Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ihr Lieben, als jemand, der in der aktuellen Zeit mehr mit der U-Bahn fährt als mit dem Auto, komme ich häufig an den Zeitungskästen vorbei, die oft an den U-Bahn-Stationen stehen. Dort sieht man dann auch direkt die Klatschpresse.
Dabei wurde mir klar, dass es im Nachgang der Trauerfeier für die Queen eine intensive Diskussion gab, zumindest in der Klatschpresse, und zwar über die Sitzordnung beim Gottesdienst in Westminster. Die große Frage war: Wer bekommt einen Ehrenplatz beim Gottesdienst und welcher? Vielleicht habt ihr das mitbekommen.
Mich hat diese Diskussion über Ehrenplätze in der Kirche komplett befremdet. Schließlich sollte es in der Kirche doch keine Ehrenplätze geben, keine Menschen erster und zweiter Klasse. Und doch gibt es so etwas. Das kann auch in Gemeinden vorkommen – ein gewisses Klassendenken.
Tatsächlich höre ich immer mal wieder, und habe es auch schon hier in dieser Gemeinde gehört, dass bestimmte Gruppen in der Gemeinde meinen, sie würden angeblich weniger bedacht oder vielleicht sogar weniger wertgeschätzt. Das betrifft die Alten oder die Jungen, Singles oder Familien mit kleinen Kindern, Ausländer, die Armen oder die weniger Gebildeten.
Nun, ich hoffe und bete, dass die allermeisten hier unter uns – hoffentlich alle unter uns – sagen können: Nein, nein, das denken wir nicht, und diesen Eindruck haben wir auch nicht. Es gibt keine Christen erster und zweiter Klasse.
Und doch ist die Gefahr real, denn wir Menschen neigen dazu, in weltlichen Kategorien zu denken. Und in dieser Welt gibt es viele Dinge, die Menschen trennen.
Das war auch schon ein Problem und eine Gefahr in den allerersten Gemeinden. Als der Apostel Paulus seinen Missionsdienst begann und in Kleinasien Gemeinden gründete, kamen in diesen Gemeinden nicht nur Menschen aus jüdischem Hintergrund zum Glauben, sondern auch Heiden. Das führte zu Spannungen.
Wir wissen das aus der Bibel: Wie können Heiden und Juden zusammen in einer Gemeinde leben? Ist Gottes Reich nicht eigentlich für die Juden? Und wenn schon Heiden dazugehören, dann doch bitte irgendwie als zweite Klasse? Dafür war dann ein Apostelkonzil nötig. Wir lesen in Apostelgeschichte 15 davon, wie diese wichtige, brennende Frage, diese Spannung, geklärt wurde.
Im Galaterbrief lesen wir sogar, dass Petrus und Paulus darüber in Konflikt gerieten. Diese Spannungen und Konflikte hatten viel damit zu tun, dass die Judenchristen, beziehungsweise manche von ihnen, die Lehre von der Rettung aus Gnade allein noch nicht vollständig verstanden hatten. Wahrscheinlich hing es auch damit zusammen, dass manche Heidenchristen meinten, aufgrund der Rettung aus Gnade allein spiele es keine Rolle mehr, wie man nun lebt.
Genau in dieses Spannungsfeld hinein schreibt Paulus einen, wie ich denke, seiner schönsten Briefe, wenn man das so sagen darf: den Brief an die Epheser. Diesen wollen wir in den nächsten Wochen und Monaten in einer heute beginnenden Predigtserie bedenken.
Die Situation in Ephesus war genau diese: Juden und Heiden kommen zusammen, und die Frage war, wie sie nun miteinander leben. Wir wollen diese Predigtserie in zwei Teilen betrachten. Bis zum Advent hin werden wir die ersten drei Kapitel betrachten, und dann im neuen Jahr die Kapitel vier bis sechs. Dazwischen liegen Advent und Weihnachten, was vielleicht ganz gut passt.
Der Brief an die Epheser war wahrscheinlich ein Rundbrief. Wenn ihr eure Bibeln aufschlagt und den Epheserbrief lest, dann seht ihr vielleicht eine kleine Anmerkung, ein kleines Sternchen gleich bei Kapitel 1, Vers 1, hinter dem Wort „Ephesus“. Dort wird gesagt, dass in manchen frühen Abschriften dieser Name nicht auftaucht. Wahrscheinlich war es also ein Rundbrief, den der Apostel Paulus nicht nur an die Gemeinde in Ephesus geschrieben hatte.
Deswegen ist dieser Brief auch eher allgemein gehalten. Die Gemeinde in Ephesus war eine Gemeinde, in der Paulus nicht nur Gemeindegründer, sondern auch Pastor war. Er war sicher über zweieinhalb Jahre dort. Man hätte erwarten können, dass er sehr viel mehr persönliche Referenzen macht, Dinge anspricht und auf gemeinsame Erfahrungen verweist. Doch das kommt so nicht vor.
Wahrscheinlich liegt das daran, dass dieser Brief nicht nur für die Christen in Ephesus bestimmt war, sondern vielleicht auch für andere Gemeinden in Kleinasien, wo er vorgelesen werden sollte.
Ich möchte zu Beginn dieser Predigtserie heute zwei Dinge tun. Zum einen möchte ich uns einen Überblick über den ganzen Brief geben. Ich glaube, das wird uns helfen, nicht einfach hineinzuspringen und nur ein paar Verse anzuschauen, sondern erst einmal einen guten Überblick zu bekommen, worum es hier eigentlich insgesamt geht.
Dann werden wir uns nur die Einleitung, also die ersten beiden Verse, genauer ansehen. Zuerst eine allgemeine Einführung und anschließend ein sehr spezielles Betrachten dieser zwei Verse.
Bevor ich das mit uns tue, möchte ich beten, dass der Herr uns durch diese Betrachtung und durch die ganze Predigtserie segnet.
Himmlischer Vater, das ist unser Gebet, dass du zu uns sprichst. Dein Wort ist kräftig, mächtig und in der Lage, zu tun, wozu du es gesandt hast. Ja, es wird genau das tun, wozu du es gesandt hast. So vertrauen wir darauf, dass diese Predigtserie etwas ist, mit dem du etwas in uns und in uns als Gemeinde vorhast. Hilf uns, diesen großartigen Brief zu verstehen und auch danach zu leben. Das bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Also lasst uns zuerst einen Überblick über den Brief bekommen. Ich hatte erst überlegt, den ganzen Brief einfach einmal vorzulesen. Am Montag habe ich das dann laut in meinem Büro ausprobiert und gestoppt. Ich lese relativ schnell und habe 18,5 Minuten gebraucht. Da habe ich gesagt: „Dann kann ich mir viel anderes sparen, das machen wir so nicht.“
Dann hatte ich überlegt, einzelne Verse zu lesen und so einen Überblick zu geben. Aber dabei bekam ich ein schlechtes Gewissen. Darf ich Gottes Wort überhaupt redigieren? Ich habe mir dazu nochmal Feedback eingeholt, und das wurde mir bestätigt: Nein, das darf ich nicht.
Also bekommt ihr jetzt einfach einen ganz schnellen Überblick. Ich möchte euch einladen, die Bibeln, die wahrscheinlich vor euch liegen, aufzuschlagen. Im Gottesdienstblatt haben wir nicht den ganzen Brief abgedruckt, sondern nur die ersten beiden Verse.
Der Brief gliedert sich in zwei Teile: Die ersten drei Kapitel, die wir bis Weihnachten betrachten wollen, und die Kapitel vier bis sechs als zweiten Teil.
Die ersten drei Kapitel sprechen allgemein davon, was Gott getan hat. Ab Kapitel vier erklärt Paulus, wie wir basierend auf Gottes gnädigem Werk als Christen miteinander und in der Welt leben sollen.
Zunächst ein schneller Überblick: Die ersten beiden Verse bilden die Einleitung, zu der ich später noch mehr sagen werde. Ab Vers 3 folgt ein Aufruf zum Lobpreis. Dieser wird in den Versen 3 bis 14 begründet, indem beschrieben wird, was Gott für uns getan hat. Er hat uns mit allem geistlichen Segen in Christus beschenkt.
Paulus beschreibt konkret, wie Gott uns in Christus beschenkt hat: Er hat uns als Christen zu einem heiligen Leben auserwählt und vorherbestimmt, seine Kinder zu sein. Das ist das Erste, was Gott in Christus getan hat. Außerdem hat er uns Erlösung und Vergebung unserer Sünden geschenkt. In Christus wurden wir zu Erben aller himmlischen Schätze eingesetzt. Schließlich hat Gott uns mit seinem Heiligen Geist versiegelt, sodass wir sicher und geborgen in ihm sind.
Ab Vers 15 betet Paulus für die Christen, dass sie Gottes Kraft, die an uns wirkt, immer mehr erkennen mögen. Es ist ein Gebet um Erkenntnis – Erkenntnis der Kraft Gottes und Gottes selbst.
In Kapitel 2 beginnt der Hauptteil des Briefes. Nach dem Aufruf zum Gotteslob und dem Gebet erinnert Paulus die Christen daran, dass sie einst alle verloren waren. Wir alle waren tot in unseren Sünden und Übertretungen. Durch Gottes Gnade sind wir geistlich lebendig geworden, weil Gott uns den Glauben geschenkt hat. Deshalb gibt es keinen Grund, auf irgendetwas stolz zu sein.
Ab Vers 11 in Kapitel 2 macht Paulus deutlich, dass diese große Gnade nicht nur den Juden, sondern auch den Heiden gilt. Deshalb sollten Juden und Heiden sich nicht mehr als zwei Gruppen sehen, sondern wirklich eins sein. Wir sind vereint, versöhnt mit Gott und miteinander. Darum sollen wir in einem guten geistlichen Miteinander leben.
Kapitel 3 wird biografischer. Paulus spricht von seiner besonderen Berufung als Apostel. Er erklärt, dass er diese Berufung hat, das Evangelium vor allem auch den Heiden zu verkündigen. Das große Geheimnis Gottes ist, dass die Rettung und die Gottes-Kindschaft nicht nur den Juden, sondern allen Menschen gilt.
Gerade durch das Miteinander von ganz unterschiedlichen Menschen aus aller Welt – und selbst aller Mächte und Gewalten im Himmel – soll Gottes Weisheit offenbar werden. Die Gemeinden sollen ein Abbild von Gottes Weisheit sein, die allumfassend für alle Menschen ist. Christus ist für alle gekommen, sodass Juden und Heiden zusammenkommen und einen Leib bilden.
Am Ende von Kapitel 3 betet Paulus erneut. Er bittet, dass die Christen durch Gottes Geist Kraft bekommen und die Liebe Christi immer mehr erkennen, wie umfassend sie ist. So sollen sie die Fülle Gottes erfahren, die ihnen in Christus bereits zusteht. All dies hat das große Ziel, dass Gott in allem geehrt wird. So endet Kapitel 3.
Der erste Teil zeigt uns also klar: Unsere Erlösung ist von Anfang bis Ende Gottes Werk. Wir sind alle Beschenkte. Durch den Glauben sind wir Teil eines heiligen Volkes geworden. Deshalb sollten wir auch so miteinander leben – vereint und ohne Klassendenken.
Darum geht es ab Kapitel 4. Zu Beginn von Kapitel 4, in den ersten sechzehn Versen, erklärt Paulus, dass die Einheit der Christen zum einen faktisch besteht, weil sie einzig in Christus sind. Sie haben einen Glauben, eine Taufe und so weiter. Zum anderen ist Einheit etwas, um das sich Christen bemühen sollen.
Deshalb sollen sie gelehrt werden, damit sie mehr und mehr zusammenwachsen und in der Erkenntnis wachsen. Je mehr sie in der Erkenntnis wachsen, desto mehr werden sie auch in der Einheit wachsen. Einheit ist also einerseits etwas Faktisches und andererseits etwas, das durch Lehre und Wachstum errungen werden soll – hin zu einander und zu Christus.
Dann folgt ein längerer Abschnitt von Kapitel 4, Vers 17, bis Kapitel 6, Vers 9. Paulus ruft die Christen dazu auf, die Gnade Gottes nicht zu missbrauchen. Sie sollen nicht gottlos leben, sondern in allen Belangen und Beziehungen Christus gemäß handeln.
In diesem Teil finden sich auch die Unterordnungspassagen: Wie sollen Mann und Frau in der Ehe leben? Wie Vater und Kind im Haus? Wie Herr und Knecht in geschäftlichen Beziehungen? Immer steht Christus im Zentrum.
Der Brief endet damit, dass Paulus die Christen auffordert, in der Kraft Gottes gegen alle Widerstände anzukämpfen. Er macht deutlich, dass diese Einheit und Verbundenheit mit Christus und untereinander umkämpft ist.
Deshalb sollen Christen die Waffenrüstung Gottes anziehen und beten. Der Brief schließt mit einem Gruß.
Zusammengefasst sind die Kapitel 4 bis 6 die Antwort der Christen auf das, was Gott für sie getan hat, wie wir es in den Kapiteln 1 bis 3 gelesen haben.
Bevor ich jetzt weiter in die ersten Verse einsteige, hoffe ich, dass uns schon bei diesem kurzen Überblick deutlich wird, dass das, was Gott für dich, lieber Christ, in Christus getan hat, ganz praktische Konsequenzen für dein Leben haben sollte.
Was Gott für dich getan hat, sollte sich auch konkret in deinem Leben zeigen. Wenn wir wirklich glauben, was Gott in Christus für uns getan hat – all die Segnungen, die wir in Christus haben –, dann wird sich das daran erkennen lassen, wie wir leben. Anders gesagt: Wenn sich unser Leben nicht durch das verändert, was Gott für uns getan hat, dann wirft das die Frage auf, ob wir überhaupt schon in Christus sind.
Ich hoffe, wir sehen, dass Lehre und Leben zusammengehören. Ich wünsche mir, dass wir das in den nächsten Wochen und Monaten immer wieder klar vor Augen haben – gerade jetzt, wenn wir bis Weihnachten besonders auf das schauen, was Gott für uns getan hat.
Das darf uns und sollte uns zum Lobpreis Gottes führen. Doch dieser Lobpreis hat auch etwas mit unserem Leben zu tun. Es ist nicht nur ein Dankgebet und ein bloßes „Oh ja, klasse“, sondern es verändert uns.
Möge es so sein, dass die ersten drei Kapitel in uns Veränderung bewirken. Und mögen uns die Kapitel vier bis sechs im neuen Jahr helfen zu erkennen, wie konkret das in einzelnen Aspekten unseres Lebens aussehen kann.
So viel zum Überblick. Damit sind wir schon beim zweiten Teil und Hauptteil dieser Predigt, nämlich der Einleitung des Epheserbriefs. Ich denke, wir werden jetzt entdecken, dass die ersten beiden Verse von Paulus nicht einfach nur so dahingeschrieben sind. Jede Einleitung in den Briefen von Paulus hat immer einen direkten Bezug zu dem, was dann folgt.
Wir bekommen hier schon einen kleinen Vorgeschmack auf das, was im Rest des Briefes entfaltet wird. Deshalb lohnt es sich, diese Einleitung etwas genauer zu betrachten.
Ich lese uns unseren Predigttext, zwei Verse. Ich glaube, ich kann ihn auswendig und muss ihn nicht mehr lesen:
Paulus, ein Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes, an die Heiligen in Ephesus, die Gläubigen in Christus Jesus: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.
Drei Teile sehen wir in diesem Abschnitt: die Selbstvorstellung des Paulus, die Ansprache der Empfänger und ein Gruß. Schauen wir uns diese drei Teile einmal genauer an. Ich hoffe, das bewegt dich und füllt dein Herz. Ich hoffe, du erkennst, dass es hier nicht einfach nur heißt: „Lieber Matthias, ein Brief von mir, Paulus, an dich, ich hoffe, es geht dir gut.“ Das, was wir hier lesen, ist etwas ganz anderes.
Paulus beginnt damit, dass er sich erst einmal seinen Lesern vorstellt. Er sagt: Paulus, ein Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes. Da steckt schon viel drin. Wenn wir lesen, dass er sich Paulus nennt, muss uns klar sein, dass das eigentlich nicht sein richtiger Name ist. Wer sich in der Bibel ein bisschen auskennt, weiß, dass der Mann eigentlich Saulus heißt.
Saulus war ein guter Jude. Saulus ist ein Königsname, ein sehr bedeutender Name. Paulus ist die Anpassung seines Namens an eine nichtjüdische Zuhörerschaft. Saulus wusste, dass er von Gott berufen war zum Aposteldienst für die Heiden. Das heißt, er war gesandt zu den Nichtjuden. Wenn er mit Nichtjuden ins Gespräch kam, passte er sich an und nannte sich Paulus, ein dort gängigerer Name.
Interessanterweise sagt der Name auch etwas über seine Herzenshaltung aus. Saulus ist, wie gesagt, ein Königsname. Paulus bedeutet so viel wie „der Kleine“ oder „der Demütige“. Trotz aller Anpassung und Demut wusste Paulus um seine Berufung. Das macht er hier deutlich: Er bezeichnet sich als Apostel Christi Jesu.
Ein Apostel ist ein Gesandter, von Gott gesandt. Man kann Apostel im weiteren Sinne verwenden, sodass jeder, der von Gott gesandt ist, ein Apostel ist. Hier geht es jedoch um ein besonderes Amt, zu dem Jesus selbst einst zwölf Jünger eingesetzt hatte.
Einer von diesen Zwölfen, das wissen Sie auch, sollte dieses Amt nie ausüben: Judas Iskariot, der Verräter. Jesus hatte deutlich gemacht, dass er wusste, wer ihn verraten würde. Judas Iskariot sollte ersetzt werden. Die ersten Jünger beriefen dann durch Losentscheid einen zwölften Jünger nach, nämlich Matthias.
Trotz dieses schönen Namens taucht Matthias nicht weiter in der Bibel auf. Der neu Berufene, von dem wir später lesen, ist Saulus aus Tarsus, auch Paulus genannt. Paulus wusste also um seine Berufung, ein Botschafter und Gesandter Jesu Christi zu sein.
Er selbst ist dabei nicht bedeutend; er ist der Kleine. Jesus aber ist der Christus, der Messias, der Bedeutende. Paulus ist einfach nur der Botschafter. Weil Paulus nichts anderes ist als der Botschafter des Herrn Jesus Christus, ist das, was er schreibt, letztlich nicht eine eigene Botschaft von Paulus.
Botschafter haben keine eigene Botschaft. Sie vermitteln die Botschaft dessen, der sie sendet. Wir sollten das erkennen. Manche Christen meinen, die Worte von Paulus seien weniger bedeutend oder den Worten Jesu untergeordnet. Das ist völlig falsch.
Die Worte, die der Botschafter Paulus niederschreibt, sind die Worte seines Herrn. Das heißt, es ist das Wort des Herrn, vermittelt durch seinen Botschafter. Wir sollten die Paulusbriefe immer so hören, dass wir sagen: Hier spricht Gott zu uns. Es ist sein Wort, gesandt durch einen Botschafter, den Gott durch seinen Geist so geführt hat, dass er uns das gesagt hat, was Gott uns sagen will.
Im weiteren Verlauf betont Paulus noch einmal, dass er dieses Amt sich nicht selbst angeeignet hat. Er schreibt: Paulus, ein Apostel Christi Jesu, durch den Willen Gottes. Gott hatte in sein Leben eingegriffen. Es war nicht sein eigener Wille, nicht sein eigener Plan.
Paulus war auf dem Weg, Christen zu verfolgen, nicht Menschen den Christus zu verkündigen. Auf dem Weg nach Damaskus griff Gott in sein Leben ein, rief ihn und sandte jemanden, der ihm mehr erklärte. Durch seinen Geist machte Gott ihn geistlich lebendig.
Es war der gebieterische Wille Gottes, der hier wirkte. Aus dem Christenverfolger wurde der Apostel. Diesen Willen Gottes betont Paulus immer wieder. Er sagt, so wie er durch den Willen Gottes Apostel Jesu Christi ist, sind alle Christen durch den Willen Gottes das, was sie sind.
Nur eine kurze Vorschau: In Vers 5 schreibt Paulus an die Christen, dass Gott uns dazu vorherbestimmt hat, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens. Du bist ein Kind Gottes nach dem Wohlgefallen seines Willens.
In Vers 9 erklärt er: Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hatte, um ihn auszuführen, wenn die Zeit erfüllt wäre. Gott führt seinen Willen aus, den er gefasst hat.
In Vers 11 heißt es: „Und in Christus sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind, nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Ratschluss seines Willens.“ Gott setzt seinen Willen durch.
Lieber Christ, ist dir klar, dass du heute hier bist, dass du Christ bist, weil Gott es so wollte? So wie die Berufung des Apostels Paulus ist auch deine Berufung in die Nachfolge des Herrn Jesus Christus letztlich das Ergebnis davon, dass Gott nach dem Wohlgefallen seines Willens in dir gewirkt hat.
Preis den Herrn dafür! Ich darf heute hier stehen, weil Gott es so wollte, weil er mich gerufen hat – heraus aus der Verlorenheit hinein in ein Leben in der Nachfolge. Und du darfst heute hier sein, genau aus dem gleichen Grund.
Das ist der Grund, warum Paulus, ein Apostel Christi, Jesus als seinen Botschafter bezeichnet. Dann spricht er seine Empfänger an und schreibt an sie, an die Heiligen in Ephesus, die Gläubigen in Christus Jesus.
Auch hier gibt es mehrere bedenkenswerte Punkte. Er schreibt an diese mehrheitlich heidnische Gemeinde, an die Heiligen. Das war für manche Juden vielleicht zunächst schwer zu akzeptieren. Wie kann man Heiden als Heilige bezeichnen? Immerhin galten doch die Juden als das heilige Gottesvolk.
Gott hatte dies bereits im 2. Mose 19 so gesagt. Er hatte den Nachkommen Abrahams gesagt: „Ihr seid nun ein heiliges Gottesvolk, ein von mir ausgesondertes Volk.“ Dabei war damals schon klar, dass „heilig“ nicht bedeutet, dass sie in sündloser Perfektion lebten. Das Wort „heilig“ bedeutet hier zunächst, dass sie für Gott ausgesondert sind, herausgerufen aus der Gottlosigkeit der Welt.
Aus all den Völkern hatte Gott sich ein Volk erwählt, herausgerufen und ausgesondert – für sich. Dieses nun für ihn ausgesonderte, heilige Gottesvolk Israel sollte zunehmend heilig werden. Das heißt in diesem Sinn, dass es tatsächlich wachsen sollte hin zu einer sündlosen Perfektion.
Paulus macht das Alte Testament dann deutlich: Im 3. Buch Mose, Kapitel 11 und 19, wird beschrieben, wie Gott sagt: „Nur weil ich heilig bin, sollt auch ihr heilig sein.“ Das heißt, ihr seid schon heilig in eurem Stand, weil ich euch herausgerufen habe. Dieses Herausgerufensein und Heiligsein im Stand bedeutet nun, dass ihr auch immer mehr verändert werden sollt, hinein in mein Ebenbild.
Paulus verwendet nun genau diese Aussage im Hinblick auf die Gemeinde, die aus Juden und Heiden besteht. Er sagt: „Ihr seid die Heiligen.“ Er macht deutlich, dass es bei denen, die heilig sind, weil Gott sie herausgerufen hat, auch etwas mit ihm tun soll. Das sehen wir gleich weiter in Vers 4.
Dort heißt es: „In ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten.“ Also sollen die Heiligen immer mehr heilig werden. Anders gesagt: Die Heiligen erkennt man nicht an irgendeiner Abstammung. Sie sind nicht diejenigen, die einen jüdischen Pass haben oder irgendwelche bestimmten weltlichen Merkmale mitbringen.
Nein, die Heiligen erkennt man daran, dass sie danach streben, immer heiliger zu werden, ihrem Herrn ähnlicher zu werden. Aber sie sind heilig – du bist heilig, du bist ausgesondert von Gott, für ihn, aus einer gottlosen Welt herausgerufen. Das sagt Paulus diesen Christen, die er deswegen als die Gläubigen bezeichnet.
Die Heiligen sind also die, die Glauben haben, konkret diejenigen, die auf Jesus Christus vertrauen und ihn als ihren Retter und Herrn kennen. Und Glaube zeigt sich natürlich auch im Gehorsam, das wissen wir. Wahrer Glaube bedeutet, dass ich tue, was derjenige, an den ich glaube und dem ich mich anvertraue, mir sagt.
Also sind die Heiligen in Ephesus die Gläubigen, und dann heißt es: „die Gläubigen in Christus Jesus.“ Jetzt müssen wir nicht denken, dass es hier eine seltsame Grammatik ist, wie sie manchmal im Lutherdeutsch vorkommt. Es müsste ja eigentlich „an Christus Jesus“ heißen. Nein, das „in Christus Jesus“ steckt schon in „die Gläubigen“ mit drin.
„In Christus Jesus“ bedeutet, dass Paulus hier verdeutlichen will, dass sie einen ganz neuen Stand haben. Das ist ein tiefes theologisches Konzept, auf das Paulus im Fortgang des Briefes weiter eingehen wird. Wir sind in Christus. Gott hat uns also aus dieser Welt herausgerufen. Wir sind die Herausgerufenen, die Heiligen. Wir sind herausgerufen und durch den Glauben jetzt in Christus. Das ist unsere neue Heimat: aus der Welt heraus in Christus.
Und „in Christus“ bedeutet jetzt viele Dinge, die im Fortgang dieses Briefes weiter ausgearbeitet werden. In ihm haben wir unsere Errettung (Vers 7). In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden. In ihm haben wir die Gewissheit, dass wir eines Tages mit ihm alles erben, was ihm gehört. Denn was er erbt, erben wir, denn wir sind in ihm. In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden (Vers 11).
In Christus kommen wir sicher ans Ziel, denn Christus kommt sicher ans Ziel. Wir müssen uns keine Sorgen machen: Schaffen wir es? Ich bin in ihm, und er schafft es.
„In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit. In ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist.“ In ihm.
Ihr Lieben, ich hoffe, wir sehen, was für eine großartige Aussage „in Christus“ ist. In Christus zu sein bedeutet, dass wir so unmittelbar mit ihm verbunden sind, dass aller geistlicher Segen, der Christus gehört, auch uns gehört. Das lässt sich gar nicht mehr trennen: Christus und Christen.
Ja, er ist das Haupt seines Leibes, und sie gehören organisch zusammen. Wir sind in Christus. Und in gewisser Weise auch andersherum: Christus in uns. Auch das lesen wir in der Bibel immer wieder. Durch seinen Geist lebt er in uns, und wir sind in ihm.
In ihm haben wir seine Gerechtigkeit, in ihm haben wir Anspruch auf sein Erbe, in ihm haben wir die Gewissheit des ewigen Heils.
Lieber Christ, ich hoffe, du weißt um deine Identität „in Christus“. Gott sieht mich an, und er sieht die Heiligkeit Christi. Deshalb werde ich im Gericht bestehen. Ich bin sicher und geborgen in ihm.
Wenn wir jetzt wissen, dass wir alle – Juden und Heiden, Arme und Reiche, Alt und Jung, Hochgebildete und weniger Hochgebildete – von Gott ausgesondert und aus dieser Welt herausgerufen sind „in Christus“, wäre es da nicht absurd, noch eine Zweiklassengesellschaft in der Gemeinde zu schaffen?
Seht ihr allein, wie Paulus seine Leser hier anspricht? Das kommuniziert schon viel darüber, wie sie miteinander leben sollten – und wie wir auch miteinander leben sollten.
Und dann kommt schließlich ein Gruß: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
Es ist auch interessant, wie Paulus hier einen abgewandelten griechischen Gruß mit einem ins Griechische übersetzten jüdischen Gruß kombiniert. Gnade sei mit euch – das ist ein abgewandelter griechischer Gruß. Gnade ist das Wort Charis.
Im typisch griechischen Gruß heißt es eigentlich Karein. Karein bedeutet so viel – das lesen wir auch in der Bibel. Das Wort gibt es dort ebenfalls als Gruß, manchmal auch als „Gruß zuerst“ oder Ähnliches. Das ist der typische griechische Gruß. Er bedeutet so viel wie: „Einfach ja, sei gegrüßt.“
Um sicherzugehen, habe ich mal in einem Übersetzungsprogramm „Karein“ eingegeben. Dort kam ein für diese Zeit sehr passender Gruß heraus: Prost. Also war das eine Anekdote nebenbei. Karein, Prost, sei gegrüßt, freudig.
Paulus wandelt das jedoch ab und gebraucht stattdessen das Wort Charis, Gnade. Das ist ein Konzept, das Paulus hier einführt: Gnade. Ein Wort, das für den Rest des Briefes ganz wichtig ist. Gnade bedeutet, dass uns eine eigentlich verdiente Strafe erlassen wird und wir stattdessen reich, unverdient beschenkt werden. Eine Strafe wird erlassen, die wir verdient hätten, und stattdessen bekommen wir unverdient ein reiches Geschenk.
Diese Gnade kommt, wie Paulus hier betont, von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Paulus wusste, dass er und auch seine Leser allein aufgrund der unverdienten Gnade Gottes sind, was sie sind. Er ist ein Apostel Christi Jesu, und sie sind Heilige, Gläubige in Christus.
Gnade ist ein zentrales Wort. Ich habe das eben schon gesagt, und wir sehen es in den ersten beiden Kapiteln immer wieder. Wenn wir einfach reinschauen, gleich zu Beginn, in Vers 5 und 6, erinnert Paulus die Epheser daran, dass Gott sie dazu vorherbestimmt hat, seine Kinder zu sein, durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat.
In Vers 7 fährt er fort und schreibt: „In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade.“
Im Kapitel 2, Vers 5 heißt es: „Aus Gnade seid ihr selig geworden.“ Und noch einmal in Vers 8: „Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben; das ist nicht aus euch, Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme.“
Im Brief geht es immer wieder um Gnade, Gnade, Gnade – in Christus, aus Gnade. Diese Gnade steht also am Anfang unseres Glaubens. Diese Gnade führt uns sicher ans Ziel. Deshalb sollten wir Christen uns eben nicht irgendetwas anderes rühmen als allein unseres Herrn und seiner großen Gnade in unserem Leben.
Wiederum dieser Gruß, diese leichte Abwendung von Karein zu Charis, von Prost zu Gnade – im Deutschen ein bisschen offensichtlicher – ist wirklich entscheidend, weil wir daran erinnert werden, warum wir sind, was wir sind: Gnade.
Dann greift Paulus den typisch jüdischen Gruß auf und übersetzt ihn ins Griechische: Eirene. Im Jüdischen ist Schalom uns sehr bekannt – Frieden.
Auch das ist bemerkenswert. Dieser Schalom Gottes wurde von den Juden immer als etwas exklusiv für sie Gedachtes verstanden. Aber Paulus macht hier deutlich: Dieser Friede, dieser Schalom gilt nicht nur den Juden, er gilt allen, die in Christus sind.
Der Schalom Gottes gilt dir, lieber Christ. Sein Zuspruch, den Paulus hier gibt: Gnade sei mit euch und Friede, Schalom, mit dir.
Dieser Friede ist vielmehr als die Abwesenheit von Krieg. Unser Begriff „Friede“ ist begrenzter in dem, was wir darunter verstehen. Wir verstehen: kein Krieg, Frieden. Wir hoffen, dass es bald Frieden in der Ukraine gibt.
Aber Schalom ist mehr. Schalom ist ein allumfassender Segen. Schalom ist etwas Aktives, etwas Gutes, etwas, das uns erfüllt. Dieser Schalom kommt von Gott, und er ist zuerst einmal ein Schalom, ein Friede mit Gott.
Wir haben Schalom von Gott empfangen. Wir hätten sein Gericht, seinen Zorn verdient. Aber aufgrund seiner Gnade in unserem Leben, weil er uns herausgerufen hat und hineinversetzt hat in Christus, gehört uns jetzt der Zuspruch: Er ist nicht nur uns gnädig, wir haben aktiv seinen Schalom – wir haben Frieden mit Gott.
Lieber Christ, ich hoffe, das weißt du. Ich weiß, wenn ich mich meiner Sünden besinne, dann kann ich manchmal das Gefühl haben: „Oh, Gott ist sauer, und wir haben irgendwie ein Problem miteinander.“ Aber Gott spricht mir zu: Schalom, Friede sei mit dir! Besinn dich doch darauf, dir ist vergeben in Christus.
Um diesen Frieden herzustellen, hat Jesus deine Schuld auf sich genommen am Kreuz von Golgatha. Dafür ist er gekommen, um sein Leben für uns zu geben. Das ist Ausdruck seiner großen Gnade, seiner Barmherzigkeit und Liebe – dass er gekommen ist, um Frieden zu machen.
Dieser Friede beginnt eben damit, dass Gott Frieden macht mit uns, sodass dann Frieden in unsere Herzen einziehen kann. So können wir dann auch Frieden mit anderen haben.
Das ist etwas, was Paulus dann in der zweiten Hälfte von Kapitel 2 wirklich noch weiter ausarbeitet – wie dieser Friede von Gott uns erfüllt und dann unser Miteinander erfüllen sollte.
Ich lese uns einen längeren Abschnitt vor, weil er so hilfreich ist: Kapitel 2, Vers 14.
Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft. Durch das Opfer seines Leibes hat er das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen abgetan, damit er in sich selbst aus den Zweien einen neuen Menschen schaffe, Frieden mache und die beiden mit Gott versöhne – in einem Leib durch das Kreuz. Dabei tötete er die Feindschaft durch sich selbst.
Er ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt – euch, die ihr fern wart, und Frieden denen, die nah waren. Durch ihn haben wir alle beide in einem Geist Zugang zum Vater. So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.
Frieden, Frieden miteinander, weil wir Frieden mit Gott haben. Wir sind eins in Christus. Diesen Frieden spricht Gott seinen Lesern gleich zu Beginn dieses Briefes zu. Und dieser Friede kommt zu Juden und Heiden, zu jedem, der durch den Glauben in Christus ist – von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
Also, wenn du Gott zum Vater hast und Jesus Christus als den Herrn deines Lebens kennst, dann hast du die Gnade Gottes und den Schalom, den Frieden Gottes empfangen. Lieber Christ, ist dir das klar? Kennst du dieses große Privileg?
In einer Welt, in der die Menschen keinen Frieden haben; in einer Welt, in der Menschen keinen Frieden in ihren Herzen und keinen Frieden miteinander haben; und in der, ob sie es wissen oder nicht, auch keinen Frieden mit Gott haben – hat Gott Mächtiges getan, um dir zuzusagen: Du hast Frieden mit Gott. Und deswegen darfst du Frieden in deinem Herzen haben.
Dieser Friede, der in dich hineingegeben wurde, soll nun aus dir herausfließen – hin zu anderen, vor allem innerhalb des Leibes Christi, in dem wir vereint sind.
Liebe Geschwister, lasst uns darauf bedacht sein, dass wir in unserem Miteinander kein Klassendenken haben. Lasst uns keine Trennungen zulassen. Wir sollten uns nicht teilen in Deutsche und Ausländer, Reiche und Arme, Hochgebildete und weniger Gebildete, Alte und Junge, Verheiratete und Singles. All das ist nicht unsere Identität.
Was ist deine Identität? Heutzutage wird oft gesagt: In deiner Sexualität liegt deine Identität. Das ist Unsinn. Was ist deine Identität? Lasst es uns gemeinsam sagen: Meine Identität ist in Christus. Ich bin in Christus – das ist meine Primäridentität.
Deshalb nenne ich dich auch nicht mehr Amerikaner, Deutscher, Pole oder Türke. Ich nenne dich nicht mehr alt oder jung, sondern Christ. Das ist deine Primäridentität. Alles andere sind Nebensächlichkeiten.
Lasst uns im Leben in Christus eins sein. Gleich nach der Predigt werden wir das Lied „Ein heilig Volk von Brüdern“ singen. Achtet ein bisschen auf den Text und lasst euch nicht irritieren: Das Wort „Brüder“ ist ein altes Lied und schließt Männer und Frauen mit ein. Also keine Spannung, keine Trennung – gemeinsam in Christus.
Lasst uns aufeinander achten, füreinander da sein und einander dienen mit den Gaben, die Gott uns gegeben hat – zum Nutzen aller. Lasst uns einander tatkräftig lieben. Gerade auch über weltliche Grenzen hinweg: Junge und Alte, Deutsche und diejenigen, die sich mit der Sprache hier schwer tun, Reiche, die vielleicht die Armen zum Mittagessen einladen, damit man miteinander reden kann.
Hochgebildete, die nicht immer jedes Fremdwort benutzen, um auch von anderen verstanden zu werden. Familien, die Singles herzlich aufnehmen. Und andere, die viel Rücksicht auf Familien mit kleinen Kindern nehmen, die manchmal Geräusche machen.
Lasst uns sehen, wie wir ganz bewusst dieser Welt um uns herum deutlich machen können: Wir haben eine andere Identität als ihr. Was uns vereint, ist nicht unser Alter, Bildungsstand oder unsere Nationalität. Was uns vereint, ist Christus.
Wenn du heute hier bist und sagst: „Ich weiß gar nicht, ob das bei mir schon der Fall ist. Ich weiß nicht, ob Gott mein Vater ist, ob Jesus Christus wirklich mein Herr ist“, dann möchte ich dich einladen: Lass uns ins Gespräch kommen.
Wir würden dir so gerne Gottes Gnade noch mehr bezeugen. Wir würden dir so gerne helfen, mehr hinzufinden zu diesem Frieden, der wirklich nur bei Gott zu finden ist. Du kannst meinetwegen gleich noch zum Oktoberfest gehen, aber da wirst du keinen Frieden finden.
Du warst hier richtig. Komm wieder, lerne mehr darüber, was es heißt, diesen Frieden zu haben und Teil einer Gemeinschaft zu sein, die weiß, dass sie nichts hat, was sie vorbringen könnte, worauf sie stolz sein könnte.
Sondern eine Gemeinschaft von Menschen, die wissen: Wir haben eine Berufung, etwas zu sein zum Lobpreis seiner herrlichen Gnade.
Ich bete mit uns: Himmlischer Vater, danke für diese wunderbare Berufung, die du uns geschenkt hast. Danke, dass wir in Christus sein dürfen.
Wir wollen dich bitten, dass du uns wirklich wachsen lässt hin zu der Einheit, die du willst und bewirkst und zu der du uns befähigst. Hilf uns, ein einig Volk von Brüdern zu sein.
Hilf uns, etwas zu sein zum Lobpreis deiner Herrlichkeit. Amen.