Eröffnung und Einstimmung auf den Karfreitag
Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
So sehr hat Gott diese Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern ewiges Leben haben.
Wir wollen nun miteinander vom Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“ die Verse 1, 3, 4 und 6 singen.
Anschließend wollen wir beten:
Herr Jesus Christus, du bist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegträgt. Oft empfinden wir das ganz anders, viel harmloser, und sind weniger erschrocken über den großen Schaden unseres Lebens und die tiefe Not, in der unsere Welt gebunden ist.
Darum gib uns heute einen Blick durch dein Leiden, damit wir erkennen, was uns von dir trennt, was in unserem Leben an Schuld, Versäumnis und üblen Taten aufgehäuft ist. Lass uns deine Vergebung empfangen, damit wir von dir befreit werden und du uns heilen kannst – bis hinein in die Tiefen unseres Herzens, unserer Seele und unseres Gemütes.
So lass diesen Karfreitag heute für uns alle zum Anfang eines neuen Lebens werden. Lass uns deine Hand ergreifen und uns von dir beschenken lassen.
Wir wollen nun jeder für sich in der Stille dir all das bringen, was uns Not macht.
Herr, lass deine Todespein an uns nicht vergeben sein! Amen!
Sieg da! Für mich! Dieses Herz vergießet sich, hier schwör ich zu der Kreuzestrand, als Streiter und als Untertan.
Betrachtung des Leidens Jesu am Kreuz
Ich möchte in dieser Stille einen Abschnitt aus einer Predigt von Ludwig Hofacker vorlesen. Unsere Kirche ist nach ihm benannt. Vor etwa einhundertsechzig Jahren hat er hier in Stuttgart in der Leonhardskirche für kurze Zeit gepredigt und später in Rielingshausen bei Bagnang, bis Gott ihn heimgerufen hat.
Sein Freund Albert Knapp hat nach dieser Karfreitagspredigt das Lied gedichtet, das wir nachher singen wollen. Eines wünsche ich mir vor allem anderen:
Tritt näher, betrachte und beschaue ihn recht – den Mann der Liebe und der Schmerzen. Beschaue ihn von Kopf bis Fuß! Sieh, hier hängt er mit ausgespannten Armen zwischen Himmel und Erde. Sie haben große Nägel genommen und ihn damit an Händen und Füßen an das Kreuzholz angenagelt.
Aus diesen Nägelwunden fließt sein Blut über seinen heiligen Leib hinunter und fällt in großen Tropfen auf die Erde. Er aber hängt da, blass und entstellt. Sein Haupt ist mit einer Dornenkrone gekrönt. Sein Angesicht ist mit Blut überdeckt, seine Wangen sind aufgeschwollen von den vielen Backenstreichen. Sein Rücken ist zerfleischt von den Geißelhieben. Sein ganzer Leib ist matt bis zum Tode.
So hängt er da. Er ist ausgeschüttet wie Wasser, alle seine Gebeine haben sich zertrennt. Sein Herz ist in seinem Leib wie zerschmolzenes Wachs. Seine Kräfte sind vertrocknet wie ein Scherben. Seine Zunge klebt an seinem Gaumen. Er ist gelegt in des Todes Staub.
So hängt er da, der Herr der Ehren, am Schandpfahl, nackt in der alleräußersten Verachtung. Ein Spott der Leute, eine Verachtung des Volks, sechs Stunden lang, bis er sein Haupt in den Tod neigt. Oh, betrachtet ihn doch recht! Unseren allertreusten Jesus, wie er am Kreuz hängt.
Können wir etwas Bejammernswürdigeres sehen? Können wir etwas sehen, das uns mehr zur Buße reizt als den großen, den starken, den allmächtigen, den lebendigen Jesus, wie er so unter den heftigsten Qualen als ein geschändeter Missetäter, als ein Verfluchter am Holz des Fluches dahinstirbt?
Lied und Schriftlesung als Ausdruck der Karfreitagsbotschaft
Wir wollen nun dieses Lied singen, das uns Albert Knapp geschenkt hat. Der Chor wird vom Lied 421 den ersten und den dritten Vers singen. Dazwischen singen wir den zweiten Vers und anschließend den vierten Vers, ebenfalls aus Lied 421.
Ich wünsche mir vor allem andern eine Speise früh und spät. Sieg es dem Tränental, sich wandern, wenn dies eine mit uns geht und geht!
Wir lesen aus dem 53. Kapitel des Buches Jesaja die Verse 4 und 5. In den ausgelegten Bibeln ist es im Alten Testament auf Seite 693 zu finden.
 Jesaja 53,4-5:
Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.
Jetzt befestige dieses Wort bei uns, damit wir es glauben können. Amen.
Abschluss der Predigtreihe und Gottes Mut machende Zusagen
Liebe Brüder und Schwestern, wir wollen heute unsere Predigtreihe abschließen, die wir über mehrere Sonntage hinweg mit Kernworten aus dem Jesajabuch gehalten haben. Die Überschrift lautete: So macht Gott Mut!
Gott macht ganz anders Mut, als liebe Menschen es in unserer Nähe tun. Wie oft haben wir schon erlebt, dass uns jemand auf die Schultern klopft und sagt: „Kopf hoch, du wirst das schon schaffen!“ So gut gemeint das auch ist, kann es sehr tückisch sein. Wenn man müde, verzagt und schwach ist, pusht man die Betroffenen damit oft noch einmal auf – und dann lässt man sie erneut ins Messer rennen. Der Zusammenbruch und die Resignation werden dadurch nur schlimmer. Denn oft ist einfach keine Kraft mehr da. Wir sagen dann: „Probier es doch noch mal!“ Gott aber macht ganz anders Mut.
Wir erinnern uns noch an den Anfang unserer Reihe: Gott lässt uns aufblicken zur Weite des Sternenhimmels. Sieh die Größe der Schöpfung, des Kosmos! Gott ist kräftig. Die, die auf den Herrn harren, bekommen neue Kraft. Nicht auf dich selbst trauen, nicht dir mehr zutrauen, sondern auf ihn schauen!
Dann hatten wir das unvergleichliche Bild der Mutterliebe. So macht Gott Mut: Wenn schon irdische Mütter, die ja auch ihre Macken haben, ihre Kinder mit einer solchen Liebe versorgen – wie viel mehr wird der Vater im Himmel dich versorgen!
Oder am letzten Sonntag: Wenn alles bricht und fällt, fällt der Bund des Friedens nicht hin.
Doch inmitten all dieser großen Worte im Jesajabuch steht ein Abschnitt, den Sie alle kennen. Dort wird davon gesprochen, dass ein Opfer ausersehen ist, auf den die ganze Last der Welt gelegt wird. Stellen Sie sich das noch einmal vor: Jahrhunderte vor dem Kommen Jesu hat der Prophet Jesaja dies verkündet.
Die Menschen konnten ihn nicht verstehen. Er war sich auch aus einem anderen Grund bewusst, dass das niemand aufnehmen kann. Er sagt nämlich: Das, was ich euch verkünde, ist gar nichts Begeisterndes, Mitreißendes oder Schönes, was in der Welt Eindruck macht. Damit kann man nicht imponieren. Es sieht ganz armselig aus. Jesaja sieht nur – und kann nur wiedergeben, was ihm Gott zeigt – einen zerschlagenen Menschen.
Doch spüren Sie: In diesem zerschlagenen Menschen ist der ganze Trost Gottes zusammengefasst. Dort wird er uns am dichtesten zugesprochen.
Begegnung des äthiopischen Ministers mit dem Evangelium
Es war dann einige Jahrhunderte später, als in Jerusalem ein Gast war, ein Pilger aus äthiopischen Landen. Es handelte sich um den Minister der Königin Kandake. Er saß auf seinem Wagen und hatte sich im Basar von Jerusalem eine Schriftrolle gekauft. Nun fuhr er die Wüstenstraße entlang, in der Nähe von Gaza, bei großer Hitze.
Da lief auf der Straße der Diakon Philippus neben dem Wagen her. Philippus war ein guter Seelsorger. Deshalb hatte er auch den Mut, den fremden, ehrwürdigen Mann direkt anzusprechen und zu fragen: „Verstehst du auch, was du liest?“ Wenn man im Bahnabteil einen schicken Herrn so anspricht und fragt: „Verstehen Sie auch, was Sie lesen?“, wird man meist einen giftigen Blick ernten und dann den Mund halten.
Doch Philippus wusste, was in diesem Mann vor sich ging. Der Minister war ganz verzweifelt und sagte: „Ich komme nicht mit. Was meint eigentlich Jesaja? Von wem spricht er denn so?“ Er hatte immerhin schon verstanden, dass Jesaja als Prophet Jahrhunderte vor ihm gelebt hatte. Aber was sollte das alles für ihn bedeuten?
Da setzte sich Philippus neben den Minister und erklärte ihm in knappen Zügen den Leidensweg Jesu. Er erklärte, dass dies in Jesus erfüllt sei. Jesus sei das Lamm Gottes, das der Welt die Sünde wegträgt.
Dann geschah das Entscheidende: Der Minister sagte: „Ja, aber...“ Als sie an einem Bachbett vorbeikamen, in dem noch ein wenig Wasser stand, fragte er: „Was hindert mich daran, mich taufen zu lassen? Ich möchte diesem Jesus gehören!“
Bevor er zurückkehrte in sein fernes afrikanisches Land, wollte er sein Leben an diesem Glauben festmachen. Er sagte: „Ich gehöre diesem Mann der Schmerzen. Ich will sein Eigentum sein.“
Ich wünsche mir, dass Sie heute, während Sie diesen Abschnitt hören, auch für sich ganz festmachen: Ich will Jesus gehören, dem Mann der Schmerzen.
Drei Entdeckungen am Kreuz Jesu
Ich möchte Ihnen zu diesem Wort drei Dinge zeigen, die wir am Kreuz Jesu entdecken können.
Zuerst: Das Kreuz Jesu macht uns Mut.
Das Kreuz Jesu macht uns Mut
Wenn ich so etwas ausspreche, bin ich mir bewusst, dass dies zunächst ein ärgerliches Wort sein kann. Gestern Abend, als wir wieder diese realistischen Filmbilder sahen, hat uns das nicht ermutigt, sondern entsetzt. Ist das der Mensch? Ist das unsere Welt?
Wenn wir jetzt hinausblicken und die schöne Frühlingssonne beobachten, möchten wir immer wieder sagen: Die Welt sieht doch ganz anders aus! Mensch, lass doch einmal deine Leidensgeschichte beiseite, geh doch weg! Freue dich doch am Schönen in der Welt! Geh in die Kunstgalerie, sieh dir an, was Ermutigendes dort zu finden ist. Freue dich an den Errungenschaften unserer Welt, die wir im zwanzigsten Jahrhundert geleistet haben. Es gibt doch Positives, an dem man sich festhalten kann. Freue dich an dem Schönen, wie die Blüten aufbrechen, an der Kraft der Natur.
Durch unsere moderne Nachrichtentechnik wird ja in jedes Wohnzimmer direkt auch so viel Leid und Elend transportiert. Aber das müssen Sie unterscheiden: Das, was wir immer wieder in diesen Bildern sehen, sind immer nur Einzelschicksale. Darin unterscheidet es sich völlig vom Kreuz Jesu.
Wenn Sie zum Beispiel sehen, wie eine englische Polizistin auf einer Straße in der Innenstadt Londons sich wälzt und mit dem Tode ringt, ist das ein Einzelschicksal – so bitter es auch ist. Wenn Sie erleben, wie ein Guerillakämpfer in Nicaragua schwer verletzt in einen Hubschrauber verladen wird oder im Libanon jemand auf den Abtransport wartet, oder wenn Sie sehen, wie bei einem Verkehrsunfall jemand ums Leben kam – so schwer es auch ist, sind das Einzelschicksale dieser Welt.
Diese Einzelschicksale dienen immer dazu, uns umso mehr Hoffnung zu machen: Das werden wir doch auch noch bald unter unsere Füße kriegen, diese paar Pannen unserer Welt. Die müssen wir doch beseitigen! Wir müssen doch eine Welt schaffen, in der das alles nicht mehr vorkommt – eine neue Welt, eine schöne Welt.
Wenn Sie so wollen, zerstört das Kreuz Jesu alle unsere Illusionen und erschüttert uns. Wenn Illusionen geraubt werden, macht das nicht mutlos, sondern nur nüchtern.
Das Kreuz Jesu steht gegen all die großen Ideologien und Religionen unserer Welt. Es gibt so viele Träume in unseren Köpfen, in denen wir sehnen und hoffen: Wenn ich nur meinen ganzen Willen zusammennehme und nach dem Großen und Edlen strebe, dann kann ich mein Leben grundsätzlich verändern und das Schöne schaffen. Du musst nur wollen, und du kannst dich emporschwingen über die Niedrigkeiten dieser Welt.
Das Kreuz steht gegen unsere Träume.
Das, was hier sichtbar wird, ist gut, dass Jesaja das deutlich sagt: "Er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen." (Jesaja 53,4) Jesus hat unserer Welt gerne den ganzen Flitterglanz weggezogen und sprach von dem, was dort unter der Decke liegt – von großen Nöten.
Es hat ihn wie magnetisch zu den Leidenden hingezogen. Er wollte seine Hand auf die eiternden Wunden der Aussätzigen legen. Er wollte dort sein, wo die Blinden dahinvegetieren. Er ging in die Häuser der Verzweifelten.
Und wir wollen immer wieder sagen: So schlimm ist doch unsere Welt nicht.
Erinnern Sie sich noch, wie wir im letzten Jahr einige von Ihnen dabei waren, als wir unten im Schlossgarten eine kurze Predigt hielten? Ich fing so an, die Leute ein wenig abzuholen, sprach von den Blüten, von der schönen Welt und von der Natur. Dann baute sich vor mir so ein heimatloser Mann auf.
Ich dachte: Was passiert jetzt? Er schlägt sich in Grund und Boden? Aber dann sagte er nur: "Von was reden Sie? Warum reden Sie nicht vom Leid der Welt, vom Unrecht, das geschieht?"
Und ich konnte nur sagen: Mann, Sie treffen den Nagel auf den Kopf! Die Bibel redet doch nicht vom Sonnenschein und von der Blüte, sondern von einer leidenden Welt, die gebunden ist in Not und Schmerzen.
Vielleicht meinen wir auch immer wieder, das sei bei uns, wenn uns so etwas Schweres heimsucht, auch nur ein Ausnahmefall, etwas besonders Schweres. Wenn wir krank sind, wenn wir leiden müssen.
Es ist das Wesen dieser Welt, das Jesus ans Licht gebracht hat. Fürwahr: "Er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen." (Jesaja 53,4)
Warum ist das ermutigend?
Das Leiden Jesu unterscheidet sich grundsätzlich von unseren Leiden, die wir haben. Diese Leiden, die diese Welt prägen, werden solange bestehen, wie sie steht. Sie sind Zeichen der Gottesferne, der Trennung von Gott.
Wir haben den Paradieszustand verloren. Alle Dinge sind nicht mehr so, wie Gott sie geschaffen hat. Unser Leben ist krank, vom Tod bedroht. Das ist der Fluch, der über dieser Welt liegt.
Aber Jesus hat für uns am Kreuz eines durchlitten, was wir nicht mehr durchleiden müssen: dass das alles Gericht Gottes ist, Strafgericht Gottes.
Darum war dieses Leiden von Jesus auch so schwer. Darum hat er so lange gerungen im Garten Gethsemane. Darum hat er das ausgesprochen, was es heißt, von Gott getrennt zu sein.
Da hat Jesus die schlimmste Not gesehen – noch schlimmer als die Schmerzen: von Gott getrennt zu sein und seinen Frieden nicht mehr zu haben.
Darum ist es so wichtig, dass Sie in Ihren Leiden und Schmerzen die Nähe Jesu haben.
Wenn Sie die mutmachende Kraft des Kreuzes Jesu verstehen, können Sie zurückgehen und sagen: Ich will das alles ganz willig tragen.
In einem Passionslied heißt es: "Ich werde dir zu Ehren alles wagen, kein Kreuz nicht achten, keine Schmach und Plagen, nichts von Verfolgung, nichts von Todesschmerzen nehmen zu Herzen."
Ich kann auch jetzt noch die Missstände meines Lebens und das, was Leiden in dieser Zeit noch ist und was ich zu durchleiden und zu durchschreiten habe, fröhlich annehmen. Es kann mich doch von Gott nicht mehr trennen.
Seitdem Jesus für mich gestorben ist, weiß ich mich geborgen.
Und da macht Jesus Mut, dass wir unser Kreuz auf uns nehmen und ihm nachfolgen.
Das ist das Erste, was ich Ihnen zeigen wollte: Das Kreuz macht Mut, aber das Kreuz heilt auch.
Das Kreuz heilt auch
Ja, wenn wir heute Morgen das Wort Gottes, das Evangelium, auslegen, dann wird immer wieder von einigen Punkten unseres Lebens gesprochen, die wir gerne verdrängen möchten. Manche sagen ärgerlich: „Du, da wird doch immer wieder von Jesus an ein paar Stellen erinnert. Da wird dem Menschen doch immer wieder das Alte ins Bewusstsein gerufen. Das ist doch gar nicht nötig, deck doch mal das zu!“
Unser Leben kann weder äußerlich noch innerlich heilen, wenn diese schlimmen Wunden nicht geheilt sind. Heute wird viel von den Umweltschäden der Natur gesprochen. Dabei wird uns immer wieder gezeigt, wie diese Schäden nicht mehr abgebaut werden können. Die Giftstoffe, die in der Natur sind, werden einfach weitergetragen und reichern sich immer mehr an.
Das ist die unheilvolle Geschichte der Sünde, der Trennung von Gott. All das, was daraus entstanden ist, hat unsere Welt vergiftet – auch unser eigenes Leben. Da kann ich mir die schönsten Pläne machen, immer wieder zusammenrechnen und sagen: Ich will mein Leben neu gestalten.
Schauen Sie doch einmal, wie viele Menschen schon beschlossen haben – Eheleute, die sagen: „Wir wollen unser Verhältnis neu gründen.“ Eltern sagen zu den Kindern: „Lasst uns doch neu beginnen.“ Sie sind tief bewegt und sagen: „Es kann doch bei uns nicht mehr so weitergehen mit dem Streit und der Spannung in unserer Familie.“ Und dann fangen sie wieder an, und das Gift sitzt in uns drin und zieht uns wieder hinein.
Einem Schwerkranken können Sie doch nicht sagen: „Steh auf und geh!“ Er kann doch gar nicht, er verfügt nicht über die Kraft. Darum hat Jesus am Kreuz unsere Sünde getragen. Sie werden in Ihrem Leben die heilenden Kräfte des Evangeliums nicht empfinden können, wenn Sie Ihre Sünde nicht auch dort niedergelegt haben. Denn er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen.
Missetat meint die Übertretung seines heiligen Willens, seines Gebots, seiner guten Ordnung. Sünde heißt, ich habe mich ganz bewusst von Gott weggerissen. Es ist schlimm, dass wir alle, solange wir leben, unter diesem alten Gift leiden. Das ist auch immer wieder die Wurzel unseres Zweifels, unseres Unglaubens, unseres Kleinmuts. Darum werden wir keine fröhlichen Christen, solange das Gift noch da ist.
Jetzt dürfen wir alles auf Jesus legen: Die Strafe liegt auf ihm. Manche sagen: „Das ist doch eine altertümliche Vorstellung.“ Sagen Sie, was ist denn altertümlich? Haben Sie ein Rechtsverständnis, dass böse Taten gesühnt werden müssen? Das Schlimme, was geschehen ist – da kann man doch nicht einfach zur Tagesordnung übergehen! Wo käme denn unsere Rechtsordnung hin, wenn das Schlimme einfach geschehen darf und niemand zur Verantwortung gezogen wird?
„Gott sucht die Missetat heim und zieht die Sünde ans Licht, und er macht es uns deutlich am Opfer Jesu.“ Legen Sie alle Ihre Missetat jetzt dort am Kreuz ab! Die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden haben.
Wenn in Ihrem Leben dieses alte Gift nicht von Gott ausgelöst wird, durch das Blut Jesu, werden Sie nicht frei werden. An dieser Stelle hätte ich Ihnen gerne Geschichten erzählt aus unserer Zeit, wie Menschen das erleben. Es gehört zum Unvergleichlichen, auch in meinem Dienst, wenn ich zu Menschen komme, die oft viele Jahre ihres Lebens nie an Gott dachten und dann plötzlich verstehen, was das heißt.
Vielleicht sind sie ganz am Ende mit ihrer Kraft und ihren Möglichkeiten. Vielleicht stehen sie am Rande ihres Lebens, vor dem nahen Tod, wo sich so viele noch einmal aufbäumen und sagen: „Ach was, der Tod ist doch nur ein Schlaf, und es ist alles nicht so schlimm.“ Doch da spüren sie, was es heißt, mit unvergebener Schuld ins Gericht Gottes zu gehen. Können sie das?
Die Strafe liegt auf ihm. Legen Sie doch diese Last über Ihr Leben – die Vergebung Jesu, über alle Missetaten, über alle Versäumnisse. Dann kann Ihre Ehe neu beginnen. Ihr Leben kann die heilenden Kräfte Jesu empfangen. Ihr Leben kann umgestaltet werden, weil Gott uns verändern und neu machen will.
Noch ein Drittes: Das Kreuz schenkt Frieden.
Das Kreuz schenkt Frieden
Das Kreuz Jesu macht Mut, das Kreuz Jesu heilt, das Kreuz Jesu schenkt Frieden. Ja, die Bibel spricht viel vom Frieden. Dennoch tun wir gut daran, ganz genau hinzusehen, wenn heute Worte so schnell übernommen werden und man meint, damit schon die ganze Aussage des Evangeliums abgedeckt zu haben.
Darum will ich es noch einmal klar sagen: Wir freuen uns, wenn es uns gelingen könnte, die Waffen auf dieser Welt zu beseitigen. Dagegen sind wir nie. Von uns hat heute keiner eine Waffe in der Hand, und wir brauchen keine Waffen. Wir wollen keine Waffen verteidigen. Aber die Bibel meint doch etwas anderes, wenn sie vom Frieden spricht.
Selbst wenn es der Welt gelingen sollte, zu einem Welteinheitsreich zu gelangen – die Bibel spricht viel davon – wird es kein Reich des Friedens sein. Nicht des Friedens Gottes.
Ich will Ihnen kurz einmal zeigen, was die Bibel mit Frieden meint, am Beispiel, das Jesus erzählt hat: Ein junger Mann wollte Frieden haben, endlich frei sein von seinem Vater, der ihn immer wieder kritisierte und ihm dreinredete. Dann reist er von zuhause aus. Er klärt es mit dem Vater, denn er braucht ja noch den Geldbeutel, schließlich auch das Scheckbuch. Dann zieht er in die Ferne.
Dort, als er bei den Säuen sitzt, hat er keinen Menschen, mit dem er Streit hat. Also durch Frieden? Nein, er ist friedelos. Der Unfrieden sitzt in uns – das ist die biblische Botschaft. Und der verlorene Sohn findet den Frieden erst, wenn er heimkommt zum Vater. Dort, wo er ihm in die Arme sinkt und die Vergebung erlebt, die der Vater ihm schenkt: Frieden.
Das müssen Sie dick unterstreichen in Ihren Bibeln: Wir leben in einer Welt, in der sehr oft die dunklen Mächte los sind, in der Grauenhaftes geschieht. Ich habe es Ihnen schon gestern erzählt, wie es mich bewegt hat, dass am letzten Sonntag noch jemand die Kassette mitgenommen hat: „Lass fallen, was fallen muss, es bleibt nur der feste Grund der Gnade Gottes.“ Zwei Tage später hat Gott ihn schon heimgerufen in seinen Frieden.
So ist das mitten aus unserem Gottesdienst heraus, dass wir erkennen, was Grund hat, was bleibt, was beständig ist. Wir stehen doch in einer vergehenden Welt, und unter unseren Füßen wackelt alles. Aber Jesus, der Gekreuzigte, möchte uns zu Menschen machen, die den Frieden Gottes schmecken und fühlen und fröhlich durch diese Welt gehen.
Das ist heute kein Trauertag, sondern ein Freudentag, weil wir am Kreuz Jesu gefestigt werden in unserem Glauben. Und dann wollen wir all die Lieder singen. Wissen Sie, was zum Karfreitag passt? Dass Jesus siegt, das bleibt ewig ausgemacht. Sein wird die ganze Welt, denn alles ist nach seines Todes Nacht in seine Hand gestellt, nachdem er am Kreuz gerungen hat.
Davon reden wir jetzt: Er hat sich zum Thron aufgeschwungen. Ja, Jesus siegt! Auch wenn morgen Katastrophen über uns hereinbrechen sollten, wenn Unglücksnachrichten uns erreichen. Wenn ich die Hand des Gekreuzigten fasse und ihm gehöre – so wie es dieser Minister aus Äthiopien tat: „Ich will ihm gehören“ –, dann habe ich seinen Frieden.
Darum verstehen Sie, warum Christen dieses Kreuzesbild als Siegeszeichen erwählt haben – gegen alle Schmerzen, gegen alle Leiden. Sie richten das Kreuz auf, stellen es sogar noch über die Gräber als ein Zeichen: Er siegt. Und wenn er für mich ist, dieser Jesus, dann kann nichts mehr gegen mich sein.
So macht Gott Mut: Du brauchst keine Angst haben vor dem, was dich morgen bedrücken kann. Du brauchst dich nicht sorgen vor dem, was kommen kann. Freu dich! Und dieses Kreuz lässt mich ruhen – auch das ist der Frieden.
Im Zeichen des Christentums wird so viel Aktion gefordert: Leistung, Opfer, „Geht hin, tu das, mach jenes, du musst dich mehr mühen.“ Ich darf Ihnen heute Frieden verkünden. Sie dürfen sich heute einfach bloß freuen. Alles hat er mir erlassen, alles – kaum kann ich es fassen. Alle meine Schuld und Sünde trug er dort für mich auf Golgatha.
Ich bin angenommen als sein Kind, ich gehöre ihm, seine Hand hält mich. Aber was ist dann mit dem Tun? Wenn die heilenden Kräfte Jesu in unserem Leben Platz greifen, wird auch vom Tun so viel sichtbar werden – aus Dankbarkeit und Freude.
Den Frieden schenkt er uns heute durch sein Kreuz. Am Kreuz vorbei haben sie nichts, ohne dieses Kreuz Jesu haben sie nichts. Er will Ihnen seinen Frieden schenken.
Wirch Frieden! Amen!
Abschlussgebet und Hinweise zum weiteren Verlauf
Und singen wir noch das Lied „Ach mein Herr Jesu, wenn ich dich nicht hätte“. Wir singen alle vier Verse.
Wir wollen beten: Herr Jesus Christus, wir möchten immer noch mehr verstehen von deinem schweren und bitteren Leiden. Denn oft haben wir eine falsche Sicht auf diese vergehende Welt. Wir lassen uns blenden von manchem äußeren Glanz. Zudem sehen wir uns selbst ganz anders, weil wir immer wieder im Stolz eingenommen sind über positive Zeichen, die wir an uns entdecken. Dabei erkennen wir nicht den Schaden und das Gift, das tief in uns drinsteckt.
Darum lass uns heilen und genesen, damit wir durch dich die ewige Welt Gottes schon heute erreichen können. Öffne uns die Tore des Paradieses und lass dich in uns sterblichen Menschen heute schon wirken. Ja, lass dein Reich Gottes auch bei uns und mitten in unserer Welt aufgerichtet werden.
Erneuere uns vollkommen! Wir sprechen es offen vor dir aus: Es sind unsere Missetaten und unsere Sünden, die dich dorthin geführt haben und die das nötig gemacht haben. Vielen Dank, Herr, dass du uns volle Vergebung schenken willst für all das Versäumte und das Unrecht unseres Lebens, das wir jetzt vor dir bekennen dürfen.
Du machst uns ganz frei, sodass jeder jetzt deine Gnade annehmen darf und sich darin geborgen wissen kann. Keine dunkle Macht der Hölle kann mehr in unserem Leben wirken, weil wir dir gehören und weil dein Sieg auch in unserem Leben wirksam werden will.
Wir wollen dich auch bitten für diese Welt, für die Menschen um uns herum. Lass sie dein rettendes Evangelium erfahren und erkennen, dass dein Kreuz ihnen nicht länger eine Torheit bleibt. Lass sie nicht ins Verderben rennen, sondern erkennen, dass du ihnen Heil schenken willst – auch in der Heillosigkeit der Welt.
Wir bitten auch für all die Menschen, die im Unfrieden leben und angefochten sind. Lass sie deinen Frieden Gottes erfahren, der höher ist als alle Vernunft. Mögen sie darin geborgen und getröstet sein.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Sie können noch stehenbleiben. Wir haben nur noch bekannt zu geben, was wir hier in der Bibel verstanden haben.
Am Wochenende nach Ostersamstag und Ostersonntag findet die Konferenz von Licht im Osten in Korntal statt. Dort liegen hinten auch die Programme und die Blätter „Dein Reich komme“ aus. Dazu möchte ich Sie einladen. Es gibt viele Berichte über die evangelischen Gemeinden in der Sowjetunion.
Heute Nachmittag läuft im Fernsehen ein Jesusfilm. Es ist ein missionarischer Film von der Studentenmissionsarbeit Campus für Christus. Dieser Jesusfilm wird in vielen Teilen der Welt von Gemeinden sehr genutzt, anders als unser Genesis-Bibelfilm. Mir ist es wichtig, dass Sie vielleicht andere Menschen darauf aufmerksam machen.
Schon manche sind durch diesen Jesusfilm zum Glauben gekommen. Wenn Sie ein Videogerät haben, können Sie ihn auch aufzeichnen. Es ist eine gute Gelegenheit, suchenden Menschen diesen Film zu geben, die gerade über dieses Medium erreicht werden können. Vielleicht ist das auch ein Anlass, dem Fernsehen zu danken, einen Brief zu schreiben und zu ermutigen. Es wird sicher auch dort interessieren, ob Sie solche Sendungen öfter sehen möchten.
Ich möchte Sie darauf hinweisen: Heute Nachmittag im dritten Programm um 16 Uhr läuft der Film, die Dauer beträgt anderthalb Stunden.
Das Opfer heute ist von unserer Kirchenleitung für den kirchlich-diakonischen Wiederaufbau in der DDR bestimmt, vor allem für den Johanneshof in Quittelsdorf bei Bad Blankenburg. Dort leben 66 geistig Behinderte, acht in einem Zimmer.
Sie wissen, dass die Diakonie in der DDR in einer ganz anderen Lage ist. Bei uns gibt es große Zuschüsse von den Versicherungsträgern, dort ist die christliche Diakonie in einer Notlage. Darum ist das Opfer heute am Karfreitag für diese Arbeit dort bestimmt.
Nun wollen wir um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns!
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig!
Herr, erhebe dein Angesicht über uns und gib uns deinen Frieden!
