Herzlich willkommen zu unserer heutigen Einheit „Nachfolge um jeden Preis“. Dieses Thema hat Menschen schon immer bewegt, besonders einen jungen Mann aus der Bibel. Zunächst lese ich uns die Bibelstelle für diese Einheit vor:
Ein junger Mann kam mit der Frage zu Jesus: „Herr, was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu bekommen?“
Jesus erwiderte: „Was meinst du denn mit gut? Es gibt nur einen, der gut ist, und das ist Gott. Du kannst ewiges Leben bekommen, wenn du Gottes Gebote hältst.“
Der junge Mann fragte: „Welche Gebote denn?“
Jesus antwortete: „Du sollst nicht töten, du sollst nicht Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht schlecht über andere reden, achte deine Eltern und liebe deine Mitmenschen wie dich selbst.“
Der junge Mann sagte: „Daran habe ich mich immer gehalten. Was muss ich denn noch tun?“
Jesus antwortete: „Wenn du wirklich das ewige Leben haben willst, dann verkaufe, was du hast, und gib das Geld den Armen. Damit wirst du im Himmel einen Schatz erwerben, der dir nicht mehr verloren geht. Dann komm und folge mir nach.“
Als der junge Mann das hörte, ging er traurig weg, denn er war sehr reich.
Diese Geschichte findet sich in Markus 10,17-22.
Die Herausforderung der Nachfolge am Beispiel eines jungen Mannes
Das ist eine Jesusbegegnung ganz anderer Art – ohne Happy End, ohne gutes Ende. Wie ist das möglich?
Der junge Mann, der uns hier geschildert wird, hatte trotz seines Alters schon einiges erreicht. Er war reich und verfügte über ein ansehnliches Vermögen. Dennoch erkannte er, dass Besitz, Vermögen und Karriere nicht alles im Leben sind. Er hatte sich nicht in die Zeit verliebt, sondern vielmehr in die Frage nach dem Ewigen Leben.
„Was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu bekommen?“, fragte er Jesus. Er hatte bereits erkannt, dass weder das Erreichen der eigenen Seele noch irdischer Reichtum das Wichtigste im Leben sind. Vielmehr beschäftigte ihn die zentrale Frage des Menschen: Was kommt nach unserem Leben? Wie kann ich selig werden? Wie komme ich in den Himmel?
Getrieben von dieser Frage tritt er nun in ein Zwiegespräch mit Jesus ein. Jesu Antwort ist ganz anders, als wir oder er es vielleicht erwartet hätten. Zunächst stellt Jesus eine Gegenfrage: „Was fragst du mich nach dem, was gut ist? Gut ist nur einer.“
Mit seiner Gegenfrage verweist Jesus auf seinen himmlischen Vater und dessen Gebote als Maßstab für gutes Verhalten. Er will nicht eigenmächtig selbst den Maßstab für Gut und Böse setzen, sondern richtet sich nach dem Maßstab des Vaters.
Die Bedeutung der Gebote und der blinde Fleck des Reichtums
Deshalb nennt Jesus bei der Aufzählung der konkreten Gebote nur diejenigen, die sich vor allem auf unsere Mitmenschen beziehen.
Auf die Nachfrage des jungen Mannes, um welche Gebote es denn gehe, nennt Jesus einige der Zehn Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht stehlen, und kein falsches Zeugnis reden, Ehre Vater und Mutter sowie deinen Nächsten.
Es sind alles Gebote der sogenannten zweiten Tafel der Zehn Gebote, also die Gebote Nummer vier bis zehn. Diese handeln vom Verhalten des Menschen gegenüber seinen Nächsten, also seinen Mitmenschen, und nicht von den Geboten des Menschen gegenüber Gott.
Diese Gebote vier bis zehn münden schließlich im Doppelgebot der Liebe: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Dem jungen Mann damals und auch vielen Christen heute erscheint diese Antwort zu einfach. Das soll alles sein? Die Gebote halten – was braucht es noch? So fragt der junge Mann, er will es also genau wissen.
Deshalb geht Jesus einen Schritt weiter und zeigt ihm letztlich seinen „blinden Fleck“ auf. Er weist ihn quasi auf seinen blinkenden Fleck hin, indem er sagt: „Verkaufe alles, was du hast, gib es den Armen, so wirst du dir einen Schatz im Himmel erwerben, der dir nicht mehr verloren geht, und dann komm und folge mir nach.“
Hier geht es also nicht darum, dass aller Besitz schlecht wäre und man ihn den Armen abgeben müsste. Das wäre eine Fehlinterpretation der Aussage Jesu. Vielmehr deckt Jesus bei diesem jungen Mann dessen blinden Fleck auf. Er führt ihn zu einer Art Selbsterkenntnis – einer Selbsterkenntnis darüber, was letztlich handlungsweisend für das Leben dieses jungen Mannes ist, was sein Leben bestimmt und ausmacht.
Sein Reichtum hindert ihn letztlich daran, die Sache mit Jesus ganz zu machen. Sein Besitz macht ihn unfrei, das zu tun, was Jesus von ihm fordert.
Das Traurige an dieser Geschichte oder an dieser Begegnung mit Jesus ist die Tatsache, dass der junge Mann von Jesus weggeht, ihm also nicht nachfolgt, weil für ihn der Preis zu hoch war. Er tritt also nicht in seine Nachfolge ein, sondern entscheidet sich, einen anderen Weg zu gehen. Sein Reichtum war ihm wichtiger als das, was Jesus von ihm wollte.
Die Frage nach der eigenen Freiheit und Nachfolge
Und da kommen wir zur Frage, die auch uns beschäftigt: Wodurch bin ich unfrei? Was macht mich in meiner Entscheidung, Jesus nachzufolgen, unfrei? Welche Dinge hindern mich in meinem Leben daran, Jesus konsequent nachzufolgen – also das zu tun, was Jesus von mir möchte?
Nachfolge um jeden Preis – welchen Preis bin ich bereit zu zahlen?
In der heutigen Einheit hören wir einige Beispiele von Missionaren aus ihren Einsätzen und aus ihrem Leben. Sie berichten, was es konkret für sie bedeutet hat, einen Preis zu zahlen, um Jesus konsequent nachzufolgen.
Erfahrungsberichte aus dem Missionsdienst
Wir heißen Deborah und Ben Siedel. Wir haben drei Kinder: zwei Söhne und gerade eine frisch geborene Tochter. Jetzt sind wir wieder zurück in Deutschland. Zuvor haben wir im Tschad gearbeitet, in einem Straßenkinderprojekt mit ZayLive.
Ich freue mich über das Thema von heute, weil ich finde, dass es nicht immer einfach ist, jung unterwegs zu sein. Das gilt besonders auch in der Mission. Man muss manchmal bereit sein, dafür etwas zu bezahlen. Vielleicht können wir auch ein bisschen darüber sprechen, wie es uns damit ergangen ist.
Für mich persönlich muss ich sagen, dass ich meine Karriere aufgeben musste. Ich habe meinen Beruf nicht weiterverfolgt, sondern wir haben in der Mission gearbeitet, in einem Straßenkinderprojekt. Davor hatte ich ein Ingenieurstudium abgeschlossen und sogar eine Doktorarbeit gemacht. Das alles habe ich aufgegeben, um zwei Jahre Bibelschule zu machen und dann nach Afrika zu fliegen. Das war nicht einfach. Meine Kollegen konnten sich nicht vorstellen, warum ich so etwas machen würde. Das war eine wichtige Entscheidung für mein Leben.
Man hat natürlich einen anderen Lebensstandard, je nachdem, in welches Land man geht. Im Tschad hatten wir einen anderen Lebensstandard: kein warmes Wasser, kein trinkbares Wasser aus der Leitung, es war heiß, und auch die Lebensmittelversorgung war nicht so luxuriös wie hier. Abends auszugehen war auch nicht möglich, weil man aus Sicherheitsgründen zu Hause bleiben musste, besonders in der Hauptstadt, wo wir gearbeitet haben.
Man muss also den Lebensstandard, den man hier hat, aufgeben. Für mich persönlich war das kein großes Opfer. Natürlich ist die Arbeit dort ermüdender, wegen der Umstellungen und allem. Manchmal wünscht man sich natürlich auch mal Leckereien aus Deutschland, zum Beispiel Gänse. Das gehört dazu. Aber daran gewöhnt man sich, und umso mehr freut man sich, wenn man dann im Heimataufenthalt ist.
Für mich persönlich war es eher ein Verzicht auf Familie und Freunde. Man kann nicht so am Leben der Lieben teilhaben, wie wenn man in Deutschland vor Ort wäre. Das ist manchmal schwer, besonders wenn es Herausforderungen in der Familie oder im Freundeskreis gibt. Man möchte gerne da sein, aber die Distanz ist da. Das gehörte für mich zum Opfer dazu.
Wenn man zurückkommt, hat man manchmal den Eindruck, dass die Verbindung anders ist. Wir haben zwei, drei, vier Jahre dort gelebt, und sie in Europa. Das Leben hat sich verändert, sie haben weitergelebt, und wir auch. Die Beziehungen sind dadurch anders geworden.
Die Boa hat schon von Umstellung gesprochen. Ich glaube, es ist auch mühsam und schwierig. Wenn man in einer anderen Kultur lebt, muss man oft eine andere Sprache oder sogar mehrere Sprachen lernen. Die Temperaturen im Tschad waren sehr heiß, das war manchmal anstrengend. Die Tschader haben auch ein anderes Gefühl für Lautstärke. Man ist immer ein Ausländer, das sieht man von weitem.
Die Kultur kennenzulernen ist wie ein Baby am Anfang: man hat keine Ahnung vom Leben und muss alles lernen. Das ist mühsam. Aber Nachfolge hat immer seinen Preis, und das wird auch mehrmals von Jesus betont. Es hat seinen Preis.
Wie wir schon gesagt haben, war das für uns eine besondere Herausforderung. Aber es lohnt sich auch. Gott müsste uns eigentlich gar nicht belohnen, dass wir uns in seinen Dienst stellen. Es ist eher seine Gnade, dass er uns gebrauchen will, obwohl wir so viele Fehler haben.
Es lohnt sich einfach schon allein, weil Gott vor Ort das, was man gibt, vielfach zurückgibt. Wenn Familie und Freunde uns gefehlt haben, hat er uns dort vor Ort mit anderen Missionaren eine neue Familie geschenkt. Auch die Tschader, mit denen wir enger zusammengearbeitet haben, sind für uns zu Brüdern und Schwestern geworden. Ebenso die Straßenkinder. Das war auf andere Art und Weise ein Geschenk von Gott.
Der größte Lohn ist aber unser Ziel, warum wir im Land sind: Menschen für Gott zu gewinnen. Das ist der größte Lohn. Gott gibt nicht nur den Lohn für die Ewigkeit, wenn ein Mensch von Gott berührt wird und für die Ewigkeit gerettet ist, sondern schenkt uns auch schon auf Erden viele Überraschungen, die wir vielleicht nicht erwartet hätten.
Nachfolge hat einen Preis, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Ich glaube, wenn man in die Mission geht, egal ob kurz oder lang, kommt es auch auf die Einstellung an. Gehst du, weil du Lust hast, etwas anderes zu entdecken und Abenteuer erleben willst? Oder weil du einfach raus aus deinem Elternhaus willst, vielleicht um Ruhe zu haben und etwas anderes zu sehen? Oder bist du wirklich bereit, zu dienen und an dem Platz, wo Gott dich gestellt hat, ihm und den Menschen zu dienen?
Das Geniale ist, dass man in so einer Beziehung zu Gott andere Erfahrungen macht. Es ist ein Ausnahmezustand, eine andere Welt, in der man arbeitet. Die Beziehung zu Gott lebt man auf einer anderen Ebene.
Wir haben gerade in unserem Projekt mit den Straßenkindern sehr gemerkt, wie abhängig wir von Gott sind. Die Rate, dass Straßenkinder es schaffen, von der Straße wegzukommen, ist prozentual nicht besonders hoch. Aber durch Gottes Gnade wussten wir immer wieder, dass wir von ihm abhängig sind. Letztendlich kann er es nur machen.
Das war eine wichtige Lektion für uns: Wir können nichts bewegen, alles hängt von Gott ab. Er wird uns gebrauchen, wenn wir bereit sind, ihm zu dienen – egal in welchem Bereich, ob mit unserem Job oder mit Gaben, die wir vielleicht schon kennen. Manchmal entdeckt man in der Mission auch ganz andere Gaben, von denen man vorher nichts wusste.
Das sind unsere Eindrücke. Ich hoffe, sie helfen weiter. Wenn jemand noch mehr Fragen hat oder mehr hören möchte, kann man uns gerne kontaktieren.
Persönliche Herausforderungen und der Wert der Anerkennung
Ja, also zu der Frage, was uns der Dienst hier kostet, wollte ich zuerst einmal etwas sagen, was es uns nicht gekostet hat.
Als wir uns auf den Auslandsdienst vorbereitet haben, hatten wir schon relativ viele Vorstellungen oder auch Befürchtungen darüber, was alles kosten würde und worauf man verzichten müsste. Zum Beispiel im Bereich Familienplanung oder die Möglichkeiten, die die Kinder hätten. Viele dieser Sorgen haben sich für uns jedoch überhaupt nicht bestätigt. Inzwischen haben wir diese sorgenvollen Gedanken auch schon wieder vergessen.
Andererseits gibt es auch wirklich Dinge, bei denen es sich teuer anfühlt, hier zu sein. Manchmal fühlt es sich sogar nach Verlust an. Für mich ist so ein Thema das Gesehenwerden und die Anerkennung von anderen Menschen.
Als wir hier ankamen, haben wir uns gesagt, wir wollen den Wert unseres Dienstes nicht davon abhängig machen, was andere darüber denken oder was andere von uns sagen. Daran haben wir uns auch immer wieder erinnert. Trotzdem fühle ich mich oft irgendwie nicht gesehen, und das macht mir manchmal zu schaffen.
Zum Beispiel gibt es hier eine Begrüßung, wenn man sich kennt, aber ein paar Tage nicht gesehen hat. Dann sagt man „Wabuse“, was so viel heißt wie „du bist verloren“. Mich ärgert das manchmal, weil ich denke: Ich bin überhaupt nicht verloren, ich bin die ganze Zeit zuhause, ich arbeite hart – auch wenn das vielleicht nicht jeder sieht. Trotzdem antworte ich dann brav mit „da wo Netz“, was bedeutet „ich bin wiedergefunden“.
Ein anderes Beispiel ist, dass unser Nachbar letztens hier war. Ich hatte ihn eine Weile nicht gesehen, wir kennen uns aber eigentlich recht gut. Er fragte mich ehrlich bemüht, ob ich denn wieder gesund bin. Da war ich etwas verwirrt, ob er meine Lungenentzündung vor einem Jahr meint oder die Nacht im Krankenhaus vor einem halben Jahr. Ich wusste nicht so richtig, wie ich darauf reagieren sollte.
Für mich blieb hängen: Der Mann weiß alles, was er von mir weiß, ist, dass ich krank war. Was ich sonst noch so mache, merkt irgendwie keiner. Zu den Projekten gibt es zwar sehr viel Lob und Dank, aber zu dem, was ich sonst so mache, gibt es wenig Feedback. Das bekommt kaum jemand mit.
Ich finde das nicht schön, aber ich bin auch dankbar, dass Gott mir durch diese Situation hilft. Er erinnert mich daran, dass ich meine Anerkennung bei ihm suchen soll, und nicht bei anderen Menschen. Das macht mich immer freier, anderen gefallen zu müssen.
Ein Erlebnis als Zeichen göttlicher Hilfe
Ich möchte euch eine kleine Geschichte erzählen, die ich vor einiger Zeit im Dorf erlebt habe.
An einem Sonntag war ich im Dorf und durfte an einem Gottesdienst teilnehmen. Der Gottesdienst dauerte dort ungefähr vier Stunden. Danach saßen wir noch im Pfarrhaus zusammen, aßen etwas und die Zeit verging. Es wurde langsam spät, und ich wurde ein bisschen unruhig.
Die Gegend, in der wir uns befanden, ist sehr bergig. Die Kirche, die wir besucht hatten, lag recht weit außerhalb. Die Zufahrt war schwierig, es gab nur einen kleinen Weg, den man benutzen musste. Kaum ein Auto fuhr dort entlang. Ich machte mir Sorgen, denn es wurde später und begann langsam zu regnen. Außerdem wusste ich, dass an meinem Auto der Allradantrieb nicht funktionierte.
Als wir schließlich losfuhren, begann es bereits stark zu regnen. Nach den ersten Metern steckte ich mit meinem Auto fest. Um eine Linkskurve kam ich nicht mehr herum. Es regnete so wie jetzt gerade, sodass wir die Position ändern mussten.
Ich versuchte, weiterzufahren, doch die Räder drehten durch und wir saßen fest. Schnell wurde mir klar, dass ich nicht mehr viel tun konnte. Die einzige Möglichkeit war, das Auto stehen zu lassen und zu versuchen, zu Fuß nach Hause zu kommen, um später das Auto abzuholen.
Bevor ich aufgab, betete ich kurz. Ich sagte: „Jesus, du siehst uns hier, und ich bitte dich, hier einzugreifen.“ Ich wusste, dass ich nichts mehr tun konnte, aber ich vertraute darauf, dass er helfen kann.
Dann legte ich noch einmal den Schlüssel um, und tatsächlich sprang mein Auto aus dem Matschloch heraus. Den restlichen Weg, etwa einen knappen Kilometer, der sehr schwierig war, fuhren wir mit großer Leichtigkeit. Der Weg war inzwischen fast wie ein Fluss, so stark regnete es. Es war sehr schlammig und steinig.
Es fühlte sich für mich an, als würden wir nicht wirklich selbst fahren, sondern als würde uns jemand herausziehen. Es war, als gäbe es eine Verbindung zwischen meinem Auto und Gott, der uns den steilen Abhang hinaufzog.
Oft ist es bei solchen Fahrten sehr wackelig, man muss auf den Schlamm und das Abrutschen achten und ist immer ein bisschen in Gefahr. In diesem Fall jedoch war das alles plötzlich vergessen. Wir fuhren direkt und mit großer Leichtigkeit bis zur nächsten größeren Straße.
Dieses Erlebnis zeigte mir, wie es sich lohnt, auf Gott zu vertrauen und darauf zu setzen, dass er eingreifen kann.
Zusammenfassung der Herausforderungen und Ermutigung zur Nachfolge
Wir haben nun gemeinsam einen kleinen Eindruck davon bekommen, was es kosten kann, als Jesusnachfolger weltweit unterwegs und aktiv zu sein. Manches habt ihr vielleicht genau so erwartet, manches aber auch überhaupt nicht.
Deborah Siedl hat von Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Stromversorgung gesprochen – Dinge, über die wir uns hier kaum Gedanken machen. Im Tschad ist die Situation jedoch ganz anders: Die Versorgung ist unzuverlässig, unregelmäßig und vor allem nicht täglich und zu jeder Zeit verfügbar.
Sie erwähnte auch, dass der enge Kontakt mit Freunden oder Verwandten nicht so möglich ist. Man kann nicht so sehr am Leben der anderen in Europa teilnehmen. Das hat auch damit zu tun, dass das Internet nicht immer aktiv ist, funktioniert oder zur Verfügung steht. Instagram, WhatsApp und andere Social-Media-Plattformen funktionieren nicht immer. Wärst du bereit, für eine bestimmte Zeit darauf zu verzichten?
Ben Siedl hat seinen Beruf als Ingenieur aufgegeben und einen ganz neuen Weg als Nachfolger Jesu eingeschlagen. Wärst du bereit, diesen Preis zu bezahlen? Den sicher gemeinten Job hier in Deutschland aufzugeben und dich in eine ganz neue Aufgabe hineinführen zu lassen? So war es bei Ben Siedl.
Nun kann es aber auch genau das Gegenteil sein: Dein Beruf ist deine Berufung. Bleib zunächst in deinem Beruf, sammle Berufserfahrung und mache zunächst noch das Masterstudium. Warum? Weil Jesus gerade dich mit deiner fachlichen Qualifikation und deinen Kenntnissen gebrauchen möchte. Er will dir sagen, wo sein Platz für dich ist.
Unsere einheimischen Geschwister weltweit möchten genau von deiner fachlichen Qualifikation lernen und mit dir gemeinsam Herausforderungen aller Art anpacken. Gemeinsam wollen sie den Weg gehen – fachlich und geistlich. Außerdem werden Qualifikationen immer wichtiger, um überhaupt eine Aufenthaltsgenehmigung oder eine Arbeitsgenehmigung im Ausland zu bekommen.
Wichtig ist an dieser Stelle nur, dass deine Qualifikation nicht das wird, was dich festhält oder ausbremst. Sie darf nicht zu dem werden, was dich daran hindert, Jesu Berufung und seiner Platzanweisung zu folgen.
Was mich sehr berührt hat, sind die Kosten, die Juliane Rottmann erwähnt hat: fehlende Anerkennung, treues Arbeiten und Aufgaben erledigen, die niemand wahrnimmt. Wer macht das schon gerne? Und das in einer Zeit, in der jeder möglichst noch mit Bild per WhatsApp alles verteilt und teilt, um einige Likes zu bekommen.
Bewusst zu sagen: Meine Anerkennung kommt nicht von Social Media, kommt nicht zunächst von Menschen, sondern zuallererst von Gott, dem Auftraggeber – das ist eine große Herausforderung.
Die Kosten, der Preis sind vielfältig, und Nachfolge Jesu ist in diesem Sinne nicht kostenlos. Ich bin jedoch mit Christoph Samuel Rottmann einverstanden und einig: Gott selbst hilft, auch um die Kosten zu tragen. Er hilft in festgefahrenen Situationen. Er gibt in jeder Situation genau das, was nötig ist. Oft gibt er mehr, als wir erwarten. Glaubst du das?
Abschließende Fragen und Gebet zur Nachfolge
Ich möchte gerne noch einmal drei Fragen wiederholen, die Achim Gecke zu Beginn der Einheit gestellt hat: Was hindert dich konkret, Jesus nachzufolgen? Was oder wer ist bei dir handlungsanweisend? Und zum Schluss: Woran hängst du?
Ich hoffe nicht, dass du heute traurig weggehst, weil dir der Preis zu hoch ist, Jesus nachzufolgen. Ich hoffe und bete, dass du eine ehrliche Antwort auf die Frage findest, was du konkret festhältst, was dich unfrei macht und letztlich hindert, Jesus nachzufolgen. Was steht dir im Weg, um mit deinem Beruf und seiner Berufung unterwegs zu sein?
Ich wünsche dir, dass dieser Tag – die Vorträge und Predigten, aber auch die Kontakte und Begegnungsmöglichkeiten – hilfreich sind, um Antworten auf diese Fragen zu finden und mit deinem Beruf und seiner Berufung durchzustarten.
Um Nachfolger zu sein, benötigt es jemanden, der vorausgeht: Jesus. Mit ihm möchte ich jetzt noch sprechen und beten.
Herr Jesus, ich danke dir, dass du derjenige bist, der uns immer wieder zeigen möchte, was es bedeutet, dir nachzufolgen und so zu leben, wie es dir gefällt. Danke, dass du in jedem deiner Nachfolger durch deinen Geist lebst und dass du in uns und durch uns wirken möchtest.
Danke für jeden, der heute eine ehrliche Antwort sucht, was ihn festhält, gefangen hält oder ausbremst, um dir nachzufolgen. Geh du selbst die Antwort und schenke Befreiung. Zeig du den Weg, den jeder Einzelne als dein Jünger gehen soll, und lass diesen Tag dazu beitragen, dass Menschen zum ersten Mal oder ganz neu ihre Berufung finden und deinen Willen tun. Amen.
