Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Povileit.
Unser Podcast möchte dazu anregen, das Christsein praktisch zu leben und das theologische Denken zu fördern.
Authentisch zu sein, also so zu sein, wie man ist, ohne etwas vorzuspielen, ist ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Man kann zahlreiche Bücher darüber lesen. Die Frage ist jedoch: Wie lebe ich authentisch in meinem Alltag? Darum geht es heute in diesem Podcast.
Bevor wir uns mit dem „Wie“ beschäftigen, möchte ich zunächst das „Warum“ klären. Thomas, warum sollte man sich mit diesem Thema auseinandersetzen? Warum ist es wichtig? Und was verstehst du unter authentischem Leben?
Da kann man Verschiedenes verstehen. Früher habe ich das manchmal missbraucht gesehen, und da war ich dann allergisch dagegen. Aber ich glaube, du willst bestimmt in eine andere Richtung gehen. Was ist dein Thema, wenn du daran denkst?
Mir geht es eher um den Gebrauch. Authentisch zu leben heißt ja, dass ich dem anderen nichts vorspiele und mich nicht verstelle. Ich stehe zu meinen Stärken, aber auch zu meinen Schwächen. Was andere über mich denken, wird für mich zweitrangig. Es geht mir darum, ehrlich vor mir selbst und vor anderen zu sein.
So hätte man den Podcast auch nennen können: Wie gehe ich ehrlich mit dem anderen und mit mir selbst um? Ich finde, das Thema ist sehr wichtig, weil es in der Bibel immer wieder vorkommt, auch wenn das Wort „Authentizität“ so nicht verwendet wird.
Ich habe es richtig gelernt und kann es mittlerweile auch schreiben. Aber die Sache ist: Entweder wird Authentizität direkt angesprochen oder sie kommt indirekt vor. Ich denke zum Beispiel an Matthäus 23, Vers 5. Dort sagt Jesus über die Pharisäer: Ihre Werke tun sie, um sich von den Menschen sehen zu lassen. Darum geht es ihnen nur. Ihr Image war ihnen sehr wichtig, und sie wollten nicht ehrlich sein, sodass man ihnen in die Karten schauen konnte.
In Apostelgeschichte 5 haben Ananias und Saphira die Gemeinde getäuscht. Sie waren nicht ehrlich in dem, was sie vorgaben zu geben. Auch hier ging es um ihr Image: Was denken die anderen von mir?
Wenn wir die Bibel auf das Thema authentisch leben hin untersuchen, merken wir schnell: Gott will, dass wir authentisch leben. Deshalb ist es wichtig, sich damit zu beschäftigen. Es hat ja auch mit Wahrheit zu tun.
Auf jeden Fall. Die Frage, die sich mir stellt, ist: Muss ich alles öffentlich machen? Gibt es Richtlinien, wo man sagen kann: Bis dahin ist es noch in Ordnung, aber ab da ist es zu viel? Hast du dir darüber Gedanken gemacht?
Ich weiß nicht, ob ich eine Richtlinie nennen könnte, aber zunächst mal... Ja, das war auch ein gutes Wort, aber beim Aussprechen dachte ich schon: Gefällt mir nicht, aber ich habe kein besseres gefunden.
Zu deiner Frage: Muss ich alles öffentlich machen? Nein, Authentizität heißt das auf keinen Fall. Jesus selbst hatte verschiedene Kreise: die Siebzig, die Zwölf Jünger, die drei vertrauten Jünger. Jeder Kreis hatte ein unterschiedliches Level an Vertrautheit.
Was ich mit den drei Jüngern bespreche, gehört nicht unbedingt in den Kreis der Siebzig, weil diese vielleicht nicht jeden Kontext kennen oder mit mancher Offenheit nicht umgehen können. Entscheidend ist nicht, wem ich es sage, sondern ob ich überhaupt jemanden habe, der mein Herz kennt, der weiß, was mich innerlich bewegt, und der meine Motivation versteht.
Hättest du ein Beispiel?
Das mit den Pharisäern und Ananias und Saphira war ja das Negativbeispiel, weil sie nicht in ihr Herz blicken ließen, sondern getäuscht haben und etwas aufgebaut haben. Ein positives Beispiel?
Ja, es gibt mehrere. Eines davon ist Paulus, der uns in einem seiner Briefe sehr stark in sein Herz blicken lässt: der zweite Korintherbrief. Dort sagt Paulus in 2. Korinther 1,8: „Denn wir wollen euch nicht in Unkenntnis lassen, Brüder, über unsere Bedrängnis, die uns in Asien widerfahren ist, dass wir übermäßig beschwert wurden, über Vermögen so, dass wir sogar am Leben verzweifelten. Wir selbst hatten aber in uns schon das Urteil des Todes erhalten, damit wir nicht auf uns selbst vertrauten, sondern auf Gott.“
Paulus erlebt hier eine Verfolgung und lässt uns in sein Herz schauen. Er öffnet den Vorhang seiner Souveränität, sodass man denkt: Der Paulus macht das alles souverän, vertraut immer auf Gott und gerät nie in Verzweiflung. Aber Pustekuchen! Er zeigt sehr deutlich: Das ist nicht das wahre Bild von mir. Du musst nicht die perfekte Vorstellung von mir haben.
Paulus sagt hier: Ich dachte, ich muss sterben, oder ich will sterben, denn diese Situation geht über meine Kräfte. Dann nimmt er uns mit hinein, zeigt, wie langsam die Sonne der Hoffnung wieder aufging, wie er den Blickkontakt zu Jesus bekam und begriff, dass für Gott nichts unmöglich ist. Er will Gott vertrauen.
Paulus ist hier sehr authentisch und lässt uns in sein Herz blicken. Er zeigt auch Dinge, die man in christlichen Gemeinden oft wenig hört: Er war verzweifelt, hat die Hoffnung aufgegeben, ist unter der Last fast zusammengebrochen und konnte Gott nicht mehr vertrauen.
Auf solche Fragen haben wir oft Standardsätze: „Weil Jesus deine Hoffnung ist, musst du die Hoffnung nicht aufgeben“ oder „Gott legt dir nicht mehr auf, als du tragen kannst, deshalb kannst du deine Last tragen“ oder „Du musst Gott einfach vertrauen“. Das ist alles richtig.
Aber es gibt Situationen im Leben, in denen Gottes Wort nicht mehr mein Herz erreicht. Wenn ich dann nicht sagen darf, was ich empfinde, weil mein Image beschädigt werden könnte, kann das geistliche Spätschäden hinterlassen oder dazu führen, dass ich dem Glauben ganz den Rücken kehre. Daran ist dann nicht Gott schuld, sondern das Theater, das ich vor den anderen spiele.
Interessant: Die Situation bei Paulus war schon vorbei. Er hätte es nicht sagen müssen, vor allem wenn man an die Superapostel denkt, die ihm sagten, er sei nicht richtig und sie seien viel besser. Paulus machte sich angreifbar, indem er sagte, er sei verzweifelt und überfordert.
Er wollte eine Verbindung, dass man es gemeinsam schafft, dass man im selben Boot sitzt und nicht auf Abstand ein Bild kreiert. Es ist manchmal schwierig, sich zu öffnen und sein Herz blicken zu lassen.
Was hält uns denn oft davon ab, in einer Gemeinde authentisch miteinander umzugehen?
Ich glaube, es ist ein großes Wort: unser falsches Verständnis vom Evangelium. Wenn ich glaube, mit Jesus unterwegs zu sein, darf ich nicht über mein Versagen reden. Ich muss immer meine gute Seite zeigen.
Ich habe Angst, dass jemand hinter meine fromme Kulisse schaut. Also stelle ich den Schein über das Sein. Ich gehe zum Gottesdienst, rede über alles Mögliche, aber frage mich: Mit wem habe ich zuletzt über meine Nöte gesprochen? Wann habe ich über mein Versagen geredet?
Ich habe oft das Bild, perfekt sein zu müssen. Aber Jesus ist doch für Sünder gekommen, für Schwache, für Menschen, die nicht perfekt sind, die jederzeit zu Jesus kommen und seine Vergebung bekommen können.
Deshalb muss ich keine Imagepflege betreiben an den Punkten, an denen ich versage. Gerade dort darf ich die Kraft des Evangeliums erleben und dass Gott mir vergibt. Wenn ich das erlebe, bricht die Freude des Evangeliums an diesem Gott, der vergibt, richtig durch.
Evangelium heißt, dass ich Gott gerade in meinem Versagen erlebe. Wenn ich meine fromme Aura pflegen muss, ermutige ich in der Gemeinde sicher nicht, ehrlich vor sich selbst, vor Gott und vor anderen zu werden.
Manchmal möchten Christen auch nicht, dass andere wissen, dass sie ein seelsorgerliches Gespräch in Anspruch genommen haben. Ja, es ging um Probleme, und die Inhalte dürfen nicht rausdringen. Aber warum darf niemand wissen, dass ich ein Gespräch hatte? Hinterfragt es meinen perfekten Auftritt?
Max ist auch Christ und hat Probleme. Warum sollen andere das nicht wissen? Ich sage: Es ist unser Verständnis vom Evangelium, denn das Evangelium ist für Leute, die Probleme haben.
Jeder muss schauen, was er dafür tut, sein frommes Image abzubauen und ehrlicher zu werden. In größeren Kreisen mit allgemeineren, in kleineren Kreisen mit konkreteren Aussagen, die zeigen, was sich im Herzen abspielt.
Das war jetzt die grundsätzliche Antwort: Das falsche Verständnis vom Evangelium hält uns zurück.
Wenn man das nun auf den Alltag herunterbricht: Was sind konkrete Hindernisse, die uns daran hindern, unser Herz blicken zu lassen?
Manchmal gibt es gute Gründe, warum ich das nicht möchte: Wenn ich jemandem nicht vertraue, schlechte Erfahrungen gemacht habe oder weiß, dass der andere überfordert ist mit dem, was ich sage.
Aber da, wo ich offen reden könnte, ist es oft der Stolz, der mir den Mund verschließt und mich mit meinen Herausforderungen alleine lässt.
Ich habe mal gelesen: Stolz und Sündenbekenntnis sind Feinde. Das stimmt. Stolz treibt mich an, mein perfektes Image zu schützen. Dann kann ich nicht über Schwächen sprechen oder Sünde zugeben.
Jeder kämpft mit ähnlichen Herausforderungen, aber niemand sagt dem anderen etwas. Alle bleiben mit ihrer Not allein. Ironisch nennt man das Gemeinde, aber in Wirklichkeit ist es Sitzgemeinschaft am Sonntagmorgen, nicht Lebensgemeinschaft am Montag.
Jesus hat sich das nicht so vorgestellt.
Stolz ist sicher ein Punkt. Ein weiterer ist das Klima des Richtens, also dass ich immer gleich beurteile und verurteile, was der andere sagt.
Ich habe kürzlich mit jemandem gesprochen, der in einer christlichen Reha war. Er sagte über seine Gruppe: „Die Gruppe war sehr wohlwollend.“ Und dann kam der entscheidende Satz: „Man konnte alles sagen.“
Eine Gruppe, die wohlwollend ist, lebt Gnade. Das heißt nicht, dass es keine Ermahnung gibt. Was Gott Sünde nennt, kann ich nicht ignorieren. Aber ich kann den Weg zum Kreuz zeigen, wo der andere seine Schuld loswerden kann – und ich meine auch.
Die Frage ist: Erleben wir in unseren Gemeindegruppen Wohlwollen, oder schütteln Menschen über mich den Kopf, wenn ich sie in mein Herz schauen lasse? Rufen sie gleich dazwischen: „Das darfst du nicht sagen!“ oder geben mir zu verstehen, dass ich als Christ solche Probleme nicht haben darf?
Wenn ich von meinen Problemen rede, in was für Augen blicke ich? Sind sie verständnisvoll, verständnislos oder gleichgültig?
Das Gegenteil von diesem Richtgeist ist nicht unkritisch zu sein, wo alles erlaubt ist, sondern Gnade: in Liebe auf jemanden zuzugehen.
Ja, es wird oft gesagt, jemand müsse auch die Wahrheit sagen. Natürlich muss er das. Das ist gut auf den Punkt gebracht.
Aber das Gegenteil von einem unbarmherzigen Verhalten ist Gnade. Ich denke an Matthäus 18 und den unbarmherzigen Knecht, der viel Vergebung erlebt hat, aber dann seinen Mitknecht würgt. Das kann ich auch mit Worten oder Blicken tun, sodass der andere keine Luft mehr bekommt.
Ich stelle mir bildlich vor, wie wir in der Gemeinde sitzen und uns gegenseitig so behandeln.
Ich glaube, hier ist jeder Einzelne gefragt: Was kann ich tun, damit wir in unserer Hauskreisgruppe oder einer anderen Gruppe, in der ich sitze, ein wohlwollendes Klima haben?
Was kann man da tun? Das ist die Frage.
In der Gesellschaft war das in den letzten Jahren ein großes Thema. Bei Christen auch ein bisschen, aber ich weiß nicht, ob sie da nicht etwas hinterherhinken.
Es kommt darauf an. Ich habe mir Gedanken gemacht: Wenn Leute von Authentizität reden, meinen sie oft etwas anderes darunter.
Sie reden dann weiter munter hinter meinem Rücken. In der Welt will man sich nicht in die Karten schauen lassen. Das ist oft noch Normalfall.
Aber es wird oft als Argument genommen: „Ich bin authentisch, deshalb sage ich dir mal richtig, was ich von dir halte.“ Das war der Missbrauch, den ich am Anfang meinte.
Dann sage ich dem anderen, wie ultra-panne er ist, und behaupte: „Ich bin authentisch, ich verstelle mich nicht.“ Dabei erschüttere ich den anderen in seinen Grundfesten. Eigentlich bin ich nur lieblos.
Oder ich sage in einer Gruppe: „Ich habe keine Lust mehr, mich an die Höflichkeit hier anzupassen. Jetzt lebe ich mal aus, wer ich wirklich bin. Ich bin authentisch.“ Aber genau wie du sagst, ist das letztlich lieblos.
Authentizität – du hast gesagt, du hast das Wort gelernt – wird oft als Vorwand genommen, um rücksichtslos zu handeln.
Die Haltung ist: Andere sollen mich so ertragen, wie ich bin. Ich habe keine Lust, länger Rücksicht zu nehmen.
Das ist nicht das, wovon die Bibel redet.
Es ist in der Tat so, dass manche Gruppen, die mit Glauben nichts zu tun haben, mehr Offenheit leben als manche Gemeinden.
Ich glaube, das hängt damit zusammen, dass Christen hohe Erwartungen aneinander haben und es ihnen schwerfällt, zuzugeben, dass sie versagt haben.
Man warnt davor, das Evangelium falsch zu verstehen. Ich sage das auch in einem sehr richtenden Kreis, wenn ich reflektiere, dass ich manchmal zu wenig Verständnis habe.
Aber es ist schon so, oder?
Ich habe über jemanden nicht verstanden, ich richte den anderen. Ich glaube, als Christ kann ich auch von Menschen ohne Jesus viel lernen.
In diesem Lernen bin ich persönlich nicht so gut, aber ich denke: Es gibt das Thema Minimalismus, das jetzt nichts mit unserem Thema zu tun hat. Die Bibel sagt immer wieder: Sei zufrieden, lass dir an Kleidung und Nahrung genügen. Modern gesagt: Lebe minimalistisch.
Diesen Trend finde ich gut. Den gibt es schon in der Bibel, und ich will ihn leben.
Die Bibel geht aber weit darüber hinaus. Mit dem Evangelium kann ich anknüpfen.
Genauso ist es hier mit Authentizität: Die Bibel unterstreicht, dass ich authentisch leben soll.
Das heißt aber nicht, dass ich meine Launen an dir auslasse, sondern dass ich ehrlich mit dir bin und ehrlich mit dir umgehe.
Dann kann ich davon erzählen, weil Gott mir mit Wohlwollen begegnet. Deshalb will ich auch dir mit Wohlwollen begegnen.
Dieses Leben ist möglich.
Ich glaube, was hier bremst, ist, dass man sich nicht wirklich vertraut.
Wenn ich entdecke, dass es Gruppen gibt, die mit Jesus nichts zu tun haben, aber Offenheit viel besser leben als ich in der christlichen Gruppe, warum sollte ich nicht von ihnen lernen?
Ich nehme viele Lernmöglichkeiten wahr, wenn ich nicht arrogant denke: „Von denen kann ich nichts lernen, die sind keine Christen.“
Das ist Quatsch.
Wenn Gruppen von Nichtchristen vertrauter umgehen als ich in der christlichen Gruppe, muss ich mich fragen: Warum ist das so?
Das darf ich auch zum Gebetsanliegen machen, aber vielleicht gibt es Punkte, wo ich sagen kann: Da will ich dazulernen.
Zum Schluss: Was sind konkrete Schritte, um diesen Weg zu gehen und sein Herz blicken zu lassen?
Ich habe mit dem Wort auch Probleme: Authentizier... Ja, siehst du? Fast schon.
Ich hatte Vorlauf.
Hast du ein paar Schritte?
Oh, eins, zwei, drei, vier.
Das ist einfach? Natürlich nicht.
Authentizität einfach gemacht? So eine Checkliste? Alles gut, und wenn du es nicht kannst, bist du selber schuld?
Vertrauen – das fand ich einen wichtigen Punkt.
Manche nichtchristlichen Gruppen haben einfach viel miteinander erlebt und sich geöffnet. Das war Gemeinschaft.
Wir aus Großstadtgemeinden haben Probleme, weil wir oft mehr veranstaltungsorientiert denken. Man läuft sich nicht einfach im Supermarkt über den Weg.
Deshalb ist es zunächst wichtig, zu verinnerlichen: Gott will, dass ich authentisch lebe. Das habe ich am Anfang gesagt.
Bibellesen ist wieder ganz wichtig. Ich sollte mich auf dieses Thema fokussieren: Wo spricht die Bibel von authentischem Leben? Wie zeigt sie konkrete Inhalte?
Ich sollte dafür beten und sagen: Herr, hilf mir, authentisch zu leben.
Zum Beispiel denke ich an den ersten Thessalonicherbrief, den du vorhin erwähnt hast. Paulus sagt dort: Ich habe mich bei euch verhalten wie eine Mutter oder wie ein Vater und habe mein Leben mit euch geteilt.
Er betont, dass er nicht kam, um euch etwas aufzuzwingen, sondern sein Leben mit euch zu teilen.
Das war mein erster Impuls.
Du hast dann das Beispiel aus dem Korintherbrief genannt, wo Paulus sein Leben teilt und sagt, wie es in seinem Herzen aussieht.
Ich glaube, ich muss im vertrauteren Kreis, also im kleineren Kreis, die Mauer des Schweigens durchbrechen.
Zum Beispiel sagen: „Ich habe mir in letzter Zeit keine Zeit genommen, Gottes Wort zu lesen. Bitte betet für mich, dass ich das schaffe.“ Oder: „Welche Tipps habt ihr?“
Oder: „Mir kommen immer wieder Gedanken, gibt es Gott überhaupt? Bilde ich mir das nur ein? Was macht euch so sicher, dass es Gott gibt?“
Solche Ebenen werden in Gemeinden oft nicht diskutiert.
Oder: „Ich komme schwer damit klar, keinen Partner zu haben. Betet, dass ich besser damit klarkomme oder dass Gott die Situation verändert.“
Oder: „Ich hänge immer wieder auf Pornoseiten fest. Wie kann das anders werden?“
Für all diese Fragen gibt es Gottes Gnade. Wir haben das oft wenig im Blick.
Vielleicht muss ich es mal mehr nach dem weltlichen Motto wagen: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.“
Man muss vorsichtig sein.
Es sind zwei Ebenen: Ich bin vom Persönlichkeitstyp sachorientiert, will die Sache gut machen und achte nicht so sehr darauf, was Menschen sagen.
Das macht mir nicht so viel aus, ist aber etwas anderes, als sich zu öffnen.
Das sind für mich zwei Ebenen.
Man kann es gefühllos machen, indem man sagt: Ich lasse das nicht an mich ran.
Aber du meinst natürlich, dass man wirklich mal den ersten Schritt macht, das Eis bricht und etwas ins Laufen kommt.
Ich glaube, das muss ich häufiger tun: die Mauer des Schweigens durchbrechen.
Du hast die Hoffnung, dass man selbst etwas verändern kann, indem man offen wird, sodass Offenheit zurückkommt.
Weil Menschen sich danach sehnen oder etwas aufbricht.
Wenn ich in Kreisen mit verschränkten Armen sitze und erwarte, dass andere authentischer sind, sitze ich, bis ich alt werde und meine Beerdigung anmelden kann.
Ich muss selbst den ersten Schritt gehen und sagen: Die Bibel lehrt mich, authentisch zu leben, also will ich es tun.
Was sind konkrete Schritte?
Klar, ich gebe anderen einen Blick in mein Herz. Das sollte eine vertrautere Gruppe sein, nicht von der Kanzel oder am weißen Brett.
Ich gehe konkrete Schritte.
Das finde ich wichtig.
Dann ermutige ich andere Christen zu sagen: „Das könnte ich auch mal machen.“
Klar wird es Leute geben, die meine Offenheit ausnutzen oder mir etwas vorhalten, was ich vor Monaten gesagt habe.
Aber ich muss mich fragen: Es gibt Leute, die mich ausnutzen, aber ich habe einen Herrn, der sagt, er möchte, dass ich offen lebe.
Das kann zu einer viel tieferen Gemeinschaft in der Gemeinde führen.
Dann muss ich mich entscheiden: Will ich mich schützen und sagen: „Nein, auf keinen Fall“, oder will ich sagen: „Jesus, weil du das sagst, gibst du mir die Kraft, damit umzugehen“?
Man kann schrittweise vorgehen: Erst kleinere Sachen antesten und schauen, ob der andere sich bewährt.
Jesus hatte ja auch verschiedene Kreise mit unterschiedlichem Offenheitsgrad.
Das kann man nachlesen.
Man geht Schritt für Schritt, bis es zu etwas Näherem kommt.
Ich glaube, viele sind motiviert, authentischer zu leben, aber es braucht Zeit.
Ich habe kürzlich einen bekannten Pastor gehört, der mit seiner Frau auf dem Weg hierher richtig gestritten hat.
Er ist bekannt dafür, dass er mit seiner Frau streitet, sagt das offen, aber sie versöhnen sich auch wieder.
Derjenige, der das erzählte, sagte, das habe ihn beeindruckt, dass er nicht so tut, als sei bei ihnen alles perfekt.
Ein Kollege fragte mich: Wenn ich in die Bibel schaue und mir die Ehepaare anschaue, welches war perfekt?
Vielleicht Zacharias und Elisabeth, aber von ihnen wissen wir nicht viel.
Die Bibel berichtet authentisch.
Das kann ich nur ermutigen.
Du hast nach konkreten Schritten gefragt.
Wenn niemand anfängt, fang du an und bleib nicht in Oberflächlichkeit stecken.
Das kann ich nicht wirklich wollen.
Was mir schon als Jugendlicher geholfen hat, die Angst zu verlieren, mich schutzlos zu machen, war ein Vers aus Sacharja, wo es um Israel in der Zukunft geht:
„Israel hat keine Mauern, und ich werde eine feurige Mauer um dich sein.“ (Sacharja 2,8)
Das habe ich auf mein Leben angewandt: „Ich öffne mich, und du bist meine Feuerwall.“
Du bist meine feurige Wand, die mich schützt.
Natürlich renne ich nicht mit sehenden Augen ins Verderben und erzähle den Falschen alles.
Aber ich wage einen Schritt ins Vertrauen, dass Offenheit entsteht.
Das fand ich immer hilfreich.
Sich herausfordern zu lassen und zu sagen: Es kann nicht sein, dass Menschen ohne Jesus mehr Offenheit leben als wir Christen.
Da muss sich etwas ändern.
Das wäre echte Gemeinschaft, echte Liebe, ein Kümmern umeinander.
Die Leute wollen das, und sie sollen es laut Bibel auch.
Mit diesen Aussagen schließen wir den Podcast heute über Authentizität ab.
„Authentizität“ war mir heute etwas zu schwach.
Sich ins Herz blicken zu lassen – das finde ich eine viel schönere Beschreibung.
Das Bild finde ich echt toll und greifbar.
So endet der Podcast von FNG für alle in Stuttgart.
Wir hoffen, das konnte euch motivieren, über eure Authentizität in Lebensbereichen und Gruppen nachzudenken.
Wo könnt ihr erste Schritte machen, euch öffnen, damit Leben, Liebe und Gemeinschaft entstehen und es nicht steril bleibt?
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen für euer authentisches Leben.
Die Situation mit Paulus war ja eigentlich schon vorbei. Er hätte es gar nicht mehr sagen müssen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass da diese Superapostel waren, die ihm noch sagten: „Du bist eh nicht richtig, wir sind viel besser.“ Dann sagt Paulus: „Ich bin verzweifelt, das geht über meine Kräfte, ich kann das alles nicht.“ Damit machte er sich angreifbar.
Er wollte eine Verbindung schaffen. Er wollte, dass man das gemeinsam macht, dass man in einem Boot sitzt und nicht auf Distanz bleibt. So ein Bild wollte er erzeugen. Es ist manchmal schwierig, sich zu öffnen und sein Herz zeigen zu lassen. Was hält uns denn oft davon ab, in einer Gemeinde authentisch miteinander umzugehen?
Ich glaube, es ist ein großes Thema: unser falsches Verständnis vom Evangelium. Wenn ich glaube, mit Jesus unterwegs zu sein, dann darf ich nicht über mein Versagen reden. Ich muss immer nur meine gute Seite zeigen. Ich habe Angst, dass jemand hinter meine fromme Fassade schaut. Deshalb stelle ich den Schein über das Sein.
Dann gehe ich zum Gottesdienst und rede über alles Mögliche. Aber ich muss mich fragen: Mit wem habe ich zuletzt über meine Nöte gesprochen? Oder darüber, warum mich die Situationen, in denen ich stehe, so herausfordern? Wann habe ich über mein Versagen gesprochen?
Ich habe oft das Bild, ich müsse perfekt sein. Aber Jesus ist doch für Sünder gekommen, für Schwache, für Menschen, die nicht perfekt sind. Die jederzeit zu Jesus kommen können und seine Vergebung bekommen. Deshalb muss ich doch keine Imagepflege betreiben an den Stellen, an denen ich versage.
Gerade da darf ich doch die Kraft des Evangeliums erleben, dass Gott mir vergibt. Wenn ich das erlebe, dann bricht die Freude des Evangeliums über diesen Gott, der mir vergibt, richtig durch. Das heißt: Evangelium bedeutet, Gott gerade in meinem Versagen zu erleben.
Wenn ich meine fromme Aura pflegen muss, dann ermutige ich in der Gemeinde ganz sicher nicht dazu, vor sich selbst, vor Gott und vor anderen ehrlich zu werden. Manchmal möchten Christen auch nicht, dass andere wissen, dass sie ein seelsorgerliches Gespräch in Anspruch genommen haben. Ja, es ging um Probleme. Klar dürfen die Inhalte des Gesprächs nicht nach außen dringen. Aber warum darf niemand wissen, dass ich ein solches Gespräch hatte?
Hinterfragt das meinen perfekten Auftritt? „Der Max ist auch Christ, der Probleme hat.“ Warum sollen die anderen das nicht wissen? Deshalb sage ich: Es ist unser Verständnis vom Evangelium. Denn das Evangelium ist doch für Leute, die Probleme haben.
Jeder Einzelne muss schauen, was er dafür tut, sein frommes Image abzubauen und ehrlicher zu werden. In größeren Kreisen vielleicht mit allgemeineren Aussagen, in kleineren Kreisen mit konkreteren. Gerade auch mit Aussagen, die zeigen, was sich in meinem Herzen abspielt.
Das war jetzt eine grundsätzliche Antwort zum Evangelium und dazu, dass ein falsches Verständnis uns davon abhält. Wenn man das konkret auf den Alltag herunterbricht, kannst du noch etwas dazu sagen? Was sind Hindernisse, die uns konkret davon abhalten, andere in unser Herz blicken zu lassen?
Manchmal gibt es ja auch Gründe, warum ich den anderen nicht in mein Herz blicken lassen möchte. Zum Beispiel, wenn ich ihm nicht wirklich vertraue oder schlechte Erfahrungen mit ihm gemacht habe. Oder wenn ich weiß, dass der andere überfordert ist mit dem, was ich sage.
Aber da, wo ich offen reden könnte – du hast ja nach konkreten Hindernissen gefragt – denke ich, ist es oft der Stolz, der mir den Mund verschließt und mich mit meinen Herausforderungen allein lässt. Ich las mal den Satz: Stolz und Sündenbekenntnis sind Feinde. Ich glaube, das stimmt.
Der Stolz treibt mich an, mein perfektes Image zu schützen. Dann kann ich natürlich nicht über meine Schwächen reden, mein Versagen und meine Sünde zugeben. Ich denke, jeder kämpft mal mit sehr ähnlichen Herausforderungen, aber niemand sagt dem anderen etwas. Alle bleiben allein mit ihrer Not. Ironisch nennt man das dann Gemeinde. In Wirklichkeit ist das Sitzgemeinschaft am Sonntagmorgen, aber nicht Lebensgemeinschaft am Montag. So hat Jesus sich das nicht vorgestellt.
Stolz ist sicher ein Punkt. Ein weiterer ist das Klima des Richtens, also dass ich immer gleich beurteile und verurteile, was der andere sagt.
Ich habe neulich mit jemandem gesprochen, der in einer christlichen Reha war. Er erzählte etwas Faszinierendes über seine Gruppe, der er zugeteilt war. Er sagte: „Die Gruppe war sehr wohlwollend.“ Nach dieser Feststellung kam für mich der entscheidende Satz: „Man konnte alles sagen.“
Eine Gruppe, die sehr wohlwollend ist, da kann ich alles sagen. Biblisch würde man sagen: Diese Gruppe hat Gnade erlebt und lebt Gnade. Das heißt nicht, dass es keine Ermahnung mehr gibt – die kann es durchaus geben. Was Gott Sünde nennt, kann ich nicht einfach ignorieren. Aber ich kann den Weg zum Kreuz zeigen. Dort kann der andere seine Schuld loswerden, und auch ich werde meine Schuld los.
Die Frage für mich ist: Sind wir in unseren Gemeindegruppen wohlwollend? Oder erlebe ich, wie Menschen über mich den Kopf schütteln, wenn ich sie in mein Herz schauen lasse? Wie sie dazwischenrufen: „Das darfst du nicht sagen!“ Oder mir zu verstehen geben: „Diese Probleme darfst du als Christ gar nicht haben!“
Wenn ich von meinen Problemen rede, in welche Augen schaue ich? Sind das verständnisvolle, verständnislose oder gleichgültige? Das Gegenteil von diesem Richtgeist oder Klima des Richtens ist nicht, unkritisch zu sein und alles geschehen zu lassen. Das Gegenteil ist Gnade – in Liebe auf jemanden zuzugehen.
Man sagt ja gerne, jemand müsse auch mal die Wahrheit sagen. Natürlich muss er das. Das ist sehr gut auf den Punkt gebracht. Aber das Gegenteil davon ist Gnade. Nicht so zu sein wie der unbarmherzige Knecht aus Matthäus 18. Er hat so viel Vergebung erlebt und tut dann nichts anderes, als seinen Mitknecht zu würgen.
Das kann ich natürlich auch mit Worten oder Blicken tun, sodass der andere keine Luft mehr bekommt. Ich stelle mir bildlich vor, wie wir in der Gemeinde sitzen und uns gegenseitig anstarren. Genau.
Ich glaube, hier ist jeder Einzelne gefragt. Ich bin gefragt zu überlegen: Was kann ich tun, damit wir in unserer Hauskreisgruppe oder in irgendeiner anderen Gruppe, in der ich sitze, ein wohlwollendes Klima haben?
Ja, was kann man da tun, ist die Frage, oder? In der Gesellschaft war das ja in den letzten Jahren ein großes Thema. Bei den Christen ist es auch ein bisschen Thema, aber ich weiß nicht, ob sie da ein wenig hinterherhinken.
Es kommt darauf an. Ich habe mir darüber auch Gedanken gemacht. Wenn ich genauer hinschaue, dann meinen Leute, wenn sie von Authentizität sprechen, oft etwas anderes darunter. Sie reden ja weiter munter hinter meinem Rücken. In der Welt will man sich oft nicht in die Karten schauen lassen. Ich denke, das ist immer noch der Normalfall.
Aber Authentizität wird oft als Argument genommen, wenn ich dir mal so richtig sagen will, was ich von dir halte. Dann begründe ich das mit: Na ja, ich bin halt authentisch. Das war dieser Missbrauch, den ich ganz am Anfang meinte. Genau, dann sage ich dem anderen, wie ultra panne er ist oder etwas in der Richtung, und sage: Ja, ich bin authentisch, ich verstelle mich halt nicht und erschüttere den anderen in seinen Grundfesten oder so. Eigentlich ist das nur lieblos.
Oder ich sage zu einer Gruppe: Ich habe keine Lust mehr, mich an die Höflichkeit hier anzupassen. Jetzt lebe ich mal aus, wer ich wirklich bin. Ich bin authentisch. Aber genau wie du sagst, letztendlich ist das lieblos.
Du hast gesagt, du hast das Wort gelernt. Genau, Authentizität wird nicht immer, aber sehr oft auch als Vorwand genommen, um rücksichtslos zu handeln. Die Haltung ist: Die anderen sollen mich so ertragen, wie ich bin. Ich habe keine Lust, länger auf sie Rücksicht zu nehmen. Aber das ist nicht das, wovon die Bibel redet.
Es ist in der Tat so, dass manche Gruppen, die mit Glauben gar nichts zu tun haben, mehr Offenheit leben als in manchen Gemeinden. Ich glaube, das hängt damit zusammen, dass Christen hohe Erwartungen aneinander haben. Es fällt ihnen sehr schwer, zuzugeben: Ich habe versagt.
Wobei man da vor dem von vorhin warnt: Dann haben sie eigentlich das Evangelium nicht verstanden. Das sage ich jetzt auch in einem sehr richtenden Kreis, wenn ich gerade reflektiere. Da könnte ich auch ein bisschen mehr Verständnis haben. Aber es ist schon irgendwo so, oder? Genau, ich habe es über jemanden nicht verstanden, ich richte den anderen.
Und ich glaube, dass ich als Christ auch von Menschen ohne Jesus eine Menge lernen kann. In dem Lernen bin ich leider persönlich nicht so gut drin. Aber ich habe da schon gedacht: Es gibt ja so das Thema Minimalismus. Das hat jetzt mit unserem Thema nichts zu tun, aber die Bibel sagt mir immer wieder: Sei zufrieden, lass dir an Kleidung und Nahrung genügen. Also modern würde ich sagen: Lebe minimalistisch.
Da könnte ich sagen: Hey, diesen Trend finde ich richtig gut, den gibt es schon in der Bibel, das will ich leben. Aber die Bibel geht weit darüber hinaus. Dann könnte ich mit dem Evangelium anknüpfen.
Genauso ist es hier bei der Authentizität. Die Bibel unterstreicht ja, ich soll authentisch leben. Aber das heißt nicht, dass ich meine Launen an dir rauslassen soll, sondern dass ich ehrlich mit dir bin und ehrlich mit dir umgehe.
Und ja, dann kann ich doch davon erzählen: Gott begegnet mir mit Wohlwollen, deshalb will ich auch dir mit Wohlwollen begegnen. Deshalb ist dieses Leben durchaus möglich.
Ich glaube, was hier bremst, ist: Man vertraut sich nicht wirklich. Wenn ich dann eben entdecke, dass es Gruppen gibt, die mit Jesus nichts zu tun haben, die Offenheit aber viel besser leben als ich das mache, warum sollte ich nicht von ihnen lernen?
Ich nehme doch viele Lernmöglichkeiten wahr. Wenn ich arrogant denke: Na ja, von denen kann ich halt nichts lernen, das sind ja keine Christen, dann ist das absoluter Quatsch.
Wenn Gruppen von Nichtchristen miteinander vertrauter umgehen, als ich das in der christlichen Gruppe erlebe, dann muss ich mich doch fragen: Warum ist das so?
Das darf ich natürlich zum Gebetsanliegen machen. Aber vielleicht gibt es auch Punkte, wo ich feststelle: Da will ich es lernen.
Zum Schluss vielleicht: Was sind jetzt ein paar konkrete Schritte, um diesen Weg zu gehen und sich sein Herz anschauen zu lassen? Ich habe im Wort auch Probleme mit Authentizität ... Ja, siehst du? Fast schon. Ja, ich hatte einen Vorlauf. Hast du da ein paar Schritte? Eins, zwei, drei, vier. Das ist einfach, problemlos. Nein, natürlich – ja, Authentizität einfach gemacht, so eine Checkliste, alles gut. Und wenn du es nicht kannst, bist du selber schuld. Also Vertrauen hattest du eben, das fand ich einen wichtigen Punkt.
Ich glaube, manche nichtchristliche Gruppen haben einfach viel miteinander erlebt, sich geöffnet. Das war einfach eine Gemeinschaft. Wir hingegen aus Großstadtgemeinden haben natürlich Probleme, dass man manchmal mehr so veranstaltungsmäßig denkt, und sonst ist es halt schwierig. Man läuft sich halt nicht im Supermarkt über den Weg.
Ich glaube, zunächst ist es wichtig, dass ich verinnerliche: Gott will, dass ich authentisch lebe. Das habe ich ja am Anfang auch gesagt. Dabei ist Bibellesen wieder ganz wichtig. Vielleicht fokussiere ich mich auch mal auf dieses Thema: Wo redet die Bibel von einem authentischen Leben? Wie zeigt sie konkrete Inhalte? Und ich bete dafür und sage: Herr, hilf mir, authentisch zu leben.
Das heißt zum Beispiel die Thessalonicherbriefe. Du hast vorhin ein Beispiel gebracht, da habe ich gleich an 1. Thessalonicher 1 gedacht, wo Paulus sagt, er habe sich bei den Gläubigen verhalten wie eine Mutter oder ein Vater und sein Leben mit ihnen geteilt. Richtig. Er hat extra herausgestellt: Ich komme nicht, um euch etwas aufzuzwingen, sondern ich habe mein Leben mit euch geteilt. Das war so mein erster Impuls.
Du hast dann im Korintherbrief das Beispiel von Paulus genommen, der auch sein Leben teilt und sagt, so ging es mir, so fühlte ich mich in meinem Herzen. Ich glaube, ich muss einfach im vertrauteren Kreis, also im kleineren Kreis, mal die Mauer des Schweigens durchbrechen.
Zum Beispiel kann ich sagen: Hey, ich habe mir in der letzten Zeit keine Zeit genommen, Gottes Wort zu lesen. Bitte betet für mich, dass ich es schaffe. Oder: Welche Tipps habt ihr dafür? Oder ich sage: Mir kommen immer wieder Gedanken, ob es Gott überhaupt gibt oder ob ich mir das nur einbilde. Was macht euch so sicher, dass es Gott gibt? Solche Themen diskutiert man in Gemeinden oft gar nicht.
Oder ich komme schwer damit klar, dass ich keinen Partner habe. Ich bete, dass ich besser damit klarkomme oder dass Gott die Situation verändert. Oder ich sage: Hey, ich hänge immer wieder auf irgendwelchen Pornoseiten fest. Wie kann das anders werden? Für all diese Fragen gibt es Gottes Gnade. Ich glaube, das haben wir oft wenig im Blick.
Vielleicht muss ich es mehr nach dem weltlichen Motto wagen: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Man muss aber vorsichtig sein. Ich glaube, es sind zwei Ebenen. Ich bin vom Persönlichkeitstyp eher sachorientiert, will die Sache gut machen und achte nicht so sehr darauf, was Menschen sagen. Das ist bei mir eher zweitrangig. Das macht mir nicht so viel aus. Das ist aber etwas anderes, als sich zu öffnen.
Für mich sind das schon zwei Ebenen. Man kann das auch gefühllos machen, indem man sagt: Ich lasse das nicht an mich heran. Aber du meinst natürlich, dass man wirklich mal den ersten Schritt macht, das Eis bricht und etwas ins Laufen kommt.
Ich glaube, ich muss häufiger diese Mauer des Schweigens durchbrechen. Du hast die Hoffnung, dass man selbst etwas verändern kann, indem man offen wird. Dass Offenheit auch Offenheit zurückbringt, weil die Leute sich danach sehnen oder weil etwas aufbricht.
Wenn ich in Kreisen mit verschränkten Armen sitze und erwarte, dass die anderen authentischer sind, dann sitze ich da, bis ich alt werde und meine Beerdigung anmelden kann. Ich muss selbst den ersten Schritt gehen und sagen: Die Bibel lehrt mich, authentisch zu leben, also will ich es tun.
Was sind konkrete Schritte? Konkrete Schritte können nur sein, dass ich anderen einen Blick in mein Herz gebe. Klar, das muss in einer vertrauteren Gruppe sein. Das muss nicht von der Kanzel oder am weißen Brett sein. Aber ich muss wirklich ganz konkrete Schritte gehen. Das finde ich wichtig.
Dann ermutige ich auch andere Christen, zu sagen: Hey, das könnte ich ja auch mal machen. Klar, es wird Leute geben, die meine Offenheit ausnutzen. Die mir dann etwas vorhalten, was ich vor Monaten gesagt habe oder so. Aber ich muss mich fragen: Es gibt Leute, die mich ausnutzen werden, aber auf der anderen Seite gibt es einen Herrn, der sagt: Ich möchte, dass du offen lebst.
Es ist mir klar, das kann zu einer viel tieferen Gemeinschaft in der Gemeinde führen. Dann muss ich mich entscheiden: Will ich mich schützen und sagen, nein, auf keinen Fall? Oder will ich sagen: Jesus, weil du das sagst, gibst du mir auch die Kraft, damit umzugehen?
Man kann auch schrittweise vorgehen, erst mal mit kleineren Dingen antesten und schauen, ob sich der andere bewährt. Richtig. Jesus hatte ja auch verschiedene Kreise, und das waren auch verschiedene Ebenen der Offenheit. Das kann man nachlesen, dass man Schritt für Schritt vorgeht, bis es zu etwas Näherem kommt.
Ich glaube, es motiviert Leute, dass wir Zeit brauchen, um authentischer zu leben. Ich habe neulich einen recht bekannten Pastor gehört, der mit seiner Frau eingeladen war. Sie haben offen gesagt, dass sie auf dem Weg hierher richtig gestritten haben. Ich sehe schon, ihr kennt den Podcast.
Er ist bekannt dafür, dass er mit seiner Frau streitet, und sagt das offen. Aber sie versöhnen sich auch wieder. Derjenige, der es erzählt hat – es war nicht der Pastor selbst, sondern jemand anderes – sagte: Das hat mich beeindruckt, dass du das nicht kaschierst, sondern bei euch ist nicht alles perfekt.
Neulich hat mich ein Kollege gefragt: Wenn ich in die Bibel schaue und mir die Ehepaare dort anschaue, welches Ehepaar war denn perfekt? Vielleicht Zacharias und seine Frau Elisabeth, die kommen gut weg. Aber wir wissen auch nicht so viel von ihnen.
Um deutlich zu machen: Leute haben wirklich authentisch berichtet – hier an diesem Punkt eben authentisch. Dazu kann ich nur ermutigen, weil du mich nach konkreten Sachen gefragt hast: Wenn keiner anfängt, fang du einfach an und bleib nicht in der Oberflächlichkeit stecken. Denn das kann ich nicht wirklich wollen.
Was mir schon als Jugendlicher geholfen hat, die Angst zu verlieren, sich dadurch schutzlos zu machen, war ein Vers aus Sahaja. Dort geht es eigentlich um Israel in der Zukunft. Es heißt: Israel hat keine Mauern, aber ich werde eine feurige Mauer um dich sein. (Sahaja 2,8)
Wow, das wusste ich gar nicht mehr. Für mich war das immer ein wichtiger Vers, den ich auf mein eigenes Leben angewandt habe. Ich dachte mir: Okay, ich öffne mich jetzt hier, und du wirst meine Feuerwall sein – also meine feurige Wand. Damit meint Gott, dass er mich schützt. Natürlich heißt das nicht, dass ich blindlings ins Verderben renne oder den Falschen vertraue. Aber es bedeutet, einen Schritt ins Vertrauen zu wagen, eine Offenheit zuzulassen.
Das fand ich immer sehr hilfreich. Sich herausfordern zu lassen und zu sagen: Es kann doch nicht sein, dass Menschen, die ohne Jesus leben, oft offener sind als wir Christen. Da muss sich doch etwas ändern, oder? Das wäre schön. Das wäre echte Gemeinschaft, echte Liebe und ein echtes Kümmern umeinander. Ich glaube, die Menschen wollen das. Und von der Bibel her sollen sie es auch.
Mit diesen Gedanken möchte ich den heutigen Podcast über Authentizität abschließen. Authentizität war mir heute nicht so geläufig. Ach ja, gut. Sich ins Herz blicken zu lassen, finde ich eine viel schönere Beschreibung. Das Bild gefällt mir sehr gut. Sich ins Herz blicken zu lassen – das ist für mich noch einmal greifbarer.
Das ist das andere Wort dafür. So endet der Podcast von FNG, für alle in Stuttgart. Wir hoffen, dass wir euch motivieren konnten, darüber nachzudenken, wo ihr authentisch sein könnt – in welchen Lebensbereichen, in welchen Gruppen. Wo könnte man erste Schritte wagen, sich zu öffnen, damit Leben, Liebe und Gemeinschaft dort einziehen und es nicht so steril bleibt?
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne unter podcast@efa-stuttgart.de. Wir wünschen euch Gottes Segen für euer authentisches Leben.