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Gesellschaftlich akzeptierte Lügen (3/10)

Gesellschaftlich akzeptierte Lügen, Teil 3/10
18.01.2022
SERIE - Teil 3 / 10Gesellschaftlich akzeptierte Lügen

Einführung in die Thematik des Anzweifelns

Gesellschaftlich akzeptierte Lügen, Entlarven und Bewerten

Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch: dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um das Anzweifeln.

Ich hoffe, ihr habt noch Spaß an unserer Reihe, die sich mit dem Denken unserer Zeit beschäftigt. Sie möchte euch ein wenig sensibel machen für das Aufspüren von Denkmustern, die uns als Christen und insbesondere unsere Kinder herausfordern und manchmal auch verwirren können.

Wir fingen an mit der Idee, dass im Menschen alles Potenzial steckt, das er braucht, um sein eigener Messias zu werden. Man muss nur wissen, wie man diese Kraft entfesselt. Grundsätzlich könnten wir ohne Gott genau das Leben führen, das wir uns wünschen. Das klappt zwar nicht und ist auch nicht unsere Berufung, aber es hört sich super gut an.

Gestern ging es dann um den Naturalismus. Es gibt nur die Materie und sonst nichts. Wir sind Rädchen in einer gigantischen Maschine, und niemand sollte sich einbilden, dass seine Seele mehr sei als das Erleben einer chemischen Reaktion.

Wie gestern schon gesagt, ist diese Idee nicht beweisbar. Sie bietet keine Erklärung für die Frage, wo alles herkommt, und sie widerspricht einfach mal unserer Erfahrung.

Die dritte Lüge: Zweifel als Maßstab für Glauben

Also kommen wir zu einer neuen Lüge: Lüge Nr. 3 – Ich zweifle alles an, was man nicht hundertprozentig beweisen kann.

Jedenfalls dann, wenn es um Gott oder Religion geht. Um das gleich vorwegzunehmen: Ich bin total dafür, dass ein Mensch ein gesundes Maß an Skepsis entwickelt. Wir müssen in gewissem Sinn Skeptiker sein, um in einer Welt voller Lügen überleben zu können.

Nur hat sich dieser Trend zum Zweifeln in den letzten Jahrzehnten irgendwie verselbstständigt. Plötzlich will man nur noch glauben, was einem hundertprozentig bewiesen werden kann. Solange das nicht möglich ist, stellt man sich hin und behauptet einfach: Mir fehlt es an Glauben. Ich kann nicht glauben, weil mir die Beweise für einen Glauben an Gott nicht genügen.

Und was soll man darauf sagen? Ich würde vielleicht so anfangen.

Die Bedeutung von gesundem Skeptizismus im Glauben

Punkt eins. Ich möchte darauf hinweisen, wie richtig es ist, Fragen zu stellen, und wie sehr die Bibel einen gesunden Skeptizismus unterstützt. Beim biblischen Glauben geht es nicht um blinden Glauben, sondern um Vertrauen. Vertrauen braucht gute Gründe, vor allem dann, wenn es mein ganzes Leben und nicht nur ein bisschen religiöse Tradition umfasst.

Als Gläubiger muss ich sehr genau zwischen der Wahrheit und meinem Wunschdenken unterscheiden. An etwas zu glauben, was ich mir wünsche, obwohl ich weiß, dass es nicht wahr ist, das ist vieles – aber kein biblischer Glaube. Der Glaube an Gott muss nicht nur mehr, sondern qualitativ etwas ganz anderes sein als der Glaube an den Weihnachtsmann.

Deshalb werden in der Bibel die Zweifler gefeiert. In Apostelgeschichte 17,11 heißt es: "Die Einwohner von Beröa aber waren edler als die in Thessalonich. Sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf und untersuchten täglich die Schriften, ob dies sich so verhielte."

Die Beröer waren auf die Predigt des Paulus hin skeptisch. Sie analysierten die Argumentation des Apostels mit der Bibel in der Hand: Stimmt das, was er sagt? Paulus kann dann die Thessalonicher auffordern, in 1. Thessalonicher 5,21: "Prüft aber alles, das Gute haltet fest."

Ein gesunder Zweifel bei dem, was ich höre und erlebe, ist sehr gesund und absolut biblisch.

Die Grenzen menschlichen Verstehens

Punkt zwei

Ich würde ganz realistisch feststellen, dass ich nie in der Lage sein werde, alles zu verstehen. Wenn ich alles anzweifle, was man mir nicht einhundert Prozent beweisen kann, dann müsste ich ja auch in der Lage sein, jeden Beweis zu verstehen. Aber das bin ich nicht.

Ein ganz einfaches Beispiel: Ich bin ein Mathe-Loser. Ich verstehe Mathematik einfach nicht. Es ist so, als wären in meinem Hirn dafür keine Neuronen vorgesehen. Ich habe mich im Studium mit Ach und Krach durch zwei Pflichtmathe-Kurse geschleppt. Geschafft habe ich es eigentlich nur, weil mir mein Freund Hendrik, seines Zeichens Mathe-Ass, dabei geholfen hat.

Mathe ist einfach nicht meins. Das heißt ganz praktisch: Ich verstehe mathematische Beweise nicht. Vielleicht kann ich sie irgendwie nachvollziehen, aber sie packen mich nie und überzeugen mich auch nicht. Ich bin mir nie sicher, ob es nicht auch anders sein könnte. Es bleibt immer ein Restzweifel – aber eben nicht, weil die Sache selbst so bezweifelbar wäre.

Ja, wie kann man Mathe anzweifeln? Das geht nicht. Es liegt daran, dass ich in mir ein Defizit trage. Und allein deshalb sind die einhundert Prozent Beweisbarkeit nicht realistisch. Ich stehe mir mit der Forderung selbst im Weg.

Die Unmöglichkeit absoluter Beweise bei historischen und religiösen Fragen

Punkt drei

Nicht nur bin ich das Problem, sondern auch die Thematik. Vielleicht kann man bei Mathematik die hundertprozentige Beweisbarkeit fordern. Aber was ist mit historischen Ereignissen? Kann ich mit hundertprozentiger Sicherheit beweisen, dass Marco Polo wirklich in China war? Oder dass Gaius Iulius Caesar eine Affäre mit Kleopatra hatte? Nein, das kann ich nicht.

Ich kann bis zu einem bestimmten Punkt Fakten sammeln, die dafür sprechen. Aber die hundertprozentige Sicherheit bekomme ich bei historischen Ereignissen nie. Und noch schlechter sieht es bei Wundern aus.

Jürgen, beweise mir zu hundert Prozent, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Nun ja, ich könnte theologisch völlig richtig argumentieren. Und zwar so: Ich habe den Heiligen Geist, und das beweist, dass der Herr Jesus jetzt im Himmel zur Rechten des Vaters sitzt und die Prophezeiungen aus Psalm 16 und Psalm 110 erfüllt hat.

So argumentiert Petrus an Pfingsten in Jerusalem. Aber wird das einen atheistischen Zweifler überzeugen? Wohl kaum.

Was ich sagen will, ist dies: Die Forderung nach unwiderruflichen Beweisen ist eine Sackgasse. Sie ist unrealistisch. Damit wird für mich auch klar, dass sie nicht ehrlich ist.

Die Motivation hinter dem Zweifel hinterfragen

Ich habe eine ganz andere Sorge bei denen, die nicht glauben, weil ihnen die Beweise für den Glauben an Gott nicht genügen. Ich denke nämlich, dass es diesen Superskeptikern gar nicht um Beweise geht. Kein noch so guter Beweis würde ihnen genügen.

Genau das würde ich abklären. Die Frage lautet: Welcher Beweis würde dich denn überzeugen? Das ist die Frage, die wir stellen müssen.

Ich denke, dass dann sehr schnell deutlich wird, ob wir es mit einem echten Suchenden zu tun haben, der Antworten auf echte Fragen hören will, oder ob jemand nur sein Nichtglauben-Wollen hinter der Maske des Nichtüberzeugten versteckt.

Abschließende Gedanken zum Umgang mit Zweifeln und Glauben

Und nur um das zum Schluss noch einmal zu sagen: Ich bin dafür, dass wir uns mit den Gründen unseres Glaubens beschäftigen – und zwar innerhalb der Grenzen unseres Menschseins und der Beweisbarkeit, die den historischen Ereignissen nun einmal innewohnt.

Gleichzeitig bin ich aber auch davon überzeugt, dass jemand, der alles anzweifelt, was er nicht hundertprozentig beweisen kann, diese Haltung oft nur dem Religiösen vorbehält. Den Rest seines Lebens hingegen glaubt eine solche Person ganz normal an Freundschaften, Busfahrpläne oder die Existenz von Troja, obwohl sich nichts davon hundertprozentig beweisen lässt.

Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, wo dir diese Lüge Nummer drei schon einmal über den Weg gelaufen ist.

Das war's für heute. Wenn dir der Podcast Freude bereitet, mach doch ein bisschen Werbung dafür. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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