Einführung in das Thema des Briefes
Es handelt sich also um einen Versuch, ein Thema zu formulieren. In der Bibel steht nicht ausdrücklich, welches Thema der Brief hat. Dennoch versuche ich, es in einem kurzen Satz zusammenzufassen: Hilfen zum Wachbleiben und Festbleiben im kostbaren Glauben.
Das Thema lautet demnach: Hilfen zum Wachbleiben und Festbleiben im kostbaren Glauben angesichts großer Gefahren. Es ist ein Weckruf für Christen in den letzten Tagen.
Heute Vormittag und Nachmittag habe ich mir erneut Gedanken über die Gliederung dieses Briefes gemacht. Ich bin die Gliederung noch einmal durchgegangen und habe versucht, sie zu verbessern.
Überblick über die Gliederung des Briefes
Der Brief ist eigentlich ziemlich klar gegliedert. Wir haben einen Briefeingang und einen Briefschluss. Der Briefeingang befindet sich in den Versen 1 bis 4 im ersten Kapitel, und der Briefschluss ist in Kapitel 3, Vers 18. Diese beiden Teile entsprechen einander.
Als zweiten Teil haben wir einen Aufruf in den Versen 5 bis 11 im ersten Kapitel. Dort wird zum geistlichen Fortschreiten aufgerufen, mit Blick auf den Eintritt in das ewige Königreich eines Tages. Es ist also ein Aufruf, fleißig voranzukommen und geistlich zu wachsen. Das Ziel ist, dass wir dann mit einem reichen Eingang in das ewige Königreich unseres Herrn und Retters Jesus Christus eingehen. Das umfasst die Verse 5 bis 11.
Im Anschluss folgt ein Lehrstück von Kapitel 1, Vers 12 bis zum Schluss, Vers 21. In diesem Lehrteil zeigt uns der Apostel die Wichtigkeit und Zuverlässigkeit der Botschaft. Es geht um die Bedeutung und Verlässlichkeit der Botschaft Gottes über diese Dinge, von denen er bereits am Anfang geschrieben hat und die er auch weiterhin thematisieren wird. Dabei betont er die Wichtigkeit und Zuverlässigkeit der apostolischen und prophetischen Botschaft.
In der Mitte des Briefes, in Kapitel 2, befindet sich das Zentrum und zugleich das wichtigste Anliegen des Briefes. Dort wird eindringlich vor falschen Boten oder Botschaftern gewarnt – Menschen, die falsche Lehren verbreiten. Der Apostel geht sehr detailliert auf diese falsche Lehre ein.
Danach folgt in Kapitel 3, Vers 1 bis 10, wieder ein Lehrabschnitt. Hier geht es erneut um die Wichtigkeit und Zuverlässigkeit der Verheißung Gottes in Bezug auf das Kommen Jesu Christi. Einige zweifeln daran, doch der Apostel zeigt, dass diese Botschaft zuverlässig ist und sich erfüllen wird. Gott wird in diese Welt eingreifen.
In Kapitel 3, Vers 11 bis 17, gibt es dann wieder einen Aufruf zu rechtem Verhalten mit Blick auf das zukünftige Eingreifen Gottes und die ewige neue Schöpfung.
Betrachtet man den Petrusbrief insgesamt, fällt auf, dass die Teile einander entsprechen. Die Einleitung und der Schluss stehen in Beziehung zueinander. Der erste längere Teil, den wir Teil zwei nennen, und der vorletzte Teil entsprechen sich ebenfalls. Auch der dritte und der vorvorletzte Teil sind aufeinander bezogen. In der Mitte steht Kapitel 2.
Noch einmal zusammengefasst: Wir haben einen Briefeingang und einen Briefschluss, die beide betonen, dass wir in Erkenntnis und Gnade wachsen sollen. Dann gibt es einen Aufruf im zweiten Teil und im vorletzten Teil, der uns auffordert, im Blick auf die Zukunft voranzugehen. Außerdem gibt es zwei Lehrstücke, in denen die Wichtigkeit und Zuverlässigkeit der Botschaft betont wird – im dritten und im vorvorletzten Teil. In der Mitte des Briefes steht die Warnung vor falschen Botschaftern und Lehrern.
Detaillierte Gliederung des Briefes
Ich habe mir das Ganze etwas detaillierter aufgeschrieben. Ich möchte das nur vorlesen; ihr müsst das jetzt nicht mitschreiben oder so. Ich habe versucht, es etwas ausführlicher zu gestalten.
Zunächst der Briefeingang: Ein Hinweis auf die kostbare Glaubensgrundlage und ein Gebetswunsch zur Vermehrung von Gnade, Friede und Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn (Verse 1 bis 4).
Dann zweitens ein Aufruf: Auf dieser kostbaren Glaubensgrundlage gilt es, geistliche Fortschritte zu machen. Das Ziel ist ein reicher Eingang in das ewige Königreich unseres Herrn und Retters Jesus Christus (Verse 5 bis 11).
Drittens die apostolische Botschaft: Diese Dinge sind höchst wichtig und absolut zuverlässig (Verse 12 bis 21).
Viertens die Warnung im Zentrum: Diese kostbare Glaubensgrundlage wird durch falsche Boten angefochten, die Verderben bringen. Doch Gott wird schließlich im Gericht eingreifen. Das ist wiederum ein Aufruf, sich angesichts des zukünftigen Eingreifens Gottes im Blick auf die Ankunft des Tages Gottes sowie den neuen Himmel und die neue Erde entsprechend zu verhalten.
Schließlich siebtens ein Schluss: Ein Aufruf, um zu wachsen und eine nahe, erkennbare Beziehung zu besitzen.
Das ist im Groben die Zusammenfassung des ganzen Briefes.
Wir wollen jetzt also beginnen. Vielleicht hat er es nicht ganz so gemacht; jetzt muss er hart arbeiten und genau fragen. Deshalb müssen wir Vers für Vers gehen.
Vorstellung des Apostels Petrus und der Adressaten
Vers 11 Simeon Petrus
Dies ist der einzige Brief, in dem Petrus als Simeon Petrus vorgestellt wird. Anders als im ersten Brief wird er hier also doppelt bezeichnet. Seine Person wird beschrieben: Was er vorher war, Simeon, und was er jetzt durch Christus geworden ist, Petrus. Er hat also nicht vergessen, was er war, und auch nicht, was er durch Jesus Christus geworden ist – ein Petrus, ein Felsenmann, ein großer Stein.
Er erinnert uns daran, wie er diesen Weg eingeschlagen hat, durch den Jesus Christus seinen Charakter verändern konnte. Wir denken daran, wie Petrus den Herrn Jesus kennengelernt hat. Der Herr Jesus sagte zu Petrus, er solle auf den See Genezareth hinausfahren und dort die Netze auswerfen. Das tat Petrus. Jesus war im Schiff, und als Petrus die vielen Fische sah, fiel er nieder vor dem Herrn Jesus und sagte: „Geh weg von mir, ich bin ein sündiger Mensch. Wir passen nicht zusammen. Du bist der Heilige Gottes, und ich bin ein Sünder.“
Jesus sagte zu ihm, dass er aus Petrus einen Menschenfischer machen würde.
Simon Petrus, leibeigener Knecht und Apostel Jesu Christi.
Vielleicht steht das in euren Bibelübersetzungen etwas anders. Möglicherweise steht dort nur „Knecht“. Doch das griechische Wort lautet „Doulos“. Doulos bedeutet Sklave. Das ist nicht einfach nur ein Bauernknecht, sondern ein Sklave. Noch besser könnte man sagen: ein Leibeigener, das heißt, sein Leib gehört jemand anderem – ein leibeigener Knecht.
So beschreibt sich der Apostel Petrus hier doppelt. Einerseits sagt er, er sei ein leibeigener Knecht, andererseits bezeichnet er sich als Apostel. Ein Knecht ist er, weil er erkauft wurde. Ein Apostel ist er, weil er gesandt wurde. Jesus hat ihn gekauft und teuer bezahlt. Dann hat Jesus ihn gesandt. Gesandt zu sein heißt, ein Gesandter zu sein, ein Apostel. Im Griechischen heißt Apostolos „der Gesandte“, ein Sendbote.
Nun stellt er vor, an wen er schreibt. Er schreibt an die, die in der Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters Jesus Christus mit uns einen gleich kostbaren Glauben zugeteilt bekommen haben. Das sind Heidenchristen, die zum größten Teil Heiden sind, auch im ersten Brief. Sie befinden sich in der Zerstreuung; sie sind Pilger, unterwegs zwischen zwei Welten. In der einen Welt sind sie nicht mehr ganz zu Hause, und in der anderen Welt sind sie noch nicht angekommen.
Er sagt hier, sie haben einen kostbaren Glauben erhalten. Kostbar, weil man mit einem teuren Preis erkauft wurde. Kostbar, weil die Person, die uns gekauft hat, eine kostbare Person ist – kostbar und geliebt. Und kostbar, weil man nur dieser Person vertrauen konnte. Deshalb ist dieser Glaube so kostbar. Nur das Vertrauen, der Glaube genügte, um gerettet zu werden.
Dieser Glaube ist gleich kostbar für alle. Gleich kostbar für die Juden, also für die Heiden, und genauso für die Juden. Kostbar für die Leser aus den Heiden ebenso wie für den Verfasser, den jüdischen Verfasser Petrus. Gleich kostbar für die, die Jesus Christus nicht gesehen haben, und gleich kostbar für die, die Jesus mit den physischen Augen gesehen haben. Gleich kostbar für Gläubige aller Art, ebenso wie für Gläubige besonderer Art, wie Petrus, die Apostel.
Glaube ist gleich kostbar für alle.
Die Kostbarkeit des Glaubens und seine Bedeutung
Was macht diesen Glauben so kostbar? Es ist der Inhalt, der Inhalt! Der Inhalt des Glaubens ist eine Person namens Jesus Christus.
„Du bist ganz, ganz kostbar, bist du.“ So ist auch der Herr Jesus Christus der Kostbare schlechthin. Und das, worin wir wachsen sollen, ist etwas Kostbares. Es soll im Glauben wachsen, in der Gnade wachsen, und das ist etwas Kostbares.
Glauben ist ein Vorrecht. Es ist ein kostbares Vorrecht, dass wir überhaupt glauben dürfen an diesen Jesus Christus. Deshalb steht hier dieser Ausdruck: Wir haben gleich einen kostbaren Glauben bekommen. Gleich kostbar wie für die Juden, gleich kostbar wie für Petrus.
Ja, er hat uns die Tür des Glaubens aufgetan, heißt es einmal in der Apostelgeschichte 14,27. Er hat den Heiden die Tür aufgetan, sie dürfen auch glauben, sie dürfen auch hineinkommen. So hat also Gott uns einen Glauben gegeben – gemeint ist jetzt der Inhalt des Glaubens und die Möglichkeit, das Vorrecht des Glaubens. Das hat er uns gegeben.
Und da heißt es, wir haben den einen gleich kostbaren Glauben zugeteilt bekommen. Jetzt weiß ich nicht, wie das bei Ihrer Übersetzung ist. In der Elberfelder oder Schlachter muss ich gerade nachschauen. Ich habe ein Bibelprogramm, in dem das auch angeführt ist. Also dieser Ausdruck: Wir haben diesen Glauben zugeteilt bekommen. Manche Übersetzungen sagen, wir haben einen gleich kostbaren Glauben empfangen, so auch die Elberfelder.
Das Wort hier im Griechischen heißt „durch ein Erbe, ein Erbe bekommen“. Da bekam jeder ein Erbe, das ist das Wort, das hier verwendet wird. Man hat durch das Los ausgelost, wer was bekommen darf. Deshalb war das Erbe ein Losanteil, und genau dieses Wort wird hier verwendet.
Das heißt, man bekommt etwas geschenkt. Wenn man etwas erbt, dann erbt man etwas aus Gnade. Das ist geschenkt, das Erben. Und genau so ist es hier gemeint. Er hat uns den Erbteil eines Glaubens gegeben, und dieses Geschenk, das Vorrecht, das Glauben, die Gnade, so etwas Kostbares – das hat er uns geschenkt.
Daher ist Jesus für jeden gestorben, aber nur die, die ihm vertrauen, bekommen den Genuss dieses Geschenkes. Sie bekamen also den Glauben zugeteilt, das Vorrecht, glauben zu dürfen, und das Glauben als Erbe.
Da heißt es dann: „In der Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters Jesus Christus.“ Unser Gott und Retter Jesus Christus – das ist der Inhalt, der Gott und Retter Jesus Christus.
Also in seiner Gerechtigkeit hat er uns dieses zugeteilt, dass wir glauben dürfen. Das ist ein schwieriger Ausdruck. Was heißt das? Wir lesen unsere Bibel darüber und gehen oft einfach weiter. Aber wenn wir genau lesen, sollten wir mal darüber nachdenken: Was will der Apostel Petrus hier sagen mit „in der Gerechtigkeit Gottes“? Was heißt das?
Nun, der Herr Jesus ist gerecht, wenn er die Heiden auf die gleiche Ebene stellt wie die Juden und ihnen genau das gleiche kostbare Glaubensgut gibt wie den Juden. Er stellt sie auf die gleiche Ebene. Er ist gerecht, wenn er bestimmt, dass die Heiden mit Israel zusammen miterben dürfen.
Das Wort „Gerechtigkeit“ heißt bei Paulus oft ein austauschbarer Begriff für Heil, für Rettung. Die Gerechtigkeit wird uns zugesprochen durch Jesus Christus. Das heißt, das Heil wird uns zugesprochen durch Jesus Christus. Wir werden gerechtfertigt heißt so viel wie: Wir werden gerettet und freigesprochen von der Sünde.
Wenn hier also „die Gerechtigkeit Gottes“ steht, dann könnte es sein, dass es sich auch auf das Heil bezieht. Also: Im Heil lässt er die Nichtjuden das Gleiche bekommen wie die Juden. Wir von den Heiden bekommen genau das gleiche Heil wie die Juden.
Das ist sehr erfreulich für die Christen, an die der Petrus hier schreibt.
Der Gebetswunsch und die Vermehrung von Gnade und Frieden
Und dann kommt dieses Grußwort in Vers 2, das haben wir gestern gelesen: Gnade euch und Friede werde vermehrt. Also, das soll zunehmen – Gnade und Friede. Das sind die zwei Dinge, die wir immer wieder im Leben brauchen. Es ist nicht gut, wenn wir Unfrieden haben, wenn die Seele unruhig ist und keinen Frieden findet.
In der Erkenntnis Gottes und Jesu Christi – also das soll reich und immer mehr werden in der Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn. Wie gibt Gott uns seinen Reichtum, seine Gnade und seinen Frieden? Indem wir Jesus Christus besser kennenlernen. Wenn wir Jesus Christus besser kennenlernen, erfahren wir, wie herrlich all das ist, was er uns gegeben hat. Wir haben alles bekommen.
Wir lernen Gott kennen und wir lernen Jesus Christus kennen. Das ist ja das große Anliegen, das der Apostel hat. Er möchte, dass die Gläubigen wachsen und fest werden. Er weiß, dass das Mittel, damit sie wachsen und fest werden, ist, dass sie den Herrn Jesus und Gott besser kennenlernen.
Dann kommen wir zu Vers 4 – nein, Vers 3. Oder ich sage vielleicht noch eine Zusammenfassung: In dem Maße, in dem ich Gott und Jesus Christus mehr kennenlerne, werden Gnade und Friede vermehrt zuteil. Das heißt, je mehr ich ihn kennenlerne, desto mehr erkenne ich, was er mir gegeben hat und was ich in ihm habe.
Die göttliche Kraft und das neue Leben
Vers 3: Demgemäß hat seine göttliche Kraft uns alles gegeben. Seine göttliche Kraft ist Gott selbst. Wer ist stärker als Gott? In seiner Kraft hat er uns alles gegeben, was wir zum Leben brauchen.
Wann und wie hat Gott uns alles gegeben? In Christus, bei der Heilswende – das heißt bei der Bekehrung und Wiedergeburt. Diese gehören zusammen. Die Bekehrung vollbringt jeder Mensch selbst, indem er Buße tut und glaubt. Die Wiedergeburt hingegen geschieht durch Gott.
Die Bekehrung besteht aus zwei Teilen: Buße tun, also Umkehr von der Sünde, und Glauben beziehungsweise Vertrauen. Das ist die Bekehrung. Das andere, die Wiedergeburt, macht Gott. Er gibt uns neues Leben durch den Heiligen Geist. Wir werden gerecht gesprochen, erhalten Vergebung der Sünden und werden zu Kindern und Söhnen Gottes. Wir werden in Jesus Christus hineingesetzt und erneuert.
Das geschieht in dem Augenblick der Bekehrung: Sobald wir unseren Teil tun, also Buße tun und glauben, tut Gott das Seine. Er vergibt uns unsere Sünden, gibt uns den Heiligen Geist und macht uns neu geboren. Wenn wir neu geboren sind, sind wir eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, alles ist neu geworden – natürlich geistlich. Unser Leib bleibt unverändert, aber innerlich sind wir neu geworden.
So hat seine göttliche Kraft uns alles zum Leben und zur rechten Ehrfurcht gegeben. Im Text steht hier „Gottseligkeit“. Darüber habe ich gestern schon gesprochen. Gottseligkeit (Eusebeia) setzt sich zusammen aus „eu“ (gut) und „sebomai“ (verehren, Ehrfurcht haben). Eusebeia bedeutet also Gottesfurcht, die richtige Verehrung Gottes. Das ist hier mit Gottseligkeit gemeint – die richtige Gottesverehrung.
Seine göttliche Kraft hat uns alles gegeben, was wir für das neue Leben brauchen. Gott hat uns Gnade und Frieden gegeben. Nun sollen Gnade und Frieden weiterhin zunehmen, so wie seine göttliche Kraft uns alles gegeben hat.
In 2. Korinther 9,8 lesen wir einen schönen Satz: „Gott kann euch alle Gnade in reichem Maße geben, damit ihr in jeder Hinsicht, allezeit, an allem alle Genüge habt und reich seid für jedes gute Werk.“ Siebenmal kommt hier das Wort „alle“ oder „jeder“ vor. Gott kann uns alles geben – und das hat er uns getan, sagt der Apostel Petrus hier.
In der Wiedergeburt, bei der Heilswende, hat Gott uns alles gegeben. Wenn ein Baby geboren wird, sehen wir: Es ist alles da. Natürlich muss das Baby wachsen, aber es fehlt nichts. Alle Anlagen sind vorhanden. Genauso ist es geistlich: Wenn jemand zum Glauben kommt und erst eine Minute gläubig ist, hat er alles. Er gehört zum Leib Jesu Christi, zur Gemeinschaft, zur Wärme und Liebe.
Wenn ich gläubig geworden bin an den Herrn Jesus, darf ich einfach sagen: Danke, Herr, dass ich alles habe. Nicht: Herr, ich habe so wenig, ich habe nichts. Nein, ich habe alles, und ich danke dir dafür. Aus dieser Fülle kann ich nun wachsen. Jetzt kann etwas in meinem Leben geschehen.
Gott hat uns alles gegeben. Darauf macht Petrus am Anfang seines Briefes aufmerksam: Gottes Kraft ist vollkommen da für die Schwachen. Und wir sind schwach – das sind wir alle einverstanden. An der Stelle der Schwachheit kommt seine Kraft zur Vollendung. Dort kann seine Kraft mächtig wirken. Siehe 2. Korinther 12,9-11.
Noch einmal zurück: Gott hat uns alles zum Leben und zur rechten Ehrfurcht gegeben. Das heißt, zu einem Leben in richtiger Gottesfurcht. Er hat uns alles gegeben, damit wir gottesfürchtige, fromme Menschen werden können und so leben können. Dazu hat er uns alles gegeben.
Die Bedeutung des Lebens und der Erkenntnis Gottes
Das Erste, das wir brauchen, um in das Königreich einzugehen – in das ewige Königreich unseres Herrn und Heilands Jesus Christus –, ist Leben. Dieses Leben hat er uns gegeben, und mit dem Leben hat er uns alles mitgegeben.
Nur Gott kann das christliche Leben führen, hat ein Bruder einmal gesagt. Nur Gott kann das christliche Leben führen. Wir selbst können das nicht. Wenn wir es versuchen würden, würden wir jämmerlich scheitern.
Ein Bruder hat mir einmal erzählt, wie er über das Christentum nachgedacht hat. Er sagte: „Was ist eigentlich das Christentum?“ Dann machte er eine Entdeckung: „Weißt du, was das Christentum ist? Es ist eine Person – Christus. Er hat das Wichtigste erfasst: Das Christentum ist eine Person.“
Es ist eine Beziehung zu dieser Person. Von dieser Person bekomme ich alles, aus dieser Person schöpfe ich alles. Diese Person ist mein Leben, mein Ziel und der Inhalt meines Lebens. Wenn irgendetwas Fruchtbares aus meinem Leben geschehen soll, dann durch diese Person. Was ich in meinem Leben gemacht habe, wird vergehen, aber das, was Christus durch mich getan hat, wird bleiben.
Das christliche Leben kann nur Christus führen. Ich kann es nur aus seiner Kraft führen, sodass er durch mich liebevoll, sanftmütig, geduldig und ehrfürchtig ist, dass er durch mich die Brüder liebt und heilig lebt. Darin liegt die Kraft.
Alles, was wir für einen Wandel in rechter Ehrfurcht brauchen, ist uns gegeben. Wodurch? Durch die Erkenntnis Gottes, durch die Erkenntnis dessen, der uns rief. Was haben wir getan? Wir haben Gott kennengelernt. Das war das Entscheidende. Es ging um das Kennenlernen einer Person. Durch das Kennenlernen dieser Person ist in mir das Entscheidende entstanden: neues Leben.
Alles ist uns gegeben zum Leben und zu einem Wandel in Gottesfurcht durch die Erkenntnis Gottes, durch die Tatsache, dass ich Gott kennengelernt habe. Wenn du Jesus hast, hast du alles.
Was sagt der Vater zum Sohn? „Alles, was meines ist, ist dein“ (Lukas 15). Der seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken? (Römer 8). In ihm sind wir zur Fülle gebracht (Kolosser 2,10).
Petrus steht genau in dieser Linie. Er zeigt uns hier, dass wir alles haben durch die Erkenntnis dessen, der uns rief. Bitte schaut in eure Bibeln: „Durch die Erkenntnis dessen, der uns rief.“ Das griechische Wort bedeutet „rufen“, nicht „berufen“. Es sollte also heißen: „der uns gerufen hat“. Das englische Wort hat dieselbe Bedeutung.
Gott hat uns gerufen. Der Ruf ist die Einladung. Gott hat uns eingeladen: „Komm!“ Und wir sind gekommen. Wenn wir gekommen sind, bekommen wir einen Titel: Wir sind die Gerufenen. Das ist wie bei einer Hochzeit. Ich habe viele Leute eingeladen, als ich heiratete, und 300 kamen.
Alle, die geliefert wurden, sich an die angemessene Zeit zu halten, waren es zu total interessant, dass sie uns geliefert wurden. Durch den, der uns rief, ruft Gott die Unerlösten zum Heil in Christus. Er ruft sie zu Christus. Wer sich rufen lässt, wird ein Gerufener.
Der uns rief, tut dies durch Herrlichkeit und Tugend. Jetzt kommt wieder ein schwieriger Begriff: Was heißt das? Erlebt durch Herrlichkeit und Tugend. Wessen Herrlichkeit und wessen Tugend? Wer hat gerufen? Gott hat gerufen. Es geht um seine Herrlichkeit und seine Tugend. Und ich bin gerufen worden.
Wie hat der Herr Jesus Petrus gerufen? Petrus hat ihn kennengelernt. Dann sagte Jesus: „Komm, Petrus, folge mir nach.“ Was hat Petrus bewegt? Was hat ihn beeindruckt? Die Predigt des Herrn Jesus? Jesus predigte am See (Lukas 5). Petrus flickte gerade seine Netze, hatte er etwas zu tun? Wahrscheinlich hat er nicht so genau zugehört. Die Predigt hat ihn im ersten Moment vielleicht nicht besonders interessiert. Er war an der Arbeit, nebenbei.
Aber als Jesus sagte: „Petrus, komm, wir gehen fischen“, und Petrus dann erlebte, wie viele Fische sie fingen, fiel er auf die Knie. Das brachte ihn auf die Knie. Er sah etwas von der Herrlichkeit Gottes in Jesus Christus. Dann fragte er: „Wo bist du zu Hause? Ich möchte noch näher bei dir sein.“
Unser Kopf weiß es noch ganz genau: Es war die zehnte Stunde. Und wann hat Johannes Jesus mehr und mehr kennengelernt? Was hat ihn dazu gebracht, Jesus nachzufolgen? Es war die Herrlichkeit Jesu und die Tugend Jesu. Das hat ihn gerufen. So hat der Herr auch uns gerufen.
Was hat uns gepackt? Was hat uns beeindruckt? War es nicht die Herrlichkeit des Herrn Jesus und seine Tugend? Sein herrliches Wesen, die Herrlichkeit seiner Taten?
Das Wort „Tugend“ wird heute kaum noch gebraucht. Was ist eine Tugend? Etwas Tugendhaftes ist etwas Schönes, Lobenswertes, Ruhmreiches. Wenn jemand tugendsam ist, denkt man: „Was für ein feiner Mensch! Er denkt an andere, ist freundlich, nachgiebig, sanftmütig, wehrt sich nicht, wenn er gedemütigt wird.“ Das ist ein tugendhafter Mensch. Fleißig, ordentlich.
Wir denken also an verschiedene ruhmreiche Wesenszüge, lobenswerte Wesenszüge und Handlungen. Genau das ist Tugend. Der Herr Jesus hat solche lobenswerten Wesenszüge und Handlungen. Und das war es, was uns so sehr anzog, als er uns rief.
Er rief uns durch sein Leben, seine Art, sein Wesen. Nicht durch sein Äußeres – das kennen wir gar nicht. Wie groß er war, wissen wir nicht, seine Haarfarbe können wir nur raten, wahrscheinlich dunkelbraun. Das ist alles nicht wichtig.
Wir kennen ihn ganz anders: Er hat uns durch seine Herrlichkeit und seine Tugend gerufen. Die überzeugende Macht dieses Charakters hat uns angezogen.
Und was wird andere Menschen zu Jesus bringen? Was wird Menschen aus der Welt ansprechen, wenn sie an uns etwas von Jesus sehen? Wenn sie etwas von diesem Charakter Jesu Christi, von seiner Tugend sehen, werden sie auch sagen: „Wir sind auch gerufen worden durch die Herrlichkeit und Tugend des Herrn Jesus Christus.“
Ich habe das bei Christen gesehen: Da ist etwas widergespiegelt von dem Herrn. Willst du, dass Menschen in deiner Umgebung sich verändern, dann musst du diese überzeugende Macht eines christusähnlichen Charakters einsetzen.
Das ist eine Predigt an mich und an jeden: diese überzeugende Macht seines Charakters einzusetzen.
Wir müssen weitermachen. Und da geht es weiter: Durch welche hat er uns die größten und trostbarsten Verheißungen gegeben? Jesus Christus hat uns gekämpft, Kinder Gottes zu sein. Er hat uns die kostbarsten Verheißungen gegeben.
Als er zu uns kam, brachte er seine Herrlichkeit und seine Tugend mit. Als er in unser Leben kam, brachte er Verheißungen mit. Er sagte: „Ich komme jetzt in dein Leben hinein, jetzt wohne ich bei dir und in dir. Aber ich habe noch etwas mitgebracht.“
Er sagte: „Ich habe hier ein Päckchen. Das sind Verheißungen, die du bekommst, wenn wir am Ziel sind.“ Das heißt, er hat uns Verheißungen gegeben, Versprechungen, was er eines Tages mit uns vorhat und was er uns noch geben wird – große und kostbare Dinge, so sagt Petrus.
Diese Verheißungen hat er uns schon gegeben. Sie sind noch nicht erfüllt, sie liegen wie ein Päckchen bei uns.
Was sind das für Verheißungen? Eines Tages werden wir sehen, wie er ist, und wir werden ihm gleich sein. Eines Tages werden wir ihm so dienen, dass uns nichts mehr hindert. Wenn es jetzt schon schön ist, dem Herrn Jesus dienen zu dürfen, wie viel schöner wird es in der Herrlichkeit sein!
Ein Königreich, vielleicht eine Galaxie zu verwalten im neuen Himmel und auf der neuen Erde – mit neuen Sternen, Planeten und vielen Engeln, die auf jemanden warten, der sie regiert. Der Herr hat viel für uns vor, und es ist die Erfüllung aller Sehnsüchte.
Die Ewigkeit hat diese Sehnsucht in unser Herz gelegt – die Sehnsucht nach dieser anderen Welt. Seinen ganzen Charakter wird er dann ohne Hindernis durch uns spiegeln können.
Viele Verheißungen hat er uns gegeben. Wozu? Mit welchem Ziel? Was sagt der Text? Damit ihr durch diese Verheißungen Anteilhaber an der göttlichen Natur werdet.
Was heißt das? Wir sollen Anteilhaber der göttlichen Natur werden, teilhaftig der göttlichen Natur. Irgendwann. Ja, wir sind doch schon teilhaftig. Wir haben Christus, wir haben das neue Leben. Wir sind in Christus, das ist die neue Schöpfung.
Wir sind schon teilhaftig der neuen Natur, der Kultur dieser Welt. Aber Petrus sagt: Es geht um die Zukunft, damit wir durch die Verheißungen, wenn sie erfüllt werden, Anteil an der göttlichen Natur haben.
Wir sind jetzt schon in der Anlage teilhaftig, aber noch nicht alles ist in unserem Leben zum Ausdruck gebracht. Wir sind noch nicht wie Jesus Christus. Im praktischen Leben und Charakter sieht man das heute noch nicht, aber wir sollen es werden.
Jesus sagt also: Ich habe euch diese Verheißungen gegeben, dieses Verheißungspaket, damit ihr zum Ziel kommt. Ist das nicht richtig?
Ich lese noch Kolosser 1,28 vor: „Ihn verkündigen wir, wobei wir jeden Menschen mahnen und jeden Menschen in aller Weisheit erziehen, damit wir jeden Menschen als vollkommen in Christus darstellen.“
In der kirchlichen Praxis heißt das oft: In Christus habe ich alles, in Christus habe ich das Leben auf alles. Aber im praktischen Leben gibt es oft noch viel zu tun. Wenn ich morgens aufstehe, zur Arbeit gehe und mit Leuten zusammenarbeite, ist das eine Zeit des Wachsens.
Der Herr Jesus verändert unser Leben. Die Schrift nennt das den Prozess der Heiligung.
Petrus spricht hier vom Ziel (1. Petrus 1,4): „Damit ihr Anteil habt an der göttlichen Natur, nachdem ihr der Verderbnis durch die Begierde in der Welt entronnen seid.“
Nachdem wir also jetzt, wann haben wir die Verheißung gebrochen? Zunächst ist Gott die Quelle, der uns die größten und kostbarsten Verheißungen gegeben hat, damit wir Anteil an der göttlichen Natur haben.
Die Verderbnis, die durch die Begierde in der Welt ist, gehört dir nicht. Die Verheißung gebe ich dir. Schau dir die Welt gut an. Siehst du die Welt? Die Begierde der Welt wird alles verbrennen.
Aber das, was dir gegeben ist, bleibt. Dann machen wir das Paket auf, die Verheißungen kommen zum Vorschein.
Das ist manchmal schwierig, weil wir viel mit der Welt zu tun haben. Unser Körper und unser fleißiges Wesen tendieren dazu, Bequemlichkeit zu wollen. Wir wollen den leichteren Weg, wir wollen Lustbefriedigung hier und jetzt – wie ein Kind, das sagt: „Haben, haben!“
Die Mutter sagt: „Nein, jetzt nicht, später bekommst du etwas.“
Lasst uns den Herrn Jesus vor Augen führen. Wie könnt ihr mir helfen, frei zu werden von der Weltlichkeit? Führt mir den Herrn Jesus vor Augen, dann helft ihr mir!
Lasst uns vor Augen führen, was den Vater an dem Herrn Jesus so sehr beeindruckt hat. Wenn wir nur regelorientiert sind, wird es schwierig.
Meine eigene Tochter hat mir gesagt, sie habe das Christentum von uns Eltern so kennengelernt, dass es nur aus Regeln bestehe: „Tu dies, tu das, das ist das Christentum.“ Sie hat es versucht, es hat nicht funktioniert, und sie wollte aufgeben.
Der Herr war sehr gnädig mit ihr. Sie hatte eine Krise, aber sie hat sie überwunden.
Ich habe mich gefragt: Habe ich meinen Kindern wirklich vorgelebt, dass das Christentum nur aus Regeln besteht? Das dürfen wir nicht.
Wir müssen lernen, dass andere merken: Nein, das sind nicht die Regeln. Er lebt zwar sehr mit dem Herrn und mag ihn, liebt ihn und tut viel, aber das tut er vielleicht gerade deshalb, weil er den Herrn liebt.
Wir müssen personorientiert sein, nicht sachorientiert. Was heißt das? Wir müssen uns auf die Person Jesus Christus konzentrieren, nicht auf die Regeln oder auf das, was man alles tun sollte.
Wenn wir Jesus Christus vor Augen haben, werden wir die Geltung, die wir im Auge haben, nicht als Druck empfinden, den andere ausüben.
Jemand sagte mir, er sei Christ, und kenne viele, die nur Pflichterfüllung machen. Am Jahresende sagt jemand: „Ich habe die Bibel durchgelesen.“ Und? „Ja, immerhin, ich habe die Bibel durchgelesen.“ Aber er war konzentriert auf das Bibellesen, nicht auf die Person, die ihm in der Bibel gezeigt wird.
Die Pharisäer waren auch so: „Ihr forscht die Schriften und meint in ihnen, ihr habt das ewige Leben.“ Gerade sie sind es, die von mir Zeugnis ablegen. Was hilft euer Bibellesen, wenn ihr mich darin nicht seht?
Es kann zwei Christen geben, die genau dasselbe tun: Der eine macht stille Zeit, liest so und so viele Seiten in der Bibel, evangelisiert; der andere macht dasselbe. Der eine ist ein freundlicher Christ, der nur Regeln abhakt. Der andere brennt für den Herrn.
Der brennt nicht wegen der Regeln oder der Pflichterfüllung, sondern weil er Christus vor Augen hat und ihn liebt. Der andere hat Christus aus den Augen verloren.
Wir müssen weitermachen.
Die Verderbnis, die in der Welt ist, entsteht durch die Begierde in der Welt. Wenn die irdische Lust uns sehr beschäftigt und wir ihr nachgeben, wird unser Verlangen nach geistlichem Fortschritt kleiner.
Moody hat in die Bibel geschrieben: „Dieses Buch wird dich von der Sünde abhalten oder die Sünde wird dich von diesem Buch abhalten.“
Wenn die Lust vor Augen ist, wird der Anreiz schwächer, und unser Verlangen nach irdischer Lust wächst. Schlussendlich führt die Lust uns ins Verderben.
Die Verderbnis in der Welt entsteht durch die Lust.
Wenn wir Menschen werden, die nach der Lust leben, sagt der Epheserbrief, dann werden wir uns zerstören. Jede Lust bringt Verderben (Epheser 4).
Die Welt ist dabei, sich selbst zu zerstören.
Wir müssen weitermachen.
Aufruf zum geistlichen Fortschritt
Bis Vers fünf bis Vers elf haben wir einen Aufruf, dass wir auf dieser kostbaren Glaubensgrundlage stehend jetzt geistliche Fortschritte machen sollen. Das Ziel dabei ist, dass wir einmal einen weiten, reichen Eingang haben in das ewige Königreich unseres Herrn und Retters Jesus Christus.
Gnade und Friede sollen uns zum Leben verwehrt werden – entsprechend der Tatsache, dass seine göttliche Kraft uns alles für dieses neue Leben und seine Lebenswand gegeben hat. Ebenso ist es entsprechend der Tatsache, dass Gott uns eine herrliche Zukunft verheißt, gerade deshalb so einzulassen.
Darum, gerade aus diesem Programm heraus, sollten wir fleißig sein. Gerade deshalb sollten wir fleißig sein, damit alle Versuchungen überwunden sind und alle Vorräte da sind, um uns das neue Leben zu ermöglichen.
Gerade deshalb sollten wir fleißig sein, dranbleiben und unsere großen Ressourcen in Christus nutzen. Wir haben ein Paket mit Verheißungen und einer wunderbaren Zukunft. Gerade deshalb wollen wir fleißig sein und unseren Fleiss aufbringen. Das heißt, das Beste geben – mit ganzem Herzen.
Der Herr Jesus, Gott, sagt: Ja, hier bin ich! Stehe morgen aufgerichtet und lebendig und sage: Herr Jesus, hier bin ich! Da hast du meine Hände, da hast du meinen Körper, da hast du meine Zeit. Du weißt, was zu tun ist – Arbeit, Hausgut, Lebensarbeit, Kunst – alles ist erklärt. Ihr habt mich ganz und gar.
Bringt also allen Fleiß auf und reicht in eurem Glauben die Tugend dar. Das Darreichen heißt einfach, sie zur Schau zu stellen. Das betrifft die Bereiche, in denen wir Fortschritte machen.
Und es endet mit der Liebe. Der Glaube ist der Schlüssel, und die Liebe ist die Substanz. Das ist das Christenleben. Der Glaube ist der Schlüssel, durch den ich hineinkomme. Das Christenleben selbst besteht aus Liebe; die Substanz ist die Liebe.
Bis in die Ehe, bis in die Familie: Wie hat es angefangen? Schlüssel ist Vertrauen, Vertrauen ist Glaube. Er glaubt an sie, sie glaubt an ihn – das ist der Schlüssel. Und was ist die Substanz? Die Liebe. Wenn die Liebe fehlt, wird alles schwierig.
Genauso ist es im Christenleben: Der Glaube ist der Schlüssel, und die Substanz, der Inhalt, ist die Liebe.
Die Stufen des geistlichen Wachstums
Wie sieht das Wachstum im Glauben jetzt aus? Vom Glauben reicht es also jetzt zu einem lobenswerten Wesen, einer Tugend. In der Tugend folgt die Kenntnis, in der Kenntnis die Selbstbeherrschung, in der Selbstbeherrschung die Ausdauer – dranbleiben ist hier gemeint. In der Ausdauer kommt die rechte Ehrfurcht, Gottseligkeit, also die echte Gottesfurcht. Von der Gottesfurcht geht es weiter zur Bruderliebe und in der Bruderliebe schließlich zur Liebe überhaupt.
Also: ein lobenswertes Wesen, die Tugend – das ist das eine. Gott möchte, dass wir besondere Menschen sind, nicht mittelmäßig. Was bist du für ein Christ? Mittelmäßig? Du bist eingeladen, ich bin eingeladen bei lieben Leuten. Wenn ich zum Mittagessen eingeladen werde und die Frau fragt mich, wie es geschmeckt hat, was soll ich sagen? Mittelmäßig? Nein! Unser Leben soll nicht mittelmäßig sein, bitte.
Zur Tugend: Lobenswert, lobenswert. Die Kenntnis – was bedeutet das im Griechischen? Es gibt zwei Wörter, eines heißt Erkenntnis und das andere Kenntnis. Hier steht das Wort Kenntnis. Was heißt das? Ich brauche Information über den Herrn Jesus Christus, ich möchte ihn besser kennenlernen. Was wäre ein tugendhaftes Leben ohne Kenntnis des Herrn? Das wäre reiner Humanismus, nichts weiter.
Wir haben den Heiligen Geist bekommen, und der Geist ist uns gegeben, damit wir Gott kennenlernen, besser kennenlernen, und die Dinge erkennen, die uns Gott geschenkt hat (1. Korinther 2,11).
Das Nächste ist die Selbstbeherrschung. Manche Übersetzungen sprechen von Enthaltsamkeit, das steckt auch im Wort drin: Selbstbeherrschung oder Enthaltsamkeit. Was nützt die Kenntnis, wenn ich viel von Gott weiß, aber keine Selbstbeherrschung habe? Die Kenntnis soll mit Selbstbeherrschung im Leben verbunden sein.
Was wäre Kenntnis ohne Selbstbeherrschung? Das wäre wie eine Seifenblase, aufgeblasen und leer. Selbstbeherrschung heißt im Griechischen „seiner selbst mächtig sein“, also Macht über sich selbst, innere Kraft. Diese Kraft haben wir nicht aus uns selbst, sondern in Christus. So können wir auch mal verzichten. Das ist Selbstbeherrschung: die Fähigkeit, unsere Triebe zu kanalisieren in die Richtung, die wir wollen. Nicht „Ich lebe nach Lust und Laune, wozu habe ich Lust?“ – das geht nicht.
In der Selbstbeherrschung folgt die Ausdauer. Was nützt Selbstbeherrschung, wenn sie nur einen Tag lang hält und am nächsten Tag nicht mehr? Selbstbeherrschung soll durch Ausdauer ergänzt werden. Was wäre Selbstbeherrschung ohne Ausdauer? Das wäre ein wechselhaftes Christenleben, heute so, morgen anders.
Der Ungeduldige sagt: „Ich habe viel Geduld, nur keine Zeit, sie auszuüben.“ Die Ausdauer heißt im Griechischen „darunter bleiben“, also unter Beschuss bleiben, wenn es hart wird, nicht davonlaufen.
Die Ausdauer soll ergänzt sein durch rechte Ehrfurcht, Frömmigkeit, Gottesfurcht. Also wieder dieses Wort: Eusebeia, Gottesfurcht. Was nützt Ausdauer, wenn ich keine Gottesfurcht habe? Ich brauche Respekt – nein, mehr als Respekt. Es ist eine heilige Furcht Gottes, aber keine Angst.
Es ist wie bei einem Kind, das den Vater liebt, aber gleichzeitig weiß, dass es auch eine Rute gibt. Es ist Respekt vorhanden, nicht wegen der Strafe, sondern aus tiefem Wissen: Er ist die Autorität, ich nicht. Er ist die Autorität, und ich bin ihm untergeordnet.
In der Ehrfurcht folgt die Bruderliebe. Die rechte Ehrfurcht, die richtige Gottesfurcht, soll ergänzt sein durch Bruderliebe. Was wäre es, Gottesfurcht zu haben, aber keine Bruderliebe?
In Österreich gibt es den Ausdruck der „Eisheiligen“. Kennt ihr die? Wahrscheinlich nicht. In Österreich gibt es drei Tage im Mai, an denen es kalt ist. Man nennt sie die Eisheiligen. Die Katholiken haben an diesen Tagen jeweils einen Heiligen, zum Beispiel Pankraz, Bonifaz und die kalte Sophie. Diese drei bis vier Tage im Mai sind sehr kalt, und man nennt sie die Eisheiligen.
Ein Bruder hat einmal gesagt: „Weißt du, was Ehrfurcht ohne Bruderliebe ist? Das sind die Eisheiligen.“ Das heißt, Ehrfurcht ohne Bruderliebe ist kalt und leer.
Und das Letzte: In der Bruderliebe kommt die Liebe schlechthin, die Agape. Bruderliebe ist eine Zuneigung, die man zum Bruder hat. Aber Agape ist noch mehr: eine Liebe, die auch dann liebt, wenn sie nicht geliebt wird. Man liebt den anderen, auch wenn man nicht geliebt wird.
Was nützt Bruderliebe, wenn sie nur Zuneigung ist und nicht echte Liebe? Echte Liebe ist selbstlos, eine selbstverleugnende Liebe.
Zur Zusammenfassung: All diese Dinge können nur im täglichen Leben entstehen, wenn wir nicht vergessen, was wir in Vers 4 und in Vers 3 gelesen haben: Er hat uns alles gegeben – zum Leben und zur Gottesfurcht. Alles ist uns gegeben durch die Erkenntnis dessen, der uns gerufen hat. Das ist entscheidend wichtig.
Wenn diese Dinge in unserem Leben vorhanden sind und wachsen, dann werden wir in der Erkenntnis Jesu Christi zunehmen. Das ist interessant: Wenn diese Tugenden in unserem Leben da sind, dann lernen wir Jesus Christus besser kennen, weil er genau diese Tugenden hat.
Wer diese Dinge nicht hat, ist blind, verschließt die Augen und weiß nicht, wohin er geht.
Wir wollen hier schließen. Ich habe jetzt keine Zeit für Fragen gegeben, aber notiert euch eure Fragen bitte. Beim nächsten Mal können wir darauf eingehen.
Sollen wir wieder mit einer Gebetsgemeinschaft schließen?