Herr Präsident, liebe Begrüßung,
ich freue mich natürlich sehr, meine Frau hier zu haben. Diese Zeit in Berlin ist ganz besonders schön, ein Eindruck ohne Gleichen. Besonders beeindruckt mich die Nähe der Gemeinschaft.
Heute Abend haben wir jedoch ein Thema, das uns sehr bedrückt. Vor einigen Jahren haben wir immer gesagt, dass das zwanzigste Jahrhundert das blutigste Jahrhundert in der Christenverfolgung in der gesamten Christengeschichte war.
Nun erleben wir plötzlich, dass all das noch in den Schatten gestellt wird durch das, was wir gegenwärtig erleben.
Die aktuelle Situation der Christenverfolgung weltweit
Es ist ganz furchtbar, wenn man die Bilder der Kinder sieht, die im Norden Nigerias ihren Eltern entrissen wurden. Diese Kinder werden zwangsverheiratet. Gestern gab es in der Zeitung einen Bericht von einer Frau, die erzählte, dass ein Mann sie vergewaltigen wollte. Sie sagte zu ihm: „Lass mich los, ich bin schwanger.“ Doch vor ihren Augen erschoss er ihren Mann und sagte: „Das ist ein Ungläubiger.“ Danach tat er mit ihr, was er wollte. Es ist schwer zu begreifen, dass unsere Schwestern und Brüder im Glauben so etwas ertragen müssen.
Wenn wir weiter darüber nachdenken, kommen uns die ungeheuren Verfolgungen in den Sinn. Ihr habt das ja gerade erst durch Bruder Fehr gehört, der von Syrien und dem Irak berichtete. Wir denken auch an Nordkorea und an all die anderen Länder – insgesamt sechzig Länder auf dieser Erde –, in denen Christen keine Freiheit haben, ihren Glauben auszuüben. In etwa dreißig dieser Länder herrscht brutalste Verfolgung. Dort kann ein Mensch allein deshalb sein Leben verlieren, weil er sich zu Jesus bekennt.
Allein im Norden Nigerias sind in den letzten Jahren über zehntausend Glaubensschwestern und -brüder ums Leben gekommen, nur weil sie zu Jesus gehören. In anderen Teilen der Welt sieht es nicht anders aus.
Mich hat besonders erschüttert, was ab dem Jahr 2000 auf der Molukkeninsel Halmahera geschah. Diese grausame Christenverfolgung wurde bei uns kaum zur Kenntnis genommen und verlief ganz still. Zehntausend radikale Dschihadkämpfer brannten alle Kirchen nieder und töteten Tausende von Menschen, darunter Frauen und Kinder. Hunderttausende flohen als Flüchtlinge nach Celebes und verloren alles.
Die Verheißung Jesu inmitten von Leid und Verfolgung
Und jetzt sagt uns Jesus: Selig seid ihr! Euch kann man gratulieren, wenn euch die Menschen hassen, euch ausstoßen, schmähen und euren Namen als böse verwerfen – um des Menschensohnes willen.
Im Alten Luther stand ein Wort, das hat sich mir als Kind schon eingebrannt: "Hübscht, springt vor Freude in die Höhe!" Und da sagt Jesus im Zusammenhang mit den Seligpreisungen – die hier im Lukas-Evangelium so knapp zusammengefasst sind –: Selig seid ihr Armen, denn das Reich Gottes gehört euch. Damit sind nicht die Armen gemeint, die kein Geld mehr haben, sondern die vor Gott Armen. Diejenigen, die gar nichts mehr besitzen und in die Wand gedrückt werden. Mit denen die Mächtigen umspringen, wie sie wollen. Aber das Himmelreich ist ihnen sicher, weil sie Jesus haben und weil Jesus ihnen seine Zusage gegeben hat.
Und genauso ist es mit den Hungernden, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit. Die Sehnsucht haben, etwas von der herrlichen Gotteswelt und von seinem Trost zu erfahren. Um die geht es; sie werden satt werden.
Selig seid ihr, die jetzt weinen, denn ihr werdet lachen. Und dann kommt es: Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen, euch ausstoßen, schmähen und euren Namen als böse verwerfen – um des Menschensohnes willen. Freut euch an jenem Tag und springt vor Freude, denn euer Lohn ist groß im Himmel.
Das hat Jesus nicht nur dort in den Seligpreisungen gesagt. Gerade diese Seligpreisung hat uns nur Lukas überliefert. Aber wir kennen das auch aus der Aussendung der Jünger in die Welt, in Matthäus 10, wo er sagt: "Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe."
Die Realität des Widerstands gegen den Glauben
Seid euch bewusst: Wenn wir am Samstag einladen, könnt ihr doch nicht erwarten, dass die Leute euch nicht empfangen. Das meinen wir Christen oft. In unserer Welt herrscht ein abgrundtiefer Hass gegen den Namen Jesus. Es ist der meistgehasste Name der Welt, zumindest von allen, die ihn nicht als Heiland und Herrn angenommen haben.
Das spürt man bei den Geschwistern in der Familie, bei Verwandten und Kollegen im Beruf. Oft zeigt sich das wie eine allergische Reaktion, die ausbricht. In unserer Gesellschaft muss man nur abwarten, bis dieser antichristliche Hass sich offenbart. Er ist oft verdeckt und äußert sich in verschiedenen Formen. Dann sagt man, das sei gegen die Kirchen, gegen den Papst oder Ähnliches gerichtet. Doch im Inneren ist es der Hass gegen Jesus, weil er diesen Weg in den Hass der Welt gegangen ist.
Darum hat er es gesagt. In seiner Endzeitrede, Matthäus 24, spricht Jesus davon. Es ist so wichtig, dass wir diese Worte immer wieder hören. Jesus spricht von Weltkatastrophen, Erdbeben und schweren Zeiten. Das erleben wir aktuell mit der Euro-Krise. Diese schwierigen Zeiten werden bleiben.
Die ganze Not wird zunehmen, die Gemeinde wird zerfallen. Falsche Christusse werden sich erheben, und der Widerstand wird kommen. Die Liebe wird bei vielen erkalten, und die Gesetzlosigkeit wird überhandnehmen.
Was kommt dann? Dann wird die Zeit sein, in der das Evangelium unter allen Völkern gepredigt wird, als Zeugnis für sie.
Wir leben heute in einer Zeit, in der das Evangelium in der ganzen Welt verkündet wird. Es gibt keine Nation, in der es keine christliche Gemeinde gibt. Selbst in den radikalsten Ländern, die die Existenz einer christlichen Gemeinde in der Verfassung verbieten, gibt es sie. Zum Beispiel in Saudi-Arabien oder Tunesien. Überall gibt es verborgen Untergrundgemeinden, die Jesus nachfolgen.
Das Wachstum der Kirche trotz Verfolgung
Ich muss Ihnen noch etwas sagen: Nach meiner Beobachtung sind heute mehr Menschen zu Jesus gekommen als jemals zuvor in den letzten 2000 Jahren. Das ist unglaublich. Gerade in der Zeit der größten Christenverfolgung und des stärksten Christushasses bekehren sich unendlich viele Menschen – nur nicht bei uns, sondern ausgerechnet in den Ländern der Verfolgung.
Wir sehen diese wachsenden Gemeinden nur in den Ländern der Verfolgung. Dort bestätigt sich auch, dass das Blut der Märtyrer der Same der Kirche ist – ausgerechnet an den Orten, an denen die schlimmste Verfolgung herrscht.
Lange Zeit konnten wir das in China nicht verstehen. 1970 hatte Mao alle christlichen Kirchen geschlossen. Alles, was Missionare in Jahrzehnten aufgebaut hatten – von Hudson Taylor bis Morrison –, wurde ausgelöscht. Es gab damals nur 750 Christen in China, katholisch und evangelisch. Die Bibeln wurden verbrannt, die Kirchen verwüstet. Doch ausgerechnet dort begann eine Erweckung, noch auf dem Höhepunkt der Verfolgung.
Heute wissen Sie, dass die Religionsgesetze in China sehr christenfeindlich sind. Kein Staatsbeamter darf Christ sein, das ist unmöglich. Trotzdem spricht man heute von 130 Millionen Jesusnachfolgern. So etwas hat es noch nie gegeben. Kein Missionar hätte je erwartet, dass das in China geschieht.
Unsere größte Gruppe christlicher Fachkräfte befindet sich im Norden Chinas, in Jilin, etwa 50 Kilometer von der nordkoreanischen Grenze entfernt, in der Mongolei und in der Mandschurei. An einer Universität dort darf überhaupt nichts von Christus gepredigt werden. Dennoch nehmen 80 Prozent der Studenten Jesus an, ohne dass irgendwo eine Versammlung stattfinden darf. Alles läuft nur von Mund zu Mund, unter vier Augen.
Der Hunger nach Jesus ist so groß, ausgerechnet in einem Land, in dem soziale Fragen das Hauptthema sind. Die Menschen sagen: Wir suchen einen Erlöser, wir suchen einen Todesüberwinder, einen Heiland, der unsere Schuld sühnt. Das ist nicht anders als in Nordkorea. Und auch nicht anders in Laos oder Kambodscha.
Wir waren kürzlich bei einer Freizeit mit dem Pastor der iranischen Gemeinde in Ludwigsburg. Er war gerade von Teheran zurückgekehrt und erzählte uns, dass sich dort, wo Khomeini herrscht – und Sie wissen, was für eine Willkürherrschaft das ist, eine Diktatur ohne Gleichen –, jeden Monat fünf Muslime zu Jesus bekehren. Das ist möglich. Fünftausend!
Doch im Koran steht ganz klar, dass jeder Muslim, der Christ wird, getötet werden muss. Das weiß jeder. Wenn man mit diesen Menschen spricht – ich habe mit einem gesprochen –, sagt er zu mir: „Was soll ich noch fürchten? Was ich in Jesus gefunden habe, ist so groß und so wunderbar. Sie können mir den Kopf abschlagen, ich bleibe dabei.“
Die Herausforderung des Evangeliums in der westlichen Welt
Und es ist sehr wichtig, dass wir in den westlichen Ländern, in denen wir kaum Anfeindungen erleben, wieder entdecken, dass die Botschaft des Evangeliums das ist, was die Menschen bewegt und erregt – ganz besonders in den Ländern der Verfolgung.
Darum ist es keine Schreckensbotschaft, wenn wir davon hören. Oft habe ich den Eindruck, dass wir, wenn wir Nachrichten von verfolgten Christen hören, heimlich denken: „Herr Jesus, führe sie doch recht bald heraus aus der Bedrängnis.“ Dürfen wir das so beten?
Ich war oft bei Licht im Osten, besonders auf dem Höhepunkt der kommunistischen Verfolgung in Osteuropa, zusammen mit den verfolgten Gemeinden. Ich habe nie einen Christen getroffen, der mir die Bitte vorgetragen hat: „Holt mich hier raus!“ Mein Nachfolger, Doktor Heiko Grimmer, der Vorsitzende von Licht im Osten, hat gesagt: „Nie hat ein Christ darum gebeten, holt mich hier raus in die westliche Freiheit!“
Ich habe auch nie einen Christen in den Verfolgungsländern der sogenannten Dritten Welt getroffen, der gesagt hat: „Ich brauche Asyl bei euch.“ Stattdessen haben sie gesagt: „Betet für uns, dass wir standhaft bleiben.“ Sie baten uns, für sie einzutreten, damit sie nicht zurückschlagen, sondern ihre Feinde segnen und lieben können.
Das ist besonders schlimm in Nordnigeria, wo plötzlich Frauen und Kinder ohne jeden Grund überfallen und totgeschlagen werden. Das war einmal über Weihnachten hinweg ganz erschütternd. Die Männer kommen zurück und finden über zweihundert Frauen und Kinder tot. Und dann stehen sie bei der Beerdigung da und beten für ihre Verfolger. Das ist unglaublich.
Deshalb werden in Nordnigeria unglaublich viele Muslime zu Jesusjüngern, weil die Botschaft von dem Frieden, den Jesus gibt, und von der Überwindung der Welt dort so sichtbar ist.
Wir müssen wissen, dass die Botschaft von Jesus sich nicht mit der Freiheit verträgt, in der wir hier leben. Erst hier wird sichtbar, dass wir in der westlichen Welt versucht haben, das Evangelium für den Menschen anzupassen. Das sehen wir besonders an den Fehlentwicklungen der großen Kirchen. Dort hat man das Evangelium stromlinienförmig an den Geist der Welt angepasst.
Aber wissen wir überhaupt noch, dass das Evangelium eine große Herausforderung für jeden Menschen ist, wenn wir ihm von Jesus erzählen? Die Botschaft lautet, dass es kein anderes Heil gibt und keinen anderen Weg zu Gott als allein in Jesus. Es gibt keine andere Erlösung als die, die Jesus anbietet.
Für den modernen Menschen hier ist das eine Herausforderung, die ihn ärgert und der er widerspricht. Das ist bei allen großen Weltreligionen nicht anders – sie werden entzaubert.
Wie wirkt das auf einen Muslim? Im Islam gibt es keine Vergebung. Es gibt auch keine Schulderkenntnis, wie wir Christen sie kennen. Immer wieder hören wir von Muslimen, die Christen werden, was es für sie bedeutet, wenn sie zum ersten Mal die Liebe von Jesus erfahren. Die Vatergüte des himmlischen Vaters ist für sie eine Revolution ohnegleichen, ein Ärgernis, wo es losbricht.
Erst über dem Widerstand der Welt wird das sichtbar, was hier ist. Wir sollen wissen, dass der Widerspruch, der auch hier sichtbar wird, unvermeidbar ist. Er bricht immer wieder heraus, auch in diesen Tagen, in allen Religionen. Aber dort, wo das losbricht, erfüllt sich auch die Verheißung von Jesus.
Die Herausforderung der westlichen Kirchen und das Zeugnis der Schwachen
Wir haben in diesen Tagen in den westlichen Kirchen einen Versuch gestartet: Wir wollen das Evangelium den Menschen anpassen. Unsere jungen Leute sagen immer, sie wollen es vorleben. Doch was wollt ihr eigentlich vorleben? Seid ihr so gut, dass ihr das von euch behaupten könnt?
Wir können den Menschen doch nur eines vorleben: dass wir ihnen von unserer Sünde und unserem Versagen erzählen. Dass wir eben so, wie wir sind, nicht selig werden können, weil wir ein böses Herz haben. Nur durch Jesus Erlöste sind die Botschaft, die heute für uns so unpassend erscheint. Doch sie ist die Botschaft, die allein den Weg zu den Herzen der Menschen findet.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir das wieder entdecken – gerade dort, wo die Gemeinde so hilflos an die Wand gedrückt wird und weggedrückt wird. Gerade dort kann sie sich auf einmal in einer ganz großen Kraft entfalten.
Es ist natürlich typisch: Wir haben jetzt den Kirchentag in Stuttgart. Keine Sorge, ich gehe nicht zum Kirchentag, das ist nicht meine Heimat, und ich sehe das nicht. Aber es hat erst jetzt jemand darauf hingewiesen, dass das Thema der verfolgten Christen dort gar nicht vorkommt.
Wir hatten das schon vorbereitet, und ich hatte eine Versammlung in meiner alten Ludwig-Hofake-Gemeinde angeboten. Ich sagte, ich lade nur noch eine Annonce in idea dazu ein, während des Kirchentags, damit wir dort einen verfolgten Christen aus Eritrea sprechen lassen – gerade außerhalb des Kirchentags.
Wenn das in der Kirche keine Rolle spielt, ist das nicht das Thema. Mit verfolgten Christen kann man keinen Staat machen. Wenn wir einen großen Fußballspieler oder einen erfolgreichen Nobelpreisträger hätten, der sich als Christ outet, wäre das doch für uns etwas – starke Menschen.
Aber Jesus wirkt merkwürdigerweise immer durch seine Gemeinde, die an den Rand gedrängt wird, die schwache, ohnmächtige Gemeinde. Wir dürfen einfach erkennen, dass das unsere Verheißung ist: Jesus sagt ihnen, sie sollen sich freuen, wenn ihnen die Menschen das Fell über die Ohren ziehen, wenn sie sie an die Wand drücken.
Ermutigung aus der Geschichte und dem Wirken Gottes
Wir hatten vor vielen Jahren in Württemberg eine sehr große und heftige Auseinandersetzung. Dabei ging es auch um unsere Teilnahme am Kirchentag, die wir aus Gewissensgründen nicht wahrnehmen konnten. Wir, die pietistischen Gemeinschaften und Gruppen, waren damals davon betroffen. Es entstand eine große Kampagne, weil der Präsident der Landessynode zurückgetreten war. Aufgrund eines Missverständnisses fühlte er sich bedrängt.
Diese Kampagne erstreckte sich damals über ganz Deutschland – das können Sie kaum glauben. Es war ein Hass ohnegleichen. In der ersten Aufregung kamen wir zusammen, um zu überlegen, was wir tun könnten. Dann kam Lizenziat Hans Brandenburg, ein Evangelist, der bereits in der Berliner Stadtmission Großes geleistet hatte. Er war ein Balte, ein Bibelausleger und Schüler von Jakob Kröker. Er rief uns damals dieses Wort zu: „Hüpft, wenn ihr am Ende seid mit den Möglichkeiten. Dann fängt Jesus an, wunderbar zu wirken.“
Später haben wir das noch einmal erlebt, als wir den Entwicklungsdienst Christliche Fachkräfte International gründeten. Auch damals brach aus der Kirche ein ungeheurer Aufschrei los. Man warf uns vor, die Kirche spalten zu wollen, und es erschienen sogar Artikel bis nach Schleswig-Holstein. Da waren ein paar Leute, die fragten: Warum? Der Grund war, dass wir damals eine Absprache mit der Bundesregierung getroffen hatten, um auch evangelikale Christen – Jesus-Leute – in den Entwicklungsdienst zu schicken. Das war damals überhaupt nicht in Mode, denn es waren fast ausschließlich sehr liberale und freizügige Christen aktiv.
Wir waren völlig am Ende. Doch unser Herr segnete dieses Werk auf wunderbare Weise. Wir brauchen nicht die Zustimmung der Welt. Und wir brauchen auch nicht das Ja der großen, mächtigen Leute. Wenn wir am Ende sind mit unseren Möglichkeiten, ist es wunderbar, dass der Herr uns neue Kraft schenkt.
Es war ja Paul Schneider, der im Kirchenkampf des Dritten Reiches sagte: Wenn die Gemeinde ins Leiden geführt wird, in den Kirchenkampf, in Verfolgung und in den Hass der Welt, dann ist sie genau dort, wo sie diese Botschaft verkünden muss. Und diese Botschaft passt sich niemals stromlinienförmig dem Zeitgeist an. Das ist gar nicht wichtig. Erst wenn wir schwach sind, zeigt sich Gottes Kraft. Was in der Welt töricht erscheint, hat Gott erwählt.
Wir brauchen auch den Ruf der Gemeinde nicht zu verbessern – das geht gar nicht. Ich war 30 Jahre meines Lebens an einem kleinen Kirchlein im Zentrum Stuttgarts tätig. Wir hatten 450 Plätze, doch wir feierten zweimal Gottesdienst, weil so viele Menschen kamen. Dennoch erinnerten sich die Menschen immer an den Namen Ludwig Hofacker, der in seinem Leben nur hundert Predigten gehalten hat – so ein vermeintlicher Schwachmacher.
Er wirkte nur drei Jahre, dann rief ihn Gott mit dreißig Jahren heim. Aber die Predigten von Ludwig Hofacker werden auch heute, nach 180 Jahren, noch von vielen Christen in Württemberg gepredigt. So war es immer bei Gott: Mit ganz schwachen Menschen hat er seine großen Siege vollbracht. Das erleben wir auch heute in der verfolgten Gemeinde.
Die weltweite Mission und das Wirken Gottes trotz Schwierigkeiten
Noch nie in der zweitausendjährigen Geschichte des Christentums sind so viele Menschen zu Jesus gekommen wie heute – insbesondere durch die verfolgte Gemeinde.
Was sich in der muslimischen Welt ereignet, habt ihr vielleicht durch Bruder Fehr gehört. Ich arbeite derzeit bei der Hilfsaktion Märtyrerkirche mit, in Überlingen, in Uhldingen am Bodensee. Dort wurde uns kürzlich von einer Frau berichtet, dass zehnmal so viele Menschen zum Gottesdienst kommen, weil der Hunger nach Jesus in der grausamen, furchtbaren Not so groß geworden ist.
Damit will ich das schreckliche Geschehen keineswegs verharmlosen. Aber gerade dort, wo die Welt keine Hilfe mehr geben kann und wir ganz allein auf die Verheißungen von Jesus angewiesen sind, erfüllt sich, dass das Evangelium von Jesus das Licht und das Salz der Welt ist. Wir sollen sein Licht sein, weil das Wesentliche und Wichtigste laut wird.
Was mich immer wieder beeindruckt hat – bei der verfolgten Gemeinde und bei allen Begegnungen heute weltweit – ist, dass die verfolgte Gemeinde eigentlich nur ein Thema hat: Sie reden von Jesus.
Und ihr wisst, wie viele Gemeinden in unserem Land und in der westlichen Christenheit es gibt, in denen man Monate warten kann, bis man überhaupt etwas von Jesus hört – von der Vergebung der Schuld, vom einzigen Heil, das uns Jesus anbietet.
Ich habe mit vielen ehemaligen Muslimen, aber auch mit Buddhisten gesprochen. Das war in Burma. Ich fragte sie: Warum seid ihr Christen geworden? Der Buddhismus ist doch so eine tolle Religion. Bei uns sind es die Reichen, die den Buddhismus aufsaugen. Buddhismus ist eine Mode-Religion. Doch shikiria, in unseren Tagen, warum seid ihr denn Christen geworden?
Dann schauen sie einen an und sagen: Als wir das erste Mal von Jesus hörten, begann etwas in uns zu brennen. Als wir das erste Mal ein Neues Testament hatten und zum ersten Mal von Jesus hörten...
Ich erinnere mich an einen chinesischen Professor, den ich taufen durfte. Er sagte, er könne das nur heimlich tun, weil er sonst sein Professorenamt verlieren würde. Er wolle die Taufe dann in Deutschland empfangen. Er war mit einer Staatsdelegation in Stuttgart, und das war besonders gefährlich.
Ich dachte: So kann man doch nicht taufen. Doch dann sprachen wir, und ich merkte, dass er das Neue Testament durch und durch kannte. Tränen liefen ihm über das Gesicht, als er sagte, warum er zu Jesus gehören wolle.
Er erzählte: Wir waren Sozialisten in China als Studenten, aber das alles brach zusammen – bei diesem Regime auf dem Platz des Himmlischen Friedens, als es diese großen Mordopfer gab. Tausende sind gestorben. Wir suchten, wo es noch Hoffnung gibt in dieser schrecklichen Welt. Und dann hörten wir von Jesus.
Wir lasen zuerst die Veden des Hinduismus, wir lasen die Religionen, wir lasen den Koran. Aber die Person von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, haben wir gefunden.
Und das ist bei all denen, die Christen geworden sind, so eindrücklich. Ich wünsche mir, dass das auch viele Menschen in Berlin so erleben. Dass sie in ihrem Leben so einfach sagen können: Ich kann dir nur von Jesus erzählen. Ich kann die anderen Probleme der Welt nicht lösen, aber ich kann dir sagen: Jesus ist bei dir.
Du wirst erfahren, dass er der Herr ist. Du wirst nicht zu Schanden, wenn du auf ihn vertraust. Und er gibt dir alles, was er dir geben will.
Die Hoffnung der ersten Christen und die Kraft des Auferstandenen
Wir kommen gerade von den Ostertagen zurück. Und wie war das für die ersten Christen? Ich muss es mir immer wieder vor Augen führen: Die Jünger waren wirklich treue Anhänger von Jesus und sind ihm nachgefolgt. Doch in der Passionsnacht war plötzlich alles vorbei. Nichts war mehr übrig geblieben – auch bei Petrus, der so ein mutiger Kerl war. Er wollte für Jesus einstehen, war bereit, sein Leben zu geben. Doch dann geschah alles anders.
In der Passionsnacht stand er weinend da, als Jesus ihn anschaute. Er hatte erkannt: „Ich habe Jesus verleugnet.“ Was geschah danach? Es kam der Ostertag, und Jesus war wieder da. Die Jünger waren noch verzagt. Doch dann sendete Jesus sie aus, so wie ihn der Vater gesandt hatte.
Wir gehen in eine Welt hinaus, in der wir nicht erwarten dürfen, dass die Menschen bereit sind, uns zuzuhören. Aber wir dürfen wissen, dass Jesus Menschen retten will. Das ist die einzige Verheißung für unseren Dienst. Und mehr brauchen wir nicht zu erwarten. Wir müssen nicht damit rechnen, dass die Leute gut von uns sprechen oder uns loben. Das werden sie nicht tun.
Doch wir können sicher sein, dass die Botschaft vom Reich Gottes auch heute, in den westlichen Ländern und in unserer toten Christenheit, viele Menschen zu Jesus führen wird. In dieser letzten Selbstaufgabe der Gemeinde, wie Paulus es schon schreibt – was die Welt für töricht hält – sagen wir: „Wir können doch gar nichts bewirken.“ Aber unsere Augen richten sich auf dich, Herr. Du musst etwas tun, du musst wirken.
Darum ist unser Siegeszeichen das Kreuz. Es geht immer nur durch diese Tiefe hindurch, durch die völlige Vernichtung unseres Könnens und Wollens. Aber Jesus siegt, das wissen wir.
Das Kreuz als Zeichen des Sieges und der Herausforderung
Vor einigen Jahren hat die Regierung in einer großen Millionenstadt Chinas alle Kreuze entfernen lassen. Einige Kirchen hatten in der starken Welle, die es damals gab, große Kreuze auf ihre Gebäude gesetzt. Diese wurden dann mit Kranwagen abmontiert. Wie konnte man das nur ertragen?
Was ist das Kreuz? Für manche ist es nur eine Torheit, ein Ärgernis. Doch das Kreuz ist das größte Siegeszeichen. Durch das Kreuz siegen wir – nicht durch unsere Stärke, unsere Kraft oder unser Vermögen, sondern allein durch das, was Jesus tut.
Plötzlich erkennen wir wieder: Das, was wir in den westlichen Ländern getan haben, ist das Verheerendste, was der Gemeinde droht. Wir haben uns an die gottlose Umgebung unserer Welt angepasst. Das Wort der Bibel haben wir in seinem Ernst und seiner Klarheit entschärft. Den schmalen Weg haben wir breit gemacht, sodass jeder ihn betreten darf. Dabei haben wir die Wahrheit des Evangeliums verleugnet und gedacht, so Menschen gewinnen zu können. Wir wundern uns nun, dass es nicht funktioniert.
In der Apostelgeschichte wird uns gezeigt, wie die Apostel gerade dort, als sie nach der Heilung des Lahmen – Petrus und Johannes – inhaftiert waren, von den Hohenpriestern hören mussten: Ihr dürft nicht mehr im Namen Jesu reden. Der Name Jesus ist ein Ärgernis. Alles andere erträgt die Welt. Natürlich kann man mit Muslimen gemeinsame Gottesdienste feiern und beten, aber der Name Jesus darf nicht erklingen. Eine tote Kirche kann natürlich mit Hindus Gottesdienste abhalten, auch mit Atheisten – das funktioniert prima.
Doch der Name Jesus ist ein großes Ärgernis. Dort, wo man weiß, dass es kein anderes Heil gibt, kann man die Worte Jesu nicht einfach beiseite wischen: „Ich bin das Licht der Welt“, niemand sonst. Das ist der große Anspruch, den Jesus erhebt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“, sonst gibt es keinen anderen Weg. Das ist ein Ärgernis, aber auch die Kraft unseres Zeugnisses.
Darum ist es in der Offenbarung bezeichnend, dass die größte Gefahr für die Gemeinde in der Anpassung an die Welt liegt. Das, was dort plötzlich als Babel bezeichnet wird, ist eben diese Anpassung an die Welt. Das muss uns immer wieder herausfordern, gerade in bedrängten Gemeinden: Lasst uns treu unseren Dienst tun und nicht irre werden, nur weil wir so wenige sind. Das macht doch nichts aus.
Ermutigung zur Treue und Ausblick auf Gottes Wirken
Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Es ist des Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben. Jesus hat schon in der Urchristenheit mit den kleinsten Anfängen gewirkt, und diese Verheißung haben wir.
Jetzt ist es an der Zeit, einen Blick auf die Mission zu werfen. Die Mission war von allen Seiten eine aussichtslose Sache. Die großen Kirchen, nicht einmal die Freikirchen, standen hinter der Mission. Es wurden immer eigene Freundeskreise nötig, um die Missionare überhaupt zu unterstützen. Als sie hinauszogen, zum Beispiel als Hudson Taylor an der Themse in sein Schiff stieg, war nur seine Mutter da, um ihn zu verabschieden – mehr nicht.
Das können Sie bei all den großen Missionaren verfolgen: Henry Martin oder wie sie alle heißen, Ludwig Krapf. Ludwig Krapf war der erste Missionar in Ostafrika. In seinem ganzen Leben führte er keinen einzigen Menschen zu Jesus. Und was hat er gesagt? „Ich weiß, dass einmal in Ostafrika das Christentum so breit herabfließen wird wie der Pangani-Fluss.“ Das ist ein großer Fluss in Ostafrika. Woher weiß ich das? Nicht aus meinem Kopf, sondern aus der Bibel.
Wenn das Werk des Herrn nie vergeblich ist, wo es in seinem Namen getan wird, dann müssen Sie wissen: Auch wenn Sie sich Sorgen um Ihre Enkel machen, die böse Wege gehen, sind Ihre Gebete für Jesus nie vergeblich. Auch wenn Sie es nicht erleben, werden Sie im Himmel die Augen aufreißen, was der Herr alles noch getan hat, wo Sie dachten, es sei unmöglich.
So hat der Herr seine Gemeinde immer gebaut – auch in einem ganz schwierigen, trostlosen Zustand. Ludwig Krapf, den ich als Missionspionier sehr schätze, sagte: Zweifel und Misserfolg machen mich nur gewisser. Es geht durch die ganzen Tiefen menschlicher Ohnmacht und Hilflosigkeit, wenn man Siege für Jesus gewinnen will. Es geht durch Sterben zum Leben, durch den Untergang zum Auferstehen, durch die Zerstörung allen menschlichen Unternehmens zur Aufrichtung des Reiches Christi.
Lass dich nicht mutlos machen, lass dich nicht irre machen, denn Jesus baut seine Gemeinde. So hat er es erlebt, als alle seine Pläne gescheitert sind.
Wenn Sie heute nach Kenia kommen, werden Sie feststellen: Es gibt in ganz Kenia kein Schulkind im Alter von zehn Jahren, im letzten Kraal im Urwald, das nicht weiß, wer Ludwig Krapf ist. Er ist der prominenteste Mann in Ostafrika, weil er die Swahili-Sprache erforscht hat. Im Museum in Nairobi sind die wichtigsten Säle im Zentrum Ludwig Krapf und seinen Mitstreitern gewidmet.
Sehen Sie, so wird das Reich Gottes sein – ganz anders als wir denken. Und wir dürfen darauf rechnen. Darum hat Jesus seinen Jüngern schon gesagt, sie seien selig. Euch kann man gratulieren, wenn ihr das merkt: Das ist die Distanz zur Welt und ihrer Art. Wir rechnen mit der unsichtbaren Kraft von Jesus.
Darum sind auch Verfolgung, Widerspruch und Feindschaft kein Hindernis für das Reich Gottes. Das Tragische ist die Glaubenslosigkeit der Christen. Die Glaubenslosigkeit der Christen!
Wir brauchen den Erfolg gar nicht sehen. Wo sie in der Kraft von Jesus wirken, wird Frucht entstehen. Wenn wir das sehen würden – und das ist bei uns allen so –, würden wir stolz darauf werden. Darum ist es gut, wenn der Herr uns das gar nicht erleben lässt. Aber wir würden vom Beispiel der verfolgten Gemeinde lernen.
Das ist, meine ich, ein Bußruf, was heute in der verfolgten Gemeinde abläuft. Es ist eine Verheißung, gerade das Leiden der Gemeinde, dass der Herr auch dort am meisten wirkt.
Wenn Sie zum Beispiel die kleinen Büchlein von Heiko Grimmer lesen über seine Missionsarbeit in Indien, sehen Sie eine Arbeit, bei der heute noch Menschen umgebracht werden unter dem Hass des Hinduismus. Nirgendwo bekehren sich in Indien so viele Menschen wie dort, trotz des ganzen Widerspruchs von Maoisten und hinduistischen Priestern, die das verhindern wollen.
Im Buddhismus ist es nicht anders, zum Beispiel auf Sri Lanka, wo unsere christlichen Gemeinden gehasst werden – um ihres Zeugnisses von Jesus willen. Wenn es nur um unsere blöden Worte ginge, wenn es nur um unser Erscheinungsbild ginge, wenn wir Fehler gemacht hätten, könnte man das entschuldigen. Aber es ist ein Punkt, der unverschönlich ist, ganz besonders auch in unserer deutschen, westlichen Gesellschaft.
Wissen wir uns damit ein und richten uns darauf ein. Darum wollen wir umso klarer das Zentrum unseres christlichen Glaubens in die Mitte stellen. Denn diese Mächte dieser Welt wollen nicht, dass wir das sagen, was allein die Wahrheit ist. Sie meinen, sie könnten uns bestimmen, indem sie uns Angst machen.
Wir können gar nicht davon lassen – wie es den ersten Aposteln Petrus und Johannes erging. Wir können gar nicht schweigen, wir müssen reden. Und dann geht es heiß weiter: „Und sie bezeugten in großer Kraft den auferstandenen Jesus.“
Das ist heute das Tollste: Wenn Sie ungläubige Menschen in Ihrer Nähe haben, machen Sie einen Krankenbesuch und sagen Sie: Jesus ist bei dir! Machen Sie keine langen Krankenbesuche, sondern sagen Sie das den Menschen.
Zeugnis trotz Zweifel und Anfechtungen
Es war erneut interessant, dass sogar etwas, das ja eigentlich töricht ist, von der Kirche getan wurde. In Hannover ließen sie Gerhard Schröder, den Ex-Bundeskanzler, einen Gottesdienst halten. Gleich zu Beginn sagte er, er glaube an nichts und sei ein grundsätzlicher Zweifler.
Aber was hat er dann gesagt? Da staunt man. Ein Wort lasse ihn nicht los, ein Bibelwort: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Das kam aus dem Mund von Gerhard Schröder.
Ich sage es noch einmal: Das stimmt, und man kann das erleben und erfahren. Es geht nur darum, und man kann durch alle Zweifel hindurchbrechen. Und sie dürfen den Menschen das direkt sagen, weil Jesus Menschen sucht. Sie dürfen sagen: Du findest ihn, wenn du ihn wirklich ehrlich suchst. Er lässt sich finden.
Das ist die Botschaft, und das ist das Wunderbare: Wir brauchen nicht die Anerkennung der Welt. Wir brauchen nicht zu meinen, wir könnten all das vermeiden, was uns widerfahren wird. Das wird euch widerfahren als Zeugnis, sagt Jesus in Lukas 21. Ein Stück weiter heißt es: Fürchtet euch nicht! Ihr braucht euch nicht zu sorgen, was ihr sagen sollt. Das wird euch der Vater im Himmel in den Mund geben, damit ihr die Worte sprecht, die wir sagen sollen, wenn wir uns verantworten müssen.
Es wird kein Haar von eurem Haupt fallen. Das ist ganz wunderbar. Es gibt heute kein größeres Zeugnis als die Märtyrer unserer Zeit, so schwer das auch ist. Es ist furchtbar, wie ich das auf der Molukkeninsel Halmahera erlebt habe: die Versammlung der Witwen. Dann haben sie eine Gebetsgemeinschaft miteinander gebildet. Ich war dabei und habe selten eine so bewegende Gebetsgemeinschaft erlebt. Ich konnte ihre Sprache nicht, aber der Herr wirkte.
Wenn man hört, was diese Leute erzählen, die 23 Jahre in China im Straflager waren, dann sagen sie etwas, das ganz fremd erscheint: „Nie war uns Jesus so nah wie in dieser Aussichtslosigkeit und Trostlosigkeit.“ Sie haben dort genau dasselbe erlebt wie auf der Intensivstation. In den Tiefen ihres Lebens, als der Arzt ihnen eröffnete, dass sie Krebs haben, erlebten sie plötzlich, dass Jesus der Kreuzesweg war.
Alles, was sie bedrängte, wurde zu etwas, durch das sie Dinge erlebten, die so groß sind in der menschlichen Schwachheit und Aussichtslosigkeit unseres Lebens. Darum ist es so wichtig, dass der Kreuzesweg, den der Herr uns führt, auch in allem Schweren, im persönlichen Leben und in der Leidensgemeinschaft, die wir haben, eine große Verheißung in sich trägt.
Jesus sagt, er will uns in der Tiefe der Not das erfahren lassen.
Die Bedeutung von Trost und Kreuzesliedern heute
Jetzt muss ich Ihnen noch etwas sagen. Es ist interessant, dass unter den neuen Liedern, die unsere junge Generation singt, keine Trostlieder mehr sind und auch keine Kreuzeslieder. Früher gab es viele Lieder, die von Gottvertrauen, Kreuz und Trost handelten. Braucht die junge Generation das nicht mehr?
Für mich war das von Jugendtagen an das Größte. Warum sollte ich mich denn fürchten? Ich habe doch Christus noch. Wer will mir den nehmen?
Auch die Lieder für die Verfolgten gehören bei uns dazu. Zum Beispiel: „Vater, siehe auf unsere Brüder, auch von deinem Thron hernieder.“ Dieses Lied wurde im Jahr 1700 in einem Gefängnis gedichtet. Damals gab es in Duis Habsburg eine furchtbare Christenverfolgung, besonders in Schlesien und der Slowakei. Alle Prediger wurden im Winter barfuß über die Alpen getrieben.
Die Christenheit war immer verfolgt. Im Mittelalter litten sie unter der mächtigen Kirche. Es war nie anders. Aber Christus war bei ihnen.
So war es auch bei der Missionsarbeit der Schwachenboten. Der Herr wirkte, und das Wort breitete sich aus – wie in der Apostelgeschichte. Das Wort wurde mächtig und breitete sich aus, und der Herr war mit ihnen. Darum war das nicht vergebens.
Das ist etwas Großes, das über uns steht. Wir brauchen nicht die Verfolgung herbeizuwünschen. Nein, wir sollen nur mit den Verfolgten mitleiden und daraus lernen. Heute ist es wichtig, dass wir das wieder ins Zentrum stellen.
Ich freue mich über den klaren Kurs, den Sie in Ihrer Gemeinde haben. Aber ich wünsche mir auch, dass das in Ihrem Leben, in Ihrem Zeugnis sichtbar wird. Dann kann der Herr Sie zum Segen für viele Menschen machen. Und das tut er in diesen Tagen.
Man hat oft den Eindruck: Was ist das in der Weltenuhr Gottes, wenn überall die Weltmission bis ans Ziel gekommen ist? Zum Beispiel Nepal. Im Jahr 1950 gab es dort keinen einzigen Jesuschristen. Heute gibt es über eine Million.
Herr, gebrauche deine Boten jetzt auch dort, in diesem ganzen Elend, zu einem Zeugnis in alter Not. Und der Herr möge uns auch gebrauchen, damit wir das tun können – trotz all der Schwierigkeiten, die er uns auferlegt hat.
Ich habe doch Christus noch. Wer will mir den nehmen?
Wir sind unüberwindbar und unbesiegbar, wenn wir bei Jesus bleiben. Es ist Gott für uns, wer will dann noch gegen uns sein? Er hat ja seinen eigenen Sohn nicht verschont. Wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?
Schlussgebet und Bitte um Stärkung
Wir wollen beten. Lieber Herr, wir danken dir für deine wunderbare Verheißung. Du gibst sie nicht nur deiner verfolgten Gemeinde, sondern auch uns.
Heute Abend sind viele unter uns, die in Schwermut, Anfechtungen und Zweifeln sind. Dafür danken wir dir, dass du uns ganz neu zum Glauben rufst und uns deine Zusage immer wieder gibst. Niemand kann uns aus deiner Hand reißen, niemand.
Wir sind so froh, dass deine Verheißung auch in unserem zerbrechlichen Leben gilt. Wir dürfen mit deiner großen Auferstehungskraft leben. Auch wenn unser äußerer Mensch zerfällt, wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.
Herr, hilf uns, dass wir nicht das Wohlstandsevangelium suchen, sondern deine Treue. Lass uns nicht auf das Sichtbare schauen, sondern auf das Unsichtbare und wissen, dass du da bist.
Hilf uns, diese Zuversicht und Freude vielen Menschen weiterzugeben. Herr, setze uns, diese Gemeinde und jeden Einzelnen von uns zum Segen. Wenn wir diese Botschaft weitersagen wollen, dann ganz schlicht, damit wir Menschen von dir erzählen: von deiner Liebe, deiner Treue, deiner Erlösung und deinem Sieg. Amen.
