Ich freue mich, dass ihr wieder dabei seid bei Jesus einfach besser. Nachdem wir uns letztes Mal mit dem Thema der Ruhe beschäftigt haben, geht es heute darum, dass Jesus der bessere Hohe Priester ist.
Ruhe ist etwas Alltägliches, etwas, das wir kennen, wonach wir uns sehnen und uns vorstellen können. Letztendlich ist es etwas, das aus unserer Lebenswelt herausgegriffen ist. Der Hohe Priester dagegen wirkt auf den ersten Blick eher fremd.
Vielleicht hat sich der eine oder andere schon ausführlicher mit der Bibel beschäftigt und kennt deshalb den Hohen Priester und das dahinterstehende Konzept besser. Grundsätzlich aber denken wir bei Priestern oft an die katholische Kirche, wo es Priester gibt. Dieses System wirkt für viele heute vielleicht etwas überholt.
Wenn wir dann jedoch ins Alte Testament schauen, sehen wir, was dort unter einem Priester verstanden wird. Das ist zumindest aus der heutigen Perspektive teilweise etwas abstoßend. Da ist jemand, der Tiere schlachtet und sich mit Blut bespritzt. Das klingt nach einem Kult oder einem Ritus aus einer längst vergangenen Zeit, als die Menschen noch nicht so zivilisiert waren wie heute.
Genau deshalb tun sich auch viele Theologen mit diesem Thema schwer. Sie suggerieren, dass man Christsein auch leben kann, wenn man diese überholten Vorstellungen überwindet und sich stattdessen auf andere, zeitgemäße Aspekte Gottes konzentriert.
Der Hebräerbrief macht jedoch deutlich, dass die Vorstellung von einem Gott, der Blutopfer braucht, bei dem Blutvergießen und das Darbringen von Opfern notwendig sind, auch für die heutige Christenheit von höchster Relevanz ist. Natürlich ist entscheidend, wie wir diese Vorstellungen heute verstehen und ausfüllen.
Vergebung braucht Opfer. Der Hebräerbrief zeigt uns auf eindrückliche Weise, dass das Verständnis vom Hohen Priester nicht vergangen ist. Es ist nach wie vor hochaktuell. Der Hohe Priester existiert letztlich bis heute und wird auch weiterhin gebraucht.
Einführung in das Thema des Hohen Priesters und seine Bedeutung heute
Heute ist das Thema Jesus, der bessere Hohepriester. Das ist besonders interessant, weil sich Teil sieben damit beschäftigen wird, dass Jesus das bessere Opfer ist.
Wenn wir uns einen Opferritus anschauen, geht es darum, dass ein Mensch Gott ein Opfer darbringt, um mit Gott versöhnt zu sein. Das bedeutet, wir haben den Menschen, ein Opfer und Gott, der sich nach Versöhnung sehnt.
Das Spannende an diesem Thema ist, dass Jesus all diese Aspekte in sich vereint. Jesus ist der Hohepriester, der das Opfer darbringt. Er ist zugleich das Opfer selbst, bereit, sich selbst hinzugeben. Gleichzeitig ist er auch Gott, der uns dadurch mit sich selbst versöhnt.
Ihr könnt also gespannt sein, wenn wir heute tiefer in das Thema einsteigen: Jesus, der bessere Hohepriester.
In dieser Einheit wollen wir drei Schritte gehen. Zuerst betrachten wir den normalen Hohepriester. Danach wenden wir uns Melchisedek zu, dem etwas anderen Hohepriester. Am Ende kommen wir zu Jesus, dem besseren Hohepriester.
Der Hohepriester im Hebräerbrief: Grundverständnis und Textgrundlage
Und wie wir überhaupt auf die Idee kommen, dass Jesus hoher Priester ist, sehen wir jetzt in unserem Text Hebräer 4, die Verse 14-16.
Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht mitleiden könnte mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.
Darum lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben.
Wir sehen also in unserem Text, dass Jesus als hoher Priester bezeichnet wird. Und nicht nur als allgemeiner hoher Priester, sondern als ein hoher Priester, der sich in unsere Situation hineinversetzen kann, der mit uns mitfühlen kann.
Das Amt des Hohenpriesters im Alten Testament
Bevor wir uns genauer anschauen, was es bedeutet, dass Jesus hoher Priester ist, müssen wir zuerst verstehen: Was ist überhaupt ein hoher Priester? Was macht einen hohen Priester aus?
Dazu müssen wir einen Blick ins Alte Testament werfen. Dort wird beschrieben, was die Priesterschaft ist, welche Aufgaben sie hat und wer Priester sein kann.
Grundsätzlich gibt es die Leviten. Die Leviten sind die Nachkommen Levis und werden zum Dienst am Heiligtum berufen. Innerhalb der Leviten gibt es eine spezielle Gruppe: die Nachkommen Aarons. Diese werden Priester.
Das bedeutet, Priester kann nur sein, wer Levit ist und gleichzeitig Nachkomme Aarons. Es gibt also viele Leviten, die keine Nachkommen Aarons sind und deshalb keine Priester sein können.
Was bedeutete es, Priester zu sein? Für Priester galten grundsätzlich strengere Vorschriften als für das übrige Volk. Zum Beispiel war es wichtig, dass sie körperlich unversehrt sein mussten. Für sie galten strengere Reinheits- und Ehevorschriften. Sie sollten gewissermaßen einen heiligen Menschen symbolisieren. Deshalb galten für sie strengere Richtlinien.
Was war die Aufgabe des Priesters? Vereinfacht gesagt, war der Priester Vermittler zwischen Mensch und Gott. Zum einen brachte er für die Menschen Sündopfer vor Gott dar, um Vergebung und Versöhnung zu erwirken. Zum anderen vermittelte er zwischen Gott und den Menschen, indem er die Menschen im Gesetz Gottes unterwies.
Der Priester nahm also eine Mittlerfunktion ein. Der Mensch, der nicht direkt zu Gott kommen konnte, brauchte einen Hohenpriester, der zwischen Gott und den Menschen vermittelt. Das war seine Aufgabe.
Innerhalb der Priester gab es zudem einen Hohenpriester. Zu Beginn war das Aaron, dann sein ältester Sohn und danach dessen ältester Sohn. Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass es nicht immer der älteste Sohn war, sondern dass sich diese Regelung in der Geschichte Israels wandelte.
Entscheidend ist jedoch: Es gab immer nur einen Hohenpriester.
Der Hohepriester hatte noch strengere Vorschriften. Zum Beispiel durfte er keine Witwen heiraten. Er war das Symbol der Heiligkeit, weil er besondere Aufgaben hatte.
Eine wichtige Aufgabe war, dass der Hohepriester die Sündopfer darbrachte. Außerdem vollzog er die Opferhandlung am Versöhnungstag.
Das bedeutet: Nur einmal im Jahr, am Großen Versöhnungstag, durfte eine einzige Person in das Allerheiligste der Stiftshütte oder später des Tempels gehen, um dort ein Opfer darzubringen. Diese Person war der Hohepriester. Niemand anderes durfte das Allerheiligste betreten.
Die Hauptaufgabe des Hohenpriesters war also die Sündenvergebung und die Versöhnung.
Weitere Aspekte des Hohenpriestertums im Hebräerbrief
Wenn wir nun in unseren heutigen Text hineinschauen, stellen wir fest, dass dort noch mehr steht. Zum einen erfahren wir, wie bereits erwähnt, dass es die Aufgabe des Hohen Priesters ist, Gaben und Opfer für die Sünden des Volkes darzubringen. Dies steht in Hebräer 5, in den ersten Versen. Ihr könnt das zu Hause in Ruhe nachlesen.
Heute können wir nicht alles lesen, da der Text in den Kapiteln 5, 6 und 7 doch etwas länger ist.
Zum Zweiten wird erklärt, dass der Hohe Priester mitfühlen konnte mit der Schwäche der Menschen, weil er selbst ebenfalls schwach war und auch Sünder.
Drittens musste er sowohl für sich selbst als auch für das Volk opfern. Das heißt, er brachte die Opfer dar, aber nicht nur für das Volk, sondern natürlich auch für sich selbst, da er ebenfalls Sünder war.
Das Letzte, was hier genannt wird, betrifft die Würde des Hohen Priesters. Diese Würde nimmt sich niemand selbst, indem er sagt: „Ich möchte jetzt Hoher Priester werden.“ Auch wird dies nicht durch ein Losverfahren entschieden. Nein, der Hohe Priester wurde von Gott berufen.
Die Bedeutung der Priesterschaft für Jesus
Was heißt das jetzt ganz konkret für Jesus?
Wenn wir uns anschauen, dass es heißt, der Hohepriester bringe Gaben und Opfer für die Sünden dar, dann sehen wir bei Jesus in Hebräer 5,7, dass dort steht: „Und er hat in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen dem dargebracht, der ihn vom Tod erretten konnte, und er ist auch erhöht worden, weil er Gott in Ehren hielt.“
Also bringt auch Jesus Gaben und Opfer dar. Er bringt sich selbst als Opfer für die Sünden dar.
Als zweites heißt es, dass der Hohepriester mitfühlen kann mit der Schwäche der Menschen, da er selbst auch schwach ist. Das haben wir bereits in Hebräer 4 gelesen, wo es heißt, wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht mit unserer Schwachheit mitleiden könnte, sondern der in allem versucht worden ist wie wir.
Jesus kann also genauso wie der Hohepriester mit unserer Schwachheit mitfühlen. Er kann nachempfinden, was es heißt, schwach zu sein.
Der dritte Aspekt ist, dass der Hohepriester für sich selbst und für das Volk opfert. Auch Jesus opfert für das Volk. Hier gibt es jedoch einen entscheidenden Unterschied: Anders als der Hohepriester im Alten Testament ist Jesus sündlos. Er ist frei von Schuld und muss nicht für sich selbst opfern. Er opfert nur für das Volk.
Hier haben wir den ersten wichtigen Unterschied zwischen Jesus und den anderen Hohenpriestern im Alten Testament.
Zum Schluss noch der letzte Punkt: Die Würde des Hohenpriesters wird nicht selbst genommen, sondern man wird von Gott eingesetzt. Auch hier gibt unser Text eine Antwort in Hebräer 5,6, wo es heißt: „Wie er“, also Gott, „auch an anderer Stelle spricht: Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.“
Der Hebräerbrief argumentiert also damit, dass hier der Messias, also Jesus, angesprochen wird, wie es in Psalm 110,4 heißt, und dass Gott deutlich macht, dass er den Messias als Priester nach der Ordnung Melchisedeks eingesetzt hat.
Jesus erfüllt sozusagen die Kriterien für einen Hohenpriester, aber wir stellen fest, dass er sie nicht ganz erfüllt.
Das eine ist, dass er sündlos ist im Vergleich zu den alttestamentlichen Hohenpriestern oder auch denjenigen im Neuen Testament, die es zur Zeit von Jesus noch gab.
Das zweite, vielleicht noch entscheidendere ist, dass Jesus kein Nachkomme Aarons ist. Er kann also von seiner Herkunft her eigentlich gar kein Hoherpriester sein.
Hier kommt nun der Punkt, dass Jesus als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks bezeichnet wird. Was das bedeutet, schauen wir uns jetzt genauer an.
Melchisedek: Ein ungewöhnlicher Hoherpriester im Alten Testament
Wenn wir also sehen, dass Jesus ein hoher Priester nach der Ordnung Melchisedeks ist, wollen wir natürlich wissen: Wer ist dieser Melchisedek?
Wir machen einen Ausflug ins Alte Testament, genauer gesagt zu 1. Mose 14, Verse 18-20. Dort hat gerade ein großer Kampf stattgefunden, bei dem mehrere Könige gegeneinander kämpfen. Abraham war auch dabei, weil er Lot retten wollte. Dann passiert Folgendes:
Vers 18: "Aber Melchisedek, der König von Salem, trug Brot und Wein heraus. Er war ein Priester Gottes des Höchsten und segnete ihn. Er sprach: Gesegnet seist du, Abraham, vom höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat. Und gelobt sei Gott der Höchste, der deine Feinde in deine Hand gegeben hat." Abraham gab ihm den Zehnten von allem.
Das ist alles, was wir hier lesen.
Viele Jahrhunderte später kommt David, vom Heiligen Geist geleitet, auf die Idee, nochmal etwas über Melchisedek zu schreiben. Das finden wir im Psalm 110, Vers 4. Das ist ein sehr entscheidender Psalm, nicht nur heute, sondern auch für die gesamte Argumentation im Hebräerbrief an dieser Stelle.
Psalm 110, Vers 4: "Der Herr hat geschworen, und es wird ihm nicht leid tun: Du bist ein Priester ewiglich nach der Weise Melchisedeks."
Mehr steht im ganzen Alten Testament über Melchisedek nicht. Eine Stelle, an der er kurz auftaucht und dann wieder verschwindet, und dann ein Psalm, der sich an den Messias richtet, wo es heißt, du bist ein Priester nach der Weise, nach der Ordnung Melchisedeks.
Der Hebräerbrief entfaltet dann fast drei Kapitel lang die Bedeutung von Melchisedek. Das ist ziemlich spannend. Wie kommt er dazu? Schauen wir uns genau an, was der Hebräerbrief an dieser Stelle über Melchisedek schreibt.
Hebräer 7, Verse 1-3: "Dieser Melchisedek aber war König von Salem, Priester Gottes des Höchsten. Er ging Abraham entgegen, als dieser vom Sieg über die Könige zurückkam, und segnete ihn. Abraham gab ihm auch den Zehnten von allem."
Hier haben wir nochmal die Zusammenfassung der drei Verse aus 1. Mose 14.
Jetzt legt der Text das aus. Erstens heißt Melchisedek übersetzt „König der Gerechtigkeit“. Zweitens war er König von Salem, also König des Friedens – denn im Wort Salem steckt „Shalom“ drin.
In Vers 3 heißt es weiter: "Er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens. So gleicht er dem Sohn Gottes und bleibt Priester in Ewigkeit."
Die spannende Frage, die sich uns jetzt stellt, ist: Wenn hier gesagt wird, dass Melchisedek keinen Stammbaum hat, keinen Anfang und kein Ende, ist das tatsächlich so? Oder meint der Text damit nur, dass er auftaucht, wir aber eigentlich nichts von ihm wissen? Und dass er dann wieder verschwindet? Wir haben keinen Stammbaum, wir wissen nichts über seine Herkunft. Somit gleicht er letztendlich auch Jesus, der keinen Anfang und kein Ende hat.
Damit ist die Spekulation eröffnet: Ist Melchisedek Jesus selbst, oder ist er einfach nur ein Vorbild auf Jesus? Für beide Positionen gibt es gute Argumente. Ich will diese Diskussion jetzt nicht groß aufgreifen. Ich glaube eher, dass Melchisedek ein Vorbild auf Jesus ist und nicht Jesus persönlich, der Abraham begegnet ist. Aber es kann durchaus auch so sein, dass es Jesus ist.
Entscheidend ist, dass Melchisedek als Vorbild für Jesus genommen wird. Oder dass Melchisedek Abraham als Vorbild auf den eigentlichen, auf den kommenden Messias schon im Alten Testament begegnet.
Wir sehen einerseits die genannten Parallelen zwischen Jesus und Melchisedek. Nun kommen wir in einem zweiten Schritt zum entscheidenden Aspekt: Warum musste Jesus eigentlich ein Priester nach der Weise Melchisedeks sein? Warum wird das hier so stark betont?
Den weiteren Verlauf führt der Hebräerbrief in den Versen 4 bis 22 aus. Ich empfehle dringend, das auch mal in Ruhe zu Hause in der Bibel durchzulesen, denn an dieser Stelle findet bereits eine Auslegung statt.
Der Hebräerbrief macht das schon sehr gut. Ich versuche trotzdem, es jetzt in eigenen Worten wiederzugeben, um es vielleicht an manchen Stellen noch verständlicher zu machen. Aber eigentlich macht der Text es hier schon sehr deutlich.
Die Notwendigkeit eines Priesters nach der Ordnung Melchisedeks
Also, was ist entscheidend? Entscheidend ist, dass Jesus kein hoher Priester nach der Ordnung Aarons sein kann, weil er aus dem Stamm Juda kommt. Das heißt, Jesus kann eigentlich kein hoher Priester nach der Ordnung Aarons sein.
Mit Psalm 110,4 macht der Geist Gottes durch David deutlich, dass der Messias zugleich König und Priester ist. Wenn man den ganzen Psalm 110 liest, wird klar: Es ist vom Messias die Rede, vom König, der gleichzeitig auch Priester nach der Weise Melchisedeks ist.
Warum nach der Weise Melchisedeks? Weil Jesus nicht Priester nach der Ordnung Aarons sein kann. Er kann ja nicht gleichzeitig aus dem Stamm Juda und aus dem Stamm Aaron stammen, also nicht aus dem Königsstamm und dem Priesterstamm. Auch wenn Aaron selbst aus dem Stamm Levi war, muss ein Priester Nachkomme Aarons sein.
Jesus ist aber Nachkomme Davids. Er ist der verheißene ewige König und zugleich Priester. Derjenige, der König und Priestertum in sich vereint, ist Melchisedek, der Priester des Allerhöchsten und König von Salem. Deshalb ist Jesus ein Priester nach der Weise Melchisedeks.
Gleichzeitig wird in Psalm 110 auch schon deutlich, dass der Alte Bund kein ewiger Bund sein kann. Das aronitische Priestertum ist nur ein vorübergehendes Priestertum. David spricht hier von einem zukünftigen Priester, der zugleich König und Priester ist – etwas, das im Alten Bund gar nicht möglich war. Damit macht David deutlich, dass das alte Priestertum nur vorübergehend ist.
Das heißt, es ist nichts Neues, was der Schreiber des Hebräerbriefs den Juden beschreibt. Er macht ihnen klar: Das Alte Testament weiß darüber Bescheid, dass der Alte Bund vergänglich ist und die aronitische Priesterschaft nur vorübergehend war. Der ewige Priester, der Messias, kann daher kein Nachkomme Aarons sein.
In Vers 11 lesen wir: "Wäre nun die Vollendung durch das levitische Priestertum gekommen, denn unter diesem hat das Volk das Gesetz empfangen, wozu war es dann noch nötig, einen anderen als Priester nach der Ordnung Melchisedeks einzusetzen, anstatt einen nach der Ordnung Aarons zu benennen?"
Hier stellt der Schreiber genau diese Frage: Wenn das aaronitische Priestertum und der Alte Bund vollkommen gewesen wären, warum spricht David dann von einem Priester nach einer anderen Ordnung? Das bedeutet, das aaronitische Priestertum war vorübergehend. Es war nur eine Vorschattung.
Das eigentliche ewige hohe Priestertum sollte noch kommen – nämlich in Jesus. Wir sehen also, wie Jesus all das erfüllt und neu einsetzt.
Das Gesetz wurde bereits im Bezug auf Mose als veraltet beschrieben. Wir leben jetzt unter dem Gesetz Christi. Ebenso sehen wir heute, dass das aaronitische Priestertum abgelöst ist und wir nun unter Jesus, dem Hohen Priester, stehen.
Außerdem werden wir noch sehen, dass wir in Jesus ein neues, besseres Opfer haben und dadurch in einem neuen, besseren Bund leben. Darauf werden wir uns nächste Woche noch genauer konzentrieren.
Wir sehen also, dass Melchisedek der etwas andere Priester ist und dass Jesus genau in dieser Weise Hoher Priester sein muss.
Jesus als der bessere Hohepriester
Im letzten Schritt werden wir nun sehen, dass diese Art von hohem Priester, wie wir sie bei Jesus finden, viel besser ist als der normale hohe Priester nach der Ordnung Aarons.
In diesem letzten Abschnitt heute erkennen wir erneut die typische Vorgehensweise im Hebräerbrief. Wir haben das bereits bei Mose erlebt: Zunächst wird Jesus auf eine Ebene mit Mose gestellt. Es wird deutlich gemacht, dass zwischen Mose und Jesus kein Unterschied besteht. Im zweiten Schritt wird dann gezeigt, dass Jesus eigentlich noch viel größer ist.
So verhält es sich auch in unserem heutigen Abschnitt. Zuerst wird dargelegt, dass Jesus hoher Priester ist, bevor anschließend aufgezeigt wird, dass er der bessere hohe Priester ist. Dies sehen wir im Fazit, in der abschließenden Zusammenfassung zum Thema hohe Priester in Hebräer 7, Verse 23 bis 28, die wir uns jetzt genau anschauen wollen.
Dort lesen wir Folgendes, was zeigt, was Jesus zu einem besseren hohen Priester macht:
Vers 23: „Auch sind es viele, die Priester wurden, weil der Tod keinen bleiben ließ.“
Schon im ersten Vers sehen wir, dass viele Priester wurden, weil der Tod keinen von ihnen dauerhaft bleiben ließ. Im Gegensatz dazu haben wir auf der anderen Seite in Jesus nur einen hohen Priester, der ewig lebt.
Vers 24: „Diese aber hat, weil er ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum.“
Es gab viele Priester, doch jetzt gibt es nur noch einen. Dies hängt zusammen mit dem hohen Priestertum im Alten Testament, das im aronitischen Sinne ein vergängliches Priestertum war. Ein hoher Priester folgte auf den anderen, sie starben nacheinander.
In Jesus haben wir jedoch ein unvergängliches Priestertum, einen ewigen hohen Priester.
Das bedeutet im Folgeschluss auch Vers 25: „Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen, denn er lebt für immer und bittet für sie.“
Der Dienst des Hohen Priesters ist somit ein ewiger Dienst. Während der irdische Dienst der Hohen Priester nur vergänglich und wiederkehrend war, ist der Dienst von Jesus als dem Hohen Priester ein ewiger Dienst. Das heißt, er steht weiterhin im Gebet für uns ein.
Es ist sehr spannend, dass wir hier lesen, dass Jesus immer noch für uns bittet.
Weiter geht es mit Vers 26: „Denn einen solchen Hohen Priester mussten wir auch haben, der heilig, unschuldig, unbefleckt von den Sündern geschieden und höher ist als der Himmel.“
Ich habe es zu Beginn gesagt: Der Hohe Priester sollte den sündlosen Menschen symbolisieren. Deshalb galten für ihn ganz besondere Reinheitsvorschriften, wie für keinen anderen. Er sollte der Inbegriff der Heiligkeit sein.
Doch natürlich war auch er ein Sünder. Jesus, der ewige Hohe Priester, der bessere Hohe Priester, ist vollkommen sündlos. Er ist wirklich heilig. Die Heiligkeit des ältesten männlichen Hohenpriesters kann somit nur ein Vorbild für den wirklich heiligen Jesus sein, der hier zudem als höher als die Himmel bezeichnet wird.
Dann lesen wir weiter in Vers 27: „Er hat es nicht nötig, wie jene Hohenpriester täglich zuerst für die eigenen Sünder ein Opfer darzubringen und dann für die des Volkes, denn das hat er ein für allemal getan, als er sich selbst opferte.“
Zunächst wird hier wieder der Aspekt des Hohen Priesters im Alten Testament deutlich, der für seine eigenen Sünden genauso mitopfern musste wie für das ganze Volk.
Anders ist es bei Jesus, der eben nicht für seine eigenen Sünden ein Opfer darbringen muss, weil er sündlos ist. Das ist die logische Konsequenz. Somit bringt er nur ein Opfer für das Volk dar.
Jetzt kommt ein noch entscheidenderer Punkt: Die Hohenpriester mussten täglich Sündopfer darbringen. Immer wieder aufs Neue musste geopfert werden. Deshalb war der Tempeldienst so notwendig.
Jesus hingegen hat ein für alle Mal ein Opfer dargebracht.
Daher brauchen wir heute keine Opfer mehr darbringen – nicht, weil das Konzept überholt ist, sondern weil Jesus das ein für alle Mal getan hat. Das entscheidende Opfer wurde bereits gebracht, das Blut bereits vergossen.
Ohne das Vergießen dieses Blutes wäre unser Christsein zwecklos. Es gäbe keine Vergebung der Sünden. Das müssen wir uns bewusst machen.
Dies ist kein überholtes Konzept aus vergangenen, unzivilisierten Tagen, sondern das Konzept gilt immer noch. Nur wurde es in Jesus bereits erfüllt, sodass wir heute zum Glück keine Opfer mehr darbringen müssen.
Zum Schluss lesen wir in Vers 28: „Denn das Gesetz macht Menschen zu hohen Priestern, die Schwachheit an sich haben; dies Wort des Eides aber, das erst nach dem Gesetz gesagt worden ist, setzt den Sohn ein, der ewig und vollkommen ist.“
Während das Gesetz Menschen zu hohen Priestern einsetzte, die Schwachheit an sich haben, haben wir jetzt dieses Wort der Verheißung, das Wort Gottes, das er durch David gesprochen hat.
Damit wird Jesus zum hohen Priester eingesetzt – zu einem glaubwürdigen, wahren und besseren hohen Priester.
Fazit: Jesus als der ewige und bessere Hohepriester
Jesus ist somit der bessere Hohepriester, weil sein Dienst ein ewiger Dienst ist und sein Opfer ein ewiges Opfer. Im Gegensatz zu den aronitischen Priestern ist er als Hoherpriester vollkommen sündlos.
Im Grunde kommt man damit wieder zum gleichen Punkt wie bei Mose. Es ist eigentlich auch unfair, den Hohenpriester aus dem Alten Testament mit Jesus zu vergleichen, weil Jesus von ganz anderer Art ist. Er ist kein Mensch, sondern der Schöpfergott.
Jesus ist als Hoherpriester also der Vermittler zwischen Gott und uns Menschen. Das Opfer, das die Menschen, die Priester, zur Versöhnung dargebracht haben, hat Jesus ein für alle Mal dargebracht. Deshalb ist es nicht mehr notwendig.
Gleichzeitig war es auch die Aufgabe der Priester, vor Gott für das Volk zu bitten. Das Spannende ist, dass wir lesen, dass Jesus genau das tut. Er bittet den Vater für uns.
Auf der anderen Seite, wenn wir den Spieß umdrehen, war es auch die Aufgabe des Hohenpriesters, das Volk im Gesetz Gottes zu unterweisen. Auch Jesus tut das: Durch den Heiligen Geist, durch Christus in uns, unterweist und lehrt er uns und bringt uns das Gesetz Gottes, das Gesetz Christi, näher – so wie wir es vor ein paar Wochen schon betrachtet haben.
Das ist seine Aufgabe. Jesus ist also der wahre und bessere Hohepriester. Er ist der Einzige, der den Zugang zum Vater ermöglicht. Das ist ein ganz entscheidender Punkt.
Das möchte der Hebräerbrief auch den Juden deutlich machen. Er sagt ihnen: Ihr braucht euch nicht auf den Hohenpriester im Tempel zu verlassen, denn er wird euch diesen Zugang zu Gott nicht verschaffen. Oder heute: Ihr braucht nicht darauf zu warten, dass der Tempeldienst wieder eingeführt wird und somit der Zugang zu Gott wieder möglich ist.
Vielleicht spricht der Hebräerbrief auch die Nichtjuden an: Du brauchst dir keinen Weg suchen, wie du irgendwie zu Gott kommen kannst. Jesus ist der Weg, er ist der einzige Weg zu Gott – und das muss uns bewusst sein.
Das sagt uns der Hebräerbrief, das sagt uns die Bibel, das sagt uns Jesus selbst, wenn er sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Johannes 14,6). Das gilt auch für uns heute. Jesus ist der einzige Weg zum Vater, Herr Jesus.
So wollen wir dich jetzt einfach bitten, dass du uns erkennen lässt, wer du bist. Wir wollen dir danken, dass du als unser Hoherpriester das Opfer bereits vollbracht hast. Wir wollen dir danken, dass du für uns beim Vater bittest. Und wir wollen dir auch danken, dass du uns unterweist und lehrst.
Herr, so möchte ich dich bitten, dass du uns veränderst, dass du unsere Herzen veränderst und wir dir ähnlicher werden, damit wir dich durch unser Leben verherrlichen. Amen.
Abschluss und Nachbemerkungen
Ich freue mich, dass ihr bis zum Ende dabei wart. Zum Schluss habe ich noch zwei kurze Nachbemerkungen.
Zum einen: Ihr habt gesehen, dass wir die drei Kapitel heute nicht vollständig durchgehen konnten. Deshalb konnte ich nicht alle Texte mit euch besprechen. Lest sie daheim noch einmal in Ruhe durch. Dabei entdeckt ihr vielleicht noch mehr.
Das Ziel war, dieses Thema in einer halben Stunde zu behandeln. Ich hoffe, es war nicht zu überladen. Falls doch, arbeitet es einfach in Ruhe noch einmal selbst in der Bibel nach.
Der zweite Aspekt ist: Beim Nacharbeiten werdet ihr feststellen, dass es in Kapitel sechs auch ein paar interessante Verse gibt. Es geht dabei um die Frage, ob man sein Heil verlieren kann und was das bedeutet. Dieses Thema habe ich nicht ausgespart, weil ich ihm aus dem Weg gehen wollte. Ich finde nur, dass es den Rahmen gesprengt hätte.
Zum einen passt es nicht gut zum heutigen Thema, bei dem Jesus als der Hohepriester vorgestellt wird. Wer wissen möchte, was ich darüber denke, kann mich gerne fragen. Oder man besucht ganz grundsätzlich das Fach Soteriologie. Dort werden solche Themen ebenfalls behandelt.
Ich freue mich auf jeden Fall, dass ihr dabei wart. Ich wünsche euch alles Gute, denkt an uns am BSK und hoffentlich bis bald – entweder am BSK oder wieder hier bei euch am Bildschirm. Macht’s gut, ciao!