
Der Fall des Petrus: Was wir über Gottes Gnade lernen
Einen wunderschönen guten Morgen! Schön, dass du da bist. Herzlich willkommen auch an die Gäste, die heute dabei sind. Egal, ob du zuhause bist, unterwegs, im Wohnzimmer oder vielleicht beim Frühstück – schön, dass du uns über das Smartphone, den Livestream oder online im Gottesdienst begleitest.
Was wollen wir heute Morgen tun? Wir wollen Gottesdienst feiern – und zwar zu Ehren unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. So wie wir gleich singen oder das Lied hören werden, das gerade erklungen ist, wollen wir Gott würdig verehren. Das soll unsere Bitte an diesen Morgen sein: dass wir durch Lied, Gebet und vor allem durch sein Wort ihn würdig ehren.
Ich werde jetzt gleich ein paar Verse aus einem Psalm lesen. Danach hören wir ein Lied, anschließend bete ich, und dann wird Tobias das Wort bringen und die Predigt halten. Danach endet der Livestream, und im zweiten Teil werden wir eine Anbetungszeit haben.
So viel zum Ablauf des Gottesdienstes heute Morgen.
Einladung zur Anbetung und Lobpreis
Ich möchte mit uns drei, vier Verse aus Psalm 104 lesen, zu Beginn, bevor wir das Lied dazu hören. Psalm 104, die Verse 31-34. Dort heißt es: Die Herrlichkeit des Herrn wäre ewiglich, der Herr freue sich an seinen Werken. Blickte er die Erde an, so zittert sie, rührt er die Berge an, so rauchen sie. Ich will dem Herrn singen mein Leben lang, meinem Gott lob singen, so lange ich bin. Möge mein Nachsinnen ihm wohlgefallen.
„Ich freue mich an dem Herrn.“ Ja, das soll auch der Mittelpunkt an diesem Gottesdienst sein: dass wir ihn würdig verehren, dass unser Nachsinnen an ihm wohlgefällt, dass wir der Freude am Herrn auch Ausdruck verleihen und dass er dadurch geehrt wird und seine Ehre dadurch gemehrt wird.
Wir hören nun zusammen das Lied „Gott, dich würdig zu verehren“. Danach werde ich beten, und wir hören die Predigt. Ihr dürft sitzenbleiben.
Herrgott, ich würde dich zu verehren, dazu reicht die Ewigkeit erst hin. Und danke, dass du uns diese himmlische Hoffnung gegeben hast, dass wir die Ewigkeit bei dir verbringen dürfen. So wie die Engel meinem Heiland zu den Jüngern sagten: Den, den ihr hinaufgefahren sehen, der wird einmal wiederkommen. Und so warten wir auf dein Wiederkommen, Herr.
Wir warten darauf, dass du uns zu dir holst, Herr. Und dieser ständigen Erwartung wollen wir dir die Ehre geben, auch an diesem Morgen.
Gebet um Gottes Wort und Leitung
Ich bitte von ganzem Herzen, dass du dein Wort durch die Mitarbeiter der Kinderstunden in die Herzen der Kinder hineinpflanzt.
Gleichzeitig bitte ich, dass du Tobi an diesem Morgen gebrauchen wirst, um dein Wort in unseren Herzen zu verfestigen. Möge es Wurzeln schlagen und Auswirkungen auf unser Leben haben.
Lass es uns Trost, Ermutigung und Korrektur geben – jedem Einzelnen genau das, was er benötigt. Und möge letztendlich alles in unserem Leben zu deiner Ehre geschehen.
Darum bitten wir an diesem Morgen, dass auch dieser Tag dazu dient.
Wir danken dir für deine Gegenwart, Herr! Amen!
Nun hören wir die Predigt von Tobias.
Der Fall von Petrus und Gottes Gnade
Der Titel der Predigt heute lautet: Der Fall von Petrus und was wir über Gottes Gnade lernen dürfen.
Petrus hat durchaus mit einer gewissen Arroganz auf Jesus reagiert – das muss man fast so sagen. Am Ende ist er jedoch in schwere Sünde gefallen. Trotzdem sehen wir, dass Jesus Christus gnädig mit dem Sünder ist.
Einführung in das Thema Selbstsicherheit
Zu Beginn möchte ich eine Frage stellen: Lässt sich Selbstsicherheit lernen? Kann man also Selbstsicherheit erlernen?
Die Antwort darauf habe ich auf einer Arbeitsmethodik-Seite im Internet gefunden. Dort wird bejaht, dass man durch entsprechende Übungen Selbstsicherheit entwickeln kann. Diese Übungen führen zu Erfolgserlebnissen, weil man Dinge tut, die man gut kann. Die Folge davon ist laut dieser Seite, dass man selbstbewusster und selbstsicherer wird.
Weiter wird dort empfohlen, Verantwortung zu übernehmen und zu lernen, anderen auch einmal Nein zu sagen. Jedes Mal, wenn man diese Übung erfolgreich meistert, wächst die Selbstsicherheit. Das Ergebnis ist, dass man durchs Leben geht und weiß: Ich schaffe das, ich kann das, ich traue mich, Verantwortung zu übernehmen und Dinge anzugehen.
Ein gesundes Selbstbewusstsein ist sicherlich nicht verkehrt. Dieses sollte aber auf der Grundlage ruhen, dass wir in Gott gesegnet sind und von ihm Gaben erhalten haben. Gleichzeitig wissen wir, dass Gott uns diese Gaben jederzeit wieder nehmen könnte.
Es gibt jedoch auch eine Gefahr, die sich hinter übertriebener Selbstsicherheit verbirgt. Diese besteht darin, dass man glaubt, Dinge tun zu können, zu denen man tatsächlich nicht in der Lage ist. Das ist typisch für Hochmut: Man traut sich Dinge zu, die man nicht bewältigen kann.
Wer eine übertriebene Selbstsicherheit besitzt, sieht nur noch seine Stärken und wird blind für seine Schwächen. Er hat von sich selbst ein höheres Bild, als andere von ihm haben. Ich meine hier nicht ein gesundes Selbstbewusstsein, sondern eine übertriebene Selbstsicherheit.
Eine solche Person ist so sehr von ihren Stärken überzeugt, dass es zwangsläufig zu einem Fall kommen muss – ähnlich wie bei Petrus. Er war so von sich überzeugt, dass er am Ende dreimal fiel. Diese Niederlagen waren für ihn eine Schule Gottes, eine Lektion für sein Leben.
Einführung in die biblische Geschichte: Petrus' Fall
Wir machen heute einen Ausflug. Mit dem Epheserbrief geht es nächstes Mal weiter.
Gemeinsam schlagen wir Markus Kapitel 14 auf und schauen uns den Fall von Petrus an, und zwar Markus 14,27-31.
Ab Vers 27 sagt Jesus zu ihnen: „Ihr werdet in dieser Nacht alle an mir Anstoß nehmen. Warum? Denn es steht geschrieben: ‚Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen.‘ Aber nach meiner Auferweckung will ich euch nach Galiläa vorangehen.“
Petrus aber sagte zu ihm: „Wenn auch alle an dir Anstoß nehmen, doch nicht ich.“
Jesus antwortete ihm: „Wahrlich, ich sage dir: Heute in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“
Er aber sagte desto mehr: „Wenn ich auch mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen.“ Das Gleiche sagten auch alle anderen.
Nun ist es so, dass Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl feiert, bevor er letztendlich verhaftet wird. Er nimmt seine Jünger mit zum Ölberg. Dort will er ihnen sagen: „Ihr Jünger, ihr werdet an mir Anstoß nehmen, ihr werdet mich verlassen.“
Jesus konfrontiert seine Jünger, und Petrus antwortet: „Wenn alle Anstoß nehmen, nicht ich, lieber Herr Jesus. Alle hier, aber nicht ich.“ Das ist seine Antwort darauf.
Jesus sagt: „Oh, lieber Petrus, du würdest mich sogar dreimal verleugnen, wenn du auch nur geöffnete Augen hättest.“
So sehen wir, wie Petrus grundsätzlich in seinem Charakter geschaffen ist. Ich schätze Petrus sehr, das ist nicht von oben herab gemeint. Aber wir sehen ihn als jemanden, der unglaublich selbstsicher ist und keinen geringsten Selbstzweifel hat.
Jesus konfrontiert ihn, und er sagt: „Nein, alle, aber nicht ich.“ Und Petrus meint es wirklich ernst.
Die Persönlichkeit und der Charakter von Petrus
Nun möchte ich im ersten Punkt einen Blick auf das Herz von Petrus werfen. Anhand verschiedener Bibeltexte aus dem Kontext möchte ich zeigen, was vermutlich in seinem Herzen vor sich ging, sodass Petrus diesen geistlichen Crash erlebt hat. Gleichzeitig wollen wir auch sehen, wie Jesus mit dem geknickten Rohr umgeht.
Zunächst beschreibe ich die Persönlichkeit von Petrus. Petrus ist eine Persönlichkeit, die ganz vorne mit dabei ist. Aus vielen Stellen wird deutlich, dass Petrus, Jakobus und Johannes die führenden Apostel waren. Das zeigt sich immer wieder, zum Beispiel bei der Verklärung Jesu: Wer ist dabei? Petrus, Jakobus und Johannes.
Im Garten Gethsemane geht Jesus mit seinen Jüngern. Die Jünger bleiben zurück, während Jesus ein Stück weiter zum Beten geht. Dabei nimmt er Petrus, Jakobus und Johannes mit sich. Dann geht Jesus noch einmal ein Stück weiter. So sehen wir, dass Petrus zum engsten Kreis gehört und ein leitender Apostel war.
Jesus und Petrus – Petrus war jemand, der für Jesus seinen Beruf aufgab. Er war jemand, dem wir glauben können, wenn er sagt, dass er Jesus liebt. Petrus predigt, und dreitausend Menschen werden gläubig. Er ist so mutig, dass er aussteigt und auf den Wellen geht, als Jesus auf dem Wasser kommt. Das ist Petrus.
Einer Überlieferung zufolge musste Petrus mit ansehen, wie seine Frau gekreuzigt wurde. Er stand dabei, während sie hingerichtet wurde. Er ermutigte sie und sagte: „Harre auf den Herrn.“ Das ist Petrus. Auch einer Überlieferung zufolge war Petrus sich selbst nicht würdig, wie sein Herr Jesus Christus gekreuzigt zu werden. Deshalb bat er darum, mit dem Kopf nach unten gekreuzigt zu werden.
Petrus ist tatsächlich eine herausragende Persönlichkeit, das müssen wir wirklich sagen. Er war eine führende und starke Persönlichkeit, die aufrichtig dem Herrn gefolgt ist. Gleichzeitig war Petrus zum Fall bereit. Wenn dieser Apostel an einen Punkt kommt, an dem er in schwere Sünde fällt und seinen Herrn Jesus Christus dreimal verleugnet, dann müssen wir uns die Frage stellen: Wie sehr sind wir selbst in der Lage, zu fallen?
Wie wichtig ist es, die gleiche Lektion zu lernen, die Petrus lernen musste? Wir müssen verstehen, dass wenn Gott seine schützende Hand von uns nehmen würde, wir zu jeder Sünde fähig wären. Manche Sünden begehen wir nicht, weil Gott seine schützende Hand hält. Würde er sie wegnehmen, wären wir wirklich zu jeder Sünde fähig.
Ursachen für den Fall von Petrus
Nun will ich im ersten Punkt anhand von vier Unterpunkten zeigen, was diesem Fall von Petrus unmittelbar vorausging. Es geht also darum, was zu diesem Fall führte. Jesus prophezeit zwar, dass Petrus ihn verleugnen wird, aber was genau waren die Bausteine, die Petrus dahin gebracht haben?
Im zweiten Punkt schauen wir uns dann die Treue unseres Herrn an.
Jesus sagt seinen Jüngern, dass sie Anstoß nehmen werden. Petrus ist voller Selbstvertrauen. Er denkt und sagt, alle werden Anstoß nehmen, alle hier, nur nicht ich. „Alle, nur nicht ich.“ Petrus schaut sich seine Geschwister an, wie ihr in Vers 29 sehen könnt, und er traut jedem den Fall zu. Ja, er war lange mit ihnen unterwegs. Vielleicht weiß er ganz genau, wo jeder angreifbar ist, vielleicht kennt er genau die Schwäche von jedem seiner Geschwister. Er traut jedem den Fall zu. Dann schaut er auf sich und sagt: „Ich niemals, ich niemals.“
Woher bekommt Petrus dieses Selbstvertrauen, dass er sagen kann: Alle werden fallen, aber nicht ich? Man muss auch klar sagen: Was für eine Arroganz! Ja, und was für eine geistliche Überheblichkeit, das muss man schon sagen – in allem Respekt. Ich staune über Petrus, aber wir müssen die Dinge auch mal klar beim Namen nennen.
1a. Geistliches Hoch
Was geschah in seinem Herzen, dass er sich so stark fühlen konnte? Der erste Punkt ist: Petrus erfuhr ein geistliches Hoch.
Der erste Grund, der zu Petrus’ Fall führte, ist also sein geistliches Hoch. Kurz zuvor, in Kapitel 14, Vers 13, sendet Jesus zwei Jünger los. Diese beiden sollen das Gastzimmer aufsuchen. Jesus sagt ihnen genau voraus, was passieren wird: „Ihr werdet einem Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt diesem Mann nach, und wo er hineingeht, geht auch ihr hinein. Dann sagt dem Herrn des Hauses, dass der Meister einen Raum sucht, um sein Gastmahl zu feiern.“
Wenn man im Vers 16 nachschaut, steht dort, dass diese zwei Jünger, die Jesus losgeschickt hatte und denen er ganz genau gesagt hatte, was passieren würde, alles genauso vorfanden, wie er es gesagt hatte. Im Lukasevangelium können wir nachlesen, dass es sich bei diesen Jüngern um Johannes und Petrus handelt.
Also wieder Petrus – er erhält erneut eine Sonderaufgabe, diesmal zusammen mit Johannes. Jakobus ist gerade nicht dabei. Johannes, der Jünger, den Jesus liebte und der direkt an seiner Seite war, gehörte ebenfalls zu diesem engsten Kreis. Petrus bekommt also wieder einen geistlichen Sonderauftrag, und zwar als führender Apostel.
Ihr wisst alle, dass sich auch beim Abendmahl die Jünger die Frage stellten, wer der Größte unter ihnen sei. Hier hat Petrus scheinbar die Antwort: Er bekommt ständig Sonderaufgaben, erlebt herausgehobene Dinge, war bei der Verklärung dabei, und jetzt durfte er mit Johannes das Gastmahl aufsuchen. Alles passierte genau so, wie Jesus es vorausgesagt hatte.
Man sieht also, dass Petrus sich in einer angehobenen Stellung befand. Das ist an sich nicht schlecht, denn Jesus hat ihn ja in diese Stellung gesetzt. Doch scheinbar konnte Petrus damit nicht richtig umgehen.
Er erlebt geistliche Hochzeiten, ist vielleicht unglaublich motiviert und freut sich, besondere Dinge mit Gott zu erfahren. In Vers 26 singt er den Lobgesang, also befindet er sich in Anbetung. Doch dann heißt es: Petrus, du wirst Anstoß an mir nehmen.
Man kann Petrus gut verstehen, wenn er sagt: „Nein, ich nicht!“ Das war ein richtiger Stich in sein Herz. Alles, was Petrus sich über sich selbst eingebildet hatte, wurde zerstört. Er wollte für den Herrn vorangehen, und plötzlich sagt Jesus: „Stopp, Petrus! Noch heute wirst du Anstoß an mir nehmen.“
Wir sind nicht besser als Petrus. Letztendlich sind wir zu denselben Fehlern fähig. Auf uns angewandt kann es genauso sein, dass du und ich einiges mit Gott erleben. Vielleicht sind wir in unserem persönlichen Umfeld in höhere Stellungen gestellt als andere. Vielleicht merken wir, dass Gott unsere Gebete hört – ganz gleich, wie das aussehen mag.
Es kann sein, dass du viel mit dem Herrn erlebst, scheinbar mehr als andere. Doch die erste Lehre, die wir hier ziehen müssen, ist: Lasst uns gewarnt sein, nicht hochmütig zu werden. Diese Geschichte muss uns wirklich warnen.
Wie hätte Petrus mit diesen geistlichen Hochzeiten richtig umgehen können? Was wäre die richtige Reaktion von ihm gewesen?
Wenn Petrus sich bewusst gewesen wäre, dass Gott diesen einfachen Fischer in seinen ewigen Plan aufgenommen hat, der aus der Ewigkeit stammt, dann wäre seine einzige Reaktion gewesen, Gott allein die Ehre zu geben – anbetend.
Er hätte sagen können: „O Gott, ich weiß, dass ich aus Gnade das bin, was ich bin“, so wie Paulus es ausdrückt. Was für eine Ehre und was für eine Gnade, dass du mich überhaupt benutzt!
Das ist doch die richtige Reaktion, wenn wir merken, dass Gott in unserem Leben wirkt: „Was für eine Gnade! Vielen Dank, Herr Jesus, was für eine Gnade!“ Es ist kein Grund, hochmütig zu werden.
1b. Ablehnung der biblischen Wahrheit
Nur der zweite Punkt 1b, der zweite Unterpunkt, der diesem Sturz vorausging, lautet, dass Paulus das Zeugnis der Schrift nicht angenommen hat. Er hat die biblische Wahrheit nicht angenommen. Das sehen wir in Markus 14, Vers 27. Petrus war resistent gegen das Reden Gottes durch sein Wort.
Markus 14, Vers 27 lautet: "Und Jesus spricht zu ihnen: Ihr werdet in dieser Nacht alle an mir Anstoß nehmen." Warum? Denn es steht geschrieben: "Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen." Das ist unglaublich, was wir hier gerade lesen. Jesus zeigt seinen Jüngern anhand eines prophetischen alttestamentlichen Wortes, dass sie fallen werden. Jesus sagt es, seht ihr in Vers 27: "Es steht geschrieben."
Und wie reagiert Petrus auf das Wort Gottes aus dem Mund des Sohnes Gottes? Vers 29 zeigt, dass er diese biblische Wahrheit einfach nicht annimmt, er nimmt sie nicht ernst. Petrus würde niemals allgemein sagen: "Nein, ich glaube natürlich an das Wort und vertraue auf alles, was im Wort steht, aber hier..." Hier wird er konfrontiert, und er nimmt es nicht ernst.
Letztendlich sagt Petrus, dass das, was Sacharja über ihn prophezeit hat, nicht stimmt. Zehn werden Anstoß nehmen, das stimmt, aber nicht elf, wenn wir Judas herausrechnen. Die Schafe werden sich zerstreuen, soweit stimmt das Wort Gottes, aber nicht ich. Das ist es, was Petrus hier macht. Das ist seine Reaktion auf das lebendige Wort Gottes. Er wendet es nicht auf sein Leben an. Allgemein ist es richtig, aber nicht auf mich angewandt.
Was wirklich interessant ist: Kurz vorher, in Vers 19, in einer kurzen Situation, ist Jesus mit seinen ganzen Jüngern. Er sagt diesen Jüngern sehr allgemein: "Einer von euch wird mich verraten." Hier geht es um den Verrat von Judas. Und es ist so interessant, wie sie darauf reagieren.
Also eben noch, was wir gesehen haben: Er sagt, ihr alle werdet mich verleugnen, und Peter sagt: "Nein, ich nicht." Jetzt geht es darum, dass einer von euch mich verraten wird. Und wie reagieren sie in Vers 19? Alle zusammen wurden betrübt und fragten Jesus: "Doch wohl nicht ich?" Jeder wendet plötzlich das Wort auf sich an und sagt: "Doch nicht ich."
Ein paar Stunden später, in Vers 31, reagieren alle komplett anders. Alle würden sagen: "Wenn ich mit dir sterben müsste, würde ich dich nicht verleugnen." Ich frage mich: Was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Situationen, die direkt hintereinander sind? Auf der einen Seite hinterfragen sich alle selbst beim Verrat von Judas, auf der anderen Seite sind sie felsenfest davon überzeugt, dass sie Jesus nicht verleugnen werden. Was ist der Unterschied?
Wisst ihr, als es um den Verrat von Judas geht, seht ihr in Vers 19 und den umliegenden Versen, wird sehr allgemein das Wort gesprochen: "Einer von euch wird mich verraten." Diese allgemeine Wahrheit trifft die Jünger sehr allgemein, aber so allgemein, dass es sie nicht direkt trifft. Der Verräter kann jeder von ihnen sein. So reagieren sie auf das Wort: "Hoffentlich bin ich es nicht, Jesus." Sie wischen das Wort nicht weg.
Man kann es veranschaulichen: Man kann im Grunde jedem Menschen sagen, dass wir alle Sünder sind. Fast jeder Mensch, Gläubige und Ungläubige, würde sagen: "Ja, das stimmt, der Mensch ist grundsätzlich krank." Aber kennt ihr das? Sobald du zu einer Person gehst und ihr sagst, dass das, was in ihrem Leben passiert, nicht passt, dass sie persönlich betroffen ist, macht diese Person plötzlich einen Rückzieher und schiebt alles von sich weg, wenn sie persönlich getroffen wird.
Ich kann mir vorstellen, dass das hier der Unterschied ist. Als es am Ölberg heißt: "Ihr alle werdet Anstoß nehmen", kann man dieses Wort, das einen persönlich trifft, nicht mehr wegschieben. Petrus ist getroffen, es gibt keine Ausrede mehr. Er wird mit seiner Schwachheit konfrontiert.
Und wie reagiert er darauf? Auf das Überführen Gottes? Er nimmt diese Wahrheit nicht an, er nimmt sie einfach nicht an. Und das Gleiche machen wir auch. Wir stimmen jeder biblischen Aussage zu, aber wir nehmen nicht jede biblische Wahrheit persönlich.
Wir stimmen jeder biblischen Aussage zu, aber wir nehmen nicht jede Wahrheit persönlich. Runtergebrochen könnte man sagen: Zum Beispiel heißt es, habt Acht, dass euch niemand verführe. Wir glauben an diese Wahrheit, aber wenn wir in der Situation sind, sagen wir: "Ach, ich bin so bibelfest, mir passiert da schon nichts." Es heißt: "Flieht von der Unzucht." Vielleicht denkst du: "Ich bin so geübt, ich kann widerstehen." Also glaube ich diese Wahrheit, aber bei mir ist das ein bisschen ein Sonderfall.
Es gibt die biblische Wahrheit, dass in mir, in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt. Und du sagst: Grundsätzlich stimmt das, aber der andere Bruder ist ein bisschen schlimmer als ich, deswegen passt der mir nicht. Ich bin schon ein bisschen was anderes.
Oder die ganz klare biblische Wahrheit, dass wenn ich meine Sünde bekenne, er treu und gerecht ist und mir alle meine Schuld vergibt. Und du sagst: "Es mag ja schon so sein, aber ich habe besonders sündige Motive. Ich muss erst beweisen, dass ich besser werden kann."
Versteht ihr, wie wir oft sehr klare biblische Wahrheiten in Bezug auf uns selbst doch wieder irgendwie verwässern? Auch wir können wie Petrus die Wahrheit, die uns überführt, mit Ausreden wegschieben.
Wie ist es, wenn du vom Wort Gottes überführt wirst? Schiebst du es mit guten Argumenten weg? Wie hätte Petrus reagieren sollen? Ich glaube, wenn Petrus in dieser Erkenntnis seiner Selbst zerbrochen wäre, wenn er sich nicht selbst gerechtfertigt hätte, sondern den Herrn um Gnade angefleht hätte.
"Petrus, du wirst Anstoß nehmen. Oh Herr, hilf mir, ich bin zu allem fähig, ich weiß es ganz genau. Wenn du deine Hand wegnimmst, werde ich Anstoß nehmen."
Das Überführtwerden soll immer das Ziel haben, mich zum Thron der Gnade zu bringen. Wenn mich das Wort Gottes überführt, soll es nicht das Ziel haben, dass ich mich rausrede oder versuche, mich selbst zu rechtfertigen. Das Überführtwerden zielt darauf ab, dass ich zum Thron der Gnade fliehe, wo ich Hilfe empfange.
Petrus hat sich diese Hilfe nicht geholt.
1c. Mangelnde geistliche Vorbereitung
Der nächste Punkt ist die mangelnde geistliche Vorbereitung. Das ist ein weiterer Grund, warum Petrus gefallen ist.
In Matthäus 26,37-38 und Markus 14,37-38 heißt es: Jesus kommt zu seinen Jüngern und findet sie schlafend. Er spricht zu Petrus: „Simon, schläfst du? Konntest du nicht eine Stunde wachen? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt.“ Jesus sagt: „Dein Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“
Jesus nimmt seine Jünger mit in den Garten Gethsemane. Er sagt zu ihnen: „Setzt euch hier, bis ich gebetet habe.“ Petrus, Jakobus und Johannes bilden wieder diesen engen Kreis um Jesus. Jesus geht ein Stück weiter, um zu beten. Doch als er zurückkommt, findet er sie schlafend.
Eben noch hat Jesus ihnen gesagt, dass sie ihn alle verleugnen werden. Doch sie schlafen, anstatt im Gebet Kraft zu suchen. Das zeigt deutlich, was passiert, wenn uns das Wort Gottes nicht mehr trifft und wir nicht mehr darauf reagieren: Wir werden geistlich träge und schlafen ein, so wie Petrus.
Hätte Petrus das Wort ernst genommen, hätte er auf seinen Knien gerungen. Wenn wir das Wort Gottes aber immer wieder wegargumentieren, schläft unser geistliches Leben ein. Petrus schläft, obwohl er hätte beten sollen.
Jesus spricht zu ihm: „Schläfst du, Petrus? Verstehst du nicht, dass du mich verleugnen wirst? Wache und bete, damit du nicht in Versuchung fällst.“ Jesus fordert ihn auf, seine Schwäche zu erkennen und Hilfe im Gebet zu suchen.
Petrus ist sich sicher, dass alle Jesus verleugnen werden – nur er nicht. Doch statt sich geistlich vorzubereiten, schläft er lieber. Als schließlich im Garten Gethsemane eine Gruppe Männer kommt, um Jesus festzunehmen, kann Petrus endlich beweisen, dass er Jesus nicht verleugnen wird.
Wir kennen alle diese Stelle: Petrus nimmt sein Schwert und schlägt einem Mann das Ohr ab. Wahrscheinlich wollte er auf den Kopf schlagen, hat aber das Ohr getroffen. Petrus wollte zeigen, dass er zu Jesus hält – und war bereit zu töten.
Im Galaterbrief steht über die Werke des Fleisches unter anderem Mord. Petrus war bereit zuzuschlagen. Das zeigt, dass er den geistlichen Kampf, auf den er sich hätte vorbereiten sollen, fleischlich führen wollte.
Petrus hätte diesen Kampf durch die Überführung des Wortes Jesu, durch Gebet und das Fliehen zum Thron der Gnade führen sollen. Doch er hat es versäumt. Stattdessen griff er zu seiner eigenen Muskelkraft.
Das darf uns ermahnen, uns wirklich geistlich vorzubereiten und Kraft für unser geistliches Leben aus der Beziehung zu Jesus zu ziehen. Wir sollen lernen, mit unseren Schwachheiten zum Thron der Gnade zu fliehen, anstatt zu versuchen, alles aus eigener Kraft zu schaffen.
1d. Mangelnde Nachfolge
Nun zum vierten Punkt, der der Verleugnung vorausging. Dieser steht in Markus 14,54 und betrifft die mangelnde Nachfolge. Dort heißt es: „Und Petrus folgte ihm von ferne bis hinein in den Hof des Hohepriesters.“
Petrus folgte Jesus also noch, während alle anderen bereits gegangen waren. Doch er folgte nur von ferne. Dieser letzte Punkt brachte Petrus zu Fall: Er folgte Jesus nur noch aus der Distanz.
Zuvor war Petrus noch an seiner Seite. Dort hatte er sich getraut, gegen die Heerscharen von Soldaten das Schwert zu ziehen und zu kämpfen, obwohl klar war, dass er verlieren würde. Er war so mutig, dass er es mit vielen aufnehmen wollte. Doch jetzt folgte er Jesus nur noch von ferne, wie in Vers 54 beschrieben. Er hatte nur noch eine distanzierte Gemeinschaft mit seinem Herrn Jesus Christus.
Und schließlich reichte diese einfache Distanz aus, damit Petrus Jesus verleugnete.
Die Anwendung auf unser persönliches Leben lautet: Wie ist es mit deiner Beziehung zu deinem Herrn Jesus Christus? Folgst du deinem Herrn von ferne? Kannst du sagen, dass Jesus dir alles ist? Kannst du, wie Petrus, sagen, dass du Jesus liebst?
Wie ist deine Beziehung momentan zu Jesus? Es ist wichtig, dass sich jeder selbst prüft. Ist Jesus Christus deine erste und größte Liebe? Folgst du deinem Herrn von ferne?
Vielleicht bist du gläubig, aber in vielen Dingen nimmst du es nicht so genau. Du musst ja nicht extrem sein. Doch folgst du dem Herrn von ferne? Bist du schwach, weil du keine tiefe Gemeinschaft mit deinem Herrn pflegst?
Wird dich vielleicht die nächste Kleinigkeit, die nächste unscheinbare Magd zu Fall bringen? So wie Petrus, der wirklich dachte, er würde solche Fehler wie die anderen nicht machen. Petrus, der sich nicht gerüstet hatte, der auf sein Fleisch vertraute und fallen musste.
Das Scheitern von Petrus und die Reaktion Jesu
In diesem ersten Teil wollen wir lernen, wie Petrus vollständig versagt hat. Petrus hat versagt, das müssen wir klar sagen. Er fällt dreimal, er verleugnet seinen geliebten Herrn.
Als Petrus den Hahn krähen hört, erinnert er sich plötzlich daran, dass Jesus ihm genau das vorhergesagt hatte. Sein Selbstbild zerbricht, und er beginnt zu weinen. Das Wort, das Jesus ihm gesagt hat, trifft ihn tief. Er sieht seinen Herrn in die Augen und weint.
Petrus ist gefallen, er hat schwer gesündigt. Er befindet sich nun in einer Situation, in der das, was er getan hat, nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Umso edler und schöner zeigt sich nun die Treue unseres Herrn Jesus Christus.
Jesus geht diesem Petrus nach, der in einem geistlichen Loch steckt. Vielleicht steckst du auch in einem solchen geistlichen Loch. Wir sehen, wie Jesus diesen Petrus nicht aufgibt, sondern ihn aus seinem Tief wieder herausholt.
Das wollen wir uns nun im zweiten Text anschauen. Dazu schlagen wir Markus 14,28 auf.
Die Treue Jesu trotz Petrus' Versagen
Nun, Petrus hat völlig versagt. Wir schauen nicht von oben herab auf Petrus, sondern wollen erkennen, dass auch wir zu allem fähig sind. Petrus hat völlig versagt, fühlt sich verdammt, weint und ist getrennt von Christus. Er kann es nicht mehr gutmachen.
Doch nun schauen wir in Markus 14,28. Es ist derselbe Zusammenhang, in dem Jesus sagt: Ihr werdet mich verleugnen. Er sagt es ihm, ihr werdet mich verleugnen, aber während er das sagt, schreibt oder sagt er in Vers 28: „Aber nach meiner Auferweckung will ich euch nach Galiläa vorangehen.“ Noch während Jesus mit seinen Jüngern redet und ihnen sagt, dass alle ihn verlassen werden, sagt er ihnen auch, wo sie ihn wiederfinden werden.
Seht ihr das in Vers 28? Er sagt ihnen, wo sie ihn treffen werden. Christus weiß, dass Petrus ihn dreimal verleugnen wird. Trotzdem sagt er zu Petrus: „Lieber Petrus, nachdem du mich verleugnet hast, treff mich in Galiläa.“
Wisst ihr, wenn man sich damals verloren hatte, brauchte man vorher einen Treffpunkt. Es gab keine Handys. Heute nehmen wir unser Handy, rufen an und fragen: „Wo seid ihr? Ich finde euch nicht in der Fußgängerzone.“ Das gab es damals nicht. Man musste wissen: „Um drei Uhr ist Treffpunkt am Hauptbahnhof“ oder so ähnlich.
Und was macht Jesus? Er weiß, dass er seinen Weg zum Kreuz alleine gehen wird. Petrus wird ihn verleugnen. Aber im gleichen Moment, in dem Jesus Petrus darauf vorbereitet, dass er sündigen wird, reicht Jesus ihm die versöhnende Hand. Das ist es, was Jesus im Vers 28 tut: „Petrus, du wirst sündigen, aber komm zurück nach Galiläa, dort wirst du mich wieder treffen.“
Petrus, du wirst fallen, Petrus, du wirst von mir getrennt sein, aber treff mich in Galiläa. Was Jesus macht, ist, dass er ihm vorsorglich den Weg zurück in die Gemeinschaft mit ihm zeigt.
Wisst ihr, Petrus war so selbstsicher, dass er fallen musste. Es war gut für seinen Charakter, dass er gefallen ist. Aber ich glaube nicht, dass Jesus mit einem harten Herzen, das nicht zum Vergeben bereit war, auf Petrus geschaut hat. Wir sehen hier ganz klar, dass das Mitleid von Jesus die ganze Zeit mit Petrus war.
Jesus wusste genau, wie sehr sich Petrus geschämt hatte. Petrus fing an zu weinen, sein Versagen war ihm bewusst. Das bedeutet, dass Petrus traurig wurde, weil er gegen Jesus gesündigt hatte.
Petrus sündigte gegen Jesus, Jesus war weg, er konnte sich nicht mehr entschuldigen. Dann wurde Jesus geschlagen, gekreuzigt und ist gestorben. Petrus trug immer noch seine Schuld auf den Schultern. Er konnte es nicht mehr in Ordnung bringen. Es gab für Petrus keine Möglichkeit mehr, mit Jesus ins Reine zu kommen. Jesus war tot, und Petrus war schuldbeladen.
Aber diesen einen kleinen Lichtblick hatte Petrus, nämlich die Worte von Jesus in Vers 28: „Ich gehe euch nach Galiläa voran. Wenn ich wieder auferweckt bin, trefft mich in Galiläa.“
Das ist eine allgemeine biblische Wahrheit, wie wir sie vorhin schon hatten. Aber wir werden gleich sehen, dass diese allgemeine biblische Wahrheit Petrus nicht gereicht hat. Denn Petrus ist nicht nach Galiläa gegangen.
Die persönliche Einladung zur Umkehr
Nun springen wir von der Kreuzigung direkt zum Grab, dort, wo Jesus auferstanden ist und das Grab leer war. Geht mit mir in Markus 16,5-7.
Es ist sehr interessant, dass Petrus nicht von selbst nach Galiläa gegangen ist. Das allgemeine Wort war ihm offenbar nicht genug, und er brauchte ein ganz persönliches Wort.
In Markus 16,5-7 kommen zwei Frauen zum Grab von Jesus Christus. Dort finden sie einen Engel sitzen. Der Engel sagt zu den Frauen Folgendes – und jetzt achtet darauf, wem die persönliche besondere Beachtung gilt:
Der Engel sagt zu den Frauen: „Geht hin und sagt seinen Jüngern.“ Wem sollen sie noch etwas sagen? „Seinen Jüngern“ ist allgemein, aber dann fügt der Engel hinzu: „Und dem Petrus, dass er euch nach Galiläa vorangeht; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch auch gesagt hat.“
Seht ihr die Gnade? In welcher Traurigkeit und Selbstverurteilung muss Petrus gesteckt haben, dass Jesus über diesen Engel und über die Frauen Petrus noch einmal ganz persönlich anspricht? Er sagt: „Sagt es seinen Jüngern – und besonders dem Petrus.“ Denn Petrus braucht dieses persönliche Wort, diese persönliche Einladung.
Vielleicht hat Petrus die allgemeine Aufforderung, nach Galiläa zu kommen, nicht gereicht. Vielleicht dachte er: „Ich habe besonders schlimm gesündigt, ich bin ein Verdammter.“ Aber was tut Jesus Christus? Er geht ganz besonders auf diesen Sünder Petrus ein, ganz besonders.
Vielleicht bist auch du dreimal gefallen. Und vielleicht bist du wirklich in Sünde gefallen, schlimmer als alle anderen um dich herum. Vielleicht bist du sogar so tief gefallen, dass du keinen Frieden mehr findest. Vielleicht fühlst du dich wie dieser eine Sünder, der sich nicht mehr traut, sein Haupt zum Himmel zu erheben, der einfach nur sagt: „Oh Gott, sei mir gnädig.“ Vielleicht traust du dich nicht mehr, zum Himmel zu schauen.
Es gibt sensible Gewissen, und wenn das bei dir so ist, möchte ich dich ermutigen: So wie Jesus Christus Petrus begleitet hat – er musste fallen, er musste etwas für sein Leben lernen –, so hat Jesus ihn durch seinen Fall getragen. Und so wie Petrus nach Galiläa kommen sollte, um wieder Gemeinschaft mit Jesus Christus zu finden, so dürfen auch wir als Christen, wenn wir gesündigt haben, immer wieder zum Kreuz kommen.
Als du gerettet wurdest, wusste unser Herr, welche Sünden du begehst und wie oft du sie wiederholen wirst. Und wisst ihr was? Er hat sich trotzdem vor Ewigkeiten für dich entschieden.
Diese Einladung an Petrus, nach Galiläa zu kommen, gilt auch uns. Ja, wir dürfen wieder zu unserem Herrn zurückkommen. Wir dürfen wieder froh in unserem Herrn werden. Warum? Weil Gott ein Gott ist, der den Einzelnen sieht. Das sehen wir an Petrus, der uns auch in unserer Sündennot sieht.
Wir sehen es bei Petrus: Gott liebt uns, trägt uns die ganze Zeit, vergibt uns immer wieder und baut uns wieder auf. Und auch das sehen wir an Petrus, denn später bekommen wir mit, wie Jesus ihm wieder Aufgaben gibt, die er sich vorher gar nicht hätte erträumen können.
Die Zurückhaltung der Jünger und die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus
Nun, wie ich es eben schon angeschnitten habe: Warum mussten diese Engel am Grab oder dieser Engel am Grab die Jünger ermutigen, nach Galiläa zu gehen? Logisch wäre es ja eigentlich, dass sie seit zwei Tagen unterwegs dorthin sind. Jerusalem und Galiläa sind 150 Kilometer Fußmarsch entfernt. Es ist wirklich interessant, dass sie nicht gegangen sind. Sie gingen nicht dorthin, wo Jesus zu finden war.
Die Anwendung an dich ist auch: Gehst auch du oft nicht dorthin, wo du Jesus findest? Was tust du, nachdem du gesündigt hast? Paul Worsch hat es mal in ein Bild gefasst: Wenn wir sündigen, setzen wir uns ganz oft erst einmal selbst auf die Anklagebank. Dann sagen wir uns: „Jetzt muss ich drei Tage warten, ich kann mich nicht dem Herrn nähern, bis so ein bisschen Gras über die Sache gewachsen ist.“ So sagen wir das ja nicht direkt, aber oft handeln wir genauso. Erst einmal müssen wir uns besser fühlen, bevor wir uns in die Nähe des Herrn trauen.
Die Jünger sind nicht gegangen. Die Frage ist also: Was tust du, nachdem du gefallen bist? Suchst du sofort den Thron der Gnade auf? Wisst ihr, wo die Jünger geblieben sind? Sie sind genau dort geblieben, wo sie die Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus verloren haben.
Wisst ihr, wo Jesus seinen Jüngern das erste Mal begegnet? Es ist so interessant: Sie sollen nach Galiläa kommen, dort werden sie Jesus treffen. Aber wisst ihr, wo Jesus seinen Jüngern das erste Mal begegnet? In Jerusalem. Er ist ihnen nachgegangen, denn sie sind nicht gekommen. Jesus macht sich auf und geht zu ihnen. Er holt sie dort ab, wo sie stehen, er geht auf sie zu.
Da sehen wir auch in Lukas 24,33: Sie verharren dort, wo sie von ihm getrennt wurden. Ich denke, das ist ein gutes Bild für uns: schnell zum Thron der Gnade zu fliegen, wo wir Hilfe zur richtigen Zeit bekommen.
Sie haben die biblische Wahrheit, aber sie wenden sie nicht auf sich an, dass sie nach Galiläa kommen sollen. Dann sollen die Frauen ihnen sagen, der Engel hat gesagt: „Geht nach Galiläa!“ Und sie gehen nicht.
Jetzt lesen wir mal Lukas 24,33: Dort sind die Emmausjünger, und sie sind Jesus begegnet. Das ist die Stelle, wo es heißt, es brannte ihnen im Herzen. In Lukas 24,33 steht: Sie standen auf in derselben Stunde, kehrten nach Jerusalem zurück und fanden die Elf, die Elf Apostel, und ihre Gefährten versammelt. In Jerusalem sprachen sie: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden, und er ist Simon erschienen.“
Was wir in Vers 33 sehen, ist, dass die Jünger immer noch in Jerusalem waren. Sie haben Jesus noch nicht gesehen, denn das seht ihr in Vers 36. Er tritt erst in Vers 36 in ihre Mitte.
Aber wisst ihr, was auch so interessant ist? Um noch einmal einen Blick auf Petrus zu werfen: Seht mal, wem er in Vers 34 schon begegnet ist, bevor er allen anderen Jüngern begegnet ist. Wem ist Jesus vorher schon ganz persönlich unter vier Augen erschienen? Er ist dem Simon erschienen.
Die Emmausjünger kommen zu den Jüngern und sagen: Jesus ist auferstanden, und er ist Simon schon vorher erschienen. Wir kennen die Geschichte nicht, wie er ihm genau erschienen ist, aber wir sehen einfach, wie Jesus diesem geknickten Rohr nachgegangen ist.
Ist das Handeln mit Simon nicht wirklich ein Beweis dafür, wie sehr er sich um das Zerbrochene kümmert? Seid euch bewusst, wie freundlich unser Herr Jesus ist. Wirklich, Jesus ist so freundlich. Es ist die Freundlichkeit und die Gnade unseres Herrn Jesus Christus.
Er hätte Petrus auch verdammen können: „Hier, du hochmütiger Petrus, ich habe es doch gesagt, dass du mich verleugnest, und du hast nichts dagegen getan. Selber schuld, bleib da, wo du bist. Ich kann auch ohne dich weitermachen.“ So hätte Jesus auch reagieren können.
Was macht er? Er geht diesem geknickten Rohr nach. Er schickt ihm einmal einen Engel über die Frauen, der ihm sagt, er soll nach Galiläa kommen. Er kam nicht. Dann macht sich Jesus selber auf und geht zu Petrus, bevor er allen anderen erschienen ist.
Das ist die Freundlichkeit unseres Herrn Jesus Christus.
Die liebevolle Aufarbeitung und der Auftrag an Petrus
Es gibt unter uns Menschen auch solche, die sündigen wie Petrus. Diese Menschen sind danach traurig und voller Selbstvorwürfe. Sie bekennen ihre Sünden und fühlen sich weiterhin schuldig. Dabei merken sie, dass ihre Beziehung zu ihrem Herrn Jesus nicht in Ordnung ist. So hat sich auch Petrus gefühlt.
Wir sehen und lernen aber auch, wie freundlich Jesus mit dem Sünder umgeht. Das bedeutet nicht, dass Jesus Petrus nicht auch im Verborgenen seine Sünden aufarbeitet. Das ist ein anderes Thema.
Ein Beispiel dafür finden wir am See von Tiberias. Dort fragt Jesus Petrus dreimal: "Liebst du mich?" Petrus weiß genau, dass Jesus ihm damit noch einmal in die Wunde sticht. Jesus ist freundlich, aber er muss auch mit uns klären, wie wir oft sündigen.
Doch jedes Mal, wenn Jesus mit Petrus diese Dinge aufarbeitet, sagt er: "Weide meine Lämmer." Im Grunde drückt Jesus damit aus: "Ja, du hast versagt, aber schau mal, welche große Aufgabe ich für dich habe. Weide meine Lämmer, hüte meine Schafe."
Was Jesus letztendlich zu Petrus sagt, ist: "Geh voran, mein Knecht."
Die Kraft des Heiligen Geistes und die Verwandlung des Petrus
Was wirklich interessant ist: Wir kennen die Stelle aus Apostelgeschichte 1,8, wo es heißt: „Ihr werdet Kraft empfangen, und ihr werdet meine Zeugen sein.“ Darüber habe ich vor fünf Wochen gepredigt.
Es ist wirklich bemerkenswert, dass, als Petrus Jesus verleugnet hat, zwar eine Magd vor ihm stand, aber im Hintergrund Jesus bei den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten war. Diese Kulisse bildet den Rahmen, in dem Petrus Jesus verleugnet.
In Apostelgeschichte 1,8 heißt es: „Ihr werdet Kraft empfangen, und durch diese Kraft könnt ihr meine Zeugen sein.“ Schaut nun mit mir in Apostelgeschichte Kapitel 4, 5 und 6. Dort ist Petrus plötzlich ein anderer. Er ist nicht mehr derselbe, der Jesus verleugnet hat.
In Apostelgeschichte Kapitel 4, 5 und 6 steht Petrus plötzlich vor den gleichen Leuten, vor denen Jesus stand, als Petrus ihn verleugnet hat – dieselbe Kulisse. Es geschah am folgenden Morgen, in Vers 5, dass sich die Obersten, Ältesten, Schriftgelehrten sowie Hannas, der Hohepriester, Kajaphas und alle aus dem hohepriesterlichen Geschlecht versammelten, um Petrus zu verhören.
Vorher hatte Petrus vor diesen Leuten Jesus verleugnet. Doch jetzt, in Apostelgeschichte 1,8, heißt es: „Wenn der Geist Gottes kommt, wirst du Kraft bekommen, und du kannst mein Zeuge sein.“ Und schaut in Kapitel 4, Vers 8: Da spricht Petrus vor derselben Kulisse, vor der er zuvor noch Angst hatte, jetzt aber vom Heiligen Geist erfüllt ist.
Er redet mutig und wird sogar ins Gefängnis gesperrt. Doch auf einmal hat Petrus die Kraft, ein Zeuge Jesu Christi zu sein. Er ist ein anderer geworden. Dieser Verleugner Petrus ist durch die Gnade Gottes zu einem Kämpfer für Jesus geworden.
Das ist eine Ermutigung für uns: Durch die Gemeinschaft mit Gott und durch seine Gnade müssen auch wir nicht die bleiben, die wir sind.
Schlussfolgerungen und Anwendung
Nun, zum Schluss: Was sollte Petrus lernen, und was können wir aus der ganzen Geschichte mitnehmen?
Meine feste Überzeugung ist, dass Petrus einen großen Dienst vor sich hatte. Er war der leitende Apostel, predigte, und Tausende wurden gläubig. Petrus durfte zwei Briefe des Neuen Testaments schreiben. Ich glaube, was Petrus in dieser Lektion lernen sollte, ist, dass er niemals selbstsicher sein darf. Er darf sich nie darauf verlassen, aus eigener Kraft zu handeln. Alles, was er für Gott tat und was er war, geschah nur aus Gnade.
Nachdem Petrus gepredigt hatte und dreitausend Menschen zum Glauben kamen, kann man sich gut vorstellen, dass er dachte: „Oh Mann, Gott, ich bin dir so dankbar, dass du durch jemanden wie mich, der dich dreimal verleugnet hat, noch so große Dinge tust.“ War das nicht seine Reaktion – ein Lobpreis seiner Gnade? Er staunte einfach darüber, dass Christus ihn, diesen großen Sünder, trotzdem benutzt. Und nicht nur für kleine Aufgaben, sondern Petrus durfte Großes tun.
Was wir aus dieser ganzen Geschichte lernen müssen, ist, dass Gnade uns demütig macht und Gott groß. Gnade macht uns demütig und Gott groß. Das Wort aus Römer 5,20 bewahrheitet sich hier: „Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch viel mächtiger geworden.“
Das war bei Petrus der Fall, als das Maß der Sünde voll geworden war. Da wurde die Gnade überströmend. Petrus wurde völlig wiederhergestellt und von Christus zum Dienst erhoben und vorbereitet. So dürfen auch wir lernen, dass wir zu allem fähig sind – und das auch wissen müssen. Gleichzeitig brauchen wir Gottes Gnade jeden Tag.
Egal, ob wir im Dienst für Gott stehen, im Kampf gegen die Sünde sind oder einfach im Alltag ein gutes Zeugnis geben wollen – wir brauchen Gottes Hilfe. Wenn wir fallen, so wie Petrus, und das wird passieren – denn wir sind alle im Kampf –, dann dürfen wir mit Zuversicht zu einem gnädigen Gott kommen. Einem Gott, der freundlich ist und Mitleid hat mit unseren Schwachheiten. Das ist Jesus Christus.
Wir sehen es am Beispiel von Petrus: Wenn das Maß der Sünde voll geworden ist, dann glaube, dass die Gnade überströmend ist. Die Gnade ist immer größer als das Maß deiner Sünde.
Amen. Vielen Dank, Tobias.
Abschluss und Ausblick
Der Gottesdienst für den Livestream neigt sich dem Ende zu. Ich freue mich, dass du heute Morgen dabei warst und von der Gnade Gottes gehört hast.
Wenn dein Leben noch nicht dem gnädigen Herrn Jesus gehört, dann nimm heute Morgen seine Hand an – nicht nur die heilende, sondern auch die vergebende Hand.
Zum Abschluss des ersten Teils wollen wir noch ein Lied hören. Danach ist der Livestream beendet.
Ich freue mich, wenn du nächsten Sonntag wieder um 9:30 Uhr mit dabei bist. Wir hören dann das Lied „Danke Jesus“. Im zweiten Teil geht es anschließend mit der Anbetungszeit weiter. Reicht leicht, wenn man sein will.