Begegnungen und geistliche Wurzeln
Ja, das ist ein ganz besonderes Erlebnis, Sie zu treffen. Schon vorher war es schön, manche Bekannte zu sehen. Für uns ist es immer wunderbar, die vielen geistlichen Zentren im badischen Raum zu besuchen.
Mein Großvater, Doktor Wilhelm Busch, hat hier seinen Stiefvater im Harthaus gehabt. Ich habe mich gefreut, wie ein – wie sagt man da? – Enkelschwiegersohn, wieder mit Kindern dort in der Hartstiftung zu arbeiten. So sieht man, wie die geistlichen Linien weiterlaufen.
Es ist schön, wohin Katharina Neudeck das gespielt hat. Welch ein Freund ist unser Jesus! Noch viel toller: Er ist unser Bruder, und das verbindet uns. Jesus, unser Bruder.
Wir stehen in diesem Amt, dieses herrliche Evangelium weiterzusagen.
Die Verantwortung des Dienstes und die Kraft des Evangeliums
Ich lese aus 2. Korinther 4, Verse 1-6:
Darum, weil wir dieses Amt haben – ein Amt, das man ausfüllen muss und das nicht dem Belieben überlassen ist –, geben wir das Zeugnis von Jesus weiter, basierend auf der Barmherzigkeit, die uns widerfahren ist. Wir sind nicht müde; viele sind geistlich erschöpft, das wurde schon beobachtet. Deshalb ist es wichtig, dass wir wieder lebendig werden.
Wir meiden schändliche Heimlichkeit und gehen nicht mit Tricks oder List vor. Wir fälschen Gottes Wort nicht und passen es auch nicht an irgendwelche Zeitmeinungen an. Stattdessen empfehlen wir uns durch die Offenbarung der Wahrheit dem Gewissen aller Menschen vor Gott. Das ist sehr wichtig.
Das Evangelium zielt nicht nur auf den Verstand, sondern vor allem auf das Herz, auf das Gewissen – dort muss es treffen. Natürlich ist der Verstand auch beteiligt, aber das Entscheidende ist das Gewissen.
Ist nun unser Evangelium verdeckt, so ist es denen verdeckt, die verloren gehen. Den Ungläubigen hat der Gott dieser Welt den Sinn verblendet, sodass sie das helle Licht des Evangeliums nicht sehen können. Es ist so schlimm, dass Sünde uns blind und taub macht, sodass wir das Evangelium überhaupt nicht mehr wahrnehmen können. Das ist die Notlage vieler Menschen: Sie können das Evangelium gar nicht mehr hören, weil ihr Sinn verblendet ist.
Von der Herrlichkeit Christi, der das Ebenbild Gottes ist, können sie nichts mehr erkennen. Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als den Herrn. Wir sind aber eure Knechte um Jesu willen.
Gott, der sprach: „Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten“, hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben. Durch uns soll die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi geschehen. So können Menschen durch uns die Herrlichkeit Gottes in Jesus erkennen.
Erweckung in Samaria und die Gefahr der Menschenverherrlichung
In der Apostelgeschichte wird von einer wunderbaren Erweckung berichtet, ganz am Anfang in Samaria. Dort war ein Diakon namens Philippus, und das Wort Gottes verbreitete sich schnell. Es entstand ein großes Aufsehen im ganzen Gebiet, weil ein sehr prominenter Mann ein Jünger Jesu wurde.
Dieser Mann war Simon, der Zauberer, ein Mann, der mit okkulten Dingen hantierte. Das Aufsehen war deshalb so groß, und das wird in der Apostelgeschichte sehr anschaulich beschrieben. Simon hatte viele Menschen in seinen Bann gezogen, weil er vorgab, etwas Großes zu sein.
Das ist bis heute ein bekannter Trick. Viele Menschen erlangen Aufmerksamkeit, indem sie behaupten, Stars, Helden oder besonders Großartige zu sein. Dieses Muster zieht sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte. Da waren die römischen Kaiser, da waren die Philosophen – und alle waren letztlich schwache, sündige und verlorene Menschen ohne Jesus.
Heute besteht eine große Gefahr, dass wir wieder diesem Weg des Heidentums verfallen. Doch was ist eigentlich Heidentum? Heidentum lebt davon, dass bestimmte Menschen über eine Gabe verfügen, andere in ihren Bann zu ziehen und vorzugeben, sie seien etwas ganz Besonderes.
Für uns Christen ist dies in der heutigen Zeit eine besondere Versuchung. Wenn wir diesen Weg einschlagen, bringen wir viel Heidnisches in die Gemeinde Gottes hinein: Menschenbewunderung, Menschenverherrlichung und die Anbetung großer Persönlichkeiten. Das entspricht nicht dem Weg Jesu.
Jesus ging den Weg der Bescheidenheit, den Weg des Kreuzes, und hat diesen für seine Gemeinde vorgezeichnet. Dennoch ist es möglich, dass uns hier und da diese Versuchung begegnet. Wir leiden ja oft darunter, dass das Reich Gottes an vielen Orten so kümmerlich dasteht.
Dann wünschen wir uns manchmal, dass eine besondere Persönlichkeit auftaucht und sagt: „Hier muss man es mal etwas größer machen, damit die Welt aufmerksam wird.“ Heute liest man sogar unter Christen solche Sprüche, in denen diese Versuchung deutlich wird: „Wir sind eine tolle Gemeinde, wir sind grandios, und schaut her, was wir alles leisten.“
Doch das ist kein Weg, um aus der Krise herauszukommen, in der sich viele Gemeinden befinden.
Die Kraft der Schwachheit und das Wesen der Gemeinde
Die Gemeinde Jesu ist oft schwach. Ich bin so froh, dass der Apostel Paulus das ganz offen gesagt hat: Nicht viele Gewaltige, nicht viele Edle sind berufen. Das haben die Korinther damals nicht leicht geschluckt. Doch wir sind doch tolle Leute? Nein, nein! Nicht viele Edle, nicht viele Weise sind berufen, sondern was schwach ist vor der Welt, das hat Gott berufen.
Und das ist bei uns in unseren Gemeinschaften ja so üblich, dass wir uns ganz nüchtern dieser Armut stellen. Wir sind schwache Leute, wir sind notvolle Leute. Wir tragen unsere Lasten mit uns und werden oft auch mit viel nicht fertig.
Aber unsere Freude ist, dass unser Herr regiert und dass der Herr die Sache seines Reiches führt. Darum wissen wir: Er baut sein Reich auch in diesen Tagen. Und er braucht dazu keine heidnischen Tricks, bei denen man vorgibt, etwas Besonderes zu sein, um Menschen in den Bann zu ziehen.
So macht das Gott, so wie er es immer getan hat, allein durch sein Wort. Gar nichts für die Augen, nichts Spektakuläres, nur durch sein Wort. Das Samenkorn wird ausgesät, so wie ihr es tut in euren Gemeinschaften. Das Wort wird ausgesät, aber dieses Samenkorn hat die Verheißung des lebendigen Gottes, dass es vielfältig Frucht bringt, obwohl es gar nicht sichtbar ist.
Es wächst in aller Stille heran und reift. Dann sind wir vielleicht schon tot, und dann kommt die hundertfältige Frucht. Ist das nicht grandios? Etwas Wunderbares, wie der Herr sein Reich auch in unseren Tagen baut.
Und Paulus hatte Mut, gerade im Korintherbrief das noch einmal zu vertreten und zu sagen, dass er sich nicht den Weisen und Klugen in der Welt anpasst und jetzt so hochtrabend daherkommt. Sondern er sagt: Ich geniere mich nicht, meine Botschaft auf den gekreuzigten Jesus zu konzentrieren, obwohl er weiß, dass das die einen ärgert. Und den anderen ist es Blödsinn, und sie lachen darüber.
Aber wir erkennen doch diese schlichte Botschaft vom gekreuzigten Jesus. Das ist die Siegesbotschaft, da ist die Kraft drin. Das erleben wir: Sie schafft alles, wirkt alles und kann alles.
Geistliches Wachstum durch Misserfolg
Zunächst muss ich sagen, dass mir heute Morgen etwas Wichtiges am Herzen liegt: Wir können geistlich durch Misserfolg wachsen. Dieses Thema wird uns auch heute Mittag noch einmal beschäftigen. Der Herr führt uns durch viele Tiefen in unserem Leben, durch mancherlei Leiden und Enttäuschungen. Gerade dort aber erfahren wir die Nähe unseres Herrn.
Ich möchte Ihnen kurz erzählen, was damals in Korinth geschah. Paulus hatte dort eine Gemeinde gegründet. Wir wissen noch, wie sie entstanden ist, wie die ersten Christen sich versammelt haben. Doch dann kamen Irrlehrer in die Gemeinde. Diese sagten: Paulus sei doch ein mickriger Apostel, man solle nur mal sehen, wie er aussieht und dass er so krank sei. Wenn er ein vollmächtiger Gottesbote wäre, hätte Gott ihn längst gesund gemacht. Außerdem stelle er überhaupt nichts dar.
Offenbar war Paulus’ Erscheinung von Krankheiten gezeichnet, und äußerlich wirkte er nicht imponierend. Die Irrlehrer dagegen waren Strahlemänner, sozusagen Pomade-Jünglinge. Bei ihnen leuchtete alles, und die Leute waren begeistert. Wie sagt man heute? Sie fuhren auf sie total ab – eine richtige Schau, das war ganz super!
Paulus aber sagte: Das ist nicht der Weg Gottes. Die große Schau ist nicht Gottes Weg. Er erklärte ganz offen: Ich schäme mich nicht für meine Schwachheit, denn gerade an meiner Schwachheit kommt die Kraft Gottes umso mehr zum Vorschein. Dabei lerne ich immer mehr, dass es allein auf Jesus ankommt, nicht auf mich.
Deshalb sagt Paulus all diese Worte: Wir predigen nicht uns selbst, wir machen nicht viel Worte über unser Leben. Das ist gar nicht das Wichtige. Selbstfeindschaft, Misserfolg, Gefangenschaft, körperliche Krankheiten und Schwäche – das ist alles nicht schlimm. Vielmehr muss Jesus in uns wirken. In schwachen Werkzeugen zeigt er seine Kraft.
Das Geheimnis der Vollmacht im Dienst
Ihr habt das Thema heute überschrieben mit „Das Geheimnis unserer Vollmacht“. Dieses Geheimnis ist nichts Äußeres, das wir benötigen. Es geht weder um Pathos in der Stimme noch um irgendwelche äußeren Erlebnisse oder etwas Anziehendes.
Vielmehr ist das Geheimnis, dass Jesus durch sein Evangelium, durch sein Wort, durch schwache Werkzeuge wirkt. Paulus drückt das in seinem Brief sehr deutlich aus. Er spricht von den falschen Männern, die kommen und ständig von ihren Wundern erzählen, von dem, was sie alles können und machen. Letztlich sind das Diener Satans, weil sie der Gnade Gottes den Durchbruch verweigern.
Die Gnade Gottes kann erst Raum in unserem Leben haben, wenn wir nichts mehr aus uns selbst machen. Dann ist der Herr alles. Schwache und unvollkommene Boten – wie du und ich – sind müde Leute, die vertrauen, dass Jesus, der mächtige Herr, durch sein Wort wirkt.
Warnung vor äußeren Gaben und die Bedeutung des Inhalts
Vor hundert Jahren lebte in Bayern der biblisch geprägte, wunderbare Jesuszeuge Hermann Betzel. Es ist immer wieder schön, von seinen Worten zu lesen. Er sagt ein ganz hartes Wort, das ich hier weitergeben möchte.
Solange man jung und kräftig ist, flink und flott, gewandt und geschickt, liegt die Versuchung nahe, sich des Schatzes zu rühmen. Man hebt seine Gaben und Kenntnisse als das Maßgebende hervor. Dabei wird das Gefäß oft lieber geschätzt als der Schatz, und die Außenhülle mehr gesucht als das, was sie birgt.
Die Gefahr droht besonders dem Predigeramt, dem geistlichen Amt. Es wird um der Außenseite willen, um der Bereitwilligkeit willen gesucht, während es nicht um der eigentlichen Güter willen begehrt ist. Diese Gefahr erscheint so groß, dass wir Diener des Wortes bitten müssen: Lass das Gefäß in Unehre und Schwachheit kommen, damit nur nicht der heilige Inhalt verkannt und das gebrechliche Gefäß überschätzt wird.
Dann fährt Hermann Betzel fort:
„Und wenn dich jemand um deiner äußeren Gaben willen lieb hätte, du predigst so toll, so glaube mir, er ist dein Todfeind. Wenn jemand dich aufsucht um deiner äußeren Vorzüge willen, deiner Gewandtheit, deiner Liebenswürdigkeit, deiner Feinheit willen, glaube mir, der will dich berauschen und betören. Er will das Gefäß höher achten als den Inhalt. Das Gefäß aber zerbricht, und wehe ihm, wenn der Inhalt verflüchtigt ist.“
Und was ist denn der Inhalt, wenn wir das herrliche Evangelium von Jesus predigen? Das ist die einzige Vollmacht unseres Dienstes. Weil wir uns ganz nur Jesus überlassen können, sagen wir: Herr Jesus, wir können nichts machen, aber du musst jetzt alles machen. Darum haben wir Vollmacht in unserem Dienst.
Die Rolle des Heiligen Geistes und die Demut der Werkzeuge
Ich darf hier noch ein Wort von Charles Haddon Spurgeon lesen, das er seinem Predigerstudenten mit auf den Weg gab. Er sagte: Werkzeuge werden gebraucht, aber ihre Schwachheit soll dabei offenbar werden. Der Ruhm darf nicht zwischen dem Herrn und einem anderen geteilt werden. Gott gehört die Ehre, denn er wirkt alles, und das darf nicht geschmälert werden.
Der Mensch muss zuerst von allem Eigenen entleert und dann mit dem Heiligen Geist erfüllt werden. Er soll auch fühlen, dass er ein dürres Blatt ist, das der Wind verweht. Doch dann soll er durch Gottes Geist gestärkt werden, um wie eine Ehrenmauer gegen die Feinde der Wahrheit zu stehen.
Stolz von einem Diener Gottes abzuwenden, ist schwer. Ich sage das, weil ich gebetet habe, dass heute die Müden unter uns, die sagen: „Ich kann nicht mehr“ und „Ich sehe gar keinen Erfolg in meiner Arbeit“, ganz neu erkennen: Jesus beruft dich, und er gibt dir Vollmacht, indem er dich zum Zeugen seines Wortes bestellt. Und dazu braucht es gar nichts anderes.
Paulus sagt: Ich brauche keine Tricks, ich muss mich nicht irgendwo anpassen. Dieses Wort ist so mächtig, dass es durchbricht.
Leiden, Kreuzesweg und die Nähe Jesu
In unseren Tagen sind wir besonders leidensscheu. Das liegt daran, dass wir in einer Zeit des Wohlstands leben. Das einzige Gebiet, das man nicht mit Geld richtig bestimmen kann, ist unser Bereich der Krankheit, unser Leiden, die Altersbeschwerden und die Schmerzen.
Wir sehnen uns immer wieder danach, dass Jesus uns durch seine Herrlichkeit erleben lässt, indem er uns ein komfortables Leben gibt: Schmerzfreiheit, Wellness, Vergnügen, dass es uns gut geht und dass wir Spaß haben.
Doch der Herr Jesus hat für seine Jünger einen Kreuzesweg vorgesehen. Jetzt ist es ganz merkwürdig: Je mehr der äußere Mensch zerbricht, desto mehr kommen wir am Mittag auch noch einmal darauf zurück. Je mehr der äußere Mensch zerbricht und aus Leiden entsteht – denken Sie jetzt an die verfolgte Gemeinde –, hat sie nur noch einen Blick. Aber Jesus ist da, und in Jesus hat sie doch schon den Sieg, der die Welt überwindet.
Ich sorge mich in diesen Tagen gar nicht um die verfolgte Gemeinde. Was wir aus allen Teilen hören, selbst dort, wo sie mit dem Rücken zur Wand steht, wo über ihnen der Tod liegt, die Vernichtung. Die 21 ägyptischen koptischen Christen, die in Libyen geköpft wurden – unsere koptischen Freunde in Ägypten haben dieses Video ausgewertet. Bevor das Beil ihren Kopf abschlug, haben sie gerufen: „Jesus, mein Heiland!“
Ob Sie das so wissen: Bis in die Todesstunde hinein bin ich in allem getragen und geliebt von meinem Herrn. Das ist meine Vollmacht in meinem Dienst, und das will ich den anderen Menschen um mich herum verkündigen.
Sonst sind wir viel zu sehr gefangen in all den irdischen Sorgen unseres Lebens. Das kommt erst durch den Misserfolg und durch die Kreuzesnachfolge richtig zum Ausdruck.
Bedrängnisse als Teil des geistlichen Wachstums
Paulus sagt, dass wir immer wieder den Tod für Jesu Willen erleiden. Dabei geht es noch viel weiter: Wir rühmen uns der Bedrängnisse. Diese Bedrängnisse sind keine ärgerlichen Ereignisse unseres Lebens, sondern gehören dazu. Sie helfen uns, zu reifen und uns mehr auf den Sieg von Jesus zu konzentrieren.
Darüber müssen wir sprechen. Das ist auch heute noch ein wichtiges Thema. In unseren Versammlungen sollten wir darüber reden, dass gerade im Zerbrechen unseres Leibes unser Heiland immer größer wird. So wachsen wir geistlich, auch durch Misserfolg.
Es ist nicht leicht, wenn die Versammlung nicht wächst oder sogar abnimmt, weil viele sterben. Dann fragen wir uns vielleicht: Bin ich der Ungeeignete? Aber nein, der Herr hat dich berufen. Sei ein Zeuge seiner Wahrheit und wachse in deinem Leben auf Christus hin!
Wir müssen solchen Stimmen widersprechen, die meinen, Gottesboten müssten ihre Leiden immer sichtbar tragen. Paulus war ein tief angefochtener Apostel, der sagt: Ich rühme mich meiner Bedrängnisse. Er wusste, dass er stark ist, wenn er schwach ist, weil die Kraft Christi in seinem Leben wirksam wird.
Das Evangelium als kostbarer Schatz
Jetzt möchte ich zum Zweiten davon sprechen: das geistliche Wachsen durch Misserfolg. Was ist denn der kostbare Schatz des Evangeliums? Nicht das Leiden ist das Thema unseres Lebens, obwohl wir, sobald wir in dieses Leben geboren werden, am Leiden teilhaben, das zu dieser Weltzeit gehört.
Dieses Zeitleiden ist nicht wert, verglichen mit der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Das ist das Wichtigste: dass das Evangelium sichtbar wird. Was ist denn dieses Evangelium?
Paulus sagt, wir predigen nicht zu uns selbst. Wir sind nicht das Thema. Wir müssen den Leuten auch nicht zeigen, wie toll wir sind und was für vorbildliche Menschen wir sind. Stattdessen können wir den Leuten nur eine Geschichte erzählen.
Ich habe einen herrlichen Heiland, und das sollen unsere Kinder wissen. Ach, wir sind doch keine vorbildlichen Eltern. Aber wir haben einen wunderbaren Heiland, der uns aus so viel Not und Traurigkeit herausgeholt hat.
Darum fälschen wir auch nicht das Wort Gottes, sondern wir beweisen uns durch die Offenbarung der Wahrheit vor Gott. Wir wollen den Menschen offen sagen, was wir sind. Und das kommt immer zum Vorschein: Ohne Jesus sind wir verlorene Menschen.
Die Last der Sünde und die Verheißung der Vergebung
In unseren Tagen besteht eine große Gefahr darin, dass wir nicht mehr von der Last der Sünde sprechen. Die Sünde ist das größte Problem, das ein Mensch in dieser Welt hat. Keiner von uns sitzt hier, der nicht mit der Sünde in allen Bereichen seines Lebens zu tun hat – mit dem Mund, mit den Gedanken, mit den Taten und mit dem Verhalten.
Diese Sünde ist das, was unseren Verstand verblendet und uns gefangen hält. Deshalb müssten wir unbedingt dagegen ankämpfen, doch oft gelingt uns das nicht. Darum ist das große, herrliche Evangelium der Blick auf Jesus. Er starb am Kreuz für deine Schuld, und du darfst diese Last jetzt vor Jesus ablegen. Das ist etwas Großes.
Jesus will dir jetzt die ganze Vergebung schenken – für die Last deines ganzen Lebens. Ich darf Ihnen die Vergebung aller Ihrer Sünden zusprechen, wenn Sie sie bekennen, bereuen, hassen und lassen. Sie dürfen frei werden, ganz frei, ein Kind Gottes werden und die bedrängende Vergangenheit einfach aus lauter Gnade weggewischt wissen.
Das ist das herrliche Evangelium, das uns zuteilwird. Es ist die Mitte der Botschaft, dass bei uns die Herrlichkeit Gottes im Angesicht von Jesus Christus aufleuchtet. Ich bin so froh, wenn Jesus nicht anfängt, lang über Gott zu spekulieren, wie es die Menschen um uns herum tun, die mit uns diskutieren wollen. Sie fragen: „Wie stellst du dir Gott vor?“
Ich kann Gott nur so sehen, wie er seinen Sohn für mich am Kreuz verbluten lässt. Das ist das herrliche Evangelium, das ich verkündigen darf. Dieses Wort darf ich hineinrufen. Es hat einen hellen Schein in unser Herz gegeben. Plötzlich wird es Licht in unserem Herzen, und wir können Jesus immer mehr erkennen.
Dann haben wir nur noch eine Leidenschaft: den Menschen zu erzählen, wie Jesus ist.
Herausforderungen der Christenheit und Aufbruch in der Verfolgung
Es ist ganz merkwürdig: Während wir heute in der Christenheit viele Krisen erleben und an vielen Stellen ein Rückgang zu verzeichnen ist, hat Jesus ja genau das prophezeit. Er spricht vom Betrug des Reichtums, der das Wort Gottes erstickt. Im Gleichnis vom Sämann nennt Jesus diesen Betrug des Reichtums.
Gerade in den Wohlstandsländern ist dieser Betrug weit verbreitet. Dennoch erleben wir in den Ländern der Verfolgung einen beispiellosen Aufbruch. Was haben diese Christen dort noch? Sie haben nur das eine: Jesus.
Wenn man heute hört, wie in Teheran Muslime jeden Monat fünf ihrer Glaubensbrüder unter dem Druck des Khomeini-Regimes verlieren, das plötzlich behauptet, das sei nicht mehr der Islam – eine grausame Macht –, und diese Menschen dann im Evangelium von Jesus lesen, verändert sich etwas.
Mein Freund Yusuf in Algerien, der eine Bibelschule für muslimische Konvertiten leitet, die Christen geworden sind, sagt: „Ihr ahnt gar nicht, wie viele es sind.“ Es sind Zehntausende, die unter dem Druck des Terrors heute Jesus aufnehmen. Aber eins nur: Jesus.
Dann hebt er die Bibel hoch und sagt: „Jesus und die Bibel, nichts anderes brauchen wir heute.“ Diese Menschen geben uns eine Botschaft von der Herrlichkeit des Evangeliums. Dieses Evangelium von Jesus Christus leuchtet hell.
Du hast die Vollmacht, dieses Evangelium weiterzusagen. Du brauchst auch nicht darauf zu schauen, was du nach der heidnischen Art der Welt siehst. Du weißt: Was im Herrn getan wird, ist nie vergeblich – so wie deine Gebete für deine Kinder nie vergeblich sind. Denn der Herr hört sie und hat die Verheißung gegeben, dass er sich finden lässt für alle, die suchen.
Die Kraft des Wortes Gottes und Zeugnisse aus dem Alltag
Und dieses Bild von Christus ist so wunderbar, dass es hervorleuchtet. Das macht Gott durch sein Wort. Es braucht gar keine Ergänzung mehr. Wir brauchen auch keine Rituale oder mystischen Erlebnisse vom Licht Jesu. Das ist alles viel, viel schwächer. Sie wissen, wie das ist.
Ich bin vor ein paar Tagen einem Mann begegnet, der sagte, er habe in seinem Leben nie etwas Christliches ernst genommen. Er war Katholik. In Karlsruhe, in einer Gruppe, die ich gar nicht kannte, sagte er: „Das ist ein Wort gewesen, das mich getroffen hat. Jesus ist der Mittler.“ Und er sagte wirklich, nur durch Jesus.
Dann war nur die Zeltevangelisation bei Heidelberg. Danach war er so erfüllt, dass er an jeder Bibelstunde teilnahm. Das Wort hat ihn getroffen – das Wort von der Herrlichkeit, von Jesus, der alles ist und alles bringt. So wie Paulus dann sagte: Er ist der Erstgeborene der Schöpfung. Es hat Gott gefallen, dass in Christus alle Fülle wohnen sollte. Da ist es hell geworden. In Christus wird alles hell.
Wir brauchen gar nichts Weiteres mehr als dieses schlichte Wort zu verkünden. Ich darf Ihnen sagen: Diese Christen in Nordkorea oder in Laos, in Kambodscha, in Usbekistan, Kuba, Teheran oder Libyen brauchen nichts anderes als das Wort des Evangeliums.
Das ist für uns wieder ganz wichtig: dass wir dieses Wort von Jesus allein suchen, weitertragen und den Menschen verkünden. Dieses Wort ist voller Geist und Leben, so hat Jesus gesagt. Der Heilige Geist wirkt im Wort, nirgendwo sonst. Durch das Wort schafft er sich Zugang zu den Herzen. Dort gestaltet das Wort unser Leben um, sodass der Mensch Gottes sei, vollkommen von allem guten Werk bestimmt.
Das macht der Geist Gottes. Dieser Lichtschein des Evangeliums will in unser Leben hineinbrechen.
Die Kraft des Wortes trotz Widerstand
Es ist ganz merkwürdig, was Paulus gesagt hat. Diesen Gegensatz muss man aushalten: Das herrliche, kostbare Evangelium wirkt wie einst am ersten Schöpfungstag, als Gott in die Welt hineingerufen hat: Es werde. So wirkt Gott heute noch einmal durch sein Wort in das Herz von Menschen, deren Sinn verblendet ist.
Das Wort allein hat den Zugang zu den Herzen. Es hat die Vollmacht, auch auf Menschen zuzugehen – mit der ganz schlichten Botschaft: Jesus liebt dich und er sucht dich. Er will sich von dir finden lassen. Plötzlich wirkt das wieder so wie in den ersten Tagen. Diese Botschaft wird getragen, und das wollen wir ganz offen und ehrlich tragen – von schwachen Menschen voller Fehler, Mängel und Unansehnlichkeit.
Die Gemeinde Jesu ist nicht zum Protzen in einer Welt, in der so viel Schein und so viel Schau herrscht. Aber sie ist geboren aus dem Wort der Wahrheit. Sie hat das Zeugnis der Wahrheit, und die Wahrheit wird in den Herzen der Menschen offenbar werden. Das sagt Paulus noch später in den Versen, die wir heute Mittag lesen werden.
Wir sind zerbrechliche Gefäße, zerbrochene Töpfe, unansehnlich. Die Kinder Zions, so heißt es einmal beim Klagelied Jeremias, wurden dem Gold gleichgeachtet. Nun aber sind sie Töpfen gleich, die ein Töpfer macht. Im Dienst erleben wir oft, wie sichtbar die Armseligkeit unserer Gemeinschaften ist. Damit können wir nicht protzen oder angeben. Aber das Wort wollen wir in die Mitte stellen.
Dieses Wort bleibt in alle Ewigkeit. Himmel und Erde werden vergehen, aber die Worte Jesu werden nicht vergehen, sondern bleiben. Dein Wort ist wahr, trügt nicht und hält gewiss, was es verspricht – im Tod und auch im Leben.
Darum ist dieses Evangelium der wahre Schatz unseres Dienstes. Es gibt uns Vollmacht für unseren Dienst, und das wollen wir verkünden, auch in dieser letzten bösen Zeit.
Die Bedeutung des Heiligen Geistes im Dienst
Und es wird immer wichtiger, wie wir das weitergeben und Kraft daraus schöpfen, um es an andere weiterzugeben. So groß, dass der Heilige Geist dies tut, während wir das Wort auslegen.
Wie hat Jesus in Johannes 16 gesprochen? Er sagte, der Heilige Geist werde die Sünde aufdecken. Wenn er kommt, wird er die Welt von der Sünde und vom Gericht überführen. Außerdem wird er Jesus verherrlichen.
Menschen können Jesus erkennen und ihn als ihren Heiland annehmen. Gibt es etwas Größeres für unseren Dienst als diese Vollmacht im Wort, das wir weitergeben?
Ermutigung zum Durchhalten im Dienst
Wie kann dieses Wunder auch heute noch geschehen? Das ist mein letzter Punkt: Wie kann es heute noch passieren, dass Menschen die Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi erkennen? Dass verblendete Sinne plötzlich begreifen, was das bedeutet?
Paulus sagt: „Wir werden nicht müde.“ Doch, oft werden wir müde, aber der Herr richtet uns immer wieder auf. Das soll ein Tag sein, an dem wir neu ermutigt werden zu unserem eigenen Dienst.
Ich war dreißig Jahre lang Pfarrer in der Stuttgarter Innenstadt und habe sehr gerne Hausbesuche gemacht. Es waren meist kurze Besuche, bei denen man schnell merkt, wo man mehr Zeit braucht. Aber ich habe es mir zur Pflicht gemacht, nie aus dem Haus zu gehen, ohne noch ein Wort der Botschaft zu sagen und die Menschen zu fragen: Darf ich mit Ihnen beten?
Das ist mir nie abgelehnt worden, niemals. Auch nicht bei Leuten, die aus der Kirche ausgetreten waren, Katholiken oder Angehörigen anderer Gruppen. Es gibt einen großen Hunger bei den Menschen.
Gerade die Hausbesuche haben heute eine ganz besondere Wichtigkeit und große Bedeutung. Wir müssen das weitersagen und den Menschen in unserem Dienst bringen, damit wir nicht müde werden.
Unsere Freunde in Asien warnen uns Christen immer wieder und sagen: Ihr im Westen könnt keine Frustrationen aushalten. Das wollen wir heute Mittag noch einmal vertiefen. Ihr könnt den Frust nicht aushalten.
Reich-Gottesarbeit ist immer Frustarbeit. Schon der Gottesknecht beim Jesaja sagt: „Ich dachte, ich arbeitete vergeblich.“ Haben Sie das auch schon gedacht? „Ich gebe es jetzt auf. Es kommt doch nichts heraus. Ich habe schon so oft Besuche gemacht, und die Leute kommen nicht. In der Versammlung wird es nicht anders.“ Das ist der große Frust im Reich Gottes: Es kommt nichts heraus.
Das gehört dazu. Wissen Sie, warum das wichtig ist? Weil wir wissen müssen, dass wir nicht die Macher sind. Heute ist es ganz schlimm, dass wir meinen, wir machen Gemeinde. Wir bauen auch keine Gemeinde. Der Herr Jesus baut Gemeinde. Wir müssen warten, wann seine Stunde kommt. Wir wollen Wegbereiter für ihn sein, und er schenkt den Sieg allein durch sein Evangelium.
Das ist so wunderbar, denn er wirkt durch dieses Evangelium ganz mächtig in unseren Tagen. Es gibt kein anderes Mittel. Unser Herr hat sich festgelegt: Durch sein Wort wirkt er in dieser Welt. Er redet durch sein Wort so, wie er mit den Vätern geredet hat – mit Noah, mit David und mit den Propheten.
Jesus ist das ins Fleisch gekommene Wort Gottes. Dieses Wort Gottes, das wir weitertragen, hat solch eine Kraft, dass es durchdringt durch alle Widerstände und heute auch Frucht schafft.
Ermutigung aus der Missionsgeschichte
Mir war das immer am eindrücklichsten im Leben der Missionare. Wir sollten uns wieder an den alten Lebensbildern ermutigen lassen, wenn wir heute nach Ostafrika blicken – sei es Äthiopien, Kenia oder Uganda. Unglaublich, was dort gewachsen ist.
Wissen Sie, der erste Missionsbote, der das Evangelium dorthin getragen hat, war ein Bauernsohn aus Derendingen bei Tübingen: Ludwig Krapff. Er war sehr frustriert, nachdem er sechs Jahre durch Äthiopien gereist war und nirgendwo eine offene Tür fand. Dann ging er nach Mombasa. Dort starben seine Frau und sein Kind an Fieber. Er war so schwach, dass er nicht einmal bei seiner Frau am Sterbebett sein konnte.
Trotz allem schrieb er nach Hause: „Der Sieg des Reiches Gottes wird über den Grabeshügeln errungen.“ So hatte er es sich nicht vorgestellt. Er sagt, das habe er nicht im Kopf gelernt, wie das Reich Gottes gebaut wird, sondern im Evangelium.
Dann sagt er weiter: „Es wird einmal das Evangelium über Ostafrika daherfließen wie der Pangani-Fluss. Es wird eine ganze Flut sein. Es geht aus der Finsternis zum Licht.“ Ich möchte Ihnen heute einfach Mut machen.
Die Vollmacht schenkt Ihnen Jesus, der Herr, durch sein Wort. Seien Sie ein Diener seines Wortes und gehen Sie fröhlich weiter! Er sagt auch, Gott hat so viel Mühe, seine Boten zuzurichten, bis diese Selbstverleugnung, Geduld, Liebe und Treue lernen.
Jedes wahre Gotteswerk muss sich erst längere Zeit an den Pforten der Hölle messen lassen, bis der Herr siegt, denn er gibt den Sieg über alle Finsternis.
Dann schreibt er weiter: „Und doch bleibe ich bei meinem Satz: Afrika muss durch die Mission erobert werden. Das habe ich nicht im Heiligtum der Vernunft gelernt, wohl aber im Heiligtum des Herrn. Fürchte dich nicht! Es geht durch Sterben zum Leben, durch den Untergang zum Auferstehen, durch die Zerstörung allen menschlichen Unternehmens zur Aufrichtung des Reiches Christi.“
„Statt dich durch die Niederlage deiner Mannschaft mutlos machen zu lassen, greife du die Sache selbst an. Verlass dich nicht mehr auf menschliche Hilfe, sondern allein auf den lebendigen Gott. Es ist nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen. Glaube, liebe, kämpfe und werde nicht müde und nicht matt, dann wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen.“
Unser Herr hat auch für unsere Zeit noch ganz viel vor. Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Das dürfen wir in ganzer Demut und Bescheidenheit tun.
Herr, brauche mich, sende mich zu diesem Dienst. Ich danke dir, dass du die Vollmacht gibst durch dein Evangelium und mich als deinen Boten auch in dieser Zeit gebrauchen willst.
Warnung vor Versuchungen und Ermutigung zum Vertrauen
Wir wollen nicht der Versuchung des Heidentums erliegen und daraus eine große Schau machen. Wir könnten es auch nicht, denn es würde doch wieder zusammenbrechen und sich in nichts auflösen.
Aber diese Botschaft, die ihr tragen dürft, wenn ihr hierher zurückkommt – in die Krankenbetten, zu den Mühseligen und den Verzagten – ist von großer Bedeutung. Wie viele unter uns leiden im Burnout oder in der Schwermut.
Du brauchst den Kopf nicht hängen lassen. Jesus lebt, er ist der Sieger. Ihm darfst du vertrauen. Er richtet die Müden und Verzagten auf und gibt ihnen neue Kraft. Welch ein Dienst!
Und das ist das Geheimnis unserer Vollmacht: dass wir allein dem Herrn vertrauen und ihm gehören – mit allem, was wir sind und haben.
Schlussgebet
Ich möchte noch mit Ihnen beten.
Lieber Herr, wir danken dir, dass du uns mit Vollmacht für den Dienst ausrüstest. Herr, verzeih uns, wenn wir mehr sein wollten, als wir in deinem Licht wirklich sind.
Wir danken dir, dass du der Sieger bist, auch in unserem Leben. Wir sind Zeugen deines herrlichen Evangeliums und dürfen durch dich viel Frucht bringen – bleibende Frucht, auch in deinem Dienst.
Amen.