Einführung: Das Bild des Auffüllens im geistlichen Leben
Ja, einmal auffüllen, bitte! Zeit zum Auffüllen, Zeit für Bibelschule!
Vielleicht kennt ihr das ja auch: Man ist im Urlaub oder auf einer Freizeit, und es gibt ein richtig leckeres Buffet. Der Teller vor einem ist aber erst mal leer. Das heißt, man muss erst einmal hingehen, um aufzufüllen. Je nachdem, wie gut das Buffet ist, macht man das vielleicht während des Essens auch öfter mal, um den Teller nochmal aufzufüllen.
Oder das kennt ihr sicherlich auch alle: Die meisten von euch haben wahrscheinlich ein Handy in der Hosentasche oder in der Tasche. Und auch dieses Handy-Akku wird irgendwann leer. Auch beim Handyakku ist immer wieder mal Zeit zum Auffüllen. Es ist notwendig, das Handy an das Ladegerät anzuschließen, damit der Akku wieder voll werden kann.
Oder ein drittes Beispiel: Wir haben ein Auto und fahren irgendwo hin. Man hat den Tank voll, aber je weiter man fährt, desto leerer wird der Tank. Irgendwann geht das Licht an, und man muss zur Tankstelle. Dann wird es Zeit, den Tank mal wieder aufzufüllen.
Häufig verwenden wir dieses Bild vom Auffüllen auch für unser geistliches Leben. Vielleicht denkt ihr genauso: Auch unser geistliches Leben ist wie ein Tank, der immer wieder gefüllt werden muss. Dann geht man irgendwo hin, zu einer Predigt oder in den Gottesdienst, und füllt seinen geistlichen Tank wieder auf. Oder man fährt auf eine Freizeit und füllt dort seinen geistlichen Tank wieder auf. Danach kann man eine gewisse Zeit lang davon zehren.
Und Bibelschule ist da natürlich besonders cool. Dort kann man seinen Tank vielleicht noch viel, viel voller machen als sonst. So kann man vielleicht auch viel länger davon zehren.
Gottes Überfluss und das Bild des Ausgießens
Aber das Bild, dass wir geistlich gesehen immer wieder auftanken müssen, weil unser Tank leer wird, ist biblisch gesehen eigentlich, wenn man es genau nimmt, Quatsch.
Denn in der Bibel lesen wir immer wieder davon, dass Gott uns auffüllt, dass er etwas über uns ausgegossen hat. Zum Beispiel in Titus 3,5-6 heißt es: Er hat uns gerettet, nicht etwa, weil wir so gehandelt hätten, wie es vor ihm recht ist, sondern einzig und allein, weil er Erbarmen mit uns hatte. Durch das Bad der Wiedergeburt hat er den Schmutz der Sünde von uns abgewaschen und uns zu neuen Menschen gemacht.
Das ist durch die erneuernde Kraft des Heiligen Geistes geschehen, den Gott durch Jesus Christus, unseren Retter, in reichem Maße über uns ausgegossen hat. Paulus schreibt hier davon, dass Gott den Heiligen Geist über uns ausgegossen hat. Aber nicht nur ein bisschen, nicht nur ein Spruz, ein bisschen in unser Leben hinein, sondern in reichem Maße hat er ihn ausgegossen – überfließend.
Dieses Bild wird an verschiedenen Stellen auch noch verwendet. Zum Beispiel in Apostelgeschichte 2,33. Dort spricht Petrus in der Pfingstpredigt davon, dass Jesus in den Himmel emporgehoben wurde, um den Ehrenplatz an Gottes rechter Seite einzunehmen. Er hat von seinem Vater die versprochene Gabe erhalten, den Heiligen Geist. Diesen Geist hat er nun über uns ausgegossen. Und genau das ist es, was ihr hier seht und hört.
Auch hier ist wieder von diesem Ausgießen die Rede, dass Gott seinen Heiligen Geist über uns ausgegossen hat. In Römer 5,5 spricht Paulus ganz ähnlich davon. Dort ist es nicht konkret der Heilige Geist, aber das hängt natürlich miteinander zusammen. Er sagt: Denn Gott hat uns den Heiligen Geist gegeben, und in der Hoffnung werden wir nicht enttäuscht. Gott hat unser Herz durch ihn mit der Gewissheit erfüllt, dass er uns liebt.
Auch hier ist davon die Rede, dass der Geist – in der Lutherübersetzung kommt es noch ein bisschen anders heraus – die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen hat. Letztendlich ist es nicht nur so ein kleiner Spruz von Liebe, der in unser Leben gekommen ist, oder dass es heißt, wir bräuchten immer wieder einen Refill. Sondern Gott hat schon alles ausgegossen, was wir brauchen.
Johannes 1,16 sagt dazu: Von seiner Fülle haben wir alle genommen – Gnade um Gnade.
Kritik an den Auffüll-Bildern und das Leben in Verbindung mit Jesus
Was ist das Problem an den Bildern, die ich vorher gezeigt habe? Der Teller, der leer ist, der Handyakku, der leer wird, oder der Tank? Nun ja, all das wird immer wieder leer.
Es wäre ein cooles Buffet, wenn man einfach mal aufladen könnte und dann essen und essen und essen könnte, ohne nachfüllen zu müssen. Es wäre ein cooles Auto, wenn man nicht mehr zur Tankstelle fahren müsste und das Auto immer genug Benzin hätte. Und natürlich wäre es auch ein cooler Handyakku, der einfach nicht leer werden würde. Aber all das funktioniert nicht.
Wie ist es mit unserem geistlichen Leben? Jesus sagt in Johannes 15,5: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Der Unterschied zwischen dem Weinstock und den Bildern, die wir vorher gesehen haben, ist, dass die Reben in ständiger Verbindung mit dem Weinstock sind. Ihr könnt euch vorstellen, wie wenig Trauben wachsen, wenn man diese Reben abschneidet. Wenn die Verbindung einfach gekappt wird, dann passiert nicht mehr viel.
Das heißt, es geht vielmehr darum, in ständiger Verbindung mit Jesus zu leben. Jesus sagt: Wie viel können wir ohne ihn tun? Wie viel war es? Nichts, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
Ich glaube, wir müssen das Bild von dem Tank und dem Auffüllen ein bisschen aus unseren Köpfen bekommen. Es geht vielmehr um ein ständiges Empfangen von Gott. Es geht um ein ständiges Aufgefülltwerden, um ein ständiges Leben in der Beziehung mit ihm, um ein ständiges Verbundensein mit ihm.
Das Bild des Schalenbrunnens als geistliches Leben
Ich finde, es gibt ein schönes Bild, das ihr vielleicht kennt: Schalenbrunnen. Dabei handelt es sich um einen Brunnen, aus dem oben Wasser herausfließt. Dieses Wasser läuft in eine Schale, die dann überläuft und das Wasser in die nächste Schale weitergibt. Je nachdem, wie der Brunnen aufgebaut ist, gibt es verschiedene Anzahlen von Schalen.
Ich finde, dieses Bild eignet sich gut für unser geistliches Leben. Denn bei einem Schalenbrunnen fließt die ganze Zeit Wasser von oben hinein. Wenn du die Schale bist, fließt ständig Wasser von oben in dich hinein. Wir haben also jederzeit die Möglichkeit, von Gott zu empfangen.
Das Schöne an diesem Schalenbrunnen ist, dass durch den ständigen Nachfluss immer genug Wasser vorhanden ist. Dadurch ist nicht nur für mich selbst genügend Wasser da, sondern es fließt die ganze Zeit weiter, sodass auch andere Schalen Wasser empfangen können.
Genau darum geht es in unserem geistlichen Leben.
Ziel und Sinn der Bibelschule
Worum geht es also bei der Bibelschule, wenn wir von theologischer Ausbildung sprechen? Worum geht es dabei?
Es geht nicht einfach nur darum, mal aufzutanken und alle Reserven zu füllen, um dann möglichst lange geistlich gut durchs Leben zu kommen. Vielmehr geht es darum, dass wir in der theologischen Ausbildung gemeinsam lernen wollen, in der Nachfolge Jesu zu leben. Das ist Sinn und Zweck des Ganzen.
Es geht darum, befähigt zu werden, für das persönliche geistliche Leben gut ausgerüstet zu sein. Dies geschieht, indem wir Jesus immer besser kennenlernen. Konkret bedeutet das in der theologischen Ausbildung, dass wir uns mit seinem Wort beschäftigen. Gott offenbart sich uns in seinem Wort, und Jesus offenbart sich uns ebenfalls darin. Dort lernen wir, wer Gott ist, dort lernen wir, wer Jesus ist. So können wir in der Beziehung zu ihm wachsen und ihn besser kennenlernen.
Aber es bedeutet auch, gemeinsam zu erleben, was Jesus in unserem Alltag tut. Jesus ist nicht einfach nur da, wenn wir die Bibel lesen, und verschwindet wieder, wenn wir sie zuklappen. Christus lebt in uns. Das heißt, wir erleben ihn auch im Alltag. Gerade in der theologischen Ausbildung kann es eine Möglichkeit sein, gemeinsam Gott zu erleben und ihn dadurch besser kennenzulernen.
Wir lernen ihn auch kennen, indem wir Zeit mit ihm verbringen, indem wir unsere Anliegen vor ihn bringen und gemeinsam ins Gebet gehen. Es geht darum, die Beziehung zu Jesus zu pflegen und zu vertiefen. Auch das ist Teil theologischer Ausbildung: das persönliche geistliche Leben gemeinsam zu fördern.
Es geht darum, dass wir uns als Studenten und Mitarbeiter gemeinsam auf den Weg machen, mit Jesus voneinander lernen und uns gegenseitig trösten, ermutigen und auch ermahnen, wenn es notwendig ist. In der theologischen Ausbildung wollen wir auch lernen, einander zu dienen. Wir lernen, mit der richtigen Haltung miteinander umzugehen und wie man einander mit ganz konkreten Werkzeugen für Dienst und Gemeinde dienen kann.
Vielleicht entdecken wir in dieser Zeit, je nachdem wie lang sie ist, auch, wo unsere Gaben liegen und wo Gott uns haben möchte. Bibelschule kann also einen vielfältigen Beitrag dazu leisten, in der Beziehung mit Jesus zu wachsen. Man muss nicht unbedingt auf Bibelschule gehen, um in der Beziehung zu wachsen, aber es kann eine Möglichkeit sein.
Genau diese Möglichkeit wollen wir euch heute vorstellen.
Verschiedene Formen der theologischen Ausbildung
Was gibt es denn da? Muss es immer der vollzeitliche Dienst sein, oder ist es vielleicht auch einfach mal eine Auszeit – eine Zeit, in der ich mich ganz neu auf Jesus fokussiere?
Muss das Ganze ein Vollzeitstudium sein, oder gibt es vielleicht auch Möglichkeiten, sich neben Beruf und Familie nebenbei weiterzubilden und im Glauben zu wachsen?
Ihr werdet sehen, es gibt eine Reihe an Möglichkeiten. Die Optionen, eine Bibelschule zu besuchen, eine theologische Ausbildung zu machen oder Theologie zu studieren, sind sehr vielfältig. Sie sind zudem auf die unterschiedlichsten Lebensumstände angepasst.
Gebet zum Abschluss der Einführung
Ich möchte an dieser Stelle noch beten. Herr Jesus, ich danke dir einfach dafür, dass du uns erfüllst und auffüllst. Dieses Auffüllen ist nicht nur zu bestimmten Zeiten, zu bestimmten Uhrzeiten oder an bestimmten Orten möglich. Es ist jederzeit möglich, weil du da bist und in uns lebst.
Das ist unsere Hoffnung: Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit. Dafür loben und preisen wir dich. Gleichzeitig wollen wir dich bitten, Herr, dass wir in dieser ständigen Verbindung zu dir leben.
Wo immer wir uns von dir entfernen und uns selbst abschneiden, stellst du die Verbindung wieder her. So werden wir voll von deiner Gnade. Du hast alles bereitgestellt, was wir brauchen, und dafür wollen wir dir danken. Amen.
Vorstellung der Referenten und Einstieg ins Thema Bibelschule
Den Joachim Klein muss ich jetzt wieder so ansprechen, dass man ihn gut hört: Den Joachim Klein und den Benjamin Hummel bitte nach vorne.
Wir haben jetzt verschiedene Themen, zu denen ich jeweils verschiedene Leute eingeladen habe, um sie hier nach vorne zu bitten. Das erste Thema lautet: „Einmal auffüllen bitte – aber wie?“ Verschiedene Möglichkeiten in der theologischen Ausbildung.
Ich habe es ja gerade schon kurz angesprochen: Es gibt viele verschiedene Wege, die man gehen kann. Bevor wir aber auf das „Wie“ eingehen, könnt ihr euch beide vielleicht erst einmal ganz kurz vorstellen. Wer seid ihr, wo kommt ihr her, was macht ihr?
Joachim.
Joachim Klein: Ich bin Studienleiter am Theologischen Seminar in Adelshofen. Wir bieten, wie schon erwähnt, eine Bandbreite von drei Monaten bis zu vier Jahren Grundausbildung oder sogar bis zum Masterstudium an. Ich bin vor allem im Bereich der praktischen Theologie tätig – alles, was mit Predigen zu tun hat, aber auch sozialwissenschaftliche Fächer gehören zu meinem Schwerpunkt.
Okay, vielen Dank. Benjamin, was machst du, wo kommst du her?
Benjamin Hummel: Ich bin Pfarrer in der Landeskirche und zurzeit freigestellt. Momentan arbeite ich als Studienassistent im Albrecht-Bengel-Haus in Tübingen. Dort begleiten wir Menschen, die Theologie an der Universität studieren, aber auch solche, die etwas ganz anderes studieren und sich nebenbei theologisch weiterbilden möchten. Das ist oft der Fall, wenn sie später in der Gemeinde mitarbeiten wollen.
Okay, spannend! Darauf kommen wir gleich noch ein bisschen genauer zurück, was man bei euch alles machen kann.
Was ist Bibelschule? Orientierung für Interessierte
Aber Joachim, ich würde mal mit dir starten: Wenn wir von Bibelschule reden, welche Möglichkeiten gibt es da eigentlich? Oder fangen wir vielleicht noch weiter vorne an: Was ist denn überhaupt eine Bibelschule?
Ich würde tatsächlich noch weiter vorne anfangen, weil wir gleich verschiedene Dinge vorstellen. Jeder, der hier sitzt, hat vielleicht eine ganz andere Frage im Kopf als du oder der andere, der neben dir sitzt. Ich denke, es kann euch helfen, wenn ihr euch im Laufe der Zeit immer wieder klarmacht: Wo stehe ich eigentlich gerade? Ihr solltet euch auf jeden Fall Gedanken machen, welches Ziel ihr eigentlich verfolgt, wenn ihr jetzt auf das Thema schaut. Und auch, in welches Segment ihr vielleicht besonders reinhören müsst, wenn ihr gleich zuhört.
Das Zweite ist natürlich auch das Thema Zeit: Wo möchte ich hin? Wie lange stelle ich mir das eigentlich vor? Es kann ja sein, dass unter euch Teilnehmer sind, die sagen: "Zu zwei Monaten mehr Zeit habe ich gar nicht." Andere sagen vielleicht: "Nein, ich möchte eine Vollzeitausbildung machen, die nächsten vier oder fünf Jahre, für den Herrn." Darüber muss man sich klar werden.
So unterschiedlich, wie wir heute hier als Vertreter von Ausbildungsstätten sind, haben wir auch unterschiedliche Schwerpunkte. Das heißt, jeder bietet etwas ein bisschen anders an. Mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung in der Tiefe, in dem, was ich lerne und denke, und wie sich mein Glaube weiterentwickelt.
Für manche ist auch das Thema Kosten nicht unwesentlich. Eine Bibelschule kostet meistens etwas. Entweder bekomme ich BAföG-Förderung, oder meine Eltern zahlen mir sowieso die nächsten 20 Jahre alles, oder ich muss schauen, ob ich einen Freundeskreis habe, der mich unterstützt.
Ihr merkt schon: Es ist nicht nur die Frage, was wir euch mitgeben, sondern auch, mit welchen Fragen ihr eigentlich hier seid und was ihr heute für euch mitnehmen wollt.
Wenn das für dich okay ist, möchte ich gleich mal kurz fragen: Wer von euch hat so etwas Kürzeres auf dem Schirm, also ein paar Monate? Wenn ihr wollt, hebt einfach mal kurz die Hand. Dann sehen wir schon, wo die Schwerpunkte liegen, um darauf eingehen zu können.
Also, eher etwas Kürzeres? Okay. Und wer stellt sich etwas sehr Langes vor, sagen wir mal drei oder mehr Jahre? Hört sich das noch so ungefähr an? Ja, okay. Danke, dass wir schon mal wissen, wo der Schwerpunkt eher liegt.
Darauf können wir also zum Beispiel schon mal schauen. Wenn du dich fragst: Was ist eigentlich eine Bibelschule? – Vielleicht muss man wissen, dass Bibelschulen aus einer bestimmten Richtung entstanden sind. Viele sind gerade in der Zeit von Erweckungsbewegungen gegründet worden. Das heißt, es gab vor Ort eine geistliche Bewegung, die sagte: Wir wollen intensiv mit Jesus leben. Und aus diesem Wunsch heraus wollten sie Menschen ausbilden, die auch in den offiziellen Kirchen Geist und Veränderung hineinbringen. So kann sich der Glaube weiter entfalten.
An sehr unterschiedlichen Orten haben sich Bibelschulen gegründet und etabliert. Diese haben sich meistens aufgrund dessen entwickelt, was man vor Ort erlebt und gelebt hat.
Von daher ist Bibelschule die Ausrichtung darauf, mit Jesus unterwegs zu sein, aus der Bibel heraus zu lernen. Bis heute gibt es Bibelschulen, die sich vorgenommen haben, im Ausbildungsplan alle 66 Bücher der Bibel durchzugehen. Das kann man dann vor Ort nachfragen und sehen: Ist das das, was ich möchte? Dann ist das vielleicht genau die richtige Bibelschule für dich.
Wenn du sagst: Ich möchte noch ein paar andere Dinge, dann erkundige dich an der Stelle, was für dich wichtig ist.
Das ist mal ganz grundlegend zum Thema Bibelschule.
Vielfalt der Ausbildungsformen und Orientierungshilfen
Das hat schon einmal sehr gut eingeführt, und ich finde es auch gut, dass du nachgefragt hast: Was habt ihr denn so vor?
Jetzt stellt sich die Frage: Du hast gesagt, es gibt kurz oder lang, aber es gibt ja auch noch verschiedene andere Möglichkeiten. Es gibt Fernstudium, ein Studium in der Nähe, berufsbegleitendes Studium und Vollzeitstudium. Wie findet man sich da zurecht, um das Richtige zu wählen?
Das ist eine gute Frage, die ich, glaube ich, gar nicht wirklich beantworten kann, wie man sich da zurechtfindet. Aber ich habe es versucht, schon einmal mit diesem ersten Raster, das ich euch gegeben habe. Wenn ich selber nicht weiß, was ich suche, werde ich auch nicht fündig. Also gebt euch selbst eine große Klarheit darüber, wo ihr aktuell steht und nach was ihr ganz konkret sucht.
Wenn man das mit so einer Bandbreite aufmacht, würde ich das mal mit zwei Polen beschreiben. Das eine ist, was ich suche: vielleicht ein persönliches Weiterkommen. Ich bin mit Jesus vielleicht gestartet oder unterwegs, ich möchte ihn besser kennenlernen, mein Glaubensleben intensivieren oder einfach mehr über die Bibel wissen und mich dort besser auskennen. Vielleicht möchte ich in Zukunft auch in unserem Hauskreis mehr einbringen. Das wäre so die eine Richtung.
Dann gibt es die ganz andere Seite, die mit einem Abschluss verbunden ist. Da ist klar, dass jemand in Mission, im hauptamtlichen Dienst oder in der Gemeinde tätig sein möchte. Je nachdem – wir haben ja schon von Benjamin gehört – im Pfarramt oder an einer anderen Stelle.
Dazwischen gibt es ganz viel, was entweder in Präsenz stattfindet, also dass ich zum Beispiel von einem Jahr bis zu vier Jahren an einem bestimmten Ort bin, oder – wie du schon betont hast – es gibt auch berufsbegleitende Studiengänge, bei denen ich zuhause in der Gemeinde bleibe. Das hat immer Vor- und Nachteile.
Ich persönlich stehe zum Beispiel auch für eine Präsenz-Ausbildung, weil mir ganz wichtig ist, dass ich die Chance habe, nicht die ganze Zeit in der Gemeinde vor Ort mit den alltäglichen Dingen der Gemeinde beschäftigt zu sein. Stattdessen möchte ich aus der Distanz heraus auch mal Gemeinde und Mission betrachten. Dadurch lerne ich anders und kann Dinge besser verarbeiten, um sie dann wieder zugänglich für Menschen zu machen. Das wäre so ein Denkansatz.
Natürlich gibt es auch Kombinationen zwischen berufsbegleitendem und Präsenzstudium – im Grunde fast alles ist möglich. Ihr lebt in einer unglaublich tollen Zeit, weil es so viele Möglichkeiten gibt. Gleichzeitig habe ich manchmal auch ein bisschen Mitleid mit euch, weil ihr in einer ganz furchtbaren Zeit lebt – nämlich mit so vielen Optionen. Hoffentlich habt ihr einen guten Menschen an eurer Seite oder gute Fragen, wenn ihr an den verschiedenen Ständen vorbeigeht. Fragt dort konkret nach: Was ist eigentlich euer Schwerpunkt? Warum sollte ich zu euch kommen, um das zu bekommen, was ich im Moment brauche?
Tatsächlich gibt es im Grunde fast nichts, was es gerade nicht gibt. Aber wenn du dir nicht klar bist darüber, wo du gerade stehst und was du dir wünschst – oder wo du merkst, dass Gott dich führt, denn das muss ja zusammenkommen – dann wird es wahrscheinlich besonders schwierig.
Nimm dir deshalb jemanden zur Seite, der dich vielleicht auch nochmal hinterfragt: Was genau möchtest du? Warum möchtest du das? Wo soll das hingehen? Dass wir Menschen brauchen, die in Mission und Gemeinde tätig sind, ist gar keine Frage. Das ist auch unser Anliegen, Menschen gut auszubilden.
Aber du wirst nur das Segment für dich finden, wenn du eine große Klarheit hast: Was ist für mich eigentlich das Wichtigste daran? Ist es wirklich, im Glauben tiefer zu kommen? Oder möchte ich eine Vollzeitausbildung machen, um nicht nur im Glauben, sondern auch in meinem Leben und in dem, was ich über die Welt denke, weiterzukommen? Es gibt ja auch philosophische Ansätze, die man an dieser Stelle mitnehmen kann, um ein gutes Gegenüber für Menschen zu sein, wo ich später tätig bin.
Vielen Dank, dass du mich mit hineingenommen hast. Ihr habt unten in der Missionshalle auch große Möglichkeiten, euch zu informieren, was es noch alles für Optionen gibt. Ich würde euch wirklich den Rat geben: Schaut doch mal bei den verschiedenen Bibelschulen vorbei, fragt nach, was man dort machen kann und welche Möglichkeiten es gibt.
Am Ende – du hast es gerade auch schon angesprochen – ist es oft die Qual der Wahl. Man weiß nicht, was jetzt das Beste ist. Am Ende ist es aber gut, sich einfach für etwas zu entscheiden, anstatt die Entscheidung lange hinauszuzögern.
Kurzzeit-Bibelschulen und Jüngerschaftsschulen als Einstieg
Das Thema Jüngerschaftsschulen ist ebenfalls wichtig und sollte kurz angesprochen werden. Das liegt mir am Herzen, weil ich zuvor danach gefragt habe und das gerne ernst nehme.
Wenn ihr sagt, ihr möchtet eine kurze Zeit investieren, dann schaut euch genau an, was eine Kurzzeit-Bibelschule oder eine Jüngerschaftsschule eigentlich bietet. Was sind eure Wünsche und Erwartungen?
Es gibt inzwischen viele tolle Angebote. Viele Orientierungsjahre haben sich etabliert. Dort kann man zum Beispiel schon Praktika absolvieren und gleichzeitig biblisches Wissen erwerben. Oft ist auch ein Einsatz im In- oder Ausland möglich. Schaut genau hin, was die jeweiligen Programme anbieten. Das kann für euch sehr hilfreich sein.
Möchtet ihr wirklich mal eine Zeit nur mit Jesus und der Bibel verbringen? Oder wünscht ihr euch eher einen Einsatz im In- oder Ausland? Oder sucht ihr eine gute Vorbereitung, um euch auch beruflich zu orientieren? Achtet darauf, was die Anbieter anbieten.
Ein Beispiel ist das Orientierungseinkontakt, das gerade im beruflichen Bereich viel macht. Wenn ihr euren Glauben auch weitergeben möchtet und das trainieren wollt, kann eine Jüngerschaftsschule eine gute Wahl sein.
Zum Beispiel kenne ich die Jüngerschaftsschule in Mühle Weingarten. Dort gibt es Einsätze, bei denen man den Glauben reflektieren kann. So merkt man, ob man weitergehen möchte. Vielleicht fängt man sogar Feuer und möchte eine ganze Ausbildung machen.
Ich habe hier schon ein großes Spektrum an verschiedenen Bibelschulen und Ausbildungsarten angesprochen. Man könnte wahrscheinlich den ganzen Tag darüber sprechen und noch tiefer einsteigen.
Zum Schluss möchte ich noch eine spezielle Art der Ausbildung erwähnen, die das Universitätsstudium betrifft. Das ist doch noch einmal anders als viele andere Bibelschulen, die oft viele Gemeinsamkeiten haben.
Universitätsstudium der Theologie: Chancen und Herausforderungen
Benjamin, welche Möglichkeiten bietet ein Universitätsstudium der Theologie? Warum sollte man es überhaupt machen?
Es ist immer noch der klassische Weg, um Pfarrer oder Religionslehrer zu werden. Dafür braucht es viele Menschen, die Jesus lieben und seine Botschaft weitergeben wollen. Deshalb ist das Studium an der Universität notwendig. Es ist sowohl ein Segen als auch eine Herausforderung. Das Studium ist sehr frei gestaltet, und ihr könnt Schwerpunkte setzen, die es in anderen Studiengängen so nicht gibt.
Es handelt sich nicht um einen Bachelor- oder Masterstudiengang, sondern um einen Examensstudiengang. Das ist großartig, erfordert aber auch viel Selbstdisziplin. Man muss sich selbst gut organisieren, damit das Studium sinnvoll verläuft.
Danke dir! Du hast gerade auch erwähnt, dass man ans Bengelhaus kommen kann – und zwar nicht nur, wenn man Theologie studiert, sondern auch, wenn man andere Studiengänge belegt. Wie sieht das konkret aus? Was macht ihr dort?
Das Bengelhaus ist keine Universität, sondern eher eine Ergänzung zum Studium. Man kann sagen, wir sind mit dem Theologiestudium an der Uni nicht ganz zufrieden, weil es oft praxisfern ist und theologisch nicht immer unseren Vorstellungen entspricht.
Deshalb bieten wir ein Ergänzungsstudium an. Dabei legen wir Wert darauf, dass die Bibel tatsächlich das Buch ist, in dem Gott zu uns spricht. Außerdem bieten wir Praxisübungen an, bei denen wir mit den Studierenden in Gemeinden fahren, gemeinsam Gottesdienste gestalten und vieles mehr.
An diesem Programm können auch Studierende aus anderen Fachrichtungen teilnehmen, zum Beispiel Physik, Psychologie oder Medizin, sofern sie in Tübingen studieren. Sie machen das gleiche Programm mit, erhalten eine spezielle Lehrveranstaltung, die kompakt durch alle theologischen Fächer führt, und können auch sonst die anderen Veranstaltungen besuchen.
Unser Traum ist es, dass daraus Menschen werden, die ehrenamtlich in Gemeinden mitarbeiten und fundiertes theologisches Wissen mitbringen. Das ist unserer Meinung nach lebenswichtig für unsere Gemeinden.
Vielen Dank, Benjamin!
Wie ihr seht, ist das Spektrum sehr groß und es gibt viele Möglichkeiten. Wenn ihr noch Fragen habt, werden wir später die Gelegenheit bieten, um ins Gespräch zu kommen.
Wert der theologischen Ausbildung für das persönliche Glaubensleben
Jetzt wollen wir einen Schritt weitergehen. Ich möchte mich bei euch bedanken – vielen Dank, dass ihr Auskunft gegeben habt. Wir haben jetzt viel darüber gesprochen, welche Möglichkeiten es gibt.
Eine andere wichtige Frage ist: Was ist eigentlich der Wert der theologischen Ausbildung für mein persönliches geistliches Leben? Was kann ich für mein Glaubensleben daraus mitnehmen? Was bringt mir eine theologische Ausbildung an der Bibelschule?
Darüber freue ich mich, dass Deborah Eberlein von der Bibelschule Kirchberg, sie ist dort Studentin, uns ein bisschen mit hineinnimmt. Vielleicht sagst du erst einmal kurz etwas zu dir: Wer bist du, wo kommst du her?
Also, ich bin Deborah Eberlein. Ich komme aus Echterding, das ist etwa zehn Minuten von hier entfernt. Ich bin an der BSK, der Bibelschule Kirchberg, und gerade im zweiten Jahr.
Schön, dass du dir die Zeit nimmst, uns ein bisschen mit hineinzunehmen. Kannst du uns erzählen, wie dich die Bibelschulausbildung in deinem Glauben geprägt hat?
Am Anfang habe ich erst einmal gemerkt, wie viel ich noch lernen kann und darf in der Bibel. Das Wichtigste ist, dass ich Gott durch das Bibelstudium besser kennengelernt habe. Meine Beziehung zu Jesus hat sich wirklich vertieft und verwurzelt. Ich habe ein bibeltreues Fundament bekommen, das mich mein Leben lang begleiten wird.
Die Bibel ist mir enorm ans Herz gewachsen. Ich habe sie schätzen gelernt und weiß jetzt, wie heilig dieses Buch ist – wie heilig Gott ist. Ich freue mich darauf, dass ich alles, was ich lerne, weitergeben darf und Jesus in der Zukunft weitererzählen kann.
Gab es auch ganz konkrete Erlebnisse in deiner Bibelschulzeit, die dich besonders geprägt haben?
Ich glaube, ich hatte eher viele kleinere Erkenntnisse, die immer wieder kamen. Dabei habe ich gemerkt, dass mein Vorwissen manchmal einseitig war und ich einfach dazulernen durfte. Mein Gottesbild hat sich wirklich erweitert.
Immer wieder hatte ich das Gefühl, dass mir ein Licht aufgeht, und ich dachte: Aha, jetzt verstehe ich das besser.
Was für mich auch sehr prägend war, ist das Praktikum, das man immer wieder macht – der praktische Teil der Ausbildung. Das hat mir gezeigt, wo meine Gaben liegen und wie ich sie für Gott einsetzen kann. Das war mir vorher nicht so bewusst. Ich denke, das wird mich auf meinem Weg weiterführen.
Wie würdest du sagen: Ist es gut, eine theologische Ausbildung zu machen, um im Glauben zu reifen? Denkst du, es ist notwendig, dass das jeder gemacht haben sollte? Wie schätzt du das ein?
Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man Jesus sucht. Gott wird jeden auf seinem Weg führen. Aber ich fand es sehr hilfreich und würde es jedem weiterempfehlen, sich mal eine Zeit für Jesus zu nehmen und die Bibel zu studieren. Das prägt einen fürs Leben.
Ich glaube, man vergisst diese Zeit nicht, weil Gott einen in dieser Zeit intensiv formen und prägen kann.
Danke, dass du uns an deinen Erlebnissen hast teilhaben lassen. Du bist ja im Anschluss noch ein bisschen hier. Wenn ihr noch weitere Fragen an Deborah habt oder wenn ihr möchtet, dass sie ganz offen und ehrlich erzählt, wie es wirklich war, könnt ihr gerne im Nachgang auf sie zukommen – und natürlich auch auf uns alle, die dann noch da sind.
Vielen Dank dir!
Berufliche Möglichkeiten nach theologischer Ausbildung
Wir gehen jetzt den nächsten Schritt von „Was ist alles möglich?“ zu „Was kann man denn danach überhaupt alles machen?“
Welche Möglichkeiten des Dienstes gibt es, wenn ich eine theologische Ausbildung gemacht habe – sowohl in der Gemeinde als auch in der Welt?
Ich freue mich, dass ich André Jäger und Tobias Menges nach vorne bitten darf. Bevor wir da ein bisschen tiefer einsteigen, stellt euch doch bitte ganz kurz vor, wer ihr seid und was ihr macht.
André Jäger: Ich bin jetzt angereist aus Kirchberg an der Jagst. Dort bin ich an der Bibelschule Kirchberg Schulleiter und darf selbst Leiterschaft unterrichten.
Sehr schön. Und Tobias, was machst du und wo kommst du her?
Tobias Menges: Ich arbeite an der AWM in Korntal und bin dort für die Masterstudiengänge und das akademische Programm verantwortlich. Davor war ich über zwanzig Jahre mit OM in der Mission tätig. Ursprünglich habe ich Werkzeugmacher gelernt.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Was kann man denn mit so einer Ausbildung überhaupt machen? Was ist da überhaupt möglich?
André, vielleicht kannst du uns mal ein bisschen mit reinnehmen: Welche beruflichen Möglichkeiten habe ich denn, wenn ich eine theologische Ausbildung absolviert habe?
André Jäger: Ich finde es ganz wichtig, erst mal zu sagen, dass eine biblische Fortbildung, vielleicht sogar viel früher, immer ein Investment in euren Glauben und in eure Beziehung zu Gott ist.
Sicherlich ist jetzt auch der Fokus der Ausbildung – gerade wenn ich drei, vier Jahre oder länger ausbilde – häufig eine Berufung dahinter, also der Wunsch, in einem bestimmten Bereich zu arbeiten.
Ich finde es aber genauso wichtig, dass so eine Ausbildung euer Glaubensleben prägt. Man sollte nicht vergessen, dass auch die Menschen, denen ihr begegnet – Familie, Freunde, Bekannte – und auch das Ehrenamt in der Gemeinde im Wesentlichen davon lebt, dass Leute sagen: „Hey, ich grabe ein bisschen mehr als das, was ich eh jeden Sonntag vielleicht von der Kanzel, von der Predigt meines Predigers oder in der Gemeinde höre, oder im Hauskreis.“
Wenn man sich jetzt entscheidet, einen längeren Zeitraum zu investieren – wir haben es gerade schon gehört: Glückkonzepte von drei Monaten, einem Jahr oder auch Jüngerschaftsschulen – dann ist das ein Investment, das sich lohnt.
Ich rede immer gerne davon, dass man bei drei Monaten sozusagen einen kleinen Wanderrucksack bekommt. Der reicht genau so lange, man hat eine Idee, man hat mal reingeschnuppert und bekommt ein bisschen Handwerkszeug, um selbst weiter zu graben.
Wenn man ein ganzes Jahr macht, hat man schon einen ordentlichen 70-Liter-Wanderrucksack. Dann ist man wirklich ausgerüstet, hat die Grundlagen dabei und kann beispielsweise Andachten halten. Man kann also auch aktiv ehrenamtlich in Gemeinden mitwirken.
Wenn man dann sagt: „Okay, ich will wirklich in den hauptamtlichen Dienst“, dann investiert man in der Regel drei Jahre. Ich habe Schüler erlebt, die sagten: „Ich mache drei Jahre, ich möchte mal Ältester werden. Ich glaube, das ist meine Aufgabe, und dafür brauche ich Ahnung, weil ich ein Fundament brauche.“
Es gibt natürlich viele Möglichkeiten mit drei Jahren Ausbildung oder mehr. Wenn man von einer Bibelschule kommt, sind diese häufig – aber nicht immer – akkreditiert. Das wäre eine Frage, die ihr überall ganz bewusst stellen solltet.
Es gibt die Möglichkeit, direkt in fast allen Gemeindebünden oder in der Landeskirche über Fördervereine als Referent zu arbeiten, beim EC usw. Dort werden händeringend Leute gesucht.
Und es gibt immer auch die Möglichkeit, mit vielen Bibelschulausbildungen weiterzumachen. Deshalb ermutige ich jeden, genau nachzufragen – so wie Jochen das gerade gesagt hat: Interviewt die Leute, die heute hier stehen, und fragt: „Was kann ich machen? Wo kann ich weitermachen? Was muss ich vielleicht noch draufsetzen, um weitermachen zu können?“
Dann gibt es natürlich auch die Möglichkeit, in der Gemeinde als Jugendreferent oder Pastor zu arbeiten. Dafür braucht man meist noch ein Masterstudium, sowohl in den Freikirchen als auch in den Landeskirchen. Das ist nochmal ein ganz eigenes Thema, bei dem Spezialisten beraten. Dazu werde ich mich nicht weiter aus dem Fenster lehnen.
Und natürlich gibt es das große Feld der Mission, bevor ich dir das Mikro gebe, Tobias. Dazu kann Tobias sicher viel mehr sagen als ich.
Tatsächlich machen viele auch eine dreijährige Ausbildung als Ergänzung, weil sie sagen: „Ich bin schon Lehrer, habe vielleicht Religionsunterricht studiert, möchte aber gerne noch mal eine evangelikale oder biblische Basis setzen.“ Oder: „Ich habe Soziale Arbeit studiert und möchte jetzt noch Theologie dazunehmen.“
Das sind natürlich auch super coole Möglichkeiten.
Super, vielen Dank dir.
Muss ich Pastor werden? Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten
Jetzt haben sich einige von euch gemeldet, die sich eine kurze Bibelschule vorstellen können. Aber nur wenige können sich wirklich ein langes Programm vorstellen. Vielleicht liegt das daran, dass ihr sagt: „Na ja, so eine theologische Ausbildung finde ich zwar total spannend, aber Pastor, Jugendreferent, Missionar – das kann ich mir alles nicht vorstellen.“
Deshalb jetzt die Frage an dich, Tobias: Muss ich denn Pastor werden, wenn ich so eine Bibelschulausbildung gemacht habe?
Nein. Das wäre ja schlimm, wenn alle denken würden, sie müssten Pastor werden, nur weil sie auf einer Bibelschule waren. Vielleicht muss man es umdrehen und sagen: Natürlich war es früher so, dass es den einen gebildeten Mann gab, der eine ganz lange Ausbildung gemacht hat, und alle anderen wussten nichts. Das Theologiestudium war dafür konzipiert.
Das hat sich natürlich ein bisschen verändert. Das hat auch damit zu tun, dass der Gedanke, Gemeinde sei ein Ort, an dem es eine qualifizierte Person gibt, die so auf dem Niveau von Arzt und Richter in der Gesellschaft unterwegs ist und eine oder wenige Personen betreut, schon lange nicht mehr funktioniert. Daran geht Gemeinde zugrunde.
Es braucht – und da kann ich nur André noch einmal bestätigen – eigentlich 100 Prozent aller Nachfolger Jesu, die eine gute, solide Grundlage in der Bibel haben, die verstehen und nicht nur ab und zu dem Pfarrer irgendetwas helfen können, sondern wirklich Mitverantwortung in Gemeinde und Mission tragen.
Zum Thema Mission möchte ich noch kurz etwas sagen: Mission wird oft als etwas ganz anderes als Gemeinde gesehen. In Wirklichkeit ist Mission aber oft einfach Gemeindearbeit in einem anderen Land. Insofern braucht es natürlich ein paar interkulturelle Kompetenzen und so weiter. Aber viele Leute, die in der Mission arbeiten, brauchen schlicht und einfach das, was man auch in Deutschland braucht – plus interkulturelle Kompetenz.
Von daher braucht es nach wie vor Hauptamtliche in Gemeinden und Missionen. Darüber werde ich jetzt nicht viel mehr sagen. Wesentlich ist für mich auch zu sehen: Es braucht nicht nur professionelle Missionare, also Missionare, die es von Berufswegen tun, sondern es braucht auch Professionals with a Mission. Das heißt, es braucht Leute, die im Beruf stehen und verstanden haben, was Gott eigentlich in dieser Welt vorhat.
Vor 25 Jahren habe ich mich sehr über dieses Lied gefreut. Damals habe ich das OM-Missionsfest organisiert und das Thema ausgewählt: „Ein Leben gegeben“. Immer hat Lukas Dinunzio ein Lied für das Missionsfest gedichtet. Dieses Lied hat er auch damals geschrieben, und ich war einer der Ersten neben seiner Frau, die es gehört haben.
Dieser Vers zeigt mir die Welt mit deinen Augen. Das hat damit zu tun, dass Bibelschule oder auch Theologiestudium nicht nur darum geht, die Bibel zu kennen und zu verstehen, was Gott in der Geschichte getan hat und was er uns zu sagen hat. Es geht auch darum, die Welt zu verstehen, in der wir leben.
Dieses Verständnis für Gottes Mission in dieser Welt braucht es in allen Bereichen des Lebens.
Ich gebe euch zwei Hauptgründe: Erstens leben wir in einer Welt, in der wir als Christen grundsätzlich gegen den Strom schwimmen. Trotzdem wollen wir den Menschen auf Augenhöhe begegnen. Das heißt, wir müssen fähig sein, einfach Antworten auf Fragen zu geben, die uns gestellt werden.
Ich hatte diese Woche ein tolles Erlebnis: Drei Spanier kamen zu uns zum Übernachten. Sie waren in Karlsruhe auf dem SMD-Kongress gewesen und total motiviert. Sie sagten, es seien tolle Vorträge gewesen, sehr motivierend, aber zu wenig Bibel.
Dann haben wir zwei Abende lang von sieben bis elf Uhr haben sie mich mit Fragen zur Bibel gelöchert. Warum? Weil sie in Spanien diese Fragen gestellt bekommen hatten. Ich könnte euch viel erzählen, was die Fragen waren, aber dafür haben wir keine Zeit.
Das heißt, wir brauchen eine Grundlage, eine solide Grundlage. Einer hat IT und Cyber Security studiert, der andere studiert Jura. Das sind keine Leute, die Pastor werden wollen. Es sind Leute, die mitten im Leben stehen und sich auf eine Karriere vorbereiten. Aber sie spüren, dass sie nicht nur Motivation und tollen Worship brauchen, sondern eine Grundlage, um Antworten geben zu können.
Deshalb saßen sie nach dem Kongress noch einmal bei mir im Wohnzimmer und stellten Fragen. Das reicht natürlich nicht. Vielleicht machen sie auch noch ein Studium.
Der zweite Grund ist: Es geht nicht nur darum, dass wir uns erklären oder gar verteidigen können. Es geht auch darum, unseren Platz in der Welt zu erkennen. Ich weiß nicht, was ihr nach diesen zwei Monaten oder einem halben Jahr Bibelschule vorhabt – möglicherweise etwas studieren oder eine Berufsausbildung machen.
Es geht darum zu erkennen, was Gott in dieser Welt vorhat und was meine Rolle dabei ist. Wenn ich in der Bankenwelt arbeite, muss ich verstehen, wie ich dazu beitragen kann, dass Gottes Wille geschieht. Wenn ich im Agrarbusiness tätig bin, muss ich fragen: Wie können wir hier ethisch gute Entscheidungen treffen?
Hier bei uns in Korntal arbeiten ungefähr ein Drittel der Leute, die bei uns ein Masterstudium machen, in der säkularen Welt. Wir haben eine, die eine Altenpflegeausbildung leitet, eine andere ist FDP-Politikerin. Kann man das als Christin sein? Ja, natürlich.
Wir haben einen, der bei Porsche als Ingenieur arbeitet, und einen, der bei Lufthansa in der Personalabteilung tätig ist. Das sind alles Leute, die sich mit der Brücke zwischen Bibel und Kultur beschäftigen und ihren Platz in der Mission Gottes im Beruf finden – also Profis mit Mission.
Super, vielen Dank für die gute und ausführliche Antwort.
Also nein, war sehr gut. Vielen Dank. Das ist jetzt auch interessant, vor allem für diejenigen, die sagen, sie können sich nicht vorstellen, vollzeitlich in einem Dienst zu arbeiten.
Berufsaussichten und Jobgarantie in der theologischen Ausbildung
Jetzt springen wir noch einmal zurück. Eine letzte Frage an dich, André: Für diejenigen, die es sich vorstellen können – man macht sich ja immer wieder Gedanken darüber, wie es vielleicht mit einer Jobsituation aussieht. Wird man da überhaupt gesucht? Findet man da überhaupt einen Platz? Habe ich da so etwas wie eine Jobgarantie?
Kannst du uns da einmal Einblicke geben, wie das aussieht?
Also, mit jedem, mit dem ich rede, sagt man mir: „André, gib Gas, wir brauchen Leute.“ Egal, ob wir jetzt in die Landeskirche schauen – es gibt genügend Landeskirchen, deren Dekane mir sagen, dass sie Kirchen schließen und nicht nachbesetzen werden. In freien Gemeinden werden dringend Pastoren und Jugendreferenten gesucht.
Ich hatte letzte Woche ein Gespräch mit jemandem aus dem Ruhrgebiet. Er sagte: „André, ich mache alles, ich komme in die Kirche, ich kann keine Werbung machen, wir brauchen dringend Jugendreferenten. Habt ihr jemanden?“ Wenn ich auf die letzten Abschlussjahrgänge schaue, sind alle untergekommen.
Man kann sich jetzt viel Gedanken machen über Master, Bachelor, Akkreditierungen und so weiter. Der Bedarf ist riesig, völlig egal. Und ich glaube, es ist wichtig, auch darauf zu schauen.
Joachim hat vorhin gesagt: Überlegt euch, was ihr wollt. Wenn ihr eine wirklich theologische Ausbildung habt – und ich würde mal von drei Jahren sprechen – dann ist das schon eine gute Basis. Ich habe zum Beispiel erlebt, dass der EC in Franken jemanden nach nur einem Jahr Bibelschule genommen hat, weil sie dringend jemanden brauchten. Der Typ war der richtige, hatte seinen Wanderrucksack gepackt, und sie wollten ihn sofort haben. Da wollte man keine zwei Jahre mehr warten.
Das ist gar kein Problem, und tatsächlich gilt das nicht nur dort, sondern auch in anderen Bereichen. Vielleicht lohnt es sich, das mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, um noch einmal in das Horn von Tobi zu stoßen.
Ich war vorher in der Industrie, habe Mechatroniker gelernt. Mein Chef, als ich dann kündigte, um auf die Bibelschule zu gehen, sagte: „Wir wissen schon, dass Sie diese Position wegen Ihrer Werte als Christ hatten.“ Und ich glaube, das ist genauso wichtig an den Stellen.
Um ein Jobproblem muss sich niemand Sorgen machen. Ich würde eher meine Absolventen motivieren, sich mehrere Gemeinden anzuschauen. Denn – und das sollte man nicht vergessen – hauptamtlicher geistlicher Dienst hat immer mit großer intrinsischer Motivation zu tun. Die Kassen sind oft leer, und trotzdem sollte man schauen, dass es passt: dass ich als derjenige, der arbeiten möchte, zu der Gemeinde passe – und umgekehrt.
Es ist auch wichtig, offen darüber zu sprechen. Es bringt gar nichts, sofort in die erste Gemeinde einzusteigen, die einen anfragt, ohne wirklich zu klären, ob man zueinander passt.
Ich finde es auch wichtig, Dinge gut zu klären: Was heißt eigentlich Urlaub? Was bedeutet bei euch Arbeit, Zeit und Bezahlung?
Ich finde, da darf man schon nachfragen. Wir sind ja in der Industrie oft darauf bedacht, den Job zu nehmen, bei dem man das meiste Geld verdient. Das sollte hier nicht die Hauptmotivation sein, aber nachzufragen ist definitiv erlaubt – auch im geistlichen Dienst.
Die Stellen sind dreimal so häufig vorhanden, wie man denkt. Super, auch dafür vielen Dank! Wenn ihr merkt, es gibt viele Themen, die wir später noch im Vieraugengespräch vertiefen können. Wie gesagt, wir werden weiterhin da sein.
Vielen Dank euch beiden!
Zeugnisse aus der theologischen Ausbildung: Herausforderungen und Ermutigungen
Zum Abschluss möchten wir noch einmal zeugnishaft werden und eine Studentin befragen. Lena Sophie studiert gerade am Bengelhaus. Du wirst gleich auch noch kurz etwas zu dir sagen. Bisher haben wir uns stark mit dem Thema beschäftigt. Vielleicht sitzt du jetzt hier und denkst: „Ja, sie reden von einer theologischen Ausbildung, alles super, alles toll und großartig.“
Aber in meiner eigenen Geschichte und meinem Werdegang habe ich erfahren dürfen, dass eine theologische Ausbildung auch extrem herausfordernd sein kann. Man wird wirklich an seine Grenzen geführt. Das Thema erfüllt einen, aber manchmal durchlebt man auch dürre Zeiten und fragt sich: „Wo füllt er mich denn jetzt?“
Dazu möchte ich dich gerne befragen. Vielleicht fängst du mal an und erzählst kurz, wer du bist und was du machst.
Ich bin Lena Schöneck, komme ursprünglich aus der Nähe von Karlsruhe, studiere jetzt in Tübingen Theologie im ersten Semester auf Pfarramt und wohne im Bengelhaus.
Okay, das heißt, du bist gerade im ersten Semester deines Theologiestudiums. Welche Erfahrungen hast du bisher gemacht? Ist alles immer nur heiterer Sonnenschein, oder gibt es auch Phasen, in denen man sagt: „Uh, das ist schwierig“?
Ich habe sowohl sehr gute Erfahrungen gesammelt als auch solche, bei denen ich mir dachte: „Inhaltlich kann man das so sehen, aber ich würde es anders sehen.“ Es ist eben ein wissenschaftlicher Ansatz, und manches würde ich nicht ganz so vertreten.
Was überwiegt für dich: das Positive, also die „Wow“-Effekte im Studium, bei denen du merkst, dass du etwas lernen darfst? Oder sind es eher die herausfordernden Zeiten, die oft im Fokus stehen?
Für mich überwiegt das Positive, vor allem, weil ich sehr gute Vorlesungen habe. Besonders freue ich mich auf die Vorlesung morgen früh zum Psalm. Das finde ich immer sehr gut, wie wir dort Input bekommen und der Professor Bezüge zu anderen Bibelstellen und zum Alten Testament herstellt. Deshalb freue ich mich eher darauf, wieder etwas Neues lernen zu dürfen.
Okay, schön. Würdest du am Ende sagen, dass sich ein Theologiestudium und das intensive Befassen mit der Bibel lohnt?
Eindeutig. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich es machen würde, es war nie mein Plan. Aber am Ende habe ich es doch getan und bereue es keinen Tag. Ich bin glücklich über die Entscheidung und freue mich darauf, später hauptamtlich Jesus Tag für Tag verkündigen zu können.
Sehr schön, vielen Dank, Lena! Und auch bei dir die Möglichkeit: Wenn ihr noch Fragen habt, könnt ihr gerne im Nachgang auf sie zukommen und mit ihr ins Gespräch kommen. Vielen Dank!
