von Fritz von Bodelschwing erzählt. Da war einer unter uns, der berichtete, wie er hier mit Fritz von Bodelschwing im Hospiz Viktoria zusammentraf, weil er Diakon werden wollte. Es kam zu einem Gespräch, und dann gingen sie hinaus. Fritz von Bodelschwing, der Mann, der später der erste Reichsbischof in der schweren Zeit des Kirchenkampfs im Dritten Reich wurde – der Sohn des Gründers von Bethel – sprach noch einiges mit dem jungen Mann.
Bodelschwing wollte dem jungen Mann in den Mantel helfen, doch dieser wehrte ab. Da blieb Bodelschwing ganz ernst stehen und sagte: „Eins müssen Sie noch lernen.“ Der Mann, der mir das erzählte, sagte, er sei furchtbar erschrocken gewesen: „Eins müssen Sie noch lernen: sich helfen lassen.“
Es ist so leicht zu helfen, es ist so leicht, große Aktionsprogramme zu beschließen. Darin besteht unser Christentum nicht, das sagen wir frei heraus. Aber uns helfen lassen – das ist das Wichtigste.
Da war ein Petrus, und er brannte vor Initiative. Er wollte für Jesus etwas Großes wagen. „Ich will mit dir gehen.“ Jesus sagt: „Geh nicht.“ „Ach, dann werde ich mein Leben für dich lassen.“ Das war ein Mann, der etwas wagte. Solche Christen wollten wir doch haben, solche mutigen Leute, die anpacken.
Und Jesus bremst diesen Eifer. Warum? Wir brauchen doch solche Initiativen. Solche Männer, mit denen kann man doch etwas bauen, solche Leute halten doch die Welt zusammen. Es war nicht nur bei Petrus so. Wir erinnern uns doch auch, dass Jesus einer Frau einmal eine scharfe Abfuhr erteilte, einer tätigen und rührigen Hausfrau. Diese Lektion ist vielen Christen bis heute noch nicht richtig in den Kopf gegangen, dass Jesus es ernst meinte, dass er diese Leidenschaft nicht will.
Wir sagen ihm wieder: „Aber man braucht es doch.“ Nein, sagt er, so baut er nicht sein Reich. Darum hat er auf viele Menschen verzichtet. So wird auch sein Reich nicht wachsen, und so wird auch seine Mission nicht weitergehen, auch seine Diakonie nicht.
Was will er dann? Er warnt Petrus: „Du wirst nicht dein Leben für mich lassen, sondern du wirst mich verleugnen.“ Wenn manche ab und zu aus meinen Predigten hinausgehen und sich darüber beschweren, dass ich dem Zweifel zu wenig Raum gebe, so will ich es heute mal sagen: Das steht mitten in unserem Predigttext, dass Jesus sagt: Nicht ein Christ ist von sich aus so stark, dass er Jesus die Treue halten kann. Nicht einer, nicht einmal der, den Jesus den Felsenmann nannte, Petrus.
Nicht einer trägt von sich aus die Kraft, Glaubenszweifel zu bewältigen. Nicht einer trägt von sich aus die Kraft, mit Jesus klarzukommen oder Glaubensdinge zu begreifen. Petrus, du wirst mich heute Nacht sehen, wenige Stunden später wirst du mich verleugnen, dich von mir distanzieren und mit der Sache nichts mehr zu tun haben wollen. So schwankend ist unser Glaube, so schwach sind wir.
Da möchte man den Mut verlieren und fragen: Wie kann ich dann noch Christ sein? Doch wird uns im nächsten Jahr viel größer, dass Jesus später sagt: „Petrus, ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört. Du musst das lernen, dir noch helfen zu lassen.“
Und es gibt einen überwindenden Zweifel, weil Jesus garantiert, dass er Zweifel wegnehmen kann, dass er den Glauben stärkt und den glimmenden Docht nicht auslöscht. Er will Glauben gewiss machen. Er will Mutlose trösten und Zerbrochene aufrichten. Darum gibt es die Möglichkeit, sich helfen zu lassen.
Wehe uns vor dem Tag, an dem unser Glaubensleben nicht mehr daraus besteht, sich lieben lassen und sich helfen lassen! Wehe uns vor dem Tag, an dem wir sagen: „Jetzt können wir etwas machen!“
Wie wunderbar sind Niederlagen, wie wunderbar sind Pleiten im Glauben, wenn man scheitert, weil man immer wieder dorthin geführt wird wie Petrus, an den Punkt, an dem Jesus wieder auf uns wartet und sagt: „Hast du mich lieb?“ Dann fangen wir wieder neu an.
Er ist der Grund meines Glaubens, und einen anderen Grund gibt es nicht. Er ruft mich zu sich hin und sendet mich in diese Welt. Ich kann dann zuversichtlich in die Aufgaben dieser Welt hineingehen, weil er sagt: „Ich gehe doch mit dir, ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“
Darum wird mein Glaube gewiss, weil er mich nicht anlügt, weil seine Verheißung nicht bricht, weil sein Wort nicht wankt. Auf ihn baue ich.
Wir bleiben ein Leben lang – ach, das ist doch nichts Neues – ein Leben lang solche hinfälligen Gestalten. Wir wissen das, das klappt doch nicht immer. Wie wunderbar, wenn mal etwas nicht so klappt, auch in unserem Gottesdienst. Wir sind es doch nicht.
Wissen Sie, das macht mir Angst, ob ich das mit meinen Worten so erklären kann. Wir sind doch Leute, die das gar nicht so können. Aber wir vertrauen auf den Herrn, der sich zu uns stellt und sagt: „Aber ich sende dich!“
Wir sind Leute, denen es eine Ehre ist, dass sie sich dauernd helfen lassen müssen. Es ist dann ein merkwürdiger Gegensatz: Auf der einen Seite das Elend des Menschen in den Augen der Welt – der abhängige Mensch, der sich helfen lässt – und in der Bibel ganz anders.
Der elende Mensch ist Petrus in der Nacht des Verrats, als er verleugnet, da mit Tränen draußen steht, der weinende Mann, der Gescheiterte. Und dann wieder der Starke.
Was ist denn in der Bibel der Starke? Ganz am Ende des Johannes-Evangeliums, wo Jesus sagt: „Ein anderer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst, immer näher nur an ihn hin, immer mehr nur von ihm abhängig.“
Amen.
Sohn, beten:
Herr Jesus Christus, du gehst uns nach, so wie du einem Judas nachgegangen bist bis zur letzten Stunde. Herr, wir sind manchmal so verstockt, so stur, dass wir uns gegen deine Liebe verschließen. Das kommt uns so sentimental vor und ist doch solch ein heiliges Wunder, wie du uns trägst mit großem Erbarmen, wie du uns dein Vergeben anbietest bis heute und uns zur Umkehr einlädst, wie du einem Petrus die Hand reichst.
Herr, wir danken dir, dass du uns Klarheit gibst, warum wir so oft scheitern müssen, auch im Glauben, auch im Dienst für dich.
Herr, nun lass es uns nie vergessen, dass wir allein stark werden durch dich, dass du uns allein zur Weisheit werden sollst, zur Heiligung und zur Erlösung, dass wir keinen Sieg über die Macht der Hölle gewinnen können als allein durch dich im Glauben, dass wir keine Frucht bringen ohne dich.
Herr, wir danken dir für diese große Zusage heute, für dein Wort. So setze uns zum Segen an vielen. Dir befehlen wir auch diese Welt an, die Menschen mit ihrem Suchen nach Frieden und Glück. Ach, gib du deiner Christenheit wieder dein Evangelium so vollmächtig zu verkündigen, dass viele dich erkennen und zum Frieden in dir finden. Lass das auch in unserer Stadt geschehen!
Dir befehlen wir auch die an, die jetzt nicht unter uns sein können, weil sie krank sind oder weil sie schwermütig sind. Du kennst sie alle, sei bei ihnen und richte sie auf, auch in ihrer körperlichen Schwachheit.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name! Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Nun wollen wir den Herrn um seinen Segen bitten:
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
Petrus als Beispiel für den richtigen Umgang mit Initiative und Hilfe
Da war ein Petrus, und er brannte vor Initiative. Er wollte für Jesus etwas Großes wagen. „Ich will mit dir gehen, Jesus.“ – „Geh nicht.“ – „Ach, dann werde ich mein Leben für dich lassen.“ Das war ein Mann, ein Mann, der etwas wagte.
Solche Christen wollten wir doch haben: mutige Leute, die anpacken. Und doch bremst Jesus diesen Eifer. Warum? Wir brauchen doch solche Initiativen. Solche Männer, mit denen kann man doch etwas bauen. Solche Leute halten doch die Welt zusammen.
Es war nicht nur bei Petrus so. Wir erinnern uns auch daran, dass Jesus einer Frau eine deutliche Abfuhr erteilte – einer tätigen und rührigen Hausfrau. Diese Lektion ist vielen Christen bis heute nicht richtig in den Kopf gegangen: Jesus meinte es ernst. Er wollte diese Leidenschaft nicht.
Wir sagen ihm immer wieder: „Aber man braucht sie doch.“ Doch Jesus sagt: „Nein, so baut er nicht sein Reich.“ Darum hat er auf viele Menschen verzichtet. So wird auch sein Reich nicht wachsen, und so wird auch seine Mission nicht weitergehen – auch seine Diakonie nicht.
Die Warnung an Petrus und die Realität des Glaubens
Was will er dann? Er warnt Petrus: Du wirst nicht dein Leben für mich lassen, sondern du wirst mich verleugnen.
Wenn manche ab und zu aus meinen Predigten hinausgehen und sich darüber beschweren, dass ich dem Zweifel zu wenig Raum gebe, möchte ich heute einmal darauf hinweisen, dass genau das mitten in unserem Predigttext steht. Jesus sagt, dass kein Christ von sich aus so stark ist, dass er Jesus die Treue halten kann. Nicht einer, nicht einmal der, den Jesus den Felsenmann nannte – Petrus.
Keiner trägt von sich aus die Kraft, Glaubenszweifel zu bewältigen. Niemand hat von sich aus die Kraft, mit Jesus klarzukommen oder Glaubensdinge zu begreifen. Petrus, du wirst mich heute Nacht sehen, und wenige Stunden später wirst du mich verleugnen, dich von mir distanzieren und willst mit der Sache nichts mehr zu tun haben.
So schwankend ist unser Glaube, so schwach sind wir. Da möchte man ja den Mut verlieren und fragen: Wie kann ich dann noch Christ sein?
Jesu Fürbitte und die Kraft des Glaubens
Wird uns das andere Jahr viel größer, wenn Jesus später zu Petrus sagt: „Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhört.“ Du musst lernen, dir noch helfen zu lassen.
Es gibt einen überwindenden Zweifel, denn Jesus garantiert, dass er Zweifel wegnehmen kann. Er stärkt den Glauben und löscht den glimmenden Docht nicht aus. Er will den Glauben gewiss machen.
Jesus möchte Mutlose trösten und Zerbrochene aufrichten. Deshalb gibt es die Möglichkeit, sich helfen zu lassen.
Wehe uns vor dem Tag, an dem unser Glaubensleben nicht mehr darin besteht, sich lieben zu lassen und sich helfen zu lassen! Wehe uns vor dem Tag, an dem wir sagen: „Jetzt können wir etwas machen!“
Die Bedeutung von Niederlagen und die Zusage Jesu
Wie wunderbar sind Niederlagen, wie wunderbar sind Pleiten im Glauben, bei denen man scheitert. Man wird immer wieder dorthin geführt, wie Petrus, an den Punkt, wo Jesus wieder auf uns wartet und fragt: „Hast du mich lieb?“ Dann fangen wir wieder neu an.
Er ist der Grund meines Glaubens, und einen anderen Grund gibt es nicht. Er ruft mich zu sich hin und sendet mich in diese Welt. So kann ich zuversichtlich in die Aufgaben dieser Welt hineingehen, weil er sagt: „Ich gehe doch mit dir, ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“
Darum wird mein Glaube gewiss, weil er mich nicht anlügt, weil seine Verheißung nicht bricht und weil sein Wort nicht wankt. Auf ihn baue ich.
Das Leben als ständiges Lernen und Vertrauen
Wir bleiben ein Leben lang
Ach, das ist doch nichts Neues: ein Leben lang solche hinfälligen Gestalten. Wir wissen das, das klappt doch nicht. Wie wunderbar ist es, wenn mal etwas nicht so klappt – auch in unserem Gottesdienst. Wir sind es doch nicht, die alles perfekt machen.
Wissen Sie, es ist mir so bang, ob ich das mit meinen Worten so erklären kann. Wir sind doch Leute, die das gar nicht so gut können. Aber wir vertrauen auf den Herrn, der sich zu uns stellt und sagt: „Aber ich sende dich!“
Wir sind Leute, denen es eine Ehre ist, dass sie sich dauernd helfen lassen müssen. Das ist ein merkwürdiger Gegensatz. Auf der einen Seite das Elend des Menschen in den Augen der Welt: der abhängige Mensch, der sich helfen lässt. In der Bibel sieht das ganz anders aus.
Der elende Mensch ist Petrus in der Nacht des Verrats, als er Jesus verleugnet. Da steht der weinende Mann draußen, der Gescheiterte. Und dann wieder der Starke.
Was ist denn in der Bibel der Starke? Ganz am Ende des Johannes-Evangeliums sagt Jesus: „Ein anderer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst.“ So kommst du immer näher nur an ihn heran und wirst immer mehr von ihm abhängig. Amen.
Schlussgebet und Segen
Sohn beten.
Herr Jesus Christus, du gehst uns nach, so wie du Judas nachgegangen bist, bis zur letzten Stunde. Herr, wir sind manchmal so verstockt und stur, dass wir uns gegen deine Liebe verschließen. Das erscheint uns oft sentimental, und doch ist es ein heiliges Wunder, wie du uns mit großem Erbarmen trägst, wie du uns bis heute dein Vergeben anbietest und uns zur Umkehr einlädst, wie du einem Petrus die Hand reichst.
Herr, wir danken dir, dass du uns Klarheit gibst, warum wir so oft scheitern müssen – auch im Glauben, auch im Dienst für dich. Herr, lass uns nie vergessen, dass wir allein durch dich stark werden, dass du uns allein zur Weisheit, zur Heiligung und zur Erlösung werden sollst. Wir können keinen Sieg über die Macht der Hölle erringen als allein durch dich im Glauben. Ohne dich bringen wir keine Frucht.
Herr, wir danken dir für diese große Zusage heute, für dein Wort. So setze uns zum Segen für viele. Dir befehlen wir auch diese Welt an, die Menschen mit ihrem Suchen nach Frieden und Glück. Ach, gib du deiner Christenheit wieder die Kraft, dein Evangelium so vollmächtig zu verkündigen, dass viele dich erkennen und in dir den Frieden finden. Lass das auch in unserer Stadt geschehen!
Dir befehlen wir auch jene an, die jetzt nicht unter uns sein können, weil sie krank sind oder schwermütig. Du kennst sie alle. Sei bei ihnen und richte sie auf, auch in ihrer körperlichen Schwachheit.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name!
Dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Nun wollen wir den Herrn um seinen Segen bitten:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.