Da stieg Naaman ins Wasser, tauchte sich siebenmal unter. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber irgendwie stimmt uns das Wetter auf diesen Predigttext ein.
Nachdem ich jeden Tag mit dem Fahrrad zur FTH fahre und auch heute früh mit dem Fahrrad gekommen bin, habe ich den Eindruck, ich bin inzwischen mit allen Wassern gewaschen.
Die Predigt heute habe ich überschrieben mit „Ein Gott für einfache Leute“. Aber das hier, was wir jetzt auf der Folie sehen, ist zunächst einmal Charles de Gaulle. Er ist 1970 gestorben, ein großer französischer Staatsmann, der zeitweilig den Widerstand des Freien Frankreichs gegen die deutsche Besatzung führte. Er war ein General, der schließlich Präsident der Französischen Republik wurde. Sein Name steht unter anderem für die deutsch-französische Aussöhnung.
Ein großer Mann, ein bedeutender Mann, ein einflussreicher Mann. Aber er ist nicht allein auf dem Bild. Denn es gibt noch eine andere Seite dieses großen Staatsmannes des zwanzigsten Jahrhunderts, und das ist seine Familie, seine Tochter Anna.
Charles und Yvonne de Gaulle hatten mehrere Kinder. Als drittes Kind wurde ihnen diese Tochter geboren, Anna, mit einem genetischen Defekt. Sie hatte das Down-Syndrom, das damals noch nicht bekannt war, der Defekt war so noch nicht entdeckt. Charles hat diese Tochter geliebt, wie ein Vater seine Tochter nur lieben kann. Er hat jede freie Minute genutzt, um Zeit mit ihr zu verbringen. Wir sehen hier ein Bild von einem Urlaub an der französischen Atlantikküste.
Er hat viel mit ihr gesprochen, auch gebetet, ihr all die Zuwendung gegeben, die er als Vater und wichtiger Politiker ihr geben konnte. Wir müssen bedenken, dass man damals, in den 1930er Jahren, Kinder mit einer geistigen Behinderung meist in ein Dauerpflegeheim gegeben hat. Aber diese Familie behielt das Kind.
Bereits mit zwanzig Jahren stirbt Anna. Charles de Gaulle ist untröstlich. Er leidet den Schmerz nicht eines Präsidenten, nicht eines Generals, nicht eines einflussreichen Mannes. Er leidet den Schmerz seines Vaters. Ganz einfach: ein Schmerz, wie jeder von uns ihn nachvollziehen kann, der einen Menschen in seiner Umgebung, einen lieben Menschen, verloren hat.
Ein Gott für einfache Leute – so habe ich die Predigt überschrieben. Ich möchte unserem relativ langen Predigttext in drei Gedankenschritten nachgehen und darüber nachdenken.
Erstens: Das Problem Aussatz und Ausschluss.
Stellen Sie sich einmal ein Gedankenexperiment vor: Sie haben eine wirklich aufsehenerregende, bedeutende Lebensleistung erbracht. Etwas, das es in die Presse schafft, wofür Sie Anerkennung und Lob erhalten. Was immer das auch gewesen sein mag – vielleicht haben Sie einen Impfstoff entwickelt, zum Beispiel gegen eine Krankheit, für die es bisher keinen Impfstoff gab. Vielleicht ist es Ihnen sogar gelungen, einen Impfstoff zu entwickeln, dessen Wirksamkeit und ethische Legitimation nicht mehr in Frage gestellt wird.
Oder aber Sie haben von Elon Musk Twitter zurückgekauft und es sofort stillgelegt. Auch das könnte eine Lebensleistung sein. Sie erhalten Anerkennung, Lob und Wertschätzung. Doch Sie können diese Erfolge selbst nicht genießen, weil Sie eine Krankheit haben, die es Ihnen unmöglich macht, die Früchte Ihrer Arbeit und Ihren Erfolg zu erleben.
Das ist die Situation von Naaman. Er ist ein Kriegsheld, hat erfolgreich Schlachten geschlagen und ist ein Mann mit Ansehen, zu dem die Leute aufschauen. Doch er kann sich davon nichts kaufen, denn er hat Aussatz – eine Hautkrankheit, die hoch ansteckend ist und für die es damals keine Behandlung gab.
Die einzige Möglichkeit, mit dieser Krankheit in der Gesellschaft umzugehen, war, die Betroffenen zu isolieren und auszuschließen. Sie durften keinen Kontakt zu anderen haben, um eine Ansteckung zu verhindern. So war es zum Beispiel auch für das Volk Israel in 3. Mose 13 geregelt.
Im Text erfahren wir nicht, dass Naaman wirklich ausgeschlossen war. Wir lesen, dass er offenbar Kontakt zu seiner Familie hat und Diener um sich versammelt. Trotzdem muss diese Krankheit ein großes Leiden in seinem Leben gewesen sein, denn er sehnt sich nach Heilung. Er möchte diese Krankheit loswerden. Das können wir gut verstehen.
Hier sehen wir diesen großen Mann mit all seinen Erfolgen und Orden, und zugleich diese Not, die ihn zu einem ganz einfachen Menschen macht. Er leidet an Aussatz – und er leidet nicht anders als jeder andere, der an einer schweren Hautkrankheit leidet.
In der Geschichte gibt es mehrere handelnde Personen, und es ist mir heute Morgen wichtig, dass wir alle von ihnen in den Blick nehmen.
In Vers 2 heißt es, dass die Aramäer auf Raubzug waren und aus Israel ein junges Mädchen mitgebracht hatten. Dieses Mädchen diente der Frau des Aramäers im Haushalt. Es war ein junges israelitisches Mädchen.
Dieses Mädchen hat ein Ohr für die Not ihres Herrn. Sie sagt ihm, dass sie eine Möglichkeit der Heilung in Israel kennt: Dort gibt es einen Propheten, der den wahren, lebendigen Gott kennt, bei dem Heilung möglich ist.
Liebe Freunde, ich muss gestehen, ich habe die Geschichte von Naaman und seiner Heilung schon öfter gelesen. Noch nicht darüber gepredigt, aber oft gelesen. Als ich diese Predigt vorbereitete, fiel mir auf, dass ich keine Erinnerung an dieses junge Mädchen aus Israel hatte – obwohl sie die Weichen für alles Weitere stellt, was geschieht.
Sie begegnet uns hier als kleine Evangelistin, als Zeugin des wahren, lebendigen Gottes Israels. Woher hätte Naaman sonst davon hören sollen? Sie kennt ihn, sie weiß davon, und sie teilt es mit der Familie, bei der sie wohnt.
Was für ein Kontrast! Da ist Naaman, der ordenbehangene Oberbefehlshaber des Heeres, und dort dieses Mädchen aus Israel, das im Text nicht einmal einen Namen hat.
Liebe Freunde, das ist nicht die einzige Botschaft dieses Textes, aber eine wichtige: Gott bedient sich oft der Geringen, um Großes zu tun.
Jeder von uns, ob mit großem Namen oder ohne, kann Gott dienen. Denn Gott begabt und beauftragt jeden von uns, vom lebendigen Gott zu künden, bei dem Heilung und Erlösung möglich sind.
Dieses Mädchen bringt durch ihre Worte eine Wende im Leben Namaan herbei, weil sie um die Kraft Gottes weiß.
Erstens: Das Problem Aussatz und Ausschluss. Da ist Naaman, der aufgrund seines Aussatzes ausgeschlossen ist. Und da ist dieses junge Mädchen, das von der Gemeinschaft ihres Volkes ausgeschlossen ist, weil sie nicht gemeinsam mit ihrem Volk den Bundesgott Israels anbeten kann, sondern fern der Heimat lebt – sehr wahrscheinlich auch fern ihrer Familie.
Doch Gott gebraucht sie, gebraucht die Geringen, um an einem Großen etwas zu bewirken.
Ein zweiter Punkt, dem ich nachgehen möchte, ist der Prophet, der Heilung nach Gottes Art bringt.
Die junge Frau, das junge Mädchen, erzählt von dem Gott Israels, und plötzlich kommt Bewegung in die Geschichte. Naaman reagiert sofort auf diese Botschaft. Denn das ist die Sehnsucht seines Herzens, das Verlangen auch der Menschen um ihn herum: dass er Heilung erleben möge, dass er wieder ganz Teil der Familie sein könne, raus aus der Isolation oder zumindest aus der Halbisolation.
Naaman ist jedoch ein Staatsmann. Er kann nicht einfach zu diesem Propheten gehen, das wäre unter seiner Würde. Diese Heilung muss zum Staatsakt werden. Also geht er zu seinem eigenen König, lässt sich mit den Schätzen des Reiches ausstatten, erhält einen Brief an den König von Israel und macht sich auf den Weg.
Die Menge an Gold und Silber, von der hier im Text die Rede ist, ist unfassbar groß. Es muss eine riesige Karawane gewesen sein, schwer beladen mit Gold, Silber und Gewändern. An der Spitze Naaman. Auf geht es zum König von Israel, und jetzt soll das Ganze zum Staatsgeschäft werden. Naaman möchte sein Anliegen auf höchster Ebene verhandelt wissen.
Dieses Anliegen geht jedoch gründlich schief. Naaman taucht auf, übergibt seinen Brief, der im Wesentlichen die Botschaft enthält: Naaman sucht Heilung, bitte heile ihn. Vielleicht ist im diplomatischen Verkehr etwas falsch übersetzt worden. Der König von Israel ist jedenfalls stinksauer. Hier will offensichtlich jemand Streit suchen. Hier sucht wohl jemand Anlass zum Krieg, ihn mit dieser unfassbaren Anfrage zu behelligen. Kannst du nicht meinen Diener, meinen Oberbefehlshaber Naaman, heilen?
Die Dramatik der Geschichte spitzt sich zu. Zum Glück kommt im entscheidenden Moment Elisa ins Spiel. Elisa, der Prophet, greift ein und sagt: „Schick den Mann mal zu mir.“ Die Karawane zieht also weiter, immer noch beladen mit Gold und Silber.
Der Brief hat jetzt keine Bedeutung mehr, aber vielleicht doch die Gewänder. An Dramatik kaum zu überbieten macht sich ein Arman auf zum Haus des Elisa, und es ist völlig klar, was als Nächstes passieren wird. Nicht wahr, ihr wartet alle darauf.
Da wird ein Teppich ausgerollt, dann tritt Elisa heraus als würdige Prophetengestalt, gekleidet in prunkvolle Gewänder. Und dann, na ja, dann wird er den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen und seine Hand über die Stelle schwingen. So wird Naaman vom Aussatz geheilt werden. So stellt sich Naaman das vor.
Im Text lesen wir, dass genau das nicht passiert. Naaman bekommt Elisa nicht einmal zu Gesicht. Was für ein Affront! Elisa lässt ihn vielmehr nach draußen ausrichten: „Geh an den Jordan und tauch dich dort siebenmal unter.“
Naaman kann es nicht fassen. Was ist hier los? Er will es einfach nicht glauben, was ihm in diesem Moment passiert. Stellt euch vor, er hat eine so weite Reise auf sich genommen, von Syrien herauf nach Israel, also ins Nordreich, und bittet schon alles dafür, dass er sich vor der Haustür abfertigen lässt, um in irgendeinen Fluss von mittlerer Trinkwasserqualität zu steigen.
Man denkt: Das kann doch nicht wahr sein, Wasser statt Wein! Er denkt sich und spricht es vielleicht auch aus: „Hör mal, was ist hier los? Ich will hier nicht die Kassenleistung, ich bin Privatpatient, wo ist der Chefarzt? Der möge bitte rauskommen!“
Seine Diener bekommen jetzt richtig Angst. Sie fürchten, dass er zusammenbricht. Sie sagen: „Herr, dein Blutdruck...“ und denken sich so untereinander: „Aussatz hat er schon, wenn jetzt auch noch das Herz aussetzt...“
Sie sprechen ihn von seiner empathischen Seite an: „Vater, stell dir vor, der Prophet hätte etwas ganz Außergewöhnliches von dir verlangt. Stell dir vor, er hätte gesagt: Als Erstes musst du dir die Haare scheren, dann musst du eine Woche lang nur Steckrüben essen und dabei jeden Tag eine Stunde im Handstand laufen.“ Irgendwas hättest du gemacht.
Aber jetzt sagt der Prophet einfach nur: „Geh an den Jordan und tauch dich siebenmal unter.“ Sieben, die Zahl der Vollkommenheit. Und das willst du nicht tun?
Hier sehen wir ein sich wiederholendes Muster. Am Anfang dieser Geschichte ist es ein junges Mädchen aus Israel, das die Weichen stellt, damit Naaman sich überhaupt aufmacht nach Israel. An dieser Stelle der Geschichte sind es die Diener, die die Weichen stellen, damit Naaman dem Wort des Propheten gehorcht. Denn Naaman selbst ist außer sich. Er kann nicht fassen, wie er abgefertigt wird.
Zum Glück ist er nicht allein. Da sind die Diener. Sie haben keinen Namen, wir wissen nichts über sie, aber eins wissen wir: Sie raten ihrem Herrn: „Tu doch einfach, was der Prophet sagt.“
Hier ist eine wichtige Botschaft unseres Textes: Naaman will seine Heilung als Staatsgeschäft abhandeln. Und als das nicht gelingt, als nicht zwei Könige über sein Schicksal verhandeln, sondern er zu diesem Propheten geschickt wird, möchte er immer noch die Situation unter Kontrolle behalten. Er hat eine ganz genaue Vorstellung davon, wie dieser Gott Israels wohl handeln wird, was dieser Prophet tun wird.
Er ist ernüchtert von der Botschaft und dem Gehabe, das dieser Prophet an den Tag legt: Siebenmal soll er ins Wasser, alles soll er ablegen.
Was Naaman hier erlebt, ist ein Abstieg. Naaman steigt ab vom Kamel, muss runter ans Ufer des Jordan und dann noch einmal tiefer ins Wasser, siebenmal untertauchen.
So kommen wir der nackten Wahrheit dieser Geschichte näher: Naaman muss alles ablegen. Naaman weiß nicht, wie ihm geschieht, aber auf das Wort seiner Jüngerin tut er es.
Und damit sind wir bei einem dritten Punkt. Nachdem wir uns das Problem angeschaut haben und einen Blick auf den Propheten geworfen haben, kommen wir drittens zu dem, was der Text uns an Proklamation liefert: Israel kennt den wahren Gott.
Es ist eine alte Geschichte und in vielen ihrer Züge eine wirklich altertümliche Geschichte. Aber sie erzählt etwas, sie erzählt eine Geschichte, sie hat eine Botschaft, die heute nicht weniger aktuell ist als vor tausenden Jahren. Menschen suchen Heilung.
Menschen suchen heute Heilung von Krankheiten, aber sie suchen Heilung in ganz vielen Bereichen ihres Lebens. Es ist ja nicht das Einzige, was uns quält: Krankheiten. Sehr verbreitet in unserer Gesellschaft ist der Wunsch, frei zu werden von den Anklagen, vor allem von den Selbstanklagen. Ist alles in Ordnung mit mir? Bin ich okay? Möchte ich, dass mich die anderen so sehen, wie sie mich gerade sehen?
Da sind Menschen, die sich danach sehnen, frei zu werden, loszuwerden, die Erschöpfung, die sie plagt, die Einsamkeit, die sie nicht überwinden können, den Ausschluss, den sie in sozialen Gruppen erleben, die ihnen eigentlich wichtig sind. Menschen suchen Heilung.
Das ist etwas, was sich über die Jahrtausende hinweg nicht geändert hat. Denn wir leben in einer zerbrochenen Welt, in einer wirklich kaputten Welt, in der jeder von uns sein Päckchen zu tragen hat. Wir sehnen uns danach, dass irgendjemand in unserem Leben etwas heil machen möge.
Und das, was unsere säkulare Gesellschaft, die um Gott nicht mehr weiß, auszeichnet, ist, dass Menschen sich viel Mühe machen, damit heil zu werden. Ein riesiger Markt an Ratgeberliteratur, an Wellness- und Therapieangeboten boomt.
Weil Menschen bereit sind, nahezu jeden Preis zu zahlen – und sei das, was ihnen da empfohlen wird, auch noch so absurd oder abstrus. Das Motto scheint zu sein: Was teuer ist, das ist auch gut. Und was mir wirklich hilft, muss teuer sein und sich gut anfühlen. Dann erleben sie immer wieder, dass es vielleicht doch nicht hilft – und suchen weiter.
Ein ganzer Wirtschaftszweig hält sich so am Leben mit der Sehnsucht der Menschen, heil zu werden, gesund zu werden, mit sich und der Welt ins Reine zu kommen.
Aber wir erleben im Evangelium eine ernüchternde Botschaft. Zu einer Evangelistin dieser Botschaft ist mir 2009 unsere Hausärztin geworden. Wir wohnten damals in Kassel und waren als Familie bei einer Ärztin, die ich nicht anders beschreiben kann als sehr besonders.
Bisher ist mir jedenfalls keine zweite Ärztin begegnet, die im Schlabber-T-Shirt mit Woodstock-Aufdruck in der Praxis arbeitete, barfuß, mit grünen lackierten Fingernägeln. Sie begegnete mir sehr einfach. Sie fuhr auch keinen Mercedes oder BMW, sondern einen alten weißen Opel.
2009 hatte ich eine sehr schwere Zeit. Mehrere äußere Umstände kamen zusammen, die dazu führten, dass ich ziemlich krank wurde: Bluthochdruck, Tinnitus auf beiden Ohren, schwere Schlafstörungen. Ich wusste nicht mehr richtig, wie es weitergehen sollte.
Sie sagte zu mir: „Herr Riedl, wir können jetzt ganz vieles machen. Manche der Behandlungen könnten allerdings dazu führen, dass Sie abhängig von Medikamenten werden. Aber ich bin nicht bereit, Ihnen diese zu geben. Was Sie machen müssen? Sie müssen nichts machen, sondern Sie müssen aufhören, ein paar Dinge zu tun, einen Gang runterfahren, loslassen. Alles andere, was wir tun könnten, wäre nur Symptombehandlung. Bei Ihnen muss sich etwas ändern.“
Das ist natürlich eine harte Botschaft für jemanden, der mitten im Berufs- und Familienleben steht. Ich bin aber überzeugt, dass sie Recht hatte.
Sie hatte keine Praxis, in der nur diejenigen eine Chance haben, die mit starkem finanziellem Kapital ausgestattet sind, mit großem kulturellem Kapital und wissen, wo es langgeht. Sie wollte immer eine Ärztin für die einfachen Menschen sein und hatte eine Botschaft für mich – nicht als Professor, der ich war, sondern für mich als ganz einfachen Menschen.
Und so einfach das, was sie anbot, klang, so schwer erschien es mir. So unfassbar erschien es mir, dass das alles ist, was sie mir zu sagen hatte: Ich müsse mein Leben ändern.
Aber darin hat sie nicht weniger getan als das Evangelium verkündigt. Denn heil werden wir nur, wenn sich unser Leben ändert – in der Beziehung zu Jesus.
Naaman muss dorthin, wo jeder einfache, mittellose Mensch es auch hinbringen kann: unter Gottes Weisung und Wort. Nur Naaman muss nichts tun, sondern es einfach zulassen, dass dieses Wort ihm gilt und er diesem Wort gehorsam wird.
Das Evangelium macht uns alle gleich, egal wo wir im Leben stehen. Es wurde heute in der Einleitung zum Gottesdienst schon gesagt: Wir sind hier als Männer und Frauen, als Menschen aus ganz unterschiedlichen ethnischen und sozialen Hintergründen. Wir bringen alle Unterschiedliches mit in den Gottesdienst – schlechtere oder vielleicht bessere Chancen, wenn es darum ginge, vor Gott etwas zu tun, um Rettung zu bekommen oder zu empfangen.
Aber das Evangelium sagt in der Gestalt dieses Textes: Geh an den Jordan und tauch dich siebenmal unter.
Das Evangelium im Munde Jesu heißt: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Jesus sagt: Möchtest du Rettung, möchtest du Heilung, möchtest du Erneuerung für dein Leben bekommen? Dann leg alles ab, versuche nicht, mich zu beeindrucken, versuche nicht, mich zu beeinflussen, liefere keine eindrucksvolle Performance.
Sondern lege ab, was dich beschwert, was dich belastet, und empfange neues Leben. Vertraue mir, lege alles ab und geh ins Wasser der Taufe – so wäre es dann im Neuen Testament.
Liebe Freunde, so sind wir an der Botschaft, so sind wir an dem Teil der Botschaft dieses Textes angekommen, der uns ins Herz des Evangeliums von Jesus Christus führt.
In Jesus begegnet uns ein Gott der Vereinfacher Menschen. In Jesus begegnet uns ein Gott, der nicht beeindruckt ist von all dem, was wir tun, sondern der bereit ist, uns die Hände zu füllen, wenn wir mit leeren Händen kommen. Der bereit ist, uns zu überkleiden mit dem neuen Menschen, wenn wir bereit sind, unsere Kleidung abzulegen.
Naaman bekennt es am Ende dieses Textes: „Ich habe erkannt, dass es keinen Gott auf der ganzen Erde gibt außer dem in Israel.“ Er kam von Damaskus herauf und erkennt, dass es nur diesen einen Gott auf der ganzen Erde gibt – und dass dieser Gott auch für ihn da ist, für ihn, der er von der Ferne kam.
Und so gilt es auch für uns, ob wir nah kommen, christlich erzogen und aufgewachsen sind, oder ob wir von fern kommen und irgendwann im Laufe unseres Lebens Bekanntschaft machen mit dem Evangelium.
Die Bedingungen sind für uns alle gleich: Komm her zu mir, leg alles ab, lass dir die Hände füllen.
Und das, was geschieht, sagt unser Text in Vers 14, der zugleich die ganze Geschichte rahmt: „Da wurde Naamans Fleisch wieder wie das Fleisch eines jungen Knaben, und er wurde rein.“
Das Wort, das hier im Hebräischen für „junger Knabe“ steht, ist dasselbe Wort, nur in der männlichen Form, das in Vers 2 für das junge Mädchen steht. So sind es das junge Mädchen und die Haut eines jungen Knaben, die uns zeigen, wie uns hier in dieser Geschichte das Evangelium begegnet.
Liebe Freunde, ich lade uns ein, dass wir uns durch Menschen, bei denen wir es vielleicht gar nicht erwartet haben, die Botschaft des Evangeliums sagen lassen. Dass wir uns freimachen von der Vorstellung, Gott müsse so handeln, und bereit sind, anzuerkennen, dass Gott Erneuerung, Heilung und Veränderung nach seiner Art schenkt.
Das Einzige, was wir brauchen, ist die Bereitschaft, Gott zu gehorchen, unsere Hände zu öffnen und sie von ihm füllen zu lassen.
Lasst uns beten! Himmlischer Gott und Vater, ich danke Dir, dass wir Dein Wort haben. Ich danke Dir, dass Du ein Gott für die einfachen Leute bist.
Ich bitte Dich heute Morgen, dass Du uns frei machst von allen Illusionen, in denen wir uns ein Selbstbild gebaut haben. Dieses Bild sagt uns, wie wichtig, bedeutsam und unverzichtbar wir sind. Hilf uns zu erkennen, dass unsere Einzigartigkeit vor Dir darin liegt, Dir nichts bringen zu können.
Herr, arbeite an unserem Herzen. Mach uns bereit, uns Dir ganz hinzugeben – vielleicht zum ersten Mal in unserem Leben oder wieder aufs Neue. Lass uns Lebensbereiche Dir übergeben, damit wir rein, heil und neu in Dir werden.
So beten wir im Namen unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus. Amen.