Einführung und Psalm 84 als Predigttext
Wir lesen heute als Text unserer Predigt den Psalm 84. Wenn Sie ihn mitlesen möchten, finden Sie ihn in der ausgelegten Bibel unter Psalm 84.
„Wie lieb sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaoth! Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn. Mein Leib und meine Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen.“ Dieses Wort steht da drüben auf der Steintafel am Eingang der Kirche. Es ist auch ein Anlass, einmal darüber nachzudenken: „Deine Altäre, Herr Zebaoth, mein König und mein Gott!“
Wohl denen, die in deinem Hause wohnen und dich immer loben. Wohl denen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln. Wenn sie durch das Dürretal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund, und Frühregen hüllt es in Segen. Sie gehen von einer Kraft zur anderen und schauen den wahren Gott in Zion.
„Herr Zebaoth, höre mein Gebet! Vernimm es, Gott Jakobs! Gott, unser Schild, schaue doch auf das Antlitz deines Gesalbten! Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend.“
Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause, als wohnen in den Hütten der Gottlosen, auch wenn sie prunkvoll oder willkürlich sind. Denn Gott, der Herr, ist Sonne und Schild, er gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.
Herr Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt. Herr, rede zu uns durch dein Wort. Amen.
Persönliche Erfahrung und die Bedeutung von Heimat
Für uns in der Familie begann das neue Jahr gut. Wir hatten ein paar freie Tage, die wir oben auf der Schwäbischen Alb verbrachten. Das war schön, denn im Schnee konnte man manches mit den Skiern unternehmen.
Am letzten Tag, einem Freitag, saß ich auf dem Autodach, das immer für unser reichliches Gepäck genutzt wird. Plötzlich fuhr ein Auto an unserem einsam und verlassen gelegenen Häuschen vor. Das war an diesem Tag ein Kunststück, denn die Wege waren vereist. Ich war überrascht und fragte mich, wer wohl kommen könnte.
Zwei Damen stiegen aus dem Auto aus und fragten: „Haben Sie unseren Waldi gesehen?“ Ich wusste nicht, wer Waldi ist. Doch sie erklärten gleich, dass ihr Dackel gemeint sei. „Wo muss der denn sein?“, fragte ich. Sie antworteten, dass sie ihn am Montag, also fünf Tage zuvor, in einem benachbarten Naturschutzgebiet verloren hätten – einem riesigen Gebiet.
Ich schaute sie baff an und rechnete kurz nach: Montag bis Freitag, dazu etwa 40 Zentimeter Schnee. Ein Dackel unter so viel Schnee? Das war erschütternd. Die beiden Damen sagten, dass sie ihren Hund unbedingt wiederfinden müssten. Sie fuhren los, um irgendwo zu suchen.
Auf dem Heimweg haben wir lange überlegt, ob ich die Geschichte erzählen darf oder ob die Tierfreunde heute Nacht nicht mehr einschlafen könnten. Es ist ein erschütternder Gedanke: Ein armer kleiner Hund kämpft sich durch den Schnee und findet nicht mehr nach Hause. Jeder Schritt ist ein mühseliger Kampf gegen die Kälte.
Ich will den Hund nicht mit einem Menschen vergleichen, aber das Bild hat mich sehr bewegt. Denn so etwas kommt in der Bibel oft vor. Der Prophet Jesaja sagt, dass die Tiere wissen, wo sie hingehören, aber die Menschen nicht. Sie kämpfen sich mühselig durchs Leben – mit Eifer, mit Hingabe, verbissen – doch sie finden nicht mehr nach Hause.
Man könnte nun sagen: Ist das wirklich ein Bild für uns? Wieso wird ein Hund an der Leine geführt? Die Frage ist doch, wer uns Menschen führt. Haben wir Gott als unser Gegenüber? Kommen wir nur durch ihn zur Entfaltung unserer Persönlichkeit? Das ist so klar aus unserer schöpfungsmäßigen Bestimmung.
Es ist bezeichnend, dass so viele Menschen Angst haben. Sie haben Angst, dass Gott ihnen das Leben stiehlt, obwohl Gott ihnen das Leben gegeben hat. Viele fliehen vor ihm und haben Angst, nach seinen Geboten zu leben.
Liebe Schwestern und Brüder, das ist eine Frage an uns heute: Sind wir in vielen Bereichen unseres Lebens so weit weg von Gott, dass er uns heute ruft: „Komm doch zu mir!“? Ich bin so froh über dieses Lied, über diesen Psalm.
Die Sehnsucht nach Gott und das Glück der Nähe
Da sprechen gläubige Menschen aus, wie glücklich sie sind – richtig glücklich, unbeschreiblich glücklich. Sie sind glücklich, weil sie Gott mit Leib und Seele gehören, mit allem, was sie sind. Und sie sagen: Wir wollen uns nur noch viel enger an ihn anschließen.
Heute möchte ich Ihnen allen wieder neuen Mut machen und neue Freude wecken, sich ganz Gott auszuliefern und hinzugeben, ganz nah bei ihm zu sein.
Dieser Psalm verwendet wunderbare Bilder für die Nähe zu Gott. Ich möchte aus diesem schönen Lied drei Bilder herausgreifen.
Zuerst vergleicht er die Nähe Gottes mit einem Platz im warmen Nest. Das ist für uns ein gutes Bild, besonders wenn es draußen kalt und unwirtlich wird. Man sieht, wie die Vögel sich durch ein kleines Schlupfloch in ihr behagliches, warmes Nest zurückziehen. Dort ist es gemütlich, auch wenn draußen die Winde pfeifen, stürmt und regnet. Die Vögel sitzen im Trockenen und sind behütet und bewahrt.
Die Sänger dieses Liedes haben oft darüber nachgedacht, wenn sie im Tempel von Jerusalem die Schwalben umherfliegen sahen. Ich kenne mich in der Biologie nicht so gut aus, aber wahrscheinlich waren es die Schwalbenarten, die im Vorderen Orient heimisch sind. Sie klebten ihre Nester an die Zinnen des Tempels. Später, zur Zeit Salomos, hat man extra spitze Aufsätze angebracht, damit die Vögel nicht mehr dort nisten konnten, weil sie den Tempel verunreinigt haben.
Offenbar war man im ersten Tempel noch ein wenig tierfreundlich und hat sich gefreut. Heute würden wir das nicht mehr dulden, dass Vögel aus- und einfliegen. Damals aber war das erlaubt. Die Vögel schwirrten mitten durch den Gottesdienst, und die Leute freuten sich darüber. Sie erinnerten sich immer daran, wie die Vögel sich in ihr Nest zurückziehen.
„Meine Seele sehnt sich voll Verlangen nach Gott“ – so beginnt der Psalm. „Ich dürste nach Gott“ – da fällt uns gleich ein anderes Psalmwort ein, in dem vom Hirsch gesprochen wird, auch wieder ein Bild aus der Tierwelt. Der Hirsch hat Durst nach frischem Wasser. Dieses Bild zeigt uns, dass unsere ganze Sehnsucht letztlich nur von Gott befriedigt werden kann.
Darum ist unsere heutige Generation oft so irregeleitet. Man sucht zur Lebenserfüllung viele Dinge. Für einen jungen Mann gehört es zum guten Ton, sich zunächst von Gott abzuwenden und sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu führen. Dann sagen viele: Wenn ich mal finanziell gesichert bin und mir eine Existenz aufgebaut habe, dann wird es gut.
Ich weiß, wie erfüllend es ist, Liebe von Menschen zu empfangen. Ich weiß, wie schön es ist, was wir in der Welt draußen erleben können. Doch Gottes Wort zeigt uns: Die bleibende Befriedigung finde ich nur in der Nähe Gottes. „Meine Seele sehnt sich nach Gott.“
Dass diese Sehnsucht bei den meisten Menschen zugeschüttet ist, ist nur wichtig, ob wir es wissen oder nicht. Es geht nicht darum, eine Frömmigkeitsübung abzuhalten, wenn wir morgens unsere stille Zeit haben, über dem Wort Gottes sitzen und beten. Sondern die Frage ist: Komme ich mit meinem Leben zum Frieden, zum Glück und zur Erfüllung? Nur in Gott werden wir erfüllt.
Es ist oft bitter, wie enttäuscht Menschen über ihre Eindrücke und Erfahrungen sind.
Mir gefällt das Lied „Schönster Herr Jesu“, wo es heißt: „Schön sind die Wälder, schöner sind die Felder in der schönen Frühlingszeit. Jesus ist schöner, Jesus ist reiner, der unser traurig Herz erfreut.“
Die Wallfahrer und die Bedeutung der Altäre
Das haben die Wallfahrer gesungen, wenn sie unterwegs zum Tempel waren. Es war eine beschwerliche Reise, und sie dachten: „Die haben es eigentlich gut, die hauptamtlich im Hause Gottes sein können.“ Das stimmt auch. Ich sage Ihnen, so gut wie ich hat es überhaupt niemand, dass er hauptamtlich mit Gott umgehen darf und seine ganze Zeit in den Dienst stellen kann – für viele, die tagtäglich einem normalen Beruf nachgehen müssen. Die beneiden mich bestimmt mit Recht.
Aber die Wallfahrer sind nicht dem Trugschluss erlegen, dass nun jeder einen Dienst im Heiligtum annehmen müsse. Stattdessen sagen sie, wenn sie dieses Lied singen, dass sie noch viel näher an Gott heranrücken wollen.
Dabei ging es ihnen nicht nur um den äußeren Bau des Tempels – ganz bestimmt nicht um die Backsteine oder das Bauwerk. Es heißt ganz deutlich, woran dieser Platz eigentlich hängt: das sind deine Altäre.
Für unser abendländisches Empfinden sind solche Altäre etwas abschreckend. Es war ein großer Holzstoß, schwere Balken aufgeschichtet, die den ganzen Tag dort vor sich hin brannten und qualmten. Auf diesen Altären, das hat jedes Kind in Israel schon gekannt, lag ein frisch geschlachtetes Lamm.
Wer ein bisschen Tierliebe hat, der hatte Mitleid mit diesem zarten, feinen Schäflein. Da lag es auf dem Altar, geschlachtet.
Die Kinder fragten ihren Vater: „Warum liegt das da? Warum wurde das geschlachtet?“ Die Antwort lautete: „Zur Vergebung deiner Schuld, damit deine Sünde weggenommen wird.“
Darum sagen die Sänger dieses Liedes: „Darum ist mir so wohl am Heiligtum.“ Dort ist ein Platz, wo mir der Weg frei gemacht wird zu Gott, wo ich zu ihm vordringen kann.
Wenn Sie wissen wollen, wo der Platz ist, der Messplatz, wo es uns wohl ist, dann sagen wir nicht die Altäre, die ja längst zerbrochen sind in Jerusalem, sondern den Ort, wo Jesus Christus für meine Schuld geschlachtet ist. Dort wird mir der Weg zum Vater frei gemacht.
Das ist doch wunderbar! Da wird mir wohl, wenn ich am Abend eines Tages das Verkehrte und das Unrechte zurücklegen kann und heimkehren darf zu Gott.
Freude und Geborgenheit in Gott
Ein Platz im warmen Nest – ein wunderbares Bild für die Nähe bei Gott. Es kommt oft vor, dass wir unruhig werden. Geht es Ihnen auch so bei den Aufgaben unseres Tages? Da fühlt man sich oft gescheucht und gehetzt. Haben Sie diesen Nestplatz?
Das steht extra noch einmal da, so wie wir es am Silvesterabend hörten: „Mein Leib und meine Seele freuen sich in Gott.“ Bei uns freut sich manchmal nur das Gesicht, und dann grinst jemand so doof. Dann gibt es eine Maske, bei der sich nur die Gesichtsausdrücke freuen. Wenn aber das Herz mitfreut, freuen sich bei Ihnen alle Organe mit.
Wir können es noch einmal machen, wie am Silvesterabend: Galle, Niere, Leber, Augen und Ohren freuen sich in Gott. Ich frage mich manchmal, ob unsere Körperorgane deshalb so oft krank sind, weil sie so gestresst und abgenutzt sind von dem Kampf des Tages.
Wir werden ja belastet von vielen schweren Dingen. Wenn das nicht ausgeglichen wird durch die Freude in Gott, die sich bis in unseren Körper, bis in die fernsten und innersten Organe legt, wie wird das auf uns wirken? Selbst in einem angeschlagenen, depressiven Gemüt – wie wohltuend ist das für ein gestresstes Herz, wenn man Stille hat.
Dabei geht es nicht bloß um eine Frömmigkeitsübung wie „Ich muss meine Bibel lesen“, sondern um das Freuen in Gott. Bezeichnenderweise steht da: „Freuen in Gott.“ Ich freue mich an einem guten Mittagessen, ich freue mich an dem Sonnenschein, ich freue mich an einem schönen Blumenstrauß, ich freue mich an lieben Menschen.
Das ist eine Umgrenzung, eine Umgebung, ein Raum, in dem man lebt. Dort wird beschrieben, wie man aufatmen kann und wie dieser Nestplatz aussieht. „Ich freue mich in Gott“ – das heißt doch, ich bin mit meiner ganzen Berufsarbeit, mit meinen Ängsten und Sorgen in Gott.
In den Psalmen wird oft von einer Burg gesprochen, in die man sich zurückzieht, wo man die Zugbrücke hochzieht, und dann kann außen geschehen, was will. Haben Sie so Ihr Leben, Ihre Dinge, Ihre Krankheit, Ihre Nöte – all das, was Sie bewegt – in Gott hineingenommen? Sind Sie in ihm geborgen und behütet?
Diese Gottesfreude wirkt sich aus. Ein wunderbares Bild: ein Platz der Nestwärme und Geborgenheit bei Gott. „Mein Leib und meine Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.“ Das war für diese Psalmsänger nicht bloß ein toter Buchstabe, nicht bloß ein Begriff, über den man redet, sondern ein lebendiger Gott, den man erlebt.
Ein Gott, von dem man überrascht wird, der zu einem spricht im Wort, bei dem man immer wieder staunen muss. Er lebt tatsächlich. So, wie es Anni Hahn in ihrem wunderbaren Buch über die 90 Jahre ihres Lebens einmal geschrieben hat: Es gibt einen lebendigen Gott.
In den Augenblicken, wo ich meine, jetzt ist alles aus und jetzt geht es immer weiter, da lebt er. Er ist da in den Momenten, in denen ich aufgeben will und keinen Mut mehr habe. Das macht glücklich, wenn man den Nestplatz bei Gott hat.
Das Bild des Brunnens in der Steppe
Ein zweites Bild, das hier gebraucht wird für das Glück eines Menschen, ist ein Brunnen in der Steppe. Das ist so schön im Alten Testament, dass man sich nicht an den Tempeldiensten berauscht und in Ekstase gerät. Gerade der Psalm könnte ja dazu führen, dass man sagt: Man muss sich in die Kirche einschließen, dann 48 Stunden durchfeiern. So kommt man immer höher in den seelischen Schwingungen und erlebt die himmlischen Sphären.
Doch dieser Psalm spricht sehr schnell vom Städtental, durch das man wandert. Das ist biblische Nüchternheit. Darum ist es gut, wenn man nicht meint, irgendwo anders läge das große Glück. Wenn ich einen anderen Beruf wähle oder doch Schwellenhüter am Haus des Tempels werde, dann habe ich das große Los erwählt. Aber wir müssen alle, das ist Gottes Führung, durch das Steppental ziehen, wo es kein Wasser mehr gibt.
Die Übersetzer haben immer wieder an diesem Text gearbeitet und hatten immer dieses Problem. Sie kennen das von der alten Lutherbibel her. Ich meine, die alte Lutherübersetzung war richtig und hat sogar vom hebräischen Wort her großes Recht, dass dieses Wort, das jetzt mit "dürrem Tal" übersetzt wird, eigentlich "Tränental" heißt. Die, die durch das Tränental gehen – so nah liegt das beieinander.
Ich habe den Platz bei Gott und meine Organe freuen sich in Gott, aber ich muss dann wieder den Weg durchs Tränental machen. Da war die Erinnerung auch schon jedem Kind lebendig. Das wurde jedem Israeliten von den ersten Kindertagen an mitgegeben, wie die Väter 42 Jahre durch die Wüste gezogen sind. Die Füße waren wund, sie waren matt und kraftlos, seelisch am Ende. Sie sagten: „Jetzt stecken wir auf, jetzt hat es gar keinen Wert mehr. Was sollen wir noch? Wir gehen zurück nach Ägypten.“ Die Hitze der Sonne war nicht mehr zu ertragen.
Und da sagen diese Psalmensänger: Aber da erleben wir täglich neu ein Wunder. Plötzlich ist ein Brunnen da. Das geht so wie einst bei Mose, der auch so ärgerlich war und selbst gegen Gott murmelte: „Jetzt ist das doch unsinnig, mir stinkt’s in der Wüste, ich will nicht mehr mitmachen.“ Da lagen riesige Felsblöcke – Fels, nur Fels. Gott sagt: „Schlag mal auf den Fels.“ Mose antwortet: „Was soll ich auf dem Fels schlagen?“ Und dann schlug er darauf – und plötzlich sprang Wasser heraus.
Gerade die beschwerlichsten Dinge unseres Lebens werden den Christen zum Segen. Das ist biblische Nüchternheit: Nicht hochsteigen und irgendwelche Schwingungen erleben, sondern sich den Nöten des Lebens dieser Welt stellen. Gott nimmt dir die beschwerlichen Dinge nicht weg, aber er macht sie dir zum Segen.
Das Spiel war für die Israeliten wunderbar. Wenn dann plötzlich in dieser heißen Hitze, wo es acht oder neun Monate lang nicht regnet, plötzlich ein Brunnen da ist, ein Wasser, dann wird die Wüste zum blühenden Garten. Das ist hier vom Herrn uns versprochen: Dass er Brunnen gibt in der Wüste. Und das ist auf ihrem Lebensweg: Er gibt ihnen Wasser genug da, wo sie keinen Mut mehr haben.
Die, die Gott für ihre Stärke halten – ach, das ist ein schönes Bild! Sie ziehen durch dieses dürre Tal und sagen: „Ich schaffe es nicht mehr, meine Kraft ist am Ende, ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.“ Aber sie ziehen weiter, weil sie Gott für ihre Stärke halten, weil sie auf ihn bauen und mit ihm rechnen. Und dann staunt man: Wieder war ein Brunnen da. Rückblickend hat man es erlebt, als man schon gar nicht mehr weitermachen wollte, war er da.
Daher wird kein Gutes dem Frommen fehlen. Er kann merkwürdig mit uns reden, aber wenn wir rückblickend betrachten, wird er uns immer überall Erfahrungen seiner Nähe geben. Dieses Stück Wüstenweg und Tränental, das uns vorher so viel Angst gemacht hat, wird plötzlich zu einem wunderschönen, blühenden Garten mit herrlichen Pflanzen und Blüten. Das kann man gar nicht mehr beschreiben.
Glück – Menschen, die durchs Tränental ziehen und doch unsagbar fröhlich und glücklich sind, weil sie Wasserquellen haben und Frühregenhülder sind. Segen – das ist der erste Regen, der dann kommt. Dann fängt es an zu sprühen und zu sprossen.
Wir haben, meine Freunde in Südafrika, schon einmal gesagt: Im Oktober kommen die ersten Regen im Land. Dann fällt in dieses trockene Land ein Blütenmeer, das unbeschreiblich ist. Die ganze Freude, die hier angesprochen ist, gilt Menschen, die erleben, wie Gott ihnen im Tränental seine Nähe zeigt – auch in schweren Lebensführungen.
Gott als Sonne und Schild – Schutz und Lebensquelle
Und auch ein letztes Bild: Gott, der Herr, ist Sonne und Schild. Es geht darum, dass wir glücklich werden – und viele von ihnen sind es. Heute sind jedoch viele sehr bedrückt, sehr traurig und mutlos. Sie sagen: „Bei mir scheint die Sonne nicht mehr. Ich sehe nur noch Dunkelheit. Ich weiß nicht, wie es morgen weitergehen soll.“
Wenn sie an sich selbst denken, fehlt ihnen der Mut, weil sie so oft versagt haben. Sie kennen die Anfechtungen in ihrem Leben und die Glaubenslosigkeit. Darum wird das noch einmal am Ende kurz ausgesprochen: Sonne und Schild. Deshalb sind sie im Tempel so glücklich.
Dass Gott als Sonne dargestellt wird, muss ich jetzt doch noch einmal erklären. Vielleicht können Sie ein wenig mitfühlen: In 15 Tagen darf ich den brasilianischen Sommer erleben – weg von Kälte und Regen. Hoffentlich reicht es, ein bisschen im Atlantik zu baden. Und Sonnenbrand? Richtig knallrot, wie ein Krebs. Das ist Sonne – wunderschön. Mal richtig Sonne genießen. Wir sind ja so sonnenhungrig, dass die meisten nur wegen der Sonne nach Italien fahren. Bloß der Sonne wegen, alles andere wird in Kauf genommen, nur um Sonne zu haben.
Aber die Bibel meint noch viel mehr mit diesem Sonnenlicht. Dieses Sonnenlicht durchscheint alle Dunkelheit unseres Lebens. Die Sonne, die mir lacht, ist mein Herr Jesus Christus in der Traurigkeit des Lebens. Wenn ich keinen Mut mehr habe, singen junge Leute so gerne das Lied aus dem 4. Band „Jesu Namen“:
„Jesus, die Sonne, das strahlende Licht,
Jesus, die Freude, die Mauern durchbricht.
Müssen heißt, als um mich war ein Gefängnis
von Angst und Traurigkeit,
da führte aus der Bedrängnis mich Gottes Freundlichkeit.“
Es ist kein Zufall, dass dieses Lied von einer jungen Schwester aus Eitlingen gedichtet wurde, die bald darauf an Krebs heimgegangen ist. Das ist es, was die Bibel meint mit „grün und blühen in der Sonne“.
Es ist wahr: Sonne kann einem einen Sonnenbrand geben. Man kann auch zu viel Sonne abbekommen und einen Sonnenstich bekommen. Darum leben auch Gläubige nicht immer nur in der Sonne. Das ist richtig. Die Mücken tanzen im Sommer immer in den Sonnenstrahlen. So wollen wir es auch machen: nur die Sonne haben.
Daher führt uns Gott auch Wege, und das ist direkt hineingenommen in „Sonne und Schild“. Wo Gefahren uns umgeben und Pfeile auf uns fliegen, wo wir von allen Seiten unter Druck geraten, ist nicht nur Sonne da, sondern auch ein Schild, unter dem man sich bergen kann.
Das war auch eine der größten und ersten Zusagen an Abraham, als Gott mit ihm sprach: „Fürchte dich nicht, ich bin dein Schild.“ Ein sehr großer Lohn. Du kannst dich unter mir bergen. Ich bin da, was auch geschehen mag. Ich bin bei dir – Sonne und Schild.
Ich wollte, dass Sie das sehen. Wir brauchen nicht Backsteine und Bauten zu verehren, sondern die Gegenwart Gottes in Jesus, die mit uns geht – auch in die kommende Woche hinein. Darum dürfen wir fröhlich und glücklich sein, was auch immer geschieht.
Glücklich ist, wer sich auf dich verlässt.
Armin
