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1. Timotheus 2, 1-15

Neuwied 2013 - Der 1. Timotheusbrief, Teil 4/13
25.05.20131. Timotheus 2,1-15
SERIE - Teil 4 / 13Neuwied 2013 - Der 1. Timotheusbrief

Das Geschenk des Glaubens und die menschliche Verantwortung

Durch den Glauben. Dieses Gerettetsein ist nicht aus euch; es ist Gottes Gabe. Warum? Weil Gott jedem die Gabe des Heils schenkt, der an ihn glaubt. Das Mittel, durch das man gerettet wird, ist der Glaube. Dann gibt Gott das Heil, die Rettung. Dieses Gerettetsein kommt also nicht aus euch.

Hier steht nicht, dass der Glaube nicht aus euch sei. Der Glaube ist das Mittel. Der Glaube wurde von Gott geboten; der Mensch muss also glauben. Gott hilft dem Menschen natürlich zu glauben, denn er will ihn dahin bringen, dass er glaubt. Aber das eigentliche Glauben selbst bewirkt Gott nicht – das steht nicht in der Bibel.

Im Philipperbrief wird oft Philipper 1,29 angeführt: "Euch ist es in Gnade geschenkt worden, nicht nur an Christus zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden." Dort heißt es, dass man sich von den Gegnern nicht einschüchtern lassen soll, was für diese ein Anzeichen des Verderbens ist, aber für euch von Gott gegeben wurde.

Was hier gesagt werden soll, ist: Leiden für Christus ist ein Geschenk, ein Vorrecht, das einem von Gott geschenkt wird. Gemeinschaft mit dem Leiden Christi ist das Ziel. Paulus freut sich, sein Leben für Christus hingeben zu dürfen. In diesem Zusammenhang sagt er: "Euch ist es in Gnade geschenkt worden, für Christus nicht nur zu glauben, sondern auch zu leiden."

Hier geht es um das Vorrecht. Es ist ein Vorrecht, an Christus glauben zu dürfen und sogar für ihn leiden zu dürfen. Es geht um göttliche Führung. Wenn Gott so führt, dass man ins Leiden hineinkommt, dann ist das ein Vorrecht. Wie Gott einen ins Leiden hineinführt, wird hier nicht gesagt. Auch wie es dazu kommt, dass ein Mensch glaubt, wird hier nicht erklärt.

Es wird nur betont, dass es ein Vorrecht ist, das einem geschenkt wird, dass man an Jesus Christus glauben darf. Jeder Mensch, der gläubig ist, weiß, dass es ein Vorrecht ist, an Christus glauben zu dürfen. Damit wird aber nicht gesagt, dass der Glaube von Christus bewirkt wird. Verstehen wir den Unterschied? Das ist ein Unterschied.

Die Tatsache, dass ich an Christus glauben darf und was ich damit alles bekomme, ist wunderbar. Es ist wirklich ein großes Vorrecht und ein Geschenk. Aber wie es dazu kam, dass ich jetzt das alles habe, da hat Gott an mir gewirkt, und ich musste auch etwas tun. Das ist beides: göttliches Wirken und menschliche Antwort wirken zusammen.

Gott spielt einem den Ball zu, der Mensch muss jetzt etwas tun. Auch diese Stelle kann nicht angeführt werden, um zu sagen, dass Gott alles tut, damit der Mensch gläubig wird. Die Schrift lehrt ganz klar, dass es eine menschliche Seite gibt: Der Mensch muss etwas tun. Es gibt auch eine göttliche Seite: Von Gott geht alles aus, er ist immer der Initiator, das ist klar.

Aber dann muss der Mensch auf das Wirken Gottes reagieren. Wenn er nicht reagiert, bleibt er ungläubig. Dann ist nicht Gott schuld daran, dass er ungläubig bleibt. Der Mensch wird zur Verantwortung gezogen für seinen Unglauben. Unglaube ist dann Ungehorsam.

Im Hebräer 4,1 steht: "Fürchten wir also, dass nicht jemand von euch als zurückgeblieben erscheine, während eine Verheißung noch aussteht, in seine Ruhe einzugehen." Denn auch uns ist die gute Botschaft verkündet worden, gleich wie jenen. Jedoch nützte das gehörte Wort jenen nicht, weil es bei den Hörern nicht mit Glauben vermischt worden war.

Hier ist das Problem: Das Wort hat nichts genützt, weil sie es nicht mit Glauben vermischten. Denn wir, die wir glauben, gehen in die Ruhe ein. Am Ende von Kapitel 3 heißt es: "Welchen hat er geschworen, sie würden nicht in seine Ruhe eingehen, wenn nicht denen, die ungehorsam waren."

Im Griechischen steht hier das Wort "im Unglauben ungehorsam" oder "durch Unglauben ungehorsam". Das griechische Wort ist "apatheo": "a" bedeutet nicht, "patheo" bedeutet glauben und gehorsam sein. Also haben sie sich geweigert zu glauben.

Die Schlachter-Übersetzung bringt es gut: Sie haben sich geweigert zu glauben. Elberfelder übersetzt: Sie waren ungehorsam gewesen. Das Wort bedeutet beides: ungehorsam und ungläubig sein. Während man ungläubig ist, ist man ungehorsam.

Denn die Tatsache, dass jemand nicht zum Glauben kommen will, nennt die Bibel Ungehorsam. Der Mensch ist also aufgerufen, zu gehorchen, auf das Wort Gottes einzugehen und auf das Wirken Gottes zu reagieren.

Folglich ist die Lehre, dass der Glaube von Gott gewirkt wird, nicht richtig. Es ist natürlich so, dass Gott hilft, initiiert und hinführt zu einem Entscheidungspunkt. Aber das Glauben selbst ist eine Verantwortung des Menschen.

Das war die Antwort auf diese Frage.

Glaube, Friede und Liebe als göttliche Gabe

Dann kehren wir zurück zu 1. Timotheus 2. Wir waren bei Vers 7 stehen geblieben. Oder vielleicht muss Christine da noch etwas ergänzen? Gibt es dazu offene Fragen?

Ja, bitte.

 Epheser 6,23: Welcher Glaube ist dort gemeint? „Friede den Brüdern und Liebe mit Glauben von Gott dem Vater und von dem Herrn Jesus Christus.“ Es handelt sich um einen Gebetswunsch, einen Schlussgruß. Der Verfasser wünscht den Brüdern und betet auch für sie. Er wünscht ihnen Friede und Liebe mit Glauben.

Das bedeutet: In Verbindung mit Glauben, also mit Vertrauen, wünscht er ihnen, dass sie Friede und Liebe haben. Er weiß, dass Friede und Liebe nur in Verbindung mit Glauben zu haben sind. Man kann sie nicht anders erlangen. Deshalb wünscht er ihnen Friede und Liebe mit Glauben.

All das – Friede und Liebe verbunden mit Glauben – kommt von Gott. Die Quelle dafür ist Gott, der Vater, und Jesus Christus, der Herr.

Ja, das dürfen wir schon. Wir dürfen einander wünschen, dass die Frucht dieses Glaubens da ist: Friede und Liebe, verbunden mit Glauben.

Aber die Stelle sagt nicht, dass Gott den Glauben in den Menschen bewirkt, oder? Natürlich ist es Gott, der unseren Glauben stärkt und vermehrt. Er mehre unseren Glauben. Doch die Entscheidung zum Glauben, also die Entscheidung „Ich vertraue mich Jesus Christus an und vertraue ihm jetzt“, die muss der Mensch selbst treffen. Diese grundsätzliche Glaubensentscheidung kann Gott dem Menschen nicht abnehmen.

Wenn der Mensch gläubig ist – wie diese Leute hier, an die er schreibt, die ja Christen sind – dann wünscht er ihnen Friede und Liebe mit Glauben. Das ist durchaus richtig und das sollten wir auch so tun. Im Sinne dessen, dass der Glaube gestärkt wird und als Frucht des Glaubens Friede und Liebe hervorgehen.

Er sagt nicht: „Ich wünsche euch, dass Gott in euch Glauben bewirkt, so dass ihr gläubig werdet.“ Das wäre nicht sinnvoll, denn sie sind ja schon Christen.

Jesus als Vorbild und Vollender des Glaubens

 Hebräer 12,2: Wir sollen unseren Blick auf Jesus richten, den Anführer und Vollender des Glaubens. Welcher Glaube hier gemeint ist, bezieht sich grundsätzlich auf das Thema des Glaubens, das im Hebräerbrief Kapitel 11 behandelt wird. Dort werden viele Beispiele und Vorbilder des Glaubens genannt. Am Ende steht das größte Glaubensvorbild von allen: Jesus.

Jesus hat den Glauben begonnen und vollendet. Er ist der Anführer und Vollender des Glaubens. Nachdem er vollendet hat, hat er sich zur Rechten Gottes gesetzt. Er hat das Kreuz erduldet wegen der Freude, die vor ihm lag. Dazu war Glaube nötig. Er hat die Schande verachtet und sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt. Jesus Christus hat durchgehalten.

In Hebräer 12,3 heißt es: „Betrachtet den, der ein so großes Widersprechen von Sünden gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht ermüdet.“ Worin sollen wir nicht ermüden? Im Glauben natürlich. Damit wir nicht innerlich, im Glauben, ermüden oder ermatten. Wir sollen nicht ermatten, sondern auf das große Vorbild, den Anführer und Vollender des Glaubens schauen. Er hat angefangen, vollendet und alles zu Ende geführt. Danach hat er sich auf den Thron gesetzt. Auf diese Freude hat er geschaut, die vor ihm lag.

Hier wird das praktische Glaubensleben angesprochen. Wir sollen auf Jesus schauen und auf die Menschen im Alten Testament, die auch durchgehalten haben. Jesus hat ebenfalls durchgehalten. Wie? Durch Glauben. Deshalb ist er Anführer und Vollender des Glaubens.

Es steht hier nicht, dass Jesus in jedem einzelnen Gläubigen der Anführer und Vollender ist. Obwohl das grundsätzlich auch stimmt, denn Jesus hat auch in uns angefangen und vollendet. Das ist richtig. Doch im Zusammenhang geht es hier um das Vorbild des Herrn Jesus selbst, der angefangen und vollendet hat.

Jesus Christus initiiert den Glauben in uns. Er beginnt in uns, aber wir müssen mitmachen. Wenn wir nicht mitmachen, werden wir nicht gläubig. Wenn der Herr um uns wirbt, uns seine Größe und unsere Sünde vor Augen führt, dann wirkt der Heilige Geist in uns. Er zeigt uns, was wir tun sollen. Jetzt müssen wir beginnen und auf das Wirken Gottes reagieren. Danach müssen wir auch dranbleiben.

Obwohl Jesus das Werk vollendet, das er angefangen hat, vollendet er es in demjenigen, der ihm vertraut. Wir sind keine willenlosen Geschöpfe. Es ist nicht so, dass Jesus uns wie eine Maschine steuert, die er ein- und ausschaltet. Es geht um eine Beziehung, die aufrechterhalten werden muss – eine Beziehung des Vertrauens.

Das ist vergleichbar mit einer Ehe. Wie entsteht eine Ehe? Der Schlüssel ist Vertrauen. Ohne Vertrauen gibt es keine Ehebeziehung. Man lernt sich kennen, beginnt Vertrauen aufzubauen und sagt schließlich Ja zueinander. Dieses Vertrauen muss bis zum Tod gehalten werden. Leider gibt es auch Ehen, in denen das Vertrauen endet oder missbraucht wird.

Im Glauben ist es ähnlich. Wir haben eine Beziehung zu Jesus Christus, der zugleich Gott ist. Wir beginnen diese Beziehung, indem wir ihm vertrauen. Je mehr wir ihn kennenlernen, desto mehr merken wir, dass er vertrauenswürdig ist. Dann sagen wir Ja zu ihm. Dieses Ja ist der entscheidende Glaubensschritt. Diese Entscheidung müssen wir selbst treffen; Gott nimmt sie uns nicht ab.

Danach wirkt Gott weiter und macht Jesus Christus in unserem Leben groß. Wenn wir aber im Laufe des Lebens aufhören, ihm zu vertrauen, wenn wir falschen Lehren mehr Gehör schenken, die unser Vertrauen zerstören wollen – etwa das Vertrauen auf die Bibel oder auf Jesus – dann ziehen wir uns von ihm zurück. Wir gehen gefährliche Wege und können sogar unser Ja rückgängig machen und uns von Jesus abwenden. Das wäre schrecklich, aber grundsätzlich ist diese Möglichkeit gegeben.

Deshalb werden wir in der Bibel immer wieder dazu aufgerufen, im Glauben zu bleiben. Zum Beispiel in Kolosser 1,23 oder 1. Korinther 15,2. Auch Hebräer 3 fordert uns auf, die angefangene Zuversicht bis zum Ende standhaft festzuhalten. Das bedeutet, wir müssen selbst daran festhalten.

Wenn wir das tun und ihm vertrauen, wird er das Werk vollenden. Er bringt uns zum Ziel. Das ist das Wunderbare: Wenn ich mich nur Jesus anvertraue, wird er das angefangene Werk vollenden – bis zum Tag Jesu Christi. Er wird es zu Ende führen.

Es ist kein Automatismus, sondern eine Vertrauensbeziehung. Vertrauen auf eine Person, die es ganz sicher tun wird. Diese Gewissheit ist eine herrliche Zusage für alle Gläubigen.

Gottes Souveränität und menschliche Verantwortung im Heilsgeschehen

Es ist also nicht eine Sache des Wollens noch des Laufens, sondern des barmherzig Seienden Gottes.

Und die andere Frage war: Wer bist du, Mensch, der du Gott entgegnest? Wird etwa das Geformte zu dem Formenden sagen: "Warum machst du mich so?" Oder hat der Töpfer nicht Vollmacht über den Ton, um aus derselben Masse ein Gefäß zur Ehre und ein anderes zur Unehre zu machen?

Der Schlüssel liegt im Zusammenhang. Hier sind Judenchristen in Rom und Heidenchristen. Die Judenchristen waren stolz und sagten: "Wir sind das erwählte Volk." Sie konnten nicht verstehen, warum nun auch Menschen aus den Heiden zum Glauben kommen dürfen, ohne etwas dafür tun zu müssen.

Paulus sagt: Wer bist du, Mensch, dass du Gott Vorschriften machst? Darf Gott tun, was er will? Natürlich darf er das. Er ist souverän. Du kannst ihm nichts vorschreiben.

Die Juden beriefen sich auf ihre Abstammung, denn sie stammen von Abraham ab. Sie beriefen sich auch auf ihre Werke: "Wir sind es, die das Gesetz gehalten haben." Im Gegensatz zu den Heiden, die das Gesetz überhaupt nicht gehalten haben und nichts taten. Und nun sollten diese Heiden einfach gerettet werden.

Paulus sagt in Römer 9: Abraham hatte zwei Kinder. Der eine war der Sohn der Verheißung, Isaak, und der andere war Ismael. Beide waren Kinder Abrahams. Aber Kind Abrahams zu sein, genügt nicht. Für Ismael hat es nichts bedeutet, ein Sohn Abrahams zu sein. Warum beruft ihr euch also auf die Abstammung? Das reicht nicht aus.

Dann berufen sie sich auf die Werke: "Wir sind treu geblieben." Paulus antwortet: Wie war das mit Isaak? Er hatte zwei Söhne, Jakob und Esau. Jakob wurde als Heilslinie erwählt. Durch ihn sollte das Heil kommen, das Volk Gottes und der Messias. Esau war ebenfalls ein Sohn Isaaks.

Bevor sie Gutes oder Schlechtes getan hatten, also noch nichts dafür konnten, hat Gott Jakob erwählt und Esau nicht. Nach welchen Kriterien handelt Gott? Nach Werken? Wenn du willst, dass er nach Werken handelt, geht das nicht. Jakob habe ich erwählt, einfach aus Souveränität. Gott darf erwählen, wen er möchte.

Wie ist es mit den Werken? Die Israeliten waren doch treu geblieben. Paulus bringt das Beispiel von Pharao. Zuerst das Beispiel von Mose: Er sagt zu Mose in Vers 15: "Ich werde barmherzig sein, gegen wen ich barmherzig sein werde, und mich erbarmen über wen ich mich erbarmen werde."

Man könnte sagen, Gott sei ungerecht, weil er Jakob erwählt und Esau zurückgestellt hat. Jakob hat er geliebt, Esau zurückgestellt. "Hassen" heißt hier zurückstellen, nicht persönlich oder emotional hassen. Jakob wurde vorgezogen, Esau zurückgestellt.

Es geht nicht um das Heil, denn Jakob musste sich bekehren, und Esau hätte es auch gekonnt. Es geht um die Heilslinie.

Ist das ungerecht? Das sei ferne! Gott darf barmherzig sein, gegen wen er will. Darf Gott souverän barmherzig sein? Natürlich! Die Frage ist nur: Gegen wen will er barmherzig sein? Aber zuerst geht es um die Frage, ob er es darf. Ja, er darf.

Die Juden beriefen sich immer auf ihre Werke. Paulus fragt: Zu welchem Anlass hat Gott dieses Wort gesagt? Was war geschehen, als Gott das sagte? In 2. Mose 34 hatten sie sich ein goldenes Kalb gemacht. Sie sagten, sie würden alles halten, taten es aber nicht.

Gott wollte das Volk vernichten. Mose betete jedoch. In seiner großen Barmherzigkeit trug Gott diese Gefäße des Ungehorsams und des Zorns, die er eigentlich vernichten wollte, in langmütiger Geduld.

Er war barmherzig zu den Israeliten. Darf er das? Was wäre gewesen, wenn Gott nicht barmherzig gewesen wäre? Dann gäbe es sie nicht mehr. Warum beruft ihr euch also auf eure Werke?

Darf Gott nach dem Kriterium der Barmherzigkeit handeln? Ja, natürlich. Sonst gäbe es uns nicht.

Wenn er das darf, wer bist du dann, dass du den Heiden sagst: "Ihr bösen Heiden, Gott muss aber zornig über euch sein"?

Wer waren die Gefäße des Zorns, der Unehre? Die Juden. Paulus bringt das Bild vom Töpfer: Der Töpfer formt den Ton, und wenn ein Gefäß misslingt, wirft er es weg und macht ein neues.

Der Ton, den Gott hat, ist lebendig. Dieser Ton heißt Israel. Und dieses böse Israel will einfach nicht gelingen.

Was könnte Gott mit diesem Ton machen? Er könnte ihn wegwerfen. Darf er das? Natürlich. Gott darf Gefäße, die sich nicht formen lassen wollen, wegwerfen.

Wer bist du, Mensch, der du Gott entgegnest? Wird das Geformte zum Formenden sagen: "Warum machst du mich so?" Hat der Töpfer nicht Vollmacht, aus derselben Masse ein Gefäß zur Ehre und ein anderes zur Unehre zu machen?

Wenn Gott seinen Zorn zeigen und seine Kraft bekannt machen will, erträgt er in viel Geduld die Gefäße des Zorns, die zum Verderben bestimmt sind.

Wer sind die Gefäße des Zorns? Im Zusammenhang die Juden. Sie wurden in viel Geduld ertragen, waren aber zum Verderben bestimmt.

Wie kam es dazu? Es steht nicht da, dass Gott sie zum Verderben bestimmt hat, sondern sie waren zum Verderben fertig gemacht, also zubereitet.

Wer ist schuld daran, dass sie solche Gefäße wurden? Wer hat sie geformt? Es war nicht Gott allein. Gott wollte mit ihnen etwas tun und sie formen. Aber sie ließen sich nicht formen. Das Gefäß misslang.

Hier liegt die Verantwortung des Menschen: Er will sich nicht formen lassen und will nicht gelingen.

Wenn also Gefäße zur Unehre sind, darf Gott sie wegwerfen. Auf der anderen Seite kann er sich den anderen zuwenden.

Wenn er das tut, zeigt er den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Barmherzigkeit, die er im Voraus zur Herrlichkeit bereitet hat.

Wer sind diese? Auch wir, die er gerufen hat, nicht nur von den Juden, sondern auch von den Heidenvölkern.

Gott hat Menschen gerufen, die sich formen ließen, nicht nur aus den Juden, sondern auch aus den Heiden. Diese haben den Messias nicht verworfen.

Wer seid ihr Judenchristen, dass ihr sagt, Gott dürfe das nicht machen? Wer bist du eigentlich?

Ist Gott souverän oder nicht? Darf er Heidenchristen ins Heil holen oder nicht? Er darf jeden hereinholen.

Was macht er? Er entscheidet sich für Barmherzigkeit.

Wem ist er barmherzig? Denen, die sich auf Barmherzigkeit berufen, die sagen: "Herr, nicht nach meinen Werken, sondern nur nach Barmherzigkeit."

Die den Messias annehmen als ihren Erlöser, der für sie gestorben ist.

Darf Gott sie annehmen, auch wenn sie Heiden sind? Das ist die Frage.

Diese hat er für eine herrliche Zukunft vorbereitet.

Im Voraus hat er bestimmt, dass sie dem Sohn Gottes ähnlich gemacht werden sollen.

Er hat sie gerufen, wie er auch in Hosea sagt: "Ich werde ein Nichtvolk mein Volk nennen."

Ein Nichtvolk, die Heiden, nennt er jetzt sein Volk.

Die Nichtgeliebten nennt er jetzt Geliebte.

Bei Hosea waren das ungläubige Juden, hier sind es ungläubige Heiden, die früher Nichtvolk waren und jetzt sein Volk heißen, die Nichtgeliebten, die jetzt Geliebte heißen.

Was ist mit den Juden?

In Vers 29 heißt es noch immer von den Heiden: "Es wird geschehen, an dem Ort, wo zu ihnen gesagt wurde: Ihr seid nicht mein Volk, dort werden sie Söhne des lebendigen Gottes genannt werden."

Und was ist mit den Juden?

Jesaja ruft aus: Über Israel ist die Zahl der Söhne wie der Sand am Meer, aber nur der Überrest wird gerettet werden.

Was hilft es euch, Juden, dass ihr Juden seid? Es wird nur der Überrest gerettet werden.

Wer ist der Überrest? Die, die an den Messias glauben und ihn nicht verworfen haben.

Er ist derjenige, der das Wort rasch zu Ende führt und in Gerechtigkeit vollendet.

Denn der Herr wird ein rasch erledigtes Wort auf der Erde tun.

Wie Jesaja sagte: Wenn der Herr der Heere uns keinen Samen übrig gelassen hätte, wären wir wie Sodom und Gomorra geworden.

Die Juden hätten dasselbe Schicksal erlitten.

Gott erbarmt sich, über wen er will, und verhärtet, wen er will.

Wen will er verhärten? Das zeigt das Beispiel von Pharao.

Wen will Gott erbarmen? Die, die sich auf Erbarmen berufen, die als Hilflose zu ihm kommen und sich ihm zuwenden.

Wen will er verhärten? Die, die sich verhärtet haben.

Wenn sie Pharao heißen, wird Pharao verhärtet.

Wenn sie Juden sind, die den Messias ablehnen und sich widerstrebend gegen ihn stellen, darf Gott sie verhärten?

In Römer 11 wird ein Psalm zitiert, der davon spricht, dass Gott die Juden verhärtet hat.

Darf er das? Ja, er darf.

In Römer 11, Vers 7 heißt es: "Wen Israel trachtet, das erreichte es nicht, aber die Erwählung erreichte es."

Das heißt: Die, die zu Christus kamen und in Christus erwählt sind, erreichten das Heil.

Die übrigen Juden wurden verhärtet.

Gott gab ihnen einen Geist des Schlafes.

Warum? Weil sie sich dem Messias entzogen haben, ihn ans Kreuz brachten und "Nein" sagten.

Das Evangelium wurde erneut zu den Juden gebracht.

Die Apostel verkündeten ganz Israel.

Israel verhärtete sich und sagte: "Nein, wir wollen nicht."

Daraufhin verhärtete Gott sie.

Darf Gott das tun? Ja, er darf den verhärten, den er will.

Wen will er verhärten? Den, der sich verhärtet.

Über wen will er sich erbarmen? Über jeden, der sich ihm zuwendet, auch wenn er ein Heide ist.

Der Zusammenhang hilft uns: Man muss den großen Zusammenhang bewahren und darf keinen Vers herausreißen, um etwas hineinzuinterpretieren.

Der Dienst der Verkündigung und das Gebet der Männer

Aber zurück zum Timotheusbrief, 1. Timotheus 2,7. Es war vom Zeugnis die Rede. Jesus hat sich als stellvertretendes Lösegeld für alle gegeben – das Zeugnis zu seinen Zeiten. Das ist die Verkündigung. Dieses Zeugnis bezeugt etwas, und die Verkündigung geschah zu dem bestimmten Zeitpunkt, zu den richtigen Zeiten. Diese richtigen Zeiten sind jetzt.

Gott hat diesen Zeitpunkt bestimmt. Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn. Dann starb der Sohn, und dann wurde der Sohn verkündigt. Dieses Zeugnis ist jetzt zu den bestimmten Zeiten da, zu der richtigen Zeit. Vers 7: „Zu welchem Zeugnis ich gesetzt wurde“ – das heißt, ich habe jetzt einen Dienst bekommen, um dieses Zeugnis auszurichten.

Das heißt die Verkündigung von Jesus Christus. Zu welchem Zeugnis ich gesetzt wurde als Verkünder und Apostel. Ich rede die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht, als Lehrer derer, die von den Völkern sind, also als Lehrer der Heiden in Glauben und Wahrheit. Paulus wurde zu diesem Zeugnis gesetzt. Es ist jetzt seine Aufgabe, Christus zu bezeugen. Unsere Aufgabe ist es auch, Timotheus’ Aufgabe ist es auch. Und allen soll verkündigt werden, nicht nur den Juden, sondern auch den Völkern.

Paulus will Timotheus also Mut machen: Der jüdische Messias kam, und dieser jüdische Messias hat mich erwählt, hat mich gerufen als Apostel über die Grenzen des jüdischen Volkes hinaus. Das hat der jüdische Messias gesagt: Bleibe mutig! Du bist jetzt in Ephesus, viele Heiden. Bleibe dabei. Bezeuge Christus auch außerhalb der Grenzen Israels in Glauben und Wahrheit. Das sind die zwei Elemente, davon haben wir schon gesprochen.

Glaube heißt Vertrauen – das ist das eine Element: Vertrauen auf Christus. Das andere Element ist die Wahrheit, nichts anderes als die Wahrheit. Also tu deinen Dienst im Vertrauen. Ich tue ihn auch im Vertrauen und in der Wahrheit und verkündige nichts anderes als die Wahrheit. In diesem bewegen wir uns: im Glauben, im Vertrauen und in der Wahrheit. In diesem tun wir den Dienst, den Verkündigungsdienst.

Das bringt uns jetzt zu dem nächsten Punkt: Die Männer sollen beten. Es ist also mein Wille, dass die Männer beten. „Mein Wille“ ist ein stärkeres Wort als das übliche „will“. Es ist nach reiflicher Überlegung mein Ratschluss, mein Wille, ich will das so. Natürlich will er das so, weil Gott es ihm klargemacht hat. Dieser Wille des Apostels Paulus ist ja auch der Wille Gottes.

Er will, dass die Männer beten. Die Betonung liegt auf „Männer“, nicht auf Frauen. Und es geht hier um die Versammlungen, um das Zusammenkommen, um das Beten, das gehört wird, dass andere hören, wo sie „Amen“ dazu sagen. Wo sollen sie beten? Es ist interessant: Die Männer sind ja höflich und zurückhaltend und nicht so schnell. Aber er sagt: Ich will aber, dass die Männer beten an jedem Ort. Das heißt in Troas, Ephesus, Milet und wo das sonst noch war, überall, wo sie zusammenkamen.

Wie sollen sie beten? Sie sollen dabei heilige Hände aufheben. Also die Betonung liegt auf „heilig“. Die Hände müssen heilig sein, nicht beschmutzt. Man arbeitet ja mit den Händen, und die Männer sind es, die für den Lebensunterhalt arbeiten. Da ist oft die Gefahr, dass man sich die Hände schmutzig macht – im übertragenen Sinne „schmutzig“, dass man Unreines tut, sündliche Dinge mit der Hand.

Wenn man jetzt die Hände hochhält, wie das üblich war in damaligen Zeiten beim Beten, dann sollen die Hände sauber sein. Es geht nicht so sehr darum, wie hoch man die Hände hebt oder wie man die Hände heben soll. Wichtig ist, dass diese Hände rein sind.

Die Arme hatte man übrigens im Orient – das war nicht nur bei den Israeliten so, das war überhaupt im Orient so. Dort gibt es die übliche Gebetshaltung, auch bei den Heiden. Man hat die Arme seitlich ausgestreckt, etwas angewinkelt, und die Handflächen nach oben. Im Hebräischen heißt das Wort „Handflächen“. Also: Hebt eure Handflächen zu Gott. Die Handflächen schauen nach oben, um Gott vielleicht zu zeigen, dass sie leer sind oder dass sie sauber sind, dass die Hände sauber sind.

Die Handflächen kommen zu Gott, und er füllt unsere Hände. Die Priester heben ihre Hände, und dann heißt es, Gott füllt ihre Hände. Wo steht das Füllen der Hände? Ich habe jetzt die Bibelstelle nicht da. Es gibt ein paar Mal, dass den Priestern die Hände gefüllt werden. Im Alten Testament, ich denke im dritten Buch Mose oder zweiten Buch Mose.

Mose, als er auf dem Berg stand mit Hur, zweiter Mose 17,11: Er erhob seine Handflächen zu Gott, er hat gebetet. Auch Salomo, erster Könige 8: Er kniete sich nieder und hob die Handflächen zu Gott, hielt die Handflächen ausgebreitet. Das Handheben ist diese Stelle hier, aber sonst weiß ich nicht, hat jemand eine Stelle?

Noch vorher zu dieser Stelle, vorher zum Hände füllen habe ich gerade gesehen: Erste Chronik 29,5: „Wer nun bereitwillig ist, heute seine Hand für den Herrn zu füllen.“ Da kommt das mit dem Füllen der Hände vor, das kommt ein paarmal vor. Aber ich schaue gerade nach: Zweiter Mose 28,41, danke! Zweiter Mose 28,41: „Du sollst sie salben und sie weihen und sie heiligen, damit sie den Priesterdienst ausüben und ihre Hände füllen.“ Ja, das ist gut – sie salben und ihre Hände füllen.

Noch einmal, auch 29,24 und 29,9: „Auch du sollst Aaron und seine Söhne die Hände füllen.“ Da ist es also. Sie bringen dann etwas dar mit den Händen, oder sie bekommen die Hände gefüllt, um etwas darzubringen.

Wenn wir dem Herrn etwas darbringen, das sind unsere Opfer – natürlich geistliche Opfer, nicht irdische Dinge – aber die Haltung ist noch die gleiche: dass wir die Hände füllen, um etwas dem Herrn darzubringen, hier ein Lobopfer oder was auch immer.

Im Neuen Testament weiß ich sonst keine Stelle, wo man von Hände aufheben als solchen spricht. Das ist ja auch nicht wichtig, wie die Hände sind, ob sie gefaltet oder verschränkt werden. Aber das Entscheidende ist natürlich, dass sie reine Hände sind.

Ich sehe gerade, ich habe noch eine Datei hier über das Händefüllen, ich darf gerade schauen. Da habe ich eine Übersicht über das Händeheben, das habe ich mir mal gesammelt. Das ist hier: Hände aufheben – also die Hände sind es, die arbeiten. Da habe ich eine ganze Reihe Stellen, das ist klar. Und dann unschuldige Hände, dass unsere Hände unschuldig sein sollen: 1. Mose 20,5: „In der Lauterkeit meines Herzens und in Unschuld meiner Hände tat ich dieses“, sagt ein Heide namens Abimelech. Also auch die Heiden wussten von dieser Sitte, dass die Hände unschuldig sind.

 2. Samuel 22,21: „Nach der Reinheit meiner Hände erstattete er mir“, sagt David im Gebet. Hiob 9,29: „Ich soll schuldig sein? Wozu mühe ich mich denn umsonst? Habe ich mich nicht in Schneewasser gebadet und meine Hände gereinigt mit Lauge?“ Auch hier wieder die reinen Hände – natürlich physisch.

 Psalm 26,6: „Ich wasche meine Hände in Unschuld.“ Dann ist die Rede von unreinen Händen, z. B. Lukas 24,7: „Der Sohn des Menschen wird ausgeliefert in die Hände von sündigen Menschen.“ In die Hände von sündigen Menschen, da sind die Hände das Wichtige, oder?

Lukas erhob seine Hände zum Geist. Ah, da hätten wir noch eine. Ja, der Herr Jesus hat öfter seine Hände gehoben. Lukas 24: Und er hat sie gesegnet. Da hat er nicht gebetet, aber gesegnet. Das wäre dann so wie der Segen Aarons, der den Segen Gottes auf die Kinder Israel legt. Und hier die Handauflegung, das wäre die Handauflegung hier eigentlich. Er hebt die Hände, um dann aufzulegen, nämlich allgemein beim Segnen. Legt man ja die Hände auf.

Ausgebreitete Hände habe ich noch hier im Alten Testament viele Stellen. Im Neuen Testament habe ich jetzt keine Stelle, wo es um die Hände ausbreiten geht. Zweiter Mose 9,29 nur als Beispiel: „Ich werde meine Hände zu Yahweh ausbreiten, der Donner wird dann aufhören“, sagt Mose.

Aber das ist klar, da gibt es viele Stellen. Dann zum Gebet erhobene Hände, einige Stellen auch im Alten Testament wieder: Psalm 28,2 zum Beispiel: „Wenn ich zu dir rufe, wenn ich meine Hände aufhebe zum Ort deines Heiligtums.“ Oder Psalm 134,2: „Erhebt eure Hände im Heiligtum und lobt den Herrn.“

Dann zum Segnen erhobene Hände, das ist die Stelle, die du gesagt hast, Andreas. Dann Gott selber breitet seine Hände aus: „Ich habe den ganzen Tag meine Hände ausgebreitet zu einem widerspenstigen Volk“, dann betet Gott und streckt seine Hände aus, vielleicht, um sie zu sich zu ziehen.

Dann Psalm 119,48: „Ich will meine Hände aufheben zu deinen Geboten, die ich liebe.“ Da ist es eine Sehnsucht, die ausgedrückt wird: die Hände, die hebt man auf zu den Geboten hin, zum Wort Gottes hin.

Ja, aber im Neuen Testament finden wir da kaum Stellen, nicht viele Stellen, gerade die jetzt, die du erwähnt hast. Es ist nicht wichtig, die Haltung – ob wir beim Beten die Hände hochheben oder sie seitlich heben oder verschränken oder falten. Das Hände falten war ja ein Ausdruck, das ist irgendwann einmal entstanden in der Kirchengeschichte. Ich weiß nicht mehr wann, ich habe das mal notiert, ich habe es hier nicht, bei mir nicht.

Wichtig ist aber, dass sie dem Herrn gewidmet sind. Unsere Hände sollen dem Herrn gewidmet sein. Jakobus 4,8: „Reinigt die Hände, ihr Sünder, reinigt die Hände!“ Natürlich im übertragenen Sinne, denn mit den Händen hat man Böses getan. Deshalb ist das Entscheidende, dass sie rein sind.

Und dann zurück: 1. Timotheus 2,8. Die Männer also sollen heilige Hände aufheben oder heilige Handflächen aufheben. Und dann sagt er: ohne Zorn und ohne Zweifel oder Bedenken. Ohne Zorn heißt frei vom Ärger gegenüber den Mitgeschwistern oder Mitmenschen überhaupt. Und ohne Bedenken oder Zweifel – das ist in Bezug auf Gott, dass man unwillig ist gegenüber Gott.

Man kann ja unwillige Überlegungen haben gegenüber Gott, dass man irgendwie nicht zufrieden ist mit Gott. Das „Bedenken“ heißt es im Griechischen, Zweifel können das sein oder auch unwillige Überlegungen. Also nicht nur Zweifel, sondern Unwilligkeit gegenüber Gott kann das bedeuten.

Deshalb sollen die Männer ohne Zorn und ohne Bedenken, also ohne sündliches Bedenken, beten.

Anweisungen zum Verhalten der Frauen in der Gemeinde

Wenn wir uns den Text hier anschauen – auf der Folie habe ich versucht, ihn darzustellen – beginnt er mit dem Satz: „Es ist also mein Wille, dass die Männer beten.“

Dann folgen einige Gedanken, etwa „an jedem Ort, heilige ohne Zorn, ohne Bedenken“. Anschließend führt er den Satz weiter: „Ebenso auch, dass die Frauen sich selbst schmücken.“ Hier fehlt das Verb.

Zuerst haben wir das Verb „Es ist mein Wille“ – das ist das Hauptverb und das tragende Verb des Satzes. Dann wird der Satz weitergeführt: „Ebenso auch…“ Hier müssen wir ergänzen: „Ebenso auch ist es mein Wille.“ Also: Es ist mein Wille, dass die Männer beten, ebenso auch ist es mein Wille, dass die Frauen sich selbst schmücken. So haben wir zwei Dinge, die er anordnet. Das eine betrifft die Männer, das andere die Frauen.

Es ist nicht so, wie ich in manchen Kommentaren gelesen habe, als ob er sagen wollte: Es ist mein Wille, dass die Männer beten, ebenso sollen auch die Frauen beten und sich dabei so und so schmücken. Das sagt er nicht. Er sagt: Es ist mein Wille, dass die Männer beten, ebenso auch ist es mein Wille, dass die Frauen sich selbst schmücken.

Wie sollen sie sich schmücken? Das Verb „sich schmücken“ steht nicht direkt da, aber das Schmücken ist etwas, das die Frauen sehr stark beschäftigt. Die Männer beschäftigt das Schmücken nicht so sehr. Natürlich sollen die Männer den Frauen mit gutem Beispiel vorangehen, damit auch sie sich entsprechend kleiden und nicht einfach ungepflegt erscheinen.

Schließlich ist das eine wichtige Versammlung, und zu gewissen Anlässen kleidet man sich entsprechend. Der Anlass, zu dem wir hier zusammenkommen, zeigt sich auch in unserer Kleidung. Wenn uns eine Veranstaltung wichtig ist, kommen wir entsprechend gekleidet. Am Sportplatz ist das nicht so wichtig – beim Fußballspielen oder Ähnlichem kleidet man sich anders als im Konzertsaal oder bei einer Hochzeit. Und genauso ist es im Geistlichen.

Es gibt Feste, bei denen wir uns anders kleiden. Das Zusammenkommen der Heiligen ist ein Fest, es ist etwas Wichtiges. Die Wichtigkeit dieses Zusammenseins zeigen wir durch unsere Kleidung.

Schmücken an sich ist etwas Gutes. Im Alten Testament wird oft davon gesprochen, dass man sich schmücken soll, aber es muss auf die richtige Art und Weise geschehen. Was sagt der Apostel hier? Worin besteht der Schmuck?

Ich muss hier zu meiner Gliederung zurück. Die Aussage lautet: Sie sollen sich schmücken. Worin besteht der Schmuck? Es heißt: „in schicklichem Gewande“ – also betrifft es die Kleidung.

„Schicklich“ ist ein schwieriger Ausdruck für uns, weil wir oft nicht wissen, was das bedeutet. Das griechische Wort heißt „kosmios“. Davon leitet sich „Kosmetik“ ab. „Kosmos“ bedeutet Ordnung. Gott hat die Himmelsordnung festgelegt, und das ist auch eine gewisse Anständigkeit, Wohlordnung. Alles ist wohlgeordnet.

Die Kleidung soll auch so sein: anständig und wohlgeordnet, sittsam. Wie beim Gebet der Männer die Hände heilig sein sollen, so sollen die Frauen schicklich gekleidet sein, wie es sich geziemt – wohlgeordnet, anständig.

Das sind Ausdrücke, mit denen man im ersten Moment nichts anfangen kann. Was heißt anständig? Was heißt schicklich? Was heißt geziemend? Was heißt wohlgeordnet? Was heißt sittsam? Das sind Begriffe, die man oft nicht versteht. Erst wenn man die Schrift besser kennt, weiß man, was sich geziemt.

Je mehr man die Schrift liest, desto mehr merkt man: Ah, das geziemt sich, und das geziemt sich nicht. Der Christ ist also hier aufgerufen, die Schrift zu lesen und so zu denken, wie Gott denkt. Das braucht Zeit. Der Christ muss lernen, in Prinzipien zu denken.

Wie ist das Prinzip aus der Schrift? Was ist keusch, was ist nicht keusch? Man muss in der Schrift lesen. Ist es keusch, wenn eine Frau ihre Oberschenkel zeigt oder nicht? Da kann man in der Bibel lesen und merkt: Ah nein, das ist unsittlich.

In der Bibel heißt es, dass das Zeigen der Schenkel der Frauen etwas Unzüchtiges ist. Das muss man heute sagen, denn heute ist es üblich geworden, dass Frauen ihre Oberschenkel zeigen. Aber das ist laut Bibel unzüchtig.

Ich habe die Bibelstelle gerade nicht hier, ich kann sie suchen. Es geht um die Schenkel. Ich glaube, es war Jeremia, denke ich. Hat es jemand? Jesaja 47, Vers 2 lautet:

„Schlage deinen Schleier zurück, zieh die Schleppe herauf, entblöße die Schenkel und warte durch die Ströme!“

Hier geht es um ein Gericht über die Jungfrau, die Tochter Babel. Dort heißt es: „Dann zeig deine Nacktheit!“ – das ist eine Schande.

„Dann zeig deine Nacktheit, nimm die Mühle, male Mehl, schlag deinen Schleier zurück, zieh die Schleppe herauf, entblöße die Schenkel, warte durch die Ströme! Aufgedeckt werde deine Blöße, ja gesehen werde deine Schande, ich werde Rache nehmen und Menschen nicht verschonen.“

Das war etwas Schreckliches, wenn eine Frau ihre Schenkel entblößen musste. Es war eine große Schande, eine Schmach. So denkt die Bibel.

Man muss sich wieder daran gewöhnen, wie die Bibel über Nacktheit denkt. Das ist ein eigenes Thema. Nacktheit zu zeigen war nicht in Ordnung, außer unter ganz bestimmten Bedingungen.

Natürlich gibt es Arbeitskleidung oder andere Kleidung, bei den Fischern am Meer, am See. Die waren leicht gekleidet. Als sie aber in die Gesellschaft kamen, beziehungsweise ans Ufer zu Jesus, hat Petrus sich bekleidet, damit er angezogen erscheint. Er ist mit dem Kleid ins Wasser gesprungen.

Das zeigt, dass man damals ein gesundes Verständnis von Nacktheit hatte. Man war innerlich richtig geprägt. Wenn aber das Schamgefühl durch falsche Erziehung zerstört wird, entsteht das heutige Problem, dass Menschen ihre Nacktheit zeigen, ohne sich dabei zu schämen.

Daher ist es gut, sich hier neu an der Schrift auszurichten. Was bedeutet eigentlich Schamhaftigkeit in der Schrift?

Bei den Frauen heißt es jedenfalls: Sie sollen sich in schicklichem Betragen schmücken, verbunden mit Zurückhaltung.

Das Wort „schickliches Gewand“ oder „schickliches Betragen“ ist das Nächste. Einige Übersetzungen haben „schickliches Gewand“, andere „schickliches Betragen“. Ist das bei euch auch so?

Bei Schlachter heißt es „in ehrbarem Anstand sich schmücken“. Es scheint, dass das Wort hier zuerst Kleidung meint, aber auch im übertragenen Sinne verwendet wird – als Erscheinung, Betragen oder Haltung.

Hier heißt es „mit Anstand“. Elberfelder übersetzt mit „in würdiger Haltung“. Ich denke, das ist wahrscheinlich am besten: schickliches Betragen oder eine schickliche Haltung ist gemeint, also im übertragenen Sinne.

Das ist verbunden mit Zurückhaltung und Schamhaftigkeit. Das Wort bedeutet grundsätzlich Zurückhaltung. Es kommt also stark auf die Haltung an, die man an den Tag legt. Diese Haltung drückt sich auch darin aus, wie man erscheint und was man anzieht.

Verbunden ist das mit Zurückhaltung und gesundem Sinn. Das Wort kann auch „Besonnenheit“ bedeuten, das nächste Wort, gesunder Sinn. Schlachter übersetzt mit „Zucht“, was auch gut ist. Zucht, Elberfelder hat „Sitzsamkeit“. Besser wäre hier also Zucht, Besonnenheit, gesundes Denken, das sich zuchtvoll ausdrückt.

Frohlehn heißt gesund im Denken, heil sein, und frohlehn heißt sinnen, denken – also gesund sein im Denken. Das drückt sich natürlich in der Kleidung aus.

So sollen sie sich schmücken – nicht in Flechtwerk, Gold, Perlen oder kostspieliger Kleidung.

Jetzt sagt er, was nicht: nicht in auffälliger Frisur. Flechtwerk ist hier eine auffällige Frisur. Das war besonders auffällig. Damals machte man das nicht – man frisierte die Haare hoch und höher, damit man größer erscheint, als man ist.

Man lenkte durch die auffällige Frisur die Blicke der anderen auf sich. Das war das Ziel. Ein Christ sollte nicht von solchen Motiven geleitet werden, wenn es um sein Äußeres geht.

Frisieren darf man sich, die Frage ist nur, wie. Man soll sich sogar frisieren, sonst wirkt man ungepflegt. Das heißt nicht, dass wir gleichgültig sein sollen, was wir mit unseren Haaren tun. Keine Frau wird zustimmen, ungepflegt in die Öffentlichkeit zu treten.

Aber es geht darum, dass man nicht alles Mögliche in die Haare einflechtet, um Aufmerksamkeit auf das Haar zu lenken.

Auch nicht mit Gold, Perlen oder kostspieliger Kleidung. Wieder geht es darum: Wohin wird die Aufmerksamkeit gelenkt?

Der Mensch ist kostbar. Wenn man sich mit Gold behängt, wird die Aufmerksamkeit vom Menschen weg auf den Schmuck gelenkt. Das fällt auf. Die anderen tun das nicht, oder alle tun es, und dann wird das Äußere zu sehr betont.

Das soll nicht sein. Es soll so schlicht sein, dass die Aufmerksamkeit nicht auf den Schmuck, sondern auf das Gesicht gelenkt wird – auf das Wesentliche.

Der Mensch ist das, was man nicht bekleidet, oder? Darauf schaut man. Was ist nicht bekleidet? Üblicherweise die Hände. Die sollen sauber und rein sein. Und das Gesicht – dort schaut man hin.

Mit den Händen und dem Gesicht spricht man. Das sind die Augen. Die Augen soll man sehen, sie sollen nicht mit Farben verdeckt sein.

Wenn das Auge zu stark umrandet wird, kommt es nicht zum Ausdruck. Dann werden die Feinheiten des Auges, mit denen der Mensch spricht, verdeckt.

Gleichzeitig wird das Äußere künstlich hervorgehoben. Das Auge ist das Fenster der Seele – dort spricht die Seele heraus.

Wenn man das Auge rundherum anmalt, kann es nicht mehr sprechen. Man lässt die Seele nicht hineinsehen. Die Betonung liegt nur auf der Äußerlichkeit.

Das wird heute stark gemacht. Abgesehen davon ist es nicht schön. Das eigentlich Schöne ist das sprechende Auge.

Ich versuche, das etwas anzuwenden. Er spricht hier sehr knapp. Er sagt nur: Nicht der äußere Schmuck ist das Entscheidende – nicht Flechtwerk, Gold, Perlen oder kostspielige Kleidung.

Das sind alles relative Begriffe. Was ist kostspielig? Tausend Euro? Fünfzig Euro? Wie viel war das damals kostspielig? Das hängt davon ab, was man anzieht und was die anderen anziehen.

Wenn man durch die Kleidung hervorsticht, passt das nicht. Wenn das Ganze überbetont wird, ist das nicht richtig.

Kleidung ist nicht das Entscheidende. Man kommt aber auch nicht in Fetzen oder löchrigen Jeans.

Das spricht etwas aus. Wer sich so kleidet, will etwas ausdrücken. Kleidung drückt aus, was man von sich selbst hält, was man von anderen hält und was man von Gott hält.

Kleidung ist „Kleidersprechen“ – man vermittelt Werte durch die Kleidung.

Wie geht es weiter? Vers 10: „Sondern was Frauen ziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen, durch gute Werke.“

Durch gute Werke soll man sich schmücken. Das geziemt sich für Frauen, die sich zu Gottesfurcht bekennen.

Das soll hervorstechen, man soll es sehen können. Die guten Werke sollen die Aufmerksamkeit erregen.

Ich habe hier einen kleinen Exkurs, den ich nur bei mir habe. Ich lese ihn kurz vor:

In Ordnungsfragen sollen die Männer mit gutem Vorbild vorangehen – das ist das Erste.

Das Zweite: Jeder soll so gekleidet sein, dass er den anderen vom Äußeren her keinen Anstoß gibt – weder positiv noch negativ. So gekleidet und frisiert.

Das heißt, man soll nicht auffallen, nicht hervorstachen und nicht die Blicke auf sich lenken.

Das Dritte: Es ist schön, in der Gegenwart Gottes schön zu sein. Wir sollen schön sein, aber wie? Es geziemt sich, schön zu sein, man soll geschmückt sein.

Zum Beispiel schmücken sich Männer üblicherweise mit Krawatte, Sakko oder weißem Hemd am Sonntagmorgen, weil sie meinen, dass das Sonntagmorgen-Zusammenkommen wichtig ist.

Wir kommen alle zusammen vor die Gegenwart Gottes und möchten zeigen, dass uns diese Versammlung wichtig ist. Wir kommen nicht im Sportgewand oder Trainingsanzug.

Der vierte Satz: Meine Kleider sagen aus, wer ich bin – ob ich etwas von mir halte oder nicht.

Wenn man sich nur in Lumpen kleidet, zeigt man: Ich bin ein Lump, ich halte nichts von mir.

Wir haben jedoch einen Wert, wir sind aus der Hand Gottes hervorgegangen und wollen das zeigen, indem wir den Schöpfer mit unserer Kleidung ehren.

Der fünfte Satz: Meine Kleider sagen aus, ob ich meinen Schöpfer ehre. Ich bin ja in seinem Bild geschaffen.

Das eine war, was ich von mir halte (das vierte), das andere, was ich von meinem Schöpfer halte (das fünfte). Ich will wertschätzen, dass er mich gemacht hat.

Der sechste Satz: Durch meine Kleidung zeige ich, dass ich mehr bin als nur Körper.

Es gibt Leute, die sich so kleiden, als wollten sie sagen: Ich bin mein Körper und mehr nicht. Mein Körper ist alles.

Das ist aber nicht so. Nicht die Kleidung ist das Entscheidende, sondern das Innere.

Der siebte Satz: An der Kleidung kann man feststellen, ob man einen ordentlichen oder einen lässigen Charakter hat. Das drückt man durch die Kleidung aus.

Der achte Satz: Die Kleidung ist vor allem eine Verhüllung. Jedenfalls ist das in der Bibel so, und wir sollten auch so denken.

Kleidung ist als Verhüllung gedacht, nicht als zweite Haut wie ein Taucheranzug.

Kleidung verhüllt bestimmte Teile, vor allem geschlechtsspezifische, um sich vor Verführung zu schützen.

Vor allem die Frauen schützen sich vor den Männern, weil der Mann stark visuell denkt und visuell geleitet wird, was das Geschlechtliche betrifft.

Daher achtet die Frau mehr auf ihre Verhüllung als der Mann. Aber auch der Mann soll sich verhüllen, das heißt, er muss nicht bestimmte Teile durch Kleidung besonders betonen.

Der neunte Satz: Gerade an der Kleidung sollte man erkennen können, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt.

Das wäre vorteilhaft, damit man unterscheiden kann, ob jemand Mann oder Frau ist.

Mir ging es vor ein paar Tagen so: Ich konnte bei bestem Willen nicht feststellen, ob das zwei Männer oder zwei Frauen sind oder ob einer ein Mann und einer eine Frau ist.

Ich wusste es erst, als ich nah genug war, um sie reden zu hören. Dann merkte ich, dass es zwei Männer waren.

Vielleicht waren sie homosexuell, ich weiß es nicht. Aber sie waren wie Frauen gekleidet, und die Haare waren auch so wie bei Frauen.

Offensichtlich waren es zwei Männer oder Frauen mit sehr tiefer Stimme. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Frauen waren; es müssen wohl Männer gewesen sein.

Dass man erkennen kann, ob es ein Mann oder eine Frau ist, das will Gott.

Gott hat uns so verschieden geschaffen, und er möchte, dass man das sieht.

Die Kleidung ist ein Mittel, um das zu erkennen.

Es gab eindeutig Frauenkleider und eindeutig Männerkleider.

Wer das nicht glaubt, dem sei 5. Mose 22, Vers 5 genannt:

„Nicht Mannes Zeug soll auf einer Frau sein, und nicht soll ein Mann das Gewand einer Frau anziehen.“

Ein Mann soll nicht das Gewand einer Frau tragen. Das ist eindeutig.

Und „Mannes Zeug“ soll nicht auf einer Frau sein – also Männertracht.

Das war jetzt ein kleiner Exkurs.

Das Zweite war bei mir: Es geziemt sich, in Gottes Gegenwart geschmückt zu sein, schön zu sein.

Das kommt aus den Psalmen: „Schmückt euch in Pracht.“

Das Zweite war: Jeder soll so gekleidet sein, dass er dem anderen vom Äußeren her keinen Anstoß gibt.

Wie lange haben wir noch? Wie geht das zeitlich? Dann machen wir eine Pause. Bis viertel nach ist gut, oder länger.