Ich habe schon Respekt vor dem heutigen Kapitel – oder besser gesagt vor dem halben Kapitel. Ich glaube, es geht um etwas, das wirklich wichtig ist. Am vorletzten Sonntag habe ich ja schon einiges dazu gesagt, ein bisschen was. Wenn wir heute wiederholen, dann habe ich das am Sonntag als Trailer bezeichnet. Ich habe das meinem Sohn Jan erzählt, der die Predigt kannte und meinte, das war kein Trailer, das war ein Spoiler. Dadurch kann ich heute ein paar Dinge etwas kürzer sagen. Trotzdem werde ich mir im Laufe des Abends überlegen, was ich alles weglassen muss.
Paulus beginnt seinen Brief an die Epheser – wie viele seiner Briefe zu dieser Zeit – mit einem Gebet. Aber das Gebet kommt erst in den Versen 17 und 18. Davor startet er seinen Brief mit einem riesigen Satz, in den er all das legt, was ihm wichtig ist und was er unbedingt sagen muss, bevor er eigentlich mit dem Brief anfängt.
Der Brief beginnt eigentlich ganz normal, mit der Anrede in Vers 1 und 2. Wenn man dann direkt ab Vers 15 weiterlesen würde, hätte man einen typischen Briefanfang – zumindest für Paulus und diese Zeit. Doch all das, was er von Vers 3 bis Vers 14 sagt, bringt er vor dem eigentlichen Anfang seines Briefes unter, weil es ihm so wichtig ist. Er will es den Geschwistern unbedingt sagen.
In diesen Versen stecken so viele Gedanken. Man könnte fast sagen – ohne abfällig zu klingen –, dass er so vieles, was ihm wichtig ist, ganz am Anfang über die Geschwister „drüberschüttet“ oder ihnen quasi überstülpt. Man merkt einfach, was ihm auf der Seele brennt. Was er genau diesen Leuten in Ephesus sagen will, von denen wir beim letzten Mal gesprochen haben.
Wir stellen uns Paulus zu dieser Zeit vor: Er sitzt vermutlich in den zwei Jahren seiner Haft in Rom im Gefängnis. Seine Haft war relativ mild. Er konnte in einem eigenen Haus wohnen, hatte Wachpersonal und war wahrscheinlich oft an einen dieser Soldaten angekettet.
Die Gemeinden und Menschen, die ihm wichtig waren und die er gegründet hatte, lagen ihm sehr am Herzen. Er war über drei Jahre in Ephesus gewesen und hatte nicht nur die Epheser selbst erreicht, sondern die ganze Provinz. Leute aus allen Richtungen waren gekommen, um von ihm zu lernen.
Es gab auch andere Gemeinden, die ihm am Herzen lagen: Gemeinden in Kolossä, obwohl er sie nicht persönlich kannte, da sie durch Mitarbeiter gegründet wurden. Gemeinden in Laodizea und Hierapolis, Gemeinden in Mazedonien und die Gemeinde in Korinth, wo er eineinhalb Jahre war.
Jetzt sitzt Paulus schon seit mindestens drei bis dreieinhalb Jahren im Gefängnis – zuerst in Caesarea, jetzt in Rom, festgekettet. Wisst ihr, was das größte Problem war? Paulus sitzt da mit seinem Smartphone zwei Jahre lang – und hat kein Netz. Er kann niemanden anrufen, nicht mal SMS funktionieren, und WhatsApp schon gar nicht. Zwei Jahre ohne Netz und so vieles, das wichtig wäre.
Ich bin wirklich überzeugt, dass er in dieser Zeit einfach das tut, was er tun kann. Er betet. In jedem seiner Briefe spielt Gebet eine große Rolle. Im Epheserbrief finden wir zwei Gebete. Ich bin überzeugt, dass er für das betet, von dem er wirklich glaubt, dass es wichtig ist. Er schreibt den Geschwistern, für was er betet, weil er überzeugt ist, dass es wichtig ist.
Dann beginnt er seinen Brief mit diesem Satz von Vers 3 bis Vers 14, weil er davon überzeugt ist, dass das wichtig ist. Wenn dieser dramatisch wichtige, sensationelle Briefanfang und das Gebet so wichtig für die Epheser waren, dann ist es vermutlich auch für uns wichtig. Deshalb habe ich am Anfang gesagt: Ich glaube, das ist wichtig.
Einführung in den Briefanfang und die Bedeutung des Gebets
Ich lese zuerst dieses Gebet. Ich beginne irgendwo in der Mitte von Vers sechzehn, wo Paulus schreibt: „Euch erwähnend in meinen Gebeten, damit der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst, damit er erleuchtet an den Augen eures Herzens wisst.“
Paulus sagt: „Ich bete zu Gott, dem Gott unseres Herrn Jesus Christus, dem Vater der Herrlichkeit. Ich bete zu ihm, dass er euch Weisheit gibt.“ Wisst ihr, Weisheit bedeutet, dass ich übernatürlich so viel Verständnis habe für Dinge, dass ich Dinge verstehe, die ich sonst vielleicht nicht verstehen würde.
Und wenn Paulus sagt, vielleicht reicht es nicht, dass Gott euch mehr Weisheit gibt, als ihr normalerweise hättet. Vielleicht braucht ihr zusätzlich noch Offenbarung. Das ist natürlich noch übernatürlicher, oder? Wenn Gott uns nicht nur mehr Weisheit gibt, um Dinge zu verstehen, sondern wenn er uns Dinge offenbart.
Paulus sagt: „Darum bete ich, dass Gott euch das gibt, weil ihr das braucht, um die wichtigen Dinge wirklich zu erfassen.“ Manchmal denke ich, um diesen ersten Satz zu verstehen, brauchen wir das wirklich, damit ihr erleuchtet an den Augen eures Herzens wisst.
Die drei Gebetsanliegen und ihre Bedeutung
Jetzt folgen drei Gebetsanliegen, die die Hoffnung seiner Berufung, den Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen und die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, betreffen. Drei Dinge.
Paulus beginnt mit dem, was für ihn der höchste Punkt ist. Er fängt oben an und sagt: Ich bete darum, dass Gott euch Weisheit gibt, dass er euch etwas offenbart, damit ihr mit erleuchteten Augen eures Herzens seht, was die Hoffnung eurer Berufung ist. Paulus war überzeugt, dass dies wichtig ist. Die Hoffnung der Berufung ist das, was Paulus wirklich in den Herzen der Geschwister sehen möchte.
Denn das ist es, was ihn in seinem Leben angetrieben hat. Es ist das, was ihn motiviert hat, so zu leben, wie er gelebt hat: die Hoffnung seiner Berufung, das Ende von allem. Er möchte, dass die Geschwister wissen, wofür sie leben, wofür sie sich abmühen und welche Nachteile sie in Kauf nehmen. Wofür sie dieses Leben als Christ leben.
Er sagt: „Vater, zeig ihnen, was du für sie vorbereitet hast. Zeig ihnen, wofür sie sich abmühen.“ Paulus hat sein eigenes Leben immer als Wettlauf verstanden, als Wettlauf mit einem großen Ziel. Er sagte, ich laufe, weil ich eine Krone haben will, ich laufe, weil ich einen Siegeskranz haben will, ich laufe, weil ich auf eine Belohnung im Himmel warte.
Im 1. Korinther 9,24-27 hat er einmal gesagt, er würde lieber sterben, als etwas zu tun, was ihm eine Belohnung rauben würde. Er würde lieber sterben, als auf diese Belohnung zu verzichten.
Denn dieses Leben in der Ewigkeit war für ihn so real wie dieses Leben hier auf der Erde, das er sehen, anfassen, schmecken und riechen konnte. Einmal bei seinem Herrn zu sein, all die Menschen zu sehen, deren Leben er beeinflussen durfte – das war für ihn real. Einmal diesem Herrn zu begegnen, der zu ihm sagt: „Gut gemacht, du treuer Knecht“ – das war für ihn eine reale Erwartung.
Für mich ist das oft so verschwommen. Paulus sagt: Vater, wenn du ihre Herzen erleuchten könntest und sie die Hoffnung der Berufung wirklich vor Augen hätten. Vater, wenn du das tun könntest, wenn ihnen die Ewigkeit so real werden könnte, wie sie mir ist – das würde ihr Leben verändern. Das war sein Gebet.
Der Gründer der Heilsarmee, General Booth, hat einmal gesagt, er wünsche sich sehr, dass jeder seiner Soldaten, jeder seiner Mitarbeiter einen Tag in der Hölle verbringen könnte. Denn er war überzeugt, wenn sie einen Tag in der Hölle verbringen würden, würden sie anders evangelisieren als zuvor.
Paulus hat die umgekehrte Sicht. Er sagt: Vater, wenn sie einen Tag den Himmel sehen könnten und das, was auf sie wartet – das würde ihr Leben verändern.
Das zweite Gebetsanliegen ist: Ich bete darum, dass ihr erleuchtet an den Augen eures Herzens wisst, was die Hoffnung seiner Berufung ist und was der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen ist.
Paulus sagt: Vater, ich wünsche mir nicht nur, dass sie sehen, was sie einmal haben werden. Ich wünsche mir, dass sie sehen und verstehen, wer sie sind und was du schon aus uns gemacht hast – den Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes.
Wir haben bereits betrachtet, dass wir zuvorbestimmt sind zur Sohnschaft. Das werden wir heute noch einmal kurz anschauen. Wir werden sehen, dass wir als Söhne Erben sind.
Paulus sagt: Ich wünsche mir, dass sie nicht nur die Zukunft sehen, sondern dass sie verstehen, wer sie sind, dass sie Söhne Gottes sind. Ich wünsche mir, dass sie verstehen, dass sie Erben sind, dass sie Mitbesitzer sind von allem, was dir gehört.
Wisst ihr, unserem Vater gehört alles. Deinem Vater gehört alles, alles. Paulus sagt: Wenn ihr das verstehen würdet, Vater, wenn sie das verstehen würden – er ist überzeugt, dass sie das wirklich motivieren würde.
Es gibt Leute, die den Vers anders verstehen, weil da steht: Der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes. Und seines Erbes ist natürlich zweideutig. Ich glaube an dieser Stelle ist das keine Absicht.
Denn mein Erbe kann etwas sein, das ich erbe. Mein Erbe kann aber auch etwas sein, das ich vererbe.
Hier geht es darum, dass Gott uns erbt, dass wir sein Besitz sind. Aber ich glaube, es ist das, was wir von ihm erben, was er uns vererbt hat.
Mein halber Satz vorher: Es geht um seine Berufung. Ich glaube nicht, dass Gott zu irgendetwas berufen ist. Es geht um unser Erbe, ein Erbe, das, ich glaube, die Menschen irritiert, die diesen Satz lesen.
Dass es ein Erbe in uns gibt, dass wir das irgendwie in uns haben. Es ist leichter zu verstehen, dass Gott etwas in uns hat.
Aber wir werden noch über den Heiligen Geist reden, der ein Unterpfand unseres Erbes ist und der in uns ist.
Paulus sagt: Ich wünsche mir, dass sie verstehen, was sie erben, dass sie verstehen, dass sie Mitbesitzer sind, dass sie Verantwortung haben und dass sie wirklich eine Stellung haben, die mit viel, viel Verantwortung verbunden ist.
Vater, das würde ihr Leben verändern.
Hauptgedanken und roter Faden im Briefanfang
Bevor Paulus dieses Gebet spricht – insbesondere die beiden ersten Anliegen – behandelt er genau diese Punkte in den ersten vierzehn Versen, genauer gesagt von Vers 3 bis Vers 14. Er spricht darüber, wer wir sind, zu was Gott uns gemacht hat und was auf uns wartet.
Was ich heute Abend mit euch machen möchte, ist, am Anfang den roten Faden in diesem Satz zu finden. Wenn wir dann noch Zeit haben, können wir das, was wir bisher ausgelassen haben, in diesen roten Faden einfügen. Das ist nicht so einfach, und vielleicht liege ich auch falsch.
Es gibt Leute, die sagen, dieser Satz sei in drei Teile aufgeteilt, die jeweils damit enden, dass etwas zum Preise der Herrlichkeit Gottes steht. Diese Wendung kommt dreimal vor: In Vers 6 heißt es „zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten“, in Vers 12 „damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit sein“ und in Vers 14 „und dieser Satz hört damit auf: Zum Preise seiner Herrlichkeit“. Man kann es dann noch so einteilen, dass der erste Abschnitt den Vater behandelt, der zweite den Sohn und der dritte den Heiligen Geist.
Ich glaube aus einem Grund nicht, dass das stimmt. Ich denke, dieser Satz ist nicht so gestaltet und auch von Paulus nicht so geplant. Er ist viel spontaner, als es auf den ersten Blick scheint. Ich glaube auch nicht, dass Vers 3 einfach nur die Überschrift ist, obwohl ich denke, dass Vers 3 tatsächlich die Überschrift bildet. Der Rest ist keine wilde Aufzählung von Segnungen, bei der Paulus einfach schaut, wie er das in einen Satz bringt. Es ist vielmehr so, dass es einen roten Faden gibt und Haupt- und Nebengedanken, wie das bei Paulus eigentlich immer der Fall ist. Manchmal bringt er seinen Hauptgedanken nicht zu Ende, aber er hat einen Hauptgedanken, und viele Dinge fallen ihm dazu ein. So sehe ich das auch bei diesem Satz.
Fangen wir also an: Vers 3 lautet: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Orten.“ Bei mir ist „in Christus“ eingefügt, ich weiß nicht, wie es in deiner Übersetzung steht. Letzte Woche haben wir darüber schon ausführlich gesprochen, heute möchte ich das nicht noch einmal vertiefen.
Wir sind gesegnet mit jeder geistlichen Segnung. Egal wie unsicher du bist – ich glaube, die Epheser waren es auch –, egal wie unpassend oder unfähig du dich fühlst, egal wie fruchtlos dein Leben oft erscheint oder wie viel mehr Erfolg andere Menschen auf dieser Erde haben als du: Das ist die große Aussage, die über diesem Satz und über diesem Brief steht. Paulus sagt: „Wir sind gesegnet.“ Du und ich sind gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Orten.
Manchmal siehst du vielleicht nicht viel davon, manchmal ist es für dich noch nicht greifbar. Aber wenn du einmal im Himmel bist, wirst du es sehen. Hoffentlich erkennst du es jetzt schon manchmal und verstehst, wie reich wir sind, wie viel wir bekommen haben, was uns niemand mehr wegnehmen kann. Gesegnet mit jeder geistlichen Segnung.
Bei den Dingen, auf die es ankommt, fragt Paulus: „Bist du reich? Bin ich reich?“ Und dann versucht er das zu erklären. Vers 4 lautet: „Wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig sein vor ihm.“ Er sagt, was für ein gewaltiges Vorrecht das ist. Und er sagt es den Ephesern, die nicht mehr sicher waren, ob sie hundertprozentig dazugehören, weil sie so wenig geistliche Vergangenheit hatten und so flache geistliche Wurzeln.
Er sagt: „Wisst ihr, Gott hat euch aus der Welt erwählt, genauso wie mich.“ Er hat uns aus der Welt erwählt, damit wir vor ihm stehen, heilig und tadellos, seine Regierung repräsentieren – eine Regierung, die geprägt ist von Moral und Gerechtigkeit. Wenn du eine Regierung hättest, würdest du nicht jeden aussuchen, der dich repräsentiert.
Paulus sagt: „Wisst ihr, wir sind auserwählt, Gottes Regierung in dieser Welt zu repräsentieren.“ Das ist ein großes Vorrecht. Ja, ich weiß, es ist auch eine schwere Verantwortung, aber hier steht erst einmal das große Vorrecht. Gott hat sich umgeschaut und hat dich ausgewählt, sein Repräsentant zu sein. Das ist ein Teil von dem, was es heißt, gesegnet zu sein mit jeder geistlichen Segnung.
Paulus sagt, das ist es, was wir sind, und er betet darum. In Vers 18 heißt es: „Ich bete zu dem Gott unseres Herrn Jesus Christus, dem Vater der Herrlichkeit, dass er euch mit Weisheit erfüllt und euch Offenbarung gibt, damit die Augen eures Herzens erleuchtet werden und ihr versteht.“ Das soll für euch keine leeren Worte bleiben, sondern ihr sollt begreifen, dass ihr auserwählt seid, Repräsentanten Gottes zu sein.
Der Satz geht weiter: Vers 5 sagt: „In Liebe hat er uns zuvorbestimmt zur Sohnschaft durch Jesus Christus.“ Paulus sagt zu den Ephesern: „Wir sind adoptiert – ich und ihr, ihr und ich.“ Gott hat gesagt: „Ich möchte euch.“ Er möchte euch nicht nur als Repräsentanten seiner Regierung, sondern als Repräsentanten und Teil seiner Familie. Er möchte euch nicht nur in seinem Thronsaal, sondern in seinem Haus haben.
Lest das gerne selbst nach: „Nach dem Wohlgefallen seines Willens.“ Paulus sagt: „Wisst ihr, Gott wollte dich in seiner Familie haben.“ Es war das Wohlgefallen seines Willens. Er wollte dich in seiner Familie haben. Es ist nicht so, dass er Kriterien aufgestellt hat, wie man zu seiner Familie gehören kann, weil er ein paar Leute im Auge hatte und du zufällig die Kriterien erfüllt hast. Nein, Gott hat dich auserwählt und zuvorbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst, weil er es wollte.
All das, so heißt es in Vers 6, „ist zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten.“ Gottes Auswahl, Gottes Vorherbestimmung, Gottes Regierung und Gottes Familie sind von Gnade geprägt. Bei allem, was wir sind, sind wir es aus Gnade. Es ist einfach ein Geschenk.
Es ist nicht, weil wir so intelligent sind. Es ist nicht, weil du vielleicht so hübsch bist – schöne Menschen repräsentieren etwas immer gut. Es ist nicht, weil du so gut bist oder die richtige Abstammung hast. Letzten Endes ist es Gnade.
Wie soll ich das sagen? Es ist keine emotionale Gnade im negativen Sinn. Es gibt Menschen, die haben ein weiches Herz und Erbarmen, wenn sie jemanden leiden sehen. Sie können gar nicht anders, als zu helfen, und manchmal überblicken sie die Folgen dessen nicht, was sie tun – weder für sich selbst noch für ihre Familie. Sie wissen nicht, ob sie das verkraften können oder ob es überhaupt eine Chance gibt, dass das, was sie tun, etwas ändert.
Gottes Gnade ist nicht einfach emotionale Schwäche oder Dummheit. Gott hat sich sehr genau überlegt, was er tut, und sich bewusst dafür entschieden – mit allen Konsequenzen. Und hier steht: „Zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade sind wir da, wo wir sind, in seinem Thronsaal und in seiner Familie.“ Er wird bewundert für seine Gnade, für seine überlegte Gnade.
Er wird bewundert dafür, was aus den Menschen geworden ist, die er begnadigt hat, was er aus ihnen machen konnte und wie er sie verändert hat. Er wird bewundert für die Vielfalt und den Reichtum seiner Regierung, die durch seine überlegte Gnade entstanden sind.
Bis zum letzten Ende ist es ihm zur Herrlichkeit anzurechnen – es ist die Herrlichkeit seiner Gnade.
Der rote Faden im Brief: Sohnschaft und Erbe
Und jetzt müssen wir einen kleinen Sprung machen. Über diese Verse haben wir letzten Sonntag gesprochen, darum bin ich relativ kurz über sie drübergegangen. Aber ich glaube, dass dieser rote Faden jetzt eigentlich erst in Vers elf weitergeht.
Darum springen wir jetzt mal dorthin, und ihr werdet gleich verstehen, warum ich das denke. Ich lese mal Vers elf und zwölf:
„Das steht in dem, also in Jesus, in dem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvor bestimmt sind, nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Rat seines Willens, damit wir zum Preis seiner Herrlichkeit sein, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben.“
Merkt ihr etwas, wenn ihr gut aufgepasst habt? Er zitiert eigentlich fast wieder Vers fünf und sechs. Ich glaube, er kommt ganz bewusst auf seinen Hauptgedanken aus diesen Versen zurück.
Vers fünf war: „Wir sind zuvor bestimmt zur Sohnschaft.“ Vers elf beginnt mit der zweiten Hälfte: „die wir zuvor bestimmt sind.“ In Vers fünf steht: „nach dem Wohlgefallen seines Willens“, in Vers elf heißt es weiter: „nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Rat seines Willens.“
Er formuliert in der zweiten Hälfte von Vers elf eigentlich nur Vers fünf um. Ich glaube, er kommt ganz bewusst darauf zurück, was er dort gesagt hat.
Vers zwölf lautet: „Damit wir zum Preis seiner Herrlichkeit sein.“ Das fasst ein Zitat aus Vers sechs zusammen, oder „zum Preis der Herrlichkeit seiner Gnade.“ Er nimmt diesen Gedanken auf.
Darum habe ich gesagt, ich glaube, dass es einen roten Faden gibt, der sich durch diesen Vers, durch diesen Satz zieht.
Aber worauf kommt Paulus hier eigentlich, indem er anknüpft an „zuvorbestimmt zur Sohnschaft“, „nach seinem Willen“, „zur Herrlichkeit“, „zum Preis seiner Herrlichkeit“? Die logische Schlussfolgerung, die er hier aus dem Ganzen zieht, steht in der ersten Hälfte von Vers elf: „Indem wir auch ein Erbteil erlangt haben.“
Wer sind „wir“? Die, „die wir zuvor bestimmt sind“ – aus Vers 5, also zur Sohnschaft.
„Nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Rat seines Willens, damit wir zum Preis seiner Herrlichkeit seien.“
Wir sind Söhne, sagt Paulus. Ihr seid Söhne, ihr seid vorbestimmt, zur Sohnschaft, zur Familie Gottes zu gehören. Und das heißt konsequenterweise, dass ihr Erben seid.
Nun ja, „Erbe“ ist an dieser Stelle ein schwieriges Wort, oder? Wenn mein Vater mich in seinem Testament als Erben eingesetzt hat, dann ist das schön. Wenn er es nicht gemacht hat, habe ich auch ein Pflichterbe – das ist auch schön.
Das Problem ist: Ich werde nie etwas davon haben, solange er nicht stirbt. Was habe ich von einem Erbe, das Gott mir gibt, wenn er nie stirbt? Gott stirbt nicht.
Von daher glaube ich, dass Paulus das Wort „Sohn“ an einer anderen Stelle gebraucht hat. Er sagt, in welcher Form Gott gestorben ist, aber das ist nicht der Gedanke hier im Epheserbrief.
Im Epheserbrief gebraucht er dieses Wort einfach anders. Er gebraucht es hier nicht als ein Erbe, das wir bekommen, weil der, der es vererbt, irgendwann mal gestorben ist, sondern er sagt: Ihr seid die Erben.
Und der Gedanke ist bis zu einem gewissen Grad einfach der, den der Vater zu dem ältesten Sohn in Lukas 15 sagt: „Weißt du nicht, dass alles, was mir gehört, dir gehört?“ Du bist mein Erbe, du sollst darin aufwachsen, das gehört schon mit dir.
In dem Fall natürlich: Irgendwann werde ich sterben, dann wird es ganz dir gehören. Aber das ist es, was Gott uns sagt: Ihr seid meine Söhne, also Söhne und Töchter, wenn ihr so wollt. Und darum gehört alles, was mir gehört, auch euch. Und alles ist vielen.
Hier steht: Es war sein Wille. Wir sind auch dazu zuvorbestimmt, „nach dem Vorsatz dessen, der alles tut, nach dem Rat seines Willens.“ Gott wollte das. Er wollte, dass das, was ihm gehört, auch uns gehört.
Und irgendwann werden wir es sehen. Irgendwann werden wir dieses Erbe antreten, irgendwann werden wir diesen Besitz ein Stück weit in Besitz nehmen. Aber jetzt sind wir schon Erben.
Gott möchte, dass wir anfangen, so zu denken wie Menschen, denen das gehört, was ihm gehört, die für das Verantwortung empfinden, wofür er Verantwortung empfindet.
Gebessert hat immer auch etwas mit Verantwortung zu tun, oder? Gott möchte, dass wir anfangen so zu denken, weil irgendwann werden wir dort sein. Dann wird es auch für uns noch viel realer sein als es jetzt ist.
Aber es ist jetzt schon real, es ist bis zu einem gewissen Grad schon da.
Hier steht ein interessantes Wort, das ist nur ein Nebengedanke: Hier steht ein Wort, das auch für „verlosen“ gebraucht wird von dem Erbe, das wir bekommen.
Das ist in den meisten Übersetzungen nicht so übersetzt, vielleicht ist es in der einen oder anderen Mal eine Fußnote.
Ihr müsstet daran denken, dass im Alten Testament das Land Israel unter den Stämmen Israels verlost wurde. Jeder bekam ein Los.
Keine Ahnung, ob Gott uns schon irgendwie einen bestimmten Besitzteil, ein bestimmtes Stück Land im Himmel zugesortiert hat. Ich weiß es nicht.
Ja, und all das ist, „damit wir zum Preis seiner Herrlichkeit sein“ – Vers zwölf.
Gott wird dafür bewundert, weil es Gnade ist, ihr habt es schon gesagt. Und er wird dafür bewundert, für das, was er aus uns gemacht hat. Er wird dafür bewundert, weil es weise ist.
Und er wird jetzt schon dafür bewundert. Aber irgendwann, wenn es richtig sichtbar wird, wird er erst recht dafür bewundert.
Am Ende von Vers 12 macht Paulus ein kleines, nettes Wortspiel. Er sagt, zwei Dinge kommen zusammen: Wir sind zuvor bestimmt, die wir zuvor gehofft haben.
Wir haben zuvor auf den Christus gehofft, bevor wir alles gesehen haben. Und darum hat Gott uns zuvor bestimmt, dass wir etwas bekommen.
Wir sehen es noch nicht, die Hoffnung ist noch nicht sichtbar. Aber weil er unsere Hoffnung sieht, dass wir unsere Hoffnung auf den Christus setzen, hat er gesagt:
„Und deshalb seid ihr zuvor bestimmt, meine Söhne zu sein.“
Wir kommen gleich noch mal darauf zurück.
Ich wollte mit euch noch ganz, ganz kurz in Kapitel zwei reinschauen, weil Paulus dort diesen doppelten Gedanken noch mal aufnimmt: diesen Gedanken, dass wir schon etwas sind und dass wir es irgendwann mal sehen, schmecken und leben werden.
Es sind immer diese zwei Dinge, für die er betet, Kapitel eins bis achtzehn: Ich bete darum, dass sie erkennen, was die Hoffnung ihrer Berufung ist, und ich bete darum, dass sie erkennen, dass sie jetzt schon Erben sind und was das für ein Reichtum ist.
Die gegenwärtige und zukünftige Realität des Erbes
Immer diese zwei Dinge: was wir jetzt sind und was wir haben werden. Kapitel 2, Vers 6: „Und er hat uns mit auferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus.“
„Damit in den kommenden Zeitaltern der überragende Reichtum seiner Gnade in Güte an uns sichtbar wird in Christus Jesus.“ Ich kann mir unter Vers 7 etwas vorstellen, allerdings noch verschwommen. In den zukünftigen Zeitaltern wird er den überragenden Reichtum seiner Gnade an uns sichtbar machen. Das ist die Zukunft.
Das erste Gebet ist Vers 4: Die Hoffnung, unsere Berufung. Aber Vers 6 ist schwierig, oder? „Er hat uns mit auferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern mit Christus.“ Also, ich habe selten das Gefühl, dass ich momentan in den himmlischen Örtern sitze.
Es gibt dafür ganz hypergeistliche Erklärungen, die so geistig sind, dass ich sie zumindest nicht verstehe. Und wenn ich die Epheser richtig einschätze, hätten sie sie auch nicht verstanden. Ich kann euch nicht hundertprozentig sagen, was das alles bedeutet, weil vielleicht sind diese geistigen Erklärungen ja wahr und ich verstehe sie nicht.
Aber eins weiß ich: Gott wünscht sich, dass wir verstehen, wer wir sind. Und ich glaube, er wünscht sich, dass wir manchmal – ja, manchmal einfach so ein bisschen – reinschlüpfen. Manchmal sagt er: „Komm doch mal in deinen Gedanken hier hoch und schau dir doch alles mal irgendwie von oben an.“
Aus meiner Perspektive, aus deiner Perspektive als Erbe, aus deiner Perspektive deiner Zukunft. So wie ein Vater, der seinen drei-, vier- oder fünfjährigen Jungen auf die Schulter nimmt und mit ihm über alle seine Felder geht oder durch seine Fabrik oder was auch immer, und sagt: „Guck dir das mal an, das gehört alles mal dir.“
Vielleicht gehst du anders damit um, wenn es nicht nur Besitz eines anderen ist, sondern wenn es irgendwie auch dir gehört. Und ich glaube, das wünscht sich Gott, dass wir manchmal so zwischendurch uns Zeit nehmen, das Ganze von oben anzuschauen.
Und vielleicht meint er einfach das, wenn er sagt, dass wir mit Christus sitzen in den himmlischen Orten jetzt schon. Aber natürlich ist es auch einfach das, was wir in Zukunft tun werden und an was wir jetzt schon glauben und was für uns jetzt schon Realität ist im Blick auf diese Zukunft. Manches liegt noch in der Zukunft.
Aber wir müssen zurück zu dem wunderbaren Satz in Epheser 1. Und bevor ich mit euch das Ende von diesem Satz lese, weil das so grandios ist und ich mir das noch ein paar Minuten aufheben möchte, will ich mit euch ganz kurz das anschauen, was dazwischen steht. Langsam habe ich die Hoffnung, dass wir das schaffen.
Die Gnade Gottes als Grundlage des Segens
Es sind zwei Nebengedanken. Den einen können wir kurz fassen, weil wir darüber schon am Sonntag gesprochen haben. Den anderen haben wir noch nicht betrachtet.
Der erste Nebengedanke sind die Verse 7 und 8. Paulus hatte in Vers 6 von der Gnade gesprochen, und er kann an diesem Gedanken nicht einfach vorbeigehen. Ohne noch etwas dazu zu sagen, wie groß diese Gnade ist und was es bedeutet, dass Gott gnädig ist, möchte er nicht, dass das Wort „Gnade“ als leere Hülse im Raum stehen bleibt – als ein Wort, an das man sich gewöhnt hat. Stattdessen versucht er, noch einmal zu erklären, was es heißt, dass wir aus Gnade am Königshof sind, dass wir aus Gnade in der Familie Gottes sind und dass wir aus Gnade ein Erbe haben.
Wie sehr sind wir begnadigt? Wie sehr oder wie wenig haben wir das verdient? Was hat es Gott gekostet, uns das alles zu geben?
Vers 7 und 8: „In dem Geliebten, in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er gegen uns hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht.“
Er sagt, es ist ein Reichtum seiner Gnade. Im Vers vorher hat er gesagt, es ist die Herrlichkeit seiner Gnade. Diese Gnade ist die Herrlichkeit Gottes. Wenn man seine Gnade betrachtet, bewundert man Gott. Sie ist ein Teil dessen, was seine Herrlichkeit, seinen Thron und seine Regierung ausmacht.
Aber was bedeutet das für uns? Für uns ist es der Reichtum seiner Gnade, weil wir dadurch reich geworden sind. Diese Gnade ist uns gegenüber übergeströmt, deshalb sind wir so reich. Der Unterschied zu vorher ist so gravierend. Ein Reichtum ist immer der Unterschied zu etwas.
Und er hat diese Gnade gegen uns überströmen lassen in Weisheit und Einsicht. Wir haben schon ein bisschen darüber gesprochen. In Vers 6 war es Weisheit, dass er so mit uns gehandelt hat. Es ist diese Weisheit, diese Gnade, für die er bewundert wird.
Was war diese Gnade? Diese Gnade ist, dass wir erlöst worden sind durch sein Blut. Erlösung bedeutet immer Befreiung, Loslösung von etwas, das uns gebunden hat. Natürlich waren wir von unseren schlechten Gewohnheiten gebunden, von unserer Schuld – ob wir schon ein schlechtes Gewissen hatten oder nicht, das lag auf uns. Und jemand musste dafür bezahlen, für unsere Schuld.
In Gottes Augen war unsere Schuld so groß, dass nur ein Todesurteil sie bezahlen konnte. Wir sind erlöst durch sein Blut. Wir sind erlöst von all dem, was uns gebunden hat, von all dem, was auf uns lag und was wir nie hätten bezahlen können.
Wir sind erlöst von der Sklaverei durch den Teufel – nicht, weil dem Teufel etwas bezahlt worden wäre. Wir waren dem Teufel nichts schuldig. Der Preis ist an Gott bezahlt worden. Aber der Teufel hat gesagt: „Weißt du, du kannst mit diesen Leuten keine Gemeinschaft haben, sie sind schuldig. Sie sind völlig außerhalb deines Einflussbereichs. Und weißt du, Gott, alles, was nicht dir gehört, gehört mir. Du kannst ihnen nicht helfen, weil du zu heilig bist. Du kannst sie nicht vor mir beschützen, sie sind zu schlecht.“
Darum waren wir dem Teufel ausgeliefert. Dann ist Jesus gekommen und hat alles bezahlt. Jetzt kann Gott sagen: „Die sind mir, und ich kann sie beschützen und ihnen helfen.“ Dadurch hat er uns losgemacht von den Fesseln dieser Fremdherrschaft durch den Teufel.
Wir sind erlöst von unserer Schuld, und wir sind erlöst von ihm, weil er mit Blut bezahlt hat. Wir haben gesehen, es hört damit nicht auf: „die Vergebung der Vergehungen nach dem Reichtum seiner Gnade.“
Wenn ein Familienmitglied von dir umgebracht wird – deine Schwester, dein Bruder, dein Sohn, deine Mutter – und derjenige hat es nicht mit böser Absicht getan, sondern es ist vielleicht ein Unfall oder Totschlag, dann sagt das Gesetz nach einigen Jahren, die Strafe war hart genug. Es ist gesühnt, fünf Jahre Haft sind genug.
Das heißt aber nicht, dass du ihm vergibst. Das heißt es nicht unbedingt. Wir sind erlöst, unsere Schuld ist bezahlt. Aber Gott ist uns entgegengekommen und hat gesagt: „Ich vergebe dir. Ich nehme dich in meinen Thronsaal und in meine Familie auf.“
Das ist der Reichtum seiner Gnade.
Der umfassende Plan Gottes in Christus
Okay, der zweite Nebengedanke. Wir hatten gerade fast sieben und acht, jetzt kommen fast neun und zehn.
Da steht: Indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat, in sich selbst für die Verwaltung der Fülle der Zeiten alles unter einen Haupt zusammenzubringen, in dem Christus, das, was in den Himmeln und das, was auf der Erde ist, in ihm.
Paulus macht plötzlich den Blick ganz weit. Bisher hatten wir gesehen, was wir geworden sind, wo wir hergekommen sind und was es für eine Gnade ist. Plötzlich reißt er so einen Vorhang auf und sagt: Wisst ihr, was der Kern von all dem ist? Was der Schlüssel ist? Was der Schlüssel ist für alle eure Segnungen und für die ganze Zukunft – für eure Zukunft und die Zukunft des Universums?
„Gott hat einen Plan“, sagt er. Dieser Plan heißt, alles soll in Christus vereint werden. Er soll über allem sein. Er ist der, der zählt. Er ist der Schlüssel zu allem: zu den jetzigen Segnungen, zu den zukünftigen Segnungen, zur Zukunft dieser ganzen Schöpfung und des ganzen Himmels. Das, was auf der Erde und was im Himmel ist, soll alles unter Christus vereint werden.
Das ist der große Plan. Wisst ihr, und ihr seid nicht im Haus Gottes, weil ihr Juden seid – die Epheser waren keine Juden. Ihr seid nicht im Haus Gottes, weil ihr intelligent seid oder gut oder sonst irgendetwas, sondern ihr seid da, weil der Schlüssel zu allem, der Schlüssel zum Plan Gottes für alle Ewigkeit, Christus ist.
Wir könnten jetzt den Text durchgehen und sehen, wie der Schlüssel zu allem Christus ist. Wisst ihr, wie er uns auserwählt hat, in ihm vor Grundlegung der Welt? Wisst ihr, warum ihr auserwählt seid, im Thronsaal Gottes zu stehen? Letzten Endes, weil ihr zu Christus gehört. Gott hat alle ausgewählt, die zu Christus gehören.
Wisst ihr, warum ihr adoptierte Söhne und Töchter im Haus Gottes seid? Weil er uns so vorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst. Wisst ihr, warum ihr begnadigt worden seid (Vers 6), womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten? Ihr steht vor Gott, weil ihr zu Christus gehört. Ihr seid Sohn und Töchter, weil ihr zu Christus gehört. Ihr seid begnadigt worden, weil ihr zu Christus gehört. Ihr habt ein Erbe (Vers 12), weil ihr zuvor auf den Christus gehofft habt.
Ihr seid gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in Christus. Ihr habt eine Zukunft als Erben Gottes in alle Ewigkeit. Denn in alle Ewigkeit geht es um Christus, und ihr gehört zu Christus. Darum habt ihr ein Erbteil im Himmel – was für ein Stück Landes auch immer. Das ist der Schlüssel, sagt Paulus.
Aber kommen wir zurück zum Ende des Satzes. Wir hatten in Vers 12 mit dem roten Faden aufgehört. Jetzt kommen wir noch zu Vers 13 und 14, ganz kurz.
Und jetzt macht Paulus etwas ganz Erstaunliches. Ich hoffe, ihr habt es beim Lesen schon gemerkt. Jetzt ändert er das Personalpronomen. Traumatisch – ich meine es ernst.
Er hat die ganze Zeit, die ganze Zeit, die ganze Zeit immer von „wir“ gesprochen, durchgehend bis Vers 12. Und dann sagt er plötzlich „ihr“. Er möchte, dass es noch einmal ganz persönlich wird. Dass es nicht ein unpersönliches „wir“ ist – ich und ihr und alle – sondern „ihr“. „Ihr seid gemeint“, sagt Paulus.
„Ihr, die ihr, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, des Evangeliums eures Heils, nachdem ihr geglaubt habt, ihr seid versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung.“
Ihr wisst nicht genau, ob ihr dazugehört? Ihr seid Erben. Ihr habt den Heiligen Geist bekommen als ein Siegel, dass ihr zu Gott gehört, dass ihr seine Leute seid, dass ihr seine Söhne seid.
Und dieses „ihr“ klingt irgendwie nach, selbst wenn Paulus in Vers 14 wieder zum „wir“ übergeht, weil er sich ja nicht so gerne ausnehmen möchte.
„Der Heilige Geist ist das Unterpfand unseres Erbes zur Erlösung des erworbenen Besitzes zum Preis seiner Herrlichkeit.“ Ihr erbt, ihr habt einen Unterpfand, ihr habt ein Siegel.
Er sagt ihnen, dass ihr, ihr habt dieses ewige Erbe sicher. Zum Preis seiner Herrlichkeit werdet ihr im Himmel seine Söhne und seine Mitbesitzer sein. Und ihr habt es sicher. Ihr habt den Heiligen Geist bekommen als ein Siegel, das niemand brechen kann, als ein Pfand, das euch niemand wegnehmen kann und das niemand entwerten kann.
Ihr habt den Heiligen Geist, oder? Als Pfand. Ihr wisst, wie es ist, wenn jemand einen Pfand bekommt, oder? Ihr könnt mit dem Pfand hingehen und sagen: „Hier ist das Pfand, ich möchte es haben, für was das Pfand gegeben ist.“ Wenn es mir nicht gibt, behalte ich das Pfand.
Abstruser Gedanke: Wenn du mich nicht in deinen Himmel lässt und mir mein Erbe gibst, behalte ich deinen Heiligen Geist. Glaubst du wirklich, der Heilige Geist geht mit in die Hölle oder was?
Paulus spricht hier von Heilssicherheit und von Heilgewissheit. Er sagt, ihr habt es sicher. Gott hat euch seinen Heiligen Geist als Pfand gegeben. Den will er zurück, okay, da könnt ihr sicher sein. Den schreibt er nicht ab.
Wir werden zum Preis seiner Herrlichkeit sein. In Ewigkeit werden Menschen und andere Wesen uns anschauen und werden Gott bewundern.
Abschluss und Ausblick
Ja, was soll ich sagen? Ich weiß, dass ich diesem Text nicht gerecht werde. Wir sind gesegnet mit jeder geistlichen Segnung. Wir sind Söhne und Mitbesitzer von himmlischen und irdischen Dingen. Eines Tages werden wir unser Erbe antreten.
Paulus betet darum, dass uns diese Dinge bewusst werden. In Vers 18 bittet er darum, dass wir diese Verse verstehen, weil er überzeugt ist, dass unser Leben sich verändern würde, wenn wir Vers 3 bis 14 wirklich begreifen würden. Wenn uns das vor Augen stünde und für uns real wäre. Er betet zu Gott: Erleuchte die Augen ihres Herzens, damit sie das verstehen, was ich ihnen gerade geschrieben habe.
Wisst ihr, Rettung ist so viel mehr als nur Rettung vor der Hölle – so viel mehr. Ist das alles zu hoch für dich? Ich bin überzeugt davon. Darum gab es vor einer Woche diese Stunde, in der die Epheser ganz normale Christen waren. Es waren keine hypergeistlichen Empfänger, denen Paulus etwas schreiben konnte, das sie verstehen, und das wir niemals verstehen werden, weil sie drei Klassen über uns stehen und in einer anderen geistlichen Liga spielen.
Es waren Christen ohne große Vorbilder, eher ein bisschen unsicher. Ich bin überzeugt, dass Paulus das, was er den Ephesern gesagt hat, heute mir und dir sagen will. Wenn das jetzt zu viele schwere Gedanken sind, dann lies den Text noch ein paar Mal. Aber wenn du irgendwann nicht mehr weißt, wo der rote Faden war, dann höre dir den Vortrag noch zweimal an und mach dir mehr Notizen als heute Abend. Das kann dir helfen, die Dinge zu strukturieren und zu merken.
Denn ich möchte dir eines sagen: Ich bin überzeugt davon, dass diese Botschaft wichtig ist.
Vielleicht hast du noch eine Frage, oder? Ja, die eine Frage ist: All das mit dem Himmel und dem Erbe und all dem ist schwer zu verstehen. Und es ist schwer, sich das wirklich vorzustellen, dass das real wäre. Das ist eine Frage.
Die andere Frage ist Vers 4: Wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und untadelig vor ihm seien. Das ist nicht schwer zu verstehen, aber schwer zu leben, oder? Paulus, ich bin nicht so. Es ist schön, dass ich dazu ausgewählt bin, aber ich bin nicht so.
Und wisst ihr was? Paulus hat eine Antwort auf diese Frage. Und das ist das Thema in zwei Wochen.