Es ist Ferienzeit, und ich habe für euch eine vierteilige Reihe zum Thema Gebet vorbereitet.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um das Gebet.
Dies ist Teil drei der Reihe zum Thema Gebet.
Die zentrale Bedeutung des Gebets im geistlichen Leben
Ich habe das heute Morgen schon gesagt: Man kann das Thema Gebet wahrscheinlich nicht wirklich unterschätzen. Meiner Meinung nach baut sich das geistliche Leben eines Christen entweder um diesen Faktor Gebet herum auf. Das Gebet sorgt dafür, dass es zum Zentrum wird – so wie es das Zentrum im Leben des Herrn Jesus war. Aus diesem Zentrum wächst dann alles Gute in meinem Leben.
Ich weiß, das klingt fast ein bisschen werbemäßig zu gut, aber ich glaube daran. Ich bin überzeugt, dass das Gebet ganz wesentlich dafür verantwortlich ist, dass wir ein Leben nach dem Herzen Gottes führen können. Ich wüsste jetzt auch kein anderes Mittel, das ich euch empfehlen könnte.
Natürlich kann man sagen, dass auch das Singen von Liedern, das Lesen in der Bibel und die Gemeinschaft in der Gemeinde eine Rolle spielen. Daran bin ich total interessiert und dafür. Aber ich würde mir wünschen, dass all diese Dinge aus der Gemeinschaft mit Gott herauswachsen. Denn sie laufen Gefahr, ein Ersatz für das Gebet zu werden.
Ich glaube, dass das Gebet mir die Chance gibt, diese Welt, in der ich lebe, immer wieder neu aus Gottes Perspektive zu sehen. Das ist ganz wichtig: Wenn wir viel beten, beschäftigen wir uns intensiv mit dem Reich Gottes. Wir denken darüber nach, wo das Reich Gottes gerade gebaut wird und wo es gebaut werden muss. Dabei überlegen wir uns, wie wir uns gedanklich investieren können.
Ich verspreche dir: Wenn du nicht in der Fürbitte stark wirst, wird deine Sehnsucht danach, das Reich Gottes zu bauen, nicht wachsen. Es ist diese Verbindung aus einer guten Gewohnheit, für viele Menschen zu beten und damit die Anliegen dieser Menschen – die Menschen selbst – auf mein Herz zu legen. Daraus erwächst die Liebe zu diesen Menschen und die Liebe dazu, dass noch mehr Menschen Gott finden.
Die Wirkung des Gebets auf das persönliche Leben
Ich merke, wie Gebet bewirkt, dass ich bei Gott bleibe und gleichzeitig meine Sorgen weniger werden. Es hilft mir, keinen Groll in meinem Leben zu haben, weil ich diesen immer wieder abgebe. Außerdem beginnt durch das Gebet, dass ich anfange, meine Feinde zu lieben. All diese Dinge, von denen wir wissen, dass sie irgendwie geschehen sollen, nehmen ihren Ausgangspunkt im Gebet.
Ich glaube, ihr versteht das, wenn ihr euch noch einmal kurz vergegenwärtigt, was wir heute Morgen besprochen haben. Wie uns das Vaterunser verschiedene Aspekte aufgreift und uns wirklich davor bewahrt, Götzen zu dienen. Es verhindert, dass unser Leben sich um andere, fremde Götzen dreht und nicht mehr um das Reich Gottes.
Das Vaterunser bewahrt uns auch davor, eigenen Zielen nachzujagen. Es schützt uns davor, eine falsche Unabhängigkeit zu entwickeln. Ebenso bewahrt es uns davor, selbstgerecht, grollig, eigenwillig oder vielleicht auch furchtsam zu werden.
All diese Dinge kannst du aus deinem Leben verbannen, wenn du ein gesundes Gebetsleben entwickelst.
Wenn ich das so sage und betone: Ein Leben ohne Götzendienst, ohne falsche Ziele, also mit dem richtigen Fokus. Ein Leben, in dem ich in Abhängigkeit lebe und immer weiter darin wachse. Ein Leben, in dem ich nicht zornig auf Menschen bin, keine falschen Entscheidungen treffe und nicht in Hoffnungslosigkeit versinke – dann ist das doch genau das Leben, wonach ich mich sehne, oder?
Würde jemand sagen: Nein, ich hätte gerne die dummen Entscheidungen und den Groll behalten, die anderen Sachen nehme ich mit, aber diese zwei Dinge möchte ich behalten? Nein, das wirst du nicht.
Voraussetzungen für ein wirksames Gebetsleben
Ein intelligent aufgebautes Gebetsleben sollte wirklich nach dem Muster gestaltet sein, das Jesus uns vorgibt. Es sollte gefüllt sein mit Anliegen, bei denen ich merke: Ja, dahinter stehe ich, ich habe sie durchdacht. Diese Anliegen haben Tiefgang, sie entsprechen mir als Mensch, meinem Intellekt, meinem Vorstellungsvermögen und meiner Kreativität.
Wenn du das tust, verspreche ich dir an dieser Stelle ganz viel Gutes für dein Leben. Vor allem sind wir an diesem Punkt stehen geblieben: Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet. Gott will gebeten werden. Dieser Vers muss uns dazu bringen, gerade wenn wir Verantwortung tragen, viel zu beten.
Wir machen jetzt ein Stück weiter, und ich möchte die nächsten Minuten nutzen, um die Frage zu beantworten: Wie soll man eigentlich beten? Beim Gebet gibt es nämlich einige Einschränkungen, einige Dinge, die man im Blick haben muss. Das sind ganz banale Sachen, aber ich wollte sie euch wenigstens einmal sagen.
Es geht also jetzt um das Thema erhörliches Gebet. Nicht alles, was man im Gebet formuliert, wird von Gott immer gleich wahrgenommen. Gott stellt bestimmte Vorbedingungen, die erfüllt sein müssen. Diese Vorbedingungen sind ganz banal, wie ihr gleich merken werdet.
Die Bedeutung der inneren Haltung beim Gebet
Ich fange mal an mit Jakobus Kapitel 4, Vers 3. Ich überschreibe das mit „Man soll mit einer reinen Gesinnung bitten.“
Wir hatten eben Jakobus 4,2: „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“ Dann geht der Vers aber weiter: „Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden.“
Man kann also üble Dinge bitten, Dinge, bei denen Gott sagt: „Wie bist du auf den Gedanken gekommen? Ich hätte gerne einen Maybach, und zwar mit einer Goldmetalliklackierung.“ Nein, spar dir das. Wahrscheinlich ist das nicht das Gebet für dich, vermute ich mal. Es mag die eine Ausnahme geben, aber ich vermute nicht, dass ihr das seid.
Also, es gibt Gebete, die bete ich eigentlich nur, die sind übel. Da bitte ich um Dinge, die nicht okay sind. Es geht darum, dass ich in meinen Lüsten etwas vergeude. Ich will etwas für mich und auch nur für meinen Spaß. Das hat überhaupt nichts mit dem Reich Gottes zu tun, hat überhaupt keine Bedeutung auch für mein Leben, sondern ist einfach aus der Luft gegriffener Blödsinn.
Und wenn du so etwas betest, na ja, dann darfst du davon ausgehen, dass Gott nicht sagt: „Jo, tschakka, gut, dass du das gebetet hast.“ Einmal die Gesinnung – wofür?
Gehorsam als Voraussetzung für erhörtes Gebet
Das Thema Gehorsam spielt eine große Rolle. In 1. Johannes 3,22 heißt es: „Und was immer wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun.“
Gehorsam ist also eine wichtige Voraussetzung, wenn ich bete. Es gehört dazu, vor Gott zu erscheinen als jemand, der seine Gebote hält und das vor ihm Wohlgefällige tut.
Wenn ich Sünde in meinem Leben habe und ungehorsam lebe, wird sich das direkt auch auf mein Gebetsleben auswirken.
Das habt ihr euch wahrscheinlich schon gedacht, aber ich wollte es wenigstens einmal deutlich sagen.
Zweifel als Hindernis im Gebet
In Jakobus 1,6 finden wir eine wichtige Einschränkung: Wir sollen ohne Zweifel beten. Dort heißt es, dass man im Glauben bitten soll, ohne zu zweifeln.
Es ist wichtig zu beachten, dass es einen normalen Zweifel im Leben eines Gläubigen gibt. Dieser normale Zweifel zeigt sich darin, dass man Fragen stellt, wenn man nicht sofort eine Antwort hat. Nur weil du dir im Glaubensleben mal eine Frage stellst, zum Beispiel: „Wie kann das und das sein?“, bedeutet das noch keinen Zweifel. Das ist einfach nur eine Frage. Diese Fragen dürfen beantwortet werden, und danach ist alles in Ordnung.
Es gibt aber auch Menschen, die aufgrund ihrer Zweifel nicht wissen, wo sie stehen. Sie fragen sich: „Bin ich jetzt schon auf der Seite Gottes oder noch auf der anderen Seite?“ Solche Menschen schwanken hin und her. Im Griechischen gibt es das Wort „doppelselige“ oder „wankelmütige Menschen“. Das sind diejenigen, die von Zweifeln geprägt sind.
Wenn du so bist, muss ich dir leider sagen: Zuerst kommt die Bekehrung beziehungsweise das ganze Jahr für Gott, dann erst das Gebet. Zuerst musst du dich ganz bewusst für Gott, seinen Weg und sein Reich entscheiden. Du musst dich auf seine Seite stellen. Erst danach darfst du beten und davon ausgehen, dass Gott dein Gebet hört.
Also gilt: Beten ohne Zweifel – und damit ist eine intensive Form des Zweifelns gemeint, bei der man eigentlich nicht weiß, wo man hingehört, so als säße man zwischen zwei Stühlen.
Im Namen Jesu beten als Ausdruck der Ausrichtung
Dann soll ich im Namen Jesu bitten – ein vierter Punkt. Das lesen wir im Johannesevangelium, Johannes Kapitel 14, Vers 13. Dort steht: „Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht wird im Sohn.“ (Johannes 14,13)
Also, wir haben eine reine Gesinnung, wir handeln im Gehorsam und ohne Zweifel – und jetzt beten wir im Namen Jesu.
Im Namen Jesu zu bitten bedeutet nicht, dass wir diese Worte als Floskel am Ende eines Gebets anhängen, zum Beispiel: „Und dies sage ich im Namen Jesu.“ Wenn du ein junger Christ bist und das so machst, mach es weiter – es ist nicht schädlich. Aber es entspricht nicht dem, was hier steht.
Im Namen Jesu zu beten heißt nicht, einfach nur die Worte zu sagen, sondern genau das zu tun, was dort gemeint ist. Nehmen wir an, ich würde dich bitten, in meinem Namen mein Auto aus der Werkstatt zu holen. Dann weißt du genau, was Sache ist. Du gehst in meinem Namen in die Werkstatt, hast von mir eine Erlaubnis, die zum Beispiel auf einem Zettel steht, oder du hast die Schlüssel oder die Papiere dabei. So holst du das Auto ab.
Du hast aber nicht das Recht, in die Werkstatt zu gehen und zu sagen: „Ach, ich hätte noch Lust, wollen wir nicht einen neuen Motor einbauen? Die 80 PS sind ein bisschen schwach, wir machen schnell einen 130-PS-Motor rein.“ Das wäre nicht in meinem Namen.
Warum? Weil du in meinem Namen die Erlaubnis hattest, den Wagen abzuholen, nicht, einen kompletten neuen Motor einbauen zu lassen. Ihr versteht: Im Namen von jemandem etwas zu tun bedeutet, in seinem Auftrag und in seinem Sinn zu handeln.
Wenn ich also im Namen Jesu etwas bitte, dann tue ich das als jemand, der zu Gott kommt und sich vorher überlegt hat: Was würde der Herr Jesus jetzt an dieser Stelle bitten? Ich bete nicht einfach, was mir einfällt oder was ich gerne hätte. Stattdessen überlege ich mir: Wenn Jesus Herr in meinem Leben ist und wenn Jesus diese Welt regiert und sein Reich baut, was braucht er dann? Was braucht sein Reich jetzt? Was macht es sinnvoll, an dieser Stelle zu bitten?
Das bedeutet: Im Namen Jesu zu beten heißt, sehr bewusst zu überlegen, was Jesus will.
Das war’s für heute. Die Predigt wird in der nächsten Episode fortgesetzt. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
