
Der Gast der Woche: Fünf Episoden mit einer echten Bibelschülerin und Theologin, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Sarah. Ich habe eine richtige Bibelschülerin mitgebracht, die gerade bei uns zu Hause wohnt – die Sarah. Sie besucht die Bibelschule in Brake.
Die Bibelschule dauert drei Jahre. Am Ende dieser drei Jahre muss man ein Praktikum absolvieren. Dieses Praktikum sollte normalerweise in einem gemeindlichen Umfeld stattfinden. Sarah hat sich unter anderem entschieden, ihr Praktikum bei uns in Berlin in der Gemeinde zu machen.
Ich dachte, das wäre vielleicht eine gute Gelegenheit, sie im Rahmen des Podcasts einmal zu interviewen.
Sarah, ich hoffe, du fühlst dich noch wohl. Du siehst da am anderen Ende des Tisches doch ein klein wenig gestresst aus. Die erste Frage, die ich mitgebracht habe, ist folgende: Du hast jetzt knapp drei Jahre Bibelschule hinter dir, also drei Jahre raus aus dem normalen Leben. Mich würde interessieren, was am Ende dieser Zeit deine Top drei Dinge sind, bei denen du sagst: „Wow, die haben sich wirklich gelohnt.“
Natürlich gibt es viel mehr als nur drei Dinge, aber wenn ich meine Top drei nennen müsste, würde ich sagen: An erster Stelle steht für mich das Wissen über Gott. Das ist eine unfassbar gute Gelegenheit und Möglichkeit, sehr viel komprimiertes Wissen zu bekommen. Dieses Wissen wird von den meisten Lehrern und Mitarbeitern sehr gut aufbereitet – das ist wirklich ein Geschenk.
Das ist also der erste Punkt.
Der zweite Punkt ist meine persönliche Reife. In einer Bibelschule zu sein, fordert und fördert einen auf jeden Fall. Für mich war das so, dass ich sehr gefordert und gefördert wurde und in dieser Zeit sehr wachsen durfte.
Das dritte, was ich unbedingt in meine Top drei aufnehmen würde, sind die Menschen, die mich geprägt haben. Das waren auf jeden Fall die Lehrer, die Mitarbeiter und die anderen Mitschüler. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie auf der Seite standen, die ich selbst gut fand, oder auf der anderen Seite. Auf jeden Fall war das hilfreich.
Ich fasse also noch einmal zusammen: Du hast gesagt, das, was du gelernt hast, deine Reife und die Menschen, die dich geprägt haben. Darf ich fragen, was dein Lieblingsfach war? Also, wenn du jetzt sagst, in welchem Themengebiet du dazugelernt hast, was dich am meisten fasziniert hat?
Also, das herunterzubrechen: Ich glaube, ich war gleichzeitig fasziniert und frustriert. Am meisten hat mich die systematische Theologie beschäftigt. Das liegt daran, dass ich fasziniert war, weil das Wort Gottes so umfassend in vielen Bereichen ist und so viele Themen umfasst.
Gleichzeitig war ich frustriert, weil es manchmal zu Situationen führt, in denen man dasteht und denkt: Das entspricht gar nicht meiner Theologie, oder ich muss mich jetzt irgendwie damit auseinandersetzen. Dieser Punkt hat mich beschäftigt.
Außerdem liebe ich das Alte Testament. Ich erinnere mich an meine eigene Bibelschulzeit, die relativ kurz war – nur neun Monate in der Kurzbibelschule. Ich weiß noch, wie mich damals das Thema Gott, also die Theologie über Gott, total abgeholt hat. Ich hatte mir darüber vorher nie Gedanken gemacht.
Dann bekommt man das stundenlang präsentiert und stellt fest: Wie kann ich Christ sein, ohne so viel über Gott zu wissen, wie es eigentlich zu wissen gibt?
Wenn du von Reife sprichst, an welchen Stellen machst du das fest? Welche Aspekte von Reife werden deiner Meinung nach besonders durch eine Bibelschule gefördert?
Bei mir ist es auf jeden Fall so, dass mit Wissen auch Verantwortung einhergeht. Wenn ich etwas von Gott erfahre und lerne, dann war es zumindest bei mir immer mein inneres Streben, mich dem anzupassen oder es zumindest in meinen Handlungen zu zeigen. Das ist für mich ein klares Zeichen dafür, dass meine Persönlichkeit gereift ist.
Außerdem besucht man eine Bibelschule nicht allein. Bei uns in Brake sind es normalerweise etwa 150 andere Leute, die in Doppelzimmern wohnen. Das ist an verschiedenen Stellen sehr spannend und bereichernd. Das kann ich mir tatsächlich gut vorstellen.
Du hast auch erwähnt, dass man dort Praktisches dazu lernt. Hättest du ein Beispiel, wo du sagst: „Das mache ich jetzt ganz anders in meinem praktischen Leben als früher, weil ich jetzt das und das dazugelernt habe“?
Ja, also ganz eindeutig Gebet. Ein Satz, der mich seit den ersten Monaten in der Bibelschule begleitet, ist: Wer nicht zu bestimmten Zeiten betet, betet auch nicht zu unbestimmten.
Mir ist wichtig, mir bestimmte Zeiten zu setzen. Denn früher habe ich immer gedacht: „Ach, na ja, ich lebe ja so mit Jesus, und das Gebet kommt dann schon über den Tag verteilt.“ Aber das passiert nicht.
Es ist einfach wichtig zu wissen, dass ich feste Zeiten brauche. Auch wenn es nur zehn Minuten am Tag sind, sollte es eine bestimmte, feste Zeit sein, in der ich auf jeden Fall bete. Das mache ich auf jeden Fall anders.
Das verstehe ich gut. Du hast von Menschen in einem Doppelzimmer gesprochen, insgesamt hundertfünfzig Menschen. Ich vermute, das ist dann auch nicht immer ganz stressfrei, auch wenn man mit Christen zu tun hat. Ich nehme an, dass es da auch menschelt. War das so?
Ja, hundertprozentig.
Okay, vielleicht ist die Frage etwas ungewöhnlich, aber du hast viel dazugelernt, tolle Lehrer gehabt und bist geistlich gewachsen. Gibt es bei dem Thema Bibelschule auch so etwas wie Chancen und Risiken? Bei Arzneimitteln spricht man ja oft davon. Wir haben jetzt die Chancen betrachtet – gibt es auch Risiken bei einer Bibelschule?
Ja, die gibt es auch. Ich glaube, die größte Gefahr ist, dass man so viel Wissen bekommt, dass der Kopf vollgestopft ist, das Herz aber nicht hinterherkommt. Das Herz kann nicht mithalten. Mein Leben lang wird Gott dafür sorgen, dass die Samen, die in der Bibelschule gesät wurden, irgendwann aufgehen. Das ist sein Punkt.
Aber man kann schon in so einen Modus kommen, in dem man denkt: „Ach, das weiß ich jetzt schon“ oder „Das ist nichts Neues mehr.“ Dadurch kann, und das wäre so der zweite Punkt, die Begeisterung für Gott oder für sein Wort verloren gehen. In so einer Situation muss man sich dann noch einmal hinsetzen und sagen: „Ich will begeistert sein!“
Bei mir gab es auch diese Phase, in der ich dachte: „Ich will keine stille Zeit machen. Ich habe jeden Tag fünf Stunden Predigten.“ Der Unterricht ist oft Predigen. Ich habe so viele Dinge, an denen ich arbeiten muss, und möchte erst einmal fünf Sachen abarbeiten, bevor die nächsten tausend Punkte kommen.
Trotzdem darf ich immer noch begeistert sein von Gottes Wort, und dafür bin ich sehr dankbar. Denn das ist nicht bei allen so.
Der letzte Punkt wäre, wie andere Menschen mit dir umgehen. Plötzlich schauen sie dich komisch an und sagen Dinge wie: „Ja, du bist doch Bibelschülerin, du weißt das doch.“ Dann kommen Fragen, bei denen man denkt: „Das habe ich noch nie gehört.“ Oder man sagt etwas, und alle nicken ganz weise und sagen: „Oh, das hat Sarah gesagt.“ Die ehrfürchtige Bibelschülerin hat gesprochen.
Oder man ist in seiner Gemeinde und macht Türdienst, also man öffnet und schließt die Tür im Gottesdienst, damit es nicht so laut ist, während schon Lobpreis läuft. Dann kommt jemand und sagt: „Bist du dafür nicht hochqualifiziert?“ Und man denkt: „Ich mache hier eine Tür auf und zu. Leute, kriegt euch mal wieder ein!“
Okay, gut, ja, vielen Dank. Das soll zum Thema Bibelschule reichen.
Ich denke, wir nehmen uns morgen Zeit, um über das Thema Mission zu sprechen, und lassen uns an dieser Stelle ausklingen.
Das war es für heute. Morgen geht es weiter mit dem Gast der Woche, einer echten Bibelschülerin.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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