Einführung und Überblick über den Predigttext
Ja, schön, dass ihr wieder da seid. Wir haben heute wirklich viel vor. Wir werden einen tiefen Einblick nehmen, und zwar von Kapitel 1, Vers 18 bis Kapitel 5, Vers 11, aufgeteilt in zwei Vorträgen. Man könnte auch noch mehr dazu sagen, aber das muss uns für heute Abend genügen.
Zuerst schauen wir uns an, was ich euch gestern als Teil 1 vorgestellt habe: Im Römerbrief unter der Überschrift „Durch Gottes Gerechtigkeit wird jeder Sünder verdammt“. Das klingt negativ, und es ist auch negativ. Paulus beginnt die theologische Sektion seines Briefes, die Präsentation des Evangeliums, damit, dass er uns mit einer unangenehmen Wahrheit konfrontiert.
Diese Wahrheit ist, dass Gott nicht nur seine Gerechtigkeit im Evangelium offenbart hat, was wir uns gestern zumindest in den Grundzügen angeschaut haben, sondern dass Gott noch etwas anderes offenbart.
Gottes Zorn und die Verantwortung des Menschen
Römer 1,18: Denn Gottes Zorn wird offenbart vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten.
Das klingt zunächst negativ. Gott offenbart seinen Zorn. Man denkt vielleicht: Muss man das wirklich so erwähnen? Muss man mit etwas so Hässlichem beginnen?
Tatsächlich gebe ich Paulus Recht. Wenn man jemandem sagen möchte: „Herr, du musst gerettet werden“, und es ist wichtig, dass du an den Herrn Jesus glaubst, dann ist es gut, vorher zu erklären, warum das so ist. Genau das tut Paulus hier. Er sagt jedem Menschen: Du musst gerettet werden, weil der Mensch an sich ein Problem hat.
Das Problem ist, dass der Mensch nicht neutral Gott gegenübersteht. Das Verhältnis zwischen Gott und Mensch ist so gestört, dass Gott seinen Zorn vom Himmel her über die Ungerechtigkeit und Gottlosigkeit der Menschen ausgießt.
Die Frage ist: Warum tut Gott das? Was ist so schlimm im Leben eines Menschen, dass Gott sich deutlich gegen ihn stellen muss? Warum muss Gott Feind des Menschen sein?
Die Antwort in den nächsten Versen möchte ich so zusammenfassen: Gott hat sich dem Menschen offenbart, er hat sich gezeigt. Doch der Mensch hat darauf nicht reagiert.
Die Offenbarung Gottes in der Schöpfung und die menschliche Reaktion
Vers 19: Weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen geoffenbart.
Und jetzt kommt gleich die Frage: Wo denn? Wo kann man Gott sehen?
Vers 20: Denn sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien.
Jeder tritt dem Menschen gegenüber und sagt: Ich mache dich verantwortlich. Nicht für alles, sondern erst einmal für eine bestimmte Sache. Ich mache dich dafür verantwortlich, dass du mich nicht erkannt hast.
Woher? Wo hätte ich dich denn sehen sollen?
Okay, ja, du kannst Gott nicht in jedem Detail in der Natur wahrnehmen, das stimmt. Aber wenn du deinen Urlaub machst und irgendwo hinfährst, wo es schön ist – sagen wir in die Berge oder an einen Strand in Portugal oder wo auch immer es dir gefällt – und du hast mal Zeit nachzudenken, dann sitzt du da am Sonnenuntergang am Strand und schlürfst einen netten, kühlen Cocktail.
Dann ist das der Moment, in dem du dir überlegen darfst: Wo kommt das eigentlich alles her, was ich hier so um mich herum sehe? Wie passt das eigentlich so wunderbar zusammen?
Man hat fast den Eindruck, als sei das alles für mich gemacht. Ich kann das hier so genießen. Ja, und du hast dieses Prickeln auf der Zunge, diese Mischung aus Süße und Schärfe, und ein bisschen noch ein Zuckerrand außenrum. Du siehst die Sonne, die förmlich über dem Horizont brennt, die kühle Brise der Abendluft, und du sitzt da.
Oh, das ist der Moment, in dem Gott sich eine Sache von dir wünscht: Es ist der Moment, in dem Gott sich wünscht, einfach nur Danke zu hören. Denn du hast dir nicht den Zucker am Zuckerrand ausgedacht. Du hast dir nicht dieses Prickeln auf der Zunge ausgedacht. Du hast dir nicht ausgedacht, dass man beim Sonnenuntergang diese orange-roten Töne sehen kann, die einem irgendwie warm erscheinen. Du hast dir nicht die Haut ausgedacht, die, wenn die kühle Brise kommt, das einfach schön findet.
Also, du hast dir das alles nicht ausgedacht. Du bist nur der Schmarotzer, der, weil ein anderer sich das ausgedacht hat, in seinem Liegestuhl sitzt und sagt: Boah, ist das schön.
Das ist der Mensch.
Und Gott sagt – oder Paulus argumentiert hier so –, dass Gott jedem Menschen genug Verstand gegeben hat, um eins und eins zusammenzuzählen und festzustellen, dass ich in der Schöpfung ein Geschöpf bin, der das genießt, was ein anderer sich ausgedacht hat.
Und weil ich das genieße, was ein anderer sich ausgedacht hat, kann ich mir über den anderen Gedanken machen. Ich kann mir überlegen, dass der, der sich das ausgedacht hat – hier heißt es: sein unsichtbares Wesen –, unsichtbar ist. Warum? Weil ich ihn nicht sehen kann.
Sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit.
Wenn ich ein bisschen nachdenke, dann komme ich darauf, dass Gott nicht nur unsichtbar ist, sondern ewige Kraft hat. Da ist jemand, der Möglichkeiten hat, die mein Potenzial übersteigen. Der macht es schnapp – und da ist eben mal so ein Kosmos.
Ewige Kraft und Göttlichkeit im Sinne von: Da ist einer, dessen Wesensmerkmale mich einfach übersteigen. Er ist viel komplexer als alles, was ich mir vorstellen kann.
Deswegen können wir noch eine Million Jahre lang Naturwissenschaft betreiben, und wir werden immer noch nicht alles durchdrungen und verstanden haben, was Gott sich ausgedacht hat.
Deswegen wird es immer wieder passieren, dass du irgendeine abstruse Tierart findest, die etwas hat, was keine andere Art hat, und du denkst dir: Wirklich, alles nach seiner Art, alles irgendwie hochkomplex.
Und das ist das, was Gott sagt, das erwarte ich.
Ich erwarte, dass Menschen mich auf diese ganz einfache Weise erkennen. Du musst in der Natur nicht gleich die Dreieinigkeit Gottes finden, aber du musst begreifen, dass es da einen Schöpfer gibt, der mich durch die Natur anspricht als sein Geschöpf.
Oder wie der Psalmist sagt: Wenn du Ohren hast, glaubst du dann nicht, dass Gott auch hören kann? Der, der dich gemacht hat, der deine Ohren geschaffen hat?
Es sind diese einfachen Schlüsse, die Gott erwartet.
Und deswegen kann er in Vers 21 sagen: Damit sie ohne Entschuldigung seien, weil sie Gott kannten, ihn aber weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten.
Das sind die zwei großen Dinge, die Gott von allen Menschen erwartet: dass sie ihn verherrlichen und ihm danken – mehr nicht.
Und es sind die Dinge, zu denen der Mensch bis heute nicht bereit ist.
Die menschliche Rebellion und ihre Folgen
Und jetzt steckt der Mensch in einem Dilemma. Auf der einen Seite kann er nicht durch diese Welt gehen, ohne den Impuls zu spüren, dass da etwas aus der Ewigkeit in die Zeit hineinreicht, ihn persönlich am Herzen packt und sagt: „Hey, du bist Geschöpf, da gibt es mehr als dich.“
Auf der anderen Seite ist in dem Menschen ganz tief drin eine Rebellion angelegt. Da steckt etwas, das sagt: „Nein, ich möchte dieses Höhere über mir eigentlich nicht anerkennen.“
Und jetzt passiert, was hier in Vers 21 steht: „sondern ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständliches Herz verfinstert wurde.“ Statt eins und eins zusammenzuzählen und zu sagen: „Okay, es muss da einen Schöpfer geben. Und jetzt denke ich einfach mal ein bisschen weiter: Wie muss dieser Schöpfer sein? Was kann ich, wenn ich ein bisschen weiter denke, über ihn noch herausfinden?“
Stoppt der Mensch das Denken, denkt in diese Richtung nicht weiter, sondern fängt an, sich seine eigenen Gedanken zu machen. Wie heißt es: „die in ihren Überlegungen in Torheit verfielen.“ Der Mensch schließt Gott aus und baut sich Philosophien und Weltanschauungen, in denen Gott nicht vorkommt.
Aber diese funktionieren nicht. Sie funktionieren nicht, weil ihnen im Kern das wichtigste Element fehlt. Es ist so, als wollte man ein Rad bauen und sagt: „Ich brauche die Nabe nicht.“ Na, viel Spaß – das wird nie fahren.
In Vers 22 heißt es: „Indem sie sich für Weise ausgaben, sind sie zu Narren geworden.“ Und zwar gilt das besonders im Hinblick auf die Moral.
Es ist erschreckend, wie viele Menschen, die ohne Gott leben, sich für unglaublich intelligent halten. Wie sie sich zum Teil hinstellen und sagen: „Ach, ihr Christen, ihr seid ja von vorgestern, ihr seid irgendwie naiv und leichtgläubig, ihr seid unlogisch, alles, woran ihr glaubt, ist reines Wunschdenken. Wir sind ja irgendwie der Inbegriff von Weisheit.“
Es ist erschreckend, wenn man sich dann die Biografien von Leuten anschaut, die in den letzten zwei- bis dreihundert Jahren die Gesellschaft geprägt haben. Wenn man sich zum Beispiel Rousseau, Karl Marx, Henrik Ibsen, Jean-Paul Sartre, Berthold Brecht oder Ernest Hemingway anschaut – alles Menschen, die viele andere geprägt haben und die man für klug und weise hält, für Leute mit Durchblick, an denen man sich orientiert.
Dann liest man ihre Biografien und denkt: „Mann, das ist ja ein einziges Chaos.“ Jede einzelne dieser Biografien zeigt, dass diese Personen in ihrem persönlichen Leben nichts auf die Reihe bekommen haben.
Das Ergebnis ist: Menschen, die sich nach außen als weise ausgeben, aber nach innen Narren sind und nicht einmal das Einmaleins ihres eigenen normalen Lebens beherrschen.
Die Verwandlung der Gottesverehrung in Götzendienst
Und es geht weiter, und Paulus spricht natürlich aus der Zeit der Antike.
Sie haben die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes verwandelt in das Gleichnis eines Bildes, also in ein Abbild von etwas Vergänglichem. Nun werden Dinge aufgezählt, die vom verweslichen Menschen stammen.
Ja, das sind die griechischen Götter, die ja ungefähr noch so aussehen wie Menschen. Dann gibt es Götter in Gestalt von Vögeln. Dabei könnte man an bestimmte ägyptische Götter denken, wie zum Beispiel den Falken Horus oder den Ibis, der als Gott des Todes gilt. Außerdem gibt es Götter in Form von vierfüßigen und kriechenden Tieren. Das reicht von der Schlange bis zum Krokodil und noch vieles mehr.
Der Mensch, der Gott nicht anbeten will – den Gott, der Schöpfer ist –, sucht sich nun einen Ersatz und landet irgendwie bei einem Mistkäfer. Das ist das Absurde: Ich will den wahren Gott nicht haben und denke so lange nach, bis es für mich sinnvoll erscheint, einen Mistkäfer anzubeten.
Heute beten wir keinen Mistkäfer mehr an, aber dann ist es eben der Erfolg, die Freiheit, die Sicherheit oder irgendetwas anderes, was wir an seine Stelle setzen. Doch es ist genauso unsinnig, nur klingt es ein bisschen klüger.
Weil der Mensch so handelt, weil Gott sagt: „Ich bin da, mach einen Spaziergang im Wald, und du wirst mich sehen. Du wirst merken, dass ich da bin. Mach endlich die Augen auf, lass diesen Gedanken an dich heran.“ Denn der Mensch kann das eigentlich, doch er verschließt seine Augen, seine Ohren und seinen Verstand vor diesem Gott.
Deshalb ist der Zorn Gottes offenbart. Wenn Gott seinen Zorn offenbart, dann tut er das, indem er den Menschen einfach das ausleben lässt, was er sowieso in seinem Herzen an Bosheit trägt.
Deswegen heißt es in den nächsten Versen: „Darum hat Gott sie dahingegeben“ (Vers 24), „Deswegen hat Gott sie dahingegeben“ (Vers 26) und „Und wie sie es nicht für gut fanden, Gott in der Erkenntnis festzuhalten, hat Gott sie dahingegeben“ (Vers 28).
Gott muss sich gar nicht anstrengen oder sagen: „Jetzt denke ich mir mal etwas aus für meinen Zorn.“ Er muss einfach nur sagen: „Okay, wenn du ohne mich glücklich werden willst, viel Spaß. Dann schau mal, was herauskommt, wenn du das auslebst, was sich in dir drin befindet.“
Die Folgen des Lebens ohne Gott
Und es fängt an in der Sexualität. Am Ende steht eine lange Aufzählung darüber, wie Menschen, die ohne Gott leben, in einem verworfenen Sinn handeln. Vers 28 beschreibt, dass sie tun, was sich nicht geziemt, was einfach unpassend ist und mit echter Menschlichkeit nichts mehr zu tun hat.
Die Aufzählung in den Versen 29 und 30 liest sich fast wie eine Zeitung: Sie sind erfüllt mit aller Ungerechtigkeit, Bosheit, Habsucht und Schlechtigkeit. Sie sind voll von Neid, Mord, Streit, List und Tücke. Der Begriff „Ohrenbläser“ bedeutet Zuflüsterer. Es folgen Tatstände wie Verleumdung, „Gott verhasste“ oder „Gott hasse“ – beides ist möglich – sowie Gewalttäter, Hochmütige, Prahler und Erfinder böser Dinge.
Das ist unser letztes Jahrhundert. Wir haben so viel Know-how und blasen es ständig in die falsche Richtung. Es ist unglaublich! Erfinder böser Dinge, den Eltern ungehorsam, willkommen in Deutschland im einundzwanzigsten Jahrhundert. Unverständliche, Treulose.
Dann kommt etwas, das mich am meisten trifft: Ohne natürliche Liebe. Dahinter stecken Begriffe wie Abtreibung, Kindstötung, Kindesmissbrauch, Brudermord, Vergewaltigung in der Ehe, Vernachlässigung von Kindern, Inzest und so weiter. Man müsste meinen, es gäbe angeborene Grenzen, wo man sagt: Das Allerletzte ist doch, dass eine Mutter ihr Kind im Stich lässt.
Doch meine Tochter, die gerade ein Praktikum an einer Schule macht, erzählt mir, dass Eltern manchmal vergessen, ihren Kindern etwas zu essen mitzugeben. Meine Frau macht parallel ein Praktikum an einer anderen Schule, wo es um Schulspeisung geht, damit die Kinder gezwungenermaßen etwas zu essen bekommen. Wenn nicht gerade die Gründer der Arche ein Buch veröffentlicht hätten, in dem sie für kostenlose Schulspeisung plädieren, weil immer mehr Kinder schlicht und ergreifend hungern – wo leben wir denn?
Wir leben in einer Welt, in der diese Dinge alltäglich geworden sind: Ohne natürliche Liebe, unbarmherzig.
Vers 32 sagt: Obwohl sie Gottes Rechtsforderung erkennen, dass solches Tun des Todes würdig ist, üben sie es nicht allein aus, sondern haben auch Wohlgefallen an denen, die es tun.
Das ist ein ganz interessanter Vers. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Menschen, wenn man sie darauf anspricht, sagen, es sei falsch, seinem Kind nichts zum Essen mitzugeben. Jeder stimmt zu, dass das falsch ist. Und müsste man solche Leute nicht bestrafen? Mit Tod ist hier nicht der natürliche Tod gemeint, sondern der geistliche Tod – der Tod als Folge eines Gerichts vor Gott. Müsste Gott diese Eltern nicht bestrafen? Dann sagen alle: Ja, klar, wenn jemand sich so benimmt.
Doch wenn man über die Zeitung wieder einen Fall liest, sagen alle: So wie der sich benimmt, darf man ihn auf keinen Fall bestrafen. Sie wissen alle genau, dass das falsch ist. Deshalb heißt es in Matthäus 7,12: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch.“
Ich weiß genau, was richtig und falsch ist. Ich muss mich nur kurz in die Situation des anderen hineinversetzen. Wenn ich dieses Schulkind wäre, was würde ich mir wünschen? Dass die Mutter mir ein Pausenbrot mitgibt oder nicht? Das ist nicht schwer, das Leben ist simpel.
Deshalb wissen wir – oder die Menschen um uns herum, die in einer Gesellschaft leben, die dahingegeben ist und die bitteren Früchte dieses Lebens auskosten muss –, dass sie allmählich vor die Hunde geht. Gott sagt: „Okay, ihr wolltet mich nicht. Ich habe euch einen Neustart geschenkt nach dem Zweiten Weltkrieg, der war brillant. Ihr wolltet mich nicht? Okay, dann lebt das zu Ende. Dann seht, wie eure Gesellschaft Stück für Stück den Bach runtergeht.“ Das erleben wir gerade.
Wenn du mit den Leuten sprichst, sagen alle: „Nö, nö, nö“, obwohl sie Gottes Rechtsforderung erkennen und genau wissen, dass es falsch ist. Sie üben es nicht allein aus, sondern haben auch Wohlgefallen an denen, die es tun.
Man kann sich gut mit Männern unterhalten, wenn es darum geht, wie man noch mehr Geld am Finanzamt vorbeischleusen kann. Tolles Thema! Diese ganzen kleinen Spitzfindigkeiten, diese kleinen Schlauigkeiten, die alle ein bisschen falsch sind – super Thema!
Aber wenn du mit ihnen redest und fragst: „Wie ist das eigentlich mit dir und Gott? Hast du ewiges Leben? Bist du sicher, dass du in den Himmel kommst?“ Dann schweigen sie. Aber wenn es um diese kleinen Bösartigkeiten geht – den illegalen Download, die noch ein bisschen bessere Seite, wie man es noch geschickter anstellt, irgendetwas zu knacken, damit man noch eine DVD irgendwie rappen kann – ja, ihr wisst schon – dann üben sie es nicht allein aus, sondern haben auch Wohlgefallen an denen, die es tun.
Gottes Zorn und das Urteil über alle Menschen
Warum ist Gottes Zorn ausgegossen?
Ein Grund ist, weil es den gemeinen Sünder gibt – den klassischen Heiden, der einfach sagt: „Ich will mit Gott nichts zu tun haben.“ Doch es gibt noch mehr.
Da gibt es auch den, der etwas intelligenter vorgeht. Er sagt: „Ja, weißt du, im Großen und Ganzen hast du schon Recht, dass es mit der Gesellschaft ein bisschen schwierig ist und nicht alles rund läuft. Aber wenn du mir sagen möchtest, dass ich ein Sünder bin, dann hätte ich doch eine Antwort. Du kannst das gerne mal zu meiner Nachbarin sagen.“
„Also, meine Nachbarin ist wirklich das, was du vorhin gesagt hast – so eine Tratschtante. Die ist wirklich übel. Aber ich, weißt du, ich bin viel besser.“
Ich weiß nicht, ob er solche Leute kennt. Adolf Hitler gehört definitiv in die Hölle. „Ich nicht, ich bin viel besser.“
In Kapitel 2, Vers 1 heißt es: „Deswegen bist du nicht zu entschuldigen, o Mensch, jeder, der da richtet, denn worin du den anderen richtest, verdammst du dich selbst.“
In dem Moment, wo ein Mensch den anderen richtet, bringt er zum Ausdruck, dass er genau weiß, was Gott will. Das ist so schön: Wenn ich sage, dass es mit Tratschen falsch ist, dann sage ich damit, dass ich weiß, dass Tratschen falsch ist.
Das heißt aber auch, jedes Mal, wenn ich selbst tratsche, tue ich etwas, von dem ich genau weiß, dass man es nicht tun soll.
In dem Moment, wo ich einen anderen richte, verdamme ich mich selbst doppelt. Logisch, ja, ich sage: „Du machst das falsch“, und Gott sagt: „Und du auch.“ Das ist das Problem.
Gottes Gericht über Moralisten und die Prinzipien des Gerichts
Wie erreicht man solche Menschen? Den gewöhnlichen Heiden als Sünder zu bezeichnen, das akzeptieren sie oft noch. Aber wie spricht man diejenigen an, die sich als moralisch überlegen sehen? Wie reagieren wir auf Menschen, die sagen: „Ich bin etwas Besseres“?
Die Antwort liegt darin, ihnen die Prinzipien von Gottes Gericht zu erklären. Wir müssen ihnen zeigen, wie Gott richtet, denn in ihrem Denken steckt ein Kurzschluss. Dieser Kurzschluss sieht ungefähr so aus: „Ich bin besser als der andere“ oder „Ich mache es anders“. Sie haben eine Skala von eins bis zehn oder sagen wir von minus eins bis minus zehn. Minus zehn ist Hitler, ich bin minus zwei. Irgendwo zwischen minus zwei und minus zehn gibt es eine unsichtbare Grenze. Alles, was über dieser Grenze liegt, kommt in die Hölle, alles davor schafft es gerade noch in den Himmel. Wir sind ja alle nur kleine Sünderlein – so denken sie.
Jetzt muss ich jemandem zeigen, dass dieses ganze Denken – wenn ich mich nur anstrenge und versuche, ein bisschen besser zu sein als der andere – kompletter Unsinn ist. Denn Gott richtet anders. Er richtet nicht relativ, sondern absolut. Es genügt, wenn du eine Sünde getan hast.
In Jakobus 2,10 heißt es: „Denn wer das ganze Gesetz hält, aber in einem strauchelt, ist aller Gebote schuldig geworden.“ Warum das so ist, werden wir am Ende des Vortrags sehen. Das Problem ist: Gott sagt nicht, wenn du ein bisschen besser bist als der andere, dann ist alles gut. Gott sagt, ich möchte, dass du alle Gebote hältst. Wenn du an einer Stelle strauchelst, hast du ein Problem mit mir. Denn ich bin ein absolut heiliger Gott, der absolut keine Sünde in seiner Gegenwart duldet.
Die Prinzipien von Gottes Gericht zeigen sich zum Beispiel in Römer 2,1: „Du bist nicht zu entschuldigen, weil du dich selbst verdammst. Du weißt, dass es falsch ist.“ Das ist das erste Prinzip: Gott verurteilt uns für das, was wir wissen. Wenn wir etwas nicht wissen, werden wir nicht dafür verurteilt.
Dann folgen die Verse 2 und 3: Gottes Gericht ergeht in Wahrheit. „Wir wissen aber, dass das Gericht Gottes der Wahrheit entsprechend über die ergeht, die solches tun. Denkst du aber, o Mensch, der du die richtest, die solches tun, und dasselbe verübst, dass du dem Gericht Gottes entfliehen wirst?“ Die Antwort darauf ist klar: Ja, logisch, ich will dem Gericht Gottes entfliehen.
Paulus sagt aber: Du wirst nicht entkommen, weil Gott der Wahrheit entsprechend richtet. Gott übersieht keine Sünden und lässt nichts unter den Tisch fallen, nur weil du ein bisschen besser bist als ein anderer.
In den Versen 4 und 5 heißt es weiter: „Oder verachtest du den Reichtum seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut und weißt nicht, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet? Nach deiner Störrigkeit und deinem unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtsgottes.“
Du bist schuldig. Jemand, der andere richtet und meint, weil er sich besser hinstellt, quasi auf andere tritt und dadurch höher steht, der irrt sich. Er kennt Gott nicht. Er weiß nicht, wie Gott ist. Er weiß nicht, dass Gott ihn nur deshalb nicht für seine Sünde bestraft, weil Gott ein gütiger, geduldiger und langmütiger Gott ist. Die Güte Gottes will ihn zur Buße leiten.
Seine Schuld ist real. Dort findet sich Störrigkeit, ein unbußfertiges Herz, es gibt reale Schuld. Diese Schuld wird von Gott einmal eingefordert.
Die Verse 6 bis 10 zeigen uns: „… einem jeden wird vergolten nach seinen Werken.“ Gott schaut sich jedes einzelne Werk an. Es ist ein geistliches Prinzip: Wir werden durch den Glauben gerettet, aber nach den Werken gerichtet. Das dürfen wir nie vergessen.
Wenn ich mich auf dieses Gericht einlasse, ein Gericht, das nach dem geht, was ich weiß, in Wahrheit, gemäß meiner Schuld und nach meinen Taten, dann holt Gott alles heraus, was da steht. Er nimmt sich jede einzelne Tat, jedes einzelne schlechte Vergehen vor und sagt: Dafür richte ich dich.
Das geht so weit, dass Gott sogar das Verborgene ans Licht bringen wird. In Vers 16 heißt es: „An dem Tag, da Gott das Verborgene der Menschen richtet nach meinem Evangelium durch Jesus Christus.“
Das ist die Antwort, die wir denen geben, die sagen: „Ich bin doch besser als die anderen, ich weiß gar nicht, warum Gott seinen Zorn über mich ausgießt.“ Die Antwort lautet: Weil du zu Recht dem Gericht Gottes verfallen bist. In deinem Leben gibt es Dinge, die Gott ans Licht bringen wird. Vielleicht sieht man sie nicht, vielleicht weißt du sie nur alleine. Aber Gott kennt sie.
Gott ist unparteiisch. Er hat keine Lieblingskinder. Gott misst nicht mit zweierlei Maß, sondern schaut sich jeden Menschen an und sagt: Ich möchte in deinem Leben Heiligkeit, Gerechtigkeit und gute Werke sehen.
Gott findet im Leben aller Menschen Sünde. Deswegen ist nicht nur der gewöhnliche Sünder, sondern auch der Moralist einfach dran. Er kann dem Gericht Gottes nicht entfliehen.
Die falsche Sicherheit der religiösen Juden
Und jetzt gibt es noch einen Typ, den ich mal den Religiösen nenne. Hier im Text ist das der Jude. Das sind diejenigen, die sagen: „Mir kann doch gar nichts passieren. Ich bin doch, ich sage es mal per definitionem, schon auf der richtigen Seite. Mit mir muss Gott auf alle Fälle anders umgehen. Ich zahle Kirchensteuer, ich bin konfirmiert, ich bin immer an Ostern und an Weihnachten im Gottesdienst, ich habe auch schon mal die Bibel durchgelesen. Keine Ahnung, was du da bringst, ich bin irgendwie besser.“
Weil sie so eine religiöse Sicherheit haben, etwas, woran sie sich festhalten können, glauben sie, besser vor Gott dazustehen. Wir spielen das mal am Beispiel der Juden durch.
Im Kapitel 2, Vers 17 heißt es: „Wenn du dich aber einen Juden nennst und dich auf das Gesetz stützt und dich Gottes rühmst…“ Und das war damals etwas. Die Juden dachten von sich, es gibt da lustige rabbinische Merksätze. Da heißt es zum Beispiel: Am Ende wird Abraham am Eingang der Hölle sitzen und dafür sorgen, dass kein beschnittener Israelit in sie hinabfährt. Das ist doch gut! Ich bin Israelit, mir kann nie wieder etwas passieren. Selbst wenn ich etwas falsch machen sollte, passt Abraham am Eingang der Hölle auf, dass ich da nicht reinkomme. Amen! Das ist die Haltung.
Und jetzt kommt Paulus und sagt: Stopp, so einfach ist das nicht. Nur weil du jüdischer Nationalität bist, heißt das noch gar nichts. Pass auf, dass dein religiöses Erbe dir nicht vormacht, dass Gott mit dir anders umgeht als mit anderen Menschen. Und pass auf, dass du deine Sicherheit nicht aus Wissen ziehst. Vers 18 heißt es nämlich: „Und den Willen kennst und prüfst, worauf es ankommt, weil du aus dem Gesetz unterrichtet bist.“ Und du traust dich, ein Leiter der Blinden zu sein – gemeint sind geistlich Blinde –, ein Licht derer, die in Finsternis sind, ein Erzieher der Törichten, ein Lehrer der Unmündigen usw. Du weißt so viel. Und weil du so viel weißt, wie man sich richtig verhalten soll, fühlst du dich so sicher.
Paulus sagt: Vergiss es! Wenn du deine Sicherheit aus deiner Herkunft ziehst, wenn du deine Sicherheit aus deinem Wissen ziehst oder wenn du deine Sicherheit aus einem Ritual ziehst – zum Beispiel der Beschneidung –, aber das könnte genauso gut die Taufe oder die Konfirmation oder etwas anderes sein, dann bist du einfach schief gewickelt. Das wird nicht funktionieren.
Warum kann das nicht funktionieren? Die Antwort ist, dass Gott diese ganzen Äußerlichkeiten eigentlich nicht interessieren. Vers 28: „Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist.“ Und das ist jetzt ein interessanter Satz, weil nicht der Jude ist im Sinn Gottes gemeint, wie Gott sich das vorstellt.
Jude gibt es, wenn man so will, in zwei Stufen: Es gibt einen Juden, der einfach jüdische Eltern hat, er ist von der Nationalität her Jude. Aber ein Jude ist natürlich auch jemand, der als Teil des auserwählten Volkes in einer ganz besonderen Beziehung zu Gott leben sollte. Ein wahrer Jude ist jemand, der nicht nur äußerlich beschnitten ist, sondern der im Inneren beschnitten ist.
Denn „nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, noch ist die äußerliche Beschneidung Fleischbeschneidung.“ Jetzt müssen wir kurz mal nachdenken, was Paulus sagt. Er ist ja nicht immer ganz einfach.
Was macht einen wahren Juden aus? Gott sagt: Ein wahrer Jude ist jemand, der in einer Beziehung zu mir lebt wie sein Stammvater Abraham. Abraham war gläubig. Und weil er gläubig war, hat Gott gesagt: „Ich möchte mit dir einen Bund schließen, und deine Nachkommenschaft wird das erwählte Volk sein.“
Jahrzehnte, Jahrhunderte später kommen Israeliten zur Welt, die treten in diesen Bund mit ein und lassen sich beschneiden. Jetzt ist die Frage: Wofür steht eigentlich die Beschneidung? Habt ihr euch das mal gefragt?
Abraham wird gläubig, und Gott sagt: „Weißt du was, ich gebe dir ein Zeichen mit für alle Nachkommen: Ich schneide an einer sehr empfindlichen Stelle etwas von dir ab.“ Da fragt man sich, warum musste Gott an dieser Stelle etwas abschneiden? Warum dieses Bild Abschneiden?
Die Antwort ist eigentlich ganz naheliegend: Glauben – und Abraham ist ein Vorbild im Glauben – heißt, dass etwas abgeschnitten wird. Und zwar an einer sehr empfindlichen Stelle, nur nicht äußerlich, sondern innerlich.
In dem Moment, wo ich in eine Glaubensbeziehung mit Gott eintrete, schneide ich in meinem Herzen die Rebellion ab. Aus einem Rebell, aus einem Feind Gottes, der sein eigenes Ding dreht, wird ein Knecht Jesu Christi, der sagt: „Ich will nicht mehr Rebell sein, nicht mehr Feind sein, nicht mehr Gegner sein. Ich möchte mit meinem ganzen Herzen Gott gehören.“ Und alles, was in meinem Herzen, in meinem Inneren gegen Gott ist, das schneide ich ab.
Das ist die Beschneidung des Herzens. In meinem Inneren passiert etwas.
Nun gibt es Juden, die sind äußerlich und innerlich beschnitten. Sie wollen Gott folgen, sie lieben Gott, sie wollen ihm dienen. Damit wird das äußere Zeichen der Beschneidung zu einem Symbol für eine innere Realität. Sie sind wirklich beschnitten im Herzen. Sie wollen wirklich Gott folgen. Sie sind wahre Juden im Sinne, dass sie wirklich zum Volk Gottes gehören – so eng, wie es nur irgendwie geht – und Vorbild sind für das, was Gott sich für den Rest der Welt international wünscht.
Und dann gibt es Juden, zu viele, die äußerlich beschnitten sind, aber in ihrem Herzen Rebellen sind. Ihnen reicht es, Jude von Geburt zu sein, Wissen zu haben und äußerlich beschnitten zu sein. Aber im Herzen, innen drin, ist keine Liebe zu Gott. Es hat nie eine Umkehr stattgefunden, nie echte Buße. Es ist keine Nachfolge im Leben da, keine tiefe hingegebene Liebe zu Gott.
Deswegen heißt es hier: „Denn nicht der ist ein Jude“ – gemeint ist nicht biologisch, sondern geistlich – „der es äußerlich ist“ (Vers 29), „sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und die Beschneidung ist die des Herzens.“
Und jetzt übersetze ich ein bisschen anders als hier steht: „Durch den Geist“, weil es eine Beschneidung ist, die durch den Heiligen Geist bewirkt wird und nicht durch das Geschriebene, nicht in Buchstaben, nicht durch das Geschriebene, also nicht durch das äußerliche Befolgen eines geschriebenen Gebots allein.
Zusammenfassung der drei Menschentypen und das Urteil Gottes
Jetzt haben wir uns drei Typen angeschaut: den gemeinen Sünder, der verloren ist. Dann den, der anfängt zu sagen: „Ich bin etwas Besseres.“ Paulus sagt ihm: „Weißt du, wenn ich mir das Gericht Gottes mit seinen Prinzipien anschaue, bist du auch verloren.“
Und dann taucht der Jude auf, der sagt: „Mir kann nichts passieren.“ Paulus antwortet: „Stimmt, aber nur dann, wenn das, was du nach außen darstellst, auch in deinem Inneren passiert ist. Solange du nur behauptest, etwas zu sein, ohne es innerlich wirklich zu sein, hilft dir das gar nicht.“
Wenn ihr wollt, könnt ihr jetzt alle Menschen in eine dieser drei Kategorien einsortieren. Überlegt euch: Wo gehöre ich hin? Dann hast du zum Beispiel einen netten Stammtischbruder – Kategorie eins. Deine Nachbarin könnte in Kategorie zwei passen. Und dann gibt es vielleicht jemanden, der sich religiös gibt – Kategorie drei.
Aber für jeden findest du eine passende Kategorie. Keiner kommt davon. Am Ende stehen alle da, und du kannst jeden irgendwo einsortieren. Alle stehen unter dem Gericht, unter dem Zorn Gottes. Es gibt keinen, der herauskommt. Niemand kann sagen: „Haha, ich habe es geschafft, ich bin irgendwie davongekommen. In meinem Leben gibt es keine Sünde.“
Das ist auch das Fazit, das Paulus am Ende von Kapitel drei zieht – oder besser gesagt, nicht ganz am Ende, sondern in Kapitel drei, Vers zehn. Dort heißt es: „Wie geschrieben steht: Da ist kein Gerechter, auch nicht einer.“
Das war der Punkt, um den es ihm ging: zu zeigen, dass es keinen Gerechten gibt, dass jeder Mensch Sünder ist.
Die allgemeine Sündhaftigkeit des Menschen
Und insgesamt folgen hier nun vierzehn kurze Zitate aus dem Alten Testament, die den Menschen beschreiben und zeigen, wie der Mensch „tickt“.
Vers 11: Da ist keiner, der verständig ist, da ist keiner, der Gott sucht.
Vers 12: Alle sind abgewichen, sind allesamt untauglich geworden. Da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer.
Das beschreibt die allgemeine Sündhaftigkeit.
In den Versen 13 und 14 geht es um die Sünden der Zunge. Ihr Schlund ist ein offenes Grab, aus dem alle möglichen giftigen Ausdünstungen kommen. Mit ihren Zungen handelten sie trügerisch, das heißt, sie haben andere Leute betrogen. Otterngift ist unter ihren Lippen, das bedeutet, sie verwenden ihre Sprache, um Menschen zu töten.
Vers 14: Ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit.
Vers 15: Ihre Füße sind schnell, Blut zu vergießen. Verwüstung und Elend sind auf ihren Wegen, und den Weg des Friedens haben sie nicht gekannt.
Das ist der Mensch! Wenn man heute hinschaut, bekommen wir den Frieden einfach nicht hin. Es ist keine Furcht Gottes vor ihren Augen. Paulus sagt: Wenn ich mir den Menschen anschaue, egal wo ich hinblicke, erlebe ich immer, dass jeder Mensch sündigt.
Wir blicken auf so viele Jahrtausende Kulturgeschichte zurück und merken, dass es kein Stück besser wird. Einfach kein Stück besser. Das wurde hier schon vor zweitausend Jahren aufgeschrieben. Da hätte sich in der Zwischenzeit doch etwas ändern können. Das wäre doch wünschenswert gewesen, zu sagen: „Die Sache mit dem Reden haben wir geklärt als Menschheit. Auf diesem Planeten flucht keiner mehr, redet keiner mehr ein böses Wort über einen anderen.“
Wir haben uns 2000 Jahre angeschaut, das hat nicht geklappt, das haben wir aufgehört. Das wäre doch super gewesen, aber das stimmt nicht. Wir sind genauso schlecht drauf wie damals.
Das Gesetz Gottes und die Erkenntnis der Sünde
Wir wissen, dass alles, was das Gesetz sagt, es denen sagt, die unter dem Gesetz stehen. Damit jeder Mund verstopft werde und die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen sei.
Das Gesetz Gottes spricht so zum Menschen: Du bist ein Sünder, du bist so, und das ist falsch. Gott sagt dies dem Menschen, um ihm den Mund zu stopfen. Damit jeder, der sich hinstellt und sagt: „Oh, wenn ich mal Gott begegne, boah, dem werde ich es aber geben“, weiß, dass das völliger Quatsch ist. Egal, in welche Gruppe du dich einsortierst – ob du der plumpe Sünder bist, der ein bisschen netter ist und sich immer mit anderen vergleicht, oder der religiöse Typ – am Ende wirst du vor Gott stehen und den Mund halten.
Und wenn das stimmt, wenn es wahr ist, dass Gott gegen jeden Menschen diese Anklagepunkte hat und dass jeder Mensch verloren ist, dann gilt das Fazit in Vers 20: Aus Gesetzeswerken – gemeint sind hier das Halten von Geboten als ein Weg, um sich den Himmel zu erarbeiten – wird kein Fleisch, kein Mensch vor ihm gerechtfertigt werden. Das ist wieder so ein auswendig gelernter Vers, glaube ich.
Wenn jemand es darauf anlegt, mit Gott ins Reine zu kommen und sagt: „Ich werde mich anstrengen, ich werde es durch das Halten von Geboten probieren“, dann kann Paulus hier vorher sagen: Du hast keine Chance. Egal, wo du startest, du wirst am Ende scheitern. Aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden.
Warum? Und das ist jetzt das Ernüchternde: Die Gebote, die Gott gibt, waren niemals dazu gedacht, dir den Weg in den Himmel zu ebnen. Das will ich noch einmal sagen: Die meisten Menschen glauben, Gott gibt die zehn Gebote, damit wir endlich wissen, wie wir uns verhalten sollen und damit wir alles richtig machen. Aber das stimmt nicht.
Das, was die Gebote können, ist uns zu zeigen, was wir falsch machen. Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde. Die Aufgabe des Gesetzes, die Aufgabe der Gebote ist zuerst einmal, die Sünde zu offenbaren.
Das Gesetz taugt alleine – und wir werden später in Römer 8 darüber nachdenken, wie das Gesetz, wenn man den Heiligen Geist hat, natürlich doch noch hilfreich ist – aber hier, ohne die Kraft des Heiligen Geistes, taugt das Gesetz nicht ein einziges Gebot dazu, den Weg in den Himmel zu finden.
Das Einzige, was das Gebot kann, ist auf dich zu zeigen und zu sagen: Sünder, Sünder, Sünder. Das kann das Gesetz gut. Und dafür ist es da.
Wenn man das an sich heranlässt, wenn man das einmal begriffen hat, okay, die Gebote Gottes sind dazu da, mir zu zeigen, dass ich ein Sünder bin, dann ist man an dem Punkt, wo Gott einen haben will.
Er möchte aus dem gemeinen Heiden jemanden machen, der sich an die Brust schlägt und sagt: „Ah, könnte ich es nicht doch mal anders probieren?“ Er möchte aus dem, der sich ständig mit anderen vergleicht, jemanden machen, der sagt: „Möchte ich nicht doch irgendwann mal auf die Güte und Langmut und Geduld Gottes zurückkommen und vielleicht doch noch Buße tun?“ Und den, der sich als religiöser sicher fühlt, möchte er aus seiner Sicherheit herausziehen und sagen: „Nein, du bist nicht sicher.“
Das möchte er, und deswegen gibt er die Gebote, damit jeder, wenn er abends ins Bett geht, merkt: „Ich bin ein Sünder, ich habe es wieder nicht geschafft.“
Und in dem Moment, in dem ein Mensch ehrlich wird und das an sich heranlässt – „Ich bin ein Sünder“ – in genau diesem Moment hat er eine Chance, gerettet zu werden. Denn er macht sich dann auf die Suche nach dem, der gegen dieses Problem, das in ihm drin ist, gegen das Sündigsein, ein Gegenmittel hat.
Das Halten von Geboten ist kein Gegenmittel. Sondern: Aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden. Durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde. Das müssen wir festhalten.
Ausblick auf die Rechtfertigung durch Glauben
Nach der Pause betrachten wir, wie Rechtfertigung in unser Leben kommt, wenn sie nicht durch das Einhalten der Gebote erreicht werden kann.